50 Jahre Deutsch-Israelische diplomatische Beziehungen

Begrüßungsworte
50 Jahre Deutsch-Israelische diplomatische Beziehungen
1. Juni 2015, 17 Uhr, Plenarsaal des Landtags
Sehr verehrter Herr Gesandter,
sehr geehrter Herr Alroi-Arloser,
Frau Ministerpräsidentin, Frau stellvertretende Ministerpräsidentin
liebe Kolleginnen und Kolleginnen aus der Kommunal- und der
Landespolitik, verehrte Bürgermeister undOberbürgermeister,
sehr verehrte Festgäste!
I.
„Das Band, das Deutschland und im Besonderen NordrheinWestfalen mit Israel verbindet, kann nicht stark genug sein.“
Das haben vor elf Tagen am 21. Mai, alle fünf Fraktionen des
Landtags Nordrhein-Westfalen in einem gemeinsamen Antrag
betont. Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der diplomatischen
Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hat unser Parlament
seine Solidarität mit Israel über alle Fraktions- und Parteigrenzen
hinweg bekundet. Dafür danke ich den Abgeordneten sehr herzlich.
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Freundschaft und Solidarität, Dankbarkeit für die langen Jahre der
guten
Beziehungen
und
des
Aufeinanderzugehens,
die
gemeinsame Freude über all das, was man ja nicht automatisch
erwarten durfte und daher vielleicht als Wunder bezeichnen kann,
das sind auch Ziel und Inhalt der heutigen Festveranstaltung, zu der
ich Sie gemeinsam für den Landtag mit meinen Kollegen
Vizepräsidenten Eckhard Uhlenberg und Oliver Keymis willkommen
heiße.
Mein Dank gilt dem Klezmer-Ensemble „5th Generation“ der
Musikschule der Stadt Leverkusen unter Leitung von Jürgen Ohrem
für den vielversprechenden musikalischen Auftakt.
II.
Wenn wir heute an die Aufnahme der Beziehungen vor 50 Jahren
erinnern, dann ist das ein Grund zur Freude, aber vor allem auch
ein Grund, dankbar zu sein – dankbar dafür, dass unsere
ausgestreckte Hand nicht zurückgewiesen, sondern von Israel
ergriffen wurde. Und es ehrt und freut uns in besonderem Maße,
dass die Feierstunde von einem herausragenden Vertreter des
Staates Israel begleitet wird:
Mit besonderer Freude begrüße ich den Gesandten des Staates
Israel in unserer Mitte, Herrn Avi Nir-Feldklein. Er vertritt den
Botschafter des Staates Israel, der Herrn Außenminister Steinmeier
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zur Zeit in Israel begleitet. Herr Gesandter, wir freuen uns über Ihr
Kommen und Ihre Grüße, die Sie überbringen werden.
Mein ebenso herzlicher Willkommensgruß gilt unserem heutigen
Festredner.
Er kam in Sibirien zur Welt, wuchs in Deutschland auf und lebt seit
1978 in Israel.
In Köln und Tel Aviv hat er Soziologie und Psychologie studiert.
Er war Unternehmer in Israel, Diplomat in Bonn und Wien und
Direktor bei der Histadrut, dem Dachverband der Gewerkschaften
Israels.
Mit
zahlreichen
lesenswerten
Veröffentlichungen
zu
Politik,
Gesellschaft und Wirtschaft Israels hat er immer wieder die
Beachtung der Öffentlichkeit gefunden.
Und seit 2011 ist er Präsident der Israelisch-Deutschen Gesellschaft
mit Sitz in Tel Aviv, die in den frühen 1960er Jahren als Vereinigung
deutschstämmiger Israelis gegründet wurde und sich ein stetig
wachsendes
Netzwerk
versteht,
das
den
Dialog
und
die
Kooperation zwischen Israel und Deutschland ausbauen und
fördern will.
Herzlich willkommen Grisha Alroi-Arloser.
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III.
