Heilt Kranke!

Texte: Lukas 9,1-2;6
Autor: Roger Götz
Predigt
„Heilt Kranke!“ Diesen Auftrag gab Jesus seinen Jüngern. Das Thema Krankenheilung wirft
viele Fragen auf: Sind auch wir beauftragt, Kranke auf übernatürliche Weise zu heilen? Unter welchen Bedingungen können wir das? Auf welche Weise sollen wir es tun? Was ist,
wenn wir es versuchen und jemand wird nicht gesund? Ich werde in dieser Predigt versuchen, Antworten aus der Bibel zu geben.
Jesus beauftragt seine Jünger zu heilen
Kurz nachdem Jesus seine 12 Jünger aufgerufen hatte, ihm nachzufolgen und somit seine
Schüler zu werden, gab er ihnen folgenden Auftrag:
Jesus rief seine zwölf Jünger zusammen und gab ihnen die Kraft und die Macht, alle Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen. Er beauftragte sie, überall die Botschaft von Gottes
neuer Welt zu verkünden und die Kranken gesund zu machen.
Die Jünger zogen los und wanderten von Ort zu Ort. Überall verkündeten sie die rettende
Botschaft und heilten die Kranken. (Lk 9,1-2;6)
Gab Jesus nur seinen 12 Jüngern die Vollmacht, Kranke zu heilen? Nein, denn kurze Zeit
später beruft er 70 Jünger, die er mit dem gleichen Auftrag aussandte:
Danach wählte Jesus siebzig weitere Jünger aus und schickte sie immer zu zweit in die Städte und Dörfer, in die er später selbst kommen wollte. Heilt die Kranken, und sagt allen Menschen: 'Jetzt beginnt Gottes neue Welt bei euch.' (Lk 10,1.9)
Bestand die Vollmacht der Jünger Jesu nur solange Jesus bei ihnen war? Nein, denn kurz vor
seiner Himmelfahrt sagte Jesus zu ihnen:
"Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die rettende Botschaft. Denn
wer glaubt und getauft ist, der wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, der wird verurteilt werden. Die Glaubenden aber werde ich durch folgende Wunder bestätigen: In meinem
Namen werden sie Dämonen austreiben und in unbekannten Sprachen reden. Gefährliche
Schlangen und tödliches Gift werden ihnen nicht schaden, und Kranke, denen sie die Hände
auflegen, werden gesund." Nachdem Jesus, der Herr, das gesagt hatte, wurde er in den
Himmel aufgenommen und nahm den Platz an Gottes rechter Seite ein. Die Jünger aber zogen hinaus und verkündeten überall die rettende Botschaft. Der Herr war mit ihnen und bestätigte ihr Wort durch Zeichen seiner Macht. (Mk 16,15-20)
Wie können wir aus dieser Stelle ableiten, dass auch wir beauftragt sind, im Namen Jesu
Zeichen und Wunder zu tun? Jesus sagt, „Die Glaubenden aber werde ich durch folgende
Wunder bestätigen.“ Er sagt also dass jene, die durch das Zeugnis der ersten Jünger zum
Glauben kommen, durch diese Wunder bestätigt werden. Wir gehören auch zu jenen, die
zum Glauben gekommen sind, weil eine Generation von Jüngern der nächsten bis heute
den Glauben vermittelt hat.
Von Jesus lernen, zu heilen
Jünger sind Schüler, die von ihrem Meister Jesus lernen. Um von Jesus lernen zu können,
müssen wir also fragen: Wie genau hat Jesus Kranke geheilt? In vielen Fällen steht einfach,
dass Jesus Kranke geheilt hat. Aber in einigen Situationen ist genau beschrieben, wie das
vor sich ging. Ich zitiere einige Beispiele, aus denen wir lernen können.
