Ausstellungen 16 • unexpected forms • Kugelrund • Vom Schreiben, Reisen und Fotografieren • Schöner wohnen • Das Schöne und das Schreckliche • Berg und Tal unexpected forms „Was es gibt“ ist einer der meistrezipierten Aufsätze des US-amerikanischen Philosophen W.V. Quine. Quine bringt die Frage nach der Grundstruktur der Wirklichkeit auf die kürzestmögliche Formulierung: „Was gibt es?“ und gibt gleich auch die bündigste Antwort: „Alles“. Es gibt sie daher nicht – die Sicherheit in unserer Wahrnehmung. Und die Kunst ist eine jener Disziplinen, die eine vorgebliche Sicherheit, Erwartbarkeit sinnlich-visueller Ordnungen ohnedies gerne in Frage stellt. Ebenso ist der Zufall oder zumindest der kalkulierte Zufall im Arbeitsprozess eine wesentliche Komponente im Werk vieler Künstler und Künstlerinnen. „Unexpected Forms“ zeigt daher – mit einem gewissen Schwerpunkt auf das Material Papier – Werke, die mit der Verschiebung von Formen arbeiten, wie die geknüllten geometrischen „Papierknäuel“ von Esther Stocker oder mit immanenten Materialprozessen wie Walter Weer oder Tone Fink. Ebenso Teil der Ausstellung sind Zeichnungen von Martina Golser, Florian Raditsch oder Stefanie Holler, die sich an der Wirklichkeit orientieren. Doch die Unmittelbarkeit der Darstellung lässt uns die realen Gegenstände oder Pflanzenformen nahezu als abstrakt erscheinen – so antwortet auch die Natur mit ihren oft erstaunlichen Formen auf die Frage: „Was gibt es?“ stets mit „Alles“. Stefanie Holler, Aufhängen III, 2014 Kohle auf Papier, 150 x 150 cm © Stefanie Holler/Courtesy Loft8 Wien Diese Künstlerinnen und Künstler werden vertreten sein: Linda Berger, Tone Fink, Martina Golser, Uwe Hauenfels, Stefanie Holler, Karl Karner, Roman Pfeffer, Florian Raditsch, Peter Sandbichler, Judith Saupper, Esther Stocker, Walter Weer. Konzept und Kuratierung: Silvie Aigner Uwe Hauenfels, Ohne Titel, aus der Serie Raumzeichnungen, 2009 Draht und Papier, 23 x 40 x 17 cm © Bildrecht Wien, 2015; Foto Uwe Hauenfels Kugelrund Die Kugel als perfekte Form und Ausgangspunkt vielschichtiger, künstlerischer Überlegungen. Der Kreis und die Kugel gelten als perfekte Formen, die uns immer mit großer innerer Zufriedenheit erfüllen, gleichgültig, ob es nun eine Orange, ein Ball, eine Billardkugel, die Erdkugel oder aber schlicht und einfach der geometrische Körper ist. In ihrer Ausgewogenheit befriedigt die Kugel alle Aspekte unseres ästhetischen Harmoniebedürfnisses. Abweichungen und Unregelmäßigkeiten, wie zum Beispiel eine Delle oder eine ausgebrochene Ecke werden als Störung der Ordnung wahrgenommen. Teilt man hingegen die Kugel in Segmente, wie z.B. eine Orange in Spalten oder einen Knödel in Scheiben, dann wiederum entsteht etwas ganz Neues, „Unkugeliges“. Seit jeher steht die Geometrie von Kreis und Kugel symbolisch für die Ordnung der Welt. Kreis und Kugel gehören zu den ältesten Sinnbildern der menschlichen Zivilisation, als Synonym für Kosmos, Einheit bzw. Ganzheit, Zeitlosigkeit, Schönheit, die Seele, Spiel und Zufall. Kein Wunder, dass Kugel und Kreis eine wichtige Rolle in der Kunst zukommen. Vor allem in den plastischen Disziplinen stellt die Kugel eine spannende Gestaltungsmöglichkeit dar, wie man an Hand zahlreicher Beispiele der zeitgenössischen Moderne erkennen kann. So befasst sich der italienische Bildhauer Arnaldo Pomodoro mit der äußeren Hülle des geometrischen Körpers Kugel, indem er sie aufbricht und das Innere neu strukturiert. Oder man denke an „Cloud Gate“ von Anish Kapoor, deren spiegelnde Haut großteils kugelig in Erscheinung tritt. Auch innerhalb der neuen NÖART Ausstellung „kugel.RUND“ erfolgt die Umsetzung des vielschichtigen Themas kugel.RUND in unterschiedlichen Materialien wie Stein, Holz, Papier, Stahl, Stoff, Draht, Mixed Material und erfährt in mannigfaltigen Medien wie