Ausgabe downloaden - DIRECT MIND | Dialog Marketing Agentur

Spenden
und Gewinnen
Welche Vorteile
die Spendenlotterie bringt. 3
Posthum die
Welt retten
Was es heißt,
um Erbschaften zu bitten.4
Der Teufel
steckt im
Detail
Wieso Kleinigkeiten für
Richard Radcliffe
einen großen
Unterschied
machen. 10
Mit Recht
Welche Details im
Erbrecht NachlassFundraiser kennen
sollten. 12
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2
4|12
Editorial
Liebe Leserin,
lieber Leser!
E
s ist wieder so weit: Die Tage werden kürzer, die Jacken dicker und der Heißhunger auf Punsch und Kekse größer – ja, das Ende dieses Jahres rückt näher.
Und damit auch die an sich besinnliche, doch in der Realität oft stressige Weihnachtszeit.
Dem „Ende“ wollen wir uns auch in dieser Ausgabe von OPEN MIND widmen.
Oder vielmehr den Menschen, die sich mit ihrem eigenen Ende auseinandersetzen.
Erbschafts-Fundraising kann für jede Organisation große Chancen bieten, verlangt
aber besonders viel Fingerspitzengefühl und Know-how. Beatrice Gallin, Geschäftsführerin der Schweizer Organisation MYHAPPYEND, verrät, wie sie das Thema bei unseren
westlichen Nachbarn zur Sprache bringt, und Anwalt Dr. Thomas Höhne erklärt, auf welche
rechtlichen Aspekte es beim Vererben ankommt.
Und so komme ich auch schon zum Ende meiner Einleitung. Vielleicht hilft Ihnen unser Heft in dieser so
turbulenten Vorweihnachtszeit, ein wenig Ruhe zu finden. In jedem Fall wünsche ich Ihnen, dass Sie bei dieser
Lektüre auf viele neue Anregungen stoßen, die Sie in einem hoffentlich erfolgreichen neuen Jahr umsetzen
können.
Ihre Marion Rödler, MBA
herausgeber DIRECT MIND GmbH, Technologiestraße 8, Postfach 207, A-1121 Wien,
T: +43/1/602 39 12 - 0, F: +43/1/602 39 12 – 33, [email protected], www.directmind.at
Chefredaktion Andreas Zednicek
Artdirecton Gai Jeger, www.gaijeger.at
Redaktionsteam Dr. T. Höhne, Mag. (FH) J. Koller, R. Radcliffe, R. Sigl, A. Zednicek
lektorat Rainer Sigl
Coverfoto Fotolia
Druck Grasl Druck & Neue Medien GmbH
Gedruckt auf 100 % FSC-Papier.
Die Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, dennoch wird keine Garantie bzw. Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten übernommen (Produkthaftungsausschluss).
Foto: Jürgen Hofer (DIRECT MIND), Das Gute Los
Impressum
News
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Messerscharf
selektiert
K
omplexe Probleme möglichst unkompliziert
lösen – unter diesem Motto könnte man den
Arbeitsalltag von Mark Anthony Manalo zusammenfassen. Seit September 2006 unterstützt er
als Datenanalyst das DataWarehouse-Team von
DIRECT MIND und arbeitet an Adressselektionen, der Wartung der Datenbank PROSPERUS und ihrer Weiterentwicklung. Außerdem
wurde er mit der technischen Logistik für die
Spendenlotterie betraut – von der Datenbank­
erstellung über Losnummern-Generierung bis
zu Adressimport, Selektion und Auswertung.
Geboren und aufgewachsen auf den Philippinen, schloss Mark Anthony Manalo dort auch
die Höhere Technische Lehranstalt ab und begann
später sein Studium an der Technischen Universität
in Wien, wo er als Studienassistent tätig war.
Neben seiner Arbeit bei DIRECT MIND studiert er
am FH Campus Wien Informationstechnologien und
Telekommunikation. Und wenn dann noch etwas Zeit
bleibt, findet der ambitionierte Hobbyfotograf Ausgleich beim
Bikramyoga. Das Gute Los
Die österreichische Spendenlotterie „Das gute Los“ ist
nicht nur ein innovatives, sondern auch ein bewährtes
Fundraisingtool. In sechs Jahren konnten 3,5 Mio. Euro an
Spenden generiert werden.
„Das gute Los“ ist ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem
jedes Jahr rund 24 NPOs mitmachen. Das Besondere: Die
Spendenlotterie verbindet die Chance auf attraktive Gewinne mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement.
Dadurch steht für den Spender nicht der Spendenappell,
sondern seine Gewinnchance im Vordergrund. Die Glückslose haben somit auch keine Auswirkung auf den Erfolg
anderer Fundraisingaktionen.
„Das gute Los“ ist eine große Lotterie. Bei der Sommerlotterie 2012 waren es beispielsweise 250.000 Menschen, die angeschrieben wurden – das kommt auch den teilnehmenden Organisationen und deren Anliegen
zugute. 3
4
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Thema
Auch Erben
will gelernt sein
Erbschaften sind ein wichtiger Faktor im Spendenaufkommen Österreichs. Jährlich werden auf diese Weise etwa 30 bis 40 Millionen Euro
gespendet – das sind rund sieben Prozent des gesamten nationalen
Spendenaufkommens. Doch Nachlass-Fundraising ist ein sensibles
Thema – in dem noch viel Potenzial steckt.
Andreas Zednicek
E
MarKterhebung
Haben Sie Interesse
an unserer Markterhebung zum
Thema Nachlassfundraising in
Österreichischen
NPOs?
