Fress- und Wiederkäuverhalten von Milchkühen bei verschiedenen

Nutzt
ere
Fress- und Wiederkäuverhalten von Milchkühen
bei verschiedenen Fütterungsregimes
Florian leiberl, Johanna K. Probstl, Nils Zehner 2 und Anet Spengler Neff'
'Forschungsinstitut für biologischen landbau FiBl, 5070 Frick, Schweiz
2Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften, 8356 Tänikon, Schweiz
Auskünfte: Florian l eiber, E-Mail: florian [email protected]
Abb . 1
I
Fleckviehkuh mit RumiWatch-Halfter.
Einleitung
gangenen Jahren entwickelt wu rden (z. B. Zehner et al.
2012; Oudshoorn et al. 2013; Braun et al. 2014; Büchel
We nn Kraftfutter in Rationen für Milchkühe reduz iert
und Sundrum, 2014). Mit diesen Sensoren sind Fress- und
w ird, bekommen die Aufnahme des Grundfutters sowie
Wiederkäuze iten in
die Verdaulichkeit und Futterverwe rtung eine umso
sowie die Frequen z der Kausch läge erfassbar und für
höhere Bedeutung . Fo lglich sind ve rschiedene Strate-
versch iedene Frag estellungen auswertbar. Unter w issen-
beliebiger zeitlicher Auflösung
gien beim Umgang mit dem Gru nd futter gefragt, um
schaftl ichen
diese Parameter zu verbessern. Damit sich der Erfol g von
bereits vielfach genutzt, zum Beispiel um die Re akt ion
Fütterungsstrategien differenziert einschätzen und steuern lässt, wäre es w icht ig, die
F~tte raufnahme
und die
Bedingungen
we rd en
solche Sensoren
von Kühen auf verschiedene Fütterungssituationen darzustel len und Schlussfolgerungen im Hinblick auf die
Ve rdauung (inklusive Wiederkäuverhalten) unter Praxis-
Pansengesundheit, Futteraufnahme oder Verdaulichkeit
bedingungen näherungswe ise zu erfassen.
zu ziehen (Hessie et al. 2008; Umemura et al. 2009; Korn-
Ein Hilfsmittel dafür könnten Sensoren zu r Erfassung
der Fress- und Wiederkäuaktivit ät sein, die in den ver-
Agrarforschung Schwe iz 6 (10): 462~469, 2015
f eit et al. 20 13). Es gibt zunehmend Geräte, die auch fü r
den Einsatz unter Praxisbedingungen zum Beispiel in der
Fress- und Wiederkäuverhalten von Milchkühen bei verschiedenen Fütterungsregimes
Beratung vorgesehen sind. Um solche Hilfsmittel sinnvoll
einsetzen zu können, bedarf es jedoch noch einer
:::J
~
auf die genannten Parameter und deren Bedeutung im
und
Milchkühen der Rasse Swiss Fleckvieh
wurden die Effekte verschiedener Fütte-
VI
VI
che die Einflüsse verschiedener Faktoren der Fütterung
Effizienz
In einem Versuch mit 23 laktierenden
Cl
s::
wesentlich breiteren empirischen Datengrundlage, weI-
Hinblick auf Tierwohl,
•
Produktivität
beschreibt.
s::
GI
E
verhalten sowie auf die Kotpartikelfraktio-
ra
entsprechend den Richtlinien von Bio Suisse.
E
Ein weiterer relevanter Parameter zur Beurteilung
VI
der Verdauungstätigkeit könnte die proportionale Ver-
:::J
N
tei lung der Kotpartikelfraktionen sein, die sich durch
Siebw aschung untersuchen lässt (Kornfeit et a/. 2013;
rungsregimes auf das Fress- und Wiederkäunen untersucht. Die Herde stand auf einem
Biobetrieb mit niedrigem Kraftfutterniveau
In einem zweifaktoriellen Experiment wurde
zum einen der vollständige Verzicht auf
individuell gefüttertes Kraftfutter und zum
Leiber et al. 2015a). Eine solche Untersuchung ist auch
anderen die separate Vorlage von Emd (Heu,
unter Praxisbedingungen relativ einfach zu realisieren,
zweiter Schnitt) am Morgen anstelle perma-
aber auch hier bedarf es noch einer breiteren Daten-
nenter TMR-Fütterung (Totalmischration)
grundlage, um systematische Interpretationen ableiten
getestet. Der Kraftfutterverzicht hatte keine
zu können.