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Die erste genauere Beschreibung einer Heilung steht in Mt 8:
Eine große Menschenmenge folgte Jesus, als er vom Berg herabstieg. Da kam ein Aussätziger und fiel vor Jesus nieder: "Herr, wenn du willst, kannst du mich heilen!" Jesus streckte
die Hand aus, berührte ihn und sagte: "Ich will es tun! Sei gesund!" Im selben Augenblick
war der Mann von seiner Krankheit geheilt. (Mt 8,1-3)
Was sagt und tut Jesus hier genau? Jesus berührt den Aussätzigen mit der Hand. Dies ist
besonders deshalb bemerkenswert, weil ein Jude einen Aussätzigen nicht berühren durfte.
Sie galten als unrein und wer in Kontakt mit ihnen kam, verunreinigte sich; d.h. er wurde in
Gottes Augen unrein, was gleichbedeutend mit „sündig“ war. Er musste seine Reinheit erst
wieder durch rituelle Handlungen zurückgewinnen. Normalerweise übertrug sich also die
Unreinheit auf das Reine. Bei Jesus war es umgekehrt. Seine Reinheit übertrug sich auf die
Unreinheit dieses Menschen – seine Krankheit - und er wurde gesund.
Jesus vollzieht aber nicht nur diese Handlung, sondern er sagt auch etwas Entscheidendes:
„Sei gesund!“ Er spricht dem Kranken die Gesundheit zu. Er prokamiert Gesundheit über
ihm. Man könnte sogar sagen: Er befiehlt die Gesundheit.“ Damit meine ich nicht, dass Jesus dem Kranken sagt, er soll sich anstrengen, gesund zu werden, sondern Jesus zeigt damit
seine Macht, dass die Schöpfung ihm gehorchen muss. Gesundheit war der ursprüngliche
Schöpfungszustand. Bei der Schöpfung sprach Gott und es wurde. Dieses Reden Gottes
beim Schöpfungsakt geschah ebenfalls in Befehlsform: „Es werde Licht!“ Bei dieser Krankenheilung befiehlt Jesus, dass der ursprüngliche Schöpfungszustand wieder hergestellt
werden soll.
Ein ganz anderes Beispiel einer Heilung lesen wir in Johannes 5. Hier wird ein Mann am
Teich Betesda gesund, der 38 Jahre lang gelähmt war:
Als Jesus ihn sah und erfuhr, dass er schon so lange an seiner Krankheit litt, fragte er ihn:
"Willst du gesund werden?" "Ach Herr", entgegnete der Kranke, "ich habe niemanden, der
mir in den Teich hilft, wenn sich das Wasser bewegt. Versuche ich es aber allein, komme ich
immer zu spät." Da forderte ihn Jesus auf: "Steh auf, roll deine Matte zusammen und geh!"
Im selben Augenblick war der Mann geheilt. Er nahm seine Matte und ging seines Weges.
Das geschah an einem Sabbat. (Joh 5,6-9)
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Wie heilte Jesus diesen Mann? In dem er seinen Glauben herausforderte! Der Mann musste
vertrauen, dass er gesund geworden war und aufstehen konnte. Vermutlich fühlte er sich
noch sehr schwach, nachdem er 38 Jahre krank dagelegen hatte. Doch er wagte den Versuch und konnte tatsächlich aufstehen. Wiederum sehen wir, dass die Heilung mit einem
Befehl zusammenhängt. "Steh auf, roll deine Matte zusammen und geh!"
Nochmals eine andere Art der Heilung lesen wir in Matthäus 17, als Jesus ein Kind heilte,
das unter Epilepsie litt:
Als sie zu der Menschenmenge zurückgekehrt waren, kam ein Mann zu Jesus, fiel vor ihm
nieder und sagte: "Herr, hab Erbarmen mit meinem Sohn! Er leidet unter schweren Anfällen.
