Erfahrungsbericht Studiengang: Psychologie Austauschjahr/Semester: HWS 2013/ 5. Semester Gastuniversität: Universidad de Deusto Stadt: Bilbao Land: Spanien Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor. Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen. 1. Vorbereitung : Nach dem ich meine Zusage für ein Semester an der Universidad de Deusto bekommen habe, hat sich die dortige Uni sofort mit mir in Kontakt gesetzt und mich über die nächsten Schritte vor der Abreise informiert. Es wird ein sehr gutes und unkompliziertes Wohnungsvermittlungsprogramm geboten, dass ich jedem empfehlen würde. Dort kann man angeben, ob man in eine Wohngemeinschaft oder Studentenwohnheim ziehen oder auch in einer baskischen Familie unterkommen möchte. Ich habe mich wie die Meisten für eine WG entschieden. Ein Vorteil vom Studentenwohnheim ist, dass es sich direkt neben der Uni befindet, allerdings ist es im Unterschied zu deutschen Wohnheimen deutlicher organisierter und strukturierter, das heißt man zahlt für jede Mahlzeit zu festen Zeiten beispielsweise und es gibt auch Regeln wann man Nachts zurück sein sollte etc. Wenn man eine WG vermittelt bekommen möchte, dann kann man seine Präferenzen noch etwas konkretisieren, also beispielsweise Konstellation der Bewohner oder Lage der Wohnung. Darauf wurde in meinem Fall dann schlussendlich doch nicht soviel Rücksicht genommen, da ich angegeben hatte im Idealfall mit spanisch sprechenden Studenten zusammenzuwohnen und am Ende in einer komplett internationalen fünfer WG gelandet bin. Es war zwar nur ein Spanier mit dabei, hat im Endeffekt aber trotzdem optimal gepasst. Man kann im Vorfeld sogar auf einer Stadtkarte online Wohnungsinformationen und Preisdetails nachsehen. Ich würde die Stadtteile Deusto, Indautxu, Abando oder Casco Viejo empfehlen. Wir haben in Indautxu gewohnt, was zum einen sehr zentral in der Innenstadt von Bilbao liegt, aber auch die Uni zu Fuß bequem zu erreichen ist. Abando ist direkt im Zentrum gelegen, Deusto der Stadtteil wo sich eben auch die Uni befindet und Casco Viejo ist die historische Altstadt. Meiner Meinung nach das schönste und interessanteste Viertel, allerdings am weitesten von der Uni entfernt. Die Wohnungen sind zum Teil sehr unterschiedlich, preislich aber auch von der Ausstattung. Wir hatten etwas Pech und sind in einer teuren Wohnung gelandet, mit alten Möbeln und einer schlecht ausgestatteten Küche. Nach einigen Diskussionen mit der Vermieterin haben wir aber einen neuen Ofen und Herd bekommen. In dieser Angelegenheit waren die Ansprechpersonen der Uni leider keine großen Hilfen. In den Einführungstagen wurde viel Programm geboten, über offizielles welcome-meeting bis Parties. Die Betreuung ist alles in allem sehr gut. Zudem gab es noch die Möglichkeit einen kostenlosen Spanischkurs zu machen in der Woche bevor die Einführung stattgefunden hat. Ich habe nicht an einem Kurs teilgenommen und bin erst eine Woche später angekommen, weil ich auch schon gute spanisch Kenntnisse hatte, aber das ist sicherlich eine gute Möglichkeit von Anfang an viele Leute kennenzulernen. 2. Unterkunft : Wie gesagt, hatten wir mit der Wohnung an sich nicht das große Los gezogen, aber da das Zusammenleben super geklappt hat, war das eher zweitrangig. Die WGs sind alle bereits möbliert und man muss zu Beginn eine Kaution zahlen (in der Regel eine Monatsmiete). Wir haben pro Person inklusive Nebenkosten 420€ bezahlt. Mein Zimmer war nur rund 13qm groß, es gab aber 2 Bäder und ein recht großes Wohnzimmer mit Fernseher und Couch. Preislich lag die Wohnung bestimmt über dem Durchschnitt, für rund 350-380€ kann man mit Sicherheit etwas ordentliches finden. Das Spektrum der Wohnungen reicht von schönem Altbau bis modernen Wohnungen. Am besten klickt