Fotografie, Malerei, Zeichnung, Keramik, Bildhauerei und Collage, im engeren und weiteren Sinn, eine allumfassende Interpretation. Diese Künstlerinnen und Künstler werden vertreten sein: Götz Bury (A), Ivan Csudai (SL), Johann Feilacher (A), Tone Fink (A), Herbert Flois (A), Sébastien de Ganay (F/A), Heiri Häfliger (CH), Johann Karner (A), Pius Litzlbauer (A), Sonja Lixl (A), Hannes Mlenek (A), Gotthard Schatz (A), Christa Zeitlhofer (A), Birgit Zinner (A) u.a. Konzept und Kuratierung: Judith.P.Fischer Hannes Mlenek, Impact, 2013 Mixed Material © Bildrecht Wien, 2015; Foto faksimile-digital wien Vom Schreiben, Reisen und Fotografieren Die Ausstellung berührt das Thema Reisen auf verschiedenen Ebenen. Geleitet wird sie durch das Bedürfnis der Reisenden zum Festhalten der Eindrücke. Der Zeit entsprechend waren es zuerst Zeichnungen, später, nach der Erfindung der Fotografie, das Foto und heute elektronische Medien. Eine zweite Schiene des Konservierens war immer schon die Schrift. Seien es Reiseberichte, Reisetagebücher oder in weiterer Folge Reiseführer. Heute sind es Social Media wie Blogs oder Facebook. Die geplante Ausstellung: „Vom Schreiben, Reisen und Fotografieren“ referiert mit diesen Werkzeugen der Konservierung. Es werden sowohl Zeichnungen wie Fotos gezeigt, als auch Texte geschrieben und gelesen. Die Auswahl der Fotos basiert auf einer ironischen Mentalität nicht die Sehenswürdigkeiten der Welt zu zeigen, sondern den Fokus auf Details zu legen, die im ersten Augenblick vielleicht uninteressant scheinen. Diese entschlüsseln uns aber oftmals das Wahre der Reisen und Erlebnisse. Dabei beteiligte Künstler sind: Michaela Bruckmüller, Hermann Capor, Anja Hitzenberger, Hertha Hurnaus, Paul Albert Leitner, Martin Gusinde und Otto Schenk. Das Schreiben hat in diesem Projekt einen weiten Bogen zu spannen. Von der Lust und Frust des heutigen Reisens zum Inhaltsschweren im Krieg. Geschrieben bzw. gelesen wird von Martin Amanshauser, Hermann Heidinger und Willy Puchner. Begründungen für das Reisen gibt es viele. Ich persönlich versuche ohne Grund zu reisen, was mir genauso schwer gelingt wie nicht zu fotografieren. Einen Versuch ist es allemal wert. Konzept und Kuratierung: Hermann H. Capor Paul Albert Leitner, Aus der Serie Reisememorabilia, 2012 C-Print , 24 x 30 cm © Paul Albert Leitner Anja Hitzenberger, Aus der Serie Chinese Fast Food, 2013 C-Print, 70 x 100 cm © Anja Hitzenberger Schöner Wohnen Die Charakterisierung Österreichs als “Insel der Seligen“ geht auf den ehemaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky zurück, der damit das politisch neutrale Österreich als idealtypischen Ort beschrieb, an dem Menschen in Wohlstand, glücklich, konfliktfrei und harmonisch zusammenleben. Heute steht diese zum geflügelten Wort aufgestiegene Umschreibung generell und jenseits eines österreichischen Kontextes für trügerisch-idyllische Walzerseligkeit und Scheuklappendenken: Um die Insel tobende Stürme und Unwägbarkeiten des offenen Meeres werden ausgeblendet. Warum sich auch Gefahren aussetzen, wenn das insulare Bewusstsein zumindest kurzfristig und bis zu einem gewissen Grad vor den Winden des Augenblicks und der Geschichte schützt? Grenzen und Begrenzungen sind allgegenwärtig. Jeder Mensch hat im Laufe des Lebens Erfahrungen mit ihnen gemacht, ist auf sie gestoßen oder hat sie überwunden. Häufig schwieriger zu erkennen und zu bewältigen als geografische oder physische Grenzlinien sind Grenzen im Kopf. Sowohl Intoleranz und Beschränktheit im Denken, als auch das verhaftet sein in einem liebenswert-kleinbürgerlichen Idyll, das vermeintliche Sicherheit im Leben suggeriert, schüren Ängste und bieten Fremdenhass, Ausgrenzung, Alltagsrassismus und Fundamentalismus einen dankbaren Nährboden. Klaus Pichler, Aus der Serie Middle Class Utopia Nr. 114, 2011 Analoge Fotografie, C-Print, 95 x 105 cm © Klaus Pichler Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler begeben sich künstlerisch auf die Spuren von Gehäkeltem, Engstirnigkeit, dem Häuschen im Grünen, Thujenhecken, Gartenzwergen, Vorgartenzäunen, dem röhrenden Hirsch und zur Verblödung beitragendem Fernsehprogramm. Eine humorvolle, ironische, aber auch aufmüpfige Ausstellung, die engagierte Kunst zeigt, die etwas zu sagen hat und sich einmischen will. Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Barbara Bernsteiner, Ralf Edelmann, Gisela Erlacher, Gerhard Gepp, Robert F. Hammerstiel, Ottmar Hörl, Dagmar Höss, Ursula Janig, K.U.SCH., Ina Loitzl, Micha Payer & Martin Gabriel, Klaus Pichler, Aleth Schreder, Flora Zimmeter Konzept und Kuratierung: Hartwig Knack Gerhard Gepp, Ohne Titel, 2010 Aquarell auf Papier, 26 x 41,5 cm © Bildrecht Wien, 2015 Roman Scheidl – Das Schöne und das Schreckliche Roman Scheidl kam 1949 in Niederösterreich zur Welt, vier Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges. Die Atmosphäre damals prägte Roman Scheidl nachhaltig. Von 1969 bis 1975 studierte er an der Akademie der bildenden Künste bei Maximilian Melcher und wandte sich mit ganzer Kraft der Druckgrafik zu. Es entstanden Radierungen, die einerseits den Abbruch zerstörter Häuser, andererseits aber auch den Wiederaufbau in eindrucksvollen Bildern zeigen, kleinformatig und in dunklen Farbtönen. Diese Arbeiten werden schon 1976 in der Albertina in Wien in der Ausstellung „Hauseinsturz“ gezeigt. Nach 1974 ging Roman Scheidl auf Reisen, sammelte dabei Erfahrungen, die seinen weiteren Weg beeinflussten. Aufenthalte in der Schweiz, in Stockholm, New York und Paris, sowie die Zusammenarbeit mit Tänzern und Choreografen erweiterten seine Weltsicht. Seit 1981 entstanden neue Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Pinselzeichnungen. Bewegung und Tanz eroberten seine Bildwelt. Aber besonders die Reisen zu den Tempeln der japanischen Vergangenheit brachten ihm die asiatische Denkweise näher und finden ihren Niederschlag in seinen Arbeiten. Nun dominieren Farbe und Bewegung den Zeichenstil. Zeichnung, Radierung und Malerei werden zu einem Ganzen. Blaue Vögel, 2006 Öl auf Leinwand © Roman Scheidl Der Weg führt aus den Schrecknissen einstürzender Häuser hinaus ins Weite, zum Licht und zu einer offenen Weltsicht. Heute lebt und arbeitet der Künstler in Wien. Die Ausstellung zeigt Arbeiten der frühen Jahre bis zu Arbeiten aus jüngster Zeit. Konzept und Kuratierung: Roman Scheidl, Roswitha Straihammer An der Grenze zu einem neuen Land (Ausschnitt), 1980 Radierung, 72 x 64,7 cm © Roman Scheidl, Foto Peter Kainz Berg und Tal … wo sich schroffe Gebirge zu sanften Hügelketten wandeln und enge Täler in weiten Ebenen ausklingen – ein Untertitel wie aus einem Werbeprospekt für Wanderurlaube in Niederösterreich!? Aber jenseits von plakativ inszenierter Naturschönheit tauchen vor dem geistigen Auge andere, subtilere Bilder auf und man erinnert sich an Gemälde und Zeichnungen alter wie zeitgenössischer Meister. Landschaftsdarstellungen spielten und spielen in der bildenden Kunst des Abendlandes eine nicht unerhebliche Rolle. Mit ihren vielschichtigen Bedeutungsebenen, die sie während der einzelnen Epochen u.a. durch literarische Zuordnungen und vor allem durch die Besetzung mit emotionalen Befindlichkeiten erfuhren, bestimmen sie jenes kollektiv abrufbare, visuelle Gedächtnis mit, das uns heute über Landschaftsmotive so reich assoziieren lässt. Als mehr oder weniger realistisch wiedergegebene Gefilde dienten sie seit der Antike als Bühne für mythologische, biblische oder historische Erzählungen, denen sie durch die „Verortung“ der jeweiligen Szene zu Präsenz und Wahrhaftigkeit verhalfen. Daneben hatte das „Porträtieren“ eines Gebiets oftmals wirtschaftliche