Fordern Sie die
Ergebnisse kostenlos
an: janine.koller@
directmind.at
rbschafts-Fundraising ist eine relativ junge Disziplin der Spendenwerbung, die oft sehr kritisch
betrachtet wird. Kein Wunder, denn die
Balance zwischen Pietät und der Bitte um
eine Erbschaft ist heikel. Organisationen
haben daher oft Vorbehalte, wenn es um
dieses Thema geht. Aus ethischen Gründen
als bedenklich angesehen, weiß man nicht
so recht, wie man Menschen um eine Testamentsspende bitten soll. Doch so viel ist
sicher: Nur wer schon zu Lebzeiten die Herzen der Menschen gewinnt – und noch dazu
über solide erbrechtliche Kompetenzen verfügt –, wird langfristig Erfolg haben.
Dass sich in dieser Fundraising-Disziplin
aber auch viel tut und getan hat, zeigt folgende Erhebung: Während vor einigen Jahren
immerhin noch knapp 15 % der NPOs gar
nicht auf Anfragen nach Erbschaftsspenden reagiert haben, waren es dieses Jahr
lediglich zwei Organisation, die eine Reaktion schuldig blieben. Auch die Qualität der
Antworten lässt darauf schließen, dass das
Thema immer wichtiger genommen wird.
Kaum eine Organisation, die keine hoch-
wertig produzierte Broschüre vorzulegen
hat. Auch eigene Informationsveranstaltungen werden angeboten. Die Möglichkeit für
ein persönliches Gespräch, teilweise sogar
mit der Geschäftsführung, kann man getrost
obligatorisch nennen. Und auch auf den
internationalen
Fundraising-Kongressen
wurde das Thema Nachlass-Fundraising in
diesem Jahr ausführlich behandelt.
An der Spitze ankommen
Der Grund dafür ist schnell zu erkennen: Erbschafts-Fundraising kann man mit
Recht als die Königsdisziplin des Fundraisings bezeichnen. Im Modell der Spenderpyramide stehen Legatare ganz oben an der
Spitze und krönen die Anstrengungen und
Bemühungen der Fundraiser um Spendergunst und Vertrauen. Sie sind vergleichsweise selten, spenden aber höhere Beträge
und erfordern normalerweise einen deutlich größeren Zeit- und Arbeitsaufwand, bis
der Erfolg sichtbar wird.
Immerhin: Acht Prozent der Österreicher
könnten sich vorstellen, eine gemeinnützige
Organisation in ihrem Testament zu beden-
»
Thema
Potenzial. Acht
Foto: Fotolia, FVA
Prozent der Österreicher können
sich vorstellen,
eine NPO in
ihrem Testament
zu bedenken.
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6
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Thema
Gemeinsam mehr erreichen. Unter der Leitung des Fundraising Verbands Österreich schlossen sich 35 Organisationen zusammen und wollen mit der Initiative VERGISSMEINNICHT.AT das Thema Testamentsspenden
enttabuisieren.
» ken. Viele wählen diese Art des Vererbens
auch, weil sie keine Angehörigen oder anderen Erben haben und so ihr Vermögen
an den Staat fließen würde – wie es jedes
Jahr in Österreich in 200 bis 300 Fällen mit
mehreren Millionen Euro an Vermögenswerten geschieht.
Dieses Potenzial haben viele Organisationen bereits erkannt. Daher schlossen sich
im Sommer dieses Jahres 35 heimische
NPOs zusammen und gründeten die vom
FUNDRAISING VERBAND ÖSTERREICH
organisierte Initiative VERGISSMEINNICHT.AT. Gemeinsam will man mithilfe
von Plakaten, Fernseh- und Radiospots sowie Veranstaltungen informieren und das
Thema enttabuisieren. Eine Idee, die bereits in anderen Ländern Schule gemacht
hat: LEAVE A LEGACY in den USA und in
Kanada, REMEMBER A CHARITY in Großbritannien oder auch MYHAPPYEND in der
Schweiz (ein Interview mit Geschäftsführerin Beatrice Gallin lesen Sie ab Seite 8), um
nur einige zu nennen.
Die Hoffnung, dass sich die Bemühungen rund um die VERGISSMEINNICHT.
AT-Kampagne lohnen werden, werden bei
einem Blick über die Grenzen bestätigt: In
Kanada wird jährlich bereits Vermögen im
Wert von einer Milliarde Dollar an NPOs
vermacht, in Großbritannien zirka 1,9 Milliarden Pfund und den USA gar 19 Milliarden US-Dollar.
Eine Frage des Vertrauens
Die Entscheidung für eine Testamentsspende ist in erster Linie Vertrauenssache. Kontaktpflege, Kommunikation und Betreuung sind bei
dieser besonderen Zielgruppe daher das Um und Auf und erfordern
große Aufmerksamkeit, Empathie, Sensibilität und Intensität. Nachlass-Fundraiser müssen sich auf den anderen Menschen einlassen –
und auf die Themen und Anliegen, die damit verbunden sind: Tod,
Sterben, Trauer, die eigene Endlichkeit und schließlich auch den Sinn
des Lebens. Daher sollten sie sich zunächst selbst mit diesen Themen
auseinandersetzen und sich darüber klar werden, welche Fragen beantworten werden können und welche vielleicht immer offen bleiben.
Auch sollte man sich der eigenen persönlichen Werte, aber auch der
Werte der Organisation bewusst sein und den ethischen und moralischen Rahmen kennen, innerhalb dessen sich die Beziehung zwischen
Fundraiser und potenziellem Erblasser bewegt.
