Zürcher Dysarthrie Diagnostik (Version 1) DSD Informelle Dys-SAAR-thrie Diagnostik Erfassung der Alltagsverständlichkeit Sprechstörung Dysarthrie Carsten Kroker & Jürgen Steiner © 2015 Ein Produkt der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik, HfH Postfach 5850 CH – 8057 Zürich www.hfh.ch [email protected] Tel.: +41 (0)44 – 3171128 __________________________________________________________ DSD, Informelle Dys-SAAR-thrie Diagnostik Erläuterungen: Die DSD ist ein informelles Instrument zur Planung der Dys-SAAR-thrie Therapie. Klassifikation oder Schweregradbestimmung ist nicht das Ziel der DSD. Art und Umfang der Komplikationen im Versuch verständlich zu sprechen trotz Dysarthrie kann aufgrund der Verursachung sehr unterschiedlich sein. Durchführung: Die Diagnostik erfolgt in 6 Teilschritten (A-F). Für die Therapieplanung sind Artikulationssteuerung (A), Prüfung der Gaumensegelfunktion (B), die alltagsrelevante Einschätzung der Kommunikationsfähigkeit in einer Telefonsituation unter Ausschluss der Kontextfaktoren wie Mundbild und Gestik (C) sowie die subjektive Einschätzung der Verständlichkeit durch eine Bezugsperson (D) relevant. Teil A und B werden als motorische Diagnostik zusammengefasst. Es ergibt sich eine Objektivierung des Schweregrades über einen Messwert mit dem Metronom (beats per minute, bpm). Additiv wird die Art der Elektrostimulation festgelegt (E). Hierdurch entstehen Ziel und Therapieplan (F). Ergebnis: Durch die Schritte A-E ist die TherapeutIn in der Lage die DST, Dys-SAAR-thrie Therapie zu planen und im Verlauf zu kontrollieren (Einschätzung des Therapieerfolges). Teil C und D ermöglichen eine grobe, alltagsrelevante Einschätzung der aktuellen Verständlichkeit des Sprechers mit Dysarthrie. Datum: __________ DSD, Informelle Dys-SAAR-thrie Diagnostik A-F Name, Vorname, Datum Ereignis, Vordiagnostik zur Art der Bewegungsstörung DSD, Teil A, Artikulationssteuerung und DSD und Teil B, Gaumensegelfunktion (Ermittlung des Silben-Schwellenwertes) Vorbereitung: Sie benötigen ein Metronom, welches beats per minute misst. Instruktion: „Bitte versuchen Sie die Silbe, die ich Ihnen gleich sage, möglichst genau im Takt zu sprechen. Der Takt wird durch das Metronom vorgegeben. Wir beginnen zunächst nicht ganz so schnell und steigern dann das Tempo. Haben Sie dazu noch Fragen?“ Bewertung: 1. Spastische Fehlreaktion: Die Silbe wird ab der gemessenen Grenze vereinfacht, z.B. Clusterreduktion (schla=>scha). Zur Absicherung: Bei der spastischen Dysarthrie kann die Silbe schla deutlich schwerer gestört sein als bla oder kla. 2. Schlaffe Fehlreaktion: Zusätzlich zur spastischen Reaktion kommt es zu Ermüdungserscheinungen (myasthene Reaktionen). Wird die PatientIn aufgefordert die Silbe auf ihrer persönlichen Schwelle im Takt zu halten, kommt es bereits nach 5-10sek zu Ermüdungsreaktionen und in der Folge zu einer Verlangsamung. Bei leichteren Störungen kann dieses Phänomen in seltenen Fällen ausbleiben. Zur Absicherung: Schla ist etwas stärker gestört als Bla und Kla. Die beiden letzteren Silben zeigen jedoch auch deutliche Ausfälle. 