man sich einfach mal durch das Angebot. Oft ist es in Spanien üblich die Miete am Anfang des Monats in Bar an den Besitzer zu zahlen. So auch in unserem Fall. 3. Studium an der Gasthochschule : Mein erster Eindruck von der Uni war super: Das Gebäude ist sehr schön, direkt am Fluss gelegen und schräg gegenüber vom gigantischen Guggenheim (manche sagen, dass das Museum einer riesigen Blechdose ähnelt). Es gibt in Mitten der Uni zwei große überdachte Höfe, die mit Palmen bepflanzt sind. Alles ist sehr modern und macht was her. Die Universidad de Deusto ist eine Privatuni, die den einheimischen Studenten mehrere hundert Euro pro Monat kostet. Dafür hat sie aber auch landesweit einen exzellenten Ruf, vor allem für Rechtswissenschaften. Deusto ist eine Campus-Universität, es gibt aber auch noch eine öffentliche Hochschule, die über die gesamte Stadt verteilt ist. Die Universidad de Deusto ist eine katholische Hochschule, es gibt auch eine Kapelle innerhalb des Gebäudes, aber insgesamt spielen religiöse Themen aber keine vordergründige Rolle. Seit wenigen Jahren gibt es eine neue Bibliothek mit Mensa auf der anderen Seite des Flusses. Diese ist wie die Uni selbst sehr gut ausgestattet und bietet viele Arbeitsplätze mit PCs. Die meisten Kurse werden auf Spanisch und parallel auf Baskisch angeboten, zum Teil aber auch auf Englisch. Erfahrungsgemäß waren die englischen Kurse deutlich kleiner als die anderen. Das Niveau war gut, aber vielleicht ein bisschen niedriger als Deutschland und Mannheimer Standards. Die Lehre ist in Spanien viel verschulter, es gibt mehr Kontakt mit Dozenten und in der Regel strengere Anwesenheitspflichten. Ich musste relativ viel Arbeiten während des Semesters abgeben, Aufgaben erledigen oder Präsentationen halten. Dadurch ist der Anteil der Endklausur an der Gesamtnote meistens nicht so hoch. Tendenziell ist es etwas schwieriger gute bis sehr gute Note in Spanien zu bekommen im Vergleich zu Deutschland. Die Dozenten sind meistens sehr nett und nehmen in den spanischen Kursen auch Rücksicht auf die internationalen Studenten. Der Semesterrhythmus ist der Selbe wie in Mannheim, die Prüfungen finden aber erst nach Weihnachten Anfang-Mitte Januar statt. Danach bleiben dann noch paar Wochen Zeit im Land herumzureisen bevor es dann wieder in Deutschlund mit dem Studium weitergeht. Für die Erasmus Studenten besteht auch noch die Möglichkeit einen spanisch und/oder baskisch Kurs begleitend zum Semester zu belegen. Dieser ist auch kostenlos und findet von Montags bis Donnerstags eine Stunde täglich statt. Die Uni bietet ein breites Sportprogramm und organisiert auch Ausflüge in der Umgebung. Ich habe zum Beispiel mit anderen Erasmus Studenten eine Fußball Mannschaft gegründet und bei der Uniinternen Meisterschaft mitgespielt. Direkt neben dem Unigebäude gibt es einen zugehörigen Sportplatz. Jeden Donnerstag werden Erasmus Parties in wechselnden Locations der Stadt veranstaltet. 4. Alltag und Freizeit : Bilbao ist eine schöne Stadt (vor allem die Altstadt) und von der Größe etwa vergleichbar mit Mannheim. Es ist die Hauptstadt vom Baskenland und in fast allen Bereichen des täglichen Lebens merkt man Unterschiede zum restlichen Spanien. Durch die Unabhängigkeitsbestrebungen und zur Stärkung der heimischen Wirtschaft wird es beispielsweise spanischen und ausländischen Unternehmen schwer gemacht im Baskenland Fuß zu fassen. So gibt es zum Beispiel eigene Supermarktketten die auch nur dort zu finden sind. Generell ist Politik ein eher heikles Thema und alles was von der Regierung in Madrid ausgeht kritisch beäugt. Auch die Jugendlichen haben eine sehr starke regionale Identität. Deswegen gibt es auch viele schöne Traditionen, die in der Stadt gefeiert werden (zum Beispiel die große Festwoche