Pressemitteilung 08.07.2015 - Baden

Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.
Heilbronner Straße 43
70191 Stuttgart
Zusammenschluss sämtlicher Organisationen
des Handwerks von Baden-Württemberg
Stuttgart. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) fordert im Vorfeld der
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Landtagswahl 2016 eine Politik zur Stärkung des Mittelstandes. Dazu gehöre unter
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anderem die Rückkehr zu einem eigenständigen Wirtschaftsministerium, sagte der
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neue Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold. Er stellte heute (08.07.) in einer
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Pressekonferenz die landespolitischen Positionen des Verbandes vor: „Sie sind die
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Messlatte, die wir an die Wahlprogramme anlegen.“
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Eine mutige Wirtschaftspolitik gebe es nicht, ohne den Fokus auf die kleinen und
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mittleren Betriebe zu richten, sagte Reichhold.
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Bereiche
seien
nach
dem
Gleich mehrere handwerksrelevante
Regierungswechsel
2011
aus
dem
ehemaligen
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Wirtschaftsministerium aus- und in andere Häuser eingegliedert worden. Diese Themen
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müssten wieder in eine Hand. Das Handwerk fordere deshalb ein eigenständiges
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Ministerium für Wirtschaft, Bau und Digitalisierung. Dazu gehöre auch, dass der
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Mittelstandsbeauftragte nicht nur im Ehrenamt, sondern mit Kabinettsrang ausgestattet
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sein müsse. Alles andere werde dem Gewicht des Mittelstandes für die Wirtschaft in
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Baden-Württemberg nicht gerecht.
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„Wer das Handwerk stärkt, stärkt das Land“
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In den Wahlprüfsteinen „Wer das Handwerk stärkt, stärkt das Land“ hat der
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Handwerkstag Handlungsempfehlungen zu sieben Kernthemen auf den Punkt gebracht.
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Zentrales Anliegen sind gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der dualen
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Ausbildung. „Zwischen duale und akademische Bildung gehört ein Gleichheitszeichen“,
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erklärte Reichhold. Er erwarte hierzu ein klares Bekenntnis der Politik, zum Beispiel
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durch den Erhalt wohnort- und betriebsnaher Berufsschulstandorte und der Übernahme
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von Internatskostenzuschüssen bei auswärtiger Unterbringung.
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Bildungspolitik: Von Zielen noch weit entfernt
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Noch ein ganzes Stück weit vom Ziel entfernt sieht Reichhold die Schulpolitik im Land:
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„Da klaffen noch große Lücken in der Umsetzung einer neuen Schul- und Lernkultur.“
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Zudem fehle es an neuen Formaten zur Ansprache von Schülern und Eltern sowie zur
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Fortbildung der Lehrkräfte. Die Gemeinschaftsschulen müssten in der Sekundarstufe I
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gemeinsam mit den Realschulen die starke zweite Säule neben den achtjährigen
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Gymnasien bilden. Die Debatte um G8 oder G9 müsse beendet werden: „Die beruflichen
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Gymnasien bieten schon heute flächendeckend die Möglichkeit zum Abitur in neun
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Zum Thema
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08.07.2015
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Pressemitteilung
Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold:
Handwerk fordert mutige Wirtschaftspolitik
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Jahren.“ Grundsätzlich plädiert das Handwerk für die landesweite Einführung
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einer verbindlichen Ganztagsschule an zumindest vier Tagen.
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Kommunalwirtschaft: Vorrang für Private
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Vehement wandte sich Reichhold gegen Bestrebungen der Kommunalwirtschaft, die
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interkommunale Zusammenarbeit zukünftig umsatzsteuerfrei zu gestalten: „Ganz klar und
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eindeutig muss auch hier die in der Gemeindeordnung verankerte strenge Subsidiarität
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mit dem klaren Vorrang der privaten Leistungsbringung gelten.“ Wettbewerbsvorteile für
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Kommunen stünden der Intension des Mittelstandsförderungsgesetzes konträr
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entgegenstehen.