Beim Erbschafts-Fundraising geht es aber auch darum, das Einmaleins des Erbrechts zu kennen. Denn für die meisten Menschen
sind „fremdhändiges Testament“, „gesetzlicher Pflichtteil“oder „Erbfolge“ spanische Dörfer, durch die ein Nachlass-Fundraiser sicher
führen sollte. (Lesen Sie mehr zu diesem Thema ab Seite 12.)
Ein Zeichen setzen
Eine Frage, auf die man bei Gesprächen rund um die Themen Sterben und Tod immer wieder stoßen wird, ist die, was man in dieser
Welt hinterlässt. Viele Menschen empfinden den Gedanken, dass
etwas von ihnen ihr eigenes Leben überdauert, als tröstlich. Auch
darauf haben einige Organisationen bereits reagiert. So setzt beispielsweise der WWF seinen Erblassern ein lebendes Denkmal: Im
sogenannten „Wald der Ewigkeit“ im Naturreservat March-Auen
werden für Erblass-Spender junge Bäume gepflanzt, die an einem
Schild am Stamm den Namen des Testamentars tragen.
Und auch bei SOS-KINDERDORF endet die persönliche Betreuung nicht mit dem Tod. Viele Menschen, die sich entschlossen haben,
4|12
Thema
“
Die Entscheidung
für eine Testamentsspende ist
in erster Linie Vertrauenssache.
Kontaktpflege, Kommunikation
und Betreuung sind bei dieser
besonderen Zielgruppe daher
das Um und Auf und erfordern
große Aufmerksamkeit,
Empathie, Sensibilität
und Intensität.
die Organisation in ihrem Nachlass zu bedenken,
nehmen ein besonderes Angebot in Anspruch: die
Grabpflege. Jugendliche, die in den SOS-KINDERDORF-Arbeitsprojekten beschäftigt sind und dort
für den Weg in die Arbeitswelt vorbereitet werden,
kümmern sich unter fachlicher Anleitung und Aufsicht um ca. 150 Grabstätten in ganz Österreich.
Im Oktober wird allfälliger Grünbewuchs zurückgeschnitten, Unkraut entfernt, mit Reisig abgedeckt, die Steine gereinigt und ein Winterbukett
niedergelegt. Im Frühjahr erfolgt eine Gesamt­
reinigung, eine Neubepflanzung und das Grab
wird mit einem Frühjahrsbukett geschmückt.
Im Sommer werden alle Gräber nochmals kontrolliert und gepflegt. Bei jedem Besuch zünden
die Jugendlichen gemeinsam mit den Betreuern
außerdem eine Kerze zum Andenken an den Verstorbenen an.
Auch das ist eine Art, „Danke“ zu sagen – für
das besondere Vertrauen und eine außergewöhnliche Spende.
Sieben Fragen, auf die man Antworten wissen sollte
1. Das Vorher-Nachher-Prinzip
Was genau bewirkt die Erbschaft in der Organisation und für Ihre Projekte?
2. Die Überzeugungskraft
Welche Aspekte Ihrer Arbeit motivieren den potenziellen Erblasser, Ihre Organisation in sein Testament aufzunehmen? Für welche Themen interessiert er sich? Was berührt ihn?
3. Die Dringlichkeit
Warum ist es gerade jetzt wichtig, zu handeln?
4. Die Wirksamkeit
Warum hat gerade Ihre Organisation die besten Chancen, das gewünschte Ziel zu erreichen?
5. Die Vertrauenswürdigkeit
Wer sind Sie? Welche Motive haben Sie? Das persönliche Vertrauen spielt im Erbschaftsfundraising
eine zentrale Rolle.
6. Die Sympathie
Woran können Erblasser ihr Herz hängen? Die Entscheidung ist nie rein rational, daher müssen Sie
Aspekte der Arbeit Ihrer Organisation aufspüren, die emotional berühren.
7. Werte und Sinn der Organisation
Welche Hoffnungen, Träume und Visionen bietet Ihre Organisation an?
Diese und andere wertvolle Informationen finden Sie in „Erbschaftsfundraising: Mit Herzblut und Fingerspitzengefühl“, herausgegeben von Susanne Reuter. www.shop.medienverband.de
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4|12
Interview
My Happy End
Mit einer kreativen Kampagne will der Verein MYHAPPYEND in der
Schweiz Organisationen, die aktives Legatemarketing betreiben, mehr
Aufmerksamkeit verschaffen. OPEN MIND bat Geschäftsführerin
Beatrice Gallin zum Interview.
Andreas Zednicek
OPEN MIND: Wie und wann entstand die
Idee für MyHappyEnd?
Beatrice Gallin: Die Idee für eine organisationsübergreifende Kampagne entstand vor rund fünf Jahren im Rahmen der
Gruppe ProTestament. ProTestament ist
ein loser Zusammenschluss großer NonProfit-Organisationen, die über ein aktives
Legatemarketing verfügen und sich vertieft
austauschen. Diese Fachgruppe war sich
einig, dass ein gemeinsames Vorgehen zu
mehr Sichtbarkeit führt und letztendlich für
alle erfolgreicher ist.
Als Geschäftsführerin des Vereins MyHappyEnd bin ich betraut mit der gesamten
Organisation des Vereins: Mitgliederakquisition, Finanzmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und alle täglich anfallenden administrativen To-dos. Zusammen mit dem
Vorstand definiere ich die Strategien des
Vereins, entwickle sie weiter und stimme sie
mit den Mitgliederorganisationen ab.
OPEN MIND: Testamente sind ein heikles
Thema. Wie waren die Reaktionen auf Ihre
Kampagne?
