Erfahrungsbericht Praktikum am Institut für Meereswissenschaften in Florida Im Sommer 2014 habe ich die fakultative Praxisphase des Studiengangs Bio-und Nanotechnologien genutzt um mir einen großen Traum zu erfüllen – arbeiten als Meeresbiologin. In St.Petersburg arbeitete ich 6 Monate am Institut für marine Mikrobiologie der University of South Florida im Bereich der Tiefseeforschung. In meinem Erfahrungsbericht werde ich ein wenig über meinen Eindruck über das Land, meiner Arbeit und der amerikanische Mentalität berichten. Im vorhinaus sei gesagt, dass dieses Praktikum die beste Entscheidung war die ich während meines Studiums hätte treffen können. Ich würde jedem raten, der mit dem Gedanken spielt eine Praxisphase im Ausland einzulegen, diesen Weg zu gehen. All die Erfahrungen, Eindrücke und Erfolge kann einem niemand mehr nehmen. A BBILDUNG 1 K ARTE VON FLORIDA UND DEM S TANDORT DER U NIVERSITY OF SOUTH F LORIDA Die Vorbereitung Schon während des dritten Semesters im Modul „Mikrobiologie“ entdeckte ich mein ausgeprägtes Interesse für Viren und speziell für Bakteriophagen. Das Institut für marine Mikrobiologie bot meinen Recherchen zufolge die beste Kombination aus meinem Interesse an der Meeresbiologie und der Virologie. Die Vorbereitung begann bereits ein Jahr im Voraus. Nachdem ich den Professor des Labors ausfindig machte, schrieb ich ihm eine kurze E-Mail um anzufragen ob er prinzipiell Interesse an einer Praktikantin im kommenden Jahr hätte. Ich ließ ihm in den nachfolgenden Tagen noch meinen aktuellen Notenspiegel und einen Lebenslauf zukommen. Netterweise stellten zusätzlich zwei Dozenten der FH Südwestfalen in Iserlohn Empfehlungsschreiben für mich aus. Nachdem diese Bewerbungsphase sehr reibungslos ablief und ich meine Zusage für das Praktikum bekam kümmerte ich mich um das Visum. Die Visumbeantragung an sich gestaltete sich etwas aufwendiger als die Bewerbung an sich. Um eine J1-Visum zu bekommen muss erst einmal ein DS-2019 Formular ausgestellt werden. Wenn man Glück hat, kann die Universität in Amerika das besorgen und ausfüllen. Falls nicht kostet dies ca. 500€. Die University of South Florida schickte mir das ausgefüllte Formular rechtzeitig zu und ich konnte zwei Wochen später einen Termin auf dem amerikanischen Konsulat vereinbaren. Mit diesem Formular, noch 2-3 weiteren Formularen die man auf der Homepage des amerikanischen Konsulats findet und einem Beleg, dass man mindestens 8000$ besitzt machte ich mich auf den Weg nach Frankfurt. Das Interview ging ca. 10 Minuten und 3 Tage später hatte ich meinen Reisepass samt J1 Visum im Briefkasten. Dieser ganze Visumprozess ist meines Erachtens halb so wild wie er immer dargestellt wird und nichts was einem von seinem Traum abhalten sollte. Leben in Florida Natürlich hatte mich primär mein Praktikum nach Florida gezogen, doch nicht weniger wichtig sind die menschlichen und kulturellen Erfahrungen die ich in diesen 6 Monaten sammeln durfte. Ich landete Ende Mai am Flughafen in Orlando, von wo mich mein zu betreuender Professor abholte. Es war zwar nicht mein erster Aufenthalt in den USA, aber schon nach der Landung fiel mir die amerikanische Freundlichkeit und Offenheit wieder auf. Mein Professor lud mich noch zu einem vietnamesischen Restaurant ein und zeigte mir die Stadt. Dies übrigens in seiner Freizeit, da ich Sonntag früh in Orlando ankam. Ein Zimmer bekam ich über die Homepage der Universität im Studentenwohnheim, wofür ich allerdings 1700$ im Monat zahlen musste, was verglichen zu den üblichen Mietpreisen totaler Wucher war. Trotz allem war dies die beste