Organische und nicht-organische Gedächtnisstörungen K. Schmidtke Abt. Neurogeriatrie Ortenau-Klinikum Offenburg Gedächtnisstörung „genuin“ durch Schädigung des hippocampalen Systems: Wernicke-Korsakoff-Syndrom Cerebrale Hypoxie Herpes-Enzephalitis Schädel-Hirn-Traumen Aneurysma der Art. communicans anterior M. Alzheimer und Vorstadium (MCI) oder … „sekundäre“ Gedächtnisstörung durch Störung der erforderlichen Informationsverarbeitung jede diffuse Schädigung des Gehirns psychiatrische Erkrankungen funktionelle Gedächtnis- und Konzentrationsstörung häufig; oft bei jüngeren und aktiven Personen normale oder leicht reduzierte objektive Testleistung charakteristische Symptome im Alltag Begleitende psychosomatische Symptome Funktionelle Gedächtnis- und Konzentrationsstörung häufig in Praxen und Gedächtnissprechstunden oft jüngere und aktive Personen normale oder leicht reduzierte Testleistungen kein Hinweis auf organische Störung erhaltene Alltagskompetenz charakteristische Gedächtnis-Symptomatik ggf. Lücken des Altgedächtnisses ggf. genaues Erinnern an Gedächtnislücken ggf. psychosomatische Symptome Ursache: Psychosozialer Stress zwischenmenschliche Konflikte im Privatleben Konflikte am Arbeitsplatz berufliche und private Überlastung Unzufriedenheit, Frustration chronische Krankheit oder Behinderung Todesfälle Belastungsreaktion Dysthymie Persönlichkeitsstörungen biographische Krisen Stresserleben Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung Fehlleistungen und Ängste im Alltag Gedächtnisstörung Schmidtke et al., 2007 Ätiologisches Modell längere psychosoziale Belastung Stresserleben innere Abgelenktheit Aufmerksamkeitsstörung Gedächtnisstörung „circulus vitiosus“ Schmidtke und Metternich, Am J Geriatric Psychiatry 2009 10 typische Symptome bei FGK 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Vergessen von Aufträgen, Terminen, Gesprächsinhalten, Vorhaben (binnen Stunden bis Tagen) Nicht-Aufnehmen von Nachrichten, Lektüre, Vorträgen etc. Vorübergehende Blockierung von überlerntem Wissen wie Namen, Telefonnummern, orthographischen Fragen Flüchtigkeitsfehler, Fehlleistungen und Blockierungserlebnisse bei Routinetätigkeiten Wortfindungsstörungen Vergessen von Vorhaben noch auf dem Wege zu ihrer Ausführung Vergessen der Inhalte von Telefonaten/Gesprächen kurz nach Beendigung Zerstreutheit, Geistesabwesenheit oder Gedankenwandern „Fadenriß“ - Erlebnisse bei Gesprächen Wechselnd in Abhängigkeit von Belastung und Allgemeinbefinden Leichte Kognitive Störung = MCI; „mild cognitive impairment“ nach Peterson et al., 1996: neu aufgetretene Gedächtnisstörung Einschränkungen (nur) anspruchsvoller Alltagsleistungen sonst erhaltene geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsbewältigung „amnestisches MCI“ = Vorstadium der AlzheimerKrankheit MCI im weiteren Sinne: stabiles organisches Defizit bei unterschiedlichen Läsionen MCI im engeren Sinne: vermutete prozesshafte Erkrankung „amnestisches MCI“: vermutetes Vorstadium der AD Eigene Katamnesestudie bei 88 Patienten mit „amnestischer“ MCI davon 75 nach ein in bis drei Jahren nachuntersucht (Mittelwert: 19 Monate) 35 Pat. mit Demenz (davon 33 M. Alzheimer) 36 Pat. mit stabiler Leichter Kognitiver Störung hohe Konversionsrate von 30 % pro Jahr Risiko der späteren Entwicklung einer Demenz 2 normal, 2 Depr. revidierte Diagnosen Schmidtke und Hermeneit, International Psychogeriatrics 2007 Befunde aus Neurochemie und Bildgebung, die eine Konversion MCI Demenz vorhersagen können APO-ε4-Typisierung Liquor: Phospho-tau ↑ , ß-Amyloid1-42 ↓ PET: cerebraler Hypometabolismus ↑ und hippocampales Volumen ↓ MRI: entorhinales Atrophie-Rate Klinische DD von Gedächtnisstörungen „Genuine Störung“, z.B. MCI: sich-Wiederholen Vergessen von Erlebtem Desorientierung zur Zeit Defizit auch beim Wiedererkennen „Sekundäre Störung“, z.B. FGK: Verlangsamung, Aufmerksamkeitsstörung Wieder-Einfallen von Vergessenem Wiedererkennen gut erhalten
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