1 Erfahrungsbericht eines Praktikums in Gainesville, Florida, im

Erfahrungsbericht eines Praktikums in Gainesville, Florida, im Sommer 2009
Vorbereitung: Bewerbung, Planung
Während meines Studiums erfuhr ich von Prof. Derendorf in Gainesville und der
Möglichkeit dort ein Praktikum zu machen. Ich entschloss mich nach meiner
Diplomarbeit und meinem 3. Staatsexamen einen Auslandsaufenthalt dort zu planen.
Schon
2006
nahm
ich
Kontakt
zu
Prof.
Derendorf
auf.
Während
der
Weiterbildungsveranstaltung “Pharmaceutical care and provision” in Ruit lernte ich
die Vortragenden Prof. Hartmut Derendorf, Prof. Paul L. Doering und Prof. Thomas
Munyer
kennen.
Die
Themen
waren
die
Anamnese
von
Patienten,
patientenindividuelle Distribution, Organisationsformen von Krankenhausapotheken
und Unit-dose. Außerdem wurden die Grundlagen des Therapeutischen Drug
Monitorings vermittelt und anhand von Aufgaben geübt. Auch die patientenindividuelle pharmakotherapeutische Beratung wurde besprochen.
Diese Weiterbildungsveranstaltung, das persönliche Kennenlernen der Professoren
und das halbe Jahr Praktikum in der Universitätsapotheke Tübingen weckten noch
mehr mein Interesse an der Krankenhaus-Pharmazie in den USA.
Für den Aufenthalt an der University of Florida sendete ich einige Monate vor
Praktikumsbeginn einen Lebenslauf, das ins Englische übersetzte Zeugnis des 2.
Staatsexamens und ein Empfehlungsschreiben eines Professors der deutschen
Universität an Prof. Derendorfs Mitarbeiterin. Das daraufhin folgende Ausfüllen der
Visum-Unterlagen schloss mit einem Termin bei der amerikanischen Botschaft in
München ab. Mit der Zusendung des Reisepasses inklusive Visum stand dem Eintritt
in die USA nichts mehr im Wege.
Bei der Wohnungssuche, bei Fortbewegungs- und Kommunikationsmitteln und
weiteren organisatorischen Fragen halfen die erfahrenen „Interns“.
Praktikum / Klinische Pharmazie:
In Gainesville bekam ich einen Einblick in die verschiedenen Bereiche der University
of Florida.
Frau Prof. Butterweck beschäftigt sich z. B. mit pflanzlichen Extrakten. Während
meiner Diplomarbeit „Untersuchungen zur Stabilität und möglichen Abbauprodukten
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von
Flavonoiden,
insbesondere
Hyperosid,
in
pflanzlichen
Extrakten
und
Arzneimitteln“ stieß ich auf einige Ihrer Publikationen. Es war sehr interessant die
Wissenschaftlerin und den Entstehungsort ihrer Untersuchungen kennen zu lernen.
Der Arbeitskreis von Prof. Derendorf erforscht die Wechselwirkungen zwischen
Arzneimitteln und Lebensmitteln. Während meines Praktikums recherchierte ich nach
Publikationen, um Daten für die Erstellung einer Website über Wechselwirkungen
zwischen Johanniskraut und Arzneimitteln zu sammeln.
Außerdem assistierte ich Prof. Derendorf bei der Aktualisierung der „Empfehlungen
zur
kalkulierten
parenteralen
Initialtherapie
bakterieller
Erkrankungen
bei
Erwachsenen“ für die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie.
Dabei erlernte ich den Umgang mit EndNotes und den Umgang mit den vielfältigen
wissenschaftlichen Suchmaschinen.
Prof. Paul Doering leitete früher die Arzneimittelinformation, welche ich sehr
interessant finde und freute mich darum über seine Erläuterungen.
Zusätzlich gab er mir Hilfestellung, um in weitere interessante Bereiche der
amerikanischen Pharmazie einen Einblick zu erlangen. Beispielsweise konnte ich
durch seine Hilfe in die „Family Medicine Practice Clinic“, in der die Patienten
ambulant behandelt werden und bei einer Therapie mit Warfarin in der dortigen
Apotheke
einen
Termin
wahrnehmen.
Um
Tätigkeitsbereiche
der
Krankenhausapotheker kennen zu lernen, werden von der Studentenorganisation
FSHP-SC (Florida Society of Health-system Pharmacists-Student Chapter at the
Gainesville Campus) für deren Mitglieder Lerngänge in Krankenhäusern organisiert.
Aufgrund meines Interesses durfte ich das VA (Veterans Affairs) Hospital und das
NFRMC (North Florida Regional Medical Center) kennen lernen. Der Fortschritt in
klinischer Pharmazie fiel mir besonders bei der engen Zusammenarbeit zwischen
Arzt und Apotheker auf und bei der digitalen Arzneimittel-Überwachung anhand
Barcodes an Patient und Arzneimittel. Auch das gesamte „Shands Hospital“ (at the
University of Florida) wurde mir bei einer Führung gezeigt.