Auswirkungen auf die untersuchten Parameter. Die sequenzielle Grundfuttervorlage
Im hier beschriebenen Versuch wurden die Effekte
von zwei verschiedenen Rationszusammensetzungen
führte zu verlängerten Fresszeiten tagsüber
und zwei verschiedenen Kraftfutterniveaus auf das Fress-
sowie zu verkürzten Fresszeiten und tenden·
und Wiede rkäuverhalten und die Kotpartikelfraktionen
ziel! längeren Wiederkäuzeiten nachts.
untersucht, um in empirischer Weise zu ermitteln, wie
Zudem wechselten die Kühe bei separater
stark diese Parameter überhaupt auf Veränderungen in
Emdfütterung insbesondere nachts signifi-
kraftfutterarmen Fütterungssystemen reagieren .
kant seltener zwischen verschiedenen
Aktivitäten. Die Kotpartikelfraktionen wiesen
Material und Methoden
kaum Veränderungen durch die Versuchsfaktoren auf. Die Ergebnisse zeigen, dass die
Der Versuch wurde auf einem Biobetrieb im Kanton
sequenzielle Fütterung von Grundfutter
Bern durchgeführt. 30 laktierende Kühe der Rasse Swiss
Effekte hat, deren Wirkung als positiv
Fleckvieh (durchschnittliche Jahresmilchleistung 7000 kg,
angenommen werden kann. Zudem erwiesen
Anbindehaltung) wurden während der Winterfütte-
sich die Kausensoren als geeignet, um
rungsperiode in zwei Gruppen mit 15 Kühen eingetei lt,
Auswirkungen verschiedener
ausgewogen nach Milchleistung, Milchproteinkonzent-
gimes auf das Verhalten der Milchkühe zu
ration, Laktationsstadium und Laktationsnummer (Rei-
erfassen.
Fütterungsre~
henfolge der Priorität). Die Gruppe Prot+ erhielt im
Durchschnitt 2,4 kg Ei we isskonzentrat pro Tag, individuell nach Leistung zugeteilt, in Form der auf diesem
Betrieb üblicherweise verabreichten Mischung aus zwei
Konzentraten mit durchschnittlich 31 % Rohprotein auf
Basis von Sojakuchen. Für die Gruppe Prot- wu rde die
Fütterung der Ei we isskonzentrate auf null gesetzt. Während der Ve rsuchsphase 1 erhielten alle Kühe die betriebsübliche Totalmi schration (TMR) mit 32 % Grassilage, 30 % Maissilage, 21 % Heu, 9 % Lu zernegrünmeh l,
5 % Kartoffeln und 3 % Sojakuchen (Gewichtsprozent in
der Trockensubstanz). Diese «TMR1 » enthielt 14% Rohprotein und 5,65 MJ NEUkg TS. Nach zwei Wochen
Adaptation wurde die Erhebungswoche 1 durchgeführt.
Für Versuchsphase 2 wurde die TMR verändert, sie
enthielt nun 75% weniger Heu (<<TMR2»: 13,3 % Rohprotein und 5,7 NEUkg TS). Zusätzlich wurde in dieser
Versuchsphase 2 Emd (Heu, zweiter Schnitt, 17 % Rohprotein, 5,4 MJ NEUkg TS) separat ad libitum am Mor-
>
Agrarforschung Schweiz 6 (10): 462-469, 2015
I
Nutztiere
Nutztiere
I
Fress - und Wiederkäuverhalten von M ilchkühen bei verschiedenen Fütterungsregimes
Abb . 2
I
Siebwaschung der Kotproben durch vier Siebe mit verschiedenen Porengrössen.
gen (6.00 bis 8.00 Uhr) gefüttert. Die Kraftfutterzuteilung
blieb gleich.
Wiederum
nach zwei
tet. Gruppe und Erhebung wurden als feste Faktoren
Woc hen
und das Einzeltier als zufälliger Faktor berücksichtigt.
Adaptation wurde die Erhebungswoche 2 durchgeführt.
