Erfahrungsbericht Name: J o h a n n e s, B ä r m a n n Studiengang und -fach: Master of Arts Medien und Kommunikation Austauschjahr: Sommersemester 2015 Gastuniversität: Marmara Üniversitesi Stadt: Istanbul Land: Türkei Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Ankunft Ich kam mit dem Flugzeug von München am Atatürk Airport an und nahm von dort die U-Bahn in die Innenstadt. Um in der U-Bahn in Istanbul zu zahlen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Man kauft sich für 10 Lira eine Metrocard und zahlt dann für jede Fahrt 2 Lira oder man kauft sich Jetons am Automaten und zahlt für jede Fahrt einen Jeton (=4 Lira). Mit dem Letter of Acceptance kann man sich an jeder Metrostation mit Büro auch eine Karte mit Studentenrabatt abholen. Alternativ gibt es auch einen Shuttlebus (ca. 13 TL) oder ein Taxi (ca. 45 TL) um in die Stadt zu gelangen. Wohnt ihr auf der asiatischen Seite Istanbuls, ist es empfehlenswert zum Flughafen Sabiha Gökcen zu fliegen, ist aber nicht zwingend notwendig. Die europäische Seite erreicht man besser vom Atatürk Airport (oder sobald fertig, vom neuen Istanbul International). Unterbringung Alle die ich kenne haben zunächst in einem Hostel gewohnt und sind dann auf Wohnungssuche gegangen. Die Marmara Universität lädt alle Erasmus Student_innen einige Monate vor Beginn des Auslandssemester in verschiedene spezielle facebook-Gruppen ein, dort werden viele Wohnungsangebote aufgeführt. Ich habe allerdings mein WG-Zimmer über AirBnB schon von Deutschland aus gemietet und würde das auch jedem empfehlen. Ich habe in einem Haus mit 3 Etagen gewohnt, in zwei Etagen befinden sich Erasmus WGs, ganz oben wohnt der Vermieter. Der Standard der Wohnung war überdurchschnittlich für die Türkei und der Preis von ca. 300 Euro pro Monat (inkl. Putzfrau und Trinkwasserlieferungen) noch im Rahmen. Die Lage der Wohnung war zudem extrem zentral. Ich habe Nahe dem Galataturm im Viertel Beyoglu gewohnt. Der Vermieter Ali ist ebenfalls sehr umgänglich und hilfsbereit, es gibt keine Verbote oder ähnliches (womit man in der Türkei unter umständen rechnen muss). Hier der Link zu meinem AirBnB Zimmer (in Alis Profil findet ihr auch die anderen Wohnungen in „Damas House“): 1 https://www.airbnb.de/rooms/135956 Universität/ Kurse Der Unterschied zwischen deutschen Universitäten und der Marmara Universität war für mich sehr frühzeitig bemerkbar. Bekam ich vom Auslandsamt in Augsburg immer sofort eine Antwort auf meine Fragen, habe ich bis heute noch keine einzige Antwort auf eine Frage vom International Office der Marmara Universität bekommen. Auch keiner meiner Kommilitonen hatte jemals eine Antwort erhalten, was vielleicht auch daran liegt, dass im International Office nur eine einzige Ansprechperson mit englischen Sprachkenntnissen arbeitet. Auch das Kursniveau ist eher unter dem Standard, welchen ich von der Universität Augsburg gewohnt bin. In einigen Kursen kamen die Dozenten regelmäßig 30 Minuten zu spät und legten generell kein so großes Augenmerk auf eine professionelle Arbeitsweise. Themen die in Kursen in Augsburg mehrere Wochen besprochen wurden, wurden hier gerne mal mit einem „do whatever you like“ abgehakt. Die Englischkenntnisse der Dozenten waren jedoch sehr gut. Anerkennung von Kursen Da ich keinen meiner Kurse aus Istanbul für mein Studium an der Universität Augsburg anrechnen lassen musste, kann ich zu diesem Punkt leider nichts sagen. Vorlesungszeiten und Aufbau des Studienjahres Die Marmara Universität verfügt über verschiedene Campus-Anlagen, welche über die gesamte Stadt verteilt