HYDROGRAFISCHE ÜBERSICHT ÖSTERREICHS JULI 2015 Mit 3,1 °C über dem vieljährigen Mittel war es im Juli so warm wie noch nie in der Messgeschichte. Dazu kommt eine extreme Trockenheit im Norden und Osten Österreichs. LUFTTEMPERATUR UND NIEDERSCHLAG Trockene kontinentale Luftmassen aus dem Südosten Europas verursachten in Österreich zwei Hitzewellen die vor allem im Norden und Osten des Landes neue Temperaturrekorde sowohl für den Tag als auch für die Nacht brachten. Laut ZAMG war der Juli 2015 mit der österreichweiten Abweichung von +3,1 °C der wärmste in der 248-jährigen Messgeschichte. In allen Gebieten Österreich lagen die Abweichungen zwischen +2,5 °C und +3,5 °C (Abbildung 1). Bereits am 7.7. wurde in Innsbruck mit 38,2 °C der heißeste Tag seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gemessen. Auch die Nächte brachte keine erholsame Abkühlung. An einigen Messstellen in Niederösterreich wurde die 30 °C Marke bereits um 8:00 Uhr am Morgen überschritten. In Wien wurde in der Innenstadt – 25,5 °C – und auf der Hohen Warte mit 24,3 °C die wärmste Nacht der Messgeschichte verzeichnet. Die höchste Temperatur wurde mit 38,3 °C am 19. Juli in Krems in Niederösterreich gemessen. Die tiefste Temperatur an einem bewohnten Ort wurde mit 2,2 °C in Lech (Vorarlberg) gemessen (ZAMG). Abbildung 1: Abweichung der Lufttemperatur im Juni 2015 vom Normalwert 1981-2010 Soweit man überhaupt von Niederschlag sprechen kann, zeigen sich räumlich starke Unterschiede zwischen dem Norden und Süden Österreichs. Zahlreiche Schauer und Gewitter brachten die Niederschlagssumme im Süden – Osttirol, Kärnten, südliche Steiermark – etwas über den Monatsmittelwert. Nördlich der Alpen von Vorarlberg im Westen bis ins Weinviertel im Osten regnete es kaum und wenn, dann nur lokal mit Unwetterfolgen. In Vorarlberg und Oberösterreich fehlen 60% auf die mittlere Monatssumme des Niederschlags, in Tirol, Niederösterreich und in Wien sind es zwischen 40 und 50% die auf den Erwartungswert fehlen (Abbildung 2, rechtes Bild). Abbildung 2: Niederschlag: Abweichung der Monatssumme von Jänner bis Juni 2015 (linkes Bild) und im Juni 2015 in % vom Normalwert 1981 – 2010 --- 1 --- Besonders im Norden Österreichs verschärft sich die seit dem Frühjahr anhaltende Trockenheit und zeigt ernste Auswirkungen in der Landwirtschaft zum Ende des Monats. Vom Waldviertel bis in den Seewinkel gab es seit Pfingsten kaum flächendeckenden Niederschlag. Speziell die Ernte der Herbstsorten Kürbis, Kartoffel, Mais, Zuckerrübe, Raps und Soya kann selbst durch tagelangen Regen nicht mehr gerettet werden. Vor allem die große Anzahl der Tage über 30 °C, die geringe relative Luftfeuchtigkeit der kontinentalen Warmluft und die damit verbundene hohe Verdunstung sind eine außerordentliche Belastung sowohl für die Menschen als auch die landwirtschaftlichen Kulturen. Die auf das gesamte Bundesgebiet bezogene Niederschlagssumme erreichte im Juli 2015 ca. 75 % des vieljährigen Mittelwertes. Die Jahresbilanz von Jänner bis Juli 2005 zeigt, dass es nur in Vorarlberg durchschnittlich viel Regen gab. In allen anderen