Bei der Milchmenge wurde zusätzlich der Wert der letzten Milchleistungsprüfung vo r dem Ve rsuch als Kovari-
Datenerhebung und -auswertung
able berücksichtigt.
Während der bei den Erhebungswochen, wurde wä hrend je vier Tagen das Fress- und Wiederkäuverhalten
Resultate
der Kühe mit Sensorhalftern (RumiWatch, Itin + Hoch
GmbH, Liestal, Schweiz; Zehner et al. 2012) erfasst. Der
Weder beim Fress- und Wiederkäuverhalten noch bei der
erste Tag der viertägigen Periode wu rde als Adapta-
Verteilung der Kotpartikelfraktionen gab es Unter-
tionsphase der Kühe an die Halfter nicht mit ausgewer-
schiede zwischen den Gruppen Prot+ und Prot- , auch
tet. Die hier publizierten Daten beruhen auf den jewei-
wen n sich durch den Ve rzicht auf das Kraftfutter die
ligen Erhebungstagen 2 bis 4. Die Auswertung erfolgte
Milchmenge reduzierte (Tab. 1). Demgegenüber hatte
mit der produktspezifischen Software RumiWatch Con-
die separate Vorlage von Emd am Morgen deutliche
verter 7.3.2, auf der Basis von einstündigen Intervallen .
Auswirkungen auf das Fressverhalten: Im Zeitraum zwi-
Zweimal pro Erhebungszeitraum wu rden am Nachmit-
schen 6.00 und 14.00 Uhr frassen die Kühe sign ifikant
tag individuelle Kotproben von jeder Kuh genommen
länger (Tab. 1), was in beiden Gruppen vor allem auf
und mittels Siebwaschung auf ihre Partikelgrössen-
einer stark verlängerten Fresszeit wä hrend der Fütte-
zusamm ensetzung untersucht. Die Siebgrössen waren
rungszeiten um 6.00 und um 10.00 Uhr (Abb. 3 und 5)
4 mm, 2 mm, 1 mm und 0,3 mm (Leiber et al. 2015a;
beruht. Auf die Fresszeiten im Zeitraum zwischen 14.00
Abb. 2). Ebenf alls zweimal pro Erhebungszeitraum
und 22.00 Uhr hatte die separate Emdfütterung keinen
wu rde die Tagesmilchmenge individuell gemessen. Sie-
signifikanten Einfluss, obwohl an einigen Tagen wäh-
ben Kühe mussten später aus den Datensätzen ausge-
rend der Nachmittagsfütterung ab 16.00 Uhr deutlich
schlossen we rden, da aus technischen Gründen die
länger gefressen wurde (Abb. 3 und 5). Die Parameter
Datenerhebung unvollständig war. In Gruppe Prot+
des Wiederkäuens waren nicht signifikant durch den
ve rbli eben elf Ti ere, in Gruppe Prot- zwölf Tiere. Di e
Versuch beeinflusst (Tab. 1 sowie Abb. 4 und 6).
Gruppen waren aber nach wie·vo r im Hinblick auf die
Einen deutlichen Effekt hatte die separate Vorlage
Lei stungen vor Versuchsbeginn und das Alter der Ti ere
von Emd auf die Aktivitätswechsel zwischen Fressen,
gut balanciert. Die Daten wurden in einem linearen
Wiederkäuen und Ruhen:. Während in der ersten Ver-
gemischten Modell mit der Software 5P5S 21 ausgewer-
suchsphase knapp acht Aktivitätswechsel pro Stunde
Agrarforschung Schweiz 6 (10): 462-469, 2015
Fress- und Wiederkäuverhalten von Milchkühen be i ver schiedenen Fütterungsregimes
Tab . 1
I Fütterungseffekte auf da s Fress- und Wiederkäuverhalten , die Kotpartikelfraktionen und die Milchlei stung von
I
Nutz tiere
Sw iss Fleckv ieh -
kühen auf einem Sch w eizer Biobetri eb (arithmetische Mittel ).
