Das Heil ist aus den Juden Israel und die Kirche in KD II.2 § 34 Im Jahr der Wannseekonferenz, auf der Funktionäre des Dritten Reiches die Vorgehensweise der ‘Endlösung der Judenfrage’ beschlossen, veröffentlichte Karl Barth in Der Schweiz Kirchliche Dogmatik II.2. In diesem Band entfaltete er seine Lehre der göttlichen Erwählung, mit darin der Paragraph 34, wo ‘Die Erwählung der Gemeinde’ thematisiert wird. Im Leitsatz schreibt Barth, die ‘eine Gemeinde Gottes’ habe ‘in ihrer Gestalt als Israel der Darstellung der göttlichen Gerichtes zu dienen, in ihrer Gestalt als Kirche der Darstellung der göttlichen Erbarmens’. Es gibt gar kein direkter Zusammenhang zwischen Wannsee¬konferenz und der Erscheinung eines Dogmatikbandes, dessen Thema schon längst vom Aufbau der KD her festlag, aber es ist unmöglich diese beide Ereignisse im Nachhinein auseinanderzuhalten. In den vergangenen Jahrzehnten wurde KD II.2 angegangen von der Perspektive der jahrhundertelangen Skandalchronik des christlichen Antisemitismus her, als ein böser Wurzel der Schoah. Barth wurde angeschuldigt, er habe in seiner Erwählungslehre Israel noch einmal zur ‘gnadenlosen Existenz’ verurteilt, und somit der Schoah theologisch nichts im Wege gelegt. Andere betonten, Barth habe in seiner Rede von Gottes Gericht über Israel in keinerlei Weise das real existierende jüdische Volk im Auge gehabt, sondern nur Kirchenkritik getrieben. Die Diskussion erlöschte, als vor fast zwanzig Jahren Eberhard Busch seine gründliche historische und systematische Studie Unter dem Bogen des einen Bundes. Karl Barth und die Juden 1993-1945 veröffentlichte (Neukirchen-Vluyn 1996). Dieses Buch hatte alles in sich um die Auseinandersetzung auf ein höheres Niveau zu heben, hat aber so gewirkt, dass weitgehend zum Thema geschwiegen wird. Hinter dem Buch von Busch kann die Diskussion nicht zurück, sie soll aber weitergeführt werden. Auf der Barthtagung 2016 wollen wir das Thema der Erwählung Israels und der Kirche wieder aufnehmen und – hoffentlich – vorankommen. 1. Das erste Referat führt uns ein in die historische Umstände des Barth-Textes, der im Sommersemester 1940 vorgetragen wurde und Mai 1942 erschien. Wie war Barths kirchliches und politisches Engagement in dieser Zeit, was ist davon zwischen den Zeilen zu lesen – und was nicht? 2. In einer zweiten Runde sehen wir uns den Text vom § 34 selbst an. Was hat Barth gemeint, inwiefern hat er die klare Brisanz seiner Gedanken erwogen? 3. § 34 enthält eine ausführliche Auslegung von Römer 9-11. Wie ist sie zu würdigen, vor dem Hintergrund der damaligen Diskussion – und wie aus heutiger Perspektive? 4. Im Schlussreferat der Tagung geht es darum, die Faden zusammenzunehmen und zu fragen, wie wir systematisch vorankommen können. 34. Karl-Barth-Tagung in den Niederlanden Das Heil ist aus den Juden Israel und die Kirche in KD II.2 § 34 Der Vorbereitungskreis Prof. dr. Rinse Reeling Brouwer (PthU, Amsterdam) Prof. dr. Gerard den Hertog (TU, Apeldoorn) Prof. dr. Kees van der Kooi (VU, Amsterdam) 29. Februar, 1. – 2. März 2016 De Glind/NL Amsterdam Groningen MONTAG, 29. FEBRUAR 2016 15.00 Ankunft und Tee 15.30 Eröffnung der Tagung 16.00 Wilken Veen ‘Der historische und politische Kontext von Barths Israelparagraph in KD II/2’ 18.00Abendessen 19.30Arbeitsgruppen 20.30Kaffee 20.45Arbeitsgruppen 21.30 Abendandacht DIENSTAG, 1. MÄRZ 2016 08.30Frühstück 09.15Morgenandacht 09.30 prof. Eberhard Busch ‘Kein Volk außer Israel ist Gottes Volk’ 10.30Kaffee 11.00Diskussion 11.30 Buchpräsentation: Karl Barth, De verkiezing van de gemeente (Kirchliche Dogmatik § 34), übersetzt und besorgt von Wessel H. ten Boom.