Beatrice Gallin: Die Rückmeldungen waren mit ganz wenigen Ausnahmen
sehr positiv. Einzelne Organisationen
können Legate vermelden, die klar auf
die Kampagne von MyHappyEnd zurückzuführen sind. Es wird grundsätzlich
geschätzt, dass die Thematik „Erben und
Vererben“ etwas anders – aber immer respektvoll – angesprochen wird. Auch wird
positiv wahrgenommen, dass nicht jede
Organisation selber etwas bastelt, son-
Kreativ. Die MYHAPPYEND-Kampagne wurde von der Agen-
tur CONTEXTRA realisiert und beweist eindrucksvoll, dass
man das Thema pietätvoll umsetzen kann.
dern eine gemeinsame Kampagne durchgeführt wird. Und ganz
allgemein gefällt unser TV-Spot!
OPEN MIND: Was würden Sie einer Organisation raten, die damit
beginnen will, ein Testamentsspenderprogramm aufzubauen? Worauf sollte man achten?
Beatrice Gallin: Bedingung für Erfolg ist wohl die Konstanz.
Ein Testamentsspendenprogramm bringt – abgesehen von Zufallstreffern – nicht von heute auf morgen Ergebnisse. Es braucht Vorinvestitionen und Ressourcen für einen Zeithorizont von fünf bis sieben
Jahren. Und ganz pragmatisch würde ich einer Organisation raten,
eine Person einzustellen, die Erfahrung im Nachlassmarketing hat.
OPEN MIND: MyHappyEnd organisierte am 13. September 2012
den zweiten Internationalen Tag des Testaments in der Schweiz.
Was ist das genau?
Beatrice Gallin: Zusammen mit den Kampagnen im Ausland
4|12
Interview
(Australien, Belgien, Großbritannien, Irland, Kanada, Niederlande, Norwegen, Österreich,
Spanien und USA) treten wir
einmal jährlich an die Öffentlichkeit und machen auf ein
Thema aufmerksam, das Emotionen auslöst, wirtschaftlich
von großer Bedeutung ist und
in der Schweiz aktuell auf der
politischen Agenda steht.
Neben der weltweiten allgemeinen Sensibilisierung bietet der
Tag des Testaments unseren Mitgliederorganisationen die Möglichkeit, ganz konkrete Aktionen
zu realisieren. Etwa ein Mailing, die
Einweihung eines Legatebaumes, ein
Informationsanlass oder eine unentgeltliche Beratung.
OPEN MIND: Sie haben auch einen nationalen
Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Worum geht es
dabei?
Beatrice Gallin: Wir möchten all jene Menschen sichtbar machen, die ein Testament verfasst haben. Der Wettbewerb
„Sichtbar in Erinnerung“ sammelt Ideen für diese Visualisierung.
Und er schafft Chancen dafür, auf verschiedenen Ebenen öffentliche Aufmerksamkeit für die Anliegen von MyHappyEnd zu generieren. Nicht die Trauer über den Tod steht im Mittelpunkt, sondern
die Dankbarkeit der Empfänger, wenn die Gestaltungsmöglichkeit im
Rahmen des letzten Willens wahrgenommen und eine gemeinnützige
Organisation berücksichtigt wird.
Foto: Beigestellt
OPEN MIND: Wie sehen die Ziele von MyHappyEnd für die Zukunft aus?
Beatrice Gallin: Die Sensibilisierungskampagne MyHappyEnd soll dazu führen, dass sich mehr Menschen rechtzeitig mit ihrem Nachlass auseinandersetzen und sich bewusst werden, welche
Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen.
Als Verein will MyHappyEnd zum Kompetenzzentrum rund um das
Thema „Erben und Vererben“ werden. Das bedingt stetiges Wachstum, Aus- und Aufbau der Kampagne, des Know-hows und der
Dienstleistungen sowie die Zusammenarbeit mit ausgewählten Part•
nern wie dem Schweizerischen Notarenverband (SNV). ad personam
Beatrice Gallin ist Juristin,
hat im Nachdiplom ganzheitliche
Unternehmensführung studiert,
ist diplomierte Fundraiserin
und ausgebildeter Coach. Nach
ersten Erfahrungen am Gericht
und über 15 Jahren in der Finanzbranche erfolgte 2006 der
Schritt in die Selbstständigkeit
mit der Gründung der auf die
Bereiche Stiftungsmanagement,
Geschäftsführung und Coaching
spezialisierten Gallin GmbH.
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10 4|12
Thema
Small is big
It was the sight of a cheese roll that got me going. I was at the Legacy
Marketing Group conference which was focusing on legacy events.
Richard Radcliffe, FInstF Cert
Details. Even grapes can
play a significant role on
the way to the heart of
legacy donors.
A
lovely
slide
came
up from the
Bible Society
about catering
at these events:
the photo was
of a cheese roll.
Cheese rolls
are dangerous at
legacy events; truly. Imagine yourself
at an event predominantly full of old people.
A roll is usually quite hard
to bite through. When you do
bite, your teeth hit a hard cheese
like cheddar. Cheddar has the top rating for “glue effect”. So all these old people
will take a bite and their dentures will end up on the end of the cheese
roll. A crispy cheese roll is hell; a hard crust can hurt gums.
One set of dentures out and the focus is on gums and not legacies.
Crisps are not good either – they get stuck between teeth and you
start your presentation with a load of people either sucking to get the
crisps out or putting their fingers in their mouths trying to extricate
the crisp.
It is one small detail which can make all the difference to the success of an event.
Whilst on events: chairs. Hard chairs will be incredibly hard on the
bum and stop circulation. Too comfy chairs will induce sleep.
So please think: bums and gums.
And if there is fruit put on tables, please avoid any fruit with stones
– it can be embarrassing for people to find and get the stone out.
So please think plums, bums and gums.
Apples are dangerous unless peeled with a knife. Grapes and bananas
are really good and the latter keep up energy
levels, so the prospects do not go to sleep.