Erhebungswoche 1 ~
Erhebungswoche 2 b
P-Werte
Gruppe
Erhebungsw oche
GOf
Standardfehler
0,987
0,183
0,995
12,4
22, 2
0,718
0,001
0,640
0,84
19, o
0,863
0,915
0,510
0,58
0,268
0,003
0,769
0,46
0,477
0,480
0,801
20,8
20,2
0,198
0,551
0,997
0,77
24,2
0,459
0,080
0,974
0,89
25,9
0,583
0,945
0,917
1,20
57 5
591
0,803
0,259
0,791
19,7
43, 7
47,0
0,250
0,074
0,704
1,29
54, 7
57,6
0,244
c---0,246
0,772
1,06
Gruppe
Prot+<
Gruppe
Prot- d
Gruppe
Prot+'
Gruppe
Prot- d
Fressen Imin/Tagl
376
376
400
39 5
Fressen 6- 14 h [min/hl
18,4
18,5
23,2
Fressen 14- 22 h [min/hl
19,5
18,8
18,8
9,7
10,8
8,0
8, 2
520
538
53 2
563
18,0
19,6
18, 6
20,9
22,1
23,
25,7
24, 7
554
Fressdauer
-
-
Fressen 22-6 h [min/hl
I
-
Wiederkäuverhalten
Wiederkäuen Imin/Tagl
Wiederkäuen 6-14 h [min/hl
-
Wiederkäuen 14-22h Imin/hl
-
24,8
Wiederkäuen 22-6 h Imin/hl
Boli/Tag
_
KauschlägelBolus
KauschlägelMinute
547
'-
-1-
48,3
I
50,3
-
J
-
57,6
I
59,4
Akti vitätswechsel
Aktivitätswechsel in 24 h [AnzahJ/hl
7,86
7,76
Aktivitätswechsel6- 14 h [Anzahl/hl
8,27
8,37
AktivitätswechseI 14- 22 h [Anzahl/hl
8,75
8,50
Aktivitätswechsel22-6 h [Anzahl/hl
6,06
6,76
,'"
7,30
7,22
4,53
''~ r
-
-
0,027
7,10
0,956
0,153
6,75
0,682
0,038
0,84~
0,016
3,98
-
Kot Siebfraktionen [g /100 9 TSI
--+---
"J
0,50
0,861
0,53
0,903
0,58
0,447
0,65
0,3 mm
21,1
21,6
22,4
22'3~26
0,078
0,608
0,42
1,Omm
3,07
3,49
3,84
3,09
0,716
0,422
0,054
0,23
5,01
5,67
r- 2'~
5,48
0,627
0,376
0,870
0,34
2,51
2,26
0,921
0,441
0,352
0,20
0,841
0;055
0,233
0,67
0,079
0,022
0,799
1,30
2,0 mm
r--5,27
I-4,0 mm
2,04
-I-
Alle Fraktionen
31,4
32,4
34,5
33,1
Milchleistung IkglTagl
24,7
21,6
23,4
19,3
1
"TMR-Futterung
"modifizierte TMR -Fütterung und separate Vorlilge von Emd zwischen 6.00 und 8.00 Uhr
'ca. 2,4 kg separa t gefüttertes KrilftfutterlTierlTag
"kein sepM3tes Kr3 ft futt er
stattfanden, w aren es in der zw eiten Phase, als das Emd
Di s ku ss io n
separat gefüttert w urde, nur noch etwas mehr als sechs
pro Stunde (Tab. 1). Dieser Unterschied w ar vo r allem in
Die hier vorg estellte Stud ie hatte zum Ziel, Effekte eines
den Zeiten zwi schen 14.00 und 22.00 Uhr und nachts
ve ränderten Fütterung sregimes in kraftfutterarmen Füt-
(22.00 bis 6.00 Uhr) st ark ausgeprägt.
terungssystemen auf das Fress- und Wi ederkäuverhalten
Die Kotpartikelfraktionen w aren nur w enig beein-
sow ie auf die Kotpartikelfraktionen zu untersuchen. Ein
flusst durch die Fütterungsregimes. Es zeigte sich ledig-
bemerkensw ertes Ergebn is ist, dass sich der vol lständige
lich eine stati stische Tendenz zu eine·m etw as höheren
Verzicht auf individuell gefüttertes Kraftfutter gar ni cht
A nteil der Summe aller Siebfraktionen im Kot in der
auf die untersuchten Param eter aus w ir kt ~. In einer
Phase m it separater Emdfütterung, w as vo r allem auf
anderen A usw ertung aus demst;;lben Versuch (in dem
den Fraktionen 0,3 mm und 2 mm beruhte (Tab. 1).