Regionen sind teilweise deutliche Defizite erkennbar (Abbildung 2, rechtes Bild). Wie schon im Juni bleibt die Niederschlagsbilanz des heurigen Jahres bis zum Juli im Vergleich mit dem Mittelwert 1981 – 2010 ca. 15 % unter dem Durchschnitt. Die größten Defizite von -30% bis -40% sind im Mühlviertel, im Wald- und Weinviertel sowie in Wien zu verzeichnen (Abbildung 2, linkes Bild). ABFLUSS Die Trockenheit in weiten Teilen Österreichs zeigt Auswirkungen auf den Abfluss der Gewässer in Österreich. An keiner Messstelle dieser Charakteristik wurden die vieljährigen Monatsmittelwerte erreicht. Am Pegel Kennelbach/Bregenzerach betrug die Abflusssumme lediglich 17% des Wertes der Vergleichszeitreihe, 18% am Pegel Raabs an der Thaya und 28% waren es in Angern an der March im Osten Österreichs. Etwas geringer fielen die Defizite an den größeren alpinen Gewässern – Rhein, Inn, Salzach und Mur und den Drauzubringern im Süden – aus, wo der Mittelwert zwischen -10% und -30 % unterschritten wurde. Raabs/Thaya 58% Wels/Traun 82% Kennelbach/Bregenzerach 94% Lustenau/Rhein 108% Salzburg/Salzach 103% Kienstock/Donau 95% % Opponitz/Ybbs 85% Korneuburg/Donau 93% Lilienfeld/Traisen 88% Angern/March 73% Dt. Haslau/Leitha 91% Admont/Enns 104% Innsbruck/Inn 106% Gumisch/Gurk 83% Federaun/Gail 74% Mureck/Mur 87% Neumarkt/Raab 81% Krottendorf/Lavant 99% Abbildung 3: Vergleich der Jahresabflussfracht (Jänner bis Juli 2015) in % vom Mittelwert 1981 – 2010 (orange: <85 %; blau: 85 – 115% dunkelblau: >115 %) Der flächengewichtete Abflussmittelwert aller Pegel dieser Charakteristik ergibt einen Abfluss für den Juli 2015, der ca. 35% unter dem Durchschnitt liegt. Nur auf Grund der überaus abflussreichen Monate Jänner und Februar fehlen auf das vieljährigen Mittel der Zeit von Jänner bis einschließlich Juli nur etwas weniger als 10 Prozent. Die Tagesmittelwerte an der Donau reduzierten sich bis zum Monatsende stetig, unterschritten an allen Tagen des Monats den Mittelwert und erreichten zum Monatsende die Minima der Vergleichsreihe 1951 – --- 2 --- 2010. Die Monatsfracht des Abflusses der Donau am Pegel Korneuburg betrug im Juli ca. 3,9 km³, was ca. 65% der Reihe 1981-2010 beträgt. Der Wasserstand des Bodensees reduzierte sich im Monatsverlauf um beachtliche 65 cm und befand sich am Monatsende ca. 30 cm unter dem Mittelwert der Periode 1981 - 2010. Nur auf Grund der überdurchschnittlich feuchten Jahre seit 2012 liegt der Wasserstand des Neusiedler Sees derzeit noch ca. 10 cm über dem Mittelwert der Vergleichsreihe 1981 – 2010. Tabelle 1: Vergleich der mittleren monatlichen Abflussfracht (Reihe 1981-2010) mit der Fracht der Monate im Jahr 2015 [%] Anm.: Raabs an der Thaya wurde am 3.9.2015 korrigiert Die Grafiken in der Abbildung 4 geben einen Überblick über das Abflussregime im Berichtsjahr mit dem Vergleich der bisher beobachteten maximalen und minimalen Tageswerte. Die mittlere Regimeganglinie bezieht sich auf die auch für den Niederschlag angewandte Vergleichsperiode 1981 bis 2010. Die angegebenen relativen Abweichungen der monatlichen und jahreszeitlichen Abflusskennwerte