Erfahrungsbericht - Deutsch-Französischer Studiengang an der Universität Potsdam von Elske Meyer [email protected] Nach dem Abitur im Jahr 2003 lockte mich der dt.-frz. Studiengang an die Universität Potsdam. Die Gruppe war eine bunte Mischung aus Franzosen, Deutschen, Muttersprachlern, Bilingualen und Ex- Austauschschülern. Von den Franzosen sprachen fast alle fast fließend deutsch. Auf der Seite der Deutschen war das anders, hier waren die Bilingualen eindeutig stark in der Unterzahl. Ich selbst habe während der Schulzeit „nur“ ein halbes Jahr in Frankreich die Schule besucht, auch deshalb war es anfangs schon schwer die französischen Gastprofessoren zu verstehen. Aber wie sagt man so schön? – aller Anfang ist schwer und schon bei der zweiten oder dritten Blockveranstaltung konnte ich der Vorlesung schon weitestgehend folgen. Zunächst studierten wir in Potsdam „ganz normal“ deutsches Recht, also d.h. Zwischenprüfung und die Übung im Strafrecht. Wir genossen aber eben das Privileg der Kleingruppe. Wir hatten immer einen Ansprechpartner, immer war irgendjemand erreichbar und zuständig und jedes Problem wurde über kurz oder lang gemeinsam gelöst. Dieses Gruppenprivileg innerhalb des sog. Massenstudiengangs Jura habe ich persönlich als sehr vorteilhaft empfunden. Wir konnten uns alle persönlich gut kennen lernen und auch der Kontakt zu den Lehrenden war so wesentlich leichter möglich. Zwar ist Potsdam keine Riesen-Uni, aber der Unterschied in der Betreuung war trotzdem für uns angenehm spürbar. Jeden Monat hatten wir zusätzlich sog. Blockveranstaltungen, also Vorlesungen im französischen Recht mit anschließender Klausur. Das war schon ziemlich anstrengend, hat uns aber alle gut auf den Aufenthalt in Paris vorbereitet. Durch die Vorlesungen lernten wir nicht nur Fachwissen, sondern auch die französische Arbeitsweise und Didaktik kennen. Nach zwei Jahren ging es dann für die Franzosen aus der Gruppe wieder nach Hause und für uns Deutsche in die Ferne. In Paris konnten wir uns entscheiden, ob wir eine sog. Bi-Licence oder eine rein französische Licence erwerben wollen. Die sog. Bi-Licence setzt sich aus französischen und deutschen Vorlesungen zusammen. Ich entschied mich für die Bi-Licence und ich bewerte diese Entscheidung auch heute noch als positiv, weil ich dadurch meine Kenntnisse im deutschen 1 Recht aktualisieren, bzw. vertiefen konnte und gleichzeitig die französischen Vorlesungen besuchen konnte. In Paris veränderte sich unsere Gruppenzusammensetzung noch einmal, denn nun kamen auch noch diejenigen französischen und deutschen Studenten dazu, welche ihr Studium in Frankreich begonnen hatten und die erst später ihr Studium in Deutschland fortsetzen wollten. Den französischen Vorlesungen konnten wir dank der guten Vorbereitung gut folgen und auch die Semesterabschlussklausuren brachten wir erfolgreich hinter uns. Die französischen Professoren waren mehrheitlich beeindruckt von den sog. „Potsdamern“. Sie lobten uns für unsere guten Sprachkenntnisse und sie waren fast immer begeistert, wie strukturiert wir „als deutsche Juristen“ arbeiteten. Einige Professoren waren besonders erstaunt, dass wir ihr Fach auch „verstanden“ hatten und nicht nur alles auswendig gelernt hatten. Das ist ein gutes Stichwort: auswendig lernen. Das muss man in Frankreich wirklich viel, die Professoren mögen es halt doch, wenn die Sätze in den Klausuren der Studenten sie an ihre eigene Vorlesung erinnern... Neben der Uni blieb aber auch noch genügend Zeit die schönste Stadt der Welt zu durchstreifen. Paris ist eine wunderschöne Stadt und allein deshalb lohnt sich die ganze Plackerei… Natürlich hatten wir gerade im Licence-Jahr viel zu tun, aber an den Wochenenden ließ sich schon der ein oder andere Museumsbesuch oder Shopping-Ausflug einschieben. Nach drei Semestern kehrten die die deutschen Studenten nach Potsdam zurück. Wir legten die Übungen im Bürgerlichen und Öffentlichen Recht ab. Unsere Licence wurde uns in Potsdam als universitäre Schwerpunktbereichsprüfung anerkannt und so konnten wir uns anschließend in die Examensvorbereitung stürzen. Auch diese schreckliche Zeit liegt nun hinter uns und das Examen ist erfolgreich verlaufen. Einige von uns werden jetzt promovieren, andere direkt das Referendariat beginnen oder auch einen Master in Frankreich belegen. Ich selbst möchte gerne promovieren- gerne auch über ein dt.-frz. Thema- das bietet sich ja vielleicht auch irgendwie an…. Wie lassen sich diese sechs Jahre zusammenfassen? Es war eine schöne Zeit, ich habe Freunde fürs Leben gefunden und eine ganze Menge gelernt… 2
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