auch der Futterverzehr gewogen w urde) hatte sich
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Nutzt iere
I
Fress - und Wiederkäuverhalten von Milchkühen bei verschiedenen Fütterungsregimes
45
6- 14 Uhr 14-22 Uhr 22- 6 Uhr
6- 14 Uhr 14-22 Uhr 22-6 Uhr 6-14 Uhr 14- 22 Uhr 22-6 Uhr
40
---
35
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30
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25
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20
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15
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10
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-
Woche 1, TMR1
Woche 2, TMR2 + Heu am Morgen
4 6810121 4 1618 2022 02468 10121416 182022 02 4 6 8 10 12 141 61 82022024
Uhrzeit
Abb . 3
I Wiederkäuzeiten IMinuten / hl in Gruppe Prot+ während der Tage 2-4 in den Erhebungswochen 1 und 2. Woche 1: TMR-Fütterung ,
Woche 2: modifizierte TMR-Fütterung und separate Emdvorlage am Morgen . *: p < 0,05.
gezeigt, dass der Kraftf utterverzehr zu einer signifikan -
Tagesverlaufs. Die Fresszeiten w aren deutlich verlängert,
ten Steigerung der Grundfutteraufnahme führte (Leiber
nicht nur w ährend der Emd vo rlag e zw ischen 6.00 und
et al. 2015b). Dass sich dies nicht in den Fresszeiten
8.00 Uhr, sond ern auch bei der Fütterung um 10.00 Uhr
w iderspiegelt, zeigt einerseits, dass bei dem vergleichs-
sow ie an den beiden letzten Versuchstagen auch am
w eise ni edrigen Kraftfutterni ve au vo n rund 2,5 kg pro
Nachmittag um 16.00 Uhr - und zwar stet s in beid en Ver-
Tier und Tag die A ufnahme einer entsprechenden Menge
suchsgruppen . Dies w eist auf eine mögliche stimuli e-
Raufutter nicht w esentlich mehr Zeit ben ötigt. Es zeigt
rende W irkung einer sequ enziellen Grundfuttervo rl age
aber auch, dass sich das Verzehrsmuster im Tagesverlauf
auf die Fressdauer hin, w as im Zusammenhang mit einer
nicht w esentl ich ändert.
Kraftfutterredu kti on ein sehr w ichtiger Effekt sein kann.
Die separate Vorlage von Emd am frühen Morgen
Hingegen w ar w ährend der Nachtzeit zwischen 22.00
hatte hingegen sehr deutliche A usw irkungen auf das
und 6.00 Uhr die Fresszeit signifikant kürzer, w en n am
Fress· und Wiederkäuverhalten w ährend des gesamten
Morgen Emd separat vorgelegt wo rden w ar. Dieser
60 , -- -- - - - - - - -6-14 Uhr 14-22 Uhr 22- 6 Uhr
- -- -- - --
6-1 4 Uhr 14-22 Uhr 22-6 Uhr
- -- -- - - - -
6- 14 Uhr 14-22 Uhr 22-6 Uhr
50
I
40
~
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20
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0
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JA.\rt- - ~-~]I
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Woche 1, TMR1
Woche 2, TMR2 + Heu am Morgen
46810121 4 16182022 02468 101214 16182022 02468101214 16182022 0 2 4
Uhrzeit
Abb . 4
I Fresszeiten [Minuten / h] in Gruppe Prot+ während der Tage 2- 4 in den Erhebungsw ochen 1 u~rt 2. Woche 1: TMR-Fütterung , Woche
2: modifizierte TMR·Fütterung und separate Emd vorlage am Morgen. *: p < 0,05; **: p < 0,01 ; * **: p < 0,001 .
_
Agrarforschung Schweiz 6 (10): 462-469,2015
Fress- und Wiederkäuverha lten von Milchkühen bei verschiedenen Fütterungs r eg i mes
I
Nu tzt iere
50
6-14Uhr 14- 22Uhr 22- 6Uhr
6-14Uhr 14-22Uhr 22-6 Uhr 6-14 Uhr 14- 22 hr 22-6Uhr
45
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Woche 1, TMR1
Woche 2, TMR2 + Heu am Morgen
0
4 6 81012141618 20 22024 6 810121416182022 0 2 4 6 8101214161 8 2022024
Uhrzeit
Abb . S
I
Wiederkäuzeiten (Minuten /h] in Gruppe Prot- wä hren d der Tage 2-4 in den Erh ebungswochen 1 und 2. Woch e 1: TMR-Fütterung,
Woche 2: modifizierte TMR-Fütterung und separate Emd vorlage am Morgen. -: p < 0,05.