ende August oder Santo Tomas am 21. Dezember). Die Einwohner Bilbaos lieben Wein und Pintxos, die baskische Version der Tapas Häppchen. Es gibt unzählige Bars, wo sich jung und alt ab Nachmittag treffen um zusammen Wein zu trinken und sich zu unterhalten. In den Sommermonaten spielt sich alles auf den Straßen ab, was eine sehr schöne Atmosphäre schafft. Ansonsten sind die Bilbos auch sehr Fussball verrückt. Gerade eben wurde ein neues Stadion für Athletic Bilbao gebaut, leider ist es aber sehr schwer an Karten zu kommen ohne Mitglied im Verein zu sein. Die Stimmung ist aber super, bei Heimspielen steht die Stadt Kopf und die Fans sollen zu den Besten des Landes gehören. Dadurch, dass man recht viele Veranstaltungen in der Uni hat (pro Fach in der Regel vier Sitzungen á 50 Minuten) bestimmt das auch recht stark den Alltag, trotzdem bleibt natürlich genug Zeit für Freizeitaktivitäten, Feiern und Reisen. Kulturell bietet die Stadt sehr viel, allem voran das Guggenheim Museum und das Museo de las bellas artes (Moderne Kunst). Das Guggenheim Museum ist allein von außen beeindruckend und prägt das Stadtbild sehr. 5. Fazit : Für mich war es genau die richtige Entscheidung nach Bilbao zu gehen. Es ist die etwas andere Spanien Erfahrung und im Vergleich zu Erasmus Hochburgen wie Barcelona oder Sevilla deutlicher ruhiger. Das Nachtleben könnte ein bisschen vielseitiger sein und manche Clubs befinden sich auch außerhalb der Stadt, was uns auch ziemlich oft dazu bewogen hat die Abende in WGs zu verbringen und so unsere Parties privat zu organisieren. Der Norden von Spanien ist landschaftlich sehr schön, Frankreich direkt um die Ecke und ein großes Plus von Bilbao ist die Nähe zur Atlantikküste. Man kann bequem mit der Bahn an einen Surfstrand fahren. Wer also surfbegeistert ist oder es gerne lernen möchte, der sollte Bilbao definitiv in Erwägung ziehen. Zudem ist San Sebastian in etwas mehr als einer Stunde mit dem Bus erreichbar und diese Stadt ist mehr als nur einen Besuch wert. Die Basken sind sehr höfliche Menschen, aber auch etwas distanziert. Sie werden auch als die Deutschen in Spanien bezeichnet, soll heißen, sie sind nicht ganz so temperamentvoll aber sehr ehrlich und wenn man mal warm mit ihnen geworden ist, dann können auch richtige Freundschaften entstehen. Mein Umfeld bestand leider größtenteils aus Internationals, da es allein deswegen schwer ist richtig in Kontakt mit den einheimischen Studenten zu kommen, weil Sie meistens noch bei ihren Eltern zu Hause wohnen und die Wochenenden zu Hause im Umland verbringen. Was mich persönlich sehr überrascht hat ist der Reichtum der Stadt. In Bilbao merkt man kaum etwas von der landesweiten Krise und der hohen Arbeitslosigkeit. Es gibt sehr viele Luxusboutiquen und ältere Herrschaften, die mit ihren Pelzmänteln die Einkaufsstraße entlang flanieren. Was ich auch noch zuletzt erwähnen möchte ist das Klima: Der Sommer ist in Bilbao sehr angenehm und kann auch sehr heiß werden und im Winter ist es aufgrund der Nähe zum Meer immer relativ mild. Was auf Dauer allerdings ziemlich nervig war ist der häufige Regen, da die Stadt von Bergen umgeben ist und die Wolken dazwischen hängen bleiben. Regenschirm sollte immer mit dabei sein, daran gewöhnt man sich aber auch schnell daran. Alles in allem war aber für mich mein Auslandssemester in Bilbao eine super Erfahrung und ein voller Erfolg! An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse: Kursbezeichnung 41028 Kurs Psychology Intervention and Treatment II SWS/ Credits 6 Ja 41025 Psychopathology 6 Ja 41022 Psychometrics 6 Ja 43703 Global History 6 Ja Spanisch Sprachkurs 6 Nein SWS = Semesterwochenstunde Anerkennung an der Universität Mannheim Bemerkungen
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