Smart Metering: Der Startschuss zur Einbauverpflichtung ist gefallen

FLEXIBILITÄTEN
Smart Metering: Der Startschuss zur
Einbauverpflichtung ist gefallen
Sascha Reif und Hagen Förster
Mit dem Eckpunktepapier zum „Verordnungspaket Intelligente Netze“ hat die Bundesregierung den Zeitplan für den Smart
Meter-Rollout konkretisiert. Die Stadtwerke müssen jetzt die notwendigen Weichen stellen, um ihre Organisation und Abläufe rechtzeitig anzupassen. Mit passgenauen Kooperationen und maßgeschneiderter IT-Ausstattung kann diesen Anforderungen optimal begegnet und die Prozessorganisation flexibel angepasst werden.
Das Thema Smart Metering begleitet die
Marktakteure in der Energiewirtschaft seit
mehreren Jahren. Die Konkretisierung der
rechtlichen Rahmenbedingungen und der
Beginn der Einbauverpflichtung haben sich
in der Vergangenheit immer wieder verschoben. Für viele Marktteilnehmer war dieser
Themenkomplex zudem bisher mit vielen
offenen Fragen verbunden, so dass oftmals
eine abwartende Haltung vorherrschte. Mit
der Veröffentlichung des Eckpunktepapiers
zum „Verordnungspaket Intelligente Netze“
im Februar hat das Bundesministerium für
Wirtschaft und Energie (BMWi) jetzt Licht
in das Dunkel gebracht.
Das „Verordnungspaket
Intelligente Netze“
Das „Verordnungspaket Intelligente Netze“
wird zunächst aus drei Verordnungen bestehen: Die Messsystemverordnung (Entwurf
liegt seit 2013 vor) zur Gewährleistung von
Datenschutz, Datensicherheit und Interoperabilität, eine Datenkommunikationsverordnung („Wer bekommt welche Daten
wann, wie oft und zu welchem Zweck?“)
sowie eine Rollout-Verordnung zur Detaillierung der Einbauverpflichtung und der
Finanzierung. Für die Planung der Versorgungsunternehmen ist insbesondere die
Rollout-Verordnung von zentraler Bedeutung; diesbezüglich hat das BMWi durch das
Eckpunktepapier zur zeitlichen Staffelung
und Finanzierung der Einbauverpflichtung
bereits wesentliche Bausteine der neuen
Verordnung veröffentlicht:
■■ Der Rollout beginnt 2017 bei Verbrauchern mit einem Jahresverbrauch über
20 000 kWh, EEG- und KWK-Anlagen mit
einer installierten Leistung von mindestens
7 kW sowie allen steuerbaren Verbrauchern nach § 14a EnWG. 2019 folgen Ver-
braucher mit einem Jahresverbrauch von
10 000 kWh, ab 2021 müssen auch Abnahmestellen mit einem Jahresverbrauch von
6 000 kWh mit intelligenten Messsystemen
ausgestattet werden.
■■ Das Verordnungspaket wird Festlegungen für Preis-/Kostenobergrenzen enthalten: Intelligente Messsysteme sollen für
unter 100 €/Jahr eingebaut und betrieben
werden können. Netzbetreiber, die dies
zu diesem Preis nicht leisten können oder
wollen, erhalten eine Ausschreibungsmöglichkeit.
Praxisorientierte
Beratungsangebote
Die neuen Verordnungen sollen dem Bundeskabinett in diesem Sommer zum Beschluss
vorliegen. Mit einer Verabschiedung in Bundestag und Bundesrat ist voraussichtlich im
Herbst 2015 zu rechnen. (Grundzuständige)
Messstellenbetreiber haben somit knapp
anderthalb Jahre, um die Entscheidung zur
zukünftigen Ausrichtung zu treffen, alle
Maßnahmen ab- und die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Das Beratungsunternehmen VISOS GmbH aus Moers mit Fokus
auf die Prozess- und Organisationsberatung
unterstützt die Unternehmen der deutschen
Energiewirtschaft in diesem Prozess durch
ein dreistufiges, modulares Beratungsportfolio:
■■ Handlungsfelder identifizieren: Information und Standortbestimmung in einem einbis zweitägigen Workshop vor Ort;
■■ Ausrichtung definieren: Erarbeitung einer Entscheidungsvorlage zur Ausprägung
der Gateway-Administration;
■■ Organisatorische Umsetzung: Erarbeitung eines Organisationskonzeptes zur Integration der neuen Aufgaben und Prozesse in
das Unternehmen.
ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 65. Jg. (2015) Heft 7
Der zum Auftakt durchgeführte Workshop
liefert als ersten Baustein eine fundierte
Basis für die sich anschließenden Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadtwerke werden dabei die Rahmenbedingungen
und Treiber identifiziert sowie die daraus
resultierenden Handlungsfelder abgeleitet.
In einem Quick-Check ermitteln die Berater
gemeinsam mit den Verantwortlichen des
jeweiligen EVU den derzeitigen Reifegrad
des Unternehmens in Bezug auf die erfolgskritischen Ressourcen und Kompetenzen.
So können im Ergebnis allen Entscheidungsträgern des Unternehmens die unternehmensindividuellen Handlungsfelder
und Erfolgsfaktoren transparent gemacht
und damit der Grundstein für eine erfolgreiche Projektumsetzung gelegt werden.
Klar umsetzbare
Handlungsempfehlungen
Für die Entscheidung, wie die Rolle der
Gateway-Administration im eigenen Unternehmen abgebildet werden soll, gibt es kein
„Patentrezept“. Eine fundierte Entscheidung
muss daher auf einer detaillierten Analyse,
einer belastbaren Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und einer umsetzungsorientierten Planung aufbauen.
Abhängig von der Entscheidung, in welcher
Form die Aufgaben der Gateway-Administration ausgeprägt werden sollen, sind vorbereitende Maßnahmen erforderlich. Zum
einen sind strukturelle Voraussetzungen zu
schaffen: Dazu gehören die Ausschreibung
von Dienstleistungen, die Beschaffung von
Hardware sowie die Aufrüstung und Zertifizierung des Rechenzentrums. Zum anderen
sind interne Anpassungen innerhalb der
Prozesse, der Verwaltung und der IT-Infrastruktur erforderlich. Interne und externe
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Schnittstellen sowie Prozesse sind in Abhängigkeit der zukünftigen Fertigungstiefe
zu definieren, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten festzulegen. Gegebenenfalls
müssen auch Anpassungen an der Organisationsstruktur vorgenommen und das Personal qualifiziert bzw. neu aufgebaut werden.
All diese Maßnahmen benötigen Zeit. Das
Beratungsunternehmen berücksichtigt diese Maßnahmen daher bereits in der Entscheidungsfindung. Im Rahmen der Erarbeitung einer Entscheidungsvorlage werden
die unternehmensindividuellen Maßnahmen abgeleitet, priorisiert und in eine Roadmap überführt. Die Umsetzbarkeit ist somit
zentrales Kriterium der Handlungsempfehlung in der Entscheidungsvorlage.
Mit dem dritten Beratungsmodul – dem Organisationskonzept – werden im Anschluss
an die Entscheidung im Unternehmen die
prozessualen und organisatorischen Weichen gestellt. So wird eine Prozess- und
Schnittstellendokumentation erstellt, die Dimensionierung der Mitarbeiterkapazitäten
geplant sowie eine Zielfunktionsausrichtung erarbeitet.
Anbieterübergreifende
SMGW-Administration
Um die Prozesse rund um die neue Aufgabe der Smart Meter Gateway (SMGW)-Administration effizient umsetzen zu können,
benötigen die Stadtwerke leistungsfähige
Softwarelösungen, die den Zeit- und Personalaufwand auf ein Minimum reduzieren.
Der Moerser IT-Dienstleister Schleupen AG
hat für diesen Zweck ein Lösungspaket entwickelt, das neben weitreichenden Serviceleistungen auch den IT-Betrieb sämtlicher
SMGW-Administrationsprozesse umfasst –
unabhängig von den eingesetzten Enterprise-Resource-Planning (ERP)- und Billingsystemen. Die EVU und Stadtwerke können
durch die in der sicheren Schleupen.Cloud
gehostete Lösung die innerbetriebliche
Komplexität reduzieren und von Skaleneffekten profitieren.
