Factsheet Entwicklung und Projektionen

[I N F O
W el t be v ö l k e r u n g ]
» Entwicklung und Projektionen
Wie viele Menschen werden in
Zukunft auf der Erde leben?
«
Nie zuvor gab es so viele Menschen auf der Erde wie heute – mehr als sieben
Milliarden. Nach wie vor wächst die Weltbevölkerung: Bis zum Jahr 2050
werden es voraussichtlich 9,7 Milliarden Menschen sein, bis zum Jahr 2100
vermutlich 11,2 Milliarden Menschen. In armen Ländern sind die Geburten­
raten besonders hoch. Hier hat jede vierte Frau, die eine Schwangerschaft
vermeiden möchte, dazu keine Möglichkeit.
Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung
120
2100: 11,2 Mrd.
2087: 11 Mrd.
2055: 10 Mrd.
110
100
2038: 9 Mrd.
90
2023: 8 Mrd.
80
2011: 7 Mrd.
70
1999: 6 Mrd.
60
1987: 5 Mrd.
50
1974: 4 Mrd.
Weltbevölkerung in Milliarden
Durchschnittlicher jährlicher Zuwachs innerhalb von 10 Jahren
40
1959: 3 Mrd.
30
1927: 2 Mrd.
20
1804: 1 Mrd.
10
0
1700
1750
1800
Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
Quelle: Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2015 Revision
1850
1900
1950
2000
2050
2100
Zuwachs in Millionen
Die Verbesserung der medizinischen Versorgung und der Anstieg der
Nahrungsproduktion – die so genannte „Grüne Revolution“ – verursachten
nach dem Zweiten Weltkrieg eine Steigerung der Lebenserwartung und
einen Rückgang der Säuglingssterblichkeit. Im gleichen Zeitraum blieb in
vielen Gesellschaften der Wunsch nach großen Familien bestehen.
Zugleich führte der mangelnde Zugang zu modernen Methoden der
Familienplanung zu zahlreichen ungewollten Schwangerschaften. In der
Folge beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum, wobei der Anteil
der Menschen, die in Entwicklungsländern lebten, beständig anstieg.
1950 lag er bei 68 Prozent, 2010 bereits bei 82 Prozent. Im Jahr 2050
werden voraussichtlich 90 Prozent der Weltbevölkerung in den weniger
entwickelten Regionen der Erde leben.
Regionale Unterschiede
Der größte Teil der Menschheit wird auch in Zukunft in Asien
leben. Die mit 4,4 Milliarden Menschen bevölkerungsreichste
Region der Erde wächst bis 2100 Berechnungen der Vereinten
Nationen zufolge auf rund 4,9 Milliarden Menschen. China wird
als Land mit der weltweit höchsten Bevölkerungszahl wahrscheinlich 2022 von Indien abgelöst.
In Afrika wird sich die Bevöl­ke­
rung von heute 1,2 Milliarden
auf voraussichtlich knapp
4,4 Milliarden Menschen im
Jahr 2100 fast vervierfachen.
Damit steigt der Anteil Afrikas
an der Weltbe­völ­kerung
von heute 16,1 Prozent auf
39 Prozent im Jahr 2100.
In Europa geht die Bevölkerung im gleichen Zeitraum zurück.
Leben hier heute noch 738 Millionen Menschen, werden es
zum Ende des Jahrhunderts laut UN-Prognosen nur noch
646 Millionen Menschen sein. Der europäische Anteil an der
Weltbevölkerung wird demnach von heute zehn Prozent auf
5,8 Prozent im Jahr 2100 schrumpfen.
Regionale Verteilung der Weltbevölkerung
Weltbevölkerung insg.
7,35 Milliarden
Mitte 2015
Mitte 2100
Asien
4.393 Mio. (59,78 %)
Afrika
1.186 Mio. (16,14 %)
Europa
738 Mio. (10,04 %)
Lateinamerika / Karibik
634 Mio. (8,63 %)
Nordamerika
358 Mio. (4,87 %)
Ozeanien
39 Mio. (0,53 %)
Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
Weltbevölkerung insg.
11,21 Milliarden
Asien
4.889 Mio. (43,60 %)
Afrika
4.387 Mio. (39,12 %)
Europa
646 Mio. (5,76 %)
Lateinamerika / Karibik
721 Mio. (6,43 %)
Nordamerika
500 Mio. (4,46 %)
Ozeanien
71 Mio. (0,63 %)
Quelle: Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2015 Revision
Bevölkerung nach Alter und Geschlecht
Entwicklungsländer:
Ein Drittel unter 18 Jahren
Industrieländer: Weniger
Junge, mehr Alte
Jahre
Jahre
100+
95–99
90–94
85–89
80–84
75–79
70–74
65–69
60–64
55–59
50–54
45–49
40–44
35–39
30–34
25–29
20–24
15–19
10–14
5–9
0–4
Frauen
Männer
400 300 250 200 150 100 50
Millionen
0
50 100 150 200 250 300
100 +
95–99
90–94
Männer
85–89
80–84
75–79
70–74
65–69
60–64
55–59
50–54
45–49
40–44
35–39
30–34
25–29
20–24
15–19
10–14
5–9
0–4
100 50 0
Millionen
Frauen
Ursachen des Bevölkerungs­w achstums
Das Bevölkerungswachstum ist vor allem auf drei
Faktoren zurückzu­führen:
• ungewollte Geburten,
• die junge Altersstruktur sowie
• der Wunsch nach mehr als zwei Kindern pro Paar.