Oft stürzt er dabei sogar ins Feuer oder ins Wasser. Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht,
aber sie konnten ihm nicht helfen." Jesus rief: "Warum vertraut ihr Gott so wenig? Warum
hört ihr nicht auf ihn? Wie lange muss ich noch bei euch sein und euch ertragen? Bringt das
Kind her zu mir!" Jesus bedrohte den bösen Geist. Sofort ließ er von dem Kranken ab, und
der Junge war wieder gesund. Als sie später unter sich waren, fragten die Jünger Jesus:
"Weshalb konnten wir diesen Dämon nicht austreiben?" "Weil ihr nicht wirklich glaubt",
antwortete Jesus. "Wenn euer Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu
diesem Berg sagen: 'Rücke von hier dorthin!', und es würde geschehen. Nichts wäre euch
unmöglich! (Mt 17,14-20)
Was geschieht bei dieser Heilung? Ein böser Geist, der die Anfälle verursacht hatte, wurde
ausgetrieben. Jesus bedroht den Dämon und befiehlt ihm, das Kind zu verlassen. Und wieder sehen wir, dass die Heilung durch einen machtvollen Befehl zustande kommt.
Warum konnten die Jünger dem Kind nicht helfen? Jesus sagt zu ihnen:
Wegen eures Kleinglaubens; denn wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt wie ein
Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Hebe dich weg von hier dorthin!, und er wird
sich hinwegheben. Und nichts wird euch unmöglich sein. (Mt 17,20-21)
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Voraussetzungen
Ein fester Glaube ist die Voraussetzung, um im Auftrag von Jesus Wunder vollbringen zu
können. Die Jünger glaubten in einem bestimmten Mass an Jesus. Doch dieses Mass reichte
nicht aus. Die Jünger glaubten sicher, dass Jesus heilen konnte. Das haben sie täglich gesehen. Übrigens: Dämonen glauben auch, dass Jesus heilen kann.
Es geht hier um eine andere Art von Glaube. Die Jünger sollten nicht nur an die Heilungsmacht von Jesus glauben. Sie brauchten auch das Vertrauen, dass Jesus durch sie heilen
wollte. Für Jesus war es entscheidend, dies den Jüngern beizubringen, denn er beabsichtigte nicht bis zum Ende der Menschheitsgeschichte auf der Erde zu weilen und überall Kranke
zu heilen. Dazu bildete er ja Jünger aus, dass sie es in seinem Namen tun konnten. Es war
für Jesus schmerzlich zu sehen, dass seine Jünger noch nicht so weit waren. Ich denke, bis
heute bekümmert es Jesus, dass sein Auftrag zu heilen so wenig umgesetzt wird.
Sehen wir nochmals genau hin, welche Art von Glaube dazu nötig ist. Jesus erklärt es am
Beispiel, Berge zu versetzen. Ich bin sicher, Jesus meint das sowohl sinnbildlich als auch
ganz praktisch. Wer diesen Senfkornglaube hat, der kann im Namen Jesu reale Berge versetzen. Da dies nur selten nötig ist und Jesus seinen Jüngern nur sinnvolle Aufträge gibt,
erleben wir kaum, dass Berge verschoben werden. Aber Jesus sagt das ja auch sinnbildlich
im Zusammenhang mit Krankenheilung. Eine Krankheit ist wie ein Berg, der aus dem Leben
eines Kranken verschwinden soll. Kranke zu heilen ist ein klarer Auftrag von Jesus und aus
mehreren Gründen sinnvoll:
Erstens ist es ein Akt der Barmherzigkeit, leidenden Menschen zu helfen. Und zweites ist es
eine hervorragende Möglichkeit, ihnen die Macht und Liebe Gottes zu zeigen. Jesus verknüpft den Heilungsauftrag immer mit dem Missionsauftrag. Menschen sollen die gute
Nachricht hören, dass das Königreich der Himmel nahe gekommen ist. Sie sollen Jesus real
erleben, an ihn glauben, zu Gott umkehren und eine neues Leben im Gehorsam gegenüber
ihm anfangen.