And please test the PA system before the
event. A sudden blast by the opening speaker can induce a heart attack.
Expectations
Every time I set out on my travels to focus
groups, I know when I expect to arrive – sat
nav is ace (even the voice is rather soothing
and reassuring). But whenever I am directed onto the M25 – that horrible motorway
around London – I hit an expectation which
destroys my day. Invariably the rush hour
has started and traffic builds up and I see
overhead signs saying the maximum speed
is 40. What really gets to me is this: I have
been travelling for an hour at 10 MPH.
My expectations have been totally ruined
and I go into panic mode. My client expects
me to arrive at 9.30 am, the focus group
starts at 10 am and my ETA is 10.15 am. It
is, however, slightly less awful than meeting
the expectations of your trustees. Legacy income forecasts often rely on one big legacy.
You are one legacy short of your target, it
just happens to be the one bl**dy enormous
one you normally get.
You only have to look at the detailed
analysis of any charity’s legacy income to
see this. So, the day comes when you will
be at a horrendous SMT meeting or Board
meeting to explain a variance in income of
£500,000 (which is NOT rare) because of
one stupid person who has not enabled you
to meet your target. And there just is not any
solution at all.
Interestingly when I compared the income of just six random hospices, there
was an annual variance of almost £1 million
from year to year for three of them. One legacy, one massive disaster, no solution.
Thema
Factbox
Richard has specialised in advising
NGOs on legacy fundraising for over 20
years. He regularly meets donors to find
out their attitudes to legacy giving, develops legacy
strategies and trains fundraisers and board members on how to ask for legacies. He has worked for
clients in Austria and all other European countries
as well as the USA, Canada and Australasia.
Relationship development
I have arrived at my client (a small minute late but small enough
not to matter) in North East England. Donors arrive – it is always,
for me, a moment of apprehension and fascination. When we get to
the question about current legacies in their Will, one donor decides
to really open up. In the last two weeks she has had two calls from
“big cancer charities” (she names them but I feel it is wrong to name
them in this article). Both charities asked one small question to their
“pledger”: Could you tell me the size of your legacy pledge? She said
no and finished the calls really upset. She has decided to take both
charities out of her Will and put in a local hospice because she knows
they will never ask. She is still listed as a pledger with the “big ones”.
Small question, big action.
Small words
Family versus loved ones. I don’t know whether it is me asking more
questions in focus groups about language, but blow me down with a
feather, donors are getting so fussy about language. Oral explosions are
really frequent about the word “family” (when the person does not have
one and the charity is saying a family comes first) versus “loved ones”
(“oh that is so yuck and sentimental”) to quote another donor. These
words and others such as “those nearest and dearest to you” are becoming incredibly hated or loved (!) by donors depending on the cause and
the quality of the relationship they have with “their charity”.
Is this donor fatigue getting just more open as charities ask more
and more for legacies in ways which are increasingly hated or just
increasingly regular?
Foto: Fotolia, Beigestellt
Pledge – another small word
Pledge. One sign of asking people to pledge, and your best prospects will say nothing but take one small action: reduce their giving
or just boil internally and be REALLY unhappy. Unhappy enough to
hold back from making a decision to leave a legacy.
Pledge = a polish, abstinence from alcohol, enrolment of an American President, legally binding even if you say it is not!
Time
In the UK one person dies every hour of every day and night in every
week. One small moment and one big opportunity lost or gained. Every
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hour of every day and night someone will be
losing someone. Virtually every day of every
week legacy prospect will be looking at legacy messages in newsletters or your website
or in your dm programme . Do you look at
your legacy communications thinking, is this
a good moment for everyone? Do you insert
a small little sentence which emphasises that
your communication might have arrived at
a bad moment? Just think, around 10,000
people die every week which is likely to affect
at least 40,000 severely. How many got your
legacy communication which made them angry and bitter? One small sentence, one big
effect. Each hour your target for legacy income can be made or lost. Scary or what?
Grammar
An apostrophe in the wrong place. A sentence without a verb in it. Phrases in brochures such as “people leaving us a gift in
their Wills”. All these drive older people over
the edge of despair, or in their words “drive
us to distraction” (how many young people
say this?). How often have I heard the phrase
“that just isn’t good English” from frustrated
donors. And if you start a sentence with the
word “And” you are dead in the water.
When silver surfers visit your website and
see bad English (but they use the word sloppy), their temperatures rise and trust in the
charity is destroyed. Suddenly you are not
like them and do not share the same values.
One small grammatical error – one unhappy donor.
When will we ever learn?
I might sound, and not for the first time,
like a grumpy older person but I am only reflecting the views I hear from Grumpy Old
Donors – or GODs – and maybe we should be
better at listening to our GODs. And (sic) anyway, I failed English Language O level. OK, I
admit it, I failed twice, but even I am getting
more grammatically pedantic as I grow older
– or is it “as I age”? Or does it really matter?
Yes it does. As the recession bites into the
pockets of supporters they are making BIG
choices in a small second of their day: “I have
to cut back my giving”; and the first charities
to go are the ones which have irritated them:
trust and confidence has been destroyed by
the bad use of a small number of words.
11
12 4|12
Thema
Mit Fug
und Recht
Damit eine letztwillige Verfügung rechtsgültig ist, gilt es einige wichtige
Punkte zu beachten. Erbschafts-Fundraiser bieten zwar keine Rechtsberatung an, sollten aber über ein Basiswissen bei Erbfragen verfügen.
Dr. Thomas Höhne
Einmaleins. Grundwissen
im Erbschaftsrecht
ist für NachlassFundraiser
unerlässlich.