So lassen sich bereits mit überschaubarem
Projektaufwand und bei planbaren Investitionskosten in Praxistests erste Erfahrungen sammeln. Das Angebot umfasst neben
der mit Vorgaben des Bundesamtes für Si66
cherheit in der Informationstechnik (BSI)
konformen Software zur Abwicklung der ITProzesse eines Smart Meter Gateway Administrators sämtliche weiteren erforderlichen
IT- und Infrastrukturkomponenten. Hier
wäre besonders die Zertifikatsverwaltung,
Security Server, PTB-konforme Zeitserver
sowie das Management der Kommunikationskanäle zu den Gateways zu nennen.
Die Schleupen AG hat sich als Ziel gesetzt,
eine frei skalierbare Gesamtlösung für die
Rolle des SMGW-Administrators bereitzustellen. Zu diesem Zweck werden je nach
Bedarf die einzelnen Systembausteine „abgesicherter Rechenzentrums-Betrieb in der
Schleupen.Cloud“, „Connectivity“, „Zertifikatsmanagement“, „SMGWA-Software“
sowie die benötigten Schnittstellen zu den
nachgelagerten Systemen auf einer leistungsstarken Plattform zur Verfügung gestellt. Die Kombination aus hoher Prozesskompetenz und eigenen Lösungsbausteinen
sorgt gemeinsam mit den integrierten Partnerprodukten für eine hohe Prozesseffizienz der Gesamtlösung.
Leistungsfähige
Kommunikationsplattform
Im Rahmen einer Partnerschaft mit Vodafone
hat die Schleupen AG ihre Lösung zusätzlich
um eine leistungsfähige Kommunikationsplattform erweitert, über die sämtliche notwendige Kommunikationsprozesse mit den
Gateways effizient abgewickelt werden. Die
Vodafone-M2M-Kommunikationsplattform
ist in die SMGW-Administrationssoftware
der Schleupen AG integriert und unterstützt
neben den Mobilfunkstandards GPRS und
UMTS auch die noch leistungsfähigere LTETechnologie. Diese ermöglicht häufig einen
besseren Empfang innerhalb von Gebäuden
und kann somit auch dort angewendet werden, wo ansonsten zusätzliche Außenantennen installiert werden müssten. Dadurch
lassen sich bspw. die Installationskosten
verringern. Die Kommunikationsplattform
soll zukünftig zudem noch um eine DSL- und
Kabelanbindung erweitert werden.
dem VNB oder den Lieferanten alle benötigten Funktionen zur Verfügung stellt, um die
verschlüsselten Daten zu empfangen und
zu entschlüsseln. So können schon in einer
frühen Phase marktrollenübergreifende
Prozesse umgesetzt werden, ohne in kostenintensive Individualentwicklungen für die
Bestandssysteme zu investieren. Aufgrund
der eingesetzten Cloud-Technologie profitieren die Kunden von den Skaleneffekten, die
sich durch die Nachfragebündelung bei der
Schleupen AG ergeben und die zwingend erforderlich sind, um die Prozesse innerhalb
der eng regulierten Kosten wirtschaftlich
abbilden zu können.
Auf diese Weise können auch kleinere
Stadtwerke bereits bei einer geringen Anzahl von Messsystemen die neuen Aufgaben unabhängig von den im Unternehmen
eingesetzten ERP-, Abrechnungs- und Bilanzierungssystemen eigenständig umsetzen.
Sie besetzen so eine strategisch wichtige
Schnittstelle zu ihren Bestandskunden, die
ansonsten neuen Konkurrenten als Einfallstor in den Markt dienen kann.
S. Reif, Produktmarketing und Projektleiter
SMGA, Schleupen AG, Ettlingen, H. Förster,
Geschäftsführer, VISOS GmbH, Moers
[email protected]
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Chancen auch für
kleinere Player
Die Datenhoheit bleibt bei der SchleupenLösung komplett beim Netzbetreiber, der
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