Mitgliedschaften und neue Posten Palladiumdisulfid: Neues Material

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Palladiumdisulfid: Neues Material
für energiesparende Transistoren
Theoretische Chemiker entwickeln neues Konzept
n Prof. Dr. Thomas Heine vom Lehrstuhl
für Theoretische Chemie komplexer Systeme der Universität Leipzig und sein
Team haben in ihren aktuellen Forschungen ein neues Konzept für neuartige
energiesparende Transistoren entwickelt. Sie nutzten dafür die Eigenschaften von Palladiumdisulfid. Das Schichtmaterial ist als Einzellage halbleitend,
als Doppellage metallisch. Daher kann
es – anders als bei herkömmlichen Transistoren – zur Herstellung der stromleitenden Kontaktelektrode und auch der
halbleitenden Schalter genutzt werden.
Das verringert die Abwärme und verbessert damit die Energiebilanz erheblich.
Ihre neuen Erkenntnisse haben die Wissenschaftler jetzt im Fachjournal „Advanced Materials“ veröffentlicht.
zu Abwärme führen. Das Alternativkonzept
von Heine und seinem Team nutzt ein und
dasselbe Material sowohl für die Kontaktelektroden als auch für den halbleitenden
Schalter: Palladiumdisulfid. Da Halbleiter
und Elektrode aus der gleichen Kristallstruktur bestehen, wird der Kontaktwiderstand minimiert.
Die Möglichkeit, einen Transistor aus nur
einem Grundmaterial herzustellen, hat nach
den Worten Heines auch weitere Vorteile: So
muss beim Recyceln eines Computers nicht
– wie bisher üblich – der Halbleiter von den
leitenden Kontakten aus Gold getrennt werden. „Auch die Miniaturisierung von Transistoren kann so weiter voranschreiten, denn
ein ultradünnes Material wie Palladiumdisulfid ist schon so dünn, wie es geht“, sagt
der Physiker und Chemiker. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit sieht Heine in der flexiblen Elektronik, etwa beim Anbringen von
Solarzellen auf einer Jacke. „Dafür muss das
Material flexibel sein. Palladiumdisulfid
wäre dafür geeignet. Es gibt aber auch weitere Materialien mit ähnlichen Eigenschaften“,
erklärt der Wissenschaftler, der seit Juli dieses Jahres an der Universität Leipzig tätig ist
und zuvor an der Jacobs-University in Bremen geforscht hat.
Susann Huster
Im herkömmlichen Transistor, dem grundlegenden Baustein eines Computer-Prozessors, ist das Halbleitermaterial – meist
Silizium – mit stromleitenden Metallelektroden versehen. Diese bestehen häufig aus
Gold. Bei Stromfluss treten sogenannte
Kontaktwiderstände auf. Dadurch entstehen zwangsläufig Leitungsverluste, die ungünstig für die Energieeffizienz sind und
Mitgliedschaften und neue Posten
Neue Personalia der Universität Leipzig
n Ein Physiker der Universität Leipzig
wird Außerordentlicher Professor der Universität von Georgia (USA), die Direktorin
des Biotechnologisch-Biomedizinischen
Zentrums (BBZ) ist seit Kurzem Mitglied
der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech), ein Schweizer ist
neuer Dirigent des Leipziger Universitätsorchesters, und ein Tiermediziner wird in
den Vorstand der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft gewählt. Nachfolgend berichten wir über diese interessanten Personalia an der Alma mater.
Prof. Dr. Wolfhard Janke, Direktor des Instituts für Theoretische Physik, ist von der
University of Georgia in Athens (USA) zum
Außerordentlichen Professor („Adjunct Professor“) am „Department of Physics and Astronomy“ ernannt worden. „Ich fühle mich
sehr geehrt, das ist schon etwas Besonderes“,
sagt Janke. Die Initiative dafür ging von Prof.
Dr. Michael Bachmann aus, der bei Janke
habilitiert hat und seit einigen Jahren in
Athens arbeitet. Ein weiterer Initiator ist
Prof. Dr. David P. Landau, der zu den Pionieren und weltweit führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der rechnergestützten
Physik gehört. Jankes Professur ist auf dem
Gebiet der computerorientierten Physik angesiedelt, einem Teilgebiet der theoretischen
Physik. Zwischen seinem Institut und den
Kollegen von der University of Georgia gibt
es seit 1991 einen regen wissenschaftlichen
Austausch, der unter anderem zu mehreren
gemeinsamen Veröffentlichungen geführt
hat. Außerdem gibt es einen regelmäßigen
Austausch von Doktoranden und Postdocs
zwischen dem Center for Simulational Phy-
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
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selbst zu ernst zu nehmen. Sie sind sehr engagiert, die Arbeit ist für sie keine Routine. Das
ist ein Geschenk für einen Dirigenten – das
habe ich schon oft bei Konzerten und auch
jetzt in der kurzen Vorstellungsprobe gespürt“, so der Musiker.
