Sport aus der Region Sonntag, 14. Juni 2015 18 Dieter sieht Jackie zu LEICHTATHLETIK Baumann senior drückt Daumen WETZLAR Vor 29 Jahren lief er selbst durchs Wetzlarer Stadionrund, am Samstag war Dieter Baumann einfach nur Vater. Am Ziel ihrer Träume: Lisa Mayer (2.v.r.) von der LG Langgöns/Oberkleen holt beim „Heimspiel“ in Wetzlar U 23-Silber über die 100 Meter hinter Rebecca Haase (2.v.l.) vom LV Erzgebirge, Dritte wird Alexandra Burghardt (l.) von der MTG Mannheim. (Foto: Weis) Lisa Mayer stürmt zu Silber LEICHTATHLETIK Sprinterin von der LG Langgöns/Oberkleen Zweite bei U 23-DM in Wetzlar Von Volkmar Schäfer WETZLAR „8,43 Sekunden über 100 Meter“. Um kurz nach 17 Uhr war Wetzlar für wenige Momente der Nabel der Leichtathletik-Welt. Im vierten Vorlauf blieb die elektronische Zeitmessung für den Sieger, den Erlanger Lucien Aubry, früh stehen. Zu früh, der Irrtum war schnell aufgeklärt – und der Jamaikaner Usain Bolt seinen Weltrekord natürlich nicht los. Dieser kleine Schönheitsfehler trübte das ansonsten perfekte Bild zum Auftakt der Deutschen Meisterschaften der U 23 im Stadion am Karl-Kellner-Ring überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, zum Abschluss des ersten Wettkampftages wurde es auf den Tribünen noch einmal richtig laut. Im Sprint der Frauen durfte sich Lokalmatadorin Lisa Mayer nach der persönlichen Bestzeit im Zwischenlauf mit Knapp am U 23-Titel vorbei: Speerwerfer Julian Weber vom USC Mainz muss sich in einem spannenden Wettkampf dem Favoriten Johannes Vetter geschlagen geben. (Foto: Weis) starken 11,41 Sekunden Hoffnungen auf eine Medaille machen. Und die 19Jährige von der LG Langgöns/Oberkleen sollte am Ende dieses sonnigen Tages alles in den Schatten stellen. Mit neuem hessischen Frauen-Rekord von 11,31 Sekunden stürmte der Blondschopf zu Silber, nur geschlagen von Alexandra Haase (LV Erzgebirge/11,27). Nach dem Rennen fällt die 19-jährige Lokalmatadorin vor Freude fast jedem um den Hals „Der absolute Wahnsinn, ein geiles Gefühl“, strahlte Lisa Mayer nach ihrem Coup. „Ich habe versucht, den Druck vor heimischem Publikum von mir wegzuhalten. Das hat super geklappt. Es war toll, vor meiner Familie, den Freunden und den Fans so einen Lauf auf die Bahn Enttäuschung pur: Topfavoritin Lena Malkus scheidet nach drei ungülti- zu bringen“, fiel die DMgen Versuchen im Weitsprung aus. (Foto: Weis) Zweite allen, die sich ihr nach dem Finale in den Weg stellten, um den Hals. Vor Mayers Sturmlauf sahen die 1500 Zuschauer im weiten Rund weitere Topleistungen. Im Weitsprung der Frauen holte sich Malaika Mihambo von der LG Kurpfalz mit guten 6,60 Meter bei etwas störendem Seitenwind den Sieg, während Topfavoritin Lena Malkus vom SC Preußen Münster mit drei ungültigen Versuchen eine Nullnummer hinlegte und untröstlich von dannen zog. Bei den Männern behielt Fabian Heinle (LAZ Tübingen) – zuletzt mit 8,25 Metern in den Listen notiert – mit 7,91 Meter die Oberhand. Spannung pur war in den Wurfdisziplinen angesagt. Im Hammerwurf lag der Münchener Simon Lang (69,45 Meter) 14 Zentimeter vor dem Zweiten Alexej Mikhailov (Hannover). Noch knapper verlief der Kampf um Gold im Kugelstoßen. Dennis Lewke (SC Neubrandenburg) gewann den U 23Titel mit 19,22 Meter einen Zentimeter vor Bodo Göder (SR Steinbach). Johannes Vetter (SV Saar) setzte sich im Speerwurf-Finale mit starken 83,82 Meter vor dem Mainzer Julian Weber (80,63) durch. Aus heimischer Sicht unglücklich lief es für die 4 x 100-Meter-Staffel der Startgemeinschaft LimburgWeilburg. Kyra Seyffert, Hannah Becker, Debora