Assistenzsysteme für Hilfe und Wohnkomfort im Alter

Assistenzsysteme für Hilfe und Wohnkomfort im Alter
Länger selbstständig zuhause leben: Gerade bei ersten körperlichen oder mentalen
Einschränkungen wie zunehmender Vergesslichkeit können intelligente Hilfe- und
Komfortsysteme für die Wohnung ältere Menschen unterstützen. Man kann sich solche
Systeme als intelligente technische Assistenten vorstellen, die die Signale einer Vielzahl
von Sensoren verarbeiten und so vor Gefahren zuhause warnen und bei Bedarf Angehörige
oder einen Pflegedienst informieren können.
Dass die Zahl der allein Lebenden in Deutschland so hoch ist, liegt weniger an den vielen Singles
der jüngeren Generation. Vielmehr liegt es daran, dass immer mehr ältere Menschen allein leben.
Der Partner ist gestorben, die Kinder sind aus dem Haus und leben zudem oft weit weg –
Mehrgenerationenhaushalte, in denen sich die Jüngeren um die Älteren kümmern, gibt es immer
seltener. Im Alter ins Heim zu gehen, ist aber für die meisten Senioren keine Alternative. Vielmehr
möchten sie so lange wie möglich zuhause wohnen bleiben.
Die Angehörigen fragen sich oftmals, ob das überhaupt möglich ist. Sie sind häufig hin- und
hergerissen zwischen dem Wunsch, ihren Eltern oder Großeltern das Heim zu ersparen, und dem
- auf den ersten Blick konträr erscheinenden – Wunsch nach einem sicheren Wohnumfeld für sie.
Erinnern, warnen, Hilfe rufen
Eine Lösung für diese zwiespältige Situation kann der Einsatz von Ambient Assisted LivingTechnologien (AAL) sein. Solche Systeme funktionieren wie ein intelligenter Assistent und bieten
Hilfe und Komfort. Sie können – nicht nur – Senioren im Alltag unterstützen, vor möglichen
Gefahren warnen und auf Wunsch Angehörige oder einen Pflegedienst benachrichtigen. Die
technischen Möglichkeiten gehen dabei weit über eine reine Notruf-Funktion hinaus.
Auch intelligente Technik ist kein Ersatz für persönlichen Kontakt
Sensoren an einer Tablettenbox etwa registrieren es, wenn diese geöffnet wird – über ein AALSystem lässt sich dann prüfen, ob Medikamente zur regulären Zeit eingenommen werden. Ein
Bettsensor stellt fest, ob ein Bett belegt ist – das AAL-System kann dann Angehörigen melden, ob
jemand ungewöhnlich lange im Bett liegt. Lassen sich Messgeräte für Vitalfunktionen in das System
integrieren, können die Systemnutzer auch selbstständig beispielsweise ihren Blutdruck oder ihre
Blutzuckerwerte messen und bei Vergessen daran erinnert werden. Gleichzeitig können
Angehörige aus der Ferne kontrollieren, ob die Werte in Ordnung sind – und bei Auffälligkeiten mit
Oma oder Opa einen Arzt aufsuchen. Denn bei allem, was Assistenzsysteme heute können: Den
persönlichen Kontakt ersetzen sie nicht.
Baukastensystem von Vorteil
Sie
registrieren
aber
beispielsweise,
ob
sich
ungewöhnlich lange niemand
in der Wohnung bewegt, die
Haustür sehr lange offen steht
oder das Wasser im Bad
überläuft.
Besonders weit
entwickelte Systeme merken
auch,
welche
prinzipiell
harmlosen
Situationen
in
Kombination
eine
Gefahr
darstellen – zum Beispiel,
wenn ein Alleinlebender ins
Bett geht, während der Herd noch an ist oder das Haus verlässt, während der Wasserhahn noch
läuft. Moderne Hilfesysteme machen den Bewohner auf das Problem aufmerksam und
benachrichtigen bei Bedarf einen Angehörigen, einen Nachbarn oder die zuständigen
Pflegekräfte.Besonders praktisch sind Systeme, die nach dem Baukastenprinzip an die jeweilige
Lebenssituation anpassbar und bei Bedarf individuell erweiterbar sind.
Während der Nutzung lernt das System dazu
„Ein modernes AAL-System kann sehr viele Situationen erkennen und bewerten und differenziert
kommunizieren", sagt Tim Lange. Sein Unternehmen, die Berliner casenio AG, hat das
gleichnamige Hilfe- und Komfortsystem entwickelt, das mit verschiedenen Sensoren arbeitet,
kabellos installiert werden kann und während der Nutzung dazulernt. Die Sensoren übertragen
sämtliche Informationen per Funk an eine Hauszentrale und von dort verschlüsselt an ein
Rechenzentrum, wo sie mit den dort hinterlegten Daten zu den Gewohnheiten des Bewohners
abgeglichen werden. Auf diese Weise können mögliche Gefahrensituationen schnell erkannt
werden.
Umzug ins Pflegeheim hinauszögern
Auf AAL-Technologien basierende Hilfe- und Komfortsysteme ermöglichen somit vielen Menschen
ein längeres Verbleiben in ihrem Zuhause und verschaffen gleichzeitig auch Angehörigen und
Pflegenden Erleichterung und mehr Sicherheit. Der Umzug ins Pflegeheim kann sich damit oft
vermeiden oder zumindest deutlich hinauszögern lassen. Ein weiterer Vorteil: Bei guten Systemen
sind umständliche Umbauten oder das Vorhandensein von Telefon- und Internetanschluss
überflüssig.
Erst informieren, dann kaufen
Da es mittlerweile allerdings viele und in Funktionsumfang und Preis sehr unterschiedliche AALSysteme gibt, sollte jeder sich vor der Anschaffung gut überlegen, welche Funktionen er benötigt.
Auch generell gibt es für Senioren viele Angebote das Wohnumfeld betreffend – on Stützgriffen für
das Bad bis zur barrierefreien Küche. In Musterwohnungen wie der „Ermündigungswohnung" in
Berlin-Marzahn können sich Senioren nach Anmeldung völlig unverbindlich einen Überblick
darüber verschaffen, was der Zielgruppe Senioren mittlerweile alles geboten wird. So lässt sich
praxisnah testen, was man selbst gut gebrauchen könnte. Und was nicht.
Quelle: casenio AG
http://www.deutsches-seniorenportal.de/alltagshilfen/technische-hilfsmittel/assistenzsysteme-fuerhilfe-und-wohnkomfort-im-alter