beziehen sich ebenfalls auf diese Vergleichsperiode. Die Abbildung 5 zeigt den Verlauf der Wasserstände am Bodensee im Westen und am Neusiedlersee im Osten Österreichs. --- 3 --- Lustenau/Rhein 76/108 Kennelbach/Bregenzerach Innsbruck/Inn 89/106 Federaun/Gail 60/74 Krottendorf/Lavant 79/99 Gumisch/Gurk 69/83 Mureck/Mur 69/87 Salzburg/Salzach --- 4 --- 17/94 77/103 Wels Lichtenegg/Traun 48/82 Admont/Enns Lilienfeld/Traisen 69/104 Opponitz (Mirenau)/Ybbs 47/85 Raabs/Thaya 18/58 Angern/March 28/73 Deutsch Haslau/Leitha 46/91 Neumarkt/Raab 87/81 --- 5 --- 73/88 Kienstock/Donau 66/95 Korneuburg/Donau 65/93 Abbildung 4: Abflusstagesmittelwerte 2014 (rote Linie), bisher beobachtete Tagesmittel-, Minima- und Maximawerte. Abweichung (Berichtsmonat/seit Jänner) in Prozent Bodensee Neusiedler See Abbildung 5: Wasserstände 2015 (rote Linie) am Bodensee und Neusiedler See mit bisher beobachteten Tagesmittel-, Minima- und Maximawerten. --- 6 --- GRUNDWASSER In Vorarlberg sank das Grundwasser im Juli überwiegend ab. Im Montafon und Teilen des Walgaus allerdings wurden in den ersten Tagen des Monats steigende Werte gemessen und im Norden des Rheintals, im Kleinwalsertal und Teilen des Bregenzerwalds wurden in der letzten Juliwoche ebenfalls steigen Grundwasserstände beobachtet. Auch in Tirol herrschten in vielen Grundwassergebieten sinkende Verhältnisse. Entlang des Inns und im Iseltal zeigten die Ganglinien aber einen bewegteren Verlauf. Nachdem in der ersten Woche steigende Werte gemessen wurden, kam es zu einer kurzen Absinkphase. In der Zeit von 13. bis 24. Juli waren die Verhältnisse dann annähernd gleichbleibend und mancherorts auch leicht steigend. Danach wurden sinkende Grundwasserstände verzeichnet. In Teilen des Ötztals stieg das Grundwasser den ganzen Juli über an. Im Brixental wurden in der ersten Monatshälfte leicht sinkende und in der zweiten Hälfte leicht steigende Werte gemessen. Im Oberen Drautal wurden in der ersten Dekade leicht steigende oder gleichbleibende Grundwasserstände beobachtet. Danach sank das Grundwasser ab und stieg in den letzten Tagen wieder etwas an. Ebenso wurden in Salzburg im Juli überwiegend sinkende Werte gemessen, mancherorts traten jedoch in der letzten Woche leicht steigende oder gleichbleibende Verhältnisse ein. Im Oberpinzgau stieg das Grundwasser auch in der ersten Juliwoche etwas an. Im Oberen Ennstal wurden zunächst annähernd gleichbleibende und in der letzten Woche dann steigende Werte registriert. In Kärnten wurden im Oberen Drautal, Lurnfeld und Unteren Gailtal bis 9. Juli steigende oder gleichbleibende Grundwasserstände beobachtet, danach sanken sie ab. Im letzten Julidrittel wurden wieder steigende Werte registriert. Im Klagenfurter Becken traten nach sinkenden Grundwasserständen zu Monatsbeginn um den 9. und 17. Juli zwei kleinere Grundwasserspitzen auf. In den letzten Julitagen wurden auch hier steigende Werte registriert. In Teilen des Jauntals herrschten in den ersten beiden Dekaden leicht steigende Verhältnisse, dann begann das Grundwasser zu sinken. Im Lavanttal begann der Juli mit sinkenden