„N E U E S L E B E N“ Das Magazin für Strauss

„N E U E S L E B E N“
Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette
Heft 48 (2015 / Nr. 1)
Herausgegeben von der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft e.V.
„N E U E S L E B E N“
Titelbild:
Johann Strauss (Sohn):
NEUES LEBEN, Polka française für das Pianoforte, op. 278 –
Klavierausgabe – Privatbesitz Werner Abel, Titelblatt
Johann Strauss (Sohn) widmete Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha im Herbst 1863 die Polka „Neues
Leben“, die er persönlich in einer Prachthandschrift im Wiener „Palais Coburg“ überreichte und die dem Herzog
nach Coburg übersandt wurde. Für die Widmung bedankte sich Herzog Ernst II. 1864, als der Notendruck bei Haslinger erschien, mit der Verleihung der „Silbernen Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft“.
Um seine dritte Frau, Adele Strauss, geb. Deutsch, heiraten zu können, wurde Johann Strauss (Sohn) 1887 durch
Naturalisation Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und damit Deutscher. Seine zweite Ehe wurde
durch Dekret Ernst II. getrennt. In Coburg heiratete er Adele standesamtlich und kirchlich. Auch wenn er bis zu
seinem Lebensende in Wien lebte und wirkte, war und blieb er bis zu seinem Tod 1899 Coburger. Adele, der er in
inniger Liebe zugetan war, starb mehr als dreißig Jahre nach ihm in Wien, ebenfalls als Coburger Bürgerin.
Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ wurde 1975 in Hamburg gegründet und hat seit 1991 ihren Sitz in
Coburg.
HERAUSGEBER:
DEUTSCHE JOHANN STRAUSS GESELLSCHAFT
Eingetragener gemeinnütziger Verein, Amtsgericht Coburg, VR 667, FA Coburg, Steuer-Nr. 212/107/60110
Bankverbindung (neu): Sparkasse Coburg - Lichtenfels,
IBAN: DE06 7835 0000 0040 5989 22; BIC: BYLADEM 1 COB,
Internet: www.djsg.de
E-Mail: [email protected]
Vorstand:
1. Vorsitzender:
2. Vorsitzender:
Schatzmeister:
Beisitzer und Pressereferent:
Beisitzer:
Dr. Ingolf Roßberg, Dresden
Albrecht Tauer, Coburg
Dr. Michael Mahlert, Ulm
Manfred Drescher, Bamberg
Jonas Geelhaar, Coburg
Friedhelm Kuhlmann, Hamburg
Rudolf Maeder, Baar (CH)
Als beratende Mitglieder des Vorstandes fungieren: Werner Abel, Darmstadt; Prof. Dr. Norbert Linke,
Borken; Prof. Christian Pollack, Wien; Prof. Helmut Reichenauer, Wien; Inge Röhre, Ürzig (Mosel);
Norbert Rubey, Wien; Dr. Eduard Strauss, Wien
Geschäftsstelle:
c/o Albrecht Tauer, Lahmstr. 33, 96450 COBURG
(Tel. 09563 / 721 902, Fax 09563 / 721 904)
Redaktion:
Dr. Ingolf Roßberg (verantwortlich), Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder
Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind Beiträge der jeweiligen Autoren. Sie geben deshalb nicht unbedingt
die Meinung des Herausgebers, des Vorstandes oder der Redaktion wieder. Angegebene Internetlinks wurden zu
Redaktionsschluss – für dieses Heft war dies der 31. Mai 2015 – sorgfältig geprüft: Gleichwohl wird für diese und
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Schutzgebühr je Ausgabe: 8,00 € (zzgl. Versandkosten)
Die Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ erhalten die Magazine „Neues Leben“ im Rahmen
ihrer Mitgliedschaft kostenfrei.
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„N E U E S L E B E N“
Das Magazin für Strauss-Liebhaber und Freunde der Wiener Operette
Heft 48 (2015, Nr. 1)
Herausgeber:
D E U T S C H E J O H A N N S T R A U S S G E S E L L S C H A F T e.V.
Druck:
DCT GmbH, Nicolaus Zech Straße 64-68, 96450 COBURG
Tel. 09561 – 83450 Fax 09561 – 834545
ISSN der Druckfassung:
ISSN der Internetfassung:
1438 – 065X
2194 – 5527
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Inhaltsverzeichnis
Neuer Partner, neuer Titel – und das Aus in Coburg?
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Aus unserem Verein
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Der Jahresauftakt in Deutschland mit Strauss: Neujahrskonzert in Ingolstadt
Coburg tanzt im Walzertakt und beginnt das neue Jahr…
…und was danach kam
40 Jahre „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ und Strauss-Musiktage Stadt und Land Coburg
„Eternal Waltz“
Christian Simonis ist neuer Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmonie
Liebesbriefe von Johann Strauss Sohn in der Universität Duisburg/Essen
Unser neuer Kooperationspartner: Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels ist regelmäßiger Sponsor der DJSG
Straussianer treffen sich beim „Johann-Strauss-Festival 2015“ an der Staatsoperette Dresden
Die Krux mit der Kultur
Die DJSG auf Facebook, www.djsg.de vorübergehend abgeschaltet
Aus unseren befreundeten Gesellschaften
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Nachrichten aus dem Wiener Institut für Strauss-Forschung
Ein herzlicher Glückwunsch nach Wien: Das „Museum der Strauss-Dynastie“ öffnete seine Pforten
Erste Konzerte im neuen Museum der Johann Strauss-Dynastie
Nachrichten aus der Tschechischen Strauss-Gesellschaft
40 Jahre österreichische Tradition in Edmonton
Nachrichten aus unserer japanischen Schwestergesellschaft
Fachbeiträge
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Zur Wiederentdeckung der Werke von Richard Eilenberg (1848 - 1927)
Richard Eilenberg (*13. Jan. 1848 in Merseburg, † 05. Dez. 1927 in Berlin)
Wie der Walzerkönig Johann Strauss (Sohn) das Herz der Opernsängerin Henriette Treffz eroberte.
Johann Strauss (Sohn). Die opp. 401 bis 450 – Eine neue Schaffensperiode in einem neuen Lebensabschnitt
150 Jahre Wiener Ringstraße – Ein tönender Spaziergang
Gesehen – gehört – gelesen: Rezensionen
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75. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Zubin Mehta
Neujahrskonzerte 2015
Modernisierte beschwingte Operette lässt das Publikum schwärmen
Johann Strauss Gala in Northampton
Man ist amüsiert und freut sich über eine flotte Inszenierung „My Fair Lady“
Das welsche Abenteuer oder „Bonsoir, Mr. Pantalon!“ von Albert Grisar
Klingendes Wien – von Schrammeln und Salonorchestern
Josef Strauss meets Offenbach – Zu einem Naxos-Sampler
Richard Genée: Komponist und Librettist
Pierre Genée: Richard Genée und die Wiener Operette – Eine Buchbesprechung
Strauss-Konzert im Wiener Musikverein unter Leitung von Alfred Eschwé
Folge 1 mit Werken der Zeitgenossen der Familie Strauss erschienen
Neue Tondokumente in Tschechien und den USA erstellt
Informationen, Termine, CDs, Nachrichten, letzte Meldungen...
Startschuss für die Produktion 2015 der Möriker Operette
Der Vogelhändler im Sommer…
„The Sound of Music“ unterwegs
In eigener Sache…
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Neuer Partner, neuer Titel – und das Aus in Coburg?
Liebe Mitglieder,
liebe Straussianerinnen, liebe Straussianer,
liebe Freunde der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“,
schon beim In-die-Hand-nehmen unseres Heftes ist Ihnen sicher aufgefallen, dass wir am Äußeren des Heftes einiges geändert haben. Unser
Heft hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert: So sind wir viel
stärker in die Facharbeit einbezogen, im Bereich der Operette haben
sich erhebliche Erweiterungen ergeben und auch die Rezensionen nehmen einen breiten Raum ein. Folgerichtig hat die Redaktion sich entschieden, die inzwischen erweiterten Hefte „Neues Leben“ mit Beginn
des Jahres 2015 von „Mitteilungsblatt“ – was es in dem engen Sinn nie war – nunmehr auf den neuen
Untertitel „Das Magazin für Strauss-Freunde und Liebhaber der Wiener Operette“ umzubenennen.
Wenn dieses bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auch beifällig aufgenommen wird, würde es uns
freuen. Aber in dieser Beziehung sind weitere Vorschläge und Anregungen gern willkommen. Auch haben wir, da immer wieder Anfragen nach dem Preis eines Heftes kommen, d.h. hinsichtlich eines käuflichen Erwerbs, uns auf eine „Schutzgebühr“ verständigt. Einen „Preis“ hat ja jedes Heft von „Neues Leben“, für unsere Mitglieder ist der Bezug natürlich im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Und ein weiteres kommt hinzu: Schon seit längerer Zeit beschäftigte sich der Vorstand mit der Frage,
welche Partner für unseren Verein dauerhaft gewonnen werden können. Und seit Dezember 2014 gibt
es einen ersten dauerhaften Partner für uns: Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels hat mit uns, beginnend
ab Januar 2015 einen ersten Sponsorenvertrag abgeschlossen. In diesem Zusammenhang haben wir
auch unsere vereinsinterne Kontenführung auf die Sparkasse Coburg-Lichtenfels umgestellt, die auch die
„Strauss-Tage“ in diesem Jahr durch eine großzügige Spende unterstützt. Die „Strauss-Tage“ werden
auch durch die Stadt Coburg und ihre Partner unterstützt.
Aber: Trotzdem ist das für die ersten Monate dieses Jahres wohl die einzige positive Nachricht: Die Einstellung der „Original Coburger Neujahrskonzerte“ mit dem „Alt-Wiener Strauss-Ensemble“ und der
Moderation durch Eduard und Thomas Strauss ist die schwärzeste Nachricht, die uns aus Coburg erreichen konnte: Alle Details dazu in der Rubrik „Aus unserem Verein“. Nein, das ist nicht erfreulich, wenn
man die Folgen bedenkt: Albrecht Tauer wird aufhören, es gibt künftig keine Geschäftsstelle in Coburg
mehr – und damit steht die Frage im Raum: Einen Sitz unserer Gesellschaft in Coburg gibt es auch nicht
mehr. Es sei denn, bis September ereignet sich noch ein Wunder…
Wir freuen uns einerseits, Ihnen das Programm unseres 40. Jubiläums ab Seite 14 – zusammen mit den
Strauss-Musiktagen – vorlegen zu können, ein bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem…
In dieser Zwiespältigkeit verbleibe ich mit einem herzlichem Dank an alle Beitragenden in diesem Heft
und trotzdem Wunsch für Freude beim Lesen,
Ihr
Dr. Ingolf Roßberg
1. Vorsitzender
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Aus unserem Verein
Der Jahresauftakt in Deutschland mit Strauss:
Neujahrskonzert in Ingolstadt
von Ingolf Roßberg
Das „Symphonische Salonorchester Ingolstadt“ ist unter Kennern eine feine, wie ebenso exklusive Adresse der deutschen Liebhaberorchester. Und für Strauss-Freunde in Deutschland ohnehin, weil Thomas
Frank, langjähriges Mitglied unserer Gesellschaft, mit ihm als Dirigent Schätze der Strauss-Dynastie gehoben und ins Programm gebracht hat, um die noch heute gut dotierte Berufsorchester einen weiten
Bogen schlagen. Das Repertoire der begeisterten Musiker in Ingolstadt umfasst einen Schatz selten gespielter Strauss-Werke, der es wert ist, dokumentiert zu werden (siehe im Anschluss an diesen Beitrag).
Und weil es Laienmusiker sind, die
allerdings von ihrem Dirigenten
ausgezeichnet geschult und geführt werden, ist ein Neujahrskonzert in Ingolstadt von ihnen – leider -– nur alle drei Jahre zu hören.
Weiß man aber, dass dafür die
Proben dafür fast ein Dreivierteljahr vorher beginnen müssen,
üben doch alle einen VolltagsBeruf aus, studieren, oder engagieren sich für Ingolstadt in verschiedenster Weise, so muss man
umso mehr den Hut ziehen, was
dieses Orchester – und wir sprechen hier über 55 Musiker, die an
einem solchen Abend auf der Bühne des Festsaales zu erleben sind –
zu leisten vermag. Die Ingolstädter haben einen Schatz in ihrer Stadt verborgen, anders kann man es
nicht bezeichnen.
Ich bin selten so begeistert worden, wie von diesem Orchester, seinem Programm, seinen Leistungen –
und einem Ambiente (vom „Sichtbeton“ des Festsaales mal abgesehen), was in jeder Sicht geeignet war,
in ein deutsches Strauss-Jahr zu starten. Da musizierte ein großes Orchester (nichts von „Salonorchester“, das war ein Orchester mit voller Besetzung!) mit dem allerbesten musikalischen Ausdruck, den man
sich wünschen kann, es gab ein Programm vom feinsten – mit zwar den nötigen „Ohrwürmern“ für das
Standard-Publikum, aber außergewöhnlich viel unbekanntem Strauss – und (wieder: wir sprechen über
ein Laienorchester!) einer musikalischen Verve und Leidenschaft, die man sich so manchem Berufsorchester nur wünschen kann.
Ein bisschen Enttäuschung war die tags darauf folgende Rezension in der örtlichen Presse: Eine offenbar
wenig kundige Journalistin versuchte (womöglich unter dem Eindruck des wenige Stunden vorher stattgefundenen Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker) Parallelen zu ziehen und griff in manchen
Passagen furchtbar daneben. Die Qualität der „Berglieder“ von JSS (op. 18) zu rezensieren, ist schon
schwer, daran aber in der Kritik sich abzuarbeiten, das ist einfach nur schade: Mir jedenfalls ist nicht
bekannt, dass an dieses schwierige Frühwerk sich ein anderes Orchester im deutschsprachigen Raum
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bisher „herangewagt“ hätte. Selbst die Marco-Polo-Einspielung stammt von der ČSSRStaatsphilharmonie. Und diesen Walzer mit an Wagner erinnernden Melodienbögen zelebriert das
„Symphonische Salonorchester Ingolstadt“ geradezu. Schon allein, ihn auf die Bühne zu bringen – Chapeau! Aber wie sie es gestalten: Die eben genannte Marco-Polo-Einspielung gerät einfach ins Hintertreffen – es ist in Ingolstadt überzeugend und ein Genuss in jeder Hinsicht.
Das Programm brachte aber im ersten Teil nicht nur jene „Berglieder“, sondern außerdem vom „jungen“
Strauss Sohn u.a. noch den „Pesther Csárdás“ (op. 23), die „Odeon-Quadrille“ (op. 29), von Strauss Vater
den „Cachucha-Galopp“ (op. 97) und von dem „alten“ JSS den schmissigen „Živio!“-Marsch (nach
„Jabuka“-Motiven“, op. 456) – also alles Werke, die ganz gewiss nicht in den Konzertprogrammen anderer Orchester zu finden sind. Mit „Frühlingsstimmen“ (leider etwas schwer gespielt) und „Die Libelle“
schloss der erste Teil: Ein richtig anspruchsvolles Programm, was Thomas Frank an Hand des Originalmaterials ausgewählt hatte. Und das „Symphonische Salonorchester Ingolstadt“ spielte mit einer Hingabe
und Leidenschaft, wie ich es nie geglaubt oder etwa erwartet hätte – und einer der Cellisten wird mir
unvergessen bleiben: Dass es sich bei ihm, wie ich nach dem Konzert erfahren habe, um Manuel Hermann handelt, der als Student Mitglied unserer DJSG ist, ist mir ein besonderes Kompliment wert. Es
war ein seltenes bzw. selten gewordenes Fest rund um die Sträusse, bei denen – leider – nur drei der
fünf zu Gehör gebracht wurden: Was hätte dieses Orchester noch aus Eduard und Johann Strauss Enkel
herausgeholt…
Der zweite Teil des Programms brachte zum 140. Jahrestag der Uraufführung „Cagliostro in Wien“ auf
die Bühne, d. h. nicht die Operette, sondern neben der Ouvertüre alle die Musikwerke, die Strauss Sohn
aus den Melodien strickte. Von op. 369 („Cagliostro-Quadrille“) bis op. 374 („Licht und Schatten“) war
alles vorhanden. Hier erlaube ich mir die Anmerkung, ob das so klug gewählt war: Auf diese Weise erklang (schon allein durch die Mit-Aufnahme der Ouvertüre ins Programm) manche Melodie doppelt,
wenn nicht durch Ouvertüre und Quadrille dann in Walzer oder Polkas sogar dreimal.
Natürlich sind „Bitte schön“ und „Auf der Jagd“ Publikumsreißer ersten Ranges – und das waren sie berechtigt umjubelt auch in Ingolstadt – aber gerade beim „Cagliostro“ hat Strauss, aus was für Gründen
auch immer, es sich mit der Melodienverwertung (eben durch die Mehrfachverwendung) leider (zu)
leicht gemacht.
Thomas Frank dirigierte mit Verve ein Orchester, das sich gern von ihm zu Höchstleistungen anspornen
ließ, Rolf Stemmle moderierte mit leichter Hand (wobei natürlich, wie bei jedem Moderator, dem
Strauss-Kenner die bekannten Klischees auffallen mussten) – und das Publikum war so begeistert, dass
es dem Orchester Zugaben ertrotzte, die die sichtlich erschöpften Musiker dennoch bereitwillig gaben,
bis hin zur „Urfassung“ des „Radetzky-Marsches“, mit dem ein außergewöhnlicher Abend schloss.
Anderntags – in vorfrühlingshafter Stimmung (die „Frühlingsstimmen“ waren hier also bei weitem nicht
so unberechtigt, wie seinerzeit bei dem Karajan-Dirigat des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker) – reflektierten meine Frau und ich den Charme dieses Konzertes und des Orchesters. Es ist ein wahrer Edelstein, der durch Musizierfreude und Entdeckergeist gekennzeichnet ist, gerade hinsichtlich der
Strauss-Dynastie, der in dieser Weise nahezu jedes Berufsorchester in Deutschland aussticht – und das
qualitativ in der Lage ist, vielen der staatlich subventionierten Orchester Paroli zu bieten.
Ein besonderer Dank ging und geht an dieses herausragende Engagement nach Ingolstadt und an den
Trägerverein, natürlich an Thomas Frank und Manuel Hermann von „unserer“ DJSG und an das Orchester, aber vor allem auch an Ursula Eckert, Birgit Pinggera, Ludwig Braun und Rosemarie Karrasch vom
Vorstand des Trägervereins sowie an die vielen Mitglieder, Spender und Sponsoren, die über ihn diese
Arbeit tragen, fördern und unterstützen: Es war ein unvergesslicher Abend.
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Die Freunde aus Ingolstadt gaben uns noch Material für unser DJSG-Archiv mit, darunter vier CDs mit
Aufnahmen des „Neujahrskonzert 2008“ und „Wiener Blut“, aber auch „Ein Streifzug durch die Filmmusik“ (mit Musik u.a. von Gustav Mahler, verwendet für „Tod in Venedig“, John Williams „Star Wars“ und
„Schindlers Liste“ sowie von Ennio und Andrea Morricone) sowie „Tänze im Konzert“ (Brahms, Dvořák,
Ravel, Bernstein und natürlich auch JSS‘ Ballettmusik aus „Ritter Pásmán“). Sie zeigen, dass die Musiker
auch in anderen Genres zu Hause sind – und dort ebenfalls hervorragendes leisten.
Und, liebe Straussianerinnen und Straussianer, der 1. Jan. 2018 als das Datum des nächsten Neujahrskonzertes des „Symphonischen Salonorchesters Ingolstadt“ sollte schon jetzt im Kalender vorgemerkt
werden, die Ingolstädter haben es einfach verdient…
Symphonisches Salonorchester Ingolstadt:
Kompositionen der Strauss-Dynastie im Bestand, Aufführung in der Originalfassung.
Johann Strauss Vater: 6 Kompositionen
Seufzer-Galopp op. 9
Wettrennen-Galopp op. 29a
Wilhelm-Tell-Galopp op. 29b
Einzugs-Galopp op. 35
Cachucha-Galopp op. 97
Radetzky-Marsch (Urfassung) op. 228
Johann Strauss Sohn: 46 Kompositionen
Sinngedichte, Walzer op. 1
Debut-Quadrille op. 2
Herzenslust, Polka op. 3
Gunst-Werber, Walzer op. 4
Serail-Tänze, Walzer op. 5
Cytheren-Quadrille op. 6
Die jungen Wiener, Walzer op. 7
Patrioten-Marsch op. 8
Amazonen-Polka op. 9
Jugend-Träume, Walzer op. 12
Czechen-Polka op. 13
Jux-Polka op. 17
Berglieder, Walzer op. 18
Dämonen-Quadrille op. 19
Pesther Csárdás op. 23
Zigeunerin-Quadrille op. 24
Odeon-Quadrille op. 29
Viribus unitis, Marsch op. 96
Annen-Polka op. 117
Tritsch-Tratsch-Polka op. 214
An der schönen blauen Donau, Walzer op. 314
Stadt und Land, Polka Mazurka op. 322
Wein, Weib und Gesang, Walzer op. 333
Egyptischer Marsch op. 335
Im Krapfenwaldl, Polka francaise op. 336
Fest-Polonaise op. 352
Wiener Blut, Walzer op. 354
Fledermaus-Quadrille op. 363
Cagliostro-Quadrille op. 369
Cagliostro-Walzer op. 370
Hoch Österreich, Marsch op. 371
Bitte schön! Polka francaise op. 372
Auf der Jagd, Schnell-Polka op. 373
Licht und Schatten, Polka Mazurka op. 374
Frühlingsstimmen, Walzer op. 410
Lagunen-Walzer op. 411
Pappacoda, Polka francaise op. 412
So ängstlich sind wir nicht!, Schnell-Polka op. 413
Die Tauben von San Marco, Polka francaise op. 414
Annina, Polka Mazurka op. 415
Quadrille op. 416 „Nacht in Venedig“
Kaiser-Walzer op. 437
Živio!, Marsch op. 456
Deutschmeister-Jubiläumsmarsch op. 470
Wo uns’re Fahne weht, Marsch op. 473
Auf’s Korn, Bundesschützenmarsch op. 478
Johann Strauss Sohn: Aus Operetten und Opern:
27 Stücke
Aus „Indigo und die vierzig Räuber“:
Nr. 1 Introduktion „Chor der Bajaderen“
Nr. 13 „Soldatenchor“
„Große Chorsuite“ (Arr. Hans Heinz Scholtys)
Aus „Der Carneval in Rom“:
Ouvertüre
Nr. 3 (Duett): „Nicht länger duld' ich dieses Treiben“
Nr. 9 (Duett): „Ein Künstler also willst Du werden“
Entreact - Marsch (3. Akt)
Nr. 13b (Ariette): „Es jauchzt mir im Inneren“
Nr. 15 (Duett): „Von jenen Damen allen“
Aus der „Fledermaus“:
Nr. 6 und 6a (Entreact und Chor): „Ein Souper heut uns
winkt“
aus Nr. 11 (Finale 2. Akt): „Im Feuerstrom der Reben“
aus Nr. 11 (Finale 2. Akt): „Brüderlein und Schwesterlein“
aus Nr. 11 (Finale 2. Akt): Ballett
Ballettmusik
Aus „Cagliostro in Wien“:
Ouvertüre
Aus „Eine Nacht in Venedig“:
Ouvertüre
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Aufzugsmarsch Nr. 17a
Aus „Ritter Pásmán“ op. 441:
Ballettmusik
Aus dem „Zigeunerbaron“:
Ouvertüre
Nr. 5a (Sortie): „Ein Falter schwirrt ums Licht“
Nr. 6 (Zigeunerlied): „So elend und treu“
Entra'cte (2. Akt)
Nr. 8 (Terzett): „Mein Aug bewacht“
Nr. 9 (Terzett): „Ein Greis ist mir im Traum erschienen“
Entr'act (3. Akt)
Nr. 15 (Couplet): „Ein Mädchen hat es gar nicht gut“
Einzugsmarsch (Instrumentale Konzertfassung)
Josef Strauss: 5 Kompositionen
Brennende Liebe, Polka Mazurka op. 129
Auf Ferienreisen, Schnell-Polka op. 133
Frauenherz, Mazurka op. 166
Die Libelle, Polka Mazurka op. 204
Sphärenklänge, Walzer op. 235
Johann Strauss Sohn & Josef Strauss: 1 Komposition
Pizzicato-Polka o. op.
Eduard Strauss: 2 Kompositionen
Bahn frei, Schnell-Polka op. 45
Mit Chic, Schnell-Polka op. 221
Joseph Lanner: 2 Kompositionen
Bankett-Polonaise op. 135
Hans-Jörgel-Polka op. 195
Foto: Symphonisches Salonorchester Ingolstadt
Coburg tanzt im Walzertakt und beginnt das neue Jahr…
Aufführung im Kongresshaus Rosengarten Coburg am 6. Jan. 2015
von Manfred Drescher
Das „Coburger Neujahrskonzert 2015“ mit dem Alt-Wiener Strauss-Ensemble Stuttgart, der Sopranistin
Jeannette Wernecke, dem Tenor Torsten Hofmann und einem bunten Strauss herrlichster Melodien
lässt Coburg schwärmen.
Zum 28-ten mal feierten wir das Coburger Neujahrskonzert, und es war wieder einmal ein perfekter Jahresauftakt. Die auch in diesem Jahr wieder ausverkaufte Halle war beschwingt, ließ sich von den Klängen
mitreißen und bot den Künstlern ihr Brot, nämlich den verdienten Applaus, in reichem Umfang. Auch in
diesem Jahr kam man sehr spät zum Mittagessen, denn über 2 ½ Stunden ließ man sich erneut von den
Walzerklängen Johann Straussens, Lehárs, Lanners und anderer aufs vergnüglichste unterhalten. Am
Ende langanhaltender und wohlverdienter Applaus für das Alt Wiener Strauss Ensemble mit seinem den
Bogen in bester Johann Strauss Manier schwingenden Dirigenten Ralph Kulling, ein ganz herzlicher Beifall für das Wiener Moderatorenpaar Dr. Eduard Strauss und seinen Sohn Thomas Strauss, die in diesem
Jahr bereits zum dritten Mal erfolgreich auftraten und langanhaltender, vollkommen verdienter Applaus
für die beiden Solisten des Vormittags, die Sopranistin Jeannette Wernecke und den Tenor Torsten
Hofmann.
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Alle Besucher waren sich einig, dass ein Jahresbeginn in Coburg ohne das Neujahrskonzert einfach nicht
mehr vorstellbar ist und dass es zu Coburg gehört, wie die Tatsache, dass Johann Strauss Sohn Coburger
Bürger gewesen war und auch als Coburger Bürger gestorben ist. Die Hoffnung, dass dies nunmehr in
Coburg auch von der offiziellen Seite der Stadt wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird, bleibt
bestehen. Wie seit Beginn fand das Neujahrskonzert erneut unter Leitung des Kulturbüros der Stadt
statt. Der frühere Bürgermeister und Kulturreferent Norbert Tessmer, der 13 Jahre lang die Besucher
begrüßt hatte, tat dies beim 14ten Mal erstmalig als Oberbürgermeister. Und als wenn mit dem neuen
Amt auch die Einsicht gewachsen sei, dass man schnell die Musik erleben möchte, begrüßte er launig
und noch einmal etwas kürzer wie im Vorjahr die Besucher und überbrachte allen die Neujahrsgrüße der
Stadt.
Dr. Eduard Strauss aus Wien, Urenkel von Eduard Strauss und Ururenkel von Johann Strauss Vater, hatte nun bereits zum dritten Mal seinen Sprössling Thomas Strauss zur Co-Moderation dabei. Und man
merkte, dass die beiden immer mehr aufeinander eingespielt sind und sich die Bälle und Pointen immer
treffsicherer zuwerfen. Mit großem Sachverstand und Hintergrundwissen gaben sie zu den einzelnen
Stücken ihre Kommentare ab und erhellten das ein oder andere mit kleinen Geschichten und Erzählungen. In jedem Fall war dies eine Moderation, die dem Publikum viel Spaß bereitete.
Ralph Kulling hatte sein Alt-Wiener Strauss-Ensemble fest im Griff, dirigierte zuweilen mit seiner Geige,
führte sein Orchester mit starker fester Hand, hatte aber auch die Leichtigkeit, die man für diese Musik
braucht. Und er ließ seinem Ensemble auch den notwendigen Freiraum zum Beispiel bei den Hörnern
und Oboen Solis. Mitgebracht hatte Ralph Kulling die Sopranistin Jeannette Wernecke, die nicht nur optisch das Publikum für sich gewann, sondern stimmlich ebenfalls verzaubern konnte und den kräftigen
robusten Tenor Torsten Hofmann, der ebenfalls mit seiner Stimme beeindrucken konnte. Beide waren
wieder – neben dem Orchester – die Glanzlichter des Neujahrskonzerts. Man merkte gar nicht, wie
schnell die Zeit verging und hätte auch noch länger den Klängen gelauscht, auch wenn der ein oder andere hungrige Magen zu diesem Zeitpunkt schon geknurrt hätte.
Mit der Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“, einem Meisterwerk von Johann Strauss Sohn riss man das
Publikum bereits voll mit, so schwungvoll, aber auch präzise wurde das Stück dargeboten. Aus der gleichen Operette dann das Auftrittslied des Bárinkay „Als flotter Geist“, mit welchem sich Torsten Hofmann beeindruckend vorstellte. Mit klarem, durchschlagskräftigem, hellem und höhensicherem Tenor
wusste er das Publikum zu begeistern. Danach von Johann Strauss Vater die „Zigeuner-Quadrille“, die
beschwingt und leicht dargeboten wurde. „Wer uns getraut“, ebenfalls aus dem „Zigeunerbaron“ fragten dann Tosten Hofmann und die junge Sopranistin Jeannette Wernecke. Der klare, weiche, bewegliche
und frische Sopran harmonierte aufs vortrefflichste mit dem höhensicheren, ungestümen und leidenschaftlichen Tenor von Hofmann. Der „Ungarische Tanz Nr. 1“ von Johannes Brahms schloss sich an,
rassig und voller Schwung dargeboten. Mit dem Lied der Adele aus Johann Strauss Sohn Meisteroperette „Die Fledermaus“ konnte sich Jeannette Wernecke den Musikliebhabern eindringlich in Erinnerung
rufen. Keck, gefühlvoll, mit sicheren Koloraturen konnte sie mit ihrem zarten Sopran nicht nur den Herrn
Marquis, den sie besang, um den Finger wickeln, sondern auch die großen Beifall zollenden Besucher.
Mit dem flott und spritzig dargebotenen „Donauwellen-Walzer“ von Iosef Ivanovici ging der erste Teil
beeindruckend zu Ende.
Nach der Pause versetzte die „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauss Sohn, voller Esprit und
Schwung dargebracht, den Saal in die richtige Stimmung. Und dann von Franz Lehár aus der Operette
„Giuditta“ der Tenorkracher „Freunde, das Leben ist lebenswert“. Und wenn diese Arie so kraftvoll, in
den Höhen brillant und durchschlagskräftig dargeboten wird, schmelzen nicht nur die Frauenherzen dahin. Leider musste sich Torsten Hofmann mehr anstrengen, als es hätte sein müssen, denn das AltWiener Strauss-Ensemble begleitete hier – ganz entgegen der sonstigen Übung – etwas zu klangvoluminös und deckte den strahlenden Tenor ein kleines bisschen zu. Torsten Hofmann meisterte jedoch auch
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diese kleine Einschränkung – jedenfalls hatte ich dies als solche empfunden. Gewohnt souverän, leidenschaftlich und spritzig dargeboten dann die Polka schnell „Vom Donaustrande“ von Johann Strauss Sohn,
gefolgt von der hervorragenden Interpretation der Polka „Die Wienerin“ von Eduard Strauss. Dass bei
der bezaubernd vorgetragenen Kussarie „Il Bacio“ von Luigi Arditi die Herren im Publikum leicht ins
Schwitzen kamen, war der reizenden Jeannette Wernecke zu verdanken, die mit leuchtenden, niemals
scharfen Spitzen diese Arie perfekt darbot. Im darauffolgenden Duett „Niemand liebt dich so wie ich“
aus Franz Lehárs „Paganini“ zeigte sich nochmals, wie gut die beiden Stimmen miteinander harmonierten und das Publikum mitrissen. Der offizielle Teil des Konzertes endete mit dem Walzer „Die Schönbrunner“ von Joseph Lanner, der wieder rasant und begeisternd dargeboten wurde. Hier konnte Ralph
Kulling noch einmal zeigen, was in ihm und seinen Musikern steckt.
Natürlich mussten die beiden Sänger zur Zugabe nochmals auf die Bühne und konnten mit dem feurigen
und schmissig vorgetragenen Duett „Tanzen möchte ich, jauchzen möchte ich“ aus der „Csárdásfürstin“
von Emmerich Kálmán voll und ganz überzeugen und minutenlangen verdienten Applaus einheimsen.
Der rasant und feurig vorgetragene „Radetzkymarsch“ von Johann Strauss Vater war wie immer dabei
und mit der Polka „Auf und davon“ von Eduard Strauss, wird wieder einmal der Schlusspunkt über ein
begeistert vorgetragenes und aufgenommenes Konzert gesetzt und man freut sich heute bereits auf das
29. Neujahrskonzert in Coburg, einer Stadt, die eine Tradition besitzt, die unbedingt aufrecht erhalten
werden muss.
Fotos: Manfred Drescher
…und was danach kam
Als Manfred Drescher diese liebevolle Rezension schrieb, ahnte niemand, dass dieses Neujahrskonzert in
dieser Form das letzte in Coburg sein sollte: Weder Ralph Kulling, noch die beiden Sträusse, die Anwesenden erfuhren es erst recht nicht, dass das „Aus“ für das „Original Coburger Neujahrskonzert“ bereits
beschlossene Sache war.
Per Brief teilte OB Tessmer wenige Tage später den völlig Ahnungslosen überraschend mit, dass man aus
Sparzwängen ab 2016 nunmehr das „Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg“, das bisher
ein eigenständiges Neujahrskonzert im Landestheater am 1. Januar eines jeden Jahres aufführte, dieses
Datum übernehmen werde. Selbstverständlich stehe Strauss weiterhin im Mittelpunkt usw. usf.
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Keine Möglichkeit der Verabschiedung für die Protagonisten, kein Abschluss einer alljährlich umjubelten
Tradition, die man auch um ein Jahr hätte verschieben können (so hatte es zumindest der 1. Vorsitzende
unserer Gesellschaft gegenüber OB Tessmer ins Gespräch gebracht) – und das bei alljährlich ausverkauften Hallen: So geht man – schon rein menschlich – nicht miteinander um, finden wir.
Das Argument des „Sparzwanges“ stellt sich eigentlich gar nicht: Wenn – was wir nicht wussten – in den
letzten drei Jahren ein geringes Defizit aufgetreten ist, dann schafft man doch nicht gleich alles ab…
Gleichwohl: Es handelt sich aber um eine Veranstaltung in Trägerschaft der Stadt und da liegt die Entscheidungshoheit bei der Stadt. Namens und im Auftrag des Vorstandes richtete Rudolf Maeder einen
„Offenen Brief“ an OB Tessmer, den wir hier abdrucken:
Dazu:
Offener Brief von Rudolf Maeder
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Schon einmal hatte ich Gelegenheit, Sie um einen Gefallen zu bitten, als es sich um die Abschaffung des
Alexander-Girardi-Gesangswettbewerbs in Coburg handelte. Ich war mir damals – wie heute – bewusst,
dass ich keine großen Chancen haben würde. Dies, so nehme ich an, gilt auch für die Streichung des Coburger Neujahrskonzerts in diesem Jahr. Ich bin aber der Meinung, dass Sie wissen sollten, was die
Schweizer Mitglieder der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft zu diesem Verlust zu sagen haben, denn
ihre deutschen und österreichischen KollegInnen denken da nicht anders.
Es ist sehr sonderbar, dass nach 28 Neujahrkonzerten plötzlich Schluss sein soll, dass das Alt-Wiener
Strauss-Ensemble und Dr. Eduard Strauss in Coburg nicht mehr auftreten und die Strauss-Familie repräsentieren dürfen und dass das Publikum von nah und fern ihre ausverkauften Neujahrskonzert nicht mehr
genießen soll. Selbstverständlich verstehen wir alle, dass Sie unter Spardruck gezwungen sind, streichen
müssen, aber warum gerade etwas, was Coburg immer zur Ehre gereicht hat? Und für das man Coburg
u. a. immer als Strauss-Stadt bezeichnet hat? Wäre es da nicht möglich gewesen, die beiden Neujahrskonzerte mit etwas gutem Willen zusammenzulegen und im Landestheater abzuhalten? Etwas Oper,
etwas Operette, etwas Musical, etwas Wiener Musik, also etwas für alle? Goethe sagte doch bekanntlich: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.“
Sie haben viele Jahre lang Ihr Wohlwollen gegenüber der Deutschen Strauss Gesellschaft gezeigt. Soll
damit jetzt Schluss sein, nur weil Coburger Zeitungen nichts Besseres zu sagen haben, als dass man jetzt
etwas für Jüngere machen soll? Wir sind ein treues Publikum und haben uns in Coburg immer zu Hause
gefühlt und über viele Jahre hinweg immer wieder großartige Stunden verlebt – musikalisch und menschlich. Soll auch damit jetzt Schluss sein? Für die Jüngeren haben Sie doch noch ganz andere Sachen auf
Lager wie das Samba-Festival…
Dürfen wir Sie bitten, die ganze Sache noch einmal gründlich zu überlegen, denn für uns – und zum Teil
auch für Sie und Ihre Stadt – steht doch einiges auf dem Spiel. Wir möchten Sie gerne bei den Strauss
Tagen 2015 als höchst willkommenen Gast zum 40-Jahr-Jubiläum unsere Gesellschaft begrüßen. Lassen
Sie uns bitte nicht im Stich!
Mit freundlichen Grüßen an Sie und Frau Arnold
Rudolf Maeder
Mitglied des Vorstandes
Deutsche Johann Strauss Gesellschaft
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Der 1. Vorsitzende kommentiert dies – denn hier war, wie fast zu erwarten war, keine Änderung erfolgt,
im Gegenteil der Kulturausschuss und der Rat folgten ohne Probleme dem „Aus“:
2015 – Der Anfang vom Ende: Kein Neujahrskonzert, keine Geschäftsstelle –
und zukünftig auch keine Strauss-Tage mehr?
Liebe Mitglieder,
liebe Straussianerinnen, liebe Straussianer,
große Sorgen bewegen derzeit den Vorstand: Der „Alexander-Girardi-Wettbewerb“ in Coburg ist längst
Geschichte, mit einem Federstrich übertrug 2011 die Stadt die Verantwortung für die „Johann-StraussTage“ an unsere Gesellschaft – und das Neujahrskonzert 2015 mit der Moderation der Nachfahren von
Strauss (Sohn) war das letzte Konzert dieser Art.
Fast 30 Jahre Coburger Strauss-Geschichte werden abgewickelt, als hätte es sie nicht gegeben: Was unsere Mitglieder, wie Werner Abel, honorige Coburger, wie Hans Höfer, Dietrich Klose und viele andere
schufen, war schon unter Ex-OB Kastner nur noch ein Schatten geworden. Auch dem jetzigen OB und
Mitglied unserer Gesellschaft, OB Tessmer, gelingt es bisher ebenfalls nicht, an die Verdienste des hochverehrten Oberbürgermeisters Höhn anzuknüpfen.
Zumindest steht eines fest: Per Brief hat jedenfalls Dr. Eduard Strauss für sich Herrn OB Tessmer erklärt,
dass er uns noch zu den Strauss-Tagen zur Verfügung steht und sich dann aus der „Strauss-Stadt“ verabschiedet. Welches verheerende Image-Bild ist das auch – wenn das Familienoberhaupt der StraussDynastie mit Coburg nichts mehr zu tun haben will?
Und wenn – in Anbetracht der Faktenlage wenig verwunderlich – unser 2. Vorsitzender, Albrecht Tauer
(Coburg) zur nächsten Jahreshauptversammlung sich ebenfalls aus dem Vorstand verabschiedet, so stellt
sich die Frage ob es uns als Gesellschaft zukünftig in Coburg noch geben wird.
Es bedarf eines Ruckes in Coburg selbst: Die DJSG benötigt mindestens ein weiteres Vorstandsmitglied
aus Coburg (außer Jonas Geelhaar, der weiterhin zur Verfügung steht) – aber vor allem bedarf es einer
Geschäftsstelle in Coburg (die Jonas Geelhaar keinesfalls übernehmen kann):
Diese beiden Voraussetzungen müssen – durch die Coburger Mitglieder – bis zu unserer Mitgliederversammlung im September 2015 erfüllt sein, ansonsten – so das Finanzamt ganz klar – ist für uns der
„Sitz in Coburg“ nicht mehr aufrecht zu erhalten.
Es betrifft uns allerdings in nahezu logischer Folge dessen, was wir als Gesellschaft in Coburg erleben:
Eine seit OB Höhn leider anhaltende Ignoranz in der Sache durch die Stadt selbst, die jedenfalls – weitergedacht – zwangsläufig wieder zu eben jenem erneuten „Dornröschenschlaf“ führen wird, den es schon
einmal fast 100 Jahre lang gab: Johann Strauss und seine Verbindung zu Coburg werden irgendwann
wieder eingeschlafen und vergessen sein.
Wenn wir auf den nächsten Seiten das Programm zu unserem 40. Jubiläum veröffentlichen, so tun wir
dies trotz aller Vorfreude auch in Sorge, was die kommenden Monate bzw. Jahre in Coburg noch Negatives bringen werden...
Dr. Ingolf Roßberg
1. Vorsitzender
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40 Jahre „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ und
Strauss-Musiktage Stadt und Land Coburg
vom 17. September 2015 bis 20. September 2015
Donnerstag, 17. September 2015
16.00 Uhr – Vortragssaal Kunstverein Leopoldstraße
Musikalische Eröffnung des 40-jährigen Jubiläums der Deutschen Johann-Strauss-Gesellschaft und der
Strauss-Musiktage
„Sterne, die wieder leuchten – Vergessene Operettenklänge Europas“
Am Flügel: Rudolf Maeder, Schweiz
19.30 Uhr – Riesensaal Schloss Ehrenburg
„Gute Freunde – gute Musik: Strauss trifft Brahms“
Es spielt das Aramis-Trio und weitere Mus(i)kertiere, Deutschland
Freitag, 18. September 2015
ab 9.00 Uhr – Vortragssaal Kunstverein Leopoldstraße
„Kulturhistorisches Symposium“
9.00 Uhr:
Begrüßung und Eröffnung: Dr. Ingolf Rossberg – 1. Vorsitzender DJSG
9.10 Uhr:
„Oscar Fetrás – Ein Hamburger Komponist war einer der größten Verehrer der Wiener ‚Sträusse‘“
Referent: Friedhelm Kuhlmann, Hamburg
10.00 Uhr:
„Das erste Museum der Johann-Strauss-Dynastie in Wien: Absichten, Perspektiven und didaktische Umsetzung“
Referent: Prof. Mag. Helmut Reichenauer, Wien
11.00 Uhr:
Deutschsprachige Erstaufführung des Kurzfilms „Eternal Waltz“ – Ewiger Walzer
Dieser Film wurde anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der DJSG von der Gesellschaft gesponsert.