sind. Da man von seinem Wohnort bis zum Campus manchmal 60-90 Minuten und zwischen den Campus-Anlagen ebenfalls 90 Minuten Fahrzeit benötigt, kann man an manchen Tagen lediglich maximal zwei Kurse besuchen. Ein Kurs an der Marmara Universität dauert 120-180 Minuten (mit Pause) und ist somit länger als an der Universität Augsburg. Mein Studienjahr baute sich aus einem türkischen Sprachkurs und einem Marketing Kurs auf. Der Sprachkurs war am Göztepe Campus auf der asiatischen Seite, dort sind auch verschiedene andere Studiengänge angesiedelt (z.B. Engineering). Die BWL -Fakultät ist in Bahcelievler, nahe dem Atatürk Airport. Die Medienfakultät ist in Osmanbey. Leben auf dem Campus Das Leben auf dem Campus ist sehr angenehm. Türken sind generell sehr aufgeschlossene und kontaktfreudige Personen und man wird sofort angesprochen. Das Essen in der Mensa ist gut und für lediglich 1,25 Lira pro Mahlzeit zu erwerben. Anzumerken ist allerdings, dass man in den Mensen der Marmara Universität jeden Tag nur ein Gericht bestellen kann und es auch keine vegetarischen oder veganen Alternativen gibt. Auch auf Unverträglichkeiten wird keine Rücksicht genommen. Aber es gibt überall um die Campus-Anlagen unzählige Imbisse. Leben in Istanbul Istanbul gehört zu den größten Städten der Welt und man trifft hier täglich Menschen aus allen Ländern dieser Erde. Besonders froh bin ich, dass ich verschiedene Leute in meinem Alter aus dem mittleren Osten getroffen habe (Irak, Iran, Syrien) die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Es prägt einen doch, solche Geschichten einmal direkt zu hören und nicht nur davon zu lesen. Die Stadt Istanbul wandelt darüber hinaus ihr Gesicht sehr schnell und sehr oft. Es gibt sehr konservative Stadteile aber auch 2 westlich geprägte Bezirke. Beyoglu ist westlich geprägt und sehr liberal. In Beyoglu spielt sich auch der Großteil des Istanbuler Nachtlebens ab. Sprachniveau bzw. Sprachkurse vor Ort Ich bin ohne türkische Sprachkenntnisse nach Istanbul gezogen, habe jedoch einen Sprachkurs an der Marmara Universität belegt. Der Kurs war durchaus hilfreich und nach einem Semester kann ich immerhin einige kleine Sätze auf Türkisch sagen. Das Meiste was man im Alltag benötigt (Bestellen im Restaurant etc.), lernt man allerdings schnell von selbst, weil Englisch auch hier in Istanbul nur von einigen Student_innen oder in Touristenrestaurants gesprochen wird. Lebensunterhaltungskosten Die Lebensunterhaltungskosten sind in Istanbul deutlich geringer als in Deutschland. Mein WG-Zimmer war mit 300 Euro im Monat für türkische Verhältnisse relativ teuer, man kann in Istanbul auch für 200 Euro gut wohnen. Einkäufe im Supermarkt sind preislich mit deutschen Supermärkten vergleichbar. Restaurantbesuche sind deutlich billiger, man kann für 3-10 Euro essen gehen. Kleidung ist ebenfalls billiger als in Deutschland. Monatlich sind für die Metro außerdem mit Kosten von circa. 15-20 Euro zu rechnen. Kulturschock Türken sind im Allgemeinen sehr nette und offenherzige Menschen, das alltägliche Leben findet in der Türkei viel öffentlicher statt als in Deutschland. Viele Türken verbringen ihren Feierabend oder ihre Freizeit in Cafés oder auf öffentlichen Plätzen. Regelmäßig kommt man mit ihnen ins Gespräch, auch wenn die Verständigung sich manchmal auf Hände und Füße beschränkt. Die Einheimischen sind auch sehr hilfsbereit, vor allem wenn man sich abseits der Touristenpfade aufhält oder Istanbul verlässt. Die in Istanbul lebenden Türken sind auch viel liberaler eingestellt, als ich es vor meinem Auslandsaufenthalt