Möglichkeit über die Distanz eine Unterkunft zu bekommen. So würde ich es auch jedem raten: Erst einmal schauen, dass man auf dem Campus unterkommt für die ersten 1-2 Monate und dann vor Ort für die restlichen Monate eine Wohnung oder ein Zimmer außerhalb des Universitätsgeländes mieten, da man so deutlich günstiger davon kommt. In St.Petersburg fand ich sehr schnell Anschluss, da alle sehr offen sind und wenn man nicht all zu schüchtern ist kommt man sehr schnell und sehr gut ins Gespräch mit Anderen. Ich habe in meiner Zeit in Florida sehr viele Freunde kennengelernt, die mich sehr herzlich in ihrem Land willkommen geheißen haben und mit denen ich sehr viel Zeit verbracht habe. Ich glaube es gab in 6 Monaten nicht einen Abend den ich alleine verbracht habe. Das Leben in Florida spielt sich draußen ab. Ob am Strand, im Wasser oder im pub in der Stadt, Fernsehabende wie man sie aus Deutschland kennt gibt es dort nicht. Mein Praktikum an der University of South Florida Die Arbeitsgruppe in der ich unterkam bestand aus 6 Mitarbeitern, vom Praktikanten, über Bachelor- und Masterabsolventen bis hin zum PhD Student war alles vertreten. Jeder empfing mich herzlich und zeigte großes Interesse an meinem Studiengang, da sich „Biound Nanotechnologien“ für Amerikaner sehr exotisch anhört. Mein Arbeitstag startete jeden Tag gegen 9 Uhr und endete offiziell gegen 16 Uhr. Wie es die eher gemütliche Mentalität in Florida jedoch so mitbringt, ging man bei schönem Wetter auch mal mit der kompletten Arbeitsgruppe zum Strand, wakeboarden oder gönnte sich eine 2-3 stündige Mittagspause unter Palmen. Der Spaß kam definitiv nie zu kurz oder wie mein Chef zu sagen pflegte: „There’s more in life than just work.“ Trotz all dieser Gelassenheit, gingen wir natürlich auch unserer Arbeit nach. Meine Aufgabe war es den Einfluss eines Viruses (eines lysogenen Phagens für die Biologen) auf seinen in der Tiefsee lebenden Wirt zu erforschen. Bei diesem Wirt handelt es sich um ein Bakterium, welches erst vor kurzen vom Ostpazifischen Rücken isoliert wurde. Natürlich konnte ich im Voraus schlecht einschätzen, wie gut mich das Studium in Iserlohn auf so eine selbstständige Arbeit vorbereitet hatte, aber ich kann hier und jetzt mit gutem Gewissen sagen, dass die Ausbildung top war und ich sehr viel Gelerntes ohne Probleme in selbstständige, praktische Arbeit umsetzen konnte. Mir wurde sogar die Möglichkeit geboten, direkt nach meinem Bachelorabschluss als „PhD fast track student“ meine Doktorarbeit an der Universität in Florida zu schreiben. Auch was die Ergebnisse meines Forschungsprojektes anging war mein Chef sehr zufrieden mit mir. Im kommenden Jahr wird meine Arbeit publiziert und das ist sicherlich auch dieser tollen Arbeitsgruppe zu verdanken, die mich immer unterstützt hat. Fazit Wie ich schon in der Einleitung erwähnte, dieses Praktikum war die beste Entscheidung die hätte treffen können während meines Studiums. Mir wurden sehr viele Türen geöffnet, ich habe international anerkannte Professoren kennengelernt, wurde in den Alltag eines Wissenschaftlers eingeführt und habe unglaublich tolle Menschen kennen lernen dürfen. Ich konnte mich in diesem halben Jahr auf allen Ebenen weiterentwickeln, meine Sprachkenntnisse weiter aufbauen und viele Erfahrungen durchleben. Ein herzliches Dankeschön an das akademische Auslandsamt der Fachhochschule SWF in Iserlohn, die mir bei all meinen Fragen im Voraus, vom aller ersten Gedanken an einen Auslandsaufenthalt bis zur Abreise, immer zur Seite stand und mich sehr professionell informieren konnten.
© Copyright 2024 ExpyDoc