Warum scheint es so schwierig, Berge zu versetzen? Wir müssen hier über einen grundlegenden Unterschied sprechen: Auf der einen Seite kennen wir Fürbitte. Jemand bitte Gott
für einen Menschen. Z.B. können wir Gott bitten, jemanden zu heilen. Auf der anderen Seite sehen wir in der Bibel viele Beispiele für Proklamation. Eine Proklamation ist ein Befehl,
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den jemand im Auftrag Gottes ausspricht. Die Propheten im AT haben das oft getan. Ein
Paradebeispiel ist folgende Aussage Elias gegenüber dem König Ahab von Israel:
So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau
noch Regen kommen, bis ich es sage. (1 Kö 17,1)
Indem Elia sagt „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe“ bekundet er,
dass er im Auftrag Gottes spricht. Elia hat sich das nicht selber ausgedacht und er könnte es
ja auch niemals aus eigener Kraft durchsetzen. Es ist interessant, dass diese Aussage im NT
im Zusammenhang mit Krankenheilung kommentiert wird. In Jakobus 5 lesen wir:
Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm
beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird
dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird
ihm vergeben werden. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr
gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete
nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. (Jak 5,14-17)
Der Begriff „Gebet“ kann Unterschiedliches bedeuten: Anbetung, Dank, Bitte, Fürbitte usw.
Das ist uns geläufig. Gebet kann aber auch noch mehr bedeuten:
Hier ist davon die Rede, dass das Gebet eines Gerechten viel vermag und Elia offenbar solch
ein Gebet gesprochen hat. Wenn wir nur diesen Text lesen und nicht die Begebenheit im
AT, dann könnten wir meinen, es handle sich hier um Fürbitte. Aber aus 1. Könige 17 geht
klar hervor, dass es sich um eine Proklamation handelt. Elia hat im Auftrag Gottes verkündet, dass es nicht mehr regnen werde. Nirgends lesen wir, er habe Gott darum gebeten. Es
war umgekehrt. Gott hat Elia darum gebeten, dies in seinem Namen Ahab mitzuteilen.
Damit sind wir beim springenden Punkt des Heilungsdienstes! Jesus bittet uns – ja er befiehlt uns sogar – in seinem Namen Kranken Heilung zuzusprechen. Wir teilen einem Kranken, oder der Krankheit oder einem Dämon mit, was der Wille Gottes ist. „Steh auf und
geh!“ „Sei gesund!“ „Berg bzw. Krankheit verschwinde!“ „Dämon, fahre aus!“
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Was denkt ihr wird im NT häufiger berichtet: Heilungen, welche durch Fürbitte zustande
gekommen oder solche, die durch Proklamation bewirkt werden? ...
Tatsache ist, dass im NT von keiner einzigen Heilung berichtet wird, die durch Führbitte erwirkt wurde! Damit ist nicht gesagt, dass wir nicht durch Fürbitte für Kranke einstehen sollen. Ich bin sicher, Gott erhört auch solche Gebete. Aber vermutlich ist es unsere Erfahrung,
dass diese Art von Gebeten oft nicht erhört wird.
Wenn Kranke nicht geheilt werden aufgrund unserer Gebete, dann ist es ratsam, in der Bibel nachzuforschen, wie unser Lehrmeister Jesus geheilt hat und dann von ihm zu lernen.