11.45 Uhr bis 14.00 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr:
„Die Frühphase der kompositorischen Entwicklung von Johann Strauss Sohn, im Zusammenhang
mit dem im August 1843 begonnenen Skizzenbuch“
Referent: Prof. Dr. Norbert Linke, Borken
15.00 Uhr:
„Kompositorische Entwicklung bezüglich der Instrumentation von Johann Strauss Sohn“
Referent: Norbert Rubey, Wien
19.30 Uhr – Riesensaal Schloss Ehrenburg
„Zauber der Operette“ – Ein Abend bei Johann Strauss Sohn und seinen Zeitgenossen
Pieter Roux, Tenor, und Beate Roux, Mezzosopran/Flügel – Deutschland
Moderation: Dr. Ingolf Roßberg
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Samstag, 19. September 2015
9.30 Uhr – Kleiner Saal Kongresshaus Rosengarten
Festakt zum 40-jährigen Jubiläum der DJSG
mit Ehrungen sowie Grußworte der Ehrengäste
Musikalische Umrahmung: Johann-Strauss-Quintett, Coburg (Leitung: Jiri Preisinger)
11.15 Uhr – Gedenkstein im Rosengarten
Gedenken an den Walzerkönig Johann Strauss Sohn und Kranzniederlegung
12.00 Uhr bis 13.45 Uhr – Restaurant Rosengarten
Gemeinsames Mittagessen
14.00 Uhr – Kongresshaus, Saal 1 und 2
Jahreshauptversammlung der DJSG mit Neuwahlen
19.30 Uhr – Mehrzweckhalle Heubischer Straße, Neustadt b. Coburg
Jubiläumskonzert der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“
anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens
Philharmonisches Orchester der GdM Neustadt b. Coburg
Leitung: Hans Stähli – Solisten Stefani Smits, Sopran u. Lucian Krasznec, Tenor
Moderation Christine Rebhan
Zu diesem Konzert wird ein Bustransfer zwischen Coburg und Neustadt eingerichtet.
Sonntag, 20. September 2015
10.30 Uhr – Vortragssaal Kunstverein Leopoldstraße
„Was geh ich mich an“ – die zwei Gesichter des Johann Strauss Sohn und seiner Familie
Referenten: Dr. Eduard Strauss und Thomas Strauss, Wien
12.00 Uhr bis 14.30 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr – Terrasse Kongresshaus Rosengarten
Von Wien nach Coburg – Johann Strauss Sohn und die Zeitgenossen
Standkonzert der Stadtkapelle Coburg (Leitung Zdenek Fiala)
17.00 Uhr – Aula des Gymnasiums Casimirianum
Romantische Klaviersoiree
Kompositionen von Johann Strauss Sohn / Frederic Chopin / Franz Liszt u. w. m.
Am Flügel: Nina Scheidmantel – Deutschland,
Stipendiatin der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“
ca. 18.30 Uhr Ende der Jubiläumsveranstaltungen
Die Mitglieder und Ehrenmitglieder der DJSG erhalten (annähernd) parallel zum Erscheinen des Heftes
auch die Unterlagen für die Kartenbestellung durch unseren 2. Vorsitzenden, Albrecht Tauer.
Wir danken sehr herzlich für ihre Unterstützung: Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Niederfüllbacher Stiftung, Johann-Strauss-Stiftung Coburg, SÜC Energie und H2O GmbH Coburg und der Stadt Coburg.
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„Eternal Waltz“
von Thorsten Becker
Im Vorstand wurde einstimmig entschieden, anlässlich unseres 40. Jubiläums erstmalig ein Filmprojekt zu
fördern. Es handelt sich um einen Kurzfilm, der auf dem Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“
basierend seine Geschichte erzählt. Hier Idee und Inhalt des Films, der zu unserem Jubiläum in Coburg
seine deutsche Erstaufführung haben wird. D. Red.
Filmplakat zu „Eternal Waltz“ (2015)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Idee zu „Eternal Waltz“ entstand im Januar 2013 in Los Angeles. Ich war mit dem Regisseur Dominik G. Fehr in die USA gereist, um für „This one Day“ den Preis „Best International Short Film“ entgegenzunehmen, den er beim „New York International Independent Film and Video Festival“, Los Angeles Edition 2012 gewonnen hatte. Ich spiele darin die Hauptrolle. Am Abend der Preisverleihung lernte ich die
amerikanische Schauspielerin Cindy Marinangel kennen, die ebenfalls einen Film im Festival hatte.
Wir verliebten uns. Wir spielten Tarot und es geschah etwas sehr außergewöhnliches. Wir zogen beide
die gleiche Karte „The Gateway“ und beide waren wir von diesem Zufall perplex. War es wirklich Zufall
gewesen? Als wir noch im Staunen waren, erklang aus dem Radio Johann Strauss´ „An der schönen
blauen Donau“. Ich forderte Cindy zu einem Wiener Walzer auf. Es war dieser magische Moment als wir
staunend durch das Haus tanzten, der die Idee für den Film gebar.
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„Eternal Waltz“ handelt von der Wiedererkennung der Seelen. Sie tanzen einen ewigen Walzer zu der
Melodie der „blauen Donau“, in einem metaphysischen, wandlosen Raum, im undefinierbaren Äther.
Gleichzeitig erkennen sich die mit einem menschlichen Körper verstofflichten Seelen in unserer physischen Welt wieder. Die Frage danach, wer die Seelen zum ewigen Walzer verleitet, bleibt an dieser Stelle unbeantwortet. Cindy Marinangel und ich waren uns erst vor kurzem begegnet, doch kam es uns beiden vor, als kannten wir uns schon ewig.
Die Idee wartete darauf, ausformuliert zu werden. Während des Drehbuchschreibens waren wir immer
wieder mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass wir viele gute Ideen, die wir bereits ausformuliert hatten, komplett streichen mussten. So mussten wir eine ganze Szene in der Jetztzeit aus dem Drehbuch
nehmen, um eine kürzere Spielzeit zu erreichen. Das finale Drehbuch, nach dem auch gedreht wurde,
umfasst zehn Seiten. Die maximale Spiellänge ist 15 Minuten.
Die Monate des Schreibens wurden abgelöst von der Suche nach einem passenden Filmtitel. Es gab unter all den Ideen letztendlich nur einen Titel, der den Inhalt am besten widerspiegelte. Der Englische
Originaltitel heißt „Eternal Waltz“, zu Deutsch „Ewiger Walzer“. Interessanterweise wird das deutsche
Wort Walzer im Englischen mit einem „t“ geschrieben.
Es ist Zufall, dass Paul Verhoevens Film über Johann Strauss´ Leben aus dem Jahr 1954 mit Bernhard
Wicki und Hilde Krahl in den Hauptrollen, in der deutschen Originalfassung den gleichen Titel trägt. Die
Wahl des Titels geschah unabhängig von Verhoevens Film.
„An der schönen blauen Donau“ ist das musikalische Element, das im Film die Lebzeiten miteinander
verbindet. Die Figur des Kartenlegers ist abgeleitet von Amor, im Englischen Cupid, der den Menschen
hilft sich zu verlieben. Er ist zeitlos und setzt zeitlose Mittel ein, damit die Menschen zueinander finden.
Im Film benutzt er eine Musikbox, die Strauss´ „An der schönen blauen Donau“ spielt.
Leider kann die Figur das Schicksal der Liebenden nicht bestimmen. Was die Menschen aus ihrem Leben
und der Situation machen, ist allein ihrem Willen unterworfen. So kann er es nicht verhindern, dass die
Protagonistin aufgrund eines gebrochenen Herzens den Freitod wählt. Werden die Menschen in einem
neuen Leben zusammen finden?
Die Vorproduktion war für das Gelingen des Drehs entscheidend. Abgeleitet von dem Drehbuch wurden
die benötigten Mittel budgetiert. Danach konnten wir mit der Planung der technischen Ausrüstung, der
Drehorte, der Crew und mit dem Casting der Schauspieler beginnen. Die Finanzierung wurde größtenteils mittels einer „Schwarmfinanzierung“ (engl.: crowd funding) bewerkstelligt.
Die letzten zwei Wochen vor dem Dreh waren sehr intensiv. Zehn Schauspieler mussten eingekleidet
werden mit Kostümen aus der Zeit des Jahres 1887. Dies gelang uns bei „Western Costumes“, dem größten Kostümverleih der Welt, zu deren Kunden auch die großen Hollywood-Produktionen zählen. Eine
gründliche Recherche zur Mode der jeweiligen Zeitepochen war hierzu nötig.
Der Dreh selbst, der ausschließlich in Los Angeles und Umgebung stattfand, war der Höhepunkt der Intensität. Als Hauptverantwortliche waren Cindy Marinangel und ich in allen Fragen die Entscheidungsträger. Neben der Rolle als Schauspieler waren wir auch am Set noch immer Produzenten, Kostümdesigner und Drehbuchautoren. Dabei habe ich gelernt, dass es ein Privileg ist, generell an einem Set „nur“
als Schauspieler engagiert zu sein und sich nur auf eine Sache konzentrieren zu können.
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Die Darsteller von „Eternal Waltz“ z.T. in den Kostümen des Jahres 1887 (Los Angeles, 2014)
„Eternal Waltz“ ist eine Low-Budget Produktion und der erste Film von Angel Baker Productions. Ein
Drehbuch filmisch umzusetzen heißt Logistik von Menschen, Ausrüstung und Drehorten. Am ersten
Drehtag in Beverly Hills, dem aufwendigsten Drehtag, waren 26 Menschen am Set: Schauspieler, Kameramann, Regisseurin, Produzenten, Beleuchter, Tontechniker, Maske, Catering, Assistenten, Script Girl.
In der Nachproduktion wurde das gedrehte Material gesichtet und für den Schnitt vorbereitet. 128 GB
Film und 6 GB Ton warteten auf die Verarbeitung.
Wir wollen mit Eternal Waltz ein Stück Kunst in die Welt setzen und Menschen ermutigen, für die Liebe
zu kämpfen. So wie einst Johann Strauss Sohn für seine große Liebe Adele kämpfte, indem er seine
Staatsbürgerschaft änderte, um sie heiraten zu können.
„Eternal Waltz“ wird bei nationalen und internationalen Filmfestivals weltweit eingereicht. Die Freude
wäre sehr groß, wenn ein Festival unsere Mühen anerkennen würde, sei es, dass das Werk als Finalist
gezeigt oder sogar als Preisträger prämiert würde.
Es ist für das gesamte Team eine außerordentliche Ehre, dass die DJSG „Eternal Waltz“ unterstützt. Wie
mir mitgeteilt wurde, ist es das erste Mal in der 40-jährigen Vereinsgeschichte, dass die DJSG einen Film
fördert. Mit dieser Unterstützung konnte ein sehr wichtiger Nachdreh durchgeführt und die Kosten für
den Filmeditor (Schnitt, Sound Design, Farbkorrektur) und die Komponistin gedeckt werden. Das gesamte Produktionsteam bedankt sich herzlich bei der DJSG.
Mein persönlicher ausdrücklicher Dank gilt dem Vorstand und insbesondere dem 1. Vorsitzenden, Herrn
Dr. Ingolf Roßberg. Mit Herrn Roßberg führte ich in den letzten Monaten eine sehr freundliche Korrespondenz. Im Dezember 2014 hatte ich die Möglichkeit, ihn persönlich in Dresden zu treffen.
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Ich freue mich sehr, „Eternal Waltz“ bei den „Johann-Strauss-Tagen“ in Coburg im September 2015 persönlich vorzustellen.
Cineastische Grüße im ¾ - Takt,
Thorsten Becker
Im Namen von
Angel Baker Productions
Fotos: Angel Baker Productions
Anmerkungen der Redaktion:
Hier die Website von „Angel Baker Productions“ und deren Link zu facebook :
http://angelbakerproduction.wix.com/film
https://www.facebook.com/EternalWaltz
Gern haben wir das Angebot angenommen, dass auf der Eternal-Waltz-Facebook-Seite unser DJSGFacebook-Auftritt verlinkt wird und wir als Gesellschaft somit ebenfalls promotet werden: Wir denken,
dass dies zu unserem beiderseitigen Nutzen ist…
Ein herzlicher Glückwunsch der DJSG:
Christian Simonis ist neuer Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmonie
von Ingolf Roßberg
Am 17. März 2015 erhielten wir die Nachricht, dass unser Mitglied Christian Simonis für die Zeit vom
1. Juli 2015 bis zum 30. Nov. 2018 die Aufgabe des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters der
Bad Reichenhaller Philharmonie übertragen bekam. Auch wenn sein persönliches Zuhause Magdeburg
bleibt, so wird er – wie wir ihn kennengelernt haben – sich mit all seiner Kraft in diese Aufgabe hineinversetzen.
Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ übermittelt Christian Simonis ganz herzliche Glückwünsche für dieses Amt und wünscht vor allem viele künstlerische Erfolge mit dem Orchester der
Bad Reichenhaller Philharmonie.
Wir hoffen und wünschen aber auch, dass es auch neue Impulse für eine mögliche Zusammenarbeit geben wird, wie in einem Vorgespräch in Dresden schon einmal ausgelotet wurde.
Das Bad Reichenhaller Orchester wurde 1868 durch Josef Gung’l gegründet und ging aus verschiedenen
Etappen der Kurmusik hervor. Durch die Weltkriege und über gesellschaftliche Umwälzungen hinweg
konnte es seine Identität und die Tradition der ganzjährigen klassischen Unterhaltungskonzerte in sinfonischer Besetzung bewahren.
Mit der Kurmusik bietet die Bad Reichenhaller Philharmonie ihren Gästen nahezu täglich eine Fülle von
Musikangeboten, die Wohlbefinden, Genuss und Heilung steigern. Sie tradiert aus den früheren Kurkonzerten, die in der Tradition der sinfonischen Unterhaltungskonzerte stehen. Sie spielt in Bad Reichenhall
in drei Spielstätten: Die Konzertrotunde und der Pavillon im Königlichen Kurgarten inmitten eines Naturidylls bieten das entsprechende Ambiente für das Einfühlen in die Musik und sich den wohltuenden
Klängen hinzugeben, so das Orchester über sich selbst. Das Theater im Kurgastzentrum ist der größte
Saal mit der großzügigsten Bühne – hier ist Platz für die sinfonischen Konzerte (Abonnementskonzerte)
und besonders große Aufführungen.
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Christian Simonis wurde 1956 in Wien geboren. Von
seinem Dirigenten-Lehrer Prof. Hans Swarowsky (viele
der bekanntesten Dirigenten der letzten Jahrzehnte
entstammen seiner Schule: Claudio Abbado, Zubin
Mehta, Mariss Jansons, Adam und Iván Fischer…) als
wienerische Urbegabung bezeichnet, leitete er als
Chefdirigent die Bad Reichenhaller Philharmonie 1985
– 1990, das Göttinger Symphonie Orchester 1990 –
2005 (bei dem er 2000 zum Generalmusikdirektor
ernannt wurde) und die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie 2005 – 2013.
Als Gastdirigent arbeitete Simonis mit renommierten
Orchestern wie den Bamberger Symphonikern, dem
WDR-Rundfunkorchester, den Nürnberger Symphonikern und den Berliner Symphonikern. Konzertreisen
führten ihn nach Italien, Schweiz, Polen, Litauen, Estland, Tschechien und Japan.
Mit zahlreichen CD-Einspielungen hat er sich einen
Namen für die Sparte der heiteren Muse der Märsche,
Walzer, Polkas und Tänze gemacht, Richard Eilenberg
(dazu auch sein Beitrag in diesem Heft ab S. 49), Joseph Gung’l und Benjamin Bilse stehen beispielhaft für
Wiederentdeckungen.
Christian Simonis ist Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen und war u.a. Präsident der Joseph
Haydn Gesellschaft Wien (1974 – 1988), Gründungspräsident der Joseph-Lanner-Gesellschaft Wien
(2004) und erhielt 2004 die Ehrenschirmherrschaft unserer Gesellschaft.
Foto: Bad Reichenhaller Philharmonie, Quellen: Wikipedia und Homepage des Orchesters
Liebesbriefe von Johann Strauss Sohn in der Universität Duisburg/Essen
von Norbert Linke
Ein erlauchter Kreis wirklich interessierter Straussianer fand sich am 23. Jan. 2015 im Kammermusiksaal
der Universität Duisburg/Essen (Standort Duisburg) zusammen, um einer ausgesprochenen Rarität ihre
Aufmerksamkeit zu widmen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Lesungen aus der Dokumentation von Dr. Thomas Aigner:
Olga Smirnitzkaja – die Adressatin von 100 Liebesbriefen von Johann Strauss (verlegt 1998 bei Hans
Schneider, Tutzing) sowie vier Lieder der Olga Smirnitzkaja.
Strauss lernte Olga spätestens 1858 bei seinem dritten Aufenthalt in Pawlowsk kennen. Im Mai 1859
spielte er mit seinem Orchester eine „Romanze“ von Olga. Da entwickelte sich eine Liebesaffäre. Strauss
wollte Olga heiraten, die Mutter wies ihn aber ab. Mit seiner Mutter besprach Strauss eine Entführung
Olgas nach Wien, wozu es aber nicht gekommen ist. Im April 1860 war alles vorbei: Olga teilte Strauss
mit, dass sie Braut sei (aber nicht seine).
Am 12. Juli 1859 waren sie per „Du“. Der Verstand hat mich gänzlich verlassen (14). Mein Engel Olga
(18). …welche Sehnsucht ich empfinde, Dich zu küssen (27). …jeden Deiner Briefe durchlas ich in einem
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Zustand von Wahnsinn (79). Olga, mein Ideal! … Du bist das Wesen, welche ich mein Dasein widme, Du
allein, weil ich Dich liebe (93).
So steigert sich Strauss in eine Art Liebesraserei, wie sie einmalig ist und in seinem späteren Leben nicht
mehr dokumentiert wurde.
Olgas Freundin Pauline hatte alle Briefe abgeschrieben und nach dem Tode von Johann Strauss/Sohn
1899 nach Wien gebracht. Dort haben u.a. Fritz Lange und Adele Strauss Einblick genommen, sie aber
„redigiert“ (Lange 1925 drei Briefe). Adele Strauss veröffentlichte 1926 in „Johann Strauss schreibt
Briefe“ Auszüge aus nicht weniger als acht Briefen – aber alle überarbeitet, gekürzt, versimpelt.
Dr. Thomas Aigner, der kreative Leiter der Wiener Musiksammlung, entdeckte im Herbst 1993 die 100
Briefabschriften in der Wiener Handschriftensammlung, wo sie unter dem Stichwort „Smirnitzki“ abgelegt und daher unentdeckt geblieben waren.
In Duisburg trug Martin Dickhoff (ein ehemaliger Student von Prof. Linke) eine wohlbedachte Auslese
der Liebesbriefe von Johann Strauss/Sohn vor. Prof. Dr. Linke wirkte am Piano mit der „Romanze“ von
Silke Wittenberg und den „Nachklängen aus Wien“ (aus eigener Feder), besonders aber als Begleiter der
vorzüglichen Sopranistin Elvira Stroop, die vier Lieder von Olga Smitnitzkaja je zweimal vortrug.
Die Lieder wurden nicht im russischen Original gesungen, sondern in deutscher Textunterlegung:
Nicht Dich lieb‘ ich mit solcher Glut / Opus 3 1856, Text: M. Lermontow,
Übersetzung: W. Groeger
Sie hatten einander geliebt / Opus 5 1856, Text M. Lermontow nach H. Heine,
Übersetzung: Johannes von Guenther
Hat das Leben Dich betrogen / Opus 9 1856, Text: Alexander Puschkin,
Übersetzung: Martin Remané
Ihr reglosen Augen / Opus 13 1878, Text: A. Fet, Übersetzung: Olga Aigner
Drei dieser Lieder aus dem Jahr 1856 sind der Salonromantik verpflichtet, aber harmonisch durchaus
reizvoll. Sie waren zur Zeit des ersten russischen Sommers von Johann Strauss/Sohn entstanden. Ob
schon da eine Einflussnahme durch Strauss’sche Musik zu beobachten wäre, ist zwar nicht dokumentiert. Man könnte jedoch meinen, dass das Opus 9 Hat das Leben Dich betrogen mit seinem forschen
Walzer-Rhythmus eine gewisse Einflussnahme nahe legen könnte. Von dem Duisburger Publikum erhielt
es den meisten Beifall.
Unser neuer Kooperationspartner:
Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels ist regelmäßiger Sponsor der DJSG
von Ingolf Roßberg
Einige Jahre gab es die regelmäßige Unterstützung durch Firmen für unsere Gesellschaft, aber das ist
lange her. Bis zum Jahr 2008 unterstützte – als letzte der verbliebenen Firmen – das Pianohaus Steingraeber & Söhne in Bayreuth unsere Gesellschaft – bis Heft 35 schaltete es regelmäßig Anzeigen in
„Neues Leben“. Dann wurde auch dieses Engagement eingestellt.
Nach mehreren Anläufen ist es uns gelungen, wieder einen Partner für unsere Gesellschaft und ein regelmäßiges Engagement zu gewinnen. Nach einem ausführlichen Gespräch des 1. Vorsitzenden im traditionsreichen Haus am Markt mit dem Vorstandsmitglied, Dr. Martin Faber, und dem Leiter Marketing,
Herrn Engelhardt, stand es fest: Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels wird regelmäßiger Sponsoringpartner
der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“.
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Am 17. Dez. 2014 konnte der Vertrag unterzeichnet werden, im Januar 2015 erreichte uns ebenfalls eine
großzügige Spende der Sparkasse zugunsten der „Strauss-Tage“. Vielen Dank an das Haus, aber auch
ganz persönlich, für diese Unterstützung,
Dass wir unsere finanziellen Aktivitäten nunmehr alle über die Sparkasse Coburg-Lichtenfels abwickeln,
versteht sich fast von selbst: Die Mitglieder, die sich am Lastschriftverfahren beteiligen, haben es schon
erfahren und auch im Heft ist es erwähnt: Unsere neue Kontenverbindung lautet IBAN: DE06 7835 0000
0040 5989 22; BIC: BYLADEM 1 COB – bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, selbstverständlich.
Mitgliedsbeitrag 2015
Unser Schatzmeister Dr. Michael Mahlert bittet die Mitglieder, die nicht am Einzugsverfahren teilnehmen, den Beitrag für 2015 (und ggf. den noch ausstehenden Beitrag für 2014) in den nächsten Tagen zu
überweisen: Empfänger ist die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V.“, Coburg, IBAN: DE06 7835
0000 0040 5989 22; BIC: BYLADEM 1 COB – bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels.
Alfred-Dreher-Schenkung teilrückabgewickelt
Beschluss des Vorstandes vom 8. Feb. 2015
von Ingolf Roßberg
Die Witwe unseres verstorbenen Ehrenmitgliedes Alfred Dreher, Anneliese Dreher, hat nach dem Tode
ihres Ehemannes ab Oktober 2014 das Ansinnen an die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ gerichtet, den gesamten Musikbestand an CDs und Kassetten von Alfred Dreher wieder in ihre Hände zu bekommen. Dabei hat sie ihrerseits (z.T. sehr emotional) behauptet, dass dieser Teil nie zum Archiv gehört
habe und der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ wörtlich unterstellt, sich wissentlich und widerrechtlich bereichert zu haben.
Dem ist die DJSG entschieden entgegengetreten: Seitens der Strauss-Gesellschaft liegt eine Übergabeurkunde vor, unterschrieben sowohl von Alfred Dreher, als auch von ihr selbst, dass der von Jonas Geelhaar und mir im Februar 2014 übernommene Gesamtbestand als Schenkung der DJSG zufließt und dem
Archiv der DJSG in Coburg eingegliedert wird. Es gab und gibt auch keinen Grund, dies nicht als Archivbestandteil zu betrachten, befinden sich darunter z.B. auch Mitschnitte von Hörfunksendungen, die von
Alfred Dreher direkt bei den Rundfunkarchiven angefordert wurden.
Mit Umlaufbeschluss vom 8. Feb. 2015 hat der Vorstand einstimmig entschieden, die Schenkung teilrückabzuwickeln und der Witwe von Alfred Dreher diesen Teil der Schenkung – es handelt sich um sieben Pakete im Gesamtgewicht von 58 kg, die im Februar und März 2015 von Dresden zurück nach
Heilbronn gingen – dokumentiert wieder auszuhändigen.
Der Vorstand hat dazu auch Einblick in den Schriftwechsel genommen, den Frau Dreher mit dem Autor
als bevollmächtigtem Vertreter der DJSG geführt hat und sich mit dem genannten Beschluss entschlossen – im Übrigen ohne Anerkennung eines Rechtsgrundes –, auf Dauer auf diesen Teil zu verzichten.
Damit ist das „Alfred-Dreher-Archiv“ nicht mehr komplett vorhanden, jedoch konnten von einigen wissenschaftlich wichtigen Kassetten und CDs Kopien als Privatkopie gesichert werden und stehen dadurch
auch der Strauss-Welt weiterhin zur Forschung zur Verfügung.
Wie wichtig dieses Archiv für nachfolgende Generationen ist, beweist eine immerhin seit einigen Wochen andauernde Korrespondenz mit einer jungen Hamburger Doktorandin und ihre Recherchen, auch
hier in Dresden. Dieser endgültige Verlust dieses Archivteiles kann nur bedauert werden, dem ist sich
jedenfalls der Vorstand in jeder Hinsicht bewusst.
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Straussianer treffen sich beim „Johann-Strauss-Festival 2015“
an der Staatsoperette Dresden
Dank der Unterstützung der Staatsoperette Dresden war es möglich geworden, eine größere Anzahl von
Premierenkarten für „Cagliostro in Wien“ zu erhalten und so trafen sich insgesamt 16 Mitglieder unserer
Gesellschaft in Dresden am 2. Mai 2015 im Haus in Leuben, launig begrüßt durch den Intendanten Wolfgang Schaller, der daran erinnerte, dass es diese „Begegnungsstätte“ nicht mehr lange geben wird. Und
in der Tat wird ja am Neubau der Staatsoperette Ende August 2015 schon das Richtfest gefeiert werden.
Sie kamen aber auch zum Vortrag von Dr. Eduard und Thomas Strauss: „Was geh ich mich an – die zwei
Gesichter von Johann Strauss Sohn und seiner Familie“, der im September auch in Coburg zu den
Strauss-Tagen zu erleben sein wird.
Einige der Straussianerinnen und Straussianer blieben dann auch noch am Sonntag, dem 3. Mai 2015 zu
einer Aufführung von „Die Fledermaus“. Für die schon am Freitag bzw. Sonnabend-Vormittag Angereisten führte vor der Premiere Dr. Ingolf Roßberg in einem privaten Rundgang auf den Spuren der „Sträusse in Dresden“ durch die Innenstadt Dresdens. Er machte dies gleichzeitig auch als „Generalprobe“ für
den am 10. Mai stattfindenden öffentlichen Rundgang, der auch zu unserem Kooperationsangebot des
Festivals mit gehörte.
Die Rezensionen von „Cagliostro in Wien“ und „Die Fledermaus“ haben wir hier eingefügt. Leider wird es
2016 kein „Johann-Strauss-Festival“ in Dresden geben, da stehen die Zeichen bereits auf Umzug in das
neue Haus.
Einen Strauss’schen Schatz ausgegraben –
„Cagliostro in Wien“ an der Staatsoperette Dresden
Großer Beifall für eine gelungene Ausgrabung einer unbekannten Operette von Johann Strauss
von Manfred Drescher
Im Gespräch mit dem Intendanten Wolfgang Schaller wird dessen Stolz richtig spürbar, der Stolz darauf, erneut eine Ausgrabung eines unbekannten Werkes von Johann Strauss als großen Erfolg auf die
Bühne gebracht zu haben. Und dieser Stolz ist vollkommen zu Recht vorhanden, denn nach „Der
Carneval in Rom“, „Das Spitzentuch der Königin“ und „Prinz Methusalem“ ist dies nun die vierte Ausgrabung einer Strauss’schen Operette und macht Dresden zum Mekka der Strauss-Freunde.
So sitzen auch heute in der Premiere mit Dr. Eduard Strauss (dem Urgroßneffen von Johann Strauss
Sohn), seiner Frau und seinem Sohn und dem Vorsitzenden der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft,
Dr. Ingolf Roßberg, viele weitere Mitglieder der Gesellschaft im Zuschauerraum – und eines kann man
vorwegnehmen, sie alle waren begeistert von der spritzigen Darbietung des „Cagliostro in Wien“. Einige
Stimmen, die ich nach der Premiere aufgefangen habe, sind am Schluss noch mit aufgenommen.
Doch nun kurz zu dem Stück, welches nicht jedem Operettenfreund geläufig sein dürfte. Nun ja, vom
eigentlichen sehr verwirrenden Inhalt, in dem auch die Kaiserin eine große Rolle gespielt hat, ist in der
Neubearbeitung von Ansgar Weigner nicht allzu viel übrig geblieben. Geblieben ist aber, dass man
nach wie vor nicht so recht weiß, um was es denn nun eigentlich geht, die Handlungsstränge sind
beinahe so verwirrend gelegt wie in der Originalfassung.
Alexander Graf Cagliostro ist in der Neuinszenierung ein charmanter Schwindler, Gauner und Scharlatan, der den Leuten mit sogenannten Wundermitteln das Geld aus der Tasche zieht. Er narrt sie mit
Zaubereien, mit Tränken, denen er eine starke Verjüngungsmöglichkeit zuschreibt und mit dem Hinweis, dass er in der Lage sei Gold zu machen. Fast alle kann er um den Finger wickeln, nur Pater
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Fodor, der gerne mit der Witwe Adami angebandelt hätte, Zölibat hin oder her, misstraut ihm, ebenso
wie der Bezirksvorsteher Lieven, welcher der heimliche Geliebte der Tochter der Frau von Adami ist.
Mit Hilfe von Cagliostros Gehilfen Blasoni, der in der Inszenierung ihm so lange dienen muss, bis eine
von ihm Cagliostro zugeführte Dame dessen Liebeskünsten standhält, erst dann wäre er frei. Daneben
präsentiert Cagliostro auch seine angeblich 1000-jährige Tochter und Jungfrau Lorenza und drei ihm
völlig treu ergebene Vasallen, die ihm bedingungslos folgen und alle Arbeiten und seien sie noch so unsinnig für ihn erfüllen. Erst als
Cagliostro versucht, der Frau
Adami ihr Vermögen zu entreißen und gleichzeitig deren Tochter zu verführen, platzt die ganze
Seifenblase und Cagliostro wird
überführt und muss fliehen. Fällt
es schon schwer, diese Geschichte einigermaßen halbwegs zu
erzählen, so fällt es auch schwer,
sie auf der Bühne richtig zu entwirren. Aber muss man das wirklich oder sollte man sich nicht
von der wunderschönen Musik
von Johann Strauss einfangen
lassen und die vielen Gags und
humorvollen Einlagen als das
ansehen, was sie sind, ein Mittel,
die Zuschauer auf das Beste zu
unterhalten? Und dies gelingt an
diesem Abend auf jeden Fall.
Dazu ein gut aufgelegtes Orchester und überwiegend ausgezeichnete Sänger, was will das
Operettenherz denn mehr.
Das Bühnenbild von Jürgen Kirner weiß zu gefallen und ist farbenprächtig und abwechslungsreich wie
die Kostüme von Renate Schmitzer. Andreas Schüller hat die musikalische Leitung und er hält das Orchester der Staatsoperette Dresden zusammen, schmissig und voller Feuer lässt er die Musik aufblühen
und unterstützt dabei auch fürsorglich seine Sänger und überdeckt sie nicht mit Orchesterwogen. Viel
Beifall für das Orchester und seinen Dirigenten ebenso wie für den Chor, der von Thomas Runge einstudiert worden ist und seine Sache ausgezeichnet macht. Die Dramaturgie liegt in den Händen von
Heiko Cullmann und die technische Leitung hat Mario Radicke.
Der scheinheilige Wundertäter und Scharlatan Graf Cagliostro wird von Christian Grygas gegeben. Sein
klarer, runder, hoher und voller Bariton, der an den entsprechenden Stellen auch durchschlagskräftig
sein kann, weiß in jedem Punkt zu überzeugen. Er trumpft bei seinen Auftritten richtig auf, die rein erotische Aura ist sicher noch ein klein bisschen ausbaufähig.
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Blitzsauber, wie gestochen setzt Elena Puszta ihre Koloraturen als seine Tochter Lorenza und die
1000 Jahre, die sie sein soll, sieht man ihr in keiner Sekunde an und hören sowieso nicht, eine rundum
überzeugende
Leistung.
Ebenso
rundum
überzeugend der Blasoni
von Hauke Möller.
Der arme Gehilfe
des Schwindlers, der
so gerne seine Freiheit möchte, wird
von ihm mit sicherem, klarem und
stimmschönem Tenor
dargeboten,
daneben weiß er
auch darstellerisch
voll zu überzeugen.
Eine ganz tolle Leistung an diesem Abend. Ebenfalls mit hohem hellem und sicherem Tenor versehen
der Sänger des Pfarrer Fodors Radoslaw Rydlewski. Auch er hat ein zusätzlich großes schauspielerisches Potential und macht seine Rolle zu einem Paradestück.
Ingeborg Schöpf, tragende Säule der Staatsoperette Dresden, setzt ihren Sopran zum ersten Mal in
einer Altersrolle ein und man merkt ihr bei jeder Geste die Freunde und den Spaß an, den ihr die Rolle macht – und sie gibt ihrem Gaul, zur Freude des Publikums, auch reichlich Zucker. Maria Perlt als ihre
Tochter Emilie überzeugt nicht nur mit einem lockeren frischen Spiel sondern vor allem auch mit einem
warmen, leuchtenden, sehr vielseitig einsetzbaren Sopran, den man unter Anspielung auf ihren Namen
auch als perlenden Sopran bezeichnen könnte. Eine große Hoffnung, die hier in Dresden heranwächst.
Mit vollem runden und durchschlagskräftigen Bariton verkörpert Gerd Wiemer den Bezirksvorsteher
Lieven rollendeckend, als Severin macht der
Tenor
Frank
Ernst eine gute
Figur und das
Trio
Andreas
Sauerzapf, Marcus Günzel und
Jannik Harneit
machen als die
drei CagliostroGehilfen Giovanni,
Emanuele
und Francesco
eine mehr als
gute Figur. Sie versprühen so viel Spielwitz und Freude und kosten auch den kleinsten Witz bis zum
Letzten aus. Toll gemacht. Christiane Klotzek und Michael Kuhn vervollständigen als Familie
Pfannberger das Ensemble.
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Eine rundum gelungene Vorstellung, wenn man die etwas verworrene Handlung nicht zu ernst nimmt,
die den wundervollen Melodienreichtum von Johann Strauss wieder einmal beweist. Unter anderem
war ich nach der Premiere auch mit Dr. Eduard Strauss im Gespräch. Er meinte, dass die Originalinszenierung etwas undurchsichtig war und er die Neuinszenierung sehr positiv sehe. Auch wenn es eine
kleine Schwindelei mit dem „Zigeunerbaron“ gegeben habe (Cagliostro hatte seine Abschiedsarie mit
der Musik von ‚Ja, das alles auf Ehr‘ aus dem Zigeunerbaron gesungen) sei auch dies legitim, die Hauptsache sei doch, dass die wunderschöne Strauss Musik weiterhin ihre Freunde in der ganzen Welt finden
würde und er persönlich freue sich ganz besonders über die Strausspflege in Dresden.
Dr. Ingolf Roßberg, der Vorsitzende der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ hob hervor, dass das
Publikum begeistert mitgegangen sei und dass man in Kürze ja ein neues Operettentheater in Dresden
einweihen könne, was ein unglaublicher Kraftakt von Staatsoperette, Stadtrat und vielen weiteren Verantwortlichen gewesen ist und nicht hoch genug einzuschätzen sei. Dresden sei eine Hochburg der
Strauss‘schen Musik erklärte er mit einem besonderen Dank an den Intendanten Wolfgang Schaller,
der noch darauf hinwies, dass das Richtfest für den Rohbau der neuen Staatsoperette am 20. August
sein werde und man davon ausgehe, dass man das neue Haus im Dezember 2016 einweihen könne. Dafür auch von uns alles erdenklich Gute.
Besuchte Aufführung: Premiere am 2. Mai 2015. Bilder: Kai-Uwe Schulte-Bunert
Sekt und kein Selters – „Die Fledermaus“ an der Staatsoperette Dresden
Unbeschwertes Vergnügen bei der „Königin der Operette“ von Johann Strauss
von Manfred Drescher
Da wir schon einmal in der wunderschönen Stadt Dresden waren, gingen wir mit den anderen
Straussianern und einigen weiteren Gästen ich am 3. Mai vormittags in die Matinee in der Staatsoperette Dresden. Unter dem Titel „Was geh´ ich mich an?! – Die zwei Gesichter des Johann Strauss (Sohn)
und seiner Familie“ gaben Dr. Eduard Strauss und sein Sohn Thomas unterhaltsam und mit vielen Musikbeispielen garniert ein überraschend differenziertes und abwechslungsreiches Bild des genialen Musikers. Und am Abend besuchten wir dann die Aufführung von „Die Fledermaus“. Die Premiere war
bereits 2007 und wer nun glaubte, eine verstaubte und nicht
mehr zeitgemäße Aufführung zu
erleben, der täuschte sich gewaltig. Spritzig, witzig und unterhaltsam war diese Aufführung und
man verließ beschwingt die
Staatsoperette. Über den Inhalt
der „Königin der Operette“, wie
sie oft genannt wird, braucht es
aus meiner Sicht keine nähere
Erläuterung.
Die Inszenierung von Peter Kube
ist wohltuend „altmodisch“ und dies meine ich im besten Sinne des Wortes. Unterhaltsam, komisch
und ideenreich. Dem passt sich die Ausstattung von Barbara Blaschke an, bunt und ansprechend sind
die Kostüme, man hat richtig Spaß an dieser Aufführung. Das Ballett war von Winfried Schneider gut
eingestellt und auch die Choreinstudierung von Thomas Runge gab keinerlei Grund zur Klage. André
Meyer ist für die Dramaturgie zuständig und die technische Leitung liegt in den bewährten Händen von
Mario Radicke.
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Das Orchester der Staatsoperette hat unter der kompetenten Leitung des Dirigenten Christian
Garbosnik keine Mühe, großen Applaus einzuheimsen. Dies beginnt schon bei der feurig und stimmungsvoll gespielten Ouvertüre und setzt sich im ganzen Stück fort. Christian Garbosnik treibt das Orchester zu rasanten Tonwogen, versteht es aber, es dann zurückzunehmen, wenn die Sänger ein klein
bisschen Unterstützung brauchen, um nicht vom Orchester überdeckt zu werden.
Bei den Gesangssolisten gibt es keinen Ausfall, alle verdienen sich den langanhaltenden prasselnden Applaus am Schluss der
Vorstellung. Steffen Schantz als Gabriel
von Eisenstein setzt seinen robusten durchdurchschlagskräftigen Tenor ein. Er besitzt
eine strahlende Höhe und bietet – trotz
einiger kleiner rauhen Stellen – eine imposante Leistung. Auch im Duett mit Jessica
Glatte als Rosalinde weiß er voll zu überzeugen. Über Jessica Glatte braucht man
nicht viel zu sagen, sie ist eine der tragenden Säulen der Staatsoperette und wartet
mit einer brillanten sängerischen aber auch darstellerischen Leistung auf. Ihr warmer, kräftiger und
höhensicherer Sopran weiß zu gefallen.
Ganz ausgezeichnet ist auch Hauke Möller als Gesangslehrer Alfred. Mit schmetterndem hohem,
warmem und ausdrucksstarkem Tenor weiß er ebenso voll zu überzeugen wie mit einem fein abgestimmten und exzellenten Spiel. Mit dem Alfred dürfte er eine seiner Paraderollen gefunden haben,
wobei er bisher schon in vielen unterschiedlichen Rollen geglänzt hat. Als Gefängnisdirektor Frank
trumpft Frank Blees mit vollmundigem Bariton auf, kultiviert im Gesang und überzeugend im Spiel
setzt auch er seine Marken. Hervorragend bei Stimme auch Kathrin Göring als Prinz Orlofsky.
Maria Perlt singt an diesem Abend die Adele und wie sie das tut, ist herausragend. Mit leichten brillanten und durchschlagskräftigen Koloraturen, setzt sie sich in Szene und kann nicht nur voll überzeugen, sondern lässt für die Zukunft zu großen Hoffnungen Raum (dies hatte ich bereits im Cagliostro
angemerkt). Es macht richtig Spaß ihr zuzuhören. Frank Oberüber als Dr. Blind weiß in
seiner kleinen Rolle zu überzeugen, ebenso
wie Mandy Garbrecht als Ida und Noah
Thomsen in der (eingefügten) Rolle von Rosalindes Kind.
Zum Schluss sei noch Tom Pauls als Frosch
genannt. Er macht aus seiner Rolle als Gerichtsdiener Frosch ein wahres Kabinettstückchen. Etliches dürfte von ihm improvisiert sein, wie beispielsweise der Plausch mit
dem Publikum über die Ehe und viele weitere
Bonmots. Zur Recht erhält er überaus starken Applaus vor dem Vorhang. Das Publikum
applaudiert lange, ausdauernd und sichtlich zufrieden mit dem Abend. Und was kann eine Operette
schöneres bieten, als die vollständige Unterhaltung seines Publikums.
Besuchte Aufführung: 3. Mai 2015, Premiere am 9. Nov. 2007, Bilder: Stephan Floß
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„Sträusse in Dresden“
Ein Stadtrundgang mit Ingolf Roßberg
Es gibt nur eine deutsche Stadt, in der alle fünf komponierenden Sträusse waren – und die ist nicht mehr
deutsch (gemeint ist Breslau). So Prof. Norbert Linke vor dem Start des Rundganges am Neumarkt. Und
für Dresden hat er auch recht: „Nur“ vier waren in der Stadt: Johann Strauss Vater 1834 und 1845, der
Sohn 1852 und 1877. Dafür Eduard intensiver und das häufigste Auftreten ist das von Johann Strauss
Enkel, der wenige Tage vor seinem Tod im Januar 1939 seine musikalische Laufbahn in Dresden abschloss und weit über 100 Gastkonzerte allein mit der „Dresdner Philharmonie“ absolvierte. Und dass
Eduard Strauss in einer Abschiedsanzeige sich beim Publikum und der Kritik in Dresden bedankte (1878)
ist jedenfalls so auch nicht in einer anderen Stadt nachweisbar.
Und so gab es innerhalb von zwei Stunden diesen Rundgang, einmal quasi als „Generalprobe“ für die zur
Premiere von „Cagliostro in Wien“ angereisten Straussianer am 2. Mai und dann öffentlich am 10. Mai
2015 für die Besucher des Johann-Strauss-Festivals. Zu beiden Terminen konnten exklusive Gäste begrüßt werden: Am 2. Mai waren es Dr. Eduard Strauss, Susanne
und Thomas Strauss und am 10. Mai ließen es sich der Intendant
der „Staatsoperette Dresden“, Wolfgang Schaller und seine Frau,
sowie Prof. Werner Patzelt als Vorsitzender des „Förderforums
der Staatsoperette Dresden e.V. und seine Frau nicht nehmen,
dabei zu sein.
Natürlich sind die „Strauss-Stätten“ fast nicht mehr existent,
aber das exklusive „Hotel de Saxe“, Konzertort von Strauss Vater
und Eduard, sowie Aufenthaltsort von Strauss Sohn existiert
wieder (es war schon 1888 abgebrochen worden). Und natürlich
die Semperoper, in der Ernst Edler von Schuch 1910 erstmalig
auf der Welt den „Zigeunerbaron“ auf eine Opernbühne brachte
und 1911 die Welturaufführung des wohl berühmtesten StraussPlagiates, des Walzers aus dem „Rosenkavalier“ von Richard
Strauss (nach „Dynamiden“ von Josef, UA 34 Jahre vorher), stattfand. Die noch existierende „Schweighofer-Villa“ (Felix Schweighofer agierte bei Strauss-Uraufführungen in Wien, machte aber
von Dresden aus Karriere und verstarb hier auch) existiert noch, war und ist allerdings zu Fuß während
eines Rundganges nicht zu erreichen.
Dafür konnten die Teilnehmer zumindest von der Brühlschen Terrasse aus einen Blick erhaschen – siehe
Foto –, wo das Hotel „Stadt Wien“ stand, in dem Strauss Vater 1834 erstmalig in Dresden abstieg (auf
der anderen Elbseite, heute ein Park (Baumbestand)) und wo sich jener kleine Verlag „J. G. Seeling in
Dresden-N.“ befand, der den letzten, je von Strauss Sohn zu Lebzeiten geschriebenen Walzer – „An der
Elbe“ (op. 477), (s)ein Auftragswerk – herausbrachte (zu Füßen der Dreikönigskirche, Turm im Hintergrund).
Vieles wurde nachgefragt, aber manches ist zwar bekannt, aber noch nicht abschließend recherchiert
oder gar dokumentiert. Gleichwohl war die heimliche Hoffnung des „Stadtführers“, auch eigene Anregungen zu bekommen: Und sie kamen auch: Prof. Norbert Linke z.B. wies in einem Brief Ingolf Roßberg
anschließend darauf hin, dass die Instrumentation des wohl bekanntesten Jugendwerkes von Johann
Strauss Sohn, der Annen-Polka, op. 117, nicht von Strauss selbst stammt, sondern von seinem Freund
Hugo Hünerfürst – und der war zu der Zeit (1852) Stadtkapellmeister in Dresden…
Foto: Wolfgang Schaller
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Neue Mitglieder 2014
Als neue Mitglieder begrüßen wir in unserer Gesellschaft sehr herzlich:
-
Giovanni Bria aus Rüti (CH),
Dr. Pierre Genée aus Wien,
Ulrich Göpfert aus Dörfles-Esbach,
Prof. Heinz Hellberg aus Purbach (A),
Susanne Hellberg, ebenfalls aus Purbach,
Dr. Christiane Meine aus Leipzig
Marie, Sofie und Florian Neubauer aus Bamberg,
Roland Seiffarth aus Leipzig (Ehrendirigent der Musikalischen Komödie Leipzig)
GMD Christian Simonis aus Magdeburg
Wir freuen uns, dass sie zu unserer Gesellschaft hinzugestoßen sind.
Die Krux mit der Kultur
Ein Plädoyer für Vernunft
von Reto Parolari
Reto Parolari ist seit wenigen Monaten Mitglied unserer Gesellschaft und zeigt in seinem Beitrag auf,
dass „Selbstausbeutung“ in der unterhaltenden Musik an Grenzen stößt: Ein Pendant zum gestrichenen
Neujahrskonzert in Coburg.
Das Orchester Reto Parolari (ORP) ist wohl noch das einzige private Berufs-Sinfonie-Orchester, welches
fast ausschließlich mit sinfonischer Unterhaltungs-Musik auftritt. Es sei hier wieder einmal erwähnt, dass
es auf der ganzen Welt kein einziges Sinfonie-Orchester gibt, welches sich selbst trägt. Andre Rieu z. B.
ist hochverschuldet, weil er keine Subventionen und Gönnerbeiträge bezieht.
Geschafft hat es in Europa nur Kurt Graunke (1915 - 2005). Er gründete und leitete ein eigenes SinfonieOrchester mit 56 Musikerinnen und Musikern. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg verlangte enorm viel FilmMusik und es wurden auch sehr viele Operettenproduktionen benötigt. Graunke erkannte klugerweise
eine Marktlücke und bot sein Orchester mit den besten Dirigenten der damaligen Zeit an: Willi Mattes,
Franz Marszalek, Franz Allers aber auch Robert Stolz. Graunke selber kümmerte sich vor allem um die
klassischen Abonnementskonzerte, die er selber dirigierte. Er schrieb auch ein paar Sinfonien. Sein Können auf dem Gebiet der U-Musik war aber ebenfalls vorbildlich. Graunke hatte das Glück, dass er sein
Orchester – als er selber ins Pensionsalter kam – nicht auflösen musste und quasi der Stadt München als
heute noch existierende „Münchner Sinfoniker“ übergeben konnte.
In Amerika gibt es viele halbprivate Orchester. Dort kann es vorkommen, dass im Programm hinter einzelnen Musikernamen noch andere Namen stehen. Das sind jeweils die Sponsoren der jeweiligen Musiker. Diese Form der Unterstützung hat den etwas schalen Beigeschmack von Leibeigenschaft. Trotzdem
gibt es mittelgroße Orchester, die sich dem Kommerz anpassten und so überleben konnten (Max Greger, Hugo Strasser, Ambros Seelos).
Dann gibt es natürlich die Projektorchester, wie zum Beispiel das von James Last oder früher Bert
Kaempfert, welche mit einem ganz eigenen und gut gemachten Sound für kurze oder längere Zeit auf
Tourneen gingen um danach – bis zur nächsten Tour – in anderen Formationen zu spielen.
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Es mag sein, dass man sich mit dem Anbiedern an den Kommerz besser über Wasser hätte halten können. Ich habe das mit dem ORP über 40 Jahre lang nie gemacht. Ich habe mich nie vom Kommerz unterjochen lassen.
Ich halte es für meine und unsere Pflicht, dem Publikum abseits vom Mainstream Musik anbieten zu
können, die qualitativ hochstehend ist und – aus welchen Gründen auch immer – nicht die Popularität
anderer Werke erlangt hat. Dies wird in der klassischen Szene genauso gehandhabt. Hört man zum Beispiel am Radio den Sender „SwissClassics“, ist man immer wieder erstaunt und erfreut, wie viele gute
unbekannte Komponisten und Werke es gibt, die qualitativ neben viel bekannteren Werken absolut bestehen können. Hier sich zu viel beim Publikum anbiedern zu wollen, ist die falsche Taktik. Richtig ist,
das Publikum mit Unbekanntem zu konfrontieren. Dies belebt die Szene und dies war die Kunst u.a. von
Prof. Emmerich Smola beim Südwestfunk oder Prof. Max Schönherr damals bei Radio Wien.
Dass sich heute gerade in der U-Musik vieles – leider – halten kann, was auf die Schnelle produziert
wurde, was über eine Leisten zu Dutzenden und Hunderten hergestellt wird, hängt sicher auch mit den
neuen Medien, den unzähligen Radio- und TV-Sendern zusammen, die pausenlos nach „Musikteppichen" lechzen und deren Bedarf an Billigware kaum gestillt werden kann. Tiefer sinken, als es die Unterhaltungsbranche im Moment tut, kann man kaum. Aber eben: Es gibt Sparten, die können sich ohne
großzügige Unterstützung – sei es vom Staat, Kanton, Gemeinde oder aber Gönnern, Liebhabern und
Sponsoren – nicht halten.
Man geht immer davon aus, dass, wenn etwas unterhaltend sein soll, dies auch selbsttragend ist. Dass
dem nicht so ist, mussten auch Größen wie z.B. Hazy Osterwald feststellen: Er konnte seine eigene BigBand mit 18 Mann nicht halten und hat dann auf ein Sextett reduziert. Dies sind Ensembles, wo die
Rechnung noch aufgehen kann. Alle großen Orchester, aber auch alle Theater, inkl. Berufs-Chören, Orchestern und Ballett-Corps sind personell derart aufwendig, dass sich dies mit den Eintrittskarten nicht
mehr rechnen lässt. Ein minimal besetzter Theaterchor beispielsweise verlangt 16 Stimmen: Das Problem ist, dass mittlerweile auch das Verständnis für diese Formationen schwindet.
Der Staat und die Kommunen renommieren gerne mit ihren kulturellen Leistungen und sonnen sich in
deren Erfolg. Es kann deshalb nicht sein, dass die Kultur nur von Privaten getragen wird. Hier gehört die
Politik nach wie vor eingebunden. Kultur und Sport sind im professionellen Rahmen ohne staatliche Unterstützung nicht möglich. In den vielen Jahren, in denen ich mein Orchester leite – 41 sind es genau –
habe auch ich mehrmals ans Aufhören gedacht. Einfach deshalb, weil der finanzielle und kommerzielle
Druck zu stark wurde, weil auch wir seit vielen Jahren unsere Musikerinnen und Musiker weit unter den
üblichen Ansätzen bezahlen müssen.
Unsere Aufgabe, das Publikum auf hohem Niveau zu unterhalten, hat aber immer wieder gesiegt und
lässt mich auch jetzt weitermachen.
Die formidable Situation eines privaten Orchesters ist, selber über Programme und Werke entscheiden
zu können. Dies dann noch basierend auf einem weiteren Luxus, gehört uns doch mittlerweile eines der
größten Notenarchive Europas. Auch dessen Pflege ist sehr aufwändig und ein teures Hobby. Wenn wir
auch Noten vermieten, können wir damit den Aufwand nur teilweise abgelten. So haben wir eine spezielle Software entwickeln müssen, die uns dafür mittlerweile innert Sekunden die wichtigen Daten eines
Werkes liefert. (Fast) alle Noten finden wir zudem physisch innerhalb von 30 Sekunden.
Mit Ihrer Hilfe, Ihrem Engagement und Ihrem Interesse wird es für das ORP und hoffentlich aber auch
für die ZS-Big-Band weitergehen.
Mögen die musikalischen Sternstunden weiter und von mir aus noch sehr lange leuchten – an mir soll's
nicht liegen.
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Eine Nachricht aus dem ORP-Notenarchiv
Liebe Freunde des ORP-Notenarchivs, im Jahr 2014 haben wir weitere Bestände in unser Archiv aufgenommen. Darunter fallen insbesondere ca. 11.000 Titel des legendären Unterhaltungsorchesters
Beromünster und ihrer Nachfolgerin, der DRS-Bigband. Insgesamt verfügen wir heute über 100.000 Titel,
von Klavierstimmen über Salonorchester und Bigband bis zum großen sinfonischen Orchester. Davon sind
31.000 Orchesterwerke über unsere Homepage www.retoparolari.ch einsehbar. Wir würden uns freuen,
wenn Sie diese Seiten einmal besuchen könnten.
Ueli Anderes, Leiter ORP-Notenarchiv, Tössertobelstrasse 12, CH-8400 Winterthur
Die DJSG auf Facebook, www.djsg.de vorübergehend abgeschaltet
Manfred Drescher hat freundlicherweise die Betreuung der Facebook-Seite unserer Gesellschaft übernommen und bietet damit auch unsere Diskussionsplattform an. Wir freuen uns natürlich über „Likes“!
Parallel ist unser Internetauftritt aus Wartungsgründen vorübergehend abgeschaltet worden. Wir hoffen, nach einem Relaunch ihn bald wieder ins Netz stellen zu können.
Grüße aus der Musikschule „Avdo Smajlovic“
Neuigkeiten aus Visoko (Bosnien und Herzegowina)
Während der Feier zum 70. Geburtstag unseres Vorstandsmitglieds Rudolf Maeder wurden die Gäste
gebeten, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen die Musikschule in Visoko, die wir seit einigen
Jahren unterstützen, zu bedenken. So wurden insgesamt und leicht aufgestockt 500 Euro gesammelt,
die nach Visoko überwiesen werden konnten. Die Antwort auf diese Spende lautete folgendermaßen:
„Mit dem Geld, das Sie uns zugeschickt haben, haben wir 2 große Metronome, 5 Päckchen Gitarren- und
2 Päckchen Geigensaiten gekauft, außerdem noch 2 Geigenbogen. Den Rest des Geldes geben wir sicherlich für einige Möbelstücke aus. Vielen Dank nochmals und alles Gute – Armen Škobalj“
„Es ist eine große Freude für uns zu sehen, wie gut unsere Spenden in notwendiges Musikmaterial umgewandelt werden!“, kommentierte Rudolf Maeder, der seinerseits der Hauptorganisator war. Herzlichen Dank an ihn! Wie wir vom Direktor der Musikschule in Visoko (Bosnien und Herzegowina), Prof.
Skobalj, erfahren haben, wurde davon auch noch ein neuer Schrank für das Sekretariat beschafft. Es tut
gut zu wissen, dass wir der Schule dabei helfen können, funktionstüchtig zu sein und Schritt für Schritt
ein entsprechendes Niveau in der Ausstattung zu erreichen:
„Lieber Rudolf,
ich wollte ihnen mitteilen dass wir von dem übrigen Geld der letzten Spende noch 3 Klaviere gestimmt
haben. Zudem, wurde noch bei einem die Tastatur poliert und dem anderen wurde eine neue Saite eingebaut. Vielen Dank nochmals. Mit freundlichen Grüßen – Armen Skobalj.“
Und auch musikalisch überzeugte die Musikschule:
„Lieber Rudolf,
ich darf sie heute informieren dass wir gerade von dem internationalen Wettbewerb (Guitarfest) aus
Sarajevo kommen und dem Wettbewerb der Musikschulen der „Bosnischen Föderation“. Dort haben wir
1. und 2. Plätze belegt. Und zwar in der Kategorie Kammermusik-Gitarre drei erste Plätze und in der Kategorie Klavier-Vierhändig, den 2. Platz. Wir sind sehr zufrieden. Mit freundlichen Grüßen, Armen.“
Wir freuen uns mit der Schule und im Juni ist Rudolf Maeder im Auftrag des Vorstandes vor Ort – ein
Nachbesuch anlässlich der Vergabe des Stipendiums der DJSG im Jahr 2014 an die Schule. Seinen Bericht
lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben von „Neues Leben“.
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Aus unseren befreundeten Gesellschaften
Nachrichten aus dem Wiener Institut für Strauss-Forschung
„Tanz-Signale“ 2015 in Wien
Tanz-Signale 2015: 12. bis 15. März 2015 – Ein Erlebnisbericht
von Rudolf Maeder
Thema:
Johann Strauss (Sohn) und seine Librettisten
Die Wiener Operette – Ausdruck eines neuen Lebensgefühls an der Wende zum 20. Jahrhundert
75. Todestag von Victor Léon (1858 - 1940)
Persönliche Betrachtungen einer Wien-Reise: „Tanz-Signale Wien“ 2015
Ein herrlicher Auftakt zu den Wiener „Tanz-Signalen“ (nach dem Walzer op. 218 von Johann Strauss [Vater] benannt) ist immer der Flug von Zürich nach Wien. Auch diesmal war uns das Wetter hold, und so
genossen wir bei einem Gläschen Champagner die Aussicht auf die herrliche Wolkendecke und das sanfte Niedergehen auf österreichische Lande. In kürzester Zeit gelangten wir mit dem Taxi zu unserem Hotel am Kärntnerring und installierten uns im 5. Stock. Man öffnete die Balkontür, trat hinaus – und die
Staatsoper lag einem zu Füßen… Während der nächsten fünf Tage war dies immer ein kleiner Höhepunkt zu jeder Tages- und Nachtzeit, denn es lässt sich dabei beobachten, wie sich die Menschen auf der
Straße verhalten. Am Abend strömen sie aus der Oper und eilen unter aufgespanntem Regenschirm irgendwohin, um 6 Uhr morgens sitzen sie mürrisch in der Straßenbahn, am Nachmittag erscheinen sie zu
einem Protestmarsch am Opernring…
Tradition hat bei mir seit vielen Jahren der Besuch beim Antiquar Robert Lauermann. Er betreute einst
das Antiquariat bei Doblinger, war dann im Nebenhaus in zwei Räumen einquartiert, konnte aber die
hohe Miete nicht mehr aufbringen und sitzt jetzt in zwei kalten Kellerräumen in Ottakring, bis er im Parterre ein neues Verkaufslager bekommt. Unterdessen sammelt er fleißig Verlassenschaften und verkauft
weiter seine Erstausgaben, was mir für die Vor-Eröffnung von Helmut Reichenauers Museum der
Strauss-Dynastie sehr zugute kam. Es folgte ein Besuch im Stephansdom, um ein Vaterunser zu beten
und Kerzen für die Lebenden und die Toten anzuzünden. Zur Information dann ein kleiner Sprung zu
Wien Tourist, damit wir auf dem Laufenden sind, und ein Besuch bei EMI auf der Kärntnerstraße, da
dieses Musikhaus immer Wiener Operettenschätze anzubieten hat!
Der Ankunftsabend gehörte dem Restaurant „Anna Sacher“ im Hotel „Sacher“, wo man in aller Ruhe
unter den Bildern von Anton Faistauer (österr. Maler, 1887 - 1930) speisen kann, wobei ein Wiener
Schnitzel mit einem Glas Zweigelt zum Standard-Menü gehört. Anschließend wanderten wir durch die
zwei Räume des Hotels mit den vielen Fotografien von berühmten Menschen, die das Sacher besuchten.
Am nächsten Morgen spazierten wir über den Kärntnerring und den Schwarzenberg-Platz zum Unteren
Belvedere, wo die Ausstellung „Europa in Wien. Der Wiener Kongress 1814/15“ zu einer Wanderung im
Unteren Belvedere und der Orangerie einlädt (leider nur noch bis 21. Juni 2015), auf der man die Protagonisten des Kongresses, das Aussehen Wiens zu jener Zeit und die Belustigungen für die Gäste betrachten kann… Das im Sommer immer übervolle Café „Dehmel“ am Graben ist eine echte Oase im März, in
der man einen kleinen Salat und eine Mehlspeis‘ genießen kann, ehe man den Zuckerbäckern beim Verfertigen von Osterhasen zuschaut und wieder ins Gewühl des Grabens zurückkehrt. Zum Schluss des
Nachmittags holte ich einen Klavierauszug einer Operette vom Universal-Verlag (mit Textbuch) ab, es
wird nicht verraten, was es ist, denn die Zuhörerschaft im September bei den Strauss-Tagen 2015 soll
damit überrascht werden.
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Die Tanz-Signale 2015 trugen den folgenden Titel „Johann Strauss (Sohn) und seine Librettisten. Die
Wiener Operette – Ausdruck eines neuen Lebensgefühls an der Wende zum 20. Jahrhundert.
75. Todestag von Victor Léon (1858 - 1940)“ (organisiert vom Wiener Institut für Strauss-Forschung) und
begannen wie vor zwei Jahren um 19 Uhr mit einer Wiener Vorlesung im Festsaal des Wiener Rathauses
(Donnerstag, den 12. März 2015). Es ist ein erhabenes Gefühl, am Abend die Feststiege 1 hinaufzusteigen (als wäre man in der Staatsoper beim Opernball!), seine Mäntel hellrot gekleideten guten Geistern
zu übergeben und noch eine Treppe höher in den hell erleuchteten Riesensaal zu treten. So viele bekannte Gesichter waren da zu sehen: Frau Wakamiya (Mitglied des Vorstands der Japanischen StraussGesellschaft), Prof. Dr. Norbert Linke (unser Ehrenmitglied), Dr. Eduard Strauss mit seiner Gattin Frau
Susanne, Norbert Rubey (Wienbibliothek im Rathaus), Werner Abel und seine Frau Christa (unser beratendes Mitglied), Herrn Böck usw., usw. Wir hatten auch die Ehre, Herrn Dr. Pierre Genée, Nachfahre
des wohl berühmtesten Librettisten von Johann Strauss, kennen zu lernen, der während des Symposiums noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
Der Abend begann mit der Polka Mazur op. 368 „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern
ist“ nach Motiven aus der „Fledermaus“. Im Rahmen der Wiener Vorlesungen hörten wir dann zwei Vorträge zum Thema „Johann Strauss (Sohn) und seine Librettisten“: Prof. Hans-Dieter Roser (Wien) sprach
über „Spielen und Anspielen. Überlegungen zu den Operettenlibretti von Johann Strauss (Sohn)“ und
Univ.-Prof. Marion Linhardt über „Diva versus Komiker. Johann Straus (Sohn) und seine frühen Operetten zwischen Marie Geistinger und Alexander Girardi“.
„Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, ist eine alte Maxime, die wir bereits in
Gracians „Handorakel“, später wieder bei Schopenhauer finden. Das Publikum der Zeit wird den Satz
sicher mehr in Schopenhauerschen Sinn verstanden haben, auch passte er ausgezeichnet zu den politischen Gegebenheiten jener Zeit (wie auch zur unseren!). Bei den Libretti stellt sich die Frage, ob sie
denn wirklich so wienerisch sind und was das typisch Wienerische an ihnen ist. Das wienerischste Libretto, das den Zeitgenossen zum Teil gar nicht gefiel, ist sicher dasjenige von „Cagliostro in Wien“. „Die
Fledermaus“ ist ja eigentlich eine französische Angelegenheit (oder doch in Baden bei Wien?), wogegen
„Waldmeister“ in sächsischem Gewand doch eher eine verkappte Wiener Gesellschaft zeigt usw.
Die beiden großen Stars der frühen Strauss-Operetten waren sicher Marie Geistinger (die marmorschöne Diva) und Alexander Girardi (der vielseitige Komiker). Strauss bemühte sich menschlich und vor allem
musikalisch, die beiden zufrieden zu stellen, ohne sie zu verärgern. Das ging so weit, dass er für Girardi
ein Couplet schrieb, dass dieser dann zu singen hatte, wenn die Geistiger sich umzog. Die Geistinger hat
es herausgekriegt – und der Krach war da. Beiden verdankt Strauss natürlich enorme Erfolge, und das
bis zum heutigen Tag, denn die Rosalinde und der Frosch der „Fledermaus“ bezaubern immer noch ihr
Publikum.
Für uns etwas schwer zu verstehen ist das Cross-Dressing der damaligen Zeit. Die Sängerin von Suppés
Titelrolle in „Fatinitza“ ist als Figur ein als Mädchen verkleidetet Mann. Orlowsky als sinnenfroher Gastgeber großer Feste wird von einer Frau dargestellt. In Strauss‘ „Der Karneval in Rom“ findet noch eine
andere Verkleidung statt: Die Darstellerin der Hauptfigur Marie begibt sich in Männerkleidern nach
Rom, um von ihrem ungetreuen Liebhaber nicht erkannt zu werden (das kennen wir von Boccaccio und
Shakespeare!). Diese Verkleidungen sind eindeutig erotisch motiviert, denn es machte den Zeitgenossen
Freude, Damen auf der Bühne in Strumpfhosen zu sehen, Männer in Frauenkleidern („Charleys Tante“)
wurden erst viel später Mode, und Kaiser Franz Josephs Bruder Ludwig Viktor in Frauenkleidern scheint
eher ein Kuriosum gewesen zu sein.
Die anschließende Diskussion drehte sich u. a. um die Frage, warum viele Operetten nie mehr oder erst
jetzt wieder gespielt werden. Die Antwort darauf kann nur heißen, dass das Dritte Reich sie und ihre
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Komponisten aus Deutschland verbannt hat mit dem Vorwurf, sie seien zu jüdisch, zu lasziv, zu wenig
deutsch…
Der Abend klang aus für uns im Café „Landmann“, gleich neben dem Burgtheater, wo wir mit Freunden
in einem der klassischen Wiener Cafés mit ausgezeichneter Bedienung diskutierten und wienerische
Speisen zu uns nahmen.
Am nächsten Morgen begann das Symposium im Großen Hörsaal des Instituts für Musikwissenschaft der
Universität Wien, Universitätscampus Altes AKH, Hof IX, Eingang Wien 9, Garnisongasse 13, mit der Begrüßung durch Prof. Michele Calella, Dr. Eduard Strauss und Norbert Rubey.
Der Moderator Prof. Calella wies auf die Tatsache hin, dass die Librettisten eigentlich immer die Stiefkinder in der Musikgeschichte seien. Allerdings gibt es jetzt seit ein paar Jahren das Fachgebiet
Librettologie, das sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt.
Dr. Strauss informierte über ein CD-Projekt mit Musik Strauss Vater und Lanner gespielt vom 2010 gegründeten Wiener Gemüts-Ensemble (die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ hat zu diesem Zweck
Frau Susanne Strauss eine Spende übergeben).
Nachdem Norbert Rubey einige Begrüßungsworte gesprochen hatte, erläuterte uns Herbert Zeman „Literarischen Anspruch und Publikumswirksamkeit – Aspekte der Textbücher der Altwiener Operette“. Er
sprach über das Familien- und Ehebild der Zeit und deutliche Unterschiede in deren Rezeption vor und
nach 1848. Die politischen Zustände spiegelten sich deutlich in den Operetten. „Wer uns getraut…“ ist
ein Loblied auf die freie Liebe und war damals wohl kaum an der Tagesordnung1.
Die Operette kehrte jedoch gerne später wieder zur alten Zeit zurück, so in Victor Léons „Wiener Blut“
zum Wiener Kongress! –
Dr. Pierre Genée, ein Nachfahre des Universalgenies im Mittelpunkt der Goldenen Operetten-Ära, Richard Genée, skizzierte für uns (nach seinem Buch) den Werdegang seines großen Vorgängers. Er entwarf das Bild eines ungeheuer vielseitigen Mannes, der Sprechstücke, Operetten und Gesangsszenen
schrieb, ausländische Operetten übersetzte und für sie zusätzliche Musik komponierte sowie musikalisch auch den jeweiligen Komponisten wie Johann Strauss (Sohn) zur Verfügung stand.
Prof. Ingomar Rainer brachte uns ein anderes Team näher: „Librettisten-Werkstatt – Der unbekannte
Koautor Camillo Walzel“. Wir kennen Walzel (1823 - 1895) als Genée-Mitarbeiter nur unter dem Pseudonym F. Zell. Er kam 1847 aus Deutschland und arbeitete an 30 Operetten mit, übersetzte aus dem
Englischen und Französischen Stücke für das Burgtheater. Ihnen beiden verdanken wir Meisterwerke
wie Millöckers „Bettelstudent“ und „Gasparone“, Suppés „Fatinitza“ und „Boccaccio“, Strauss‘ „Der Karneval in Rom“, „Cagliostro in Wien“ und „Eine Nacht in Venedig“ sowie Genées eigene beiden Operetten
„Der Seekadett“ und „Nanon, die Wirtin zum goldenen Lamm“ (die berühmtesten unter 40 Bühnenwerken!).
Barbara Denscher (die eine Biografie von Victor Léon vorbereitet) sprach natürlich über „Das hervorragendste aller Bücher in der Neuzeit. Victor Léon – Leben und Werk.“ Da bei diesem Symposium endlich
einmal die Librettisten im Vordergrund standen, wurde auch über den zweiten großen Mann nach Genée gesprochen. Barbara Denscher als Biografin Léons konnte damit aus erster Hand berichten, dass
z. B. der Nachlass Léons in 454 Mappen in der Wienbibliothek lagert und von ihr nach und nach gesichtet wird. Léon schrieb über hundert Werke, darunter 25 Opern und 64 Operetten. Die Komponisten, für
die er Libretti schrieb, sind: Ascher, Beer, Czibulka, Dellinger, Fall, Gärtner, Granichstaedten, Grünfeld,
Hellmesberger, Heuberger, Kálmán, Lehár, Robert Mahler, Nedbal, Raimann, Stalla, Stolz, Stojanovits,
1
Hier muss sinngemäß dem Referenten widersprochen werden: Nach den Forschungsergebnissen zum „Heimatrecht“ in Österreich lebte ein ernst zu nehmender Teil der Wiener Einwohner in „wilder Ehe“ (Konkubinat), um
den Folgen des „Abschubs“ bei Armut zu entgehen: Der Text sprach „der Galerie“ im „Theater an der Wien“ damals durchaus aus dem Herzen. I. Ro.
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Strauss, Strauss Enkel, Suppé, Uij, Weinberger, Weinzierl, Weis, Zamara! Was für eine Zahl! Er trat auch
als Regisseur hervor, z. B. mit folgenden Werken: „Der Opernball“, „Wiener Blut“, „Vergelt’s Gott“, „Der
Rastelbinder“. Eigentlich hieß er Victor Hirschfeld, sein Bruder Leo Hirschfeld (Pseudonym Leo Feld)
schrieb ebenfalls Theaterstücke und Libretti und arbeitete als Übersetzer (Dickens). –
Marie-Theres folgte darauf mit dem Thema „Kein Phönix aus der Asche – Der Ursprung von Victor Léons
Talent“. In der Slowakei geboren, in Pécs (Ungarn) und Augsburg aufgewachsen, kommt Léon 1871 nach
Wien. Nach Universitätsstudien, die ihm nicht besonders zusagen, wird er Journalist und gibt 1877 „Die
Hausfrau“ heraus. Er wird Teil der Wiener Theaterszene und schreibt Operettenlibretti, u. a. für Ludwig
Engländer (1853 - 1914), den Wiener Komponisten, der nach Amerika auswanderte und dort mit seinem
Bühnenwerk (Operetten wie „The Girl from the Casino“) wie Kerker, Friml, Romberg usw. die Verbindung der europäischen Operette zum amerikanischen Musical herstellte.
An diesem Abend ist bei uns „Italienische Nacht“, wir essen auf Anraten unseres Concierge im „Sole“ in
der Annagasse. Und tatsächlich war es sehr gute italienische Kost, die uns da serviert wurde. Der Kellner
freute sich sehr, dass wir als Schweizer Lugano kannten, denn er stammte aus Norditalien. Und so stand
dann beim Abschied auf der Rückseite der Visitenkarte des Lokals „Cameriere Michele di Varese“!
Am Samstag, dem 14. März 2015, begann das Symposium um 9.30 Uhr mit der Moderation von Dr. Eduard Strauss. An dieser Stelle sei mir ein wichtiger Einschub gestattet: Frau Susanne Strauss und Sohn
Thomas waren wieder unermüdlich im Einsatz, um der Zuhörerschaft zwischen den Referaten Speis‘ und
Trank zu reichen und Informationen zu geben. Ihnen sei ein ganz großer Dank ausgesprochen. Wie man
später sehen wird, funktioniert die Firma Strauss jetzt absolut perfekt!
Norbert Rubey eröffnete den Reigen der Referate mit „Strauss/Léon, ,Simplicius´, ein Versuch zur Reform der Operette“. Im Jahre 1885 gerät der „Zigeunerbaron“ langsam, aber sicher zur komischen Oper.
Johann Strauss fühlt in sich den Drang wie andere Komponisten vor und nach ihm (Lehár), eine Oper zu
komponieren, sein Werk in der Hofoper gespielt zu sehen. Die Spieloper „Der Trompeter von Säckingen“
von Viktor Nessler, sehr beliebt, bringt 1884 das altdeutsche Element auf die Bühne, also warum soll
Strauss nicht auch mal was Derartiges komponieren. Im Jahr 1886 schlägt der Librettist Ignaz Schnitzer
die Komödie „Der Schelm von Bergen“ (nach Heinrich Heine) vor. Der Henker im Mittelpunkt der Handlung erinnerte aber zu sehr an Gilbert und Sullivans „Mikado“ und wird deshalb wieder fallen gelassen.
Victor Léon möchte die Operette reformieren, was er mit Alfred Zamaras (1864 - 1940) romantisch komischer Operette „Der Doppelgänger“ versucht hat. Parsifal, der reine Tor, und Simplicius (Grimmelshausen), der einfältige Junge, geistern herum. Am 17. Dez. 1887 betritt im Theater an der Wien
„Simplicius“ die Bühne (mit Girardi) und bringt es auf 30 Aufführungen. Das Werk wird umgearbeitet
und später in Prag aufgeführt, dann aber vergessen. Es bleibt nur noch die Walzerromanze des Einsiedlers und der Walzer op. 427 „Donauweibchen“ zurück… Victor Léon verwendet 1902 Musik aus „Blindekuh“ und „Simplicius“ für seine Operette „Gräfin Pepi“, die sich wie „Simplicius“ auch nicht durchsetzte.
Er erscheint selten auf den Spielplänen (nach 105 Jahren: Zürich 1999, Coburg 2004)! –
Dr. Thomas Aigner sprach anschließend zum Thema „Die vergebene Chance – Max Kalbeck als Librettist
von Johann Strauss (Sohn)“. Im Jahre 1893 sucht Johann Strauss wieder einmal ein neues Libretto. Max
Kalbeck, Maurus Jokai, Ludwig Ganghofer, Ignaz Schnitzer und Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“
(mit der Hosenrolle Viola/Cesario) sind im Gespräch, die Oper „Ritter Pásmán“ (1892) und die Operette
„Fürstin Ninetta“ (1893) waren nicht die erhofften Erfolge geworden, Schließlich vertont Strauss das
Buch zu „Jabuka oder Das Apfelfest“, Girardi bekommt natürlich seine Komikerrolle (Joschko), die Handlung spielt in Südserbien und ist eine Neuauflage von Shakespares „Der Widerspenstigen Zähmung“, hat
aber keine serbische Musik! Wieder eine vertane Chance. –
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Marion Linhardt, die wir bereits bei der Eröffnung der „Tanz-Signale“ gehört hatten, präsentierte uns
dann „Johann Strauss‘ moderne ‚Journalisten-Operetten‘“ („Fürstin Ninetta“, „Waldmeister“). Die Librettisten Bauer und Wittmann liefern Strauss ein amüsantes Libretto, in dem natürlich Girardi auch seine Rolle bekommt. Die Librettisten von Strauss sind fast durchweg Journalisten, also sehr schreibgewohnte Zeitgenossen. Sie liefern wie ihr Nachfolger Gustav Davis allerdings keine ganzen Bücher, so
wird sich Strauss zum Schluss darüber beklagen, dass er eine Geschichte vertont habe, die er gar nicht
kannte. „Fürstin Ninetta“ wird zwar 74-mal gespielt (ein Erfolg!), und auch der „Waldmeister“ schlug mit
88 Aufführungen ein, aber das war’s dann schon fast für die Nachwelt, hie und da noch eine Aufführung.
Im 20. Jahrhundert sah man den Waldmeister noch einmal in Coburg, die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ protestierte allerdings heftig, da man die Ouvertüre kürzen wollte, was aber dann zum Glück
nicht geschah! Die 1890er-Jahre erlebten einen veränderten Operettengeschmack, es kam Zellers „Vogelhändler“, dann Heubergers „Opernball“, Reinhardts „Süßes Mädel“ usw. „Ninetta“ und „Waldmeister“ gerieten in Vergessenheit…
Der Beitrag von Prof. Norbert Linke, „Musikalische Entwicklungen in der Operette im Zusammenhang
mit der Libretto-gemäßen Einbindung von neuen Tänzen“ erscheint im vollen Wortlaut in einer unserer
nächsten Ausgaben von „Neues Leben“.
Nach dem Mittagessen sprach Prof. Johannes Leopold Mayer zum Thema „Der Dompfaff, das
entschwund‘ne Glück und die Moral. Wusch- und Sehnsuchtsbilder in Operetten des Johann Strauss
(Sohn)“. So wie es Wien – die Stadt, die niemals war – in der meist dargestellten Art nie gab, sondern
nur ein Sehnsuchtsort zur Vermarktung war (es verkaufte sich sehr gut!), so ist das Bild der StraussOperetten oft nicht sehr wahrheitsgemäß. Die Sittenkommission des „Zigeunerbarons“ z. B. war damals
schon antiquiert. Und die sogenannten Recycling-Operetten (ein Libretto wird mit Strauss-Musik angereichert) wie „Wiener Blut“, „Frühlingsluft“, „Fanny Elssler“, „Gräfin Pepi“, „Tausend und eine Nacht“
usw. haben mit Wirklichkeit sehr wenig zu tun, waren aber zum Teil sehr erfolgreich. Und so lebt Wien
in einer geschönten Form bis heute auf unseren Bühnen weiter. Die Menschen liebten und lieben es bis
zum heutigen Tag, warum sonst könnte man es international so hervorragend vermarkten mit Kaiserin
Sisi, der Sachertorte, dem Wiener Walzer und dem Schnitzel (das wahrscheinlich aus Byzanz stammt)?
Da haben Qualtinger und Kreisler nur stellenweise an Boden gewonnen. Der Zuckerguss ist fast nicht
wegzubringen, weil er doch so schön ist! –
Nun erschien die uns vom letzten Jahr schon bekannte Musikwissenschaftlerin Isabella Sommer und
sprach zum Thema „Es war einmal…, Victor Léons ,Wiener Blut‘-Geschichte und Anmerkungen zum
Wiener-Kongress-Geschehen“. Isabella Sommer hatte sich einmal die Operette im Hinblick auf den Wiener Kongress vorgenommen, denn sie spielt ja 1814/15, allerdings nur am Rande und nicht im politischen Geschehen. Nur ganz wenige Namen in der Besetzungsliste wie Bitowski, die Léon zur historischen
Glaubwürdigkeit eingefügt hat, sind belegbar, ein Engländer, ein Franzose… Das Haus Reuss-SchleizGreiz, für das Graf Zedlau zum Wiener Kongress gereist ist, gibt es so nicht, sondern das Haus ReussSchleiz mit verschiedenen Nebenlinien, und Greiz war die Residenzstadt des Hauses Reuss ältere Linie.
Léon hat ein sehr interessantes Personenensemble zusammengestellt, aber es ist nicht historisch, sondern theatralisch gut dargestellt. Gräfin Zedlau, die lebenslustige Wienerin, Franzi Caglari, die eher herbe Tänzerin, und Pepi, die fröhliche Probiermamsell. Ihnen stehen vier Herren gegenüber: Fürst
Ypsheim-Gindelbach, Graf Bitowski, Graf Zedlau, Kagler und Josef. Die Verwechslungskomödie erreicht
im dritten Akt ihren „weanerischen“ Höhepunkt beim Heurigen (mit zauberhafter Musik von Strauss!)
und führt zwei alte Paare und ein neues zusammen… Nicht mehr sonderlich betonen muss man die Tatsache, dass die Strauss-Musik keineswegs eine Walzer-Apotheose (wie kürzlich im „St. Galler Tagblatt“
zu lesen war!) während des Wiener Kongresses darstellt, also keineswegs authentisch für die dargestellte Zeit ist, und dass die Wiener Besucher der Uraufführung sich keineswegs vor der Jahrhundertwende
besonders für den Wiener Kongress interessierten – der Welterfolg der Operette kam einige Zeit später.
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Kevin Clarke, der auf Isabella Sommer folgte, muss nicht mehr vorgestellt werden. Er hat sich wie Volker
Klotz sehr intensiv in Vorträgen und Büchern mit der Operette auseinandergesetzt und sehr erfolgreich
versucht, ihr das Glitzernde, Erotische, Faszinierende wiederzugeben, dass sie nach dem Verbot im Dritten Reich verlor und nach dem Krieg als biederes Singspiel nicht mehr zurückerlangen konnte („Im Weißen Rössl“). Erst in letzter Zeit erfährt sie wieder Gerechtigkeit (z. B. In der Komischen Oper in Berlin).
Kevin Clarke zeigte in seinem Vortrag „Wiener Blut“ – eine explosive Gender-Komödie ums Triebleben
aller Beteiligten“, dass die Personen von „Wiener Blut“ von ganz anderen Kräften gesteuert werden, als
wir das annehmen. Der angeblich biedere Graf ist ein Schürzenjäger, seine lebenslustige Frau eine treue
Gattin, die erotisch wirkende Tänzerin eine biedere Geliebte, die brave Pepi eine zu allem bereite Mamsell, der Kammerdiener Josef ein eifersüchtiger Liebhaber, der gönnerhafte Fürst Ypsheim-Gindelbach
einem Abenteuer nicht abgeneigt. Für mich ergab sich erstaunlicherweise eine Parallelle der ungewöhnlichen Art. Die zeitlose Darstellung dieser Figuren war bei Mozarts „Nozze di Figaro“ (d. h. schon beim
Dichter Beaumarchais) bereits vorgezeichnet: Gräfin Almaviva (Gräfin Zedlau), Graf Almaviva (Graf
Zedlau), Franzi (Susanna), Pepi (Barberina), Josef (Figaro)… Auch seinen Beitrag werden wir in „Neues
Leben“ veröffentlichen. –
Nun sollte Wolfgang Dosch mit seinem Beitrag „,Gold gab ich für Eisen‘ – Die Operette im Krieg“ folgen,
aber er war mit Proben am Theater in Zwickau beschäftigt und konnte somit nicht erscheinen (Wir hoffen, seinen Beitrag noch einsehen oder sogar veröffentlichen zu können). –
Als Letzter im Kreise der Referenten erschien dann Wolfgang Stanicek mit seinem Beitrag „Indivisibilité –
,neues‘ Copyright für ,alte‘ Librettisten“. Die Indivisibilité – die Untrennbarkeit – bezieht sich auf das
Team, das das Werk geschaffen hat, also Strauss/Genée/Zell, Stolz, Rebner oder Erwin/Rotter, wobei
der Komponist 4/12, der Texter 4/12 und der Verlag 4/12 erhält. Die Erben von Gustav Davis
(1857 - 1951), der den „Waldmeister“ schuf, haben immer noch Anrecht auf Tantiemen. Damit sind sie
die letzten Erben eines Textdichters von Strauss, da sie bis 70 Jahre nach dem Tod des letztlebenden
Mitglieds eines Operettenteams Anrecht auf Tantiemen haben. Gustav Davis führte ein abwechslungsreiches Leben: Er stammte aus dem damaligen Preßburg, ging zum Militär, wurde Feuilletonist, kam zur
„Reichswehr“, heiratete 1892 Karolin Winter, 1893 kam seine Tochter Adelheid zur Welt (sie heiratete
später Dr. Franz Geiger). Davis schrieb 40 Bühnenwerke, Dramen, Komödien. Er war ein Autodidakt. Besonderen Erfolg hatte seine Komödie „Das Heiratsnest“, das auch am Burgtheater (1893) gespielt wurde
(Film, 1927). Für Johann Strauss schrieb Davis (mit Max Kalbeck) „Jabuka“ und allein „Waldmeister“, für
Adolf Müller jun. die Militärpersiflage „General Gogo“. Im Jahre 1900 gründete er die heute noch existierende „Kronen-Zeitung“, musste diese aber 1938 abgeben, sein Mitstreiter Leopold Lipschütz floh
nach Nizza und nahm sich dort mit seiner Frau das Leben… Davis erwarb bis 1906 Ländereien im Ybbstal
und ließ sich eine Villa, die er Schloss und Gut Hohenlehen nannte, bauen. Er betrieb dort Landwirtschaft, gründete 1949 eine Schule und starb auch dort 1951. Die Landwirtschaftliche Schule Hohenlehen
existiert heute noch!
Dr. Eduard Strauss schloss mit seinen Worten das Symposium und lud für die nächsten „Tanz-Signale“ im
Jahr 2016 ein (10. bis 13. März 2016), bei denen auch des 100. Todestages von Eduard Strauss gedacht
werden wird…
Wie üblich gab es nach einer Pause zum Schluss des Symposiums eine Enquête (nicht ein Konzert!):
„Streiflichter der Operette – Musik und Texte aus Werken von Johann Strauss (Sohn)“. Das Ensemble
„Studio da Camera“ Wien unter Leitung von Ingomar Rainer spielte schmissig die Ouvertüre zur Operette „Cagliostro in Wien“ (1875), den feinen Walzer op. 381 „Kennst du mich?“ aus der Operette „Blindekuh“ (1878), die „Methusalem“-Quadrille op. 376 voller herrlicher Melodien , den „Lagunen“-Walzer op.
411 aus „Eine Nacht in Venedig“ (Bearbeitung Arnold Schönberg, 1921) und die flott gespielte Schnellpolka „Auf der Jagd“ op. 373 aus „Cagliostro in Wien“ (1817). Ein Galopp von Johann Strauss Vater
schmiss mich aus dem Hörsaal… Ich eilte in die helle Wiener Nacht hinaus und gelangte „Im Sturmschritt“ zum Hotel zurück, machte mich frisch und zog mich um, dann ging’s mit Freund Otto mal kurz
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über den Opernring zu „Maredo“, wo in gemütlicher Atmosphäre ein Riesensalatbüffet lockt, eine
Hummersuppe dampfend zum Tisch kommt und ein Fleischspieß darauf wartet, verspeist zu werden…
Wir hatten uns für den Heurigen am Sonntag nicht angemeldet, sondern wollten den letzten Tag noch
ein wenig genießen. Wir waren mit Freunden verabredet, um gemeinsam im „Schönbrunn Stöckerl“,
13., Schloss Schönbrunn 1, Meidlinger Tor, Eingang Schönbrunn, zu Mittag zu essen. Allen die Altwiener
und böhmische Küche mögen, sei das Restaurant sehr empfohlen, außerdem schmücken Titelblätter von
Wiener Musik und Künstlerfotografien die Wände. Dann aber ging’s eilig zurück ins Hotel, denn wir waren ja zur Vor-Eröffnung des Museums der Strauss-Dynastie unseres Ehrenmitglieds Helmut
Reichenauer um 18 Uhr geladen.
In der Müllnergasse 3/7-9, Wien 9, in einer stillen Straße mit schönen Fassaden, trafen sich die Gäste
und wanderten durch die neuen Räume, die nach Gebieten geordnet Illustrationen und Erstausgaben
sowie Fotografien beherbergen und die Geschichte der Strauss-Familie erzählen. Hörstationen sind angebracht, damit man die ausgestellte Musik auch im Ohr genießen kann. Freund Otto und ich, Freund
Urs und Ingolf Roßberg und Frau Astrid haben je eine solche Hörstation gesponsert. Das Museum hat
viel Atmosphäre! Der Lebenstraum von Helmut Reichenauer hat Gestalt angenommen, zwei weitere
Räume sind noch in Vorbereitung, nun beginnt die Reklame! Christine Stemprok (Fall, Nedbal, Wiener
Theater Tag für Tag) und Marianne Reichenauer waren für das leibliche Wohl der Geladenen zuständig.
Yvette Reichenauer, die Tochter Helmuts, hat ein ganz besonderes Lob für die Hängung der Ausstellungsstücke verdient. Die nächsten Erstausgaben wandern sicher ins Museum zu Helmut Reichenauer!
Nach kurzen Ansprachen von Helmut, Dr. Eduard Strauss und Ingolf Roßberg überreichte unser beratendes Vorstandsmitglied Werner Abel ein Ölgemälde von Johann Strauss (Sohn) aus Darmstadt. Susanne
Strauss (die Firma Strauss endlich au grand complet!) hielt einen fachkundigen Vortrag mit Lichtbildern
zum Thema „Die Leiden des Eduard Strauss I. Sein medizinisches Rezeptbuch aus historischpharmazeutischer Sicht“. Sie erklärte uns die im Rezeptbuch erwähnten Arzneien und zeigte auf einer
imaginären Reise einige der Apotheken, in denen Eduard seine Medizin kaufte und die heute noch existieren!
Nun durfte ich mit dem letzten Programmpunkt in Erscheinung treten: „Die Strauss-Welt grüßt Wien“.
Der von Bösendorfer zur Verfügung gestellte Flügel war natürlich ein großartiges Instrument, um die mir
aufgetragenen musikalische Grüßen zu bestellen! Ich schlug ein paar Takte von „Wiener Blut“ an, denn
wir waren ja im Hause des „Kulturvereins ‚Wiener Blut‘“. Es folgte der 1. Walzer von Johann Strauss Vaters op. 218 „Tanz-Signale“, dem namengebenden Werk des Symposiums, mit Dank an das Institut für
Strauss-Forschung für die vorbildliche Ausrichtung des Symposiums. Die kleine Gruppe von
Straussianern in Paris grüßte mit ein paar Takten von Strauss‘ Walzer op. 279 „Morgenblätter“, aber vor
allem mit einigen Motiven aus Jacques Offenbachs Gegenwalzer „Abendblätter“ (eine Kopie der englischen Ausgabe, „The Times“, ging an Helmut Reichenauer). Frau Wakamiya vom Vorstand der Japanischen Strauss-Gesellschaft durfte den Katalog der gegenwärtig in Zürich laufenden Ausstellung über
Japonismus in der europäischen Kunst des 19. Jahrhunderts mit nach Hause nehmen. Sie erhielt als musikalischen Gruß der DJSG die japanische Walzer-Serenade „Butterfly“ (Lied und Boston, 1929) des Wiener Komponisten Robert Katscher. Den ebenfalls anwesenden Dr. Pierre Genée, der am Freitagabend in
der Musiksammlung der Wienbibliothek sehr liebenswürdig sein Buch über Richard Genée vorgestellt
hatte, grüßte die DJSG mit Melodien aus Richard Genées letzter Operette „Freund Felix“ (1894). The
Johann Strauss Society of New York grüßte Wien mit dem Walzer Nr. 2 in C (für „Pardon My English“,
nicht verwendet, erst 1971 gedruckt) von George Gershwin. Die Schwedische Strauss Gesellschaft
wünschte dem Museum und Helmut Reichenauer alles Gute mit Eduard Strauss‘ Schnellpolka op. 45
„Bahn frei“. Wie es der Zufall wollte, war an diesem Tag gerade der 180. Geburtstag von Eduard Strauss.
Mit den sanften Tönen vom „Im Prater“ (Altwiener Melodie) dankte die DJSG herzlich ihrem Ehrenmitglied Prof. Nobert Linke für seine unermüdliche Arbeit (ein kleines Heft mit Altwiener Tänzen ging an
ihn). Ein besonderes Dankeschön gebührte den immer im Hintergrund bleibenden Damen des Symposi38
ums für ihre großartige Arbeit, dazu erklangen Motive aus Eduard Strauss Walzer op. 89 „Ehret die Frauen“. Dem jüngsten Mitglied der Strauss-Familie, Thomas Strauss, gratulierte die DJSG zu seinem neuen
Titel „Honorary Patron“ der Britischen Strauss-Gesellschaft und ließ für ihn Eduard Strauss‘ op. 78, die
Polka française „Bruder Studio“, erklingen (eine Erstausausgabe ging an ihn). Peter Kemp hatte mich
gebeten (da der Präsident John Diamond erst zwei Tage später zur Eröffnung anwesend sein konnte),
eine Grußadresse an die Anwesenden zu verlesen und den Walzer „Greeting Valse“ o. op. von Eduard
Strauss zu spielen. Ein Edmund-Eysler-Melodienreigen umrahmte die Übergabe durch Ingolf Roßberg
eines Fotos des Komponisten mit Widmung an den großartigen Norbert Rubey aus der Wienbibliothek
im Rathaus. Als Strauss Nr. 5 nahm Johann Strauss Enkel in Form von zwei Portraitkarten bei Helmut
Reichenauer Wohnung im Museum, umrahmt von Johann Strauss Enkels Komposition „Das Wienerlied“.
Eine Notenmappe ging an Norbert Rubey für die Wienbibliothek, und ich grüßte persönlich die Anwesenden mit zwei Melodien des Schweizer Komponisten Paul Burkhard aus seinem musikalischen Lustspiel „Der schwarze Hecht“ (1939, in Deutschland „Feuerwerk“, 1950). Mit Klängen von „Wiener Blut“
endeten meine musikalischen Grüße… Helmut Reichenauer wird im Almanach aus seiner Sicht über die
Vor-Eröffnung und die Eröffnung des Museums der Strauss-Dynastie berichten.
Bei Tafelspitz und Wiener Schnitzel im Café des Hotels „Imperial“ plauderten Freund Otto und ich noch
gemütlich über den Tag und kehrten dann über den Kärntnerring ins Hotel zurück.
Am nächsten Morgen wurden nach dem Frühstück noch kleine Einkäufe gemacht, dann war es Zeit, auf
den Flughafen zu fahren. Man muss keine Sachertorten nach Hause schleppen, wie man in Schwechat
erfuhr, tun es Sacherwürfel auch! In einem eleganten Abflug hob sich die Maschine über die Wolken
und landete sacht nach einem herrlichen Flug in Zürich. Wenn wir das nächste Mal in Wien sind, wird es
Sommer sein, meinen Geburtstag möchte ich dieses Jahr dort feiern; mit Freunden haben wir bereits
vereinbart, gemeinsam vom Kärntnerring mit der Baden-Bahn nach Baden bei Wien zu fahren…
Ein herzlicher Glückwunsch nach Wien:
Das „Museum der Strauss-Dynastie“ öffnete seine Pforten
von Ingolf Roßberg
Frontansicht des Museums der Strauss-Dynastie in der Müllnergasse 3, 1090 Wien
(Nähe Franz-Josefs-Bahnhof, Haltestelle Bauernfeldplatz der Linie D Richtung Nussdorf, Beethovengang,
Öffnungszeiten: Mi. - Sa. 14 - 18, So. 10 - 13. Eintritt: 7 € Einzeltarif, 5 € Ermäßigte)
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Ein herzlicher Glückwunsch geht von unserer Gesellschaft an die Freunde des „Kulturvereins ‚Wiener
Blut‘ mit ihrem Präsidenten, Prof. Helmut Reichenauer, zur Eröffnung des „Museums der StraussDynastie“ nach Wien. Mit einem enormen Kraftakt wurde hier privat Beispielgebendes geleistet und der
Strauss-Dynastie endlich auch ein würdiges Denkmal gesetzt (die Strauss-Wohnung in der Praterstraße
ist ja schon reichlich „angestaubt“).
Wie schon in den vergangenen Heften angekündigt, ist ein seit 15 Jahren gehegter Traum endlich in Erfüllung gegangen und um den 18. März konnte mit einer musikalischen Festwoche das weltweit erste
Museum der Strauss-Dynastie feierlich eröffnet werden. Ermöglicht wurde das auch durch eine Großspende von RedBull, Salzburg.
Einer der Innenräume des Museums der Strauss-Dynastie (Fotos: Prof. Helmut Reichenauer)
Das Museum der Strauss-Dynastie setzt insgesamt fünfzehn Themenschwerpunkte, die in den Räumen
zu finden sind:
1)
2)
3)
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Stammtafel der Strauss-Familie
Der Siegeszug des Walzers. Joseph Lanner und Johann Strauss Vater.
Heiter auch in ernster Zeit. Das tanzende Wien im Biedermeier.
Vom Vorstadtgeiger zum Manager und Meisterdirigenten. Die Konzertreisen des 1. Walzerkönigs
der Musikgeschichte.
5) Johann Strauss Sohn. Vom Dommayer-Debut bis zur Übernahme des väterlichen Orchesters.
6) Josef Strauss – Das Genie, das keines werden wollte.
7) Johann; Josef und Eduard. Das Triumvirat der 60er-Jahre.
8) Musik kennt keine Grenzen. Der Triumph des 2. Walzerkönigs in Europa, Russland und Amerika
9) „Hofball-Musikdirektor“ Eduard Strauss führt die Familientradition weiter.
10) Die Wiener Weltausstellung 1873 und die „Fledermaus“.
11) Johann Strauss Sohn als Operettenkomponist.
12) Musikalische Zeitgenossen der Strauss-Familie.
13) Industrielle Revolution und „Gründerzeit“ der Donaumonarchie im Spiegel Strauss´scher Werke.
14) Strauss und Habsburg. Die Familie des Walzerkönigs und das österreichische Kaiserhaus.
15) Die Wiener Ringstraße als Gesamtkunstwerk.
Ein besonderes Erlebnis ist, dass alle aufgezeigten Werke an Hörstationen auch „nachgehört“ werden
können: Auf diese Weise ist es nicht nur eine kulturhistorische, sondern auch eine tönende Zeitreise.
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Unsere Gesellschaft war zu verschiedenen Gelegenheiten an der Vorbereitung des Museums mit beteiligt, so schenkte beispielsweise Werner Abel seine komplette Plakatsammlung dem Museum. Alfred
Dreher (†) stellte Unterlagen vor allem aus dem „Fremdenblatt“ zur Verfügung. Mitglieder waren auch
Spender und Sponsoren, wie Urs Stuppan, Rudolf Maeder/Dr. Otto Horber und Dr. Ingolf Roßberg, die
jeweils eine Hörstation sponserten.
Bei diesem Sponsoring der Hörstationen hat sich auch die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ auf
einstimmigen Beschluss des Vorstandes hin beteiligt und erhielt dazu folgendes Dankschreiben:
Sehr geehrte Vorstandsmitglieder der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft,
sehr geehrter Herr Dr. Ingolf Rossberg!
Es war uns eine große Freude und Genugtuung, zu erfahren, dass die Deutsche Johann Strauss
Gesellschaft sich entschlossen hat, unser Projekt eines Ersten Johann Strauss Museums in Europa
durch eine großzügige Spende zu unterstützen. Wir bestätigen, mittlerweile diese Spende erhalten zu haben.
Diese wird in Form einer neu zu errichtenden Hör-Station in unserem Museum realisiert werden.
Die Deutsche Johann Strauss Gesellschaft scheint hiermit auch als Sponsor einer Hörstation im
Wiener Johann Strauss Museum namentlich auf.
Vielen herzlichen Dank.
Mit dem Wunsch auf weitere nachhaltige Kooperation mit unserer deutschen SchwesterGesellschaft
Prof. Helmut Reichenauer, Wien.
Museumsdirektor und Obmann des KVWB
Wien am 4.4. 2015
Wir freuen uns, dass Prof. Reichenauer im „Kulturhistorischen Symposium“ zu den Strauss-Tagen die
Konzeption und die Geschichte des Museums näher vorstellen wird. Zum „Pre-Opening“ am 15. März
2015 siehe auch den Beitrag von Rudolf Maeder zu den „Tanz-Signalen 2015“ (S. 38 f.). Zur „eigentlichen“ und offiziellen Eröffnung am 18. März 2015 war unsere DJSG ebenfalls vertreten.
Erste Konzerte im neuen Museum der Johann Strauss-Dynastie
von Johannes Böck
Das Tokyo Johann Strauss Ensemble
Herr Shunzo Karasawa mit seiner Ehegattin
Fotos: www.johann-strauss.at, Tanz-Signale 2010
41
In den ersten drei aufeinanderfolgenden Tagen nach der feierlichen Eröffnung des Museums der Johann
Strauss-Dynastie im 9. Wiener Gemeindebezirk fand ein Konzertzyklus mit dem Tokyo Johann StraussEnsemble statt. Dieses Ensemble – bestehend aus sechs Damen, die abwechselnd im Streichquartett
spielen – hatte es sich zum Ziel gesetzt, weitgehend unbekannte Werke von Joseph Lanner und der Familie Strauss einer breiten Weltöffentlichkeit bekannt zu machen.
Verantwortlich hierfür ist Herr Shunzo Karasawa, ein pensionierter Manager aus Japan, der alle vorgetragenen Werke für das Quartett arrangierte, die teuren Flugreisen, Hotelnächtigungen und Instrumententransport für sich selbst und dem Ensemble finanzierte.
Auf dem Programm standen:
Donnerstag, 19. März 2015:
Johann Strauss Vater:
Pause
Johann Strauss Vater:
Eduard Strauss:
Josef Strauss:
Eduard Strauss:
Zugabe:
Johann Strauss Vater:
Fortuna-Galopp, op. 69
Künstler-Ball-Tänze I, op. 94
Cachucha-Galopp, op. 97
Original-Parade-Marsch, op. 102
Boulogner Galopp, op. 104
Österreichischer Fest-Marsch, op. 188
Kathinka-Polka, op. 210
Wiener Kreuzer-Polka, op. 220
Damen-Souvenir-Polka, op. 236
En miniature, Polka mazur, op. 181
Jockey-Polka, op. 278
Lyra, Polka française, op. 245
Fortuna-Galopp, op. 69
Freitag, 20. März 2015:
Johann Strauss Vater:
Eduard Strauss:
Johann Strauss Vater:
Joseph Lanner:
Eduard Strauss:
Johann Strauss Vater:
Pause
Johann Strauss Vater:
Joseph Lanner:
Eduard Strauss:
Zugabe:
Johann Strauss Vater:
Johann Strauss Vater:
Deutsche Jubellaute, Walzer, op. 247
Blauäuglein, Polka française, op. 254
Versailler Galopp, op. 107
Wiener Juristen-Ball-Tänze II, op. 84
Schmeichelkätzchen, Polka Mazur, op. 226
Der Carneval in Paris, Galopp, op. 100
Cäcilien-Walzer mit beliebtem Tremolo, op. 120
Gitana-Galopp, op. 108
Bankett-Polonaise, op. 135
Gartenfest-Galoppe, op. 114
Mazurka aus Lanner’s Nachlass
Myrthen-Sträusschen, Walzer, op. 87
Der Carneval in Paris, Galopp, op. 100
Samstag, 21. März 2015:
Minos-Klänge, Walzer, op. 145
Jugendfeuer, Galopp, op. 90
Kettenbrücke-Walzer II, op. 19
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Joseph Lanner:
Eduard Strauss:
Joseph Lanner:
Pause
Joseph Lanner:
Eduard Strauss:
Johann Strauss Sohn:
Joseph Lanner:
Joseph Strauss:
Johann Strauss Vater:
Komet-Walzer, op. 87
Aus Lieb‘ zu ihr, Polka française, op. 135
Die Neapolitaner, Walzer, op. 107
Bolero o. op. (letzte Komposition)
Brausteufelchen, Polka schnell, op. 154
Tritsch-Tratsch-Polka, op. 214
Rosen-Cotillon, op. 86
Ohne Sorgen, Polka schnell, op. 271
Des Wanderers Lebewohl, Walzer, op. 237
Besonderes Interesse erwecken jene Werke von Joseph Lanner und Eduard Strauss, wobei von den
meisten hier vorgetragenen Werken bis heute keine Aufnahme existiert. Die Werke von Johann Strauss
Vater kann der Musikfreund auf der von den Herren Prof. Christian Pollack und Prof. Ernst Märzendorfer
(†) initiierter Gesamtaufnahme der Plattenfirma Marco Polo abhören. Die Tritsch-Tratsch-Polka, op. 214,
von Johann Strauss Sohn sowie die beiden Schnellpolkas „Ohne Sorgen“, op. 271, und „Jockey“, op. 278,
von Josef Strauss werden immer wieder im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker
vorgetragen.
Das letzte Konzert war besser besucht als in den beiden Vortagen. Herr Prof. Helmut Reichenauer, der
„Gründervater“ dieses Museums und des „Kulturvereines Wiener Blut“ führte mit interessanten Hintergrundinformationen durch das Programm. Seine Gattin, Frau Marianne Reichenauer, sorgte für das Buffet. Die Mitglieder dieses Ensembles wurden mit liebevoll verpackten Johann-Strauss-SohnSchokolademünzen und je einer CD mit Werken der Familie Strauss, welche in den Wiener Sofiensälen
uraufgeführt wurden, für ihre Darbietungen sowie mit einem redlich verdienten Applaus der Konzertbesucher belohnt.
Für diese Veranstaltung ist sowohl Herrn Prof. Helmut Reichenauer, seinem Team und seiner Familie
sowie Herrn Shunzo Karasawa mit dessen Ensemble Dank zu sagen.
Nachrichten aus der Tschechischen Strauss-Gesellschaft
Die tschechische Johann-Strauss-Gesellschaft („Česká společnost Johann Strauss“) hatte auch unsere
Mitglieder zur Jahreshauptversammlung und dem Konzert der „Flotten Geister“ für Samstag, den 16.
Mai 2015 um 17 Uhr im Schloss Austerlitz eingeladen. Für Sonntag waren dann Ausflüge geplant und am
Abend ein Treffen im Weinkeller.
Wir freuen uns, dass unser Mitglied
Jiří Preisinger den Kontakt hergestellt
hat. Wenn wir es dieses Jahr nicht
realisieren konnten, so freuen wir
uns, wenn der Kontakt auf diese Weise wieder verstärkt werden könnte.
Das Foto entstand beim Konzert 2014 auf
Schloss Austerlitz.
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40 Jahre österreichische Tradition in Edmonton
von Ingrid Schwaegermann
Vorbemerkung der Redaktion: Die kanadische „Johann Strauss Foundation“ feiert dieses Jahr ebenfalls
ihr 40-jähriges Bestehen. Rund um den diesjährigen Ball hat die Autorin ein liebevolles Bild gezeichnet,
das am 1. Feb. 2015 im „Albertaner – Die Stimme der Deutsch-Kanadier in Alberta“, selbstverständlich in
deutscher Sprache, erschien. Wir danken Herrn Arnim Joop für die uns freundlich erteilte Nachdruckgenehmigung, Frau Schwaegermann sei gedankt für die Überlassung des Beitrages für uns.
Österreichische Einwanderer brachten in den 50-er und
60-er Jahren des 20. Jahrhunderts auch die bis ins 18.
Jahrhundert zurückreichende Tradition der Wiener Ballsaison und des Wiener Walzers mit sich, die von den
ersten Anfängen ab 1750 über die plötzliche Gesellschaftsfähigkeit beider Phänomene durch den Wiener
Kongress 1814/1815, zum Siegeszug des Walzers durch
Joseph Lanner und die Strauss-Familie im 19. Jahrhundert, bis zur Herauskristallisierung des Wiener Opernballs als dem gesellschaftlichen Ereignis Wiens ab 1956
reicht.
Der von ihnen durch die 1975 gegründete Johann
Strauss Foundation ins Leben gerufene Johann Strauss
Ball jährt sich heuer zum vierzigsten Mal. Wie mir Karin
Fodor, die Präsidentin und Schatzmeisterin der Johann
Strauss Foundation, der ich viele der in dieser Vorschau
enthaltenen Einzelheiten verdanke, erklärte, wird der
Ball mit Unterstützung des Wirth Institute for Austrian
and Central European Studies und der Faculty of Arts der
University of Alberta organisiert. Er öffnet am Samstag,
dem 28. Februar 2015 im Alberta Ballroom des Chateau Lacombe Hotels um 17.30 Uhr seine Türen zum
Champagner-Empfang. Bürger aus allen Teilen Albertas und Kanadas sind herzlich dazu eingeladen.
Um 18.30 Uhr folgt ein Abendessen mit fünf Gängen mit Wein und Likör zum Nachtisch. So gestärkt
werden die Ballgäste um 19.45 Uhr der offiziellen Begrüßung des österreichischen Botschafters Arno
Riedel und Alfred Wirths und anderer Honoratioren lauschen und danach eine Tanzeinlage genießen
können, gefolgt von der
Überreichung
der Stipendien an erfolgreiche Musikstudenten
und
deren
Darbietungen
um
etwa
20.15 Uhr.
Die Debütantinnen
und
ihre Kavaliere werden gegen 20.30 Uhr, voraussichtlich zu den Klängen der Fächerpolonaise, einmar44
schieren, die Polonaise anführen und dann den Ball
mit dem Donauwalzer von
Johann Strauss Sohn einleiten. Diesen „klassischen
Teil“ wird das Johann
Strauss-Orchester unter der
Leitung von Michael Clark
bestreiten. Im ersten Teil
des folgenden allgemeinen
Tanzes werden sich dieses
und die C-Jam Bigband unter der Leitung von Herb
Henley, mit Arrangements
von „Ed Panker“ abwechseln.
Um 23.00 Uhr können sich die müden Tänzer bei einer weiteren Augenweide, einer Ballroom Dance Performance, ausruhen und eine halbe Stunde später mit der traditionellen Goulaschsuppe stärken. Um
Mitternacht wird es dann bei der sehr beliebten Quadrille zu den Klängen der Fledermaus wieder sehr
lebendig zugehen! Den letzten Teil des allgemeinen Tanzes wird dann die C-Jam Bigband alleine bestreiten, und ab etwa 1.30 verlassen dann die Gäste – meistenteils leider! – den Ball. Auf alle Fälle wird er
mit dem letzten Walzer Brüderlein fein um 2.00 Uhrsein Ende finden.
Wer von außerhalb Edmontons angereist ist, kann danach das sogenannte Take the elevator homeProgramm des Hotels Chateau Lacombe wahrnehmen und dazu ein Zimmer mieten (Einzelheiten, auch
zur Online-Bestellung, siehe deren Website: www.chateaulacombe.com).
Während Österreicher dem Genuß zugeneigt sein sollen, haben sie aber auch ein besonderes Talent
dazu, das Angenehme nicht nur mit dem Nützlichen, sondern sogar mit dem kulturell Erstrebenswerten
zu verbinden, denn der eigentliche Zweck des Johann Strauss Balls ist, durch die Eintrittsgelder und
Spenden finanzielle Mittel zur Förderung (durch Stipendien) talentierter Musikstudenten Albertas durch
das Studium an solch traditionsreichen Lehrstätten wie der Universität für Musik und darstellende Kunst
in Wien, der Universität Mozarteum in Salzburg, und neuerdings auch dem Franz-Schubert-Institut in
Baden bei Wien (in Sommersemestern und Meisterklassen), zu ermöglichen.
In der 40-jährigen Geschichte der Johann Strauss Foundation, einer sogenannten Non-Profit Private
Company, kamen Musikstudenten dadurch bisher etwa 800.000 $ zugute. Im Einzelnen wurden dabei
137 Stipendien an 111 talentierte Studenten vergeben. 2009 übergab die Johann Strauss Foundation
ihre Investitionen zum Zweck der Gründung des Johann Strauss Endowment Funds der University of Alberta, um den Weiterbestand der Förderung junger Musiker, gekoppelt mit dem finanziell gleichwertigen Beitrag der Regierung von Alberta (Alberta Future Funding) zu gewährleisten. Seitdem arbeitet die
Johann Strauss Foundation eng mit dem Wirth Institute zur Organisation des Balls und in Bezug auf die
Stipendien an Musikstudenten zusammen. Wie Fodor betonte, betrachtet die Foundation die
Stipendiengewinner jedoch noch immer als „ihre“ Gewinner. Die Johann Strauss Foundation ist eine
sogenannte Charitable Organization, die Steuerquittungen für alle Spenden und für einen Teil des Eintrittspreises für den Ball ausstellen kann.
Heuer steht am 5. Juli 2015 auch noch ein Konzert bisheriger Stipendiaten aus vier Jahrzehnten bevor,
bei dem sie auch über ihren eigenen Weg erzählen können. Diese Veranstaltung soll aber auch wiederum dem Zweck des Fundraisings zugunsten neuer Stipendiaten dienen.
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In diesem Zusammenhang liegt es der Johann Strauss Foundation sehr am Herzen, dass sich Albertas
Musikstudenten nicht scheuen, sich beim Wirth Institute der University of Alberta um ein Stipendium zu
bewerben. Die Erfahrung eines Sommersemesters bzw. auch einer Meisterklasse in Österreich und seiner kulturellen Atmosphäre ist allein schon für ihr persönliches Leben, aber danach bestimmt auch für
ihr berufliches Leben wertvoll.
Gerne gesehen wird es auch, wenn sich junge Albertaner sowohl als Ballgäste, Debütantinnen oder deren Begleiter, aber als auch als freiwillige Helfer bei dieser Organisation, einbringen. „Welch eine wunderbare Veranstaltung für ein besonderes ‚Date‘ mit Ihrer Freundin! Deshalb bieten wir jetzt auch stark
reduzierte Studententickets an. Hoffentlich werden diejenigen, die dadurch den Ball besuchen, sich mit
dem Gedanken tragen, freiwillige Helfer zu werden. Wir könnten ihnen danach dabei helfen, mit der Zeit
Teil unseres Organisationskomitees zu werden“, sagte Fodor dazu.
Sie erwähnte auch, dass sich junge Damen eher im weißen Ballkleid mit langen, weißen Handschuhen
vorstellen können als junge Männer im schwarzen
Frack. In den letzten Jahren habe sich die Anzahl der
teilnehmenden Paare auf etwa zehn bis zwölf eingependelt.
In Bezug auf junge Ballbesucher konnte ich im Internet
den einen oder anderen begeisterten Bericht junger
Leute lesen, also bestimmt kein schlechtes Zeichen!
Der Ball hat sich in den letzten Jahren auch insofern an
das jüngere Publikum angepasst, als die Musik in der
zweiten allgemeinen Tanzhälfte, wenn die sogenannten
älteren Semester sich eher im Gespräch zurücklehnen,
zusehends jünger wird. Falls sich das junge Publikum
vermehren sollte, wird auch an eine parallele Disco in
einem anderen Saal gedacht werden können.
In Bezug auf freiwillige Helfer konnte die Johann
Strauss Foundation in den letzten Jahren einige neue
Mitglieder begrüßen, darunter auch junge Leute, würde sich aber weiter über neue Enthusiasten sehr freuen.
Abschließend sei noch erwähnt, dass am 13. Februar
2015 das Wirth Institute sein monatliches European
café veranstalten wird, diesmal mit dem Thema Johann Strauss Ball und die Geschichte der Johann
Strauss Foundation, und zwar in den Council Chambers im Old Arts Building der University of Alberta.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Wirth Institute: www.wirth.ualberta.ca.
Mit nochmaligem Dank an Frau Karin Fodor wünsche ich Ihnen auf alle Fälle am 28. Februar eine rauschende Ballnacht!
Anm. unserer Redaktion: …was sie dann auch wurde! Soweit der Bericht aus dem „Albertaner“.
Unsere herzlichsten Glückwünsche gehen zum Jubiläum nach Edmonton und wir wünschen vor allem
dem Stipendiatenkonzert am 5. Juli 2015 einen herausragenden Erfolg.
Natürlich haben die Vorbereitungen für den Ball 2016 längst begonnen…
Fotos: Johann Strauss Foundation (Johann Strauss Ball 2015)
46
Nachrichten aus unserer japanischen Schwestergesellschaft
Unsere japanische Schwestergesellschaft ist genauso alt wie wir! Sie feiert in diesem Jahr ebenfalls ihr
40-jähriges Bestehen. Am 3. Nov. 2015 wird
aus diesem Anlass eine Festveranstaltung
stattfinden. Das soeben erschienene Bulletin
Nr. 300 (siehe Abbildung) ist gleichzeitig eine
Sondernummer zum 40-Jahr-Jubiläum der
Gesellschaft.
Wir fühlen uns unserer japanischen Schwestergesellschaft besonders in diesem Jahr
sehr verbunden, gratulieren herzlich zu ihrem 40-jährigen Bestehen und wünschen ihr
für die Zukunft alles Gute.
Der Ehrenpräsident der japanischen Gesellschaft, Kazuyoshi Akiyama, gratuliert in diesem Bulletin „seiner“ Gesellschaft herzlich,
zollt ihr Respekt für die Leistungen aller beteiligten Mitglieder und hofft, dass sie noch viele
Jahre bestehen möge.
Am 5. Mai fand im Hotel „New Grand Yokohama“ ein Ball zum 40-Jahr-Jubiläum der japanischen Gesellschaft statt.
Die Generalversammlung findet am 20. Juni
2015 statt.
Kurz zusammengefasst berichten wir über die
letzten Aktivitäten in Japan seit unserem letzten Bericht in „Neues Leben“:
Auf großes Interesse stieß bei den Mitgliedern der japanischen Gesellschaft im September 2014 ein Vortrag von Herrn Kato über Leben und Tod im Wienerlied.
Das Wienerlied ist als eine eigenständige Schöpfung der Wiener Kultur wie der Wiener Walzer zu sehen.
In einem besonderen Milieu ist es kultiviert und verfeinert worden. So reichen seine Inhalte über viele
Aspekte des täglichen Lebens der Wiener Bürger bis zu einer besonderen Lebensphilosophie. In diesem
Punkte unterscheidet es sich von japanischen Volksliedern oder Liedern anderer Nationen. Es unterscheidet sich ebenfalls deutlich vom deutschen Lied, wie es z. B. Schubert oder Schumann komponiert
haben. Viele europäische Städte haben geniale Musiker hervorgebracht, aber ohne das Wienerlied oder
den Wiener Walzer hätte Wien nicht den Titel „Herz der Musik“ bekommen.
Die Ursprünge des Wienerlieds sind in vielen Richtungen zu suchen. Es kann sich um ein altes Volkslied
handeln, einen zeitweise beliebten Gassenhauer, ein kurzes Couplet aus einem Bühnenwerk, in neuerer
Zeit ein Operettenlied. Das erste Wienerlied soll um 1700 entstanden sein, der Text weist bereits auf das
Wienerlied hin. Im Jahre 1679 litt Wien unter der Pest und 60 000 Bürger starben. Der im Lied vorkommende Augustin („O du lieber Augustin“) ist ein Dudelsackpfeifer, der zu viel getrunken hatte und auf
der Straße zusammenbrach. Er wurde fälschlicherweise als Pesttoter angesehen und in eine Grube geworfen. Glücklicherweise stand er wieder auf. In Japan kannte man das Lied als fröhlichen Gesang, aber
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in jenen Zeiten erfuhren die Menschen nur Verzweiflung, Armut und Todesangst. Dieses Lied brachte die
Menschen zum Lachen und gab ihnen Hoffnung, sie sahen in Augustin einen Schutzengel und machten
ihn unsterblich!
„Wien, du Stadt meiner Träume“ ist in Japan sehr bekannt. Viele Wienerlieder erinnern uns an die Stadt
Wien und lassen uns einen Blick in das Alltagsleben der Wiener tun wie z. B.:
„Im Prater blüh’n wieder die Bäume“
„Mei Muatterl woar a Weanerin“
„Der Umfang des Weinkellers“.
Typisch für das Wienerlied ist Lebhaftigkeit, Fröhlichkeit und Optimismus ohne Weltschmerz, Gemütlichkeit, Sentimentalität und Melancholie, ein spezieller Wiener Humor, Spaß und Sarkasmus (die letzten
drei stehen häufig im Mittelpunkt der Lieder). „O du lieber Augustin“ ist ein gutes Beispiel für ein Wienerlied.
Wenn wir das Wienerlied genauer anschauen, dürfen wir den Tod nicht übersehen, der in fröhlichen
Liedern vorkommt. Das ist typisch wienerisch, der Tod wird leichthin akzeptiert. Das Folgende ist bekannt: Mozart schrieb, dass der Tod der beste und treueste Freund der Menschen sei (in einem Brief an
seinen Vater Leopold). In Wien nennt man eine Beerdigung eine „schöne Leich“. Wenn jemand gestorben ist, wird er gut angezogen in einen Sarg gelegt. Viele Leute werden eingeladen, und das vergangene
Leben des Toten wird wohlwollend erwähnt. Auf dem Hintergrund dieser Traditionen ist es unmöglich,
sich nicht wohl zu fühlen, wenn im Wienerlied vom Tod gesungen wird. Das Wienerlied ist so kunstvoll
gemacht, dass es mit dem Tode spielt, dies in einer liebenswürdigen Art und zeigt damit Lebensfreude.
Somit hat der Tod seine Berechtigung im Wienerlied, das Freude und Lebenslust verbreitet. Beispiele
dafür sind die Wienerlieder „Jetzt trink‘ mer noch a Flascherl Wein“, „Der Tod, das muss ein Wiener
sein“ (Georg Kreisler, 1922 - 2011). Wie im Titel sind die Texte voller schwarzem Humor und der Walzer
ist ungewöhnlich, kraftvoll und anziehend. Es ist eines der Meisterwerke bei den Wienerliedern.
Das erste regelmäßige Treffen der japanischen Strauss Gesellschaft im neuen Jahr fand am 21. Februar
statt. Herr Furumi brachte Kostbarkeiten von Johann Strauss (Sohn), Lehár und Kálmán aus seiner eignen Operettensammlung zu Gehör. Beim Treffen im März sprach Herr Mikami über besondere Zeiten
für Strauss-Liebhaber der Tanzmusik.
Dr. Akiyama, der Dirigent des Tokio Sinfonie Orchesters, ist ein leidenschaftlicher Eisenbahnliebhaber.
Sein Konzert am 25. April 2015, 14 Uhr, Tokio Opera City, war deshalb dem Bahnwesen gewidmet.
Warum nicht einen Walzer beim Tanzen mitsingen? Das war am 24. Jan., 14. Feb. und 28. März mit einem Chor möglich. Die Tanzgruppe tanzte am 18. Jan., 11. Feb. und 15. März Tänze des ungarischen
Hofes (Csárdás und Polonaise).
Beim Monatstreffen der Gesellschaft im April sprach Yumi Wakamiya über das Symposium „TanzSignale“ 2015 im März in Wien und führte auch die zweite Reihe von Potpourris, die Josef Strauss komponierte, vor.
Bei Monatstreffen im Mai fand am 24. Mai das 37. Konzert des Johann Strauss Society Orchestra of Japan im großen Saal des Edogawa-Kulturzentrums in Edogawa, Tokio, statt. Auf dem Programm standen
u. a. der Donauwalzer, „Frühlingsstimmen“, „Rosen aus dem Süden“, die „Tritsch-Tratsch“-Polka, „Bahn
frei“, „Bei uns z’Haus“ und „Aus den Bergen“.
Anlässlich der Tournee der Seefestspiele Mörbisch in Japan wird in der Österreichischen Botschaft eine
Pressekonferenz stattfinden.
In Kawaguchiko (Ausgangspunkt der Fuji-Besteigung) wird am 10. und 11. Sept. 2015 die „Fledermaus“
gespielt.
48
Mittelblatt zum Ausheften
Die „Deutsche Johann Strauss Gesellschaft“ freut sich über neue Mitglieder jederzeit.
Die Mitgliedschaft beinhaltet:




Kostenfreier Bezug des Magazins „Neues Leben“ mit ca. 3 bis 4 Ausgaben pro Jahr
10 % Ermäßigung auf alle Eintrittspreise bei Veranstaltungen der DJSG
Sichere Teilnahme am „Neujahrskonzert“ in Coburg (ebenfalls 10 % Ermäßigung)
Weitere Vergünstigungen in Absprache mit unseren Partnern im In- und Ausland
Antrag auf Mitgliedschaft
in der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“
Nach Ausheften dieses Blattes
zum Versand in einem Fensterbriefumschlag bereits vorbereitet.
Wir freuen uns auf Sie!
Ihre
Deutsche Johann Strauss Gesellschaft e.V., Coburg
ANTRAG AUF
MITGLIEDSCHAFT
Ort:_______________________________________
____________________
Datum
_________________________________
Unterschrift
E-Mail-Adresse: _____________________________________________________________________________
PLZ:_________
Geb.-Datum:___________________
ggf. Branche:_____________________
Beruf:___________________
Straße: __________________
Firma:________________________
Nachname:______________________
Vorname:________________
Ich/Wir erkläre/n hiermit meinen/unseren Beitritt zur „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ e.V., Coburg:
_________________________________
_________________________________
Abs.: _________________________________
Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt z.Zt.
40 € für Einzelpersonen,
60 € für Ehepaare,
10 € für weitere Familienmitglieder (außer Ehe-/ Lebenspartner), älter als 18 Jahre,
im gleichen Haushalt lebend,
160 € als Mindestbeitrag für Firmen,
5 € für Studenten und Schüler (6 bis 18 Jahre).
Bitte Blatt herausnehmen, ausfüllen und zusenden!
_______________________________
Postleitzahl und Ort
_____________________________________________________________________
Datum, Ort und Unterschrift des Kontoinhabers (bitte in jedem Fall unterschreiben)
__________________________________________________________________________
IBAN
____________________________________________________________________________________
Kreditinstitut (Name und BIC)
____________________________________________
Straße und Hausnummer
____________________________________________
Vorname und Name (Kontoinhaber)
Zahlungsart: Wiederkehrende Zahlung
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
Ich ermächtige die DJSG, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der
DJSG auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Gläubiger-Identifikationsnummer: DE12 ZZZ0 0001 2170 06
Mandatsreferenz: Ihre Mitgliedsnummer (wird bekanntgegeben)
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Lahmstr. 33, 96450 Coburg
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Name und Anschrift des Zahlungsempfängers
Ermächtigung zum Einzug durch Lastschrift (Einzug erfolgt jährlich zum 01.03.)
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Geschäftsstelle
c/o Albrecht Tauer
Lahmstr. 33
96450 Coburg
Fachbeiträge
Zur Wiederentdeckung der Werke von Richard Eilenberg (1848 - 1927)
von Christian Simonis*
Franz Neuwirth, Archivar des Archivs der Kurkommission der Stadt Baden bei Wien, erzählte mir bereits
Mitte der 90er-Jahre davon, dass sich 94 Werke von Richard Eilenberg (13. Jan. 1848, Merseburg 5. Dez. 1927, Berlin), einige für großes Orchester, andere für Salonorchester, in seinem Archiv befänden.
Wird man erst einmal darauf aufmerksam gemacht, merkt man schnell, dass sich Werke von Richard
Eilenberg zwar nicht in hoher Zahl, aber praktisch in allen Notenarchiven mit Stücken der heiteren Muse
befinden, die seit 1880 bestehen und einigermaßen unbehelligt durch die beiden Weltkriege und interne Säuberungen gekommen sind. Ein deutliches Zeichen für die weite Verbreitung und Beliebtheit seiner
Werke.
Über Eilenbergs Leben und seine Konzerttätigkeit wissen wir
immer noch sehr wenig. Von Mitgliedern der Deutschen Johann Strauss Gesellschaft haben wir in den vergangenen Jahren liebenswürdigerweise einige Informationen zu Konzertauftritten von Richard Eilenberg erhalten. Das Werkverzeichnis des Komponisten wird seit einigen Jahren umfassend von
Friedhelm Kuhlmann, Vorstandsmitglied der DJSG, betreut(*).
Wolfgang Janka, Vorstandsmitglied des Merseburger Altstadtvereins, hat seit Jahren biografisches Material zusammengetragen und dabei, besonders was die Jugendjahre von
Eilenberg betrifft, einiges in Erfahrung bringen können. Ein
besonderer Erfolg gelang ihm in Bezug auf Eilenbergs Operette „Der tolle Prinz“. Schon seit 2004 waren wir intensiv auf
der Suche nach Notenmaterial zu den vier Operetten von
Eilenberg. Außer bei dem Material der Ouvertüre zu „König
Mydas“ hatten wir leider keinen weiteren Erfolg.
Im Herbst 2013 kam dann die große Überraschung: Dem Merseburger Altstadtverein werden ein kompletter handschriftlicher Klavierauszug der bisher verschollen geglaubten Operette „Der tolle Prinz“ und
weitere mit handschriftlichen Anmerkungen des Komponisten versehene Noten angeboten. Dank dem
persönlichen Engagement von Wolfgang Janka konnten Sponsoren gefunden werden, um diesen Nachlass zu erwerben, damit er in Zukunft am Geburtsort von Eilenberg in Merseburg (Sachsen-Anhalt) aufbewahrt werde. Im November 2014 veranstaltete der Altstadtverein Merseburg ein Konzert, bei dem
erstmals wieder einzelne Gesangsnummern der Operette „Der tolle Prinz“ erklangen.
Von 2005 bis 2013 war ich Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, die in SachsenAnhalt beheimatet ist. Da Richard Eilenberg 1848 in Merseburg geboren wurde, ist er einer der bedeutendsten Komponisten der heitern Muse in Sachsen-Anhalt. Wir haben in den Jahren 2005 bis 2013 ein
Repertoire von mehr als 20 seiner Werke erarbeitet. Durch diese Arbeit wurde deutlich, welch souveräner Komponist Richard Eilenberg gewesen ist.
Im Februar 2006 kam es dank des ehemaligen Orchestermanagers des WDR Rundfunkorchesters Köln,
Dirk Schortemeier, zu einer Rundfunkproduktion mit anschließendem Konzert von 12 Werken von Eilenberg aus den Archiven des WDR Köln und der Kurkommission Baden bei Wien. Im Februar 2010 wurde
die Produktion um drei Werke erweitert. Dadurch konnte eine repräsentative Werkauswahl von Eilenberg erstmals auf CD präsentiert werden. Dankenswerterweise veröffentlichte Burkhard Schmilgun im
49
Herbst 2012 diese CD im Rahmen von classic produktion osnabrück, kurz cpo genannt. cpo hat einen
weltweiten Vertrieb und bewirkt, verbunden mit
seinem guten Ruf in der Branche, dass die Musik
Eilenbergs wirklich weltweit gehört werden kann
und somit neue Zuhörer für diese Musik erreicht.
Dass mit dieser CD eine Neuentdeckung geglückt
ist, zeigen die Reaktionen von Publikum, Presse und
Rundfunkanstalten. Im Rundfunk hört man nicht
nur einzelne Titel von Richard Eilenberg, der Westdeutsche Rundfunk Köln (WDR), der Bayerische
Rundfunk (BR), das kulturradio von Radio BerlinBrandenburg (rbb) und der Österreichische Rundfunk (ORF) haben sogar musikalische Porträtsendungen von Eilenberg gebracht. Im Dezember 2012
wurde die CD von Radio Stephansdom zur CD des
Tages erkoren.
Eilenbergs Musik klingt vertraut. Gleichzeitig erfreut man sich an den vielen musikalischen Einfällen, die
stets eine klar vernehmbare Charakteristik ausdrücken. Diese Fähigkeit kommt natürlich besonders seinen Charakterstücken, Idyllen und Salonstücken zugute, für die er berühmt war. Öfter als bei der
Strauss-Dynastie spiegeln sich die Titel der Werke bei Eilenberg auch musikalisch wider. Was die kompositorische Schreibweise betrifft, besticht die Einfachheit der Mittel mit größtmöglicher Wirkung, verbunden mit einer idealen Spielbarkeit: Eilenberg, ein Könner und Kenner seines Faches!
Setzt man Charakterstück, Idylle oder Salonstück aufs Programm, sollte man mit besonderer Aufmerksamkeit und Zuneigung an die Ausführung gehen, sonst schadet man dem Komponisten durch eine Aufführung mehr, als man ihm nützt. Hingegen wird jedes Kammerorchester und größere Streichorchester
mit dem Walzer op. 110, „Ach, bitte noch einen Walzer“, auch in unseren Tagen reüssieren. Matthias
Käther schrieb in seiner CD-Rezension für das kulturradio des rbb über Märsche von Eilenberg: „Wie
Ziehrer hatte Eilenberg ein Faible fürs Militärische, ich muss sagen, flotte Marschmusik kann er!“ Die
Märsche „Immer fesch!“ op. 66 (1886), „Prinz-Heinrich“-Marsch op. 93 (1889) und „Marsch der
Bersagieri“ op. 99 (1889/1942) geben in ihrer unterschiedlichen musikalischen Charakteristik beredtes
Zeugnis davon. Als Ouvertüre für großes Orchester empfiehlt sich „König Harlekin“ op. 252 (1908), die
als Leihmaterial beim Verlag Zimmermann in Frankfurt erhältlich ist. Galopp und Polka schnell aus
Eilenbergs Feder sind stets eine charmante Freude wie die „Norwegische Rentierpost“ op. 314 (1925)
oder die „Hasenjagd“ op. 182 (1896). Herzhaft hingegen sind der „Kosakenritt“ op. 149 (1893) und die
Cürassier-Attaque op. 133 (1891). Sie merken, bei der Musik von Richard Eilenberg gibt es noch viel zu
entdecken!
* Christian Simonis ist aktuell neuer Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der Bad Reichenhaller Philharmonie (siehe S. 19 in diesem Heft). Seine CD-Weltersteinspielung des Oratoriums „L’Apocalypse“ von
Jean Français (franz. Komponist und Pianist, 1912 - 1997, Anm. d. Red.) mit dem Göttinger Symphonie
Orchester bekam von „Opera International“ „Le Timbre de Platine“. Seine Benjamin-Bilse-CD mit dem
WDR-Rundfunkorchester erhielt 2008 von „Klassik heute“ die höchste Punktzahl für Künstlerische Qualität, Klangqualität und Gesamteindruck.
(*) Wie bereits im Text erwähnt, ist unser Hamburger Vorstandsmitglied Friedhelm Kuhlmann für die
Erweiterung
des
Eilenberg-Werkverzeichnisses
besorgt.
Auf
Anfrage
bei
ihm
([email protected]) kann es jederzeit erworben werden.
50
Richard Eilenberg (* 13. Jan. 1848 in Merseburg, † 5. Dez. 1927 in Berlin)
von Wolfgang Janka
Merseburgs Geschichte weist eine Reihe von Namen hervorragender Musiker auf, die mit dem musikalischen Leben in Merseburg eng verbunden sind, so z. B. Johann Joachim Quantz, der in Merseburg an der
Saale seine erste musikalische Ausbildung genossen hat. Als zehnjähriger Lehrling trat er 1707 in die
hiesige Stadtkapelle ein, an deren Spitze sein Onkel, der Stadt- und Kunstpfeifenmeister Justus Quantz,
stand. Die Lebenszeit der bedeutendsten hier wirkenden Musiker fällt in die Regierungszeit der Herzöge
Christian II., Moritz Wilhelm und Heinrich, d. h. in das erste Drittel des 18. Jahrhunderts.
2008 erschien, herausgegeben vom Merseburger Altstadtverein, das Buch „Elisabeth Schumann – Lebensstationen der weltbekannten Merseburger Sopranistin“.1
Im Februar 2007 gastierte die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Generalmusikdirektor Christian Simonis in Merseburg. Unter dem Titel „Von Eilenberg bis Zeller“
erklangen im Schlossgartensalon, übrigens einem Bauwerk des Fürstlich Sächsischen Hofbildhauers Johann Michael Hoppenhaupt, Charakterstücke und Operettenmelodien des 19. Jahrhunderts, darunter
Stücke wie der „Marsch der Bersagieri“ op. 99 und „In der Waldschmiede“ op. 167 von Richard Eilenberg, der in der alten Domstadt im Jahre 1848 das Licht der Welt erblickte. Das Konzert endete – es kann
nicht anders sein – mit dem Galopp „Petersburger Schlittenfahrt“ op. 57.
Diesen fundierten „musikalischen Hinweis“ des Wiener Dirigenten nahmen Mitglieder des Merseburger
Altstadtvereins e. V. dankend entgegen und suchen seitdem nach Bausteinen, die die lückenhaften
Kenntnisse über das Leben des Komponisten ergänzen. So wurde nach bisherigen Veröffentlichungen
gesucht, Kirchenbücher und Tageszeitungen aus jener Zeit wurden aufmerksam gelesen, in Archiven
angefragt und Personen angesprochen, die vielleicht etwas zu unserem Anliegen beitragen könnten.
Dankenswerterweise haben uns Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ bereits einige
Informationen zukommen lassen.
Richard Eilenberg wurde am 13. Jan. 1848 als erstes von sechs Kindern in Merseburg geboren. Merseburg hatte Mitte des 19. Jahrhunderts ca. 11 000 Einwohner und war neben Magdeburg und Erfurt seit
1816 Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes in der Preußischen Provinz Sachsen. Die Stadt
beherbergte in jener Zeit auch den Stab sowie das 3. und 4. Schwadron des 12. Husarenregiments in
seinen Mauern.
Der Vater des Komponisten, Johann Gottlob Eilenberg, war Trompeter bei der 4. Escadron des Königlichen 12. Husarenregiments in Merseburg. Nach der Geburt des unehelichen Kindes hatte er Johanne
Dorothee, geborene Sachse, geehelicht. Sie war die vierte Tochter des Bürgers und Böttgermeisters Johann Valentin Sachse. Die Hochzeit fand am 11. Feb. 1848 im Dom zu Merseburg statt. Zum Zeitpunkt
der Taufe ihres Sohnes, die eine Woche nach der Eheschließung am 18. Feb. 1848 an gleicher Stelle
stattfand, waren die Eltern vermählt. Dazu ist im Taufregister der evangelischen Stadtkirche St. Maximi
zu Merseburg vermerkt:
„LEGITIMIERT DURCH DIE AM 18. FEBRUAR 1848 MIT DEM VATER DESSELBEN (DES KINDES) DEN TROMPETER BEI DER
4. ESCADRON BEI DEM KÖNIGLICHEN 12. HUSARENREGIMENTE, HIER JOHANN GOTTLOB EILENBERG VOLLZOGENE TRAUUNG
MIT DER MUTTER DIESES KINDES JOHANNE DOROTHEA SACHSE.“
1
Keil, Sabine, Puritz, Joy, Elisabeth Schumann, Querfurt, AXON (2008)
51
Taufpaten waren: Gotthard Hartmann, Trompeter, 3. Escadron, 12. Husarenregiment, Wilhelm Rauch,
Trompeter, 4. Escadron, 12. Husarenregiment, Jungfrau Caroline Hinniger, Tochter des Steueraufsehers
in Merseburg, und Jungfrau Erdmuthe Eilenberg aus Kötzschau.
Am 7 April 1849 wurde Auguste Marie, am 19. Nov. 1853 Karl Max, am 21. Feb. 1856 Frederike Alma
und am 30. April 1857 Carl Gustav geboren. Über das dritte Kind fehlen Eintragungen im Kirchenbuch. 2
Die unmittelbaren Vorfahren väterlicherseits stammten aus Kötzschau, einer Ortschaft nahe Merseburg.
Bekannt war Kötzschau über Jahrhunderte für seine Solequellen und deren Nutzung durch eine Saline.
Der Großvater des Komponisten war hier Gutsverwalter und zugleich Ortsrichter zu Kötzschau. Als Ortsrichter übte er die niederste Stufe im Richteramt vor Ort aus.
Geburtshaus des Komponisten Richard Eilenberg, Obere Breite Straße 5, Merseburg
Aus dem Wohn- und Geschäftsanzeiger von 1860: Merseburg, Obere Breite Straße 482 (ab 1908 Nr. 5)
Quelle: Maximilian Herrfurth, sen. (†)
Die junge Familie wohnte in Merseburg in der Oberen Breiten Straße 482 (ab 1908 Nr. 5), unweit der
Ruine der Kirche St. Sixti aus dem 11. Jahrhundert. Im gleichen Haus wohnten noch weitere vier Familien. Aus dem Wohn- und Geschäftsanzeiger aus dem Jahr 1860 ist zu entnehmen, dass die Familie zu
diesem Zeitpunkt noch in der Oberen Breiten Straße wohnte, im Anzeiger von 1865 ist kein Eintrag „Eilenberg“ vorhanden. Als neuer Mieter wird „Mieth“, ein Totengräber, genannt.3
Karl Max Eilenberg, Bruder von Richard und leidenschaftlicher Militärmusiker, schrieb später in seinen
„Plaudereien“, dass er bereits mit 10 Jahren schon ein Waisenkind gewesen sei.4 Danach wäre sein bzw.
Richards Vater bereits vor 1863 verstorben. Anzumerken ist, dass in den Kirchenbüchern in Merseburg
und in den damaligen hiesigen Tageszeitungen, die stets Trauungen, Geburten, Tod u. a. insbesondere
2
Tauf-, Trau- und Sterberegister der Garnisonsgemeinde der evangelischen Schloss- und Domgemeinde St.
Laurentii et Johannis Baptistae zu Merseburg
3
Wohn- und Geschäftsanzeiger der Stadt Merseburg von 1860 und 1865
4
Eilenberg, Max, Plaudereien aus meinem Leben, Verlag Bautzener Nachrichten (1925)
52
bei den Blauen Husaren vermerkten, keine Hinweise zum Tode des Vaters zu finden sind. Demzufolge ist
nicht auszuschließen, dass die Familie nach der Geburt des Sohnes Carl Gustav im Jahre 1857 die Stadt
Merseburg aus „beruflichen Gründen“ verlassen hat.
Eine aufschlussreiche Beschreibung über das Elternhaus lesen wir in den bereits genannten „Plaudereien“ seines Bruders Max:
„MEIN SPIELZEUG,
ICH WEIß ES NOCH GANZ GENAU, WAR EIN
STIEFELKNECHT,
AN DEM MEIN
VATER VIOLINSAITEN
ANGESTRAFFT HATTE. DAS WAR MEINE VIOLINE UND WENN DIE TROMPETER MIT MUSIK BEI UNS VORBEIZOGEN, SO STAND ICH
AN DER TÜR MIT MEINER STIEFELKNECHTFIEDEL UND STRICH MIT EINEM STECKEN ÜBER DIE SAITEN ZUM
GAUDIUM DER AUF
SCHIMMELN REITENDEN TROMPETER.
ICH LIEBTE DIE MUSIK, UND ALS SOGAR DIE MUSIKPROBEN IN UNSEREM HAUS STATTFANDEN, DA HABE ICH STILL IN DER ECKE
GESESSEN, IN VOLLER ANDACHT MIT DEM STIEFELKNECHT UNTERM ARM.“
Nach unseren bisherigen Kenntnissen sind die Eintragungen in den Merseburger Kirchenbüchern die
einzigen Belege über den Aufenthalt der Familie Eilenberg in Merseburg. Andere Quellen beziehen sich
auf die nächste Lebensstation des Komponisten, der Ausbildung Richard Eilenbergs im Königlich preußischen Militär-Knabenerziehungsinstitut zu Schloss Annaburg in Annaburg.
Hier – im Militärknabeninstitut – wurden jährlich 500 Zöglinge vom 11. bis zum 15. Lebensjahr von Militärpersonen evangelischen Bekenntnisses unentgeltlich erzogen. So verwies beispielsweise eine Merseburger Tageszeitung in einem Beitrag anlässlich des 70. Geburtstags des Komponisten – also noch zu
dessen Lebzeiten – auf die Ausbildung Richard Eilenbergs im Militär-Knabenerziehungsinstitut in Annaburg.5 Auch Dirk Schortemeier vermerkte im Booklet zur 2012 erschienenen CD „Petersburger Schlittenfahrt, Waltzes & Polkas“, dass Richard Eilenberg auf dem Militärknabenerziehungsinstitut in Annaburg
ausgebildet wurde und vor allem die Fächer Klavier und Komposition studierte.
Wir haben keine schriftlichen Belege bzw. keine direkten Nachweise gefunden, die die Aufenthaltsdauer
Richard Eilenbergs in Annaburg im Gegensatz zum Aufenthalt seines Bruder Karl Max bestätigen (z. B.
Aufnahmelisten, Zeugnisse u. ä.). Nach Meinung von Vereinsfreunden aus Annaburg wäre vorstellbar,
dass Richard Eilenberg zwischen 1859 und 1863 hier im Institut gewesen sein könnte.
Anfragen beim Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg über den Verbleib der Archivalien aus Annaburg
führten zu keinen neuen Erkenntnissen. Es wird angenommen, dass die meisten Unterlagen mit der Zerstörung des Militärarchivs in Potsdam während des Zweiten Weltkrieges vernichtet wurden. Aber auch
Archive zu DDR-Zeiten „entsorgten“ teilweise solche Dokumente.
Verschiedene Quellen berichten über die Ausbildung des Komponisten. So schrieb Reinhard Schwarz im
Jahre 1933, dass Richard Eilenbergs Hauptinstrument das Klavier gewesen sei, das er neben den Streichund Blasinstrumenten souverän beherrschte und ihn zu einem Meister der Instrumentation machte.6
Dirk Schortemeier vermerkt im o. g. Booklet, dass Richard Eilenberg vor allem Klavier und Komposition
studierte. Damit wäre auch eine Erklärung gegeben, dass er bereits mit 16 Jahren (1864) eine Konzertouvertüre komponierte.
Kaum zutreffend dürfte sein, dass Richard Eilenberg, wie im Booklet der CD „Musikalisches Portrait in
historischen Aufnahmen – Märsche und Konzertstücke von Richard Eilenberg“ 2005 vermerkt ist, in
Merseburg ausgebildet wurde. Merseburg bot mit hoher Wahrscheinlichkeit in damaliger Zeit nicht die
Voraussetzungen für diese Ausbildung, insbesondere für das Fach Komposition.
5
6
Merseburger Correspondent vom 13. Jan. 1918
Schwarz, Reinhard, Lebensbeschreibung (Manuskript), 15. Mai 1933
53
Einen Hinweis auf das grundsätzliche Anliegen des Militär-Knaben-Erziehungs-Instituts zu Annaburg finden wir in einer Festschrift zur einhundertfünfzigjährigen Jubelfeier:
„AUF DIE MUSIKALISCHE AUSBILDUNG WURDE GROßER WERT GELEGT. ES GAB BLASMUSIK ALS AUCH STREICHMUSIK (DAZU
JEWEILIGE ORCHESTER). DIE KNABEN ERHIELTEN HIER IM ALTER ZWISCHEN SIEBEN UND DREIZEHN JAHREN EINE MILITÄRISCHE
UND SCHULISCHE AUSBILDUNG. VIELFACH WAREN ES AUCH HALB- ODER VOLLWAISENKINDER. EINE ANZAHL DER KINDER
STAMMTE AUS MUSIKERFAMILIEN, VIELE VORFAHREN VÄTERLICHERSEITS WAREN MILITÄRMUSIKER.“
AUS der Festschrift ist weiterhin zu entnehmen, dass das Schloss Annaburg von 1762 bis 1921 ein Militärknabeninstitut mit einer Unteroffiziersvorschule beherbergte, gegründet als „Versorgungswerk für
arme Soldatenkinder“. Das Institut war zuerst sächsisch und später preußisch. Das Institut, dem eine
Musikschule angegliedert war, war im Schloss untergebracht. In einem Beitrag in „Vom Armeemarsch
zum Zapfenstreich“ weist Heinz Busch darauf hin, dass „die Kapazität der staatlichen Militärmusikschulen beim Großen Militärwaisenhaus in Potsdam und bei der Militärknabenerziehungsanstalt in Annaburg
den Nachwuchsbedarf nicht decken konnte“. In der Regel waren es siebzehnjährige Absolventen, die
den Musikerbestand sicherten.7
Übereinstimmend wurde berichtet, dass sich Richard Eilenberg aufgrund „seiner patriotischen Gesinnung“ als Freiwilliger zur Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 meldete. Er diente im Regiment „Hindenburg“. Der zur Beendigung des Krieges zwischen der Französischen Republik und dem
Deutschen Reich geschlossene Friede von Frankfurt wurde am 10. Mai 1871 unterzeichnet und beendete formell den Krieg. Nach Beendigung des Krieges kehrte Richard Eilenberg mit einer kriegsverdienten
Auszeichnung nach Annaburg zurück und wurde hier am 24. Sept. 1871, dreiundzwanzigjährig, konfirmiert.8
Reinhard Schwarz vermerkte in seinem Lebensbild über den Komponisten „und erlebte die Genugtuung,
dass seine MAZURKA-CAPRICE op. 22 zu den Lieblingsstücken Kaiser Wilhelm I. gehörte.“ Auch Sabine
Schutte, die sich umfassend mit dem musikalischen Schaffen des Komponisten befasste, schreibt in ihrem Beitrag mit dem Titel „Für Gott, Kaiser und Vaterland“, dass Richard Eilenberg „zu den PreußenKaisern sowie anderen hohen Würdenträgern offenbar eine besondere Beziehung gehabt hatte.“ 9
1873 wurde Richard Eilenberg Musikdirektor und Dirigent in Stettin. Über den Zeitraum von September
1871 bis zur Aufnahme seiner Tätigkeit in Stettin ist nichts bekannt. Auch nach Angaben der GEMA wurde Richard Eilenberg 1873 Kapellmeister in Stettin. Vermutlich war dies der Anlass für ihn im Jahre 1876
einen Wohnsitz in Stettin zu nehmen. Bald darauf dürfte er auch seine Tätigkeit als freischaffender
Komponist aufgenommen haben.10
Auf Anfrage teilte uns am 23. Nov. 2009 das Stadtarchiv Stettin folgende Wohnanschriften des Komponisten Richard Eilenberg in Stettin mit:
1873 - 1875
1876
1877
1880
1882
1884
7
keine Angaben zu Wohnanschriften, erst ab
Concertmeister, Frauenstraße 36
Civilkapellmeister, Fuhrstraße 10
Civil-Kapellmeister, Bellevuestraße 22
Kapellmeister und Musiklehrer, Bellevuestraße 22
Kapellmeister und Musiklehrer, Birkenallee 28
Busch, Heinz, Vom Armeemarsch zum Zapfenstreich, Kurier Bonn (2005)
V. Communion, Dom XVI, 24. Sept. 1871, Michaelis-Confirmation
9
Schutte, Sabine, „Ich will aber gerade vom Leben singen...“, S. 187, Rowohltverlag (1987)
10
Booklet der CD „Musikalisches Porträt in historischen Aufnahmen - Märsche und Konzertstücke von Richard
Eilenberg“, 2005
54
8
1886
1888
1890
Musikdirektor und Komponist, Birkenallee 28
Musikdirektor und Komponist, Scharnhorststraße 1
keine Angaben
Im Booklet der CD „Richard Eilenberg – Märsche und Konzertstücke“ werden diese Jahre in Stettin wie
folgt beschrieben:
„IN DIESER ZEIT BEGINNT SEINE UMFANGREICHE KOMPOSITIONSTÄTIGKEIT. SEINE EIGENEN STÜCKE ERSCHEINEN IMMER WIEDER
AUF DEN PROGRAMMEN SEINER GASTSPIELKONZERTE IM IN- UND AUSLAND, SO IN ITALIEN UND SKANDINAVIEN. ER FOLGT
EINER PERSÖNLICHEN EINLADUNG DES ZAREN ALEXANDER II., SPÄTER DER DES KÖNIGS VON RUMÄNIEN. ÜBERALL HINTERLÄSST
EILENBERG WIDMUNGSSTÜCKE ALS DANK AN DIE POTENTATEN.“
Dirk Schortemeier spricht 2012 von einer „umfangreichen Kompositionstätigkeit“ des Komponisten in
Stettin.11 Auch in seiner Geburtsstadt Merseburg wird auf die Erfolge des Merseburger Komponisten
hingewiesen. So verwies das Merseburger Kreisblatt im Jahre 1888 darauf, dass „Richard Eilenberg, Kapellmeister in Stettin, von König Carl von Rumänien einen prachtvollen Ring mit den königlichen Initialen
und einen huldvollen Brief für einen dem König gewidmeten „König-Carl-Marsch“ erhalten hat“.12 Vom
russischen Zar Alexander II. – so wird berichtet – bekam er eine goldene Uhr geschenkt.13
Ob Eilenberg ein eigenes Orchester unterhalten hat, ist nicht bekannt. Studien- und Konzertreisen führten Eilenberg ins In- und Ausland, darunter nach Italien, Skandinavien und Rumänien. Eine Tournee nach
Russland erfolgte auf persönlichen Wunsch des Zaren. Ende des Jahres 1889 etablierte er sich in Berlin,
wo er dann bis zu seinem Tode lebte.
In den Anmerkungen des Beitrages von Sabine Schutte ist festgehalten, dass Richard Eilenberg mindestens bis zum 21. Sept. 1889 noch in Stettin war. Ab 6. Dez. 1889 sind die Verträge von Berlin aus unterschrieben worden.
Emilie Jung (keine näheren Angaben, Foto: Slg. Altstadtverein Merseburg)
Interessante Hinweise zu den Jahren in Stettin und Berlin fanden wir in einem Interview in der Tageszeitung „Die Glocke“ mit Emilie Jung.14 Emilie Jung war die Adoptivtochter der Familie Eilenberg. Ihre verwitwete Mutter, die wegen ihres Engagements am Deutschen Theater in Berlin häufig ihren Wohnsitz
11
Schortemeier, Dirk, Booklet „Petersburger Schlittenfahrt“ (2012)
Merseburger Kreisblatt vom 5. März 1881
13
Schutte, Sabine, „Ich will aber gerade vom Leben singen...“, S. 188, Rowohltverlag (1987)
14
„Die Glocke“, regionale Tageszeitung in Westfalen (2. Juni 1959)
55
12
wechseln musste, wollte ihre Tochter vor diesem häufigen Wohnsitzwechsel bewahren und ihr eine gute
Ausbildung verschaffen.
Am 2. Juni 1959 erzählt Emilie Jung anlässlich ihres neunzigsten Geburtstags von „ihrer glücklichen Jugendzeit in der Familie des Komponisten“, zuerst in Stettin und dann in Berlin. Danach ist anzunehmen,
dass Richard Eilenberg bereits in Stettin Maria Kießling (* 16. Jan. 1845 in Leipzig, † 18. Aug. 1917 in
Göhren auf Rügen) heiratete. Im gleichen Artikel erzählt sie auch, dass ihre Pflegeeltern und Verwandten gegen einen Beruf als Opernsängerin waren. Emilie Jung wurde in Stettin konfirmiert.
Seit Nov. 2013 besitzt der Merseburger Altstadtverein einen vom Komponisten handgeschriebenen Klavierauszug einer Operette. In seiner Handschrift schreibt Eilenberg zu Beginn als Titel „Im Höllenparadies“ op. 265. In späteren Jahren wurde dieser Titel von fremder Hand durchgestrichen und auf der ersten Seite mit grüner Tinte als „Der tolle Prinz“ überschrieben. Während keine musikalischen Eingriffe in
das Stück vorgenommen wurden, hat man die Besetzungsliste neu geschrieben und damit die alte überklebt. An sehr vielen Stellen wurde auch der Text der ersten Fassung durch eine Neufassung überklebt.
Ob dies mit Einverständnis des Komponisten geschah und zu welchem Zeitpunkt, ist bisher nicht bekannt.
Diesen Klavierauszug – mit Sicherheit in der ersten Fassung – widmete der Komponist Emilie Jung, seinem „Pflegetöchterlein“, wie er sie liebevoll nannte. Auf die erste Seite schrieb er im Jahre 1918: „Dieser
Klavierauszug gehört zum Andenken an die Operette meinem lieben Pflegetöchterlein Emilie Jung“.
In dem vom Merseburger Altstadtverein erworbenen Nachlass befanden sich noch ein „EilenbergAlbum“ mit „beliebten Original-Compositionen für Pianoforte“. Dieses Album enthält folgende Widmung des Komponisten „Meinem lieben Goldtöchterchen Emilie Jung-Eilenberg vom Componisten“, datiert mit 17. Sept. 1891.
Richard Eilenberg (1897) (Foto: Slg. Altstadtverein Merseburg)
Einige Konzerte, deren Ankündigungen uns bekannt geworden sind, sollen hier genannt werden:
 Elbpavillon in Hamburg. Vom 11. bis 14. Aug. 1888 findet ein Großes Extrakonzert mit der auf
46 Mann verstärkten Schumannschen Kapelle unter der Leitung des Komponisten statt. Aufge56
führt werden u. a. „Die Heinzelmännchen“ op. 29, „Schmeichelkätzchen“ op. 25 und „BlauVeilchen“ op. 22
 Am 8. Juli 1896 wird zum ersten Male unter Leitung des Komponisten „Die Rose von Schiras“
op. 134, eine Ballettidylle, im Neuen Opernhaus (Kroll) aufgeführt. Wiederholungen am 18. und
30. Aug. d. J.
 Am 18. Dez. 1896 findet ein „Patriotisches Konzert“ im Rahmen einer Gedächtnisfeier an die
Schlacht bei Nuits statt. Aufgeführt wird neben Wagner, Strauss, Lortzing u. a. „Kaiser Wilhelms
Gruß an sein Volk“ op. 86 von Richard Eilenberg.
 Am 4. und 5. Jan. 1902 finden in der Agramer Aktienbrauerei (Zagreb) Konzerte von Militärkapellen statt. Neben Zeller, Rossini, Waldteufel, Heuberger u. a. werden „Das Goldblondchen“ op. 40
und die Polkas mazur „Pasterare“ und „Austern“ von Eilenberg aufgeführt.
Aus der Berliner Zeit ist auch bekannt, dass Richard Eilenberg u. a. auf Einladung Zar Nikolaus II. öfter in
Russland gewesen ist. In Sestrorek soll er für einige Monate das Sinfonische Orchester geleitet haben.
Am 19. April 1908 teilt der Berliner Börsen-Kurier mit, dass Musikdirektor Richard Eilenberg für diesen
Sommer als Dirigent der großen Konzerte nach Pawlowsk verpflichtet wurde.
Nach Mitteilung von Klaus-Peter Koch vom 12. Nov. 2011, einem deutschen Musikwissenschaftler, befinden sich im Archivbestand des Zentralmuseums für musikalische Kultur in Moskau (Archivbestand
Nr. 156 des Dirigenten und Komponisten Aleksandr Chessin) ein Foto Chessin und Eilenberg um 1909
sowie ein Foto von Chessin mit den Musikern auf dem Bahnhof von Pawlowsk. Das legt einen Aufenthalt
Eilenbergs in Pawlowsk nahe. In russischen Musikverlagen bei Bessel, Bernard, Davingov, Fedorov,
Gutheil, Jugenson und Valjasik in St. Petersburg und Moskau wurden mehrfach Kompositionen von Eilenberg herausgegeben, wovon sich noch Exemplare in der Russischen Staatsbibliothek Moskau befinden.
Des Weiteren verweist Koch darauf, dass Eilenberg eine ganze Reihe von Werken komponiert hat, die
einen Bezug zu Russland haben, so z. B.:
 Krönungsmarsch zur Feier der Krönung des Kaisers Alexander III. von Russland, op. 34
 Petersburger Schlittenfahrt, Galopp, op. 57
 Kosakenritt, op. 149
 An der Newa, Walzer für Orchester, op.164
 Souvenir de Vilna, Mazurka de Salon, op. 217
 Russische Wachtparade, Salonstück, op. 231
 Gruß an Kiew, Marsch, op. ?
Von Hanns-Helmut Schnebel erhielten wir die Information, dass der Marsch der Bersaglieri op. 99 früher
in Bayern sehr oft erklang. Dieser Marsch war der Parademarsch in den Zügen des Königlich-Bayrischen
2. Jäger-Bataillons, das bis 1919 in Aschaffenburg stationiert war und unter diesen Klängen in den Ersten
Weltkrieg aufbrach.
1911 gab der Albert Stahl Verlag, Berlin, ein Preis Marsch-Album heraus, auf dessen letzten Seite sich
die Inhaltsangabe mit folgendem Text befindet:
„DAS PREIS-AUSSCHREIBEN FÜR MÄRSCHE, VOM UNTERZEICHNETEN VERLAG IM NOVEMBER 1910 ERLASSEN, HAT EINE INTERNATIONALE BETEILIGUNG GEFUNDEN. GEGEN 1000 MANUSKRIPTE WURDEN EINGESANDT AUS DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH-UNGARN, GALIZIEN, RUMÄNIEN, RUSSLAND, ITALIEN, SCHWEIZ, FRANKREICH, HOLLAND, BELGIEN, SCHWEDEN, NORWEGEN, ENGLAND, AMERIKA.“
57
Richard Eilenberg hatte zwar keinen der drei ersten Preise erhalten, aber sein JANITSCHAREN-MARSCH
OP. 295 wurde „Von den Herren Preisrichtern empfohlen und mit drei weiteren Kompositionen in dieses
Preis Marsch Album mit aufgenommen“.
Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha widmete Richard Eilenberg im Jahre 1890 die Ouvertüre
„Das Leben ist ein Traum“ op. 106
Wie bereits erwähnt, heiratete Richard Eilenberg in erster Ehe Maria, geb. Kießling. Das Datum der Eheschließung ist nicht bekannt. In den letzten Tagen vor dem Ableben seiner Ehefrau hielt sich Richard
Eilenberg bei ihr in Göhren auf.15 In zweiter Ehe heiratet er Dorothea, geb. Schulze (* 8. März 1889 †
8.Juni 1970 in Berlin). Sie wird nach ihrem Tod in Stahnsdorf neben Richard Eilenberg beigesetzt.
Der Komponist Richard Eilenberg starb am 5. Dez. 1927. Auf der Beerdigungsanmeldung an die Südwestkirchhof-Kirchengemeinde werden als Todesursache Altersschwäche und Herzlähmung genannt.
Die Beisetzung fand am 9. Dez. 14:30 Uhr, auf dem Friedhof in Stahnsdorf statt.
Auf der Todesanzeige seiner 2. Ehefrau, Doris Eilenberg, ist vermerkt:
„AM MONTAG, DEM 5. DEZEMBER 1927, FRÜH 9 ¼ UHR, ENTSCHLIEF SANFT MEIN INNIGSTGELIEBTER MANN, DER KOMPONIST RICHARD EILENBERG. EIN LANGES, ARBEITS- UND SEGENSREICHES LEBEN IST ZUM ABSCHLUSS GELANGT. DER SELTEN FROHE UND BESCHEIDENE CHARAKTER UNSERES LIEBEN ENTSCHLAFENEN WIRD UNS UNVERGESSLICH SEIN.“
Der Grabstein beinhaltet in schlichter Schrift
RICHARD EILENBERG
KOMPONIST UND MUSIKDIREKTOR
Grabstein in Stahnsdorf (Foto: www.knerger.de)
Wie der Walzerkönig Johann Strauss (Sohn)
das Herz der Opernsängerin Henriette Treffz eroberte.
von Friedrich-Wilhelm Reuter
Jetty Treffz, gebürtige Henriette Chalupetzky, wurde am 1. Juli 1818 als Tochter eines Wiener Goldschmiedes geboren. Ihre schöne Mezzo-Sopran-Stimme ließ sie am Wiener Konservatorium ausbilden
und feierte bald Triumphe als Opernsängerin in Wien, London und Paris. Inzwischen wohlhabend geworden, zog sie sich 1848 aus dem Konzertleben zurück und wurde die Lebensgefährtin des Bankiers
15
Mönchguter Sippenbuch, Sterbetag Eilenberg, geb. Kießling, Marie, 18. Aug. 1917
58
Moritz Todesco. Zwischen 1841 und 1852 brachte sie sieben illegitime Kinder zur Welt, die alle eine Berufsausbildung erhielten.
In Wien waren private Soireen im Hause Todesco berühmt, zu denen die bekanntesten Vertreter der
Musik, Kunst und Literatur eingeladen wurden. Im Winter 1861/1862 veranstaltete Jetty Treffz zusammen mit Moritz Todesco ein Hauskonzert, zu dem u.a. der berühmte Violinist Henri Vieuxtemps und
Johann Strauss eingeladen wurden. Johann Strauss war damals 36 Jahre alt, und auf der Höhe seines
Ruhmes. Strauss führte bei dieser Veranstaltung seinen Konzertwalzer „Schallwellen“, Opus 148 auf und
Jetty Treffz war hingerissen von diesem Werk. Sie rief vor den versammelten Gästen: „Wenn ich heirate,
dann nur diesen oder keinen!“ Auch Meister Strauss fühlte sich von ihrem reizenden Wesen angezogen,
und es folgten weitere Treffen.
Ob Strauss tatsächlich, wie man in Wien munkelte,
bei Moritz Todesco um die Hand von Jetty angehalten hat, ist durch nichts bewiesen. Tatsache ist, dass
Bankier Todesco sich geradezu nobel verhalten hat.
Er versprach, allein für die Kinder zu sorgen und eine
Mitgift in Höhe von 60.000 Gulden an Jetty zu zahlen.
Am 26. Aug. 1862 übersandte Strauss seinem Freund
und Verleger Karl Haslinger einen Brief mit folgendem Text: „Lieber Freund Haslinger, schändlich betrogene Buchdruckerseele! Willst Du morgen um 7.00
Uhr bei mir erscheinen und mein Beistand bei der
eine Stunde darauf erfolgenden Vermählung sein?
Antworte sogleich, angeschmierter Notentandler.
Jean.“
Haslinger sagte zu. Die Trauung fand am 27. Aug.
1862 in aller Stille im Stephansdom statt. Selbst seine
Brüder Josef und Eduard Strauss wurden nicht benachrichtigt. Wien hatte eine Sensation: Walzerkönig
Strauss, der Herzensbrecher, Schwarm aller Frauen,
war verheiratet! Die Presse brachte Glossen und
Johann und Jetty Strauss (1867, Foto Slg. W. Abel)
Witze über die Heirat, jedoch beruhigte man sich
schnell, denn Johann hatte die Frau gefunden, die er brauchte!
Mutter Anna, die in den letzten Jahren als Kassenverwalterin fungiert hatte, händigte dem Sohn am Tage der Hochzeit einen Betrag von 126.000 Gulden aus, den sie von den Pawlowsker Konzerteinnahmen
zurückgelegt hatte. Somit startete das Jubelpaar sehr vermögend in die Ehe. Johann Strauss komponierte für Jetty sogleich die „Bluette-Polka“, Opus 271 mit der Widmung und dirigierte die Uraufführung
beim „Sperl“.
Das Ehepaar Strauss wohnte zunächst in Wien, Praterstraße 54 (heute Strauss-Museum) wo bekanntlich
der populärste Walzer „An der schönen blauen Donau“ entstand.
Jetty schrieb zunächst versöhnlich Briefe an die Brüder Josef und Eduard Strauss. Text an Josef: „Biete
mir Deine Hand und unterstütze mich bei der schönen Aufgabe, mir die Liebe und Zuneigung Deiner Familie zu erwerben.“ Josef revidierte bald seine nicht günstige Meinung über die Schwägerin. Nunmehr
„Frau Johann Strauss“, konzentrierte Jetty ihre Fähigkeiten darauf, ihrem Mann eine ideale Lebenska59
meradin zu sein. Sie war treusorgende Gattin, künstlerische Beraterin, Privatsekretärin, Organisatorin,
Notenkopistin und Krankenschwester. Später begleitete sie das Strauss-Orchester zu Konzerten nach
Pawlowsk.
Josef schrieb an seine Ehefrau Caroline aus Russland: „Jetty ist unersetzlich. Sie schreibt alle Rechnungen, sie dupliert alle Stimmen des Orchesters, sie überwacht die Küche, wacht über das Ganze mit der
Sorgfalt und Liebenswürdigkeit, die bewunderungswürdig ist.“
Mutter Anna Strauss, welche die Konzertagentur Strauss im Hirschenhaus betrieben hatte, wurde durch
Jetty spürbar entlastet. Jetty hatte volles Verständnis für die Natur und das Künstlertum ihres Ehemannes. Ihr ist vor allem zu verdanken, dass Johann Strauss – wie Jacques Offenbach – nunmehr auch Operettentexte vertonte. Ohne Jettys Einfluss wäre „Die Fledermaus“ nicht entstanden!
Von Anfang an hatte sie sich vorgenommen, Johann nach und nach von der anstrengenden Konzerttätigkeit abzubringen, zumal das Strauss-Orchester in den Händen der Brüder Josef und Eduard bestens
aufgehoben war. Sie sorgte dafür, dass Johann sich mehr dem Komponieren widmete und gesundheitliche Fortschritte machte. Große Freude kam auf, als der Kaiser 1863 Johann zum Hofball-Musikdirektor
ernannte.