3. Ataktische Fehlreaktion: Steigert man den Metronomtakt über die persönliche Grenze der PatientIn, so kommt es nicht zu Vereinfachungen. Die Silbe bleibt artikulatorisch ohne Beanstandung. Jedoch wird sie nicht mehr im vorgegebenen Tempo produziert. Zur Absicherung: Bla ist mehr als Kla und mehr als Schla gestört (meist sind jedoch die Unterschiede äußerst gering). Falls mehr als die drei Silben schla, bla, kla geprüft werden sollen, eignen sich Schli, bli, kli, ilt,int,schti, bri, kri (Normwert bei allen bei 208 bpm). Bei leichten Dysarthrien (Verständlichkeit sehr gering beeinträchtigt) können Cluster aus der Spontansprache transkribiert werden. Leistungs-Minderung 80 100 120 140 160 Norm Silbe Norm 180 schla (A) 208 Norm bla (A) 208 Norm kla (A) 208 Norm amp (B) 180 Norm 200 208 DSD, Teil C, Verständlichkeit bei fremden Gesprächspartnern (Telefonate) unter Ausschluss Mundbild und Gestik) Vorbereitung: evtl. Telefon mit Freisprechanlage für das Mithören der / des Durchführenden, Namensliste mit 10 ungewöhnlichen Namen Bei der Auswahl des Namens ist darauf zu achten, dass dieser auch in der vorgegebenen Stadt im Telefonbuch eingetragen ist. Ausserdem sollten keine Namen verwendet werden, die eine Buchstabierung zwingend erforderlich machen z.B. Schmidt (mit „TT“, „DT“ oder „D“) oder Kciuk. Die phonologische Komplexität des Namens kann auf die Schwere der Störung angepasst sein. Instruktion: „Sie sehen hier eine Liste mit Namen. Ich wähle für Sie gleich die Nummer der Telefonauskunft. Sie fragen dann nach der Telefonnummer mit diesem Namen und schreiben die Nummer bitte auf. Das üben wir ein Mal und danach machen wir 10 Anrufe. Haben Sie dazu noch Fragen?“ Bewertung: Alle zehn Anrufe werden nach der unten aufgeführten Tabelle mit einer vierstufigen Ordinalskala bewertet. Der spätere Summenscore (0-30) ist das Ergebnis. Es gibt keine intersubjektive Einschätzung des Wertes, der zum Beispiel mit einer Schweregradeinschätzung korrespondiert, da das Ziel der DSD die Therapieplanung ist. Eine Notiz in der Spalte „realisiert als“ ist nicht zwingend; eine begleitende Tonaufnahme ist möglich. Skala: - -- / 0 Punkte: Misserfolg oder Abbruch der Kommunikation - - / 1 Punkt: Erfolg mit mehrmaligem Nachfragen der GesprächspartnerIn oder durch mehrmaliges Buchstabieren - + / 2 Punkte: Erfolg mit einmaligem Nachfragen der GesprächspartnerIn oder durch einmaliges Buchstabieren - ++ / 3 Punkte: Erfolg ohne Nachfragen der GesprächspartnerIn und ohne Buchstabieren Therapiekontrolle: Die Untersucherin verwendet die gleichen Namen (gleiche Stadt). Die Scores können verglichen werden. Item zu realisierender Name (Stadt) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 realisiert als Bewertung -- (0 Punkte.) - (1 Punkt) Aufgabe im Rollenspiel üben + (2 Punkte.) ++ (3 Punkte) DSD, Teil D, Subjektive Einschätzung der Verständlichkeit durch eine Bezugsperson (Notizen im Gespräch zum Vergleich der prämorbiden und jetzigen Situation) DSD, Teil E, Festlegung der Art der Elektrostimulation festgelegt DSD, Teil F, Ziel und Therapieplan (F). Literatur Kroker, C.; Chang, C.; Steiner, J. (2015). Die Dys-SAAR-thrietherapie, DST – ein neuer Weg der Behandlung von akuten und chronischen neurogenen Sprechstörungen. FORUM Logopädie Ziegler, W.; Vogel, M. (2010) Dysarthrie, Stuttgart: Thieme Autoren: Carsten Kroker, Logopäde Prof. Dr. habil. Juergen Steiner Telefon: +41 (0) 44 3171 128 oder: +41 (0) 44 3171 161 [email protected]
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