Sehr herzlich begrüße ich die Ministerpräsidentin unseres Landes,
Hannelore Kraft und ihre Stellvertreterin, Schulministerin Sylvia
Löhrmann.
Es ist gut und richtig, dass Landtag und Landesregierung diese
Festveranstaltung zusammen ausrichten. Wenn es um Israel geht,
dann kann und sollte das immer nur Gemeinsamkeit bedeuten.
Das
war
auch immer
das
Ziel
der ehemaligen
höchsten
Repräsentanten von Landtag und Landesregierung, die heute
zahlreich vertreten sind – und darüber freue ich mich sehr. Denn
auch das unterstreicht den hohen Stellenwert und die besondere
Bedeutung der diplomatischen und freundschaftlichen Beziehungen
und Verbundenheiten zwischen Nordrhein-Westfalen und Israel.
Ich begrüße in unserer Mitte die früheren Präsidenten und
Vizepräsidenten Ingeborg Friebe, Ulrich Schmidt, Dr. Hans-Ulrich
Klose, Dr. Helmut Linssen und Edgar Moron sowie Herrn
Ministerpräsident a.D. Dr. Jürgen Rüttgers. Danke, dass Sie alle als
Zeichen der Verbundenheit mit Israel gekommen sind. Wir freuen
uns sehr!
Mein herzlicher Willkommensgruß gilt ebenso der Präsidentin des
Verfassungsgerichtshofes für das Land Nordrhein-Westfalen. Danke
für Ihr Kommen, Frau Dr. Ricarda Brandts.
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Mit großer Freude und Herzlichkeit darf ich aber vor allem die vielen
Gäste jüdischen Glaubens willkommen heißen, ohne die dieses
Fest gar nicht denkbar wäre.
Ganz besonders freue mich darüber, dass der Zentralrat der Juden
in Deutschland mit seinem Vizepräsidenten vertreten ist, und zwar
mit einem Kölner. Herzlich willkommen Abraham Lehrer.
Dass das jüdische Gemeindeleben in Nordrhein-Westfalen heute so
zahlreich gekommen ist, darüber sind wir froh und dankbar. Es ist
gut, Sie als festen Bestandteil der Gesellschaft in unserer Mitte zu
wissen.
Ich meine das nicht nur sprichwörtlich: denn ganz bewusst haben
wir Sie in unserer Mitte platziert.
Die drei jüdischen Landesverbände Nordrhein, Köln und WestfalenLippe sind prominent und mehrfach vertreten:
Stellvertretend für alle heiße ich Bettina Levy, Zwi Rappoport und
Dr. Oded Horowitz willkommen.
Verehrter, lieber Herr Dr. Horowitz, gerne möchte ich Ihnen heute
die Zusage geben: Ja, wir wollen das 70-jährige Bestehen Ihres
Landesverbandes,
der
jüdischen
Gemeinden
Nordrhein,
im
Dezember als Zeichen fester Freundschaft hier im Landtag
begehen. Und darauf freue ich mich schon jetzt.
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Gerne begrüße ich auch die „kommunale Familie“ unseres Landes,
und stellvertretend für alle Politikerinnen und Politiker, die sich
kommunal
engagieren,
den
Oberbürgermeister
der
Landeshauptstadt Düsseldorf, Thomas Geisel.
Willkommen sind uns auch die zahlreichen Mitglieder der deutschisraelischen Gesellschaft, die sich unermüdlich für den Dialog
einsetzen, ebenso wie die Repräsentanten der Kirchen- und
Glaubensgemeinschaften sowie der Wirtschaft, der Verwaltung und
des gesellschaftlichen Lebens in unserem Land.
Abschließend komme ich zur größten Gästegruppe:
Es sind rund 200 Schülerinnen und Schüler, die sich heute den
ganzen Tag über in sechs verschiedenen Themenforen mit dem
Land Israel und seinen Menschen befasst haben. Sie alle gehören
nordrhein-westfälischen Schulen an, die eine Partnerschaft mit einer
Schule mit Israel pflegen.