Johann Strauss (Sohn). Die opp. 401 bis 450 –
Eine neue Schaffensperiode in einem neuen Lebensabschnitt
von Norbert Rubey
Wir danken dem Musikwissenschaftler und Strauss-Experten Norbert Rubey (Wienbibliothek) sehr herzlich für die Überlassung seines Referates, gehalten am 30. Okt. 2014 in der Musiksammlung der Wienbibliothek, und unserem Ehrenmitglied für seine freundschaftlich-musikalische Verbundenheit.
Die neunte Lieferung des „Strauss-Elementar-Verzeichnisses“, des Thematisch-Bibliographischen Katalogs der Werke von Johann Strauss (Sohn) – kurz SEV –, beinhaltet die Opera 401 bis 450. Ihre Entstehungszeit reicht von 1882 bis 1893, also etwa von Straussʼ 57. bis zu seinem 68. Lebensjahr.
Einerseits durfte Strauss bereits auf eine erfolgreiche Karriere als Musikdirektor und Komponist zurückblicken. Sein 40-jähriges Künstlerjubiläum im Oktober 1884, also 40 Jahre nach dem Debüt in
Dommayerʼs Casino, wurde gebührend gefeiert, zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil, unter anderem
– eine hohe Auszeichnung – die Verleihung des taxfreien Bürgerrechts der Stadt Wien. Wenngleich: Als
der Wiener Gemeinderat diesen Beschluss fasste, wird man wohl gewusst haben, dass der wohlhabende
Strauss die Versorgung aus der Bürgerspitalsstiftung, eines der wichtigsten Rechte des Bürgerstandes
bei schuldloser Verarmung, nie benötigen wird.
Andererseits begleiteten Turbulenzen das Privatleben des Komponisten: Eine Karikatur mit dem Titel
„Zum Strauss-Jubiläum“ im „Kikeriki“ vom 9. Oktober 1884 brachte es auf den Punkt: „Es ist erstaunlich,
Meister, wie viele Erfolge und wie viele Gemalinnen [!] Sie hinter sich haben!“, und der Strauss huldigende „Kikeriki“ zeigt auf deren drei Bildnisse von denen jenes der verstorbenen Jetty und jenes von Lili,
die Strauss im Herbst 1882 verlassen hatte, mit einem dunklen Tuch verhangen sind. Über fünf Jahre
lang dauerte es, bis es endlich zur Eheschließung mit Adele in Coburg kommen konnte. Die einzelnen
Schritte sind wohl bekannt.
Diese privaten Hemmnisse berücksichtigend, ist es erstaunlich, wie produktiv Strauss in diesen Jahren
gewesen ist. Fünf Bühnenwerke komponierte er: „Eine Nacht in Venedig“ (1883, F. Zell und Richard Genée), „Der Zigeunerbaron“ (1885, Ignaz Schnitzer), „Simplicius“ (1887, Victor Léon), „Ritter Pásmán“
(1892, Ludwig Dóczi) und „Fürstin Ninetta“ (1893, Julius Bauer und Hugo Wittmann).
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In zwei Verlagshäusern erschienen die Druckausgaben der Opera 401 bis 450: bei August Cranz in Hamburg von 1882 bis 1889 die Opera 401 bis 436 sowie drei Operetten, bei Simrock in Berlin von 1889 bis
1893 die Opera 437 bis 445 sowie Straussʼ einzige Oper „Ritter Pásmán“, mit „Fürstin Ninetta“ kehrte
Strauss wieder ins Verlagshaus Cranz in Hamburg zurück. In beiden Verlagen erscheinen für die meisten
Werke mehr Arrangements als je zuvor, insbesondere wird der großen Nachfrage nach Bearbeitungen
für Militärmusik begegnet, um aus künstlerischen und materiellen Gründen zu vermeiden, dass die Militärmusik-Kapellmeister eigene Arrangements erstellen, wie aus der Korrespondenz mit Fritz Simrock
hervorgeht. Simrock bietet oft sogar zwei Bearbeitungen an, nämlich für Infanterie-Musik und für Kavallerie-Musik oder für deutsche und für österreichische Militärmusik. Zum Teil können sogar die Bearbeiter eruiert werden: Schlar, Král, Harsing, Frese, Zimmermann. Die Quellenlage zu den Musikdrucken ist
sehr gut, nicht zuletzt dank vieler Privatarchive, die ihre Hilfe anbieten, und dank der Möglichkeit über
Online-Kataloge die Bestände von mehr Bibliotheken und Archiven zu erfassen als je zuvor. Dies birgt
natürlich auch zusätzlichen Arbeitsaufwand in sich, da der Informationsgehalt vieler Katalogisate ungenügend oder sogar falsch ist. Dasselbe gilt für die Kataloge von Musikhandschriften.
Neben den 36 Tanzmusikarrangements nach Melodien seiner Bühnenwerke schuf Strauss noch 19 weitere Kompositionen von denen einige zu seinen besten zählen, wie etwa „Frühlingsstimmen“ op. 410,
„Kaiser“-Walzer op. 437 und „Seid umschlungen, Millionen!“ op. 443. Schnelle Kopfrechner werden nun
bemerken, dass 36 plus 19 als Summe nicht 50 sondern 55 ergibt. Die Differenz ist schnell erklärt, die
Arrangements nach Melodien aus „Ritter Pásmán“ laufen unter der Opuszahl 441 der Oper, außerdem,
die Opusnummer 445 wurde beim Verlagswechsel von Simrock zu Cranz von beiden Verlegern vergeben, also doppelt vergeben.
Auch bei den Musikhandschriften sieht die Quellenlage besser aus als bei den vorangegangenen Lieferungen des SEV, insbesondere was Strauss-Autographe betrifft. Von etlichen Kompositionen liegt
Straussʼ Originalpartitur vor. Allein in der Musiksammlung der Wienbibliothek werden neun mehr oder
weniger vollständige Werkmanuskripte aufbewahrt, wie etwa zur „Brautschau“-Polka op. 417, zum
„Schatz“-Walzer op. 418, zu den Walzern „Donauweibchen“ op. 427, „Gross-Wien“ op. 440 und „Märchen aus dem Orient“ op. 440 oder zum Csárdás aus „Ritter Pásmán“. Das Strauss-Autograf zum Walzer
„Seid umschlungen, Millionen!“ befindet sich im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Es
kam mit dem Nachlass von Johannes Brahms dorthin. Strauss hatte es diesem als Widmungsträger des
Werks geschenkt. Das Manuskript des „Kaiser“-Walzers muss leider immer noch als verschollen gelten.
Adele Strauss hatte es dem Strauss-Biografen Fritz Lange geschenkt, der es seinem gleichnamigen Sohn
vererbte. Nach dessen Tod landete die Partitur bei einem Wiener Kunsthändler und Antiquar, der sie
verkaufte. Für zweckdienliche Hinweise danke ich.
Die Wienbibliothek verwahrt von der Landesbildstelle Wien-Niederdonau während der NS-Zeit gemachte Fotografien eines Klaviersatzes zum Walzer „Frühlingsstimmen“ in der Handschrift von Johann Strauss
(Sohn). Beim Vergleich mit der gedruckten Klavierausgabe zeigt sich, dass Strauss das Klavierarrangement dieser Komposition selbst erstellt hat. Aus der Korrespondenz mit dem Verleger Simrock geht hervor, dass er dies auch für den „Kaiser“-Walzer tat, ein Umstand der umso mehr überrascht, als solche
Bearbeitungen von Strauss rar sind und diese Arbeit üblicherweise routinierte Arrangeure besorgten.
Beim Studium von Strauss-Partituren aus dieser Zeit fällt auf, wie penibel er Anweisungen für die Interpretation in seine Manuskripte einträgt, im Gegensatz zu früher, als Vortragsanweisungen nur sporadisch oder recht oberflächlich in den Partituren enthalten sind. Die Erklärung dafür ist einfach: Früher
führte er seine Werke selbst auf. Er und seine Musiker wussten, wie sie zu spielen sind. Vermehrt bringen nun fremde Interpreten im In- und Ausland seine Kompositionen zu Gehör, denen dieses Wissen
fehlt. Der Verleger Fritz Simrock weist in seinen Briefen an Strauss wiederholt darauf hin, wie schrecklich
schlecht in Berlin Straussʼ Werke gespielt werden, er bezeichnet es als „Schweindelei“.
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Im Gegensatz zu früheren Lieferungen des SEV finden sich nun auch wieder mehr Skizzen, Melodieskizzen oder Entwürfe in Form eines Particells oder einer Partitur. Überraschend dabei ist, dass Strauss Ende
der 1880er-Jahre auf Melodieentwürfe aus den 1860er-Jahren zurückgreift, wie das verwendete Notenpapier vermuten lässt, beispielsweise beim zweiten Thema des dritten Walzers der „Rathhaus-BallTänze“ op. 438 aus dem Jahr 1889.
Manchmal finden sich auch in lapidar mit „Teile eines Walzers“ beschrifteten Konvoluten Entwürfe zu
einer Komposition, allerdings in einer komplett anderen Instrumentierung, und auch die Tonart wurde
für die „Letztfassung“ geändert, wie beim Walzer „Donauweibchen“ zu beobachten ist.
Eine weitere Rarität entdeckte ich in den Beständen der Wienbibliothek:
Ein gewisser Karl Udel, geboren 1844 in Varaždin (Kroatien), erhielt seine musikalische Ausbildung am
Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Er studierte Violine, Viola und Violoncello.
1860 spielte er Viola in der Strauss-Kapelle. Später hatte er Engagements in den Orchestern verschiedener Wiener Theater, 1869 bis 1880 war er Mitglied des Wiener Hofopernorchesters. Ab Beginn der
1870er-Jahre widmete sich Udel zunehmend dem komischen Liedgesang, ab 1871 sang er als 2. Tenor
im „Komischen Quartett des Wiener Männergesang-Vereins“, das ab 1880 unter dem Namen „UdelQuartett“ auftrat und bis nach 1900 in wechselnden Besetzungen in zahlreichen europäischen Städten
große Erfolge feierte.
1892/93 trug sich Strauss, bestärkt durch den Verleger Fritz Simrock, mit dem Gedanken wieder eine
„Pizzicato“-Polka zu komponieren. Gesagt, getan! Die „Neue Pizzicato“-Polka“ op. 449 fand Aufnahme in
die zur selben Zeit entstandene Operette „Fürstin Ninetta“, und bald nach den Uraufführungen bearbeitete der Komponist und Kapellmeister Paul Mestrozi (1851–1928), von dem die Wienbibliothek den
Nachlass besitzt, die „Neue Pizzikato“-Polka für Männer-Quartett, unterlegte einen selbst verfassten
Text und widmete das Arrangement dem Udel-Quartett. Die Aufführungen fanden beim Wiener Publikum großen Gefallen, wie den Zeitungsberichten zu entnehmen ist. Die Wienbibliothek besitzt die Originalstimmen, das Material der Uraufführung dieses Arrangements.
150 Jahre Wiener Ringstraße – Ein tönender Spaziergang
Rundgang über den Wiener Prachtboulevard
von Johannes Böck
Am 1. Mai 2015 wurde die berühmte Wiener Prachtstraße, der Ring, 150 Jahre alt. Der Autor dieses Beitrages nimmt dies zum Anlass, die musikalischen Verbindungen der Familie Strauss und Zeitgenossen zu
diesem berühmten Wiener Boulevard zu beleuchten.
Der Bau der Wiener Ringstraße gehört zu den größten Leistungen aus der Zeit Kaiser Franz Joseph. Dieser übernahm als 18-jähriger in Olmütz – nach den Wirren der Revolution 1848 – den Thron von Kaiser
Ferdinand. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahre 1916, also 68 Jahre lang. Neben der Wiener Ringstraße
gilt es an dieser Stelle noch weitere markante Leistungen der Franzisko-Josephinischen Ära zu würdigen:
 Die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873
 Ingenieursleistungen der Eisenbahn (Semmering-Bahn 1854, Arlberg-Bahn, Brennerbahn, Westbahn
etc.)
 Donauregulierung 1875
 Nordpol-Expedition 1874
 Novara-Expedition 1857 - 1859 mit der Vermessung Neuseelands durch Ferdinand Hochstädt
 Wiener Hochquellen-Wasserleitungen
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 Die Karrieren der Brüder Johann, Josef und Eduard Strauss sowie Zeitgenossen (Fahrbach, Ziehrer,
Komzák u.v.m.)
 Goldene Operettenära (komplett) und Silberne Operettenära (teilweise)
 Aufwertung des Wienerliedes durch die Gebrüder Schrammel und Alexander Girardi
 Hochblütezeit der Militärmusik u.v.m.
Am 18. Feb. 1853 verübte der ungarische Schneidergeselle Janos Libenyi ein Messerattentat auf den
jungen Kaiser Franz Joseph, als dieser mit seinem Adjutanten Graf O’Donell beim Kärntnertor spazieren
ging. Durch das beherzte Eingreifen des Fleischermeisters Josef Ettenreich konnte das Leben des jungen
Monarchen gerettet werden. Ettenreich wurde in den Adelsstand erhoben, Libenyi hingegen bei der
Spinnerin am Kreuz (Triesterstraße im 10. Wiener Gemeindebezirk) hingerichtet. Die glückliche Errettung des Kaisers besiegelte der junge 28-jährige Johann Strauss Sohn mit dem Kaiser-Franz-Joseph-I.Rettungs-Jubel-Marsch, op. 126.
Der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand Maximilian organisierte eine Spendenaktion zur Errichtung
einer Kirche als Dank dafür, dass Kaiser Franz Joseph dieses Attentat überlebte.
Es handelt sich hier um die Votivkirche, welche Architekt Heinrich Ferstel auf den Schottentor-Gründen
im neugotischen Stile errichten ließ. 1879 wurde die Votivkirche anlässlich des silbernen Hochzeitsjubiläums des österreichischen Kaiserpaares ihrer Bestimmung übergeben.
Anzumerken wäre, dass die Brüder Strauss und Zeitgenossen wie Fahrbach, Ziehrer, Gung’l, Komzák etc.
einige Werke dem Monarchen widmeten.
„Viribus unitis!“ war der Leitspruch des Kaisers, „Viribus unitis!“ heißt auch ein Marsch des jungen Johann Strauss Sohn, op. 96. Anlässlich des 25-jährigen Thronjubiläums schrieb Eduard Strauss, der jüngere Bruder, einen „Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums“-Marsch, op. 109, in dem er u. a. einige Takte der Kaiserhymne sowie Suppès Lied „Das ist mein Österreich“ aus dem Bühnenwerk „‘s Alraunl“ zitierte.
Am 20. Dez. 1857 erließ Kaiser Franz Joseph einen Befehl mit den Worten: „Es ist mein Wille!“ den Abbruch der alten Stadtmauern und die Anlage einer modernen Prachtstraße. Wien erfuhr einen Modernisierungsschub gewaltigen Ausmaßes! Zur gleichen Zeit schrieb Josef Strauss einen kostbaren Walzer, der
am Ende das Lied „Ja Gold ist nur Chimäre“ aus Giacomo Meyerbeers Oper „Robert der Teufel“ zitiert,
mit dem Titel „Zeitbilder“, op. 51.
Für die vielen Arbeiter, welche die alten Basteien und Stadtmauern abrissen, schrieb Johann Strauss im
Jahre 1862 die „Demolierer“-Polka, op. 269.
Gleich neben der Votivkirche steht die Wiener Universität, welche heuer ihr 650-jähriges Bestehen feiert! Groß ist die Zahl der Werke, welche Johann Strauss Vater und seine Söhne den Studenten widmete.
Anlässlich der Eröffnung des im italienischen Renaissance-Stil errichteten Gebäudes im Jahre 1884
schrieb Eduard Strauss den Walzer „Grüße an die
Aula“, op. 233.
Gehen wir die Ringstraße weiter, stehen wieder
zwei öffentliche Gebäude – das Wiener Burgtheater und das Wiener Rathaus.
Die „Theater“-Quadrille, op. 213, von Josef
Strauss, weist auf das Werk des Architekten
Gottfried Semper, hin, welcher auch das Naturund Kunsthistorische Museum (zusammen mit Karl
Hasenauer) und in Dresden das nach ihm benannte
Opernhaus errichten ließ.
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Der Walzer „Rathausball-Tänze“, op. 438, des 65-jährigen Walzerkönigs Johann Strauss Sohn, mit dem
Zitat des Walzers „An der schönen blauen Donau“, op. 314, und der Kaiserhymne, erinnert an eine weitere Sternstunde in der Wiener Stadt- und Musikgeschichte. Am 12. Feb. 1890 wurde der erste Ball im
neu errichteten Wiener Rathaus des Architekten Friedrich Schmidt abgehalten, wo auch Carl Michael
Ziehrers Walzer „Wiener Bürger“, op. 419, uraufgeführt wurde.
Militärkapellmeister Josef Franz Wagner schrieb einen „Wiener Bürgermeister“-Marsch, op. 175.
Neben dem Wiener Burgtheater steht der Wiener Volksgarten, der Uraufführungsort von
ca. 200 Werken der Familie Strauss. Bereits Joseph Lanner schrieb „Volksgarten“-Musik.
Die „Volksgarten“-Quadrille“, op. 157, von Johann Strauss Vater, führt den Namen dieser Gartenanlage
im Titel.
Der berühmte dänische Architekt Theophil Hansen ließ in Wien mehrere öffentliche Gebäude errichten.
Zunächst einmal das ehemalige Reichstagsgebäude, das heutige Wiener Parlament, wo politische Auseinandersetzungen durchgeführt werden. Alle paar Jahre finden Wahlen statt. Der „Wahlstimmen“Walzer, op. 250, von Johann Strauss Sohn, wird noch heute mit Wahlen in Verbindung gebracht.
2015 jährt sich zum 150. Male auch ein unrühmliches Kapitel: ein Ehrenbeleidigungsprozess von Eduard
Strauss gegen den Journalisten Eduard Hügel. Sein Bruder Johann Strauss setzt mit seiner „Proceß“Polka schnell, op. 294 ein tönendes Denkmal. Mit der Proceß-Polka schnell wird der Wiener Justizpalast
mit seinen vielen Gerichtsverhandlungen in Verbindung gebracht.
Hier ist auch der Präsident des Wiener Institutes für Strauss-Forschung und Nachkomme der Familie
Strauss, Herr Senatspräsident Dr. Eduard Strauss, beruflich tätig.
An dem von Theophil Hansen errichteten Palais Epstein (Russische Kommandantur nach dem Zweiten
Weltkrieg, Wiener Stadtschulrat) vorbei führt der Weg zum Heldenplatz.
Auf diesem Platz stehen zwei Reiterdenkmäler, je eines für Erzherzog Carl und eines für den legendären
Prinz Eugen des Bildhauers Anton Fernkorn. Josef Strauss schrieb für die Denkmalsenthüllungen 1860
und 1865 den „Erzherzog-Carl-Marsch“, op. 86, den Walzer „Heldengedichte“, op. 87, und den „PrinzEugen-Marsch“, op. 186. Auch der „Prinz-Eugen-Marsch“ des einzigen Armeekapellmeisters der österreichischen Monarchie, Andreas Leonhardt, erinnert an den berühmten Feldherrn. Ebenso ist das PrinzEugen-Lied im Marsch „Habsburg hoch!“, op. 408, von Johann Strauss Sohn zitiert.
Verlassen wir den Heldenplatz und überqueren die Ringstraße, kommen wir zu den beiden großen Museen, dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum mit den großartigen Sammlungen
aus dem Bereich der Malerei, der Geologie und der Biologie. Architekten dieser Gebäude waren
Gottfried Semper und Karl Hasenauer. Darauf weist der Marsch „Kunst und Natur“, op. 115, von Johann Schrammel, den dieser dem Bildhauer Viktor Tilgner widmete, hin. Zwischen den beiden Großmuseen erinnert ein großes Denkmal an „Kaiserin“ Maria Theresia, welche von 1740 - 1780 als Erzherzogin
die Geschicke Österreichs leitete. Die römisch-deutsche Kaiserwürde war zum damaligen Zeitpunkt nur
dem Manne vorbehalten…
Militärkapellmeister Johann Nepomuk Fuchs schrieb aus Anlass der Einweihung des Monumentes einen
„Maria-Theresien“-Marsch.
Wo das ehemalige Kärntnertor stand, wurde in den 1860er Jahren die Wiener Hofoper, die heutige
Wiener Staatsoper, errichtet. Architekten waren Eduard van der Nüll und August Siccard von
Siccardsburg. Die schlechte Kritik an diesem Bau traf van der Nüll so hart, dass er sich bald darauf das
Leben nahm. Diese beiden Architekten errichteten auch die Wiener Sofiensäle auf der Wiener Landstraße.
Für den ersten Ball in der Wiener Oper schrieb Eduard Strauss eine „Opern-Soiree“-Polka, op. 162. Alljährlich wird zum Jahreswechsel in der Wiener Oper die berühmte Johann-Strauss-Operette „Die Fle64
dermaus“, Uraufführung 5. April 1874 im Theater an der Wien, gebracht. Aus diesem Bühnenwerk
stammt die „Fledermaus“-Polka, op. 362, welche beim Ball der Schriftstellervereinigung „Concordia“
uraufgeführt wurde. Der Walzerkönig versuchte sich auch als Komponist einer Oper. Die Aufführung
ging kläglich daneben, überlebt hat der berühmte „Csárdás aus Ritter Pázmán“.
Neben der Wiener Oper steht das Palais Todesco. Johann Strauss Sohn lernte hier seine erste Frau, Henriette Treffz, kennen und lieben. Sie war mit Moritz Todesco liiert und hatte mit ihm 7 uneheliche Kinder. Am 27. Aug. 1862 fand im Wiener Stephansdom die Hochzeit Johann Strauss‘ mit Henriette Treffz
statt. Ihr widmete der Walzerkönig die Polka française „Bluette“, op. 271.
Auf dem Wiener Karlsplatz steht das von Theophil Hansen errichtete Gebäude des Wiener Musikvereins. Aus dem Goldenen Saal werden alljährlich am 1. Januar in den Mittagsstunden die
Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker
übertragen – eine tönende Visitenkarte Österreichs! Dieses Gebäude befindet sich im Besitz
der Gesellschaft der Musikfreunde, der Johann
Strauss Vater acht Werke widmete. Der Walzer
„Musikvereins-Tänze“, op. 140, und die „Saison“-Quadrille, op. 148, gehören dazu.
Am 15. Jan. 1870 fand im damals neueröffneten
Musikvereinssaal der erste Ball statt. Alle drei
Brüder – Johann, Josef und Eduard – Strauss dirigierten und widmeten je ein Stück dieser berühmten
Institution:
Johann Strauss: Freuet euch des Lebens, Walzer, op. 340
Josef Strauss: Künstlergruß, Polka française, op. 274
Eduard Strauss: Eisblume, Polka mazur, op. 55.
Dies war eine weitere Sternstunde in der Österreichischen Musikgeschichte! Von der Polka mazur „Eisblume“ gibt es bedauerlicherweise bis heute keine Aufnahme – geschweige diese wurde im Rahmen des
Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker gespielt! Der Autor dieser Würdigung hofft auf eine baldige öffentliche Aufwertung des Lebenswerkes von Eduard Strauss!
Einen „Steinwurf“ entfernt steht der „Schwarzenberg-Platz“ mit dem 1867 enthüllten Monument für
Fürst Carl zu Schwarzenberg. Aus diesem Anlass schrieb Josef Strauss den „Schwarzenberg-Monument“Marsch, op. 210.
Auf diesem Platz steht das Palais Wertheim. Es gehörte dem Unternehmer Franz von Wertheim, der
feuerfeste Registrierkassen herstellen ließ. Anlässlich der Herausgabe des
20.000. Exemplares dieser feuerfesten Registrierkassen gab es ein Fest im
Blumensaal der Gartenbaugesellschaft, für das Josef Strauss seine berühmte „Feuerfest“-Polka française, op. 269, schrieb.
Hier verteilt sich auch die Erste Wiener Hochquellenwasserleitung. Eduard
Strauss schrieb hierfür die Polka Mazur „Die Hochquelle“, op. 114, und
widmete dieses Werk dem Geologen Prof. Eduard Suess. Auch hier gibt es
leider von diesem wichtigen – und vernachlässigten – Werk keine Aufnahme!
Am heutigen Parkring befinden sich der Wiener Stadtpark mit dem
Kursalon und dem meistfotografierten Denkmal Wiens, dem Denkmal für
Johann Strauss! An dieser Stelle konzertierte der Walzerkönig und es wurde eine Polka mit dem Wiener Männergesangverein uraufgeführt – „Sängerlust“, op. 328.
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Gegenüber dem Wiener Stadtpark steht das Coburg-Palais – die „Spargelburg“. Daran erinnern die „Albion“-Polka, op. 102, und der Walzer „Windsorklänge“, op. 104. Die „Albion“-Polka erklang zwei Mal im
Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker (2000 und 2012).
Nebenan, wo heute das Hotel „Marriott“ und das Gartenbaukino stehen, stand damals das Gebäude der
Gartenbaugesellschaft mit den Blumensälen, wo Werke von Carl Michael Ziehrer und Josef Strauss ihre
Uraufführung erlebten. Die „Bouquet“-Polka, op. 188, von Josef Strauss, erinnert daran.
Ebenso bewohnte der berühmte Industrielle und Kunstmäzen Nikolaus Dumba ein nach ihm benanntes
Palais auf dem Parkring. Er besaß eine bedeutende Sammlung der Werke von Franz Schubert, welche
sich heute in der Musiksammlung der Wienbibliothek befindet. Ihm widmete Johann Strauss Sohn den
Chorwalzer „Neu-Wien“, op. 342.
Der Weg führt nach einem Blick auf das Radetzky-Denkmal vor dem ehemaligen k. und k. Kriegsministerium zum Kai, der nicht Teil der Ringstraße ist, kurz vor dem Einbiegen befindet sich linker Hand die
Radetzky-Brücke. Dort mündet der Wienfluss in den Donaukanal.
Auf dem Wiener Schottenring, den wir vom Kai aus im Norden erreichen, stehen das Denkmal für die
Hoch- und Deutschmeister und die Wiener Börse.
Johann Strauss Sohn widmete diesem berühmten Regiment den „Deutschmeister-Jubiläums“-Marsch,
op. 470, Militärkapellmeister Dominik Ertl seinen „Hoch- und Deutschmeister“-Marsch, op. 41, und
Wilhelm August Jurek den „Deutschmeister-Regiments“-Marsch, op. 6. Auch Joseph Bayer und Joseph
Hellmesberger jun. widmeten diesem Regiment Märsche.
Am 18. März 2015 wurde in der Müllnergasse bei der Porzellangasse im 9. Wiener Gemeindebezirk, unweit der Rossauer Kaserne ein neues Museum der Strauss-Dynastie eröffnet. Initiator ist der aus der
Steiermark stammende Wiener Kulturhistoriker, Herr Prof. Helmut Reichenauer, der zu diesem Zweck
auch den „Kulturverein Wiener Blut“ gründete. Der große Walzer aus dem Weltausstellungsjahr 1873
von Johann Strauss Sohn, bei dem dieser erstmals auch die Wiener Philharmoniker dirigierte „Wiener
Blut“, op. 354, ist der Namensgeber dieses Vereines.
Am 8. Dez. 1881 brannte das Wiener Ringtheater ab. 386 Menschen fanden den Tod. Sie wurden auf
dem Wiener Zentralfriedhof und dem Meidlinger Friedhof beerdigt. Anton Bruckner war Zeuge und erlitt
dadurch ein Feuertrauma. Die Folge dieser Tragödie waren massive Sicherheitsvorschriften beim Bau
von Theatern und die Gründung der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft, aus der die Wiener Rettung hervorging. Für diese Vereinigung schrieb Johann Strauss Sohn den Marsch „Freiwillige vor!“. An
Stelle des Ringtheaters stand zunächst ein Sühnhaus, heute steht hier das Gebäude des Wiener Polizeipräsidiums.
Im Wiener Ringtheater wurde u.a. auch die Operette „König Jerome“ von Carl Michael Ziehrer uraufgeführt. Noten und Partituren wurden beim Brand ein Raub der Flammen. Wenige Werke, wie die Romanze „Verliebt“, op. 319, und der „Militär“-Marsch, op. 321, aus diesem heute vergessenen Bühnenwerk
blieben erhalten.
1877 wurde auf dem Schottenring die Wiener Börse, errichtet von Theophil Hansen, von Kaiser Franz
Joseph I. ihrer Bestimmung übergeben.
Den Börsenspekulanten setzte unser Meister Johann Strauss Sohn mit seiner Polka française „Von der
Börse“, op. 337, ein tönendes Denkmal.
Der Walzer „An der schönen blauen Donau“, op. 314, von Johann Strauss Sohn und der „Radetzky“Marsch, op. 228, von Johann Strauss Vater runden den musikalischen Spaziergang auf der Ringstraße ab.
Fotos: Wikimedia Commons
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Gesehen – gehört – gelesen: Rezensionen
75. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Zubin Mehta
von Johannes Böck
In den Mittagsstunden des 1. Januar 2015 übertrug der ORF, die österreichische Sendeanstalt, das berühmteste Strauss-Konzert der Welt in 90 Ländern unseres Planeten – das traditionelle Neujahrskonzert
der Wiener Philharmoniker. Dieses Konzert begann vor 75 Jahren unter der Leitung von Clemens Krauss
in einem düsteren Kapitel der österreichischen Geschichte. Heuer wurde der Takt zum fünften Male
(nach 1990, 1995, 1998 und 2007) vom aus Indien stammenden Dirigenten Zubin Mehta geführt. Mit
den Wiener Philharmonikern verband Zubin Mehta seit 1961 eine besondere Beziehung. Seine Lehrjahre
verbrachte er in Wien, wo er unter anderem vom Dirigentenvater Hans Swarowsky (zu dessen Schülern
zählt übrigens auch der Strauss-erfahrene Dirigent Prof. Christian Pollack) ausgebildet wurde. Vor
25 Jahren dirigierte Zubin Mehta zum ersten Male das berühmteste Strauss-Konzert der Welt.
Fünf Werke der Musikerfamilie Strauss erklangen heuer zum
ersten Male (hier im Fettdruck).
Es begann mit der Ouvertüre zum Singspiel „Ein Morgen, ein
Mittag, ein Abend in Wien“ von Franz von Suppé aus dem Jahre
1844. Dieses Vorspiel zählt zu den bekanntesten Werken des
gebürtigen Dalmatiners.
Der Walzer „Märchen aus dem Orient“, op. 444, weist auf die
Herkunft des Dirigenten hin. Das Werk steht im Werksverzeichnis in guter Nachbarschaft zu „Seid umschlungen, Millionen“,
Walzer, op. 443 und dem Walzer aus „Fürstin Ninetta“, op. 445.
Es gehört zu jenen Werken des Walzerkönigs, das – neben dem
„Persischen Marsch“, op. 289, und dem „Egyptischen Marsch“,
op. 335, mit dem Orient in Verbindung gebracht wird.
Es folgte die Polka française „Wiener Leben“, op. 218, von Josef
Strauss, welche im Umfeld des „Donauwalzers“, op. 314, seines
Bruders entstand. Im Trio dieser Polka zeigte das Fernsehen
werkgetreue Bilder, das „Wiener Leben“ auf dem Wiener Naschmarkt, in einem Kaffeehaus und den
Wiener Fiaker.
Von Eduard Strauss, dem vielfach schändlich vernachlässigten jüngsten der Brüder Strauss, erklang als
erstes Werk die Schnellpolka „Wo man lacht und lebt“, op. 108, aus dem Weltausstellungsjahr 1873.
Das Alt-Wiener Strauss-Ensemble unter der Leitung von Arthur Kulling nahm dieses effektvolle Werk
ebenso in sein Repertoire auf wie das Wiener Johann Strauss-Orchester unter Willy Boskovsky.
Es wäre an der Zeit, dass mindestens ein bis zwei Walzer von Eduard Strauss im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker gespielt werden…
Der Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“, op. 164, ist der erste der elitärsten Walzer von Josef
Strauss. (Chronologisch folgen: „Dynamiden“, Walzer, op. 173, „Transaktionen“, Walzer, op. 184, „Delirien“, Walzer, op. 212, „Sphärenklänge“, Walzer, op. 235, „Aquarellen“, op. 258, und „Mein Lebenslauf
ist Lieb‘ und Lust“, op. 263). Nikolaus Harnoncourt nannte den Walzer „Dorfschwalben aus Österreich“
die „Pastorale“ von Josef Strauss… Im September des abgelaufenen Jahres 2014 wurde der Walzer 150
Jahre alt!
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Mit der Schnellpolka „Vom Donaustrande“, op. 356, von Johann Strauss Sohn, aus dessen Operette „Der
Carneval in Rom“, ebenfalls aus dem Weltausstellungsjahr 1873, wurde der erste Teil dieses großartigen
Strauss-Konzertes abgerundet.
Der von Felix Breisach gestaltete Pausenfilm zeigte die Wiener Ringstraße, welche im Jahre 2015 den
150. Jahrestag der Eröffnung durch Kaiser Franz Joseph begeht. Der Bau der Wiener Ringstraße gehört
zu den größten Leistungen in der Franzisko-Josephinischen Ära.
Im zweiten Teil des Neujahrskonzertes nimmt das Programm Bezug zu den größten Jubilaren 2015: Am
12. März 1365 begründete Herzog Rudolf IV. von Österreich die älteste Universität im deutschsprachigen Raum, am 6. November 1815 wurde die Technische Universität begründet. Die Brüder Johann und
Josef Strauss ließen sich auch dort ausbilden.
Der zweite Teil begann daher mit einem Block jener Werke, welche die Brüder Johann und Eduard
Strauss den technischen Fortschritt und die damit verbundene Erfindungswelle musikalisch dokumentierten:
Johann Strauss Sohn:
Perpetuum Mobile, Musikalischer Scherz, op. 257
Accelerationen, Walzer, op. 234 (vom lat. accelerare = beschleunigen)
Elektro-Magnetische Polka, op. 110 und
Eduard Strauss:
Mit Dampf! Polka schnell, op.70, in der die Geräusche der Dampfmaschinen nachempfunden werden!
Eduards zweite Schnellpolka, die im Rahmen des Neujahrskonzertes 2015 gespielt wurde, bei der der
Schlagzeuger eine Rassel einsetzte.
Mit dem großen Walzer „An der Elbe“, op. 477, setzten die Wiener Philharmoniker unter der Leitung
von Zubin Mehta, das berühmteste Strauss-Konzert der Welt fort. Der Walzer „An der Elbe“ war Johann
Strauss‘ letzter Walzer, den er selbst dirigierte. Er wurde in Dresden ediert. „An der Elbe“ (Hamburg)
wurde auch vor 40 Jahren die „Deutsche Johann Strauss-Gesellschaft“ durch den Hamburger Rechtsanwalt Joachim Viedebantt gegründet. Dies und die Beziehung des Werkes zu Dresden wurde bei der Präsentation durch die Ansagerin nicht erwähnt, was für uns Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung
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das Wichtigste wäre… Schon in jungen Jahren widmete Johann Strauss der Elbmetropole den „SachsenKürassier“-Marsch, op. 113, die „Zehner“-Polka, op. 121, und den Walzer „Vermählungs-Toaste“,
op. 136. Unser Meister verbrachte dort eine schöne Zeit, wie es Herr Ludwig Müller in seinem Artikel
„Wiener Blut in Elbflorenz“ festhielt („Neues Leben“, Heft 27, S. 44 - 53).
Der dänische Walzerkönig Hans-Christian Lumbye war wieder (nach 2010) mit dem Champagner-Galopp,
seinem berühmtesten Werk, vertreten. Am Ende dieses Werkes wurden Champagner ausgeschenkt und
zum neuen Jahr angestoßen. Lumbyes Galoppaden sind genauso spektakulär wie jene der Brüder
Strauss… Hoffentlich werden in den kommenden Jahren weitere dieser effektvollen Stücke im Rahmen
des berühmtesten Strauss-Konzertes der Welt gebracht.
Die „Studenten“-Polka, op. 263, des 37-jährigen Johann Strauss Sohn erklang im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker zum ersten Male und wurde in den Räumen der Wiener Universität auf dem gleichnamigen Abschnitt der Ringstraße getanzt – wie wenig später der berühmte Walzer
„Wein, Weib und Gesang“, op. 333. Die Studenten-Polka zitiert einige Studentenlieder – wie die Hymne
der Akademiker „Gaudeamus Igitur“ und „Wohlauf getrunken noch den funkelnden Wein…“
Zwischen diesen beiden Werken erklang erstmalig der „Freiheits“-Marsch, op. 226, von Johann Strauss
Vater, der an die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848, erinnert und an Aktualität nichts eingebüßt
hat. In diesem Jahr schrieb der Begründer der bekanntesten Musikerfamilie des 19. Jahrhunderts einige
Märsche („Österreichischer Nationalgarde“-Marsch, op. 221, „Marsch der Studenten-Legion“, op. 223,
„Marsch des einigen Deutschlands“, op. 227, „Brünner Nationalgarde“-Marsch, op. 231, „Jellacic“Marsch, op. 244), die es ebenso wert wären, auch einmal im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener
Philharmoniker gespielt zu werden.
Die „Annen“-Polka, op. 117, von Johann Strauss Sohn dirigierte Zubin Mehta zu Ehren seiner Gattin Nancy, die beim Konzert unter den Zuhörer(inne)n saß…
Nach dem Walzer „Wein, Weib und Gesang“ erklang als dritte Schnellpolka von Eduard Strauss „Mit
Chic“, op. 221. Vermutlich war es auch der bevorstehende 180. Geburtstag des jüngsten der Brüder
Strauss, der heuer am 15. März dieses Jahres begangen wurde, der bewog, ihn vermehrt aufzuführen.
Die Wiener Philharmoniker sollten künftig verstärkt auch Werke von Eduard Strauss in ihren Neujahrskonzerten bringen (s.o.).
Eduard Strauss sollte endlich auch bei der Programmansage durch die ORF-Sprecher in das rechte Licht
gerückt werden!
Als erste Zugabe erklang die „Explosions“-Polka, op. 43, des jungen Johann Strauss Sohn aus dem Jahre
1847. Der Dirigent ließ es persönlich zu diesem Werk „krachen“ und ein Konfetti-Regen fiel auf das Orchester herab.
Mit dem Walzer „An der schönen blauen Donau“, op. 314, von Johann Strauss Sohn und dem
„Radetzky“-Marsch, op. 228, von Johann Strauss Vater wurde das traditionelle Neujahrskonzert der
Wiener Philharmoniker 2015 abgerundet.
Als prominente Gäste saßen Herr Bundespräsident Dr. Heinz Fischer mit seiner Gattin sowie der Generaldirektor des ORF, Herr Mag. Alexander Wrabetz mit seiner Gattin unter den Zuhörern. Für das amerikanische Fernsehen kommentierte wieder Dame Julie Andrews (bekannt als „Mary Poppins“ und „Maria
Trapp“) das weltberühmte Strauss-Konzert der Wiener Philharmoniker.
Die Wiener Gärtner und Floristen sorgten für den opulenten Blumenschmuck in rötlichen Farbtönen.
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Am 9. Jänner 2015 gab die Plattenfirma SONY das Neujahrskonzert auf Doppel-CD heraus. Die DVD erschien Ende Januar dieses Jahres. Diesem Konzert ist auf Bild- und Tonträger eine weite Verbreitung,
den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde zu wünschen.
2016 wird das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker vom lettischen Dirigenten Mariss Jansons
zum dritten Male nach 2006 und 2012 dirigiert.
Neujahrskonzerte 2015
Das Orchester der Staatlichen Philharmonie „Transilvania“ aus der rumänischen Stadt Cluj-Napoca
(Klausenburg) unternahm vom 2. bis 10. Januar eine Schweiz-Tournee (Lachen, Uznach, Rüti, Einsiedeln,
Zürich, Lausanne, Cossonay) mit zwei verschiedenen Programmen (Programm I: Berühmte Melodien von
Johann Strauss Vater und Sohn [Donauwalzer, „Banditengalopp“, „Perpetuum mobile“, „RadetzkyMarsch“ usw.]; Programm II: Werke von Telemann, Bach und Vivaldi). Das Orchester, 1955 gegründet,
hat eine umfangreichreiche Diskografie vorzuweisen und gilt als eines der besten Sinfonieorchester Rumäniens; es hat mit namhaften Künstlern (Kurt Masur, Radu Lupu usw.) zusammengearbeitet und unternimmt Gastspiele quer durch Europa.
Modernisierte beschwingte Operette lässt das Publikum schwärmen
Die Operettenbühne Wien unter Heinz Hellberg bringt die begeistert aufgenommene Revueoperette
„Maske in Blau“ nach Schweinfurt
von Manfred Drescher
Seit vielen Jahren kommt Heinz Hellberg mit der Operettenbühne Wien nach Schweinfurt und beweist
auch mit der heutigen Aufführung, warum er zum Dauereingeladenen geworden ist. Er hat einfach einen
Draht zur Operette, bringt sie lebendig, ausgelassen und farbenprächtig auf die Bühne und lässt sie
größtenteils authentisch aufführen, wobei man seine Hingabe und seine Liebe zu dieser
Musikform nicht nur erahnen
sondern in jeder Sekunde erspüren kann. Die Inszenierung
von Hellberg ist etwas gestrafft,
ist jedoch in jeder Szene nachvollziehbar. Ein schönes Bühnenbild, immer unter der Voraussetzung der Möglichkeiten
eines Tourneetheaters, welches
einfach gestaltet, aber aussagekräftig und einprägsam ist.
Adrian Boboc hat hier gute
Arbeit geleistet, wie auch die
Kostüme von Lucya Kerschbauer farbenprächtig, stimmig und teilweise sogar verschwenderisch dargeboten werden. Allein die
Juliska hat vier oder fünf Kostümwechsel, ich habe sie nicht gezählt, es können auch noch mehr gewesen
sein. Und auch die übrige Truppe gefällt sich in immer wieder neuen Roben. Das macht dem Auge Spaß
und löst heftigen Zwischenapplaus aus. Etwas gewöhnungsbedürftig ist für mich am heutigen Nachmittag das Orchester. Heinz Hellberg hat den Taktstock an László Gyükér übergeben und dieser macht seine
Sache ausgezeichnet. Ich freue mich schon, ihn im Sommer in Bad Ischl erleben zu dürfen, wo er „My
Fair Lady“ dirigieren wird. Er hat das Orchester im Griff, hilft ihm über manche Klippe hinweg, nimmt es
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bei den Sängern wohltuend zurück, damit die Stimmen nicht übertönt werden und zeigt insgesamt ein
exzellentes Dirigat. Was mich trotzdem etwas irritiert, ist die Tatsache dass man das Orchester praktisch
als Big Band auftreten lässt. Hellberg hat hierzu das Orchestermaterial neu arrangieren lassen. Allein
durch diese Instrumentierung klingt alles frischer, schmissiger, voller Pep, manchmal aber für mich etwas zu jazzlastig. Aber das ist natürlich eine reine Auffassungssache, das Publikum jedenfalls geht begeistert mit dem Sound der Musik mit und geizt nicht mit ständigem starkem Applaus. Wenn man so will
hat Hellberg versucht die Grenzen zwischen der klassischen Operette und dem Musical etwas zu verwischen bzw. anzugleichen. Der Showcharakter des Stückes wird so sehr stark betont und herausgestellt.
Auch der Chor und das Ballett der Operettenbühne können voll überzeugen.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Der Maler Armando Cellini hat eine maskierte Frau gemalt, in die er
sich unsterblich verliebt. Sein
Bild „Maske in Blau“ wurde
prämiert und er wartet, dass sie
ihr Versprechen einlöst, ihn
nach einem Jahr aufzusuchen
und sich erkennen zu geben. In
Evelyn Valera, die aus Argentinien eintrifft, erkennt er seine
unbekannte Schöne wieder und
sie verlieben sich ineinander.
Durch eine Intrige werden sie
fast getrennt, aber zum Schluss
finden sie natürlich zueinander,
ebenso wie sein Freund Seppl
Frauenhofer die reizende Juliska
Varady erobern kann. Lediglich
der intrigante Pedro dal Vegas
(der in der heutigen Inszenierung vom Prinzipal Heinz Hellberg höchstpersönlich verschlagen und rollendeckend geboten wird) bleibt allein zurück.
Die Plantagenbesitzern Evelyn Valera wird von Judit Bellai verkörpert. Und sie macht ihre Sache ausgezeichnet. Mit schönem, leicht ansprechendem, in der Höhe leuchtendem Sopran verzaubert Judit Bellai
nicht nur Armando sondern auch das Publikum im ausverkauften Theater der Stadt Schweinfurt. Als Armando Cellini brilliert der Tenor Thomas Markus. Sein voller, kräftiger, strahlender, die Höhen mühelos
erklimmender Tenor beeindruckt das Publikum und Signora Valera. Bei seinem Tenorschlager „Schau
einer schönen Frau nicht zu tief in die Augen“ werden einige Augen der anwesenden Damen im Publikum feucht. Gerne würden sie sich von Thomas Markus in die Augen schauen lassen. Die beiden Singschauspieler vereinen ihre Stimmen in den Duetten und sie harmonieren wunderbar zusammen, was
man bei „In dir hab ich mein Glück gefunden“ sehen und hören kann. Operettenträume in Reinkultur
beim Gesang dieser beiden Vollblutkünstler. Ja und da ist dann ja auch noch die Juliska in Gestalt von
Susanne Hellberg. Es ist unbeschreiblich, wie Susanne in immer neuen Kostümen wie ein Derwisch über
die Bühne wirbelt. Gesanglich besticht sie mit Leidenschaft und Feuer und fast könnte man sagen mit
ungarischem Paprika. Es ist bewundernswert, wie diese Künstlerin über viele Jahre als Stütze der Wiener
Operettenbühne agiert und scheinbar nicht altert. Ihr kongenialer Partner ist Alexander M. Helmer, der
mit sehr schönem weichen und warmen Bariton bestechen kann. In diesem Zusammenhang seien auch
die vorzügliche Choreographie von Enrico Juriano und die Maske von Mioara Dumitrescu lobend erwähnt. Als Franz Kilian tritt David Hojsak auf, der mit seinem jugendlich frischen Spiel beeindrucken
kann. Stimmlich kann er das leider momentan noch nicht so sehr, hier sollte er doch noch etwas zulegen, zu klein ist die Stimme momentan noch. Der treue Diener von Evelyn Valera wird mehr als rollendeckend von Urs Mühlenthaler dargestellt. Er kann in seinen Auftritten voll überzeugen, ist schauspiele71
risch immer präsent. Ebenso wie der bereits erwähnte Chef der Wiener Operettenbühne Heinz Hellberg,
der den schmierigen Pedro dal Vargas darstellt. Mario Penev vervollständigt als Marchese Cavalotti das
Ensemble.
Wieder hat die Wiener Operettenbühne das Publikum begeistert und mitgerissen. Wieder einmal wurde
deutlich vor Augen geführt, dass die Operette noch lange nicht tot ist – im Gegenteil, wenn sie so wie in
Schweinfurt geboten wird, wird sie zu unserer Freude noch sehr lange auf den Spielplänen unserer Bühnen stehen.
Besuchte Aufführung im Theater der Stadt Schweinfurt 20. Jan. 2015, Fotos: Claudius Schutte
Johann Strauss Gala in Northampton
von Jonas Geelhaar
Über die Website unserer englischen Schwestergesellschaft erfuhr ich kürzlich von einer Konzertreihe
„Johann Strauss Gala“. Da einer der Veranstaltungsorte glücklicherweise in meiner Nähe gelegen war,
nutzte ich die Chance, das englische Kulturleben kennenzulernen. Gespannt wie Strauss hier in England
zelebriert wird, fuhr ich mit einigen Erwartungen nach Northampton.
Um es gleich vorwegzunehmen, die Johann Strauss Tänzer und das Johann Strauss Orchester unter Rainer Hersch boten ein ausgezeichnetes Konzert mit viel Schmiss und Einsatz. Über das musikalische hinaus wurden die etwa 25 Musiker auch szenisch eingebunden, was den Abend noch bereicherte. Sie
überzeugten auf ganzer Linie durch einen schönen Klangkörper, präzise eingesetzt mit der notwendigen
Zurücknahme in den Vokalstücken – ausgezeichnet. Ihr „unbändiger“ Dirigent und Moderator, Rainer
Hersch, präsentierte bestens aufgelegt und mit viel Humor ein Programm, das neben den Werken von
Johann (Vater und Sohn) sowie Josef Strauss auch solche von Edward Elgar und anderen enthielt.
Mit seiner unvergleichlichen Art führte Rainer Hersch nicht nur durch den Abend, erzählte Geschichten,
sondern band auch das Publikum in die Musik ein. Insbesondere bei Josefs Polka Feuerfest setzte Hersch
zur Unterstützung des Amboss auf das Publikum, das begeistert seinem Dirigat folgte.
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Als Solistin konnte Kristy Swift (Sopran) glänzen, unter anderem mit der Arie der Adele aus dem zweiten
Akt der Fledermaus. Neben ihrem Gesang ergänzte sie außerdem das Ballett (Choreografie: Alexandra
Worrall), das die herrliche Musik noch darstellerisch erweiterte.
Bei ‚Rosen aus dem Süden‘, ‚Unter Donner und Blitz‘ sowie ‚Geschichten aus dem Wiener Wald‘ fühlte
man sich schon fast wie in Wien. Obwohl Strauss dort zuletzt („Fledermaus“, Wiener Staatsoper) deutlich weniger schmissig dargeboten wurde. Alles in allem eine beeindruckende Darbietung. Man kann
den Künstlern zu ihrem heurigen Jubiläum 40 Jahre Johann Strauss Gala nur gratulieren und ihnen alles
Gute für die Zukunft wünschen.
Besuchte Aufführung: 6. Feb. 2015 Northampton, Royal & Derngate
Man ist amüsiert und freut sich über eine flotte Inszenierung „My Fair Lady“
Musical in flotter Art und Weise bringt Stimmung nach Bamberg
von Manfred Drescher
Heute nun der nächste Bericht aus dem wunderschönen E.T.A.-Hoffmann-Theater im herrlichen Städtchen Bamberg. Und diesmal ist das Landestheater Coburg zu Gast und zwar mit einem der bekanntesten
Musicals überhaupt, der „My Fair Lady“. Das ich nicht unbedingt der größte Verehrer der Musicalszene
bin, brauche ich wohl nicht extra zu betonen, ich habe schon öfter darauf hingewiesen. Und trotzdem,
auch ich verlasse das Theater fröhlich und aufgekratzt und mit einem flotten Liedchen auf den Lippen.
Der bekannte Schauspieler, Regisseur und Autor Holger Hauer hat sich des Stoffes angenommen und er
hat eines auf jeden Fall getan.
Er hat die betuliche Geschichte der Blumenverkäuferin aus der unteren Ebene nicht neu erfunden, aber
er hat sie vom
Staub befreit
und er hat eine
witzige
und
bunte Version
der Eliza Doolittle auf die
Bretter gestellt.
Frisch und doch
fast wie neu
erfunden lässt
er die Figuren
um Eliza agieren und man
merkt ihm die
Freude daran
an, was er da
tut. Nicht nur
als exzellenter
Regisseur sondern auch als
machohafter ausgezeichneter Darsteller des Professor Higgins. Er lässt das Stück in der Übersetzung von
Robert Gilbert daherkommen und es gelingt ihm die bekannte Geschichte transparent, verständlich und
verstehend zu gestalten. Wie aus einem Stück gebacken könnte man fast sagen. Da stören noch nicht
einmal die von mir so verpönten Mikrofone der Darsteller.
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Das Bühnenbild von
Karel Spanhak weiß
in seiner schlichten
Überzeichnetheit
voll zu überzeugen.
Der überdimensionale Sprachtrichter
des Professors in
leuchtenden Farben
ist eines der gelungenen Einfälle. Dem
stehen die Kostüme
von Sven Bindseil in
nichts nach. Die Choreographie von Jochen Schmidtke als
auch die hervorragende Choreinstudierung von Lorenzo
da Rio formen das Ganze zu einem bunten frischen Spektakel, welcher eines tun soll, unterhalten und
dies wird mit Bravour erreicht.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Daxi Pan, der das Orchester gekonnt im Griff hat und
es teilweise aus dem Orchestergraben nur so heraussprudeln lässt. Leider lässt er es manchmal etwas zu
sehr sprudeln und deckt damit leider den einen oder anderen Musicaldarsteller doch etwas zu. Gerade
weil wir es hier nicht mit großen durchschlagskräftigen Opernstimmen zu tun haben, wäre ein klein bisschen mehr Rücksichtnahme auf die teilweise doch etwas schwächeren Stimmen ratsam gewesen. Gerade weil sich alle mit Leibeskräften darum bemühen, eine gute Figur sowohl darstellerisch als auch
stimmlich ab zu geben.
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Und im Großen und Ganzen gelingt es ihnen auch. Die Eliza Doolittle der Anna Gütter jedenfalls wird
zum Publikumsliebling des ausverkauften Hauses. Sie zeichnet den Wandel von der Straßengöre bis hin
zur Lady überzeugend. Mit hervorragendem Spiel und auch einer schönen warmen Sopranstimme wird
sie zum Mittelpunkt der Szenerie und ihr traut man auch das Kunststück zu, den Professor zu zähmen,
denn am Ende lässt sie sich von ihm die Pantoffeln bringen – und er gehorcht.
Der bekannte Film- und Fernsehdarsteller Holger Hauer hat sich in der Inszenierung den liebenswerten
Zyniker und Frauenverachter gekonnt auf den Leib und die recht ordentlichen Stimmbänder geschrieben. Für einen Musicaldarsteller jedenfalls kann er stimmlich recht gut gefallen, ebenso wie sein Freund
Oberst Pickering, der von Nicklaus Scheibli in überzeugender Manier auf die Bretter gestellt wird. Er, der
versucht die junge Eliza von dem doch zuweilen übermachohaften Professor „zu retten“. Ihm zur Seite
Kerstin Kluge als Mrs. Pearce, der Haushälterin und fast möchte man sagen mütterlicher Freundin des
jungen Eliza. Deren Vater, einem unentdeckten Philosophen, gleichzeitig aber Säufer par excellence Alfred P. Doolittle wird von Michael Lion auf die Bretter gestellt. Ihn kann das Orchester nicht übertönen,
er ist als Müllkutscher, der alles herausholen will, nicht für seine Tochter sondern für sich, sicherlich einer der heimlichen Geliebten des Publikums. Wer möchte mit dem alten Schwerenöter nicht mit zum
Hochzeitstanz gehen, bei dem man von vorneherein schon weiß, dass es sicher nicht auf Ewigkeit halten
wird. Der verliebte Schwärmer Freddy Eynsford-Hill wird mit kräftiger überzeugender Stimme von Jiri
Rajnis dargeboten und er macht die Verliebtheit und seine Schwärmerei glaubhaft. Gabriele Künzler
kann in der Rolle von Mrs. Higgins, der Mutter des Professors, die es mit ihm sicher nicht immer leicht
hat, voll überzeugen. Das Publikum ist begeistert und zufrieden, großer langanhaltender Applaus zum
Ende des Musicals und auch der Kritiker geht zufrieden nach Hause, hat er doch heute eine fröhliche
unbeschwerte Aufführung erlebt, bei der sehr viel Herzblut dabei gewesen ist.
Besuchte Aufführung: E.T.A.-Hoffmann Theater Bamberg am 5. März 2015, Bilder: Henning Rosenbusch, Coburg
Operette Bremgarten im „Land des Lächelns“
von Rudolf Maeder
Die große Operette ohne Happy End hat anscheinend nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt, obwohl man für eine Inszenierung große Stimmen und ein gutes Buffo-Paar haben muss. Die Operettenbühne Bremgarten (Schweiz), die uns letztes Jahr mit Kálmáns „Bajadere“ überraschte, hat es gewagt –
und es dieses Jahr mit Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ (UA 1929, Metropol-Theater, Berlin) sehr gut gemacht. Wie unser Mitglied Gret Kälin berichtete, erlebte man ein gut gemachtes Bühnenbild ohne Schnickschnack und wunderbare Kostüme. Der bestens vorbereitete Chor hielt sich dezent im
Hintergrund, auch das Orchester übte Zurückhaltung und erzielte damit eine großartige Wirkung. Der
Tenor (Sou Chong) war allerdings etwas zu laut, sehr gut waren Lisa und Gustl. Besonders aber gefiel Sou
Chongs Schwester Mi („Meine Liebe, deine Liebe“). Auch das Ballett fügte sich ausgezeichnet in den Gesamtrahmen eines unterhaltsamen Abends ein.
Besuchte Aufführung: 20. März 2015
Das welsche Abenteuer oder „Bonsoir, Mr. Pantalon!“ von Albert Grisar
von Rudolf Maeder
Die Raritäten sind – wir ihr Name sagt – selten und finden sich nur hie und da auf seltsame Weise. Wie
die folgende Geschichte zeigt, ist auch die Reise zu ihnen nicht immer einfach. In einem Faltprospekt,
den ich in einem Luzerner Museum fand, pries eine Compagnie L‘Opéra par ci par là (junge Gesellschaft,
2013 in Yverdon-les-Bains gegründet) eine Opéra comique eines Komponisten namens Albert Grisar an.
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Der Name Grisar sagte mir sofort etwas, denn man hatte mir in Paris von ihm erzählt und ich hatte vor
langer Zeit einmal ein Werk von ihm als Klavierauszug gekauft. Ich schrieb an die Compagnie ein Mail
und bestellte einen Platz für die letzte Vorstellung in einem kleinen waadtländischen Dorf zwischen Lausanne und Freiburg (Fribourg). Man antwortete mir umgehend und sagte ich sei als Vertreter der Deutschen Strauss Gesellschaft sehr willkommen.
Am letzten Freitag nun machte ich mich auf, um das welsche Abenteuer zu erleben. Ich fuhr von Baar
nach Zürich (umsteigen), von dort nach Lausanne (umsteigen auf die Métro), dann nach Croisettes (umsteigen auf den Bus!) und langte schließlich, gerade zur Mittagszeit, in Carrouge, dem Ort des Geschehens, an. Das nahe gelegene Gasthaus „zur Traube“ („au Raisin“) servierte ein exzellentes Mittagessen
zu einem Preis, von dem man bei uns nur träumen kann… Ich schlenderte durch das Dorf und erreichte
die Grande Salle (den Gemeindesaal), vor dem viele Jugendliche auf Einlass warteten. Ich dachte mir, es
sei eine Jugendvorstellung oder ein Film, bis ich die geschlossene Türe sachte öffnete und mir Klänge der
Ouvertüre von Grisars Werk ans Ohr drangen. Also war da noch eine Nachmittagsvorstellung im Gange!
Ein Taxi brachte mich zu meinem Hotel im Nachbarort Servion. Den Kaffee gab’s dann im „Weißen
Rössl“ („Cheval Blanc“!). Das Taxi kam am Abend wieder und setzte mich an der Grande Salle ab, an der
Kasse wusste man schon, dass ein Operettenliebhaber kommen würde. 25 Franken ist ein sehr moderater Preis für eine Stunde Musiktheater… Inmitten eines mit viel Landbevölkerung in mittlerem Alter gefüllten Saales verlebte ich eine herrliche Stunde Musiktheater mit jungen Künstlern.
Albert Grisar (1808 - 1869) wurde als Kind eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter in
Anvers (Antwerpen) geboren, gilt also als belgischer Komponist. Er wird zum Kaufmann ausgebildet,
bricht aber ab und widmet sich der Musik zu. Nach Musikstudien in Paris erscheint auf Betreiben eines
Bekannten, des großen französischen Sängers Adolphe Nourrit, seine erstes Werk „Le Mariage
impossible“ (Die unmögliche Heirat) 1833 auf
der Bühne des Théâtre de la Monnaie in Brüssel. Und wird sofort zum Erfolg.
Grisar möchte nun das Pariser Publikum erobern, aber „Sarah“ und „L’An mil“ (Das Jahr
1000) erringen an der Opéra-Comique in Paris
nun Achtungserfolge, erst „L’Eau merveilleuse“ (Das Wunderwasser) wird zum ersten Pariser Großerfolg.
Zwischen 1840 und 1848 weilt Grisar in Italien, interessiert sich für die Opera buffa, bereichert sein musikalisches Wissen, komponiert
aber wenig. Neben einigen geistlichen Werken, die ihm das nötige Geld zum Leben verschaffen, arbeitet er an einer Oper „Gilles le
ravisseur“ (Gilles der Freibeuter. Erfolgreiche
UA 1848, Opéra-Comique, Paris). Es folgt eine
Erfolgsserie, in der auch meine Opéracomique, „Bonsoir, Mr. Pantalon!“, das Licht
der Welt erblickt. Im Jahre 1855 erkrankt
Grisar schwer, unterbricht seine Komposition
und erscheint erst wieder 1862 mit einem
Werk auf der Bühne der Opéra-Comique. Diese und seine letzten Opern haben nicht mehr
den gewohnten Erfolg. Grisar hat mit Geld76
und Gesundheitsproblemen zu kämpfen und stirbt schließlich in Paris 1869. Sein Werk umfasst 19
Opern, etwa hundert Lieder und geistliche Musik.
„Bonsoir, Mr. Pantalon!“ ist eine Opéra comique (französische Bühnenwerk des 18. und
19. Jahrhunderts mit gesprochenen Dialogen, später Rezitativen; Hauptvertreter Adolphe Adam und
D. F. E. Auber, auch „Mignon“ und „Carmen“ sind Opéras comiques!) der wunderbaren Art. Bereits die
dreiteilige Ouvertüre reißt einen sofort mitten ins Geschehen in Venedig. Die sechs Personen tragen
zum Teil Namen der Commedia dell‘ Arte: Pantalon, Isabelle, Lélio, Colombine, und diese verwickeln sich
eine typische Verwechslungskomödie mit ins Wasser gekipptem Korb (wie im „Falstaff“) „vergifteten“
Getränken, Billetdoux und an die falsche Person gerichtete Schwüre.
Natürlich löst sich alles nach einer Stunde auf, das junge Paar, das sich vorher nicht kannte (Isabelle und
Lélio), fällt sich in die Arme, Isabelles Mutter Lucrèce kehrt zu ihrem Mann Dr. Tiritofolo zurück, und
Lélios Vater, Mr. Pantalon, und die Kammerzofe Colombine schauen fröhlich dabei zu. Das alles geschieht mit schnellen Dialogen und einer eng am Text bleibenden Musik mit Romanzen, Duetten, Quartetten und so weiter.
Nun, da ich diese Oper gesehen habe, verstehe ich plötzlich viel besser, wo Offenbach, Planquette und
Lecoq ihre Inspiration herhaben, manchmal klang es auch ein bisschen nach Albert Lortzing, also hatte
Anklänge an die deutsche Spieloper. Schnell nach Hause mit dem Taxi, noch eine Cassata mit Maraschino und ein Kaffee und dann „Bonsoir, Mr. Maeder!“
Am nächsten Morgen sieht die Welt sehr grau aus, der Himmel weint unaufhörlich. Mein Chauffeur ist
wieder zur Stelle und bringt mich nach Moudon, einem kleinen alten Städtchen in Richtung Freiburg. Bei
einem ausgedehnten Stadtspaziergang habe ich Gelegenheit, die schönen Bürgerhäuser, Schlösser und
Brunnen zu bewundern und lokalen Käse zu kaufen. Nach dem Essen geht es mit der Lokalbahn nach
Freiburg, dann nach Zürich und wieder zurück nach Baar. Das welsche Abenteuer ist fast zu Ende… Es
klingt noch weiter auf dem Klavier mit Melodien aus Albert Grisars „Bonsoir, Mr. Pantalon!“…
P.S. Die Leitung der Theater-Kompanie hat gestern in einem Mail die Spende der „Deutschen Johann
Strauss Gesellschaft“ herzlich verdankt und wird mit ihr (bei weiteren Produktionen) in Verbindung bleiben.
Besuchte Vorstellung: 20. März 2015
Klingendes Wien – von Schrammeln und Salonorchestern
Ein Hoch auf die Wiener Kultur
von Johannes Böck
Ende Februar 2015 erschien im Sutton-Verlag ein liebevoll gestalteter Bildband, der die Wiener Musikkultur des 19. und 20. Jahrhunderts beleuchtet.
Am Beginn dieses Buches werden die großen Vertreter der Wiener Klassik und des Wiener Walzers, also
auch die Familie Strauss und Joseph Lanner sowie Franz Lehár als Vertreter der Silbernen Operettenära
gewürdigt. Behandelt werden die Entwicklung der Schrammelmusik – nach dem Tod der Brüder
Schrammel entstanden viele Schrammelquartette, welche die Altwiener Volkskultur noch heute pflegen.
Das Quartett besteht aus 2 Violinen, einer Alt-Wiener Kontragitarre mit 2 Hälsen und 13 Saiten, sowie
die G-Klarinette, das sogenannte „Picksüsse Hölzel“.
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Auch den Wiener Volkssängern und den Wiener
Werkelmännern ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Johann Strauss setzte mit seinem Walzer
„Die Volkssänger“, op. 119, ein tönendes
Denkmal, genauso wie Carl Michael Ziehrer mit
dem Walzer „Natursänger“, op. 415.
Ein ausführliches Kapitel beleuchtet die Chormusik in Wien, es entstanden im 19. Jahrhundert zahlreiche Männerchöre in den Wiener
Bezirken.
Die wohl bekannteste Wiener Männerchorvereinigung ist der Wiener Männergesang-Verein,
1843 von Dr. August Schmidt begründet, setzt
sich vor allem für die Interpretationen der Werke von Franz Schubert und Johann Strauss ein.
Unser Meister Johann Strauss widmete dieser
berühmten Chorvereinigung einige Chorwalzer,
beginnend mit dem bekanntesten – „An der
schönen blauen Donau“, op. 314. Es folgen
„Wein, Weib und Gesang“, op. 333, „NeuWien“, op. 342, „Bei uns z’Haus“, op. 361,
„Myrthenblüthen“, op. 395, „Groß-Wien“, op.
440; die Polkas „Sängerlust“, op. 328, und
„Burschenwanderung“, op. 389, die Polka mazurka Champêtre, op. 239, und bereits 1847 widmete der
junge Walzerkönig dem jungen Verein den Walzer „Sängerfahrten“, op. 41, anlässlich der ersten Tournee des Vereines.
Josef Strauss‘ Polka mazur „Dithyrambe“, op. 236, sowie Eduard Strauss‘ Polkas „Serenade“, op. 66,
und „Aus Lieb zu ihr“, op. 135, befinden sich ebenfalls im Repertoire des Wiener MännergesangVereines.
Carl Michael Ziehrer schrieb die Chorwalzer „Singen, Lachen, Tanzen“, op. 486, „So leben wir alle Tage“, op. 503, „Regentropfen“, Walzer, op. 514, und „Wiener Leben und Wiener Leut‘“, op. 549. Berühmte Chorleiter waren Johann Ritter von Herbeck, Viktor Keldorfer, Prof. Franz Xaver Meyer und
Prof. Gerhard Track.
Beleuchtet werden in diesem neuerschienenen Buch auch Wiener Blasmusikkapellen, die auch heute
noch einen Beitrag zur Wiener Musikkultur leisten, sowie Schulorchester und -chöre.
Herausgeber ist der Verlag Sutton, der als Editor von Bildbänden mit historischen Bildern von Städten
und Regionen einen Namen machte. Autoren sind Hans W. Bousska und der in Sache Alt-Wiener Musik
spezialisierte Prof. Ernst Weber, der auch im Rahmen des Symposium Tanz-Signale 2012 des Wiener
Institutes für Strauss-Forschung einen Vortrag hielt.
Dieser Bildband ist unter der ISBN 978-3-95400-485-0 im Buchhandel und im Internet käuflich zu erwerben.
Diesem neuerschienenen Buch ist eine weite Verbreitung zu wünschen.
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Josef Strauss meets Offenbach – Zu einem Naxos-Sampler
von Peter Hawig
Wir danken der „Jacques-Offenbach-Gesellschaft Bad Ems“ für die freundliche Genehmigung des Nachdrucks.
Die Österreicher lieben ihre Strauss-Dynastie, möglicherweise manchmal auf eine volkstümlich sein sollende sämige Art und Weise, die beim Erklingen einer einschlägigen Melodie sentimentale Klischees an
„gute alte Zeiten“ in Wien und drunt‘ in der Wachau wachruft. Aber darum geht es hier nicht: Ein
„Wiener Institut für Strauss-Forschung“, mehrere
international verteilte Strauss-Gesellschaften
(u. a. auch in Deutschland) sorgen für exemplarische
Notentextausgaben,
Konzerte,
CDProgramme; Musikverlage, Bühnen und öffentlichkeitsstarke Privatpersonen lassen es sich angelegen sein, das musikalische Erbe der StraussFamilie, das in Österreich tief verwurzelt ist, immer neu in Erinnerung zu rufen, wodurch wiederum die Verwurzelung verstärkt wird. Gäbe es in
Frankreich und Deutschland nur die Hälfte dieses
wechselseitigen Verstärkungseffektes in Sachen
Offenbach!
Das Label Marco Polo/Naxos hat mittlerweile das
Gesamtwerk (!) von Johann Strauss (Vater), Johann Strauss (Sohn) und Josef Strauss eingespielt. Aus des Letzteren Schaffen hat Naxos nun unter dem
(unvermeidlich englischen) Titel „Josef Strauss meets Offenbach“ die Offenbach-Quadrillen zusammengestellt, die bisher auf etliche CDs verteilt waren. Das ist zu begrüßen, weil die neue CD so jene Offenbach betreffenden Tanzmusiken aus der Feder des mittleren Strauss-Bruders handlich und preiswert
zusammenfasst, die in Wien jedes Bühnenwerk unvermeidlich begleiteten: Sie popularisierten es und
profitierten gleichzeitig von dessen Popularität.
Leider ist die Sammlung nicht vollständig: Es fehlen die Kakadu-Quadrille op. 276 (zu Vert-Vert) und die
Schäfer-Quadrille op. 196 (zu Les Bergers). Warum, weiß ich nicht. Platz auf der CD wäre gewesen, denn,
was aus dem Titel nicht hervorgeht, es finden sich auf ihr noch drei Quadrillen nach Motiven anderer
Komponisten: Gounods Faust, Ambroise Thomas‘ Le Caïd und Crispino e la Comare der italienischen
Brüder Luigi und Federico Ricci.1
So interessant es ist, diese Seltenheiten, wenn auch ins Korsett der Quadrillen und ihrer festgelegten
Tanzschritte, zu hören, so bedauerlich ist es, dass die Offenbach-Palette nicht vollständig ist. Dennoch:
Angesichts der hervorragenden Qualität der beteiligten tschechischen und slowakischen Orchester und
der auf dieses Repertoire spezialisierten Dirigenten (Christian Pollack, Michael Dittrich u. a.) sei diese
angenehm anzuhörende CD empfohlen.2
1
Es sei daran erinnert, dass beim Offenbach-Festival 2007 Luigi Riccis Magd und Husar gegeben wurde, zusammen mit Offenbachs Apotheker und Friseur in einer WDR-Produktion (Dirigent: Helmuth Froschauer, Produzent:
Dirk Schortemeier).
2
Josef Strauss meets Offenbach, Naxos 8.578288, bei jpc.
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Richard Genée: Komponist und Librettist
von Pierre Genée
Vortrag des Autors, gehalten zur Vorstellung des Buches „Richard Genée und die Wiener Operette“ am
13. März 2015 in der Wienbibliothek. Wir danken ihm sehr herzlich für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Franz Friedrich Richard Genée wurde am 7. Februar 1823 in Danzig geboren. Sein Vater entstammte
einer preußisch-hugenottischen Familie in Königsberg und machte sich als Sänger, Schauspieler und Regisseur einen Namen.
In den Jahren 1824 bis 1841 lebte – mit Unterbrechungen – sein Vater Johann Friedrich mit seiner Familie in Berlin. In dieser Stadt wuchs auch Richard auf, er besuchte das renommierte Gymnasium „Zum
Grauen Kloster“ und begann anschließend ein Medizinstudium. Doch bald fühlte sich Richard von Musik
und Theater viel stärker angezogen. Sein Vater hatte Verständnis und ermögliche ihm eine gediegene
Ausbildung in Kompositionslehre.
1841 übernahm sein Vater die Direktion des Danziger Stadttheaters, wo auch Richard seine ersten Erfolge als Dirigent
und Komponist feierte.
Nach mehreren unsteten Wanderjahren (über Reval, Riga bis
nach Köln und Düsseldorf) finden wir Richard Genée 1857 in
Mainz, wo ihn das fröhliche Karnevalstreiben zu zahlreichen
humoristisch-ironischen Liedkompositionen (meist in Form
von Duetten, Terzetten, Quartetten und Männerchören) inspiriert haben dürfte. Hier schuf er auch eine Reihe von musikalischen Szenen und Einaktern (z. B.: die „Generalprobe“
und den „Zopfabschneider“). Damals entstanden höchstwahrscheinlich auch seine beiden Operetten für Liedertafeln:
„Die Prinzessin von Kannibalien“ und „Don Trabucco de
Trabucillos“, zu denen er sich auch die Texte schrieb.
Die Aufzählung diese Bühnenwerke soll auch darauf hinweisen, dass Genée – parallel zu Suppé und Millöcker – wichtige
Impulse zur Entwicklung einer deutschsprachigen Operette
geliefert hatte.
In den Jahren 1862/63 finden wir Genée in Schwerin und
Amsterdam. Im April 1864 nimmt er die Stelle eines leitenden
Hofkapellmeisters am Deutschen Theater in Prag an. Dort
profilierte er sich als souveräner Wagner-Dirigent; gemeinsam mit Friedrich von Flotow schuf er die monumentale Oper „Am Runenstein“, (deren Libretto auch als
Vorlage für eine Wagner-Oper hätte dienen können).
Im Sommer des Jahres 1868 übersiedelte Richard Genée nach Wien. Auf Einladung des damaligen Direktors am Theater an der Wien Friedrich Strampfer tritt er dort die Stelle eine Kapellmeisters und Kompositeurs an. – Als Genée in Wien eintraf, wurden dort schon seit 10 Jahren Offenbachiaden – mit großem
Erfolg – gespielt. Protagonisten auf diesem Gebiet waren Karl Treumann, Julius Hopp und Friedrich Zell,
der der wichtigste Ko-Autor Genées werden sollte.
Richard Genée ging im Auftrag der Theaterleitung gleich ans Werk: Noch im selben Jahr übersetzte und
überarbeitete er für Offenbach „La Périchole“ und „Die Briganten“; und wenige Jahre später „Fantasio“,
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„Der schwarze Korsar“ und „La Diva – die Theaterprinzessin!“ Bei letzterer arbeiteten Zell und Genée
(1872) erstmals nachweislich zusammen.
Zu dieser Zeit übersetzte und adaptierte Genée auch Werke anderer Franzosen, z. B.: Victor Massés
„Galathéa“, Rillés „Däumling“, Charles Lecocqs „Der schöne Ritter Dunois“, Léon Vasseurs „Silberbecher“ und Hervés „Faust junior“, zudem Genée seinen berühmten „Hexensabbath“ komponiert und textiert hat:
In diesem Intermezzo singen Mephisto und Faust Wagners Musik in travestierter Form, während in kleinen Nebelbildern die Köpfe von Mozart, Bach und Haydn sich zeigen – und zum Schluss erscheint das
Bild Richard Wagners: eine Tafel in Händen haltend mit der Aufschrift „Das Judentum in der Musik“.
Interessant ist der Schluss dieser Faustlegende: Margarethe und Faust wollen sich verloben, doch plötzlich bricht Faust seinen Pakt, wirft alle Reichtümer von sich, worüber das Gretchen mehr als entsetzt ist.
Zu allerletzt will sie sich Valentin anschließen, der im Begriffe ist, gen Himmel zu schweben. Doch Mephisto zieht sie zurück und nietet sie fest an Faust – fortan zu ewigem Tanze verdammt! Dieser Ausgang
steht in krassem Gegensatz zu Goethes „Faust“, dem am Ende alles vergeben wird. (Auch in Hofmannsthals „Jedermann“ scheint die G’schicht gut auszugehen!)
Diese Art der Vergangenheitsbewältigung ist bei den französischen Autoren auf wenig Gegenliebe gestoßen, Genée macht ebenfalls keinen Rückzieher, er legt noch nach und verweist den Wagnerschen
Antisemitismus in das Reich der Hexen. Das laizistische Frankreich baut mehr auf irdische Gerechtigkeit
als auf die Gnade Gottes. Typisch für Genée, dem rührselige Happy-Ends zuwider waren.
Die Rezeption des Stückes in Wien war erwartungsgemäß gespalten, Goethe war den Wienern „zu heilig“ und Wagner „zu verehrungswürdig“.
Die Offenbachiaden hatten im Wien der 60-er Jahre einen fulminanten Erfolg. Satirischer Witz, französische Leichtigkeit, Frivolität und Pikanterie bildeten einen Gegenpol zum Wiener Volksstück. Man fühlte
sich mehr als Städter und distanzierte sich von einem Vorstadtpublikum.
In den 70-er Jahren trat eine Akzentverschiebung ein. Nach dem deutsch-französischen Krieg wurden
die Offenbachiaden als zu frivol und dekadent verteufelt, die burlesken Texte hatten sich überlebt.
Wie Richard Genée in einem der seltenen Interviews zu verstehen gab, „…setzte sich das Wiener Theaterpublikum aus ganz anderen Elementen zusammen als das Pariser… Dort bildete eine blasierte
jeunese dorée mit der demimonde den Hauptfaktor der Zuhörerschaft, um nach luxuriösen Diners bei
prickelnder Musik mit pikanten Zweideutigkeiten angenehm – zu verdauen. In Wien gehört das Theatervergnügen zu den Abendunterhaltungen der ganzen Familie, und auf dieses Moment musste Rücksicht
genommen werden…“ Zu den Wiener Volksstücken wollte man nicht zurückkehren – also war der Ruf
nach einer eigenständigen Operette unüberhörbar geworden.
Schon in den 60-er Jahren leisteten Suppé und Millöcker wichtige Vorarbeiten: man denke an die Einakter „Das Pensionat“, „Flotte Bursche“, „Die schöne Galathée“, „Die keusche Diana“ und „Die Fraueninsel“, doch verglichen mit den Offenbachiaden blieb es oft nur bei Premieren-Erfolgen.
Genée verstand es – auch wenn französische Sujets als Vorlage dienten –, seine Libretti den Wiener
Verhältnissen anzupassen. Der beste und wahrscheinlich unübertroffene Wurf war das Textbuch zur
„Fledermaus“. Es erinnerte weder an ein Wiener Volksstück noch an eine exotistische Offenbachiade. Es
handelte sich um eine gelungene Satire auf das arrivierte Bürgertum, das sich in seinen liberalen Expansionstendenzen über alle Zwänge und Schranken hinwegzusetzen glaubt und sich dabei vordergründig
amüsiert, freilich nur dann – wenn man zur gehobenen Gesellschaft zählt. Dazu gehören Frack und Ball81
kleid, viel Freizeit und finanzielle Unabhängigkeit. Aber! Alles hat seine Grenzen: Alfred darf die Ehe der
Eisensteins nicht stören, er muss nolens volens in den Knast. Adele muss sich gefallen lassen, im geborgten Ballkleid coram publico als Stubenmädchen denunziert zu werden. Rosalinde verbirgt ihre Ehe hinter
einer Maske und einer anderen Nationalität. Und Eisenstein erleidet eine bittere Blamage, ohne auf seine Rechnung zu kommen. Ironie und Häme bestimmen den Grundtenor der Handlung, ohne auf frivole
oder gar obszöne Elemente zurückgreifen zu müssen! Keine der handelnden Personen überschreitet die
unsichtbaren Grenzen – mit einer Ausnahme, wenn Adele im Berliner Tonfall „die Dame von Paris“ besingt; zum Schluss heißt es dort:
„…Der Adolf kriegt ‘nen Schuss in Bauch,
‚Verzeihung‘ stammelt der Marquis,
Und sinkt mir auf die Knie!
Ich lisple: ‚Ich verzeihe Dir‘!
Und such‘ ‘nen andern Adolf mir!“
Das mag im fernen „Sündenbabel“ Paris angehen, doch schon hat der rote Stift der Zensur die ganze
Strophe gestrichen! Bis heute werden die letzten Zeilen nicht gesungen.
Die nachfolgenden Strauss-Operetten reichen nicht an die Popularität der „Fledermaus“ heran. Welterfolge entstehen nicht am Fließband! Erst der „Zigeunerbaron“ (mit dem Textbuch von Ignaz Schnitzer)
hält einigermaßen einem Vergleich stand.
Als zweiter im Bunde des sogenannten Goldenen Operetten-Trios ist nach Strauss Franz von Suppé zu
nennen. „Fatinitza“ ist seine erste abendfüllende Operette, der ein durchschlagender Erfolg beschieden
ist. Das Textbuch haben Zell und Genée geliefert. Es folgten „Boccaccio“, „Donna Juanita“, „Der
Gascogner“ und „Die Jagd nach dem Glück“. Heute findet sich keines der Bühnenwerke regelmäßig auf
den Spielplänen – eigentlich sehr zu Unrecht.
Der Dritte im Bunde war Carl Millöcker: Die erste von Zell und Genée textierte Operette war „Gräfin
Dubarry“. Die Handlung, in der König Ludwig XV gar nicht auftritt, ist besser als ihr Ruf. Vor allem wird in
beängstigender Weise das abstoßende Intrigenspiel rund um die Maitressenwirtschaft dieses korrupten
Königs vorgeführt. Ganz im Gegensatz zur späteren Umarbeitung durch Theo Mackeben, in der der König glorifizierend in den Mittelpunkt der Handlung gestellt und der Gräfin Dubarry in politischer Hinsicht
sogar eine positive Rolle zugedacht wird. „Die Jungfrau von Belleville“ spielt im 19. Jahrhundert, damals
in der Gegenwart – ein beeindruckendes Dokument gegen Adelsdünkel und korrupte EheArrangements. Damals hochaktuell!
Neben der „Fledermaus“ zählt der „Bettelstudent“ zu den erfolgreichsten Operetten der Goldenen Ära:
Das Libretto (von Zell und Genée) könnte ein patriotisches Landeskind verfasst haben, das die Heldentaten der Polen in schwungvollen Worten feiert. Die spannende Handlung, die ironische Zeichnung des
historischen Milieus und die besondere Charakterisierung der Hauptpersonen haben das Publikum in
aller Welt für sich eingenommen. Der Walzer: „Ach ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküsst…“, Symons Lied: „Ich knüpfte manche zarte Bande…“, das Duett: „Ich setz‘ den Fall…“ und das Couplet: „Ich
hab‘ kein Geld bin vogelfrei….“ sind Ikonen der Operettenliteratur!
Kommen wir auf das kompositorische Schaffen Richard Genées zurück: Wie schon erwähnt schuf er in
den 60-er und 70-er Jahren zahlreiche Lieder, Quartette, Männerchöre, musikalische Szenen und einaktige Operetten.
Eine sehr wichtige Rolle spielt auch das kompositorische Schaffen Genées für die Bühne:
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Schon im Jahre 1845 – also 22-jährig – schuf er die Hintergrund-Musik zu Grillparzers Drama „Der Traum
ein Leben“. Es folgten in den 50-er Jahren die Opern „Der Negersklave von Santo Domingo“ und „Polyphem, ein Abenteuer auf Martinique“. Großen Erfolg erntete die Oper „Der Geiger von Tyrol“ (1857).
Die Handlung spielt vor dem Hintergrund einer Dreiecks-Situation, in der sich der Geigenvirtuose Jakob
nicht entscheiden kann für die Venezianerin Chiaretta oder die Tirolerin Anna. Doch Chiaretta, die sich
nach längerem Zögern doch für den italienischen Intendanten Massapiani entscheidet, gibt Jakob
schließlich frei. Der „Geiger von Tyrol“ kann in übertragenem Sinne als Hommage an die italienische und
deutsche Oper aufgefasst werden. Donizetti und Lortzing haben Pate gestanden.
Zu den wenigen Musikwerken Genées, die auch nachhaltig auf den Spielplänen aufscheinen, zählt der
„Musikfeind“, eine komische Oper in einem Akt, die schon zum Zeitpunkt der Uraufführung (1857) als
„solides Pendant“ zu den Offenbachschen Einaktern angesehen wurde.
1868 übersiedelte Genée nach Wien. Dort angekommen, widmete er sich der Bearbeitung von Libretti,
sei es für Offenbach, sei es für Strauss (man denke an „Indigo“ und „Carneval in Rom“). Dass Genée Johann Strauss auch bei der Komposition seiner Bühnenwerke unterstützend zur Seite stand – ist wissenschaftlich erwiesen.
Einen Riesen-Erfolg erzielte Genée 1876 mit der Operette „Der Seekadett“ und 1877 mit der komischen
Oper „Nanon, die Wirtin vom Goldenen Lamm“. Genée erreichte damals den Höhepunkt seiner kompositorischen Laufbahn! Die folgenden Operetten „Nisida“, „Rosina“, „Die Piraten“, „Die Dreizehn“ und
„Freund Felix“ hatten trotz bester Faktur nicht dieselbe Durchschlagskraft, schon deshalb weil sich durch
den Einfluss neumodischer Tanzrhythmen der Zeitgeschmack verändert hat. Selbst Johann Strauss beklagte das zunehmende Desinteresse an Walzer- und Polka-Tänzen.