Ungewollte Geburten
Jährlich werden in Entwicklungsländern 74 Millionen
Frauen ungewollt schwanger. Hauptgründe dafür sind
fehlende Gleichberechtigung sowie ­mangelnde Sexual­
aufklärung und Verhütungsmöglichkeiten. So können
mehr als 220 Millionen Frauen in Entwicklungsländern
nicht verhüten, obwohl sie das gerne möchten. Während
in den Industriestaaten heute 59 Prozent aller verheirateten
oder liierten Frauen zwischen 15 und 49 Jahren moderne
Verhütungsmethoden verwenden, sind es in den am
wenigsten entwickelten Ländern gerade einmal 32 Prozent.
50 100
Grafik: Stiftung Weltbevölkerung Quelle: Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2015 Revision
Die Geburtenraten sind häufig in ärmlichen, ländlichen
Regionen von Entwicklungsländern am höchsten.
Umfassende Sexualaufklärung und ein verbesserter
Zugang zu Bildung und freiwilliger Familienplanung
­helfen, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden.
Sinkende Kinderzahl
Im Jahr 1960 hatten Frauen im weltweiten Durchschnitt
noch fünf Kinder. Heute sind es nur noch 2,5 Kinder je
Frau. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede:
Während eine Europäerin im Durchschnitt 1,6 Kinder
­bekommt, sind es bei Afrikanerinnen derzeit durch­
schnittlich 4,7 Kinder. Experten gehen davon aus, dass die
Kinderzahl pro Frau langfristig auch in den Entwicklungs­
ländern erheblich sinken wird. Das Bevölkerungs­wachs­
tum würde dadurch abnehmen.
[ 2 ] Weltbevölkerung ] Entwicklung und Projektionen
Wenn alle Paare frei entscheiden könnten, wann und
wie viele Kinder sie bekommen, würden 52 Millionen
ungewollte Schwangerschaften vermieden, ließe sich das
Leben von rund 70.000 Frauen retten, die jährlich an
Schwanger­schaftskomplikationen sterben, und es würden
500.000 Neugeborene weniger sterben. Zudem würden
24 Millionen Abtreibungen vermieden.
Junge Altersstruktur in Entwicklungsländern
Rund ein Drittel der Bevölkerung in Entwicklungsländern
sind Kinder und Jugendliche. In Afrika sind sogar
41 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre. Grund für
die junge Bevölkerungsstruktur ist die hohe Fertilitätsrate,
die zum Teil auf un­gewollte Schwangerschaften zurück­
zuführen ist.
Gegenwärtig lebt die größte Jugend­generation aller Zeiten
auf der Erde, und die meisten haben das fort­pflanzungs­
fähige Alter noch vor sich. Damit sich die Jugendlichen
vor frühen, ungewollten Schwangerschaften und einer
Ansteckung mit sexuell übertrag­baren Krankheiten
­schützen können, ist gezielte Sexualaufklärung und
Zugang zu Verhütungsmitteln nötig. Positiv wirken sich
mehr Bildungs­chancen für Mädchen sowie eine Erhöhung
des Heiratsalters aus.
Verhütung und Kinderzahlen in Entwicklungsländern
Verheiratete Frauen
(15–49 J.), die moderne Durchschnittliche Kinderzahl pro Frau
Verhütungsmethoden
gewollt/ungewollt **
anwenden, in %*
Ägypten
57
2,8 3,5
Äthiopien
40
3,8
Benin
13
Ruanda
48
4,8
4,0
4,9
3,2
Uganda
26
Simbabwe
67
Bangladesch
54
Jordanien
42
Kambodscha
39
2,6
Nepal
47
1,8 2,6
Philippinen
38
2,2
4,6
4,7
6,2
3,5 4,1
1,6 2,3
2,5
Haiti
31
2,3
Kolumbien
73
1,6 2,1
Peru
52
1,8
0
1
Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
Quelle: *Datenreport der Stiftung Weltbevölkerung 2015
3,5
3,0
3,3
3,5
gewollt
tatsächliche
Kinderzahl
2,6
2
3
4
5
6
7
**Demographic and Health Surveys, 2010–2014
Bevölkerungsentwicklung und Armut
Die Bevölkerung wächst besonders in den ärmsten
Ländern der Welt. Nach Angaben der Vereinten Nationen
bekommen Frauen in den 48 am wenigsten entwickelten
Ländern durchschnittlich mehr als vier Kinder. Bis zum
Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung in diesen 48 Ländern
von heute rund 938 Millionen Menschen auf voraus­
sichtlich 1,9 Milliarden verdoppeln. Die Versorgung der
Menschen zum Beispiel mit natürlichen Ressourcen
sowie mit Bildungs- und Gesundheitsangeboten wird
durch den Bevölkerungszuwachs erschwert.
Ein verbesserter Zugang zu Bildung, Aufklärung und Verhütungs­
mitteln hilft Frauen dabei, selbst über die Anzahl ihrer Kinder
zu entscheiden.
Kinderwunsch
Für wie viele Kinder sich ein Paar entscheidet, hängt von
einer Reihe von Faktoren ab. Einfluss auf die gewünschte
Kinderzahl haben zum Beispiel soziale Normen, die
große Familien propagieren, sowie Mög­lich­keiten der
Versorgung im Alter und bei Krankheit. Eine Senkung der
Kinder- und Säuglingssterblichkeit und bessere Bildungsund Beschäf­ti­gungsmöglichkeiten für Frauen gehen mit
einem Rückgang der Fertilitäts­rate einher. Denn: Wenn
mehr Kinder überleben, entscheiden sich Eltern eher für
kleinere Familