Tier ■ BAUERNBLATT l 17. Oktober 2015 Aus- und Weiterbildungsangebot der DLG-Akademie Seminare für Milchviehhalter Die DLG-Akademie hat kürzlich ihr Aus- und Weiterbildungsangebot für die Saison 2015/2016 veröffentlicht. Es enthält unter anderem zahlreiche Seminare, bei denen die Teilnehmer im Austausch mit Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen und erfolgreichen Unternehmerlandwirten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie aus weiteren Ländern hilfreiche Ideen und neue Impulse für den eigenen Betrieb erhalten. Zum neuen Angebot zählen auch drei Seminare für Milchviehhalter: Stressarmer Umgang mit Milchkühen Ein stressarmer Umgang mit den Milchkühen ist für die Leistungsfähigkeit der Herde ebenso wichtig wie für die Sicherheit der Mitarbeiter. Im Unternehmerseminar „Stressarm, effizient und sicher mit Milchkühen arbeiten!“ lernen die Teilnehmer von Philipp Wenz, Landwirt und selbstständiger Berater aus Mirow (Mecklenburg- Vorpommern), die Methode „LowStress-Stockmanship“ kennen. Diese setzt auf einen ruhigen und effizienten Umgang mit Milchkühen. Dabei vereinfacht diese Methode alle Arbeiten mit der Herde und sorgt für ein ausgeglichenes Arbeitsklima im Stall. Nach einem interaktiven Theorie- und Diskussionsteil wird an der Kuhherde des Betriebs Hof Vierkamp (100 Milchkühe) in Brokenlande (bei Neumünster in Schleswig-Holstein) die Umsetzung demonstriert und geübt. Seminar: „Stressarm, effizient und sicher mit Milchkühen arbeiten!“ Termin: 22. Oktober 2015 in Brokenlande bei Neumünster (SchleswigHolstein) Klauengesundheit kompakt Keine Abgangsursache ist in den vergangenen 20 Jahren so angestiegen wie Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen. Dabei sind Klauenkrankheiten, rechtzeitig erkannt, meist sehr gut therapierbar und kön- nen mit geeigneten Maßnahmen bereits im Vorfeld reduziert werden. In diesem Seminar erhalten die Teilnehmer von der praktischen Tierärztin Dr. med. vet. Andrea Fiedler aus München Tipps für die Gesunderhaltung ihrer Herden durch geeignete Klauenpflege und Anregungen zur Verbesserung von Tierwohl und Wirtschaftlichkeit. Seminar: „Klauengesundheit kompakt“ Termin: 27. Oktober 2015 in Heroldstatt-Ennabeuren (BadenWürttemberg) Vom Stallbau bis zum Melksystem – die Niederländer machen‘s vor! Betriebsleiter von Milchviehbetrieben erhalten in diesem Seminar praktische Ideen und wichtige Fakten für die Konzeption moderner Stallbausysteme. Effiziente Arbeitserledigung, Kuhkomfort und die Erweiterungsfähigkeit stehen dabei im Mittelpunkt. Darüber hinaus erhalten die Seminarteilnehmer vom niederländischen Tierarzt und Berater Bertjan Westelaan Entscheidungshilfen zu Melksystemen – Roboter oder Melkstand? Im Rahmen von Besichtigungen von vier intensiv geführten niederländischen Milchviehbetrieben ergibt sich für die Teilnehmer zudem die Möglichkeit zum Austausch mit Berufskollegen sowie zum Sammeln neuer Impulse für den eigenen Stallbau. Seminar: „Vom Stallbau bis zum Melksystem – die Niederländer machen‘s vor!“ Termin: 1. und 2. Dezember 2015 in Oosterwolde (Friesland/Niederlande) Interessenten erhalten die Programme bei der DLG-Akademie, Tel.: 0 69-24 78 83 33 oder E-Mail: [email protected] Ausführliche Informationen sind zudem im Internet unter www.dlgakademie.de verfügbar. Hier ist auch eine Onlineanmeldung möglich. Friedrich W. Rach, DLG e. V. Perspektiven für die deutschen Landwirte Harte Zeiten für Schweinehalter „Wo liegen die Zukunftsperspektiven für die Schweinehaltung in Deutschland?“ Diese Frage stand vor Kurzem im Mittelpunkt des DBV-Veredelungstages in Essenbach bei Landshut, an dem rund 500 Schweinehalter und Branchenvertreter aus ganz Deutschland teilnahmen. Der gemeinsame Tenor der Referenten: Die Schweinehaltung in Deutschland hat sehr gute Zukunftschancen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das heißt, es müssen gleiche Produktionsstandards mit den Wettbewerbsländern hergestellt werden. Im Mittelpunkt der Fachvorträge und Diskussionen stand die miserable Preissituation im Schweinebereich. Denn schon seit einiger Zeit sind die Schweinepreise im Keller, und besonders die Ferkelerzeuger schreiben tiefrote Zahlen. „Diese Preise sind zum Davonlaufen und bedrohen die Existenz von vielen Bauernfamilien“, sagte BBV-Präsi- Gert Lindemann, Walter Heidl, Prof. Johannes Sauer, Detlef Steinert, Chefredakteur der dlz, Jutta Jaschke, Verbraucherdent Walter Heidl bei der Presse- zentrale Bundesverband, Johannes Röring und Christian Dürnberger (v. li.). Sie diskutierten über die Situation und konferenz. Er forderte daher für die Zukunftsperspektive der Schweinehaltung in Deutschland. Fotos: Edith Luttner 33 34 Tier Schweinehalter konkrete Unterstützung von der Politik, beispielsweise die Aufstockung des Bundeszuschusses zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung, die frühzeitige Auszahlung der Direktzahlungen sowie mehr Anstrengungen, Exportmärkte zu erschließen und auszubauen. Keine private Lagerhaltung Johannes Röring, Vorsitzender des DBV-Fachausschuss Schweinefleisch, und Gert Lindemann, Vorsitzender des Kompetenzkreises Tierwohl beim Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), lehnten eine private Lagerhaltung ab. Diese sei sehr kostenintensiv und würde die Probleme nur verschleppen. Denn irgendwann müssten die Bestände aus der privaten Lagerhaltung vermarktet werden. Von der EU werde es keine neuen Exporterstattungen geben. Gert Lindeman verwies auf den großen Erfolg der Initiative Tierwohl, den man weiter festigen und ausbauen müsse, denn „davon profitieren die Tiere, unsere Landwirte und die Verbraucher“. Angesichts der Berichterstattung über die Schlachtung hochträchtiger Rinder, werde der Tierschutz bei der Schlachtung mehr Beachtung finden müssen. Landwirtschaft ist innovativ Zu den gesellschaftlichen Anforderungen und ökonomischen Herausforderungen nahmen Christian Dürnberger vom Forschungsinstitut Messerli der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Professor Johannes Sauer, Technische Universität München, Stellung. Christian Dürnberger sagte, dass die Landwirtschaft ihre eigenen Wertvorstellungen in Broschüren, auf Plakaten und in Werbespots mehr in die Öffentlichkeit tragen sollte. Am wichtigsten sei aber der persönliche Kontakt zum Verbraucher. Initiativen wie der „Tag des offenen Hofes“ könnten am besten Vertrauen und Wertschätzung schaffen. Er warnte auch vor einer Romantisierung der Landwirtschaft, wie sie häufig in der Werbung, zum Beispiel auf Milchpackungen mit weidenden Kühen vor bayerischem Bergpanorama, zu beobachten ist. Dürnberger formulierte den Werbeslogan „Wir haben das modernste Fütterungssystem der Welt“. Das würde zwar die technikferne Bau- BAUERNBLATT l 17. Oktober 2015 ■ funddaten in die QSDatenbank übertragen können. Bis spätestens 1. Januar 2018 sollten die Schlachtbetriebe alle Maßnahmen getroffen haben, um melden zu können. Matthias Kohlmüller, Bereichsleiter Fleisch- und Geflügelwirtschaft der Agrarmarkt InformationsGesellschaft (AMI), beschrieb Deutschland als internationale Drehscheibe des Fleischhandels. Gerhard Pfeffer, Geschäftsführer der Vion SBL Landshut GmbH, pflichtete ihm bei und sagte, dass Deutschland der größte UmNach wie vor bewegen sich die Preise für Mastschweine auf niedrgem Niveau, festere Ten- schlagplatz für Schweidenzen sind vorerst nicht in Sicht. Foto: Daniela Rixen nefleisch der EU sei. ernidylle zerstören, zeige aber, wie innovativ die moderne Landwirtschaft ist. Weiter sei es wichtig, den Verbrauchern nicht nur zu sagen, was in einem landwirtschaftlichen Betrieb alles gemacht wird, sondern es müsse auch erklärt werden, warum. Damit würde die Akzeptanz für die landwirtschaftliche Produktion steigen. Professor Johannes Sauer prognostizierte, dass durch eine weitere Liberalisierung des Handels die Produktion in Europa und Asien zwar weniger schnell steigt, möglicherweise sogar sinkt. Die Produktion werde aber in allen Ländern intensiver, sofern dies Gesetze und Verbraucherinitiativen nicht verhinderten. Neue Technik sei eine wesentliche Triebfeder für diesen Strukturwandel. Verbesserungen der Der Präsident des Produktions-, Deutschen Bau- Zucht- und Beernverbandes wirtschaftungsJoachim Rukwied. techniken hätten – vor allem in größeren Betrieben – erhebliche Produktivitätsgewinne ermöglicht und damit einen Anreiz zur Vergrößerung geschaffen. Weiter führte Professor Sauer aus, dass Qualitätsund Tierwohlstandards, welche die gesetzlichen Anforderungen übertreffen, meist zu höheren Produktionskosten führten. Notwendig sei es, auf lange Sicht gegenseitiges Ver- trauen – vom Produzenten über den Handel bis zum Verbraucher – aufzubauen. Dabei könne auch die Politik nicht ausgenommen werden. Neue Schweinekrankheiten Dr. Anja Rostalski, Fachabteilungsleiterin des Schweinegesundheitsdienstes Bayern e. V., stellte unter anderem das Projekt Biosicherheit vor, das Vermarktungsorganisationen Sicherheit bei der Vermarktung von Zuchtschweinen und Mastferkeln bietet. Weiter wies sie darauf hin, dass der Klimawandel auch vor dem Schweinestall nicht haltmache und man deshalb künftig mit neuen Schweinekrankheiten rechnen müsse. Um den Einsatz von Antibiotika zu verringern, müsse auf äußerste Hygiene geachtet werden. Als Beispiel nannte sie regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Stallabteile vor dem Neubelegen. Günstig seien eine Hochdruckreinigung mit heißem Wasser und der Einsatz von Fettl ösenden Reinigungsmitteln. Wichtig sei auch eine konsequente Schadnager- und Fliegenbekämpfung. Thomas May erklärte, dass sich mit den erfassten Befunddaten aus der Schlachttier- und Fleischuntersuchung die Gesundheit eines Schweinebestandes und das Tierwohl messen ließen. Er wies darauf hin, dass bis Anfang Januar kommenden Jahres QS die technischen und administrativen Voraussetzungen geschaffen haben werde, damit alle Schlachtbetriebe die Be- Mit Asien geht noch was Matthias Kohlmüller prognostizierte einen steigenden Einfuhrbedarf in China. Im ersten Halbjahr 2015 habe China mit rund 157.000 t etwa 76 % mehr Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse aus Deutschland eingeführt. Obwohl nach wie vor nur begrenzt Unternehmen für den Handel mit China zugelassen seien, steige deren Zahl durch neue Handelsgenehmigungen. Insbesondere für in Deutschland schwer zu vermarktende Abschnitte, Innereien und Nebenerzeugnisse ließen sich fast nur im asiatischen Raum lukrative Geschäfte abschließen. Der Absatz von Schweinefleisch nach Hongkong und Japan sei ins Stocken geraten, wogegen Südkorea mehr Schweinefleisch importieren müsse, da die steigende Nachfrage von der heimischen Produktion nicht gedeckt werden könne. Gerhard Pfeffer wies darauf hin, dass mehr Wertschöpfung aus geringwertigen Produkten, zum Beispiel Ohren und Pfoten, generiert werden müsse. Er meinte auch, dass alles getan werden müsse, um kleinere und mittlere Schlachthöfe zu erhalten. Damit könnten weite Transportwege für die lebenden Tiere vermieden werden. 96 % der Schweine, die im Landshuter Schlachthof geschlachtet würden, kämen aus der Region mit maximal 150 km Entfernung. Edith Luttner, freie Autorin
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