In den letzten Jahren widmete sich Genée wieder vermehrt der Librettisten-Tätigkeit. Partner waren
jüngere Komponisten wie Louis Roth, Alfons Czibulka, Max Wolff, Josef Helmesberger, Gustav Geiringer
und Rudolf Dellinger. Ihnen waren oft beachtlich Premieren-Erfolge beschieden, nachhaltig konnten sie
sich nicht auf den Spielplänen halten. Aber gerade diese zahlreichen Operetteninszenierungen, die keineswegs „nur Kompositionen der Tagesproduktion“ waren, haben wesentlich dazu beigetragen, dass
Wien ein Weltzentrum der Operette blieb und in den 90-er Jahren zwei große Erfolge hervorbrachte:
Carl Zellers „Vogelhändler“ und Richard Heuberger’s „Opernball“, und letztendlich Grundlage für die
Lehársche Epoche bildete.
Genée hat in seinen Libretti immer eine Botschaft vermittelt, er war niemals sentimental oder süßlich –
davor bewahrte ihn sein trockener (ich würde sagen: norddeutscher) Humor, niemals wurden Klamauk
und billige Kalauer um ihrer selbst produziert, er war ein begnadeter Lyriker, viele seiner Gesangstexte
in völlig vergessenen Operetten könnten heute so manchem Kabarettisten die Stichworte liefern. Die
Libretti zur „Fledermaus“ und zum „Bettelstudent“ bilden jeweils eine kongeniale Einheit zur Musik und
erheben in diesem Sinne Anspruch auf Weltkunst!
Pierre Genée: Richard Genée und die Wiener Operette –
Eine Buchbesprechung
von Norbert Linke
Der Untertitel zur Bucheinfassung „Richard Genée…“ enthält das bekannte Motto aus der „Fledermaus“:
Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Dass dieser Genée mit noch weiteren „Worterfindungen“ den „Zitatenschatz des deutschen Volkes“ ungemein bereichert hat, entnehmen wir dem
Nachschlagewerk „Geflügelte Worte“ von Georg Büchmann – kurz „Der Büchmann“ genannt.
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Da lesen wir: Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin (nach Suppés Fatinitza) oder Hab‘ ich nur
deine Liebe, die Treue brauch‘ ich nicht (aus Suppés Boccaccio), Schwamm drüber! – Alles für mein Geld –
Ach ich hab‘ sie ja nur auf die Schulter geküsst (aus Millöckers Bettelstudent). Aus der Fledermaus werden häufig das fidele Gefängnis und die Redensart zitiert: ‘s ist mal bei mir so Sitte, Chacun à son gout.
Richard Genée war – neben seinen eigentlichen Berufen als Komponist und Dirigent- zweifellos auch ein
genialer Worterfinder. Auf der Suche nach griffigen Wortzeilen scheute er sich nicht, die Bibel auszuwerten, zum Beispiel 1. Mos. 3, 16, worin Gott zu Eva spricht: Dein Verlangen soll nach deinem Manne sein.
Er soll dein Herr sein. Wir erinnern uns an den berühmten Walzer aus Millöckers Operette „Gasparone“
mit Genées Kommentar: Er soll dein Herr sein. Wie stolz das klingt! Geltung hat’s leider nur sehr bedingt.
Schachspieler kennen die Eröffnungspleite namens „Seekadettenmatt“, benannt nach einer Lebendschach-Partie im II. Akt von Richard Genées Operette „Der Seekadett“, uraufgeführt am 24. Okt. 1876 im
„Theater an der Wien“, daselbst in anderthalb Jahren 48-mal gegeben. Das Libretto des „Seekadett“
hatte Genées Kompagnon Friedrich Zell allein geschrieben.
Genée landete damit, am selben Theater, zwischen „Cagliostro in Wien“ (1875: 56-mal) und „Das Spitzentuch der Königin“ (1880: 100-mal) von Johann Strauss, wozu er die Libretti schrieb. In Zusammenarbeit mit anderen Librettisten (nicht nur mit Zell) war Genée an sage und schreibe 50 Werken beteiligt.
Dabei blieb er als Komponist in Wien zunächst „unterbelichtet“.
Man bedenke: Der „Seekadett“ wurde sogar in New York nachgespielt. Und die Operette „Nanon, die
Wirtin vom Goldenen Lamm“ war bei ihrer Uraufführung am Theater an der Wien (10. März 1877) zunächst nur mit 28 Aufführungen geplant. Eine Serie von 300 Aufführungen am Wallner-Theater in Berlin,
wo das Anna-Lied Anna, zu dir ist mein liebster Gang zum Schlager geriet, führte dann in Wien zu einer
Neuproduktion.
Die „Nanon“ ist Genées bekannteste Operette, die auch heute noch gegeben wird. Freilich war er als
Komponist seinen Kollegen Strauss und Millöcker weniger gewachsen als durch die (Mit-)Lieferung von
Libretti, wodurch er allerdings an ihren Erfolgen mitbeteiligt war.
Nicht nur dadurch zählt er zu den wirksamsten Schöpfern der Wiener Operette zur Zeit der „Goldenen
Ära“. Zumindest die „Nanon“ könnte nach wie vor ein hellhöriges Publikum entzücken. Wir sind nicht
allein auf Strauss oder Millöcker angewiesen. Zu bedenken bleibt: den Werken ihrer unmittelbaren
Nachfolger Heuberger und Zeller ist seine Nanon mindestens ebenbürtig. Textlich ohnehin, aber auch
musikalisch (Volker Klotz: Operette, Kassel 2004, S. 372 und 380).
Zugegeben: Richard Genée ist ein überragender Mitschöpfer der Wiener Operette, dessen einfühlsame
Begleitungen den Operettenkomponisten Johann Strauss erst ermöglicht haben. Soviel ist inzwischen
anerkannt, spätestens seit 1974, als Fritz Racek mit der Herausgabe der „Fledermaus“ (Doblinger/UE)
diese Mithilfen akribisch dokumentiert hat.
Wir können es dem Wiener Neurologen und Ururenkel von Richard Genée nicht verdenken, dass er
schließlich selbst zur Feder griff, nachdem er seit etwa 30 Jahren vergeblich versucht hatte, einen Musikologen oder Gesellschaftswissenschaftler zur Abfassung einer Monografie zu bewegen. Der Unterzeichnende kennt eine Handvoll Persönlichkeiten, die mit dem Projekt Genée befasst und (teils) sogar
mit Fördergeldern bedacht worden sind.
Die Umworbenen hatten sich fast unlösbaren Problemen zu stellen. Ein Librettist/Mitlibrettist mit rund
50 Arbeiten war zu dokumentieren, ein Komponist mit zahlreichen Werken (von denen die im „Werkverzeichnis“ aufgelisteten Opuswerke den geringeren Teil einnehmen), schließlich die verschiedenen
Lebensstationen als Theaterkapellmeister seit 1848: in Reval, Riga, Köln, Düsseldorf, Aachen, Danzig,
Mainz (1857 – 1863), Prag, Schwerin, Amsterdam – und Wien. Diese Stationen zu verfolgen, ist aufgrund
fehlender und vernichteter Quellenmaterialien kaum mehr möglich. Um Zeitungsbestände (Kritikender
genannten Orte) zu recherchieren, hätte es separate Studien von Jahren erfordert, zu denen Pierre Ge84
née allein nicht bereitfinden konnte. Das nun erstmals umfassend Dokumentierte ist dennoch aller Ehren wert.
Pierre Genée beschreibt einleitend auf den Seiten 1 – 148 neben der Darstellung der Persönlichkeit von
Richard Genée Biographien der berühmten Familie von preußisch-hugenottischer Herkunft. Richards
Vater Johann Friedrich Genée wird kurz als Schauspieler, Sänger, Theaterdirektor vorgestellt, wobei besonders interessant ist, dass er u. a. als Opern-Librettist tätig geworden war und damit 1851 am Wiener
Carl-Theater Berücksichtigung fand.
Dann sind die Geschwister dran, die berühmte Soubrette Ottilie Genée (USA-Tourneen!, und ausführlicher Bruder Rudolph Heinrich Genée. Dieser, ein vielseitiger Bassist, Shakespeare-Rezitator, Verfasser
von Bühnenwerken, Theaterhistoriker, 1861 bis 1864 Herausgeber der „Coburger Zeitung“, 1894 in Berlin Gründer und langjähriger Leiter der Mozart-Gemeinde, Dr., Professor: eine anerkannte All-RoundPersönlichkeit.
Für (Franz Friedrich) Richard Genées Jugendjahre ist bezeichnend, dass er in Berlin intensiven Kompositionsunterricht bei Adolf Stahlknecht erfahren hatte. Die Ergebnisse sind in Wien einzusehen: figurierte
Choräle, dreistimmige Fugen, Motetten usw. (WSB 6283 NH). Verglichen mit den Generalbassstudien
von Johann Strauss bei Joseph Drechsler (MH 12896/c) ergibt sich, dass Genée (vorsichtig formuliert)
weit besser kompositorisch ausgebildet war als Strauss. Seine vielfältige Erfahrung in der Komposition
von Männerchor-Humoresken und komischen Liedern (zum Teil auf eigene Texte), von Burlesken und
Liedertafel-Operetten ließen ihn prädestiniert erscheinen, einen Johann Strauss mit kompositorischer
Beihilfe zur eigenständigen Komposition von Operetten zu verleiten. Wie das im Einzelnen belegt werden kann, ist in zahlreichen Abschnitten der Dokumentation von Pierre Genée belegbar geworden. Er
hat die Freundschaften mit von Flotow, von Suppè, Millöcker, die französischen und englischen Einflüsse, als Motor der Wiener Operette und in der musikalischen Zusammenarbeit mit Johann Strauss, besonders am Beispiel „Fledermaus“, nicht zuletzt das kompositorische Eigenschaffen Richard Genées für die
Bühne dokumentiert. Letzteres ist im umfassenden „Werkverzeichnis“ von 200 Seiten erstmals in dieser
Breite veröffentlicht (ein besonderer Vorzug dieser Publikation!), wodurch nunmehr Musikwissenschaftlern aus aller Welt genügend „Stoff zur weiteren Bearbeitung übergeben worden ist. Danke, Pierre!
Wir verdanken diese wichtige Publikation der Spende eines ungenannt bleibenden Mäzens und der (bereits) bewährten Zusammenarbeit des Verlages Erhard Löcker (in der Nähe der Wiener Staatsoper) Der
Verleger hat die Edition liebevoll bedacht 16 Fotos sind eingearbeitet. Den (fast unvermeidlichen) Druckfehlern könnte dadurch begegnet werden, dass ein Zettel eingelegt wird, der die Errata kennzeichnet
und berichtigt.
Bei Löcker hat Pierre Genée bereits anderes publiziert, u. a. mit der Herausgabe von Kleinkunst-Werken
des in Dachau ermordeten Fritz Grünbaum. Dieser war auch als Mitlibrettist an Operetten, wie „Die Dollarprinzessin“ von Leo Fall oder „Der Zigeunerprimas“ von Emmerich Kálmán beteiligt. Wir nennen,
stellvertretend für viele humorvolle Texte, den Schlager Ich hab das Fräulein Helen baden sehn, das war
schön in der Vertonung von Fred Raymond.
Strauss-Konzert im Wiener Musikverein unter Leitung von Alfred Eschwé
1. Mai 2015 ganz im Zeichen der Familie Strauss und der Ringstraße
von Johannes Böck
Am 1. Mai 2015 wurde die Wiener Ringstraße 150 Jahre alt. An diesem Tage brachte das Wiener Johann
Strauss-Orchester unter der Leitung von Alfred Eschwé wieder ein Frühlingskonzert mit Werken der Familie Strauss (ausgenommen Eduard Strauss!), Giacomo Puccini, Gaetano Donizetti und Franz Lehár.
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Es begann bereits um 10 Uhr vormittags mit einem brillanten und ausführlichen Einführungsvortrag, den
diesmal Herr Gerhard R. Menhard, Vorstandsmitglied des Kulturvereines Wiener Blut, unter der Assistenz von Herrn Prof. Helmut Reichenauer, dem Gründervater des Museums der Johann StraussDynastie, welcher den Vortrag mit Tonbeispielen zum Programm unterstützte. Strauss-Freunde aus
Deutschland (Ehepaar Herguth aus Konstanz und Herr Manfred Schneegass aus Leipzig) und den Niederlanden (Frau Elly van Wijk) waren zu diesem Konzert angereist. Anwesend zu dieser Einführung waren
auch Wiener Freunde dieser Musikrichtung.
Im ausverkauften Großen Saal des Wiener Musikvereinsgebäudes,
einem Bau des berühmten Ringstraßenarchitekten Theophil Hansen,
begannen um 11 Uhr vormittags die Mitglieder des Wiener Johann
Strauss-Orchesters mit der Ouvertüre zu „Indigo und die 40 Räuber“,
dem ersten Bühnenwerk unseres Meisters Johann Strauss-Sohn, unter der Taktführung von Maestro Alfred Eschwé (Foto links, aus:
www.wjso.at). Dieses tongewaltige Werk erklang mehrmals im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker (1983 Lorin
Maazel, 1993 Riccardo Muti und 2008 Georges Prêtre).
Es folgte die Arie der Norina «So anch'io la virtú», aus der Oper «Don
Pasquale» von Gaetano Donizetti. Vorgetragen wurde dieses Gesangsstück von Anita Götz, welche an der Wiener Volksoper engagiert ist und mit ihren Gesangsdarbietungen an mehreren Theatern
im deutschsprachigen Raum brillierte.
Josef Strauss, der zweite Sohn von Johann Strauss-Vater, war mit drei Werken vertreten:
1. „Künstler-Gruß“, Polka française, op. 274
2. „Jockey“-Polka schnell, op. 278
3. „Delirien“-Walzer, op. 212
Die Polka française „Künstler-Gruß“, op. 274, erklang – zusammen mit dem Walzer „Freuet euch des
Lebens“, op. 340, seines Bruders Johann und der Polka mazur „Eisblume“, op. 55, seines Bruders Eduard
anlässlich des ersten Balles im Goldenen Saal Wiener Musikvereinsgebäudes. Die Uraufführungen dieser
drei Werke, dirigiert von allen drei Brüdern Strauss, gehörte zu den größten Sternstunden der österreichischen Musikgeschichte! Auch die „Jockey“-Polka schnell, op. 278, gehört zu Josef Straussens bekanntesten Werken aus seinem letzten Lebensjahr 1870. Dieser hegte eine Leidenschaft für den Pferdesport,
dem er mehrmals tönende Denkmäler setzte, beginnend mit der „Jucker“-Polka, op. 27, über „Carriere“Polka schnell, op. 200, zur „Jockey“-Polka schnell, op. 278.
Der kostbare Walzer „Delirien“, op. 212, aus dem Jahre 1867, war der erste Walzer, der bei diesem Konzert erklang. Dieser wurde – wenige Wochen vor der Uraufführung des berühmten Walzers „An der
schönen blauen Donau“, op. 314, seines Bruders Johann – beim Ball der Mediziner in den Wiener
Sofiensälen uraufgeführt. In der Einleitung dieses Walzers werden dramatisch die Fieberträume, das
„Delir“ eindrucksvoll den Zuhörern vorgeführt.
Die Polka mazur „Glücklich ist, wer vergißt“, op. 368, vertrat als erstes die bekannteste Operette „Die
Fledermaus“ unseres Meisters Johann Strauss-Sohn. Man hört im ersten Teil das bekannte Motiv – ähnlich klingend wie der Walzer „Wiener Blut“, op. 354 – heraus.
Die Arie der Lauretta „O mio babbino caro“», aus der Oper „Gianni Schicchi“ von Giacomo Puccini, gesungen von Anita Götz, war die zweite Gesangseinlage in diesem Konzert. Abgerundet wurde der erste
Teil mit dem überaus kostbaren Walzer von Johann Strauss-Sohn, den dieser für den ersten Ball im vom
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Architekten Friedrich Schmidt neu errichteten Rathaus komponierte – Rathausball-Tänze, op. 438. Dieser zitiert in der Einleitung und in der Coda Melodien aus dem 23 Jahre zuvor geschriebenen Meisterwalzer „An der schönen blauen Donau“, op.314 sowie in der Coda die Kaiserhymne. Im Walzer 2B im
Hauptteil dieses Werkes erklingt ein triumphales Ländlermotiv.
Nach einer halbstündigen Pause setzten die Musiker das Programm mit der Ouvertüre zum Singspiel
„Pique Dame“ von Franz von Suppé fort. Dieser ist für seine Ouvertüren bekannt.
Anita Götz sang das Lied „Was mir der Zufall gab“ aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“. Danach der
Walzer „Freuet euch des Lebens“, op. 340, von Johann Strauss-Sohn, der, wie oben erwähnt, beim ersten Ball der Gesellschaft der Musikfreunde am 15. Jänner 1870 hier im Goldenen Saal uraufgeführt wurde, war bereits der dritte Walzer in diesem Konzert.
Am 18. Februar 1853 wurde Kaiser Franz Joseph bei einem Messerattentat schwer verletzt. Die glückliche Errettung besiegelte der junge Johann Strauss-Sohn mit dem „Kaiser-Franz-Joseph-I.-RettungsJubel“-Marsch, op. 126, der im Trio einige Takte der Joseph Haydn-Hymne „Gott erhalte, Gott beschütze
…“ zitiert.
Die „Zweite Künstler“-Quadrille, op. 201, aus dem Jahre 1858, zitiert viele bekannte Melodien der Komponisten der Klassik. Unter anderem wird das Lied „Ja Gold ist nur Chimäre“ aus der Oper „Robert der
Teufel“ von Giacomo Meyerbeer zitiert, der am Ende des Walzers „Zeitbilder“, op. 51, von Josef Strauss
ebenfalls zitiert wird. Dieses kostbare Werk wäre es ebenfalls wert, im Goldenen Saal des Musikvereines
gespielt zu werden (Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, Osterkonzert Wiener Symphoniker,
Konzerte des Wiener Johann-Strauss-Orchesters).
Die Polka schnell „Tik-Tak“, op. 365, vertrat als zweites Tanzstück die Operette „Die Fledermaus“. Das
berühmte „Uhren-Duett“ aus dem 2. Akt dieses Bühnenwerkes stellt die Kennmelodie dieses Werkes.
Auch der bedeutendste Vertreter der Silbernen Operetten-Ära, Franz Lehár, war mit zwei Werken vertreten. Zunächst sang Anita Götz die letzte Gesangseinlage in diesem Konzert: die Arie „Meine Lippen,
sie küssen so heiß“ aus der Operette „Giuditta“. Der Walzer „Gold und Silber“, op. 79, rundete das offizielle Konzertprogramm ab.
Kein Konzert ohne Zugaben: Zunächst erklang die Polka schnell „Auf der Jagd“, op. 373, unseres
Meisters Johann Strauss aus dessen viertem Bühnenwerk „Cagliostro in Wien“. In der Staatsoperette
Dresden wurde diese Operette im Rahmen des „Europäischen Bühnenfestivals“ – von Herrn Dr. Eduard
Strauss zwecks Aufführung aller Bühnenwerke von Johann Strauss-Sohn ins Leben gerufen – am
2. Mai 2015 wieder gebracht. Der „Radetzky“-Marsch, op. 228, von Johann Strauss-Vater rundete das
Programm dieses Konzertes ab.
Von Johann Strauss-Vater und von Eduard Strauss gibt es zusammen zirka 550 (!) Werke, welche es verdienen, im Rahmen berühmter Konzerte (Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, Osterkonzert der
Wiener Symphoniker, Konzerte des Wiener Johann Strauss-Orchesters) gebracht zu werden. Das ist etwa ein Drittel des Gesamtwerkes der Werke aller Mitglieder der Familie Strauss. Ein Blick in die Werksverzeichnisse verrät, dass Gleiches auch für die meisten Werke von Johann und Josef Strauss gilt! Viel
wurde gebracht, vieles ist noch nachholbedürftig! Gleiches gilt für die Zeitgenossen, wie Joseph Lanner,
Familie Fahrbach, Carl Michael Ziehrer etc.
Auch der ORF sollte mit seinem Klangkörper – wie zu Zeiten von Herrn Prof. Max Schönherr wieder Konzerte mit Werken der Familie Strauss und den Zeitgenossen bringen, aufzeichnen und den gebührenzahlenden Hörern in eigens eingerichteten Sendeleisten vorstellen! Dies wäre ein Kulturauftrag! Auch eine
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Gesamtaufnahme aller Werke auf Tonträger von Eduard Strauss, dem jüngsten der Brüder Strauss wäre
längst fällig! Dies hängt vom Good Will der Plattenproduzenten ab.
Zurück zum 1. Mai 2015:
Nach dem Konzert trafen sich die oben erwähnten Strauss-Freunde, zusammen mit dem Autor dieses
Beitrages und seinem Vater, um das Museum der Johann Strauss-Dynastie von Herrn Professor Helmut
Reichenauer zu besuchen. Es befindet sich im Wiener Servitenviertel im 9. Wiener Gemeindebezirk –
Alsergrund –, unweit der Rossauer Kaserne und des Sigmund Freud-Museums.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im nahegelegenen Gasthof „Landsknecht“ in der Porzellangasse
trafen wir im Museum ein, wo uns der „Gründervater“ begrüßte. Er führte uns durch die Räumlichkeiten, der Autor dieses Berichtes hatte die Ehre, den Sektor „Wiener Ringstraße“ zu kommentieren (s. S. in
diesem Heft).
Ein ereignis- und erlebnisreicher Tag ging damit zu Ende …
Folge 1 mit Werken der Zeitgenossen der Familie Strauss erschienen
von Johannes Böck
Fotos: Johann Strauss Society of Great Britain
Im Frühjahr des Jahres 2014 jährte sich die Gründung der Johann Strauss-Gesellschaft von Großbritannien zum 50. Male. Dies nahm unsere Schwestergesellschaft zum Anlass, bei der in Hongkong ansässigen
Plattenfirma Marco Polo zwei CDs mit Weltersteinspielungen unbekannter Werke der Zeitgenossen der
Familie Strauss erstellen zu lassen. An dieser Stelle gilt es wieder darauf hinzuweisen, dass Liebhaber
und Freunde dieser Musikrichtung der Johann Strauss-Gesellschaft von Großbritannien zahlreiche Aufnahmen unbekannter Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen zu verdanken haben!
Nun erschien Anfang Mai 2015 die erste der beiden Folgen. Aufgenommen wurden folgende Werke der
Zeitgenossen der Familie Strauss in Österreich und Europa des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts,
die großenteils zum ersten Male in der Musikgeschichte in der Orchesterfassung auf Tonträgern dokumentiert werden:
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Johann Schrammel:
Iosif Ivanovici:
Joseph Lanner:
Philipp Fahrbach Jr.:
Oscar Fetrás:
Joseph Hellmesberger Jr.:
Carl Millöcker:
Alfons Czibulka:
Philipp Fahrbach Jr.:
Joseph Lanner:
Kurt Schmid:
Philipp Fahrbach Jr.:
Joseph Gung’l:
Carl Michael Ziehrer:
Joseph Hellmesberger Jr.:
Paul Lincke:
Dornbacher Hetz-Marsch
Visuri de Aur (Goldene Träume), Walzer
Tourbillon-Galopp, op. 142a
Franz-Ferdinand-Marsch, op. 333
Uhlenhorster Kinder, Walzer, op. 40
Gavotte d’enfants
Steckbrief, Marsch-Polka aus „Der Feldprediger“
In der Sennbutt’n, Idylle
Sonntagsreiter, Polka schnell, op. 339
Bolero
Anniversary March, op. 527
Telephon, Polka Mazurka, op. 128
Casino-Tänze, Walzer, op. 237
John-Marsch, op. 285
Estudiantina Polka aus dem Ballett „Die Perle von Iberien“
Ouvertüre „Venus auf Erden“.
Einige dieser Werke wurden vom Dirigenten John Georgiadis für diese Aufnahme arrangiert. Er leitete
das Tschechische Kammerphilharmonische Orchester der Stadt Pardubice östlich von Prag in Mittelböhmen. Maestro Georgiadis nahm bereits zum 25-jährigen Bestehen der Britischen Johann StraussGesellschaft eine Platte mit dem Titel „Strauss family in London“ mit dem London Symphony Orchestra
auf. Er spielte außerdem die 6. Folge der Josef-Strauss-Gesamtaufnahme mit dem Philharmonischen
Orchester Kosice ein und dirigiert die Londoner Neujahrskonzerte und die Johann Strauss-Bälle mit der
Oxford Filomusica in Oxford. Hier muss wieder einmal gesagt werden, dass die Musiker in Tschechien
und der Slowakei durch diese Aufnahmen Werkskenntnisse erlangen, während der ORF es nicht der
Mühe wert findet, solche Werke mit dem eigenen Klangkörper aufnehmen zu lassen und diese – wie zur
Zeit von Herrn Prof. Max Schönherr – den gebührenzahlenden Hörern in eigenen Sendungen wieder zu
bringen! Dies ist ein Kulturauftrag, dem die österreichische Sendeanstalt nicht nachkommt. Der Umgang
mit diesem Kulturgut durch den Österreichischen Rundfunk ist eine riesengroße Schande für Österreich
und Europa!
Hingegen leistet die Johann Strauss-Gesellschaft in Großbritannien einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der unbekannten Werke der Zeitgenossen der Familie Strauss auf Tonträger und somit eine gewaltige Pionierarbeit zur Pflege dieser Musikrichtung!
Diesem Tondokument ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken sind viele neue Freunde zu wünschen. Die Darbietung unbekannter Kompositionen der Familie Strauss und den Zeitgenossen
wären eine Bereicherung im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker…
Hinweis der Redaktion: Eine Sammelbestellung nimmt gern Werner Abel für die Mitglieder der DJSG
vor – bitte bei ihm melden ([email protected] oder Tel: 06151/664109).
Neue Tondokumente in Tschechien und den USA erstellt
Ehrgeizige CD-Produktionen der Johann-Strauss-Gesellschaft von Großbritannien
von Johannes Böck (I. und II.) und Rudolf Maeder (III., Übersetzung)
Mitte Mai 2015 fand der Autor dieses Beitrages im Internet zwei interessante CD-Neuerscheinungen, an
der sich die Johann Strauss-Gesellschaft in Großbritannien maßgeblich beteiligte bzw. in deren Auftrag
erstellt wurde, bzw. bei einer von ihnen interessierte Straussfreunde bereits vorab informiert wurden:
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I.
Foto: www.naxosdirect.com
Anlässlich des 50. Jahrestages ihrer Gründung beschloss unsere britische Schwestergesellschaft, zwei
CDs mit unbekannten Werken der Zeitgenossen der Familie Strauss erstellen zu lassen. Die erste Folge
erschien in Mai 2015 (siehe meinen Beitrag im „Almanach“ 15 des Kulturvereines Wiener Blut und S.88
in diesem Heft), nun freuen sich Liebhaber und Freunde dieser Musikrichtung auf die zweite Folge dieser
interessanten Ausgabe, welche im Juli 2015 bei der in Hongkong ansässigen Plattenfirma Marco Polo
herauskommt. Dieses Tondokument enthält Werke der europäischen und mexikanischen Zeitgenossen
der Familie Strauss, welche großen Teils zum ersten Male in der Musikgeschichte auf Silberscheibe gepresst werden: Aus Mexiko wird Juventino Rosas, aus Böhmen werden Karél Komzák, Julius Fučik, Joseph Labitzky vertreten sein, aus Deutschland werden wiederum Einspielungen von Oscar Fetrás (Hamburg) und Paul Lincke (Berlin), aus Rumänien von Iosif Ivanovici und schließlich aus Österreich von Carl
Zeller, Franz von Suppè, Josef Hellmesberger und den, Brüdern Schrammel.
Das angekündigte Programm soll sein:
Iosif Ivanovici:
Paul Lincke:
Carl Zeller:
Julius Fucik:
Iosif Ivanovici:
Karel Komzák:
Franz von Suppè:
Juventino Rosas:
Karel Komzák:
Joseph Hellmesberger jun:
Iosif Ivanovici:
Joseph Labitzky:
Julius Fucik:
Oscar Fetrás:
Johann Schrammel:
Paul Lincke:
Erzherzog Carl Ludwig-Marsch, op. 129
Im Walzerrausch, Walzer
Schön Frau, Polka mazurka, aus „Der Obersteiger“
Regimentskinder, Marsch, op. 169
Flink wie der Wind, Galopp
Blonde, Poste restante, Polka
Niccolo-Marsch aus „Das Modell“
Liebestraum, Walzer
Die Lautenschlägerin, Gavotte, op.119
Fidele Brüder, Marsch, aus „Das Veilchenmädel“
L’Odalisque, Polka mazurka
Immergrün-Galopp, op. 65
Um Mitternacht, Marsch, op. 93
Blaue Augen, blauer Himmel, Walzer, op. 75
‘s gibt nur a Weaner Luft, Marsch
Ouvertüre „Berliner Luft“
Hinweis der Redaktion: Auch hier nimmt gern Werner Abel gern eine Sammelbestellung für die Mitglieder der DJSG vor – bitte bei ihm melden ([email protected] oder Tel: 06151/664109).
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II.
Foto: www.strausspianoedition.com
Gegen Ende der Ausgabe 44/2013 Neues Leben der Deutschen Johann Strauss-Gesellschaft wurden in
dieser Ausgabe die ersten Folgen der Strauss Klavier-Edition des in Kalifornien/USA lebenden japanischen Elektronikingenieurs und Pianisten, Herrn Dr. Taka „Strauss“ OTAGAWA sowie dessen Lebenslauf
veröffentlicht. Einige dieser Aufnahmen kann der Musikfreund im Internet auf www.youtube.com anhören, am besten über www.google.com.
Mitte Mai 2015 veröffentlichte Herr Dr. Otagawa bereits die 7. Folge dieser beispiellosen, ehrgeizigen
und ambitionierten Klavieredition. Zum ersten Male in der Musikgeschichte sollen insgesamt über
200 Werke von Eduard Strauss, welche bisher nie oder sehr selten zu hören waren, auf 20 (!) CDs (oder
mehr) aufgenommen werden. Mit dabei sind auch je CD ein Walzer von Johann und Josef Strauss. Diese
Einspielungen entstehen in Zusammenarbeit der Johann-Strauss-Gesellschaften von Großbritannien und
Japan. Damit will Herr Dr. Otagawa bedenkliche Lücken schließen. Für diesen besonders respektvollen
und fairen Umgang gegenüber dem Lebenswerk aller drei Brüder Strauss und die damit verbundene
gewaltige Pionierleistung gebührt Herrn Dr. Taka „Strauss“ OTAGAWA der Dank der Liebhaber und
Freunde dieser Musikrichtung! Er gehört – neben den Herren Prof. Franz Mailer, Prof. Max Schönherr,
Prof. Eberhard Würzl, Prof. Norbert Nischkauer, Leif Johanisson, Alfred Dreher, Prof. Christian Pollack,
Peter Kemp, Andrew Lamb und John Diamond, Prof. Helmut Reichenauer und den anderen Größen der
internationalen Johann-Strauss-Gemeinschaft - zu den großen Strauss-Pionieren! Im Gedenken an die
Wegbereiter spricht man in den Vereinigten Staaten von Amerika vom Pioniergeist, der auch in der
Strauss-Welt lebt!
Die nunmehrige 7. Folge dieser Klavieredition beinhaltet zum ersten Male auch den „Japanesischen
Marsch“ von Josef Strauss, als op. 124 in Russland erschienen, über dessen Entstehungsgeschichte der
ehemalige Vorsitzende und nunmehrige Ehrenpräsident auf Lebenszeit, Herr Peter KEMP von der Johann Strauss-Gesellschaft in Großbritannien, im Rahmen des Symposiums „Tanz-Signale“ 2014 des Wiener Institutes für Strauss-Forschung einen Vortrag hielt. Der „Japanesische Marsch“ weist auf das
40jährige Gründungsjubiläum der Japanischen Johann Strauss-Gesellschaft im Jahr 2015 hin!
Von Eduard Strauss ist sein Opus 1, die Polka „Ideal“ auf dieser Folge dabei.
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Die Walzer „Colonnen“, op. 262, von Johann Strauss-Sohn und „Heimische Klänge“, op. 252, von Eduard
Strauss, widmete der japanisch-amerikanische Pianist Herrn Dr. Eduard Strauss, dem Sohn des letzten
ausübenden Musikers Eduard Strauss II.
Für diese ehrgeizigen und ambitionierten Projekte im Auftrag bzw. unter Beteiligung der Johann StraussGesellschaft in Großbritannien gebührt dieser Gesellschaft der Dank der Liebhaber und Freunde dieser
Musikrichtung!
Diese Projekte beschämen die österreichische Sendeanstalt, welche es nicht der Mühe wert findet, solch
bedenkliche Lücken zu schließen und solche Aufnahmen den gebührenzahlenden Hörern vorzustellen.
Der Autor dieses Beitrages hofft auf einen verstärkten Einsatz der unbekannten
Werke der Familie Strauss und Zeitgenossen im Rahmen des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker, des Osterkonzertes der Wiener Symphoniker, der Konzerte des Wiener Johann StraussOrchesters. Genauso hofft der Autor dieses Beitrages auf eine Gesamteinspielung der Werke von Eduard
Strauss in der Orchesterfassung.
Diesen neuerschienenen Tondokumenten ist eine weite Verbreitung, den darin enthaltenen Werken
sind viele neue Freunde zu wünschen.
III.
Demzufolge muss hier auch auf Folge 6 noch hingewiesen werden:
Dr. Taka(aki) „Strauss“ Otagawa, Ph. D., amerikanischer Bürger, Digitalaufnahmen (Stereo), eingespielt
an seinem Wohnsitz in Silicon Valley USA, *Weltersteinspielung Totale Spieldauer: 79.46
Johann, Josef und Eduard Strauss
1 Trifolien W (Originalfassung) (1865) * 11.48
Eduard Strauss (1835 - 1916)
2 Eldorado Pfr op. 5 (1863) * 5.27
3 Die Hesperiden W op. 18 (1866) * 11.03
4 Apollo Pfr op. 25 (1867) * 4.37
Johann Strauss Sohn (1825 - 1899)
5 Künstlerleben W op. 316 (erste Originalfassung) * 11.12
Für die Künstlerin Yuko Hisamoto, die zwei Bösendorfer-Flügel besitzt (1829 und 1911 gebaut), ist dies
eine besondere Leistung; sie hebt auch die außergewöhnliche Musikalität der Strauss-Klavier-Edition
hervor und meint, der Klavierklang gleiche demjenigen eines Bösendorfers, der in der Zeit zwischen ihren beiden Flügeln gebaut wurde, also ein Instrument, das Johann Strauss selber besessen hat!
Eduard Strauss (1835 - 1916)
6 Freie Gedanken W op. 39 (Originalfassung) (1868) * 10.33
7 In Künstlerkreisen Pfr op. 47 (1869) * 4.07
Josef Strauss (1827 - 1870)
8 Aquarellen W op. 258 (authentische Originalfassung) (1869) * 8.53
Für Maestro Yoichiro Omachi, der an der Wiener Akademie bei Zubin Mehta Musik und bei Dr. Karl
Böhm Dirigieren studierte, eine hervorragende Interpretation; er schätzte auch sehr die Walzer von Josef Strauss (besonders das berühmte Paukensolo in op. 258, allerdings nicht vorhanden in Josefs Origi92
nalfassung!). Maestro Omachi gab dem (jungen) Pianisten Privatstunden: Wie spielt man Strauss-Walzer
auf dem Klavier als Orchestermusik mit einer vielfältigen Dynamik (ppp → fff) und viel Begeisterung!
Eduard Strauss (1835 - 1916)
9 Sprühfeuer Psch op. 243 (1886) * 2.08
10 As we sing, we dance (So singen, so tanzen wir) W op. 66 (1888) * 9.59
Die Klavierurfassungen (bei diesen Einspielungen wurden vorwiegend Erstausgaben verwendet) und die
Abbildungen, vor mehr als hundert Jahren erschienen, sind gemeinfrei. Die Aufnahmen dieser CD sind
allerdings urheberrechtlich geschützt.
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Kálmán rund um die Welt
Yvonne Kálmán, die Tochter und Erbin des Csárdásfürsten Emmerich Kálmán und Schwester von Komponist Charles Kálmán, lebt in Mexiko, in den USA und in München. Sie reist von dort rund um die Welt,
um das Werk ihres Vaters zu fördern. Sie sagte, dass sie nach dem Tod ihres Vaters „verloren“ gewesen
sei und sie sich in eine psychiatrische Klinik habe begeben müssen, wogegen das Verhältnis zu ihrer
Mutter nie besonders eng gewesen sei. Das Mutter-Tochter-Konzept habe man irgendwann aufgegeben,
was für beide gut gewesen sei…
Startschuss für die Produktion 2015 der Möriker Operette
von Rudolf Maeder
Mit einem Informationsabend begann die diesjährige Neuproduktion des Vereins Operette MörikenWildegg (Kanton Aargau, Schweiz): „Banditenstreiche“, Operette von Franz von Suppé. Präsident Daniel
Angelini ließ die Ouvertüre erklingen und erinnerte daran, dass die Operette bereits 1977 in der Bemühung, unbekannte Werke zu präsentieren, in Möriken aufgeführt wurde. Das als Einakter am 27. April
1867 im Wiener Carl-Theater aus der Taufe gehobene Werk fiel des schwachen Textes wegen gnadenlos
durch. Die Neufassung, nunmehr in drei Akten, mit neuem Buch unterlegt und mit zusätzlicher Musik
aus unbekannten Suppé-Operetten (Bender/Waldenmaier) angereichert, erschien 1955 als „komische
Oper“ auf der Bühne. Die Räubergeschichte, die 1820 in einem Hafenstädtchen am Golf von Neapel
spielt, ist eine Verwechslungskomödie, in der Banditen in die Handlung eingreifen und das vorgesehene
Brautpaar gegen den Willen des Brautvaters zusammenbringen. Die Operette Möriken hat das Ganze
etwas gestrafft, somit spielt man das Werk in zwei Akten, man bekommt damit die mitternächtliche Tarantella im großartigen Finale zu hören, wobei auch die gesamte Musik dem Orchester angepasst wird.
Die Chorproben begannen am 23. April, am 17. Aug. werden die szenischen Proben ihren Anfang nehmen. Die Premiere ist für den 3. Okt. 2015 vorgesehen, es werden bis zum 21. Nov. 2015 24 weitere
Aufführungen folgen… Wir wünschen der Operette Möriken-Wildegg in allen Teilen Freude und Erfolg,
es werden sicher einige Mitglieder der „Deutschen Johann Strauss Gesellschaft“ mit Freunden bei der
Premiere der „Banditenstreiche“ im Zuschauerraum sitzen!
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Der Vogelhändler im Sommer…
Die Bühne Burgäschi (Musik im Äußeren Wasseramt, Schweiz) spielt dieses Jahr zwischen dem 30. Mai
und dem 7. Juli Carl Zellers unschlagbaren Operettenknüller „Der Vogelhändler“, der sich in der Naturkulisse unter freiem Himmel sicher sehr wohlfühlen wird! Karten kann man auf der Homepage
ww.burgaeschi.ch oder per Telefon (Montag bis Freitag, zwischen 14 und 17 Uhr) unter der Nummer
0041 (0)32 674 42 82 bzw. 0041 (0)32 674 42 83 bestellen. Das Operetten-Restaurant empfängt seine
Gäste zwei Stunden vor der Vorstellung zu einem leckeren Mahl oder einem feinen Umtrunk. Grüß euch
Gott, alle miteinander…
„The Sound of Music“ unterwegs
Nochmals zur kurzen Erinnerung, denn die Geschichte ist sicher unseren Mitgliedern bestens bekannt:
Im Jahre 1925 kommt eine Novizin aus dem Salzburger Kloster Nonnberg zur mutterlosen Familie von
Trapp als Kindererzieherin. Sie verliebt sich in den Baron von Trapp, heiratet ihn und gründet mit den
Kindern einen Chor. Die Familie flieht 1933 auf abenteuerliche Weise mit dem Zug nach Italien und von
dort in die USA. Heinrich Himmler bezieht das Trapp-Haus und lässt sich ein abhörsicheres Zimmer einbauen… Maria Augusta von Trapp erringt in den USA große Erfolge mit ihrem Kinderchor und schreibt
ihre Lebensgeschichte: „Die Trapp-Familie. Vom Kloster zum Welterfolg“ (Ullstein, Frankfurt, 1989).
Wolfgang Liebeneiner dreht 1956 mit Ruth Leuwerik und Hans Holt seinen Film „Die Trapp-Familie“ und
1958 die Fortsetzung „Die Trapp-Familie in Amerika“. Die Mischung aus Heimat-, Musik- und Durchhaltefilm wurde zu einem der größten Filmerfolge der Nachkriegszeit! Im Jahre 1959 erschien am Broadway
in New York das Musical „The Sound of Music“ (Rodgers und Hammerstein, mit Mary Martin als Maria
von Trapp, 1443 Aufführungen), als „Die Trapp-Familie“ kam das Musical 1982 ins Stadttheater Hildesheim.
Zum Welterfolg wurde die Geschichte jedoch erst 1965, als der Film „The Sound of Music“ (Wise, mit
Julie Andrews und Christopher Plummer in den Hauptrollen) entstand, und Lieder wie „Edelweiss“ so
berühmt wurden, dass sie die Spieldosen-Industrie eroberten. Deutschland und Österreich aber liebten
weiter ihre deutsche Trapp-Familie. 300 000 Besucher aus aller Welt kommen heute noch nach Salzburg,
um die Originalschauplätze zu sehen. Letztes Jahr nun kehrte die Trapp-Familie wieder mit dem englischen Musical-Titel nach Salzburg ins Landestheater zurück und ging jedes Mal vor ausverkauftem Haus
über die Bühne. Vom 29. März bis 4. April gastierten die Trapps dann im Münchner Prinzregententheater… „The Sound of Music“ wird in der Spielzeit 2015/2016 wieder aufgenommen. Und am 17. Okt. 2015
findet die große Jubiläumsgala „50 Jahre ‚The Sound of Music‘“ in der Felsenreitschule statt.
In eigener Sache…
…bleibt uns nunmehr nur als letzter Satz in diesem Heft:
Ein fröhliches und gesundes Wiedersehen
zum 40-jährigen Jubiläum unserer Gesellschaft
17. - 20. Sept. 2015 in Coburg,
das wünscht Ihnen und uns
Ihre Redaktion:
Manfred Drescher, Jonas Geelhaar, Rudolf Maeder und Dr. Ingolf Roßberg.
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ISSN der Druckfassung:
ISSN der Internetfassung:
1438 – 065X
2194 – 5527