Effekt lässt sich vorsichtig so interpretieren, dass die
tung und die Tiergesundheit haben kann, lässt sich aus
Ti ere tagsüber intensive r frassen und deshalb nachts
diesem Vers uch aufgrund seiner Kürze nicht ableiten.
mehr ruhten und te ndenziell lä nger w iederk äu ten . Das
Wie in Tab elle 1 dargestellt, sank die Milchleistung, was
deckt sich mit signifikant we niger Aktivitätswechseln
aber zum Teil auch ein Laktationseffekt wa r. Eine aus-
w ährend der Nachmi ttags-, Abe nd- und Nachtzeit in der
führliehe Diskussion der Leistung und Effizienz fi ndet
zweite n Versuchsphase.
sich in Leiber et al. (201 Sb).
Diese Befunde zeigen, dass die sequenziell e Grund-
And ers als erwartet, gab es kaum Effekte der hi er
futtervorlage gegenüber einer reinen TMR-Fütterung
untersuchten Fütterungsregimes auf die Kotpartikel-
Vo rteile haben kann, we il sie zu einer ver längerten
frakt io nen. Insbesondere durch ve rschiedene Kraftfut-
Grundfutteraufnahme und zu einem ruhig eren und
terniveaus kann es zu deutlicheren Effekten kom men
«konzentrierteren »
(Leiber et al. 20 1Sa), w elche auf Einfl üsse des Kraftfut-
Fress-
und
Wiederkä uverh alten
fü hrt. Ob dies langfristig Auswirkungen auf die Leis-
60
~---------------------------------------------------
6-14 Uhr 14- 22 Uhr 22-6 uhr
50
ters auf d ie Grundfutterverdaulichkeit hinwe isen (Tafaj
6-14 Uhr 14-22 Uhr 22-6 Uhr
6-14 Uhr 14- 22 Uhr 22-6 Uhr
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40
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-
Woche 1, TMRI
Woche 2, TMR2 + Heu am Morgen
4 6 81012141618202202468101214161820220246810121416182022 02 4
Uhrzeit
Abb .6
I Fresszeiten [M inuten/ h] in Gruppe Prot-wä hrend der Tage 2-4 in den Erhebung swochen 1 und 2. Wo( h~ 1: TMR-Fütteru ng ,
Woche 2: modifizierte TMR-Fütterung und separate Emdvorl age am Morgen. -: p < 0,05; **: p < 0,01-
Ag ra rforschul19 Schweiz 6 (10): 462-469, 2015
>
Nutztiere
I
Fress- und Wiederkäuverhalten von Milchkühen bei verschiedenen Fütterungsregimes
et al. 2005). Dah er w urde die Kotsi ebung als Indikator-
S(
h I U5 5f
0
I ger U n gen
methode für die FütterungsbeurteiJung eingesetzt. Die
Ergebnisse dieses Ve rsuches deuten jedoch nicht darauf
In der hier vorgestellten Studie ze igte sich, dass sich eine
hin, dass sich d ieser Aufwand lohnen wü rde.
Reduktion im Kraftfut ter w enig, eine separate Heuvor-
Die Messungen der Sensorhalfter hingegen führten
lage zusätzlich zur TMR jedoch stark auf das zeitliche
zu aussagekräftigen Resultaten und könnten deshalb für
Fressverhalten von Milchkühen ausw irkt. Ein e stärkere
die Entwicklung vo n ti erbezogenen Parametern zu r Füt-
Konzentrierung der Fresszeiten auf den Tag und ein
terungsbeurteilung hilfreich sein. Es zeigte sich aber,
ruhigeres Verhalten in der Nacht sind die Folg e. Fern er
dass es wichtig ist, nicht nur die Mittelwe rte längerer
zeigte die Studie, dass die Erfassung vo n Fress- und Wie-
Zeit räume anzuschauen, oft wa ren nämlich d ie Effekte
derkäuverhalten mit Sensorhalftern zu aussagekräftigen
innerhalb kürze rer Zeitabschnitte zu finden. Hier ein
Ergebnissen in Bezug auf d ie Rationsgestaltung führt,
praxistaugl iches standardisiertes Zeit ra ster zu entw i-
w ährend dies bei den Kotpartikelfraktionen nicht der
ekeln sow ie die physiologische und leistu ngsbezogene
Fall wa r. Das Fress- und Wiederkäuverhalten kö nnte mit-
Bedeutung der einzelnen Parameter richtig einzuord-
hin zukünftig als ti erbezogener Parameter zur Rations-
nen, w ird noch weite rer Forschung bedürfen .