Werten, in der zweiten Woche stiegen sie an und sanken anschließend wieder ab, bevor sie in den letzten Tagen neuerlich anstiegen. In den übrigen Grundwassergebieten Kärntens herrschten im Juli sinkende Verhältnisse, jedoch kam es gebietsweise in der letzten Woche zu stagnierenden oder auch steigenden Werten. In ganz Oberösterreich und Niederösterreich sank das Grundwasser den Juli über ab. In Wien gab es teilweise Phasen mit gleichbleibenden Grundwasserständen. Auch in der Steiermark wurden im Safental, Teilen des Grazer Felds, im Leibnitzer Feld, Teilen des Unteren Murtals, im Grabenland und Lafnitztal den ganzen Juli über sinkende Werte gemessen. In den meisten anderen Gebieten trat am 9. Juli eine Grundwasserspitze auf und dann begannen die Werte je nach Lage ab 17. oder 23. Juli zu steigen. Im Burgenland wurde in Teilen des Gebiets Heideboden, im Tauchenbachtal und Lafnitztal am 9. Juli ebenfalls eine kleine Grundwasserspitze registriert. Sonst sank das Grundwasser im Burgenland ab, nur in Teilen der Parndorfer Platte und des Seewinkels stagnierte es auch. --- 7 --- Rheintal: 309385 Bregenz, Bl 50.1.09 B Rheintal: 309393 Altenstadt, Bl 01.32.01 A Unteres Inntal: 330431 Münster, Bl 1 Lienzer Becken: 330670 Lienz, Bl 2 Saalachbecken: 347781 Bergham, Bl 1 Unteres Salzachtal: 320549 Gries, Br 15 Zollfeld: 338632 Maria Saal, Bl 219 Klagenfurter Becken: 318089 Klagenfurt, Bl 204 --- 8 --- Welser Heide: 307777 Marchtrenk, Br 21.9 Südliches Linzer Feld: 323568 Posch, Bl 2122.10 Erlauftal: 327437 Wieselburg, Bl 339 Nördl. Tullner Feld: 303370 Oberzögersdorf, Bl 1955.009 Südl. Wiener Becken: 301929 Wr. Neustadt-Heizhaus, Bl Marchfeld: 312850 Wien 21, Br 21-32 Oberes Murtal: 343715 Frojach, Bl 2191 Leibnitzer Feld: 311522 Untergralla, Bl 3810 --- 9 --- Seewinkel: 306043 St. Andrä am Zicksee, Br 107 Raabtal: 345728 Neumarkt an der Raab, Bl 7 Abbildung 6: Grundwasserstandstagesmittelwerte 2014 (rote Linie), bisher beobachtete Tagesmittel-, Minima- und Maximawerte Abbildung 7: Übersicht ausgewählter Grundwassermessstellen mit Abweichung vom Mittelwert am Monatsende im Verhältnis zur positiven bzw. negativen Schwankungsbreite [%] Tabelle 2: Abweichung des Grundwasserstands vom Mittelwert am Monatsende im Verhältnis zur positiven bzw. negativen Schwankungsbreite [%] an den dargestellten Messstellen --- 10 --- GESCHRIEBEN VON: DIin Maga Jutta Eybl, DI Reinhold Godina Bundesministerium für Land und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Abteilung IV/4 Wasserhaushalt (HZB) Marxergasse 2 1030 Wien E-Mail: [email protected] Internet: www.bmlfuw.gv.at RECHTLICHE HINWEISE Die in der Charakteristik angegebenen Daten sind ungeprüft und daher von provisorischem Charakter. Der hydrografische Dienst Österreichs, vertreten durch die Abteilung IV/4 Wasserhaushalt im BMLFUW - behält sich Änderungen im Zuge der Qualitätssicherung vor. Die Daten sind auch nicht als Beweismittel in einem juristischen Verfahren zu verwenden. Haftungs- und Gewährleistungsansprüche sind ebenfalls ausgeschlossen. --- 11 ---
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