* 12.30Mittagessen 14.00Arbeitsgruppen 15.45Tee 16.15 Arbeitsgruppen 18.00Abendessen 19.30 Prof. dr. Peter J. Tomson ‘Romans 9‒11 and Political Developments in Roman Judaea plus Some Ruminations on Historical Criticism and Theological Exegesis’ 20.30Kaffee 20.45Diskussion 21.30Abendandacht MITTWOCH, 2. MÄRZ 2016 08.30Frühstück 09.15Morgenandacht 09.30 Prof. dr. Magdalene L. Frettlöh ‘Kirche nur auf dem Grund Israels’ 10.30Kaffee 10.45Diskussion 11.15 Abschließendes Forum 12.00Rückblick, Geschäftliches, Planung der Nächsten Tagung 13.30Abreise KOSTEN FÜR DIE GESAMTE TAGUNG € 150,00 Studenten (Studenten PThU € 75,00) € 230,00 Selbstzahlende Teilnehmer Nach Anmeldung erhalten Sie eine Rechnung. Diese ist zu zahlen vor dem 29 februar 2016. ANMELDUNG Anmeldung zur Tagung ist möglich bis zum 31. Januar 2016 via www.pthu.nl/actueel/agenda TAGUNGSORT Conferentiecentrum De Glind Postweg 65, 3794 MK De Glind, NL www.ymcadeglind.nl HINWEIS Die Referate sämtlicher Barth-Tagungen werden in der Zeitschrift für Dialektische Theologie (ZDTh) veröffentlicht. Dieses Heft wird in 2016/17 erscheinen. Sie können es unter [email protected] bestellen können. WEGWEISER Mit der Bahn: Ab dem Bahnhof Barneveld reisen sie mit dem kleinen ‚Buurtbus‘ 511 in Richtung Scherpenzeel. Nach ca. 20min steigen sie aus an der Haltestelle ‚Schoonderbekerweg‘. Der Fußweg zum Ziel dauert etwa 1min. Aktuelle Fahrzeiten finden sie unter: http://9292.nl/en# und http://www.buurtbusdeglind.nl/dienstregeling.htm (Bei ausreichendem Bedarf kann eventuell auch ein Taxi(bus) gemietet werden – Interesse bitte bei Anmeldung kundgeben.) Mit dem Auto: Ab Arnhem: Fahren sie auf die Autobahn A12 (Richtung Utrecht) und biegen sie am Kreuz Maanderbroek auf die A30 (Richtung Amersfoort) ein. Nehmen sie dort Abfahrt 4 Scherpenzeel in Richtung Barneveld und biegen sie links ab auf den Scherpenzeelseweg/N802. Nach 2km (zweiter Kreisel) nehmen sie die erste Ausfahrt um auf dem Postweg (Richtung De Glind) zu bleiben. Das Ziel befindet sich im Ort auf der linken Seite. Ab Amersfoort: Von der Autobahn A28 nehmen sie dort Abfahrt 8 Amersfoort/ Hoevelaken. An der Ampel bei der Ausfahrt rechts abbiegen und dann bei der ersten Ampel direkt rechts ab in Richtung Achterveld (das Schild ist schwierig zu sehen). Sie fahren jetzt 5,5km auf dem Barneveldseweg. In Achterveld biegen sie an der Esso rechts ab. Nach ca. 1,5km biegen sie links ab nach De Glind. Das Ziel befindet sich im Ort auf der rechten Seite. Den digitalen Flyer (GER/NL) sowie mehr Informationen zu den Sprechern finden sie unter: www.pthu.nl/onderzoek/Barthonderzoek VORBEREITUNG Wie in jedem Jahr werden neben den einzelnen Vorträge der Referenten auch Arbeitsgruppen angeboten. In diesen kleinen Kreisen wird das Gespräch zwischen Lehrenden und Lernenden – noch mehr als in den Diskussionsrunden – angeregt. Lesen sie darum bitte die angegebene Textauswahl für eine motivierte Wahl der jeweiligen Arbeitsgruppe. Texte für die Arbeitsgruppen • K. Barth, Die kirchliche Dogmatik II/2, § 34, S. 215-336 (Haupttext 1. 215-22; 2. 226235; 3. 256-264; 4. 286-294). • K. Barth, Kurze Erklärung des Römerbriefes (1940/1956), 134-179: ‘Das Evangelium unter den Juden’ . • Friedrich-Wilhelm Marquardt, Die Entdeckung des Judentums für die christliche Theologie. Israel im Denken Karl Barths, München 1967, 266-360. • K. Barth, Predigt Römer 15,5-13 in der Schloßkirche Bonn, in: K. Barth,Predigten 1921-1935. Zürich: Theologischer Verlag 1998,l 296-305. * Boekencentrum Verlag Zoetermeer
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