D
ie Gründe, warum Menschen gemeinnützigen
Organisationen
etwas zukommen lassen wollen,
wenn sie an die Zeit nach ihrem Tod denken, mögen vielfältig sein – aus der rechtlichen Perspektive jedoch geht es nur um
eines, nämlich ob die entsprechende letztwillige Verfügung auch rechtsgültig ist.
Eine letztwillige Verfügung kann ein Testament oder ein Kodizill sein. Ein Testament enthält eine Erbseinsetzung, also
etwa „Mein ganzes Vermögen erhält
meine Frau“ oder „Mein Besitz wird auf
meine Kinder gleichmäßig aufgeteilt“.
Ein Kodizill ist jede letztwillige Verfügung, die eben keine Erbseinsetzung
enthält, und da ist in erster Linie an
die Legate zu denken. Mit einem
Legat wird jemandem ein bestimmter Vermögenswert (der sich eben
nicht als Bruchteil der gesamten
Erbmasse berechnet) zugewandt,
also eine Geldsumme, ein Teil einer
Liegenschaft oder der Erlös aus einer Versicherung.
Was ist nun bei der Zuwendung
eines Legats zu beachten? Grundsätzlich ist ja der Erblasser darin frei, wem
er was zuwenden will, eingeschränkt ist
er nur durch den Pflichtteilsanspruch
von Ehegatten und Kindern. Die Legate
dürfen deren Pflichtteilsansprüche nicht
schmälern, es muss also nach Abzug der
Legate von der Erbmasse noch genug übrig
bleiben, um die Pflichtteilsansprüche zu be-
Thema
“
Mit einem Legat
wird jemandem ein bestimmter Vermögenswert zugewandt.
Grundsätzlich ist der Erblasser
darin frei, wem er was zuwenden will, eingeschränkt ist er
nur durch den Pflichtteilsanspruch von Ehegatten und
Kindern.
friedigen. Ist dies nicht der Fall, so werden die Legate anteilig gekürzt.
Foto: Fotolia
Rechte und Pflichten
Ein Legat stellt einen Anspruch gegen die Erben dar; diese sind
also verpflichtet, das Legat an den Legatar herauszugeben. Der Erblasser kann die Zuwendung eines Legats mit einer Auflage verbinden, also etwa mit der Pflicht verknüpfen, dass der Legatar den Hund
des Erblassers pflegt oder sich um sein Grab kümmert. Nimmt der
Legatar das Legat an (was er ja nicht muss), dann übernimmt er auch
diese Pflicht. Und die Erben werden möglicherweise darauf schauen,
ob er diese auch Pflicht erfüllt – tut er es nämlich nicht, können sie
das Legat zurückfordern.
Die Formerfordernisse sind für alle Arten letztwilliger Verfügungen gleich – und auch gleichermaßen wichtig! Denn eine letztwillige Verfügung, die nicht in der vorgeschriebenen Form erfolgt, ist
so gut wie wertlos – sie dient allenfalls der Information der Erben,
wenn sie bereit sind, sich daran zu halten. Zwischen welchen Formen kann man also wählen? Ein mündliches Testament, das vor
drei Zeugen erklärt wird, ist nach aktueller Rechtslage nur mehr für
Notfälle zulässig und nicht wirklich empfehlenswert. Daher sollte die
letztwillige Verfügung ausschließlich schriftlich geschehen. Und da
gibt es wieder die Möglichkeit der eigenhändigen letztwilligen Verfügung, die auch die gebräuchlichste ist: Der gesamte Text, also von
der Überschrift angefangen, muss vom Testator eigenhändig handschriftlich (!) – also nicht mit Maschine oder PC – geschrieben und
mit dessen Namen unterfertigt werden (es reicht auch ein Vorname
oder eine unter Familienmitgliedern gebräuchliche Bezeichnung –
aber natürlich ist der volle Name immer eindeutig.). Sinnvoll ist es
natürlich, die Verfügung zu datieren, da dann, wenn mehrere solche
Verfügungen nebeneinander existieren, die jüngste gilt.
Die zweite Möglichkeit ist die fremdhändige letztwillige Verfü-
4|12
gung. In diesem Fall wird der Text nicht vom
Testator selbst handschriftlich geschrieben,
dafür muss dieser – von jemand anderem
oder maschinengeschriebene – Text vom
Testator eigenhändig unterschrieben sowie
von drei Zeugen (die ihrer Unterschrift den
Zusatz „als Zeuge“ beizusetzen haben) unterschrieben werden. Und, genauso wichtig:
Personen, die durch die letztwillige Verfügung selbst bedacht werden, können genauso wenig Zeuge sein wie Ehegatte, Vorfahren, Nachkommen oder Geschwister von
im Testament bedachten Personen. Der Lebensgefährte einer bedachten Person darf
allerdings als Zeuge fungieren. Die Zeugen
brauchen den Inhalt der Verfügung nicht
zu kennen, sie müssen aber die Sprache des
Testators verstehen.
auf der sicheren Seite
Möglich ist es auch, einem Notar eine
schriftliche letztwillige Verfügung zu übergeben, wobei der Notar dann die Echtheit
der Unterschrift des Testators beglaubigt;
auch eine mündliche letztwillige Verfügung
kann beim Notar mittels notariellen Protokolls errichtet werden.
Gefunden werden
Und was geschieht mit dem Testament,
wenn es einmal unterschrieben ist? Das ist
eine gar nicht so unwichtige Frage – schließlich soll es ja nach dem Tod des Testators
auch gefunden werden! Ganz eindeutig zu
empfehlen ist es, dieses Testament bei einem Rechtsanwalt oder Notar verwahren zu
lassen. Dort kommt es (verschlossen) in den
Safe, und der Rechtsanwalt oder Notar gibt
dem Testamentsregister (ein solches wird
sowohl von der Anwaltskammer wie auch
von der Notarskammer geführt) bekannt,
dass dieses Testament in seinem Safe liegt.