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Wirtschaft 4.0 kann mehr als Industrie 4.0
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Als Zukunftsthema für das Handwerk bezeichnete der BWHT-Präsident den Trend zur
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Digitalisierung: „Unsere Partner aus Automobilwirtschaft, Maschinenbau und als
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Zulieferer erwarten, dass wir mithalten können.“ Das Handwerk brauche deshalb auf
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kleine Handwerksbetriebe ausgerichtete Förder- und Beratungsangebote. Wirtschaft 4.0
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könne mehr als Industrie 4.0. Das Handwerk werde diesen Gedanken in die „Handwerks-
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Strategie 2025“ einbringen, die gemeinsam mit dem Finanz- und Wirtschaftsministerium
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geplant ist. Den Auftakt bilde eine Strukturstudie im Herbst, danach sollen in zentralen,
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aber vor allem auch regionalen Foren konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet
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werden.
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In Brüssel präsenter sein
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Bürokratie abbauen, dezentrale Energieversorgung stärken, energetische
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Gebäudesanierung und die Forderung, die Außenwirtschaftsinstrumente des Landes zu
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reformieren sind weitere Beispiele für die Anliegen des Handwerks. Im Übrigen, führte
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Reichhold weiter aus, müsse sich auch die baden-württembergische
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Handwerksorganisation in Brüssel stärker sichtbar machen – „in welcher Form, das steht
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ganz oben auf meiner Agenda für mein erstes Amtsjahr“.
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Weitere Herausforderungen
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Herausforderungen gebe es viele, sagte darüber hinaus BWHT-Hauptgeschäftsführer
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Oskar Vogel. Eine Daueraufgabe bleibe die Fachkräftesicherung. Das beste Instrument
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hierfür sei der Meisterbrief als Grundstein für erfolgreiches Wirtschaften. Nach wie vor
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gefordert sei das Handwerk deshalb bei der Abwehr der Angriffe der EU auf die
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Meisterqualifikation. Hierfür brauche es den Schulterschluss mit der Politik. Dies gelte
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auch für das Thema Flüchtlinge. Dem Handwerk gehe es um diejenigen, die in unserem
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Land rechtlich eine gute Bleibeperspektive haben: „Sie könnten wir viel zügiger in die
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Gesellschaft integrieren, hier liegt Potenzial brach.“ Sprachkurse sollten ohne Wartezeit
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beginnen können. Auch brauchten die ausbildenden Betriebe Planungssicherheit – die
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könne ein garantiertes Bleiberecht für die Ausbildung plus zwei Jahre Berufspraxis
Pressemitteilung
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Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.
Heilbronner Straße 43
70191 Stuttgart
Zusammenschluss sämtlicher Organisationen
des Handwerks von Baden-Württemberg
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Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.
Heilbronner Straße 43
70191 Stuttgart
Zusammenschluss sämtlicher Organisationen
des Handwerks von Baden-Württemberg
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schaffen. Insoweit bleibe das soeben verabschiedete Gesetz zur Neubestimmung des
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Bleiberechts deutlich hinter den Erwartungen des Handwerks zurück.
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Das Handwerk verstehe sich als strenger Prüfer der Mittelstandstauglichkeit politischer
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Programme, erklärte BWHT-Präsident Rainer Reichhold abschließend: "Wir wollen
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Einfluss nehmen, denn das ist unsere Aufgabe.“ Dafür werde das Handwerk sein Gewicht
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als zentrale Säule der baden-württembergischen Wirtschaft in die Waagschale werfen.
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Die BWHT-Wahlprüfsteine stehen zum Download bereit unter www.handwerk-bw.de
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Handwerk in Baden-Württemberg – das sind 133.000 Betriebe mit 766.000 Mitarbeiter
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und rund 48.000 Auszubildenden. Sie erwirtschaften einen Umsatz in Höhe von 88
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Milliarden Euro.
Pressemitteilung
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