Vogt und Olga Hergenreder waren in ihrem Vorlauf schnell unterwegs und auf dem Weg ins Finale, doch aufgrund eines Wechselfehlers wurde das Quartett nachträglich disqualifiziert. So teuer wie möglich verkaufte sich Deborah Levi vom TV Dillenburg, die als Vorlauf-Fünfte über 100 Meter in 12,21 Sekunden knapp an der Quali für Runde zwei scheiterte. Gleiches galt für Luca Helen Schmitt (TSG Wieseck/ 12,25) und Kyra Seyffert (LSG Goldener Grund) mit 12,36 Sekunden als Sechste ihrer Vorläufe. Überstrahlt wurde alles aber von den Sprint-Finals. Während bei den Männern Patrick Domogala aus Mannheim nach dann korrekt gestoppten 10,33 Sekunden gewann, wollte sich Lisa Mayer nach ihrem Sileber-Lauf zumindest eine kleine Feier gönnen. „Den Sekt gibt es aber erst morgen nach den 200 Metern“, sagte die umjubelte Lokalmatadorin, ehe an diesem Sonntag um 10.50 Uhr der Startschuss zum Finaltag bei den „Deutschen“ der U 23 fällt. Vielleicht wieder mit einer strahlenden Lisa Mayer. „Ich bin hier ganz privat“, sagte der 5000-Meter-Olympiasieger von 1992. 1986 hatte der heute 50-Jährige an der Lahn den Deutschen Junioren-Titel über die 1500 Meter gewonnen, dieses Mal drückte er seiner Tochter Jackie die Daumen. Die startete über 400 Meter Hürden und gehörte mit ihren Vorleistungen zu den Endlauf-Anwärtern. „Mal schauen, was geht“, sagte Dieter Baumann, der sich noch an sein Rennen von vor 29 Jahren in Wetzlar erinnern konnte. „Als ich auf der Fahrt hierher war, kam es mir wieder ins Gedächtnis. Es war damals mein erster Wettkampf ohne Trainer. Ich habe hier übernachtet und bin dann Erster geworden.“ Seine Tochter schaffte dies bei den U 23-Titelkämpfen nicht, sie schied mit 60,91 Sekunden im Vorlauf aus. An der Seite von Ehefrau Isabelle schüttelte der Papa ent- Ist wegen seiner Tochter Jackie als Zuschauer in Wetzlar: Dieter Baumann. (Foto: Weis) täuscht den Kopf. Um sich nach einer abendlichen Joggingrunde an Lahn und Dill wieder auf die Socken zu machen. Nach dem Auftritt am Freitag im Rheinischen Landestheater Neuss, wo Baumann seine Kabarett-Reihe „Die Götter und Olympia“ zum Besten gab und dem Trip nach Wetzlar heißt es an diesem Sonntag, der alten Leidenschaft nachzugehen: „Ich bin beim Gesundheitslauf in Köln“, erklärte der prominente Zaungast. (vs) Heimvorteil genutzt WETZLAR Großer Auftritt für die Kleinsten: 36 Kinder der gastgebenden LG Wetzlar, der LG Langgöns/Oberkleen, der STG Aßlar/Leun, des TV Burgsolms und der TSF Heuchelheim zeigten am Samstag dem begeisterten Publikum über 6 x 50 Meter ihr Können. Am Ende setzte sich die erste Staffel der LG Wetzlar durch. Doch das Ergebnis war Nebensache, das Motto lautete: Mitmachen ist alles. (vs/Foto: Weis) U 23-MEISTERSCHAFTEN IN ZAHLEN n 100 Meter Frauen: 1. Rebekka Haase (LV Erzgebirge) 11,27 Sekunden, 2. Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen) 11,31, 3. Alexandra Burghardt (MTG Mannheim) 11,32. n 100 Meter Männer: 1. Patrick Domogala (MTG Mannheim) 10,33, 2. Lukas Hein (LAZ Saarbrücken) 10,36, 3. Maximilian Ruth (TV Wattenscheid) 10,51. n 5000 Meter Männer: 1. Amanal Petros (TSVE Bielefeld) 14:11,82 Minuten, 2. Dominik Netz (LAV Tübingen) 14:27,03, 3. Fabian Gering (TV Wattenscheid) 14:33,50. n 5000 Meter Frauen: 1. Regina Högl (LG Landshut) 16:33,97 Minuten, 2. Franziska Reng (LG Regensburg) 16:37,75, 3. Luisa Boschan (SCC Berlin) 16:40,41. n Hammerwurf Männer: 1. Simon Lang (LG München) 69,45 m, 2. Alexej Mikhailov (Hannover 96) 69,31, 3. Corsin Wörner (LAG Obere Murg) 61,32. n Stabhochsprung Frauen: 1. Anjuli Knäsche (SG