"Vorbereitung, Durchführung und Auswertung des Besuches eines

Vorbereitung, Durchführung und Auswertung
eines Geschichtsortes / einer Spurensuche
Die Anlässe Geschichte in interkulturellen Jugendbegegnungen zu thematisieren,
können unterschiedlich sein. Möglich ist der Besuch einer Gedenkstätte oder
eines Historischen Museums. Möglich ist aber auch eine historische Spurensuche
am
Begegnungsort,
Geschichtsdiskurse
um
herauszufinden,
einem
dort
begegnen:
wo
und
wie
Geschichte
Straßennamen,
und
Gedenktafeln,
Friedhöfe sind Spuren, die unter anderem darauf verweisen.
Je nach Begegnungsort gibt es besondere historische Themen, die sich für eine
thematische Schwerpunktsetzung eignen: In einem Stadtviertel, in dem viele
Migrantinnen und Migranten leben, bietet sich an, nach den Spuren der
Migrationsgeschichte zu suchen; in einem anderen gibt es vielleicht einen
Geschichtsort (z.B. Gedenkstätte, Museum), der ein spezifisches historisches
Thema behandelt. Die Spurensuche oder der Besuch eines Geschichtsortes
können ein Element der Jugendbegegnung oder ihr Aufhänger sein, der sich als
roter Faden durch die Jugendbegegnung zieht.
Kontaktaufnahme und Programmabsprache mit Geschichtsorten
Sowohl eine Spurensuche, die einen Rallyecharakter haben kann, als auch der
Besuch eines Geschichtsortes setzen voraus, dass die Betreuer sich im Vorhinein
mit dem jeweiligen Stadtviertel oder dem Geschichtsort auseinandergesetzt
haben. Dazu gehört auch, sich über die jeweiligen Angebote zu informieren, die
Geschichtsorte
an
Gruppen
machen
(z.B.
freier
Besuch
/
Ausleihe
von
Audioguides / Führung und pädagogische Betreuung).
Einige Geschichtsorte verfügen über pädagogische Mitarbeiter, die Erfahrung in
der Arbeit mit Schülern und Jugendlichen haben. Sind Geschichtsorte auch über
nationale Grenzen hinaus bedeutungsvoll, können Führungen und Workshops
häufig auf Englisch oder Französisch angeboten werden. In vielen Fällen ist es
empfehlenswert, auf diese Angebote und das „Expertenwissen“ zurückzugreifen insbesondere wenn es sich um Orte handelt, die eine komplexe und emotional
fordernde Geschichte erzählen (z.B. KZ-Gedenkstätten).
Wenn ein pädagogisches Programm oder eine Führung gebucht wird, sollte
darauf geachtet werden, dass eine Abstimmung mit dem pädagogischen
Mitarbeiter des Geschichtsortes erfolgt, in denen Informationen über die Gruppe
ausgetauscht werden können (z.B. Alter, Zusammensetzung der Gruppe,
Hintergrund der Gruppe, historische Vorkenntnisse). Ebenso ist es wichtig, die
eigene Arbeitsweise, den interkulturellen Charakter und die Ziele der Begegnung
hervorzuheben, denn nur so kann an das Programm der Jugendbegegnung
angeknüpft werden. Darüber hinaus kann auch um eine Zusendung von
Materialien gebeten werden, durch die sich die Betreuerinnen und Betreuer
inhaltlich vorbereiten können.
Vorbereitung der Jugendlichen (vor der Jugendbegegnung)
Es bietet sich an, den Jugendlichen vor der Jugendbegegnung bereits eine kleine
Aufgabe zu geben, indem sie sich dem Thema der Begegnung annähern. Das
kann z.B. eine kleine Recherche sein, in der nach der familiären Verbindung zum
jeweiligen Thema gefragt wird (z.B. „Bring your own history“). Ziel ist hierbei vor
allem das Wecken von Motivation und Interesse.
Themenauftakt, Vorbereitung auf die Spurensuche oder den Besuch
eines historischen Ortes
Am Beginn der Begegnung ist es wichtig, die Bilder und Vorstellungen, welche
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem historischen Thema verbinden, zu
thematisieren und zu ordnen. Dafür ist ein assoziativer Einstieg sinnvoll (z.B.
Assoziogramm). Eine erste Ordnung kann dann durch einen (noch leeren)
Zeitstrahl vorgenommen werden, auf dem bestimmte Assoziationen, die dem
Assoziogramm entnommen werden, angelegt und hinzugefügt werden. Der
Zeitstrahl kann anschließend im Seminarraum aufgehängt werden, die Gruppe
durch die Begegnung hindurch begleiten und zur Vor- und Nachbereitung genutzt
werden, indem weitere Elemente aus der „Spurensuche“ oder dem Besuch des
Geschichtsortes hinzugefügt werden.
Vor der „Spurensuche“ oder dem Besuch eines Geschichtsortes sollte den
Teilnehmerinnen und Teilnehmers deutlich gemacht werden, dass Geschichte aus
unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird und einen konstruktiven Charakter
besitzt. Dieses Wissen ist notwendig, um Geschichte und ihre Erinnerung zu
deuten, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihrer Spurensuche oder
während ihres Besuchs des Geschichtsortes direkt mit Geschichte und ihrer
Erinnerung konfrontiert werden. Damit es nicht beim theoretischen Wissen um
Multiperspektivität und Konstruktionscharakter bleibt, ist es sinnvoll, den
Jugendlichen einen Auftrag zu geben, der ihre Beobachtungsgabe und kritische
Auseinandersetzung mit Geschichte schult: Sie könnten zum Beispiel darauf
achten, wer den Geschichtsort oder die Gedenkstafel gestaltet hat, nach der
Entwicklungsgeschichte eines Geschichtsortes fragen oder nach der Vielfalt von
Erinnerungssymbolen Ausschau halten, hinter denen unterschiedliche Initiativen
stehen können etc.
Auswertung und Nachbereitung der „Spurensuche“ oder des Besuchs
eines Geschichtsortes
Für die Auswertung und Nachbereitung der „Spurensuche“ oder des Besuchs
eines Geschichtsortes bietet es sich an, zunächst einmal die Eindrücke der
Jugendlichen zu sammeln, die gewonnen wurden. Haben sich diese Eindrücke
etwas gesetzt, können Kreativworkshops angeboten werden (z.B. Comic,
Standbilder, Film etc.), in denen die Jugendlichen sich mit den gewonnen
Eindrücken auseinandersetzen. Zu empfehlen ist dabei, dass Bezüge zu der
Lebenswelt der Jugendlichen hergestellt werden, denn das Finden der eigenen
Stimme/die eigene Positionierung ist immer Voraussetzung für die Initiierung
eines kreativen Prozesses.