Zeitungsartikel - auf der homepage der Reimer-Bull

Dunkles Kapitel aufgearbeitet
Schüler der Reimer-Bull-Schule beleuchten die Zeit des Nationalsozialismus in Marne
Marne (rg) Schüler der Reimer-Bull-Schule haben ein
dunkles Kapitel der Marner
Stadtgeschichte beleuchtet.
Gemeinsam mit Geschichtslehrer Christian Kühl beschäftigen sie sich im Wahlpflichtunterricht mit Marne im Nationalsozialismus und erstellten ein kleines Heft. Dieses
wird am Dienstag, 22. März,
ab 15 Uhr im Heimatmuseum
der Öffentlichkeit vorgestellt.
Dabei trugen die 16 Schüler
der 8. Klassen eine ganze Reihe
an Infos zusammen, die noch
nicht bekannt waren, zum Teil
deckten sie auch Widersprüche
auf. So zum Beispiel die Geschichte der Martha Behrmann.
Sie war zunächst Lehrerin an
der höheren Töchterschule und
galt als resolut und tüchtig.
Nachdem die Nationalsozialisten die Macht übernommen
hatten, „verweigerte Martha
Behrmann mutig den Hitlergruß und wurde daraufhin
nach Kronprinzenkoog abgeschoben“, heißt es in dem Heft.
„Die Angaben, wie lange sie an
den Schulen gearbeitet hat, sind
widersprüchlich“, so Kühl. In
der Chronik Marne-Land soll
sie bis 1920 an der Töchterschule gewirkt haben. Nach Recherchen der Schüler taucht ihr
Name in einem Marner Adressbuch von 1937 auf, sodass die
Schüler davon ausgehen, dass
sie mindestens so lange in Marne gewohnt und unterrichtet
hat.
Um an möglichst viele Infos
zu gelangen, haben die Schüler
viele Quellen ausgewertet. „Die
Schüler haben die Chroniken
der Stadt Marne, von Kronprinzenkoog und des Amtes MarneLand sowie in Zeitungsarchiven und Sterberegistern nach
Informationen gesucht“, sagte
Kühl. Zudem führten sie Gespräche mit Zeitzeugen, beziehungsweise geschichtsbewanderten Marnern. Die Geschichten der Zeitzeugen Gerhard
Henke, Gerda Marzowka und
Waltraud Molkenthien sind in
gekürzter Form in dem 36-seitigen Heft aufgeführt.
Noch immer ungeklärt ist
der Mord an dem Kommunis-
Die drei Schüler (von links) Sean Paulsen, Elora-Dana Barth und Saskia Koops halten das Heft in der Hand. Sie und weitere Schüler haben Geschichten in Marne zur Zeit des Nationalsozialismus zusammengetragen. Hinten Lehrer Christian Kühl und HansPeter Peters vom Förderverein des Heimatmuseums (rechts).
Foto: Geschke
tenführer Adolf Bauer 1932.
Bauer wurde nach einer Bauernversammlung in Helse aufgelauert und überfallen. Er versuchte noch zu flüchten, rannte
durch zwei Kornfelder, doch
dann umzingelte ihn eine Gruppe von 15 bis 20 Nazis. Er wurde in einem Schlammgraben erstickt. „Bis heute ist der Mord
nicht aufgeklärt“, sagte Kühl.
Hans-Peter Peters vom Förderverein des Heimatmuseums ergänzte: „Es gab zwar noch eine
zweite Gerichtsverhandlung
nach dem Krieg, die aber auch
kein anderes Urteil brachte.“
„Es war interessant, neue Details und Informationen herauszufinden, die im Alltag so nicht
präsent sind“, sagte Schülerin
Elora-Dana Barth. Zuhause sei
die Zeit des Nationalsozialismus weniger ein Thema gewesen. „Ich habe während des Projektes mit meinen Eltern darüber gesprochen. Sie haben erzählt, wie schlimm es damals
war“, sagte Saskia Koops. Damit diese schlimmen Ereignisse
nicht ewig im Dunkeln bleiben,
werden die Ergebnisse der
Schüler-Recherche in einem
Heft veröffentlicht. „Vielleicht
ist das ja der Beginn der Aufarbeitung dieser Zeit. In Marne
gibt es dazu keine Arbeiten,
Hinweise oder auch Stolpersteine“, sagte Kühl, der dort Nachholbedarf sieht. Es gebe noch
viele Geschichten und Ereignisse. „Wenn man sich erst einmal
damit beschäftigt, entdeckt
man immer mehr“, sagte Kühl.
Vielseitig haben sich die Schüler mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandergesetzt und auch über den Reichsarbeitsdienst geschrieben. Das Foto zeigt die Baracken an der
Bahnhofstraße.