Das haben auch die Apostel getan. Auch sie haben durch Proklamation geheilt. Z.B. als Jesus
nach seiner Himmelfahrt durch Petrus und Johannes das erste Heilungswunder bewirkte:
An einem Nachmittag gegen drei Uhr gingen Petrus und Johannes wie gewohnt zum Tempel. Sie wollten dort am gemeinsamen Gebet teilnehmen. Zur selben Zeit brachte man einen
Gelähmten und setzte ihn an eine der Tempeltüren, an das so genannte Schöne Tor. Der
Mann war seit seiner Geburt krank und bettelte dort wie an jedem Tag. Als Petrus und Johannes den Tempel betreten wollten, bat er auch sie um Geld. Sie blieben stehen, richteten
den Blick auf ihn, und Petrus sagte: "Schau uns an!" Erwartungsvoll sah der Mann auf:
Würde er etwas von ihnen bekommen? Doch Petrus sagte: "Geld habe ich nicht. Aber was
ich habe, will ich dir geben. Im Namen Jesu Christi von Nazareth: Steh auf und geh!" Dabei
fasste er den Gelähmten an der rechten Hand und richtete ihn auf. In demselben Augenblick
konnte der Kranke Füße und Gelenke gebrauchen. Er sprang auf, lief einige Schritte hin und
her und ging dann mit Petrus und Johannes in den Tempel. Außer sich vor Freude rannte er
umher, sprang in die Luft und lobte Gott. (Apg 3,1-8)
Hindernisse und Herausforderungen
Warum fällt es uns so schwer, so zu heilen wie Jesus und die Apostel es getan haben? Vielleicht empfinden wir es anmassend. Doch wenn Jesus uns beauftragt, in seinem Namen
solche Befehle auszusprechen, dann ist das Gehorsam und keine Anmassung. Im Gegenteil:
Eigentlich ist es anmassend, wenn Jesus uns sagt, wir sollen etwas tun und wir stattdessen
ihn bitten, es zu tun. Das ist etwa so, wie wenn ein Polizist vom Polizeichef losgeschickt
wird, jemanden zu verhaften. Kaum ist der Polizist beim Verdächtigen angekommen, ruft er
seinen Chef an und sagt ihm: „Hallo Chef, ich habe die gesuchte Person gefunden, bitte
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komm du und verhafte sie!“ Was wird der Polizeichef zu ihm sagen? „Ich habe dich dafür
losgeschickt, also tue es gefälligst im Namen des Gesetzes!“
Etwas im Auftrag einer höheren Instanz zu tun, bedeutet Vollmacht zu haben. Wenn wir
heilen, tun wir dies im Auftrag und der Kraft Gottes. Damit wir diese Vollmacht anwenden
können, brauchen wir zwei Dinge:
1. Glaube und 2. Gehorsam.
Inwiefern brauchen wir Glaube? Wir müssen ganz darauf vertrauen, dass Jesus die Macht
hat, diese bestimmte Person von dieser konkreten Krankheit zu heilen. Und wir dürfen
nicht daran zweifeln, dass Jesus es gerade jetzt durch uns tun will.
Inwiefern ist unser Gehorsam nötig? Gehorchen kommt von horchen, von hören auf jemanden. Wir müssen zuerst den konkreten Auftrag von Jesus hören, bevor wir ihn ausführen können. Er sagt uns beispielsweise: „Geh jetzt zu dieser Person und spreche in meinem
Auftrag.“ Was wir sagen sollen, zeigt uns der Heilige Geist im richtigen Moment.
Es nützt nichts, wenn wir zwar glauben, dass Jesus heilt, aber ihm nicht gehorchen, wenn er
uns den Auftrag dazu gibt. Es nützt auch nichts, wenn wir zwar gehorchen, aber nicht wirklich glauben, dass Jesus durch uns heilen wird.
Ein anderer Grund, warum wir uns scheuen, im Namen Jesu zu proklamieren ist, dass wir es
anders gewohnt sind und vermutlich anders gelehrt wurden. Ich beobachte in unseren
Kreisen (Evangelikale), dass wenn es um Krankheit geht, fast ausschliesslich das Fürbitte-Gebet zur Anwendung kommt. Ich habe in unseren Reihen kaum je gehört, dass jemanden zu einem Kranken gesagt hat „Im Namen Jesu sei gesund!“ oder „Krankheit verlass
diesen Körper!“.
Es braucht Glaubensmut, so etwas auszusprechen. Wir exponieren uns damit sehr und liefern uns ganz Jesus aus. Wenn wir einfach Gott bitten, jemanden zu heilen, und es geschieht nicht, dann haben wir immer noch die Möglichkeit zu sagen: „Es war halt nicht Gottes Wille.“ Wenn wir aber sagen „im Namen Jesu soll dies oder jenes geschehen“, dann
bringen wir damit zum Ausdruck, dass es auf jeden Fall Gottes Wille ist, dass es geschieht.
