to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer Künstlerische Praktiken um 1990 mumok Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Museumsplatz 1, 1070 Wien Ausstellungsdauer 10. Oktober 2015 bis 24. Jänner 2016 Pressekonferenz 9. Oktober 2015, 10 Uhr Eröffnung 9. Oktober 2015, 19 Uhr Felix Gonzalez-Torres “Untitled” (Go-Go Dancing Platform), 1991 © The Felix Gonzalez-Torres Foundation Courtesy of Andrea Rosen Gallery, New York Pressekontakt Karin Bellmann T +43 1 52500-1400 [email protected] Katja Kulidzhanova T +43 1 52500-1450 katja.kulidzhanova @mumok.at Fax +43 1 52500-1300 [email protected] www.mumok.at Im Herbst 2015 blickt das mumok auf das internationale Kunstgeschehen um 1990. Auf drei Ebenen werden Installationen, Publikationen, Objekte, Projekte, Filme und Interventionen von über 50 Künstler_innen und Künstler_innengruppen gezeigt – darunter finden sich sowohl bekannte internationale Namen als auch Positionen, die bislang in Museen nur selten berücksichtigt wurden. Sie alle stellen die herkömmlichen Formen des Ausstellens infrage und widmen sich den drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit. So klar die Begriffe to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer die Funktionen einer Ausstellung scheinbar umreißen, so offen und fraglich war es um 1990, was Kunst anbieten sollte, wie sie präsentiert und an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher Herausforderungen fand um 1990 eine Auseinandersetzung mit den sozialen Funktionen und Grundlagen künstlerischer Arbeit statt. Die Reflexion von künstlerischen Rahmenbedingungen und Ausstellungsfragen verschränkte sich dabei auf vielfache Weise mit der Bearbeitung konkreter gesellschaftlicher Anliegen. Es wurden der Objektstatus und die ökonomischen Bedingungen des Kunstwerks hinterfragt; soziale Ausschlussmechanismen wurden zu einem zentralen Thema; Identitäts- und Genderfragen wurden heftig diskutiert; die AIDS-Krise steuerte ihrem Höhepunkt entgegen. Ebenso waren die Folgen der Osteuropaöffnung und die rasant voranschreitende Globalisierung allerorts spürbar. Die Bandbreite der damals entwickelten Kunst-, Präsentations- und Kommunikationsformen war beeindruckend: Um 1990 traten Kunstwerke in Form von Magazininserts ebenso in Erscheinung wie in Form von Objekten, Fotografien, Displays, Dienstleistungen oder performativen Interventionen. Anleihen in anderen Disziplinen wurden zur Grundlage zahlreicher Projekte: Archive wurden angelegt und quasiwissenschaftliche Laborsituationen geschaffen, die nicht zuletzt vom Misstrauen gegenüber im Mantel der Objektivität auftretenden Mechanismen der Wissensvermittlung zeugen. Traditionelle, objektorientierte Kunstvorstellungen, die in den 1980er-Jahren vielerorts eine Renaissance erlebt hatten, wurden durch ortsund situationsspezifische Installationen ersetzt. Eine Vielzahl neuer Fanzines, Zeitschriften und Publikationen entstanden, und aktivistische Kunstprojekte mit gesellschaftspolitischem Anspruch rückten in den Mittelpunkt intensiver Debatten. Die Künstler_innen gaben sich nicht mehr mit ihrer traditionellen Rollenzuschreibung zufrieden. Sie eigneten sich Positionen an, die im Kunstbetrieb anderen überlassen worden waren, und organisierten Symposien, betrieben Projekträume und schrieben in meinungsbildenden Fachmedien. 1 Presseinformation, 25. September 2015 Vom politischer Aktivismus bis zu neuen Installationsformen zwischen Wien, Köln, New York Konkret werden in to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer die vielfältigen Aktivitäten des 1990 in Wien gegründeten museum in progress ebenso vorgestellt wie das künstlerisch-aktivistische Ausstellungsprojekt Democracy (1988– 1989) des US- amerikanischen Künstler_innenkollektivs Group Material oder der Kunstraum Friesenwall 120 in Köln, ein von Künstler_innen betriebener Projektraum, in dem sich Kunst, Diskurs, Film, Politik und Freizeit in beispielhafter Form neu miteinander verschränkten. Wichtige neue Organe der Zeit wie die Zeitschriften Texte zur Kunst, Third Text oder die heute nicht mehr publizierten ACME, Artfan, Documents, A.N.Y.P., Vor der Information und weitere sind ebenfalls Teil der Präsentation in Wien. Das Spektrum der ausgewählten Projekte und Installationen von Einzelkünstler_innen reicht von performativen Interventionen wie beispielsweise Christian Philipp Müllers Kleiner Führer durch die kurfürstliche Gemäldegalerie Düsseldorf (1986), Andrea Frasers Museum Highlights (1989) oder Felix GonzalezTorres‘ “Untitled” (Go-Go Dancing Platform) (1991) über fotografische Auseinandersetzungen mit Aneignungs- und Displayfragen (von Louise Lawler, Zoe Leonard, Christopher Williams u. a.) bis hin zu neuen Formen der Installation und Präsentation, wie sie unter anderen Fareed Armaly, Tom Burr, Clegg & Guttmann, Mark Dion, Maria Eichhorn, Renée Green, Christian Philipp Müller, Gerwald Rockenschaub, Fred Wilson oder Heimo Zobernig vorgestellt haben. Die Wieder-ausstellung der Arbeiten und Materialien in to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer orientiert sich an den ursprünglichen künstlerischen Produktionszusammenhängen. Die Anordnung der Werke berücksichtigt lokale Kontexte, persönliche Kollaborationen und internationale Verbindungen. Zugleich macht die Ausstellung thematische Korrespondenzen zwischen den historischen Projekten sichtbar. So verdichten sich beispielsweise mit Arbeiten von Renée Green und Fred Wilson Fragen zu Kolonialismus, Rassismus und kultureller Identität. Daran anschließend, widmet sich Heimo Zobernigs Installation Amerikaner (1992) der kulturellen Vorherrschaft Amerikas aus europäischer Perspektive. Für Zobernigs Projekt ist die Auseinandersetzung mit kulturellen Übertragungen ebenso zentral wie für Renée Green’s Installation Import Export Funk Office (1992). Ausgehend von der privaten Platten- und Büchersammlung des Musik- und Kunstkritikers Diedrich Diederichsen, der sich als in Köln lebender Weißer eingehend mit „ihrer“ schwarzen Popkultur beschäftigt hatte, hinterfragt Green ortsspezifische Erfahrungs-, Identifikations- und Repräsentationsmöglichkeiten. Der enge künstlerische Austausch zwischen den Zentren New York, Köln und Wien wie auch gemeinsame thematische Anliegen bilden sich in zahlreichen Bereichen der Präsentation ab. Beispielhaft hierfür steht auch das Projekt Die Botschaft als Medium, das 1990 von dem Wiener Kunstwissenschaftler und Kurator Helmut Draxler für das museum in progress konzipiert wurde. Künstler_innen aus den drei 2 Presseinformation, 25. September 2015 Metropolen stellten für Die Botschaft als Medium ein Jahr lang in der Tageszeitung Der Standard und dem Wirtschaftsmagazin Cashflow aus. to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer ist als offener Parcours gestaltet, als eine begehbare Karte mit einer Vielzahl inhaltlicher, sozialer und geografischer Überlagerungen. Historische Verbindungen und thematische Zusammenhänge werden zum einen durch das Nebeneinander und die Anordnungen der mit kurzen Projektbeschreibungen versehenen Exponate deutlich, zum anderen durch eine spezielle Ausstellungsarchitektur, die auch Zeitschriften, Bücher und Dokumentationsmaterialien prominent zur Geltung kommen lässt. Den historischen künstlerischen Auseinandersetzungen mit Ausstellungsfragen entsprechend, gibt auch die Ausstellungsgestaltung im mumok nicht vor, ein neutraler Behälter zu sein, in dem die Werke wertfrei platziert werden könnten. Der Architekt Ken Saylor zeigt ihre ansonsten unsichtbaren strukturellen Grundlagen: Ausstellungswände stehen beispielsweise vor Ausstellungswänden und Wandflächen werden systematisch unterbrochen. Studienarchiv Ein wesentliches Element der Ausstellung ist ein betreuter Lese- und Recherchebereich, in dem umfassendes Publikationsmaterial, Videos und Fotodokumentationen Einblicke in die um 1990 leidenschaftlich geführten Diskussionen erlauben. Zudem finden sich dort Kopien rarer Fanzines, Kataloge und Infomaterialien, die eine vertiefende Auseinandersetzung mit den ausgestellten Projekten möglich machen Die Ausstellung wird von einer international besetzten Tagung (23. Jänner 2016) und einer umfassenden Publikation begleitet. Damit ermöglicht das mumok einen pointierten Einblick in einen Bereich der jüngeren Kunstgeschichte, der für die gegenwärtige künstlerische Auseinandersetzung mit Formen und Möglichkeiten des Ausstellens wichtige Grundlagen bereitstellt. Kuratiert von Matthias Michalka Ausstellungsdesign von Ken Saylor 3 Presseinformation, 25. September 2015 Fact-Sheet To expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer Künstlerische Praktiken um 1990 Ausstellungsdauer 10. Oktober 2015 bis 24. Jänner 2016 Pressekonferenz 9. Oktober 2015, 10 Uhr Eröffnung 9. Oktober 2015, 19 Uhr Ausstellungsort mumok, MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien, Ebenen 2, 3, 4 Kurator Matthias Michalka Kuratorische Assistenz Julia Hay Ausstellungsarchitektur Ken Saylor Ausstellungsproduktion Sibylle Kulterer Katalog to Expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer Künstlerische Praktiken um 1990 Herausgegeben vom Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Matthias Michalka. Mit einem Vorwort von Karola Kraus. Essays von Sabeth Buchmann, Helmut Draxler, Pamela M. Lee, Matthias Michalka. Interviews von/mit Fareed Armaly/Julie Ault, Yves Aupetitallot, Judith Barry/Ken Saylor, Martin Beck/Stephan Dillemuth und Matthias Michalka/Juliane Rebentisch Deutsch und englisch, ca. 296 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen. Format: 220 x 280 mm. Ausstattung: Schweizer Broschur. Preis: € 39,80. Verlag der Buchhandlung Walther König. ISBN (Verlag): 978-3-86335-790-0, ISBN (mumok): 978-3-902947-23-9 Öffnungszeiten Montag: 14–19 Uhr Dienstag bis Sonntag: 10–19 Uhr Donnerstag: 10–21 Uhr Eintritt Normal € 10,–, Ermäßigt € 8,– bzw. € 7,– Pressekontakt Karin Bellmann T +43 1 52500-1400 [email protected] Katja Kulidzhanova T +43 1 52500-1450 katja.kulidzhanova @mumok.at [email protected], www.mumok.at/de/presse 4 Presseinformation, 25. September 2015
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