Im Todesfall wird vom Gericht ein Notar als
Gerichtskommissär bestellt, und das Erste, was dieser tut, ist, bei den beiden Testamentsregistern anzufragen, ob es ein Testament gibt, und wenn ja, wo es aufliegt. Nur
so ist sichergestellt, dass dieses Testament
gefunden wird, und nur so kann vermieden
werden, dass vielleicht jene Person, die das
Testament als Erste findet, dieses aus höchst
persönlichen Motiven verschwinden lässt.
13
14 4|12
Termine
Weihnachtsputz der
besonderen Art
DIRECT MIND sammelt in der Vorweihnachtszeit wieder für den guten
Zweck und macht sich dieses Jahr auf die Socken, um Schuhe zu putzen.
D
ie jährliche Spendensammelaktion der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat bereits
Tradition. Während in den letzten Jahren auf
Punsch und Glühwein gesetzt wurde, will man
2012 mit einem besonderen Weihnachtsputz eine
möglichst große Spendensumme erreichen: Schuhe putzen. An öffentlichen und halböffentlichen
Stellen soll poliert werden, was das Zeug hält.
Selbstgebrannte süße Mandeln sollen den Gesamterlös weiter in die Höhe treiben.
Der geht dieses Jahr an den Blinden- und
Sehbehindertenverband Wien, NÖ und
Bgld – das entschied wie bereits in den Jahren zuvor das Los.
Mehrdimensionales
Fundraising
E
in Highlight beim letzten Österreichischen Fundraising Kongress war sicherlich
der Vortrag von Linda Neugebauer und Markus Fürnweger mit dem Titel „MultiChannel-Fundraising in der Praxis: Ab wann lohnt es sich?“
Die vermittelte Kernbotschaft: Ein einziger Kommunikationskanal reicht nicht mehr aus,
um den gesamten Fundraising-Horizont abzudecken. Vielmehr müssen Sie – als Organisation – dort sein, wo Sie der
Spender gerade erwartet. Denn die Tendenz geht eindeutig in Richtung „hybride Spender“. Das heißt, dass die Spende
nicht immer über den gleichen Kanal erfolgen wird, sondern der Spendenkanal häufiger gewechselt wird als bisher.
Ob bewusst oder unbewusst: Viele Organisationen betreiben bereits Multi-Channel-Fundraising. Dabei mangelt es
jedoch häufig an personellen Ressourcen und einem integrierten Kommunikationskonzept, das sämtliche Zielgruppen,
Strategien und Kanäle umfasst. Abgesehen davon muss Ihre Datenbank auf die Anforderungen, die Multi-ChannelFundraising mit sich bringt, vorbereitet sein.
Um dabei nicht den Überblick zu verlieren, präsentierten die Referenten ein praktisches Strategie-Tool, das Sie gerne
bei Janine Koller kostenlos anfordern können ([email protected]).
Termine
Fundraising
olé!
4|12
Termine
Dezember
Social Return on
Investment (SROI) und
Wirkungsmessung in NPO
03. + 17. 12. 2012 (LINZ)
Teilnehmer lernen bei diesem Seminar die
Grundlagen der Messung des Erfolges von
NPOs kennen und setzen sich mit der Methodik
des SROI auseinander. Es werden die Vor- und
Nachteile der ökonomischen Betrachtung der
sozialen und gesellschaftlichen Wirkung von
NPO-Dienstleistungen diskutiert. Am ersten Tag
werden die Grundlagen vermittelt und die Inhalte durch Praxisbeispiele verdeutlicht. Im Followup-Workshop wird dann der SROI für die eigene
Organisation oder ein Projekt berechnet.
www.npo-akademie.at
Illustration: Fotolia
V
on 17. bis 19. September fand dieses Jahr
der zwölfte Spanische Fundraising-Kongress, organisiert von der Asociación Española
de Fundraising, statt. Zentrale Frage: Wie kann
man in der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation erfolgreich Spenden sammeln?
Das Programm in Barcelona konnte sich sehen lassen: drei Tage, gefüllt mit drei Workshops, sechs Plenumsvorträgen und 24 weiteren
Sessions, vorgetragen von einem bunten Mix
aus internationalen Fundraising-Experten wie
Ted Hart, Nick Allen (der sogar auf Spanisch referierte), Daryl Upsall, Jean-Marie Destée und
vielen anderen.
Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation, in der sich Spanien derzeit befindet, sind
hier Ideenreichtum und Kreativität gefragt wie
nie zuvor. Und auch das Direct Mail ist nicht
mehr so erfolgreich, weshalb viel in Online-Strategien investiert wurde. In Österreich können
wir daher einiges von den Überlegungen und
Anregungen der spanischen Kollegen lernen auch, was ihre leidenschaftliche Vortragsweise
betrifft. Der wichtige Aspekt der Emotionen im
Fundraising konnte so umso deutlicher vermittelt werden. DIRECT MIND will daher in Zukunft den internationalen Austausch zwischen
Spanien und Österreich weiter intensivieren. Praxis-Seminar:
Newsletter
05. 12. 2012 (Wien)
Der Berliner Online-Relations-Experte Dominik
Ruisinger vermittelt in diesem Praxis-Seminar
einen Einblick in die richtige und erfolgsversprechende Planung und Umsetzung von
E-Mail-Newslettern für NPOs. Dazu ist das Tagesseminar als Mix aus Vortrag, Diskussion und
Praxisübung angelegt. Während im ersten Teil
auf die einzelnen Elemente – Versandformate,
Inhalte, rechtliche Kriterien, Erfolgsfaktoren –
ausführlich eingegangen wird, steht im zweiten
Teil die Entwicklung und Umsetzung eines eigenen Newsletters auf dem Programm. Gleichzeitig sind die Teilnehmer auch eingeladen, eigene
Newsletter mitzubringen und im Seminar zur
Diskussion zu stellen.