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Ein weiterer Grund, warum wir vor dem Heilungsauftrag Jesu zurückschrecken kann sein,
dass wir uns fragen: Was ist, wenn jemand nicht geheilt wird? Es würde den Rahmen dieser
Predigt sprengen, im Detail auf diese Frage einzugehen. Deshalb nur einige Stichpunkte
dazu:
• Heilung kann sofort oder erst allmählich geschehen. Wenn wir im Moment keine Heilung erkennen, bedeutet dies nicht, dass Gott nicht daran ist, jemanden zu heilen. Beispielsweise wurden die 10 Aussätzigen in Lk 17,11-14 erst auf dem Weg nach Jerusalem
gesund, wo sie sich den Priestern zeigen sollten.
• Oft können wir nicht wissen, warum Gott etwas tut oder nicht tut. Wir müssen nicht für
alles eine Erklärung haben, sondern einfach darauf vertrauen, dass Gott das Richtige
tut.
• An einigen Orten konnte Jesus keine Wunder tun aufgrund des Unglaubens der Leute.
• Manchmal blockiert Sünde, über die nicht Busse getan wurde, die Heilung.
Wir können also im Heilungsdienst weder eine Garantie für Heilung abgeben, noch immer
begründen, warum jemand nicht geheilt wird. Doch wir sollten uns mit kindlichem Vertrauen von Jesus zu leidenden Menschen senden lassen. Denn unabhängig davon was auf
der körperlichen Ebene geschieht, zeigen wir ihnen, dass Gott sie liebt und sich um sie
kümmert.
Persönliches Beispiel
Zum Schluss möchte ich zur Ehre Gottes ein ermutigendes Beispiel erzählen, das ich selber
miterleben durfte: Am vorletzten PraiseCamp war ich im Seelsorgeteam. Bei den Plenarveranstaltung waren wir meistens neben der Bühne im Einsatz, um den Jugendlichen Gebet
anzubieten. Einmal kam ein junger Mann zu mir und bat mich für ihn zu beten, weil er
Herzrhythmusstörungen hatte. Obwohl das zweieinhalb Jahre her ist, kann ich mich noch
gut daran erinnern, wie ich für ihn gebetet habe. Ich habe meine Hand auf seine Brust gelegt und seinem Herzen im Namen Jesu befohlen, richtig zu schlagen. In dem Moment als
meine Hand seine Brust berührte, zuckte er zusammen. Im ersten Moment dachte ich, er
wäre erschrocken. Vor kurzem traf ich diesen jungen Mann wieder. Er hatte eine Stelle angetreten bei Campus für Christus. Er kam auf mich zu und sagte zu mir: „Du hast damals für
mich gebetet. Seither sind die Herzrhythmusstörungen nie mehr aufgetreten.“
Rückblickend denke ich, dass er nicht zusammenzuckte, weil er sich erschreckte, sondern
weil ein göttlicher Impuls durch meine Hand in sein Herz ging und es heilte. Ich vermute
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dies, weil ich von anderen schon gehört habe, dass sie beim Händeauflegen einen Kraftoder Wärmestrom spüren, der durch ihre Hände fliesst und sich auf die Person überträgt.
Jesus hatte ja auch gespürt, wie Kraft von ihm ausging, als die Blutflüssige Frau ihn heimlich
am Gewand berührte.
Ich wünsche uns, dass wir ermutigt sind, mit Jesus Neues zu wagen. „Heilt Kranke“ ist ein
allgemeiner Jüngerschaftsauftrag. Sicher gibt es Menschen mit einer besonderen Heilungsgabe. Sie werden von Jesus vor allem für diesen Dienst eingesetzt. Zu denen gehöre ich
nicht. Dennoch will ich es vermehrt wagen, Menschen im Namen Jesu Heilung anzubieten.
Sie sollen die Macht und Herrlichkeit Gottes erleben und offen werden für das Evangelium.
Amen
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