vermutet hätte. Eine bereits angesprochene kulturelle Eigenheit ist sicherlich auch das generelle „zu-spät-kommen“, für mich am überraschendsten war jedoch, dass man sich generell nicht an öffentlichen Orten die Nase putzt und dafür auch schon einmal eine hochgezogene Augenbrauche „kassiert“. Darüber hinaus wird in der Türkei auch mehr Körperkontakt im Alltag benutzt als in Deutschland üblich. Klima/Wetter Die größte Überraschung mit welcher ich während meiner Zeit in Istanbul konfrontiert wurde, war das Wetter. Da ich noch nie zuvor in der Türkei war, hatte ich nur die Bilder von sonnigen Stränden in meinem Kopf und dementsprechende Kleidung mitgenommen. Als ich im Februar allerdings nach Istanbul zog, wurden ich und meine Mitbewohner von starkem Schneefall und niedrigen Temperaturen überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit einem Schlitten in Istanbul eine Straße hinunterfahren würde (es hat in den Tagen zuvor 40cm geschneit). Generell ist das Wetter in Istanbul durchaus auch maritim geprägt, was sich mit dem naheliegenden Marmara und Schwarzem Meer erklären lässt. Es gibt selbstverständlich Tage an denen es 30 Grad ist, aber auch regelmäßig Regen und Wind. Soziale Kontakte Istanbul wird von vielen auch der Treffpunkt zwischen dem Westen und dem Osten genannt. Man trifft hier wirklich auf Menschen aus allen Ländern der Welt und kommt mit unterschiedlichen Kulturen in Kontakt. Die meisten anderen Erasmus-Studenten 3 kommen jedoch (leider) auch aus Deutschland und es kann gut passieren, dass man auf einer Studentenparty den ganzen Abend deutsch spricht. Man trifft allerdings beim Fußballspielen, oder bei anderen Aktivitäten auch auf Menschen aus anderen Ländern, und hat dadurch die Gelegenheit Deutschland und die deutsche Kultur auch mal aus einer Distanz zu bewerten. Stadt, Umgebung, Freizeitmöglichkeiten Die Stadt Istanbul ist vielfältig und eindrucksvoll. Ein Sonnenuntergang am Bosporus mit Blick auf unzählige Minarette zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie schön diese Stadt ist. Es gibt in Istanbul für jeden Geschmack etwas und auch nach Jahren wird man diese Stadt nicht vollständig gesehen oder entdeckt haben. Ich empfehle jedem der auch ein Auslandssemester in Istanbul absolviert, ein Wochenende in Bursa zu verbringen. Man gelangt in zwei Stunden mit der Fähre nach Bursa und kann dort bis Februar noch Skifahren (neben Bursa liegt ein großes Skigebiet), außerdem ist Bursa bekannt für den besten Iskender Kebab. Darüber hinaus sollte man Kappadokien besucht haben, dort gibt es Landschaften welche mit denen in den National Parks an der Westküste der USA vergleichbar sind. Organisatorisches Da die Türkei zwar am Erasmus Programm teilnimmt, jedoch nicht zur EU gehört, muss man zu Beginn des Auslandssemesters verschiedene Bürobesuche absolvieren. Hat man alle Papiere eingereicht und sich offiziell registriert, bekommt jeder Austauschstudent eine Aufenthaltsgenehmigung für den Zeitraum des Semesters. Da die meisten Angestellten in den Behörden kein Englisch sprechen wurde ich von meinem Erasmus-Buddy begleitet. Jeder Erasmus Austauschstudent bekommt einen Studenten aus der Partneruniversität an die Seite, welcher einen bei allen Behördengängen oder bei der Anmeldung an der Austauschuniversität begleitet. Bei mir hat das sehr gut geklappt. Ich bin im Internet auf eine Website gestoßen, welche alle notwendigen Behördengänge und Dokumente für Erasmusstudenten übersichtlich auflistet: http://www.istanbulforeignersoffice.com/en/residencepermit/touristic-stay 4
© Copyright 2024 ExpyDoc