Hintergründe, ließen Adel wie Klerus ihre Herrschaften und Ländereien, Wein- und Obstgärten malen und dokumentierten damit ihre Besitzansprüche. Begrenzt vom Meer, durchflossen von Gewässern jedweder Art begegnen uns Höhen und Niederungen darüber hinaus im Sinn der „Weltlandschaft“, wo sich auf einem Bild die unterschiedlichsten Gegenden zum großen Ganzen der Schöpfung drängen. Die Entwicklung zur eigenständigen Gattung innerhalb der Malerei vollzog sich schrittweise. Eine Verlagerung des Interesses wird in dem Moment deutlich, als die Figürchen, immer kleiner geworden, zur Staffage geraten, während die von Emotion erfüllte Landschaft, welche zuvor die jeweilige Erzählung lediglich wie ein Grundton stimmungsvoll unterlegt hatte, plötzlich die Hauptrolle übernimmt – sei sie nun heroisch, arkadisch-lieblich oder gar bedrohlich gezeichnet. Die Beschäftigung mit diesem Genre lässt sich ohne Unterbrechung vom Barock, über die Romantik zur Pleinairmalerei des Impressionismus und weiter bis ins 20. Jahrhundert verfolgen. Die auflodernde gesellschaftspolitische Skepsis wird nun in der expressiven Deformation der gesehenen Wirklichkeit gespiegelt. Aber nicht nur hiervon wird die Landschaftsdarstellung ergriffen, gleichzeitig dient sie als Ansatz für reduktionistische Tendenzen, die sie auf ihre elementaren Bestandteile, auf Farbe und Form zurückführen – man denke an die meditativen Interpretationen von Mark Rothko (1903–1970) oder Agnes Martin (1912–2004). Bei diesen exemplarischen Vertretern einer radikal abstrahierenden, im freien Gestalten mündenden Entwicklung fallen Ausgangspunkt und Endpunkt der künstlerischen Überlegungen in eins: Es beginnt wie es endet – mit der Landschaft Dieser unerschöpfliche historische Fundus an Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten dient der zeitgenössischen Kunst als Referenz, gleichzeitig reagiert sie selbstverständlich auch auf jene zivilisatorischen Entwicklungen, die zu einem thematischen Paradigmenwechsel im Bereich der Landschaftsschilderung führten: War es zuvor immer die einschüchternde Gewalt der Natur, von der sich der Mensch bedroht sah, ist es nun – zumindest vorübergehend – umgekehrt. Nach „Gartenkunst.Kunstgarten“ versucht die Ausstellung „Berg und Tal“ erneut, den stilistischen Pluralismus der ausgewählten Gemälde, Zeichnungen und Fotografien zu nutzen, um das Publikum in einer lustvollen Konfrontation für die intellektuellen und sinnlichen Qualitäten zeitgenössischer Kunst zu begeistern. Diese Künstlerinnen und Künstler werden vertreten sein: Christy Astuy, Michael Blank, Karin Ferrari, Rudolf Goessl, Josef Kern, Bettina Letz, Martin Musič, Oswald Oberhuber, Yvonne Oswald, Martin Pohl, Hubert Roithner, Hans Schabus, Robert Scheifler, Werner Schnelle, Martin Schrampf, Claudia Schumann, Fritz Simak, Karl-Heinz Ströhle, Alois Tösch, Anton Wichtl, Klaus Dieter Zimmer Konzept und Kuratierung: Andrea Jünger Josef Kern, Schneerest, 2015 Öl auf Leinwand, 86 x 65,5 x 5 cm © Bildrecht Wien, 2015 Die Leistungen der NöART • • • • • • An- und Abtransport der Ausstellungsobjekte Auf- und Abbau der Ausstellung Versicherung der Ausstellungsexponate Pressetexte und Pressefotos Werbemittel (Einladungen, Plakate, etc.) in der gewünschten Stückzahl Organisation der Vernissage in Kooperation mit der Gemeinde Die Ausstellungen werden der Gemeinde für einen Zeitraum von mind. 2 bis max. 6 Wochen zur Verfügung gestellt. Gerne nehmen wir Ihre Reservierungen entgegen und freuen uns auf die Zusammenarbeit im kommenden Jahr. Tel. 02742 / 75590 ( Fax +10) Email: [email protected] Roswitha Straihammer, Sofie Fischer NöART Niederösterreich Gesellschaft für Kunst und Kultur Lederergasse 8/1/L2, 3100 St. Pölten Tel. 02742 / 755 90 (Fax + 10) [email protected], www.noeart.at
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