beurtei lung weiterentwickelt werden.
lit eratu r
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Fress~
•
und Wiederkäuverhalten von Milchkühen bei verschiedenen Fütterungsregimes
Comportamento alimentare e di
ruminazione delle vacche da latte con
differenti regimi di foraggiamento
Nel quadro di un esperimento eseguito
con 23 vacche in lattazione della razza
pezzata Swiss Fleckvieh sono stati
•
>.
"CO
E
E
::I
VI
Feeding and rumination behaviour of
dairy eows fed by va ried feeding
regimes
The effects of varying feeding
regimes on chewing behaviour and
faecal particle size distribution were
analizzati gli effetti dei diversi regimi
investigated in an experiment with
di foraggiamento sul comportamento
di ruminazione nonche sulle frazioni di
23 lactating Swiss Fleckvieh cows. The
particelle fecali. La mandria si trovava
farm with a low concentrate feeding
herd was located at an organic dairy
in un'azienda biologica con un basso
regime as required by the regulations
livello di mangimi concentrati, in linea
of the organic association Bio Suisse.
con le direttive dell'associazione Bio
In a two factorial experiment we
Suisse. In un esperimento bifattoriale
tested the complete omission of
sono stati sperimentati. da un lato. la
rinuncia completa a mangimi concen-
as the separate supply of the cows
individually fed concentrates as weil
trati somministrati individualmente e,
with hay (second cut) in the morning
dall'altro fato, la dose separata di fieno
as opposed to complete TMR (total
di secondo taglio al mattino in contrap-
mixed ration) feeding. The omission
posizione al foraggiamento TMR
of concentrates did not affect the
(razione mista totale) completo. La
above mentioned parameters. The
rinuncia ai mangimi concentrati non ha
sequential offer of roughages
avuto alcun effetto sui parametri
summenzionati. La distribuzione
(second-eut hay and TMR) led to
prolonged feeding aetivity during
sequenziale dei foraggio (fieno di
daytime and to shorter feeding
seeondo taglio e TMR) ha portato a
activity combined with a tendeney for
periodi di alimentazione piu lunghi nel
longer rumination times during the
corso della giornata e piu brevi
night. Further, cows made signifi-
abbinati a periodi di ruminazione
cantly less changes between different
tendenzialmente piu lunghi durante la
activities when fed hay separately, in
notte. Con la somministrazione
particular during the night. Faeeal
separata di fieno di secondo taglio,
particle size distribution was barely
inoltre, le vacche sono passate molto
affeeted by the experimental faetors.
meno spesso da un'attivita all'altra, in
The results show that feeding
particolare durante la notte. Le frazioni
roughages in sequence leads to
di partieelle fecali non hanno presso-
potentially positive effects: feeding
ehe presentato modifiche dovute ai
time was longer during daytime,
fattori sperimentali. Dai risultati
ruminating time tended to be longer
emerge ehe gli effetti della distribu-
during the night and aetivity ehanges
zione sequenziale di foraggio sono
occurred less frequently. Moreover,
potenzialmente positivi. Inoltre, i
the applied chewing sensors proved
sensori di masticazione applieati si
to be suitable for the detection of
sono rivelati adatti al rilevamento degli
feeding effects on cows' behaviour.
effetti dei diversi regimi di foraggiamento sul comportamento delle
Key words: dairy cows, feeding
vacche.
behaviour, rumination, roughage,
sequential feeding.
Agrarforschung Schweiz 6 (10): 462-469. 2015
I Nutztiere