Ich halte dieses Kennenlernen für wichtig, ja unerlässlich, damit
auch die junge, die nachwachsende Generation in Kenntnis der
deutschen Geschichte das besondere Verhältnis zu Israel versteht
und verinnerlicht. In Euren Händen liebe Schülerinnen und Schüler
liegt die Zukunft des deutsch-israelischen Miteinanders, der auch
zugleich der beste Weg ist, um Antisemitismus zu begegnen.
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Danke, dass Ihr nach dem anstrengenden, aber sicher lohnenden
Tag auch noch an dieser Fest Veranstaltung teilnehmt.
IV.
Verehrte
Gäste,
Aschehaufen“
„wie
sei
eine
die
zarte
Pflanze
deutsch-israelische
aus
einem
Freundschaft
erwachsen. So hat es Israels früherer Ministerpräsident Ehud
Olmert einmal treffend beschrieben.
Diese Pflanze hat sich dann nach und nach entwickelt, und das
Vertrauen zu Deutschland ist allmählich gewachsen.
Nach der Shoa war die Annäherung beider Staaten alles andere als
selbstverständlich. Und natürlich gab es in Israel nicht nur
Befürworter für eine Annäherung an Deutschland, dem Land der
ehemaligen Peiniger.
Die ersten deutsch-israelischen Kontakte unter Ben Gurion und
Adenauer vor einem halben Jahrhundert boten endlich die große
Chance zu beweisen:
Wir sind das neue, das demokratische, das den Menschenrechten
verpflichtete Deutschland, das das Erbe der Schuld annimmt und für
das „Nie wieder“ einsteht. Dazu gehört untrennbar bis heute und in
Zukunft das „Nicht vergessen“.
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Gemeinsam müssen wir daher dafür Sorge tragen, dass sich die
Freundschaft zu Israel in allen Bereichen – in Politik und Wirtschaft,
in Kultur und Wissenschaft – weiter entwickelt. Nordrhein-Westfalen
hat auf diesem Gebiet Großes geleistet. Darauf wird die
Ministerpräsidentin gleich noch eingehen.
V.
Verehrte Gäste, der große israelische Politiker Abba Eban hat in
einem seiner Bücher über das jüdische Erbe einmal gesagt:
„Es gibt praktisch keine Zivilisation, die nicht eine jüdische
Komponente hat, so wie es keine jüdische Zivilisation gibt, die
nicht ein Zeichen einer anderen Kultur in sich trägt.“
Wir wissen: Die jüdische Komponente in der deutschen Kultur und
Zivilisation ist herausragend. Diese Spuren konnten auch durch
zwölf Jahre Nazi-Barbarei und Verbrechen nicht ausgelöscht
werden.
Und Sie alle stimmen mir gewiss zu, wenn ich sage, dass
Deutschland ohne jüdisches Leben heute unvorstellbar ist. „Denn
gäbe es bei uns kein jüdisches Leben mehr, dann hätte Hitler
tatsächlich einen dauerhaften Sieg davon getragen“, so hat es
Johannes Rau einmal ausgedrückt.
Deshalb gilt mein letzter Satz noch einmal den Mitgliedern unserer
jüdischen Gemeinden:
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Dass Sie so erstarkt, so lebendig und so kulturprägend für uns alle
sind, gehört für mich zu den schönsten Lebenserfahrungen. Und
das ist ein Geschenk, das wir uns von nichts und niemandem
wieder kaputt machen lassen.
Ob in Deutschland oder in Israel – unsere Beziehungen zum
jüdischen Volk bleiben immer etwas Besonderes:
Sensibel und emotional - ein Anliegen der Moral und des Herzens.
Und sie ist gelebte Freundschaft! Im Großen und ganz besonders
Tag für Tag im Kleinen.
Schön, dass wir heute zusammen sind und feiern.
Herzlich Willkommen, Glückauf und von Herzen Shalom!
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