Kronshagen) 4,30 m, 2. Lilian Schnitzerling (Bayer Leverkusen) 4,25, 3. Friedelinde Petershofen (SC Potsdam) 4,15. n Kugelstoßen Männer: 1. Dennis Lewke (SC Neubrandenburg) 19,22 m, 2. Bodo Göder (SR Steinbach) 19,21, 3. Patrick Müller (SC Neubrandenburg) 18,76. n Weitsprung Frauen: 1. Maleika Mihambo (LG Kurpfalz) 6,60 m, 2. Annika Gärtz (LV Erzgebirge) 6,32, 3. Maryse Luzolo (Königsteiner LV) 6,15. n Hochsprung Männer: 1. David Nopper (Salamander Kornwestheim) 2,25 m, 2. Tobias Potye (LG München) 2,21, 3. Christian Heinze (LC Dessau) 2,12. n Diskuswurf Frauen: 1. Claudine Vita (SC Neubrandenburg) 60,02 m, 2. Kristin Pudenz (SC Potsdam) 59,90, 3. Julie Hartwig (SCC Berlin) 50,85. n Weitsprung Männer: 1. Fabian Heinle (LAV Tübingen) 7,91 m, 2. Stephan Hartmann (LG Nord Berlin) 7,49, 3. Vincent Vogel (LAC Chemnitz) 7,49. n Speerwurf Männer: 1. Johannes Vetter (SV Saar) 83,82 m, 2. Julian Weber (USC Mainz) 80,63, 3. Bernhard Seifert (SC Potsdam) 71,62. (red) Gold gut, Serie schlecht LEICHTATHLETIK Malaika Mihambo gewinnt mit Spannung erwartetes Weitsprung-Duell / Lena Malkus untröstlich Von Volkmar Schäfer WETZLAR Die Fans hatten ein gutes Gespür, denn sie versammelten sich um kurz nach 15 Uhr rund um die Weitsprung-Anlage. Dort sollte das Duell zwischen Lena Malkus und Malaika Mihambo einen der sportlichen Höhepunkte am ersten Tag der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der U 23 in Wetzlar bilden. Die Münsteranerin Malkus galt als Favoritin, hatte sie doch am vergangenen Wochenende in Oberteuringen einen Riesensatz auf 6,94 Meter in die Sandgrube gezaubert. Doch nach drei ungültigen Versuchen war Schluss, und es rollten bittere Tränen bei der deutschen Jahresbesten. Der Weg schien frei für Mihambo, doch die Starterin von der LG Kurpfalz tat sich ebenfalls schwer und setzte sich erst im fünften Versuch auf Rang eins. Letztlich reichten die dort erzielten 6,60 Meter zu Gold vor Annika Gärtz (LG Erzgebirge/6,32). Malaika Mihambo, Sie sehen trotz Ihres Sieges nicht wirklich glücklich aus. Warum? Malaika Mihambo: Ich bin nicht gut reingekommen in den Wettkampf. Das lag mehr an mir als am Seitenwind, der immer für uns Springerinnen störend ist. Die meisten Versuche waren überhaupt nicht flüssig. Auch der über die 6,60 Meter. Die ungültigen Sprünge waren weiter. Versuchen ausgeschieden ist? Mihambo: Schade, denn sie ist momentan richtig gut drauf. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so früh rausgeht. Aber ich musste den Schalter schnell umlegen, denn ich hatte mit mir selbst zu kämpfen und musste den Rhythmus finden. Bis zum fünften Versuch lag Annika Gärtz einen Zentimeter vor Ihnen. Hatten Sie da Zweifel am Sieg? Was haben Sie gedacht, als Mihambo: Ich habe einIhre große Konkurrentin Lena fach weitergemacht und Malkus nach drei ungültigen wusste, was ich zurzeit drauf habe. Zum Glück hat es ja dann doch noch geklappt. Jetzt bin ich zufrieden über Gold, weniger über meine Serie. Wie geht’s bei Ihnen in den kommenden Wochen weiter? Mihambo: Ich werde jetzt in Sprintwettkämpfen versuchen, meine Form zu halten. Bei der U 23-EM in Tallinn will ich zeigen, was ich im Weitsprung drauf habe. Dann kommt hoffentlich die WM in Peking, für die ich die Norm schon geschafft habe, aber noch nicht endgültig Augen zu und durchgebissen: Malaika Mihambo holt sich mit 6,60 Meter den Meistertitel im Weitsprung. (Foto: Weis) nominiert bin. Zuallererst in Wetzlar über die 200 Megeht es am Sonntag aber hier ter. Neuer Tag, neues Glück.
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