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Der Teufel im Thurgau
Eines Tages kam der Teufel in den Kanton Thurgau. Die Hörnchen hatte er unter
einem schwarzen Haarschopf versteckt, und er trug elegante Kleider, so dass
man ihn nicht erkannte. Er hatte gehört, die Thurgauer seien dumme Leute und
wollte sich deshalb einige für die Hölle ergattern.
Er begegnete einem Bauern, der gerade am Mosten war. Der Teufel klagte, er
schwitze so sehr bei dem warmen Herbstwetter und fragte gleich, ober er nicht
ein Bad haben könnte. Der Bauer war damit einverstanden, jedoch wollte er noch
zuerst den Most fertig pressen.
Nun machte der Teufel einen weiteren Vorschlag: „Wir könnten eine Wette machen. Ich ziehe mich aus, und du bereitest unterdessen für mich das Bad zu.
Wenn du zuerst bereit bist mit dem Bad, hast du die Wette gewonnen. Bin ich
aber zuerst ausgezogen, so habe ich gewonnen. Wenn du gewinnst, gebe ich dir
tausend Taler. Wenn ich gewinne, gibst du mir einige Tröpflein Blut.“
Der Bauer dachte: „Aha, das ist so einer.“ Er tat aber nicht dergleichen und sagte, er sei einverstanden.
Während der Bauer an der Mostpresse arbeitete, schaute sich sein Gast den Mostereibetrieb an. Mit der Zeit lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Er schaute
unentwegt zum grossen Mostbehälter, in den der frische Süssmost floss. Der
Bauer sah dies wohl und fragte: „Willst du einmal versuchen?“
Der Teufel bejahte voller Freude und schlürfte direkt aus dem grossen Mostbehälter, der schon fast voll war. Auf einmal bekam er von hinten einen kräftigen
Stoss, worauf er kopfüber in den Most hineinstürzte. Sofort schmetterte der Bauer den schweren Holzdeckel darüber und nagelte ihn schnell mit einigen Nägeln
darauf.
Der Teufel schrie wütend und trommelte mit den Fäusten an den Deckel. Dann
bat er den Bauern flehentlich, er solle ihn aus diesem klebrigen Bad herauslassen.
Der Bauer rief: „Ich lasse dich erst heraus, wenn du geschworen hast, dass du
die verlorene Wette bezahlen wirst, denn du bist jetzt im Bade, bevor du dich
ausgezogen hast.“
Der Teufel schwor feierlich, die tausend Taler zu zahlen. Nun öffnete der Bauer
den Deckel. Triefend stieg der Teufel aus dem Most und bezahlte. Nachher lief er
schimpfend und zeternd davon und liess sich bei den Thurgauern nicht mehr blicken