Auch für Führungskräfte gibt es den Schock plötzlicher Freizeit. Was tun? Zumeist führen organisatorische und wirtschaftliche „Optimierungsmaßnahmen“ zu Kündigungen, welche die Betroffenen nicht erwartet hatten. Geänderte Qualifikationsansprüche nicht mehr erfüllen zu können, wird dann oft als Kündigungsgrund genannt. Von der Unternehmensleitung her konzentriert man sich dabei manchmal auf Angestellte, die wegen häufigen, krankheitsbedingten Ausfällen nicht mehr der erforderlichen Produktivität entsprechen. Oder auf jene, mit denen auch im persönlichen Bereich keine harmonische Zusammenarbeit besteht. Die Erwartungen der einen Seite und die Entwicklungen der anderen driften eben manchmal auseinander – wie auch im Privatleben. Trotzdem werden auch dann betriebliche Gründe für die Kündigung vorgeschoben, da die rechtlichen Voraussetzungen für eine verhaltens- oder personenbezogene Kündigung fehlen. Gefragt, wie Betroffene das abrupte Ende des Arbeitsverhältnisses verarbeiten sollen, sieht der Karriere- und Strategieberater Erick Reichelt einen schnellen, klaren Schnitt für alle Beteiligten als den im Rückblick besten Schritt. Erfahrungsgemäß, so der Berater, entwickeln die meisten der so entlassenen Mitarbeiter, sobald sie in eine neue Realität hineingewachsen sind, eine hohe Dynamik und Anpassungsfähigkeit. Obwohl es nach dem ersten Schock zunächst nicht vorstellbar war, befinden sich die Gekündigten spätestens nach einem Jahr wieder in einem Arbeitsverhältnis, oft sogar unter besseren Bedingungen, als vorher. Es kommt auch vor, dass die unfreiwillig ausgelöste Neuorientierung ohnehin längst fällig war, wie dann festgestellt wird. Die Frage, ob sich Führungskräfte darauf einstellen müssten, von heute auf morgen arbeitslos werden zu können, bejaht Reichelt mit „Niemand ist unersetzlich. Die Zeiten langfristiger Arbeitsplatzsicherheit sind lang vorbei. Die nachrückende Generation ist schon darauf eingestellt, ihren beruflichen Weg nicht mehr in nur einem Unternehmen zu gehen.“ Nach Erfahrungswerten gefragt, wie lange es nach einer abrupten Kündigung bis zu einem neuen Arbeitsverhältnis dauert und wovon dies abhängt, weiß Reichelt: „Der Durchschnitt liegt bei sechs bis neun Monaten mit etwa 80 Bewerbungen. Entscheidend sind arbeitsmarktrelevante Qualifikationen und Kompromissfähigkeit. Brenzlig wird es, wenn jemand auf die 60 zugeht. Schmerzlich kann die Erkenntnis sein, in der Frage nach dem Gehalt flexibel sein zu müssen.“ Zusammenfassend gibt Erik Reichelt den Rat: „Nichts ist so beständig wie die Veränderung, daher ist gut beraten, wer das akzeptiert und sich darauf einstellt. Eine Kündigung, noch dazu eine plötzliche, ist ein Schock. Ein Urlaub mit Tapetenwechsel kann helfen, die Phasen der Wut und Enttäuschung über den Arbeitsplatzverlust zu überwinden, einen Abstand zum Unternehmen zu gewinnen, sich bereit zu machen und darauf zu konzentrieren, einen neuen Job zu finden. Wichtig, auch wenn es schwer fällt, ist die kritische Selbstreflektion, was möglicherweise der eigene Anteil war, den Arbeitsplatz zu verlieren. Letztlich ist in dieser Situation Selbstdisziplin besonders gefragt. Es ist wichtig, dem Tag eine Struktur zu geben und bisherige Gewohnheiten wie z.B. sportliche Aktivitäten erst recht aufrecht zu erhalten um einer aufkommenden Lethargie entgegenzuwirken bevor es dann die pragmatische Phase der beruflichen Neuorientierung übergehen kann.“ Quelle: Erik Reichelt, Gründer und Geschäftsführer der Reichelt Beratung GmbH im KARRIERENSTANDARD
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