Prof. Dr.
Wolfhard Janke
Prof. Dr.
Andrea Robitzki
sics der University of Georgia und Jankes Arbeitsgruppe an der Universität Leipzig.
Die renommierte Wissenschaftlerin Prof. Dr.
Andrea Robitzki wurde kürzlich von der acatech-Mitgliederversammlung zum neuen Mitglied des Gremiums gewählt. Mitte Oktober
erhielt sie in Berlin ihre Mitgliedsurkunde. Die
von Bund und Ländern geförderte Akademie
vertritt die deutschen Technikwissenschaften
im In- und Ausland. Sie führt den Dialog mit
politischen, wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Institutionen, unterstützt den
Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und engagiert sich für den technikwissenschaftlichen Nachwuchs. Die acatech versteht sich als flexible Arbeitsakademie. Ihre
Mitglieder werden aufgrund ihrer herausragenden wissenschaftlichen Leistungen und ihrer hohen Reputation in die Akademie aufgenommen. Sie stammen aus den Ingenieur-,
Natur-, Geistes- sowie Sozialwissenschaften,
engagieren sich in verschiedenen Themennetzwerken und bearbeiten ein breites Spektrum
technikwissenschaftlicher und interdisziplinärer Projekte.
Frédéric
Tschumi
Prof. Dr.
Arwid Daugschies
Frédéric Tschumi ist neuer Dirigent des
Leipziger Universitätsorchesters (LUO). Im
Oktober begann der Schweizer die Proben
mit dem Klangkörper. „Wir, das Leipziger
Universitätsorchester, haben es uns zum Ziel
gemacht, jungen Dirigenten und Solisten ein
Podium zu bieten, damit sie hier Erfahrungen
sammeln können. Deshalb wählen wir unseren Dirigenten alle zwei Jahre neu“, erklärt die
Bratschistin Clara Pohl, Mitglied im Orchestervorstand und in der Kommission aus Freiwilligen, die die Wahl des neuen Dirigenten
vorbereitet hatte. Aus 77 Bewerbungen suchten sie damals fünf aus. Die Entscheidung
über den Dirigenten lag allein bei dem eigenverantwortlich organisierten Orchester. Nach
dem Probedirigat der fünf Bewerber entschied sich die Kommission für den 36-Jährigen. Als besonders positiv wurden seine Energie und Begeisterungsfähigkeit bewertet, und
es hat mit ihm auch menschlich gut gepasst.
Tschumi sagte, dass er das LUO schon seit einigen Jahren beobachte und regelmäßig zu
den Konzerten komme. „Dieses Orchester hat
eine tolle positive Energie. Die Studenten machen ihre Sache sehr gewissenhaft, ohne sich
Die Delegierten der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V. (DVG) haben
kürzlich in Berlin Prof. Dr. Arwid Daugschies von der Universität Leipzig zu ihrem
neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Neuer Vorsitzender der Gesellschaft ist
Prof. Dr. Dr. Martin Kramer von der JustusLiebig-Universität in Gießen. Der bisherige
Vorsitzende, Prof. Dr. Uwe Truyen von der
Universität Leipzig, stand für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Daugschies
ist Direktor des Instituts für Parasitologie an
der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Der Fachtierarzt für Parasitologie und Diplomate des European Veterinary Parasitology College leitet die
DVG-Fachgruppe „Parasitologie und parasitäre Krankheiten“ und ist Mitglied des DVGAusschusses „Desinfektion in der Veterinärmedizin“ sowie der Kommission zur
Einrichtung von DVG-Konsiliarlaboratorien.
Der Veterinärmediziner ist noch in etlichen
weiteren Bereichen engagiert, so unter anderem als Vorsitzender des Veterinärmedizinischen Fakultätentages. Daugschies sieht es als
eine zentrale Aufgabe in seiner neuen Funktion an, auf die zunehmend besorgniserregende Situation des Nachwuchses in der Veterinärmedizin – auch und besonders an den
Hochschulen – hinzuweisen und nach Möglichkeiten für bessere NachwuchsperspektiSusann Huster
ven zu suchen.