www.npo-akademie.at
Rechtliche und
steuerliche Tipps für NPOs
06.12.2012 (Wien)
Die Novelle des Einkommenssteuergesetzes
und Neuerungen in der Vereinsrichtlinie bringen
einige Änderungen in der Spendenabsetzbarkeit
und im Fundraising. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Andreas Lummerstorfer verrät,
wie Sie Ihre Organisation optimal darauf vorbereiten.
www.fundraising.at
15
Macchiato
Die Kolumne mit einem Augenzwinkern von Rainer Sigl
Illustration: Milena Krobath
H
unger!, schreit die Boss und stürzt fahrig in die Kaffeeküche. – Hm, was riecht hier so bezaubernd?
Martin aus der Buchhaltung umklammert instinktiv seinen Teller, während ihm die Boss neugierig über
die Schulter späht. – Das, meine Liebe, sagt Martin mit vollem Mund und schluckt, – das ist das weltbeste Kürbiscurry, frisch gemacht von meiner Schwester, die grad zu Besuch bei mir war. – Das riecht ja deliziös!,
schnurrt die Boss und schnuppert hungrig. – Ach! Was ist da alles drin? – Keine Ahnung, sagt Martin und rückt
vorsichtshalber seinen Teller näher an sich heran, – ich weiß nur, dass meine Schwester das Rezept aus Kenia hat,
wo es ihr ein Fünfsternekoch unter höchster Verschwiegenheit heimlich gezeigt hat. Und das ist der allerletzte Rest
davon.
– Martin! Mein liebster Mitarbeiter!, säuselt die Boss. – Sag mal, willst du das wirklich ganz allein essen? Den
ganzen Teller? Ich hatte heute erst ein Glas Karottensaft und eine halbe Scheibe trocken Toastbrot, und jetzt ist
es schon halb zwei, und … Martin verzieht keine Miene: – Sorry, Boss, aber das ist leider nicht drin. Weißt du, ich
freu mich schon das ganze Jahr auf dieses Curry, und morgen fährt meine Schwester wieder weg, und deshalb:
Tja, es ist eine emotionale Angelegenheit. Das verstehst du sicher. – Hm!, schmollt die Boss und stolziert betont
desinteressiert zur Espressomaschine. – Jaja, klar, das versteh ich, wenn’s denn eine emotionale Angelegenheit
ist, dann hungert eure Chefin eben ein bisschen. Trotzig drückt sich die Boss einen Espresso und nippt gedankenverloren daran.
– Übrigens!, ruft die Boss unvermittelt nach einer Sekunde des Schweigens, – apropos Afrika, und gut, dass ich
dich hier treffe, Martin! Ich muss dir sowieso was erzählen. Martin hebt skeptisch die Augenbrauen, doch die Boss
sprudelt drauflos. – Wir haben ja so ein Glück! Stell dir vor, Martin, die Firma hat eine riesige Chance! Gestern bekomme ich so ein Email von einem Anwalt aus Nigeria, und – so eine Überraschung! – der vertritt einen kürzlich
verstorbenen schwerreichen Klienten, der ausgerechnet uns sein ganzes riesiges Vermögen spenden will! Da geht’s
um hunderttausende Dollar! Martin lässt den Löffel sinken und wird bleich. – Boss …
– Jaha, da staunst du, was? Ich wollte es ja auch nicht glauben, fährt die Boss fort
und nippt an ihrer Tasse, – aber ich hab da gleich zurückgeschrieben, um mich zu
erkundigen, und er hat gleich geantwortet: Es stimmt! Da staunst du, was? Martin schluckt. – Du, Boss …. Ungerührt fährt die Boss fort: – Das hättest du sehen
müssen, wie erfreut der arme Anwalt war! Das ganze Mail in Großbuchstaben!
Anscheinend hatte der ziemliche Mühe, dieses Erbe an den richtigen Adressaten
zu bringen, aber ich hab ihm dann gleich zurückgeschrieben und ihm unsere
Bankverbindungen geschickt und die notwendigen Daten …. – Boss!, schreit
Martin und springt mit angstgeweiteten Augen auf. – Das darf doch wohl nicht
wahr sein!!! Ich muss raus – sofort die Bank anrufen!!!
Erstaunt blickt die Boss Martin nach, der Hals über Kopf nach draußen hastet
und mich dabei fast über den Haufen rennt, als ich in die Küche komme. – Na
sowas, wundere ich mich, – was ist denn mit Martin aus der Buchhaltung los?
Und was riecht hier so gut? – Ach, Martin muss nur kurz was abklären,
wegen irgendsoeinem Betrüger-Email, schnurrt die Boss und holt sich
einen Löffel aus der Schublade. – Aber keine Sorge: Falscher Alarm.
Und was hier so gut riecht, mein Lieber, ist das angeblich beste
Kürbiscurry der Welt. Ich glaube, Martin hat keinen Hunger mehr. – Na, wenn das so ist, sage ich. – Mahlzeit! –
Mmmm!, ruft die Boss. – Hervorragend. Ich bring’s halt
einfach nicht übers Herz, so ein tolles Essen kalt werden
zu lassen. Weißt du: Das ist eine emotionale Angelegenheit.