Da ich in Deutschland versuche durch viele Fort- und Weiterbildungen aktuell zu
bleiben, organisierte ich mir auch hier eine Weiterbildungsveranstaltung mit dem
Thema „4 Important Issues in Pain Management“. Hier konnte ich interessante
Kontakte zu amerikanischen Apothekern knüpfen, wie z. B. zum Chef einer CVS
(Apothekenkette) -Filiale. Mit sehr großer Freude hospitierte ich dort 2 Tage. Pillen
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auf Rezept werden, wieder durch Barcodes streng überwacht, von den Apothekern in
so genannte „bottles“ gezählt. In den USA sind mehr Arzneimittel ohne Rezept und
viele im Supermarkt erhältlich.
Das Semester startete für die neuen Studenten mit einer Orientierungsveranstaltung
über Abläufe, Organisationsgruppen, Fragen und Antworten der erfahrenen
Studenten. Für mich war es die ideale Gelegenheit kennen zu lernen, wie Pharmazie
in den USA gelehrt wird und Kontakt zu den einheimischen Studenten zu knüpfen.
Ich besuchte die Vorlesungen: „Evidence based pharmacy“, „Pharmacology“,
„Physiology“ und hauptsächlich „Pharmacotherapy“. Dabei wird die Anwendung,
Beratung zu Arzneimitteln und der Umgang mit den Patienten trainiert. Auch ich
durfte einen Patienten spielen.
Auf diesem Wege erhielt ich einen Einblick in den Forschungsalltag und beschäftigte
mich mit Abläufen und Organisation des anders strukturierten amerikanischen
Studiums und der Klinischen Pharmazie und den damit verbundenen Möglichkeiten
und Herausforderungen.
Rahmenprogramm, Freizeitgestaltung:
Aufgrund meines Interesses an anderen Kulturen, der englischen Sprache und
Floridas Landschaft unternahm ich zusammen mit einer Brasilianerin aus Prof.
Derendorfs Arbeitskreis eine Gruppenreise.
Die Tour begann in Miami, wo wir die anderen Teilnehmer trafen und von dort aus
fuhren wir mit dem Reisebus weiter nach Key West. In den Everglades hatten wir das
Vergnügen mit Alligatoren. Nach weiteren interessanten Besichtigungen, wie Cape
Canaveral, endete unsere Reise in Orlando in den Universal Studios.
Die Hitze Floridas war tagsüber nur dank der Klimaanlagen auszuhalten und zur
Abkühlung war ein Ausflug an eine der wunderschönen Quellen die wahre Freude,
wie z. B. „Rainbow Springs“ und ich konnte mit einem amerikanischen Arbeitskreis
die „Fanning Springs“ erleben.
Außerdem gönnten wir uns am Wochenende weitere erfrischende Strand-Touren
zum „Clearwater Beach“ und zum „St. Augustine Beach“. Mit einer amerikanischen
Studentengruppe genoss ich die Schönheit rund um „Lake Wauberg“.
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Um von Gainesville nicht nur die „Arbeitsstelle“ zu sehen, erkundeten wir am
Wochenende und bei Nacht den Campus, der großzügig mit vielen schönen Plätzen
über die ganze Stadt verteilt ist. Auch der wunderschöne Schmetterlingsgarten, das
„Florida Museum of Natural History“, das „Harn Museum of Art“, „La Chua Trail“
und das Fledermaus-Haus empfand ich als große Bereicherung meiner Erlebnisse in
Gainesville.
Weitere sehenswerte Highlights waren der kleine älteste Inland-Ort Micanopy, wo der
Film Doc Hollywood mit Michael J. Fox gedreht wurde, Sarasota und St. Augustine
als älteste Stadt an der Küste mit der ältesten Apotheke.
Durch die Orientierungsveranstaltung zu Beginn des Semesters wurde mir die
Wichtigkeit der studentischen Organisationen klar. Ein Professor lud mich zu einem
Treffen der APhA-ASP (American Pharmacists Association-Academy of Student
Pharmacists) ein. Außerdem nahm ich an einem Treffen der CPFI (Christian
Pharmacists fellowship international) teil. Der Kontakt zu den amerikanischen
Studenten war für mich sehr wichtig.
Glücklicherweise begann die Football-Saison während ich dort war. So konnte ich
auch die Faszination der „Gator“-Fans im riesigen „Ben Hill Griffin Stadium at
Florida Field“ („The Swamp“) life und die großen Veranstaltungen rund um ein
Football-Spiel miterleben.
Prof. Derendorf eröffnete mir die Möglichkeit vielfältige Erfahrungen zu sammeln,
sowohl im Hinblick auf meine weitere berufliche Laufbahn, als auch im persönlichen
Bereich.
Dort hatte ich die Gelegenheit wertvolle Kontakte für die Zukunft zu knüpfen und
meine Englischkenntnisse im Bereich der Fachsprache zu erweitern.
Der Aufenthalt wird mir für immer in schöner Erinnerung bleiben.
Vielen Dank an alle, insbesondere an die Professoren, die mich in Gainesville
unterstützt haben.
Nora Siegle
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Die Daten meiner Kontaktperson während des Praktikums:
Hartmut Derendorf, Ph.D.
Distinguished Professor and Chairman
Department of Pharmaceutics
University of Florida
100494, College of Pharmacy
1600 SW Archer Road, P3-27
Gainesville, FL 32610
Phone: 352-273-7856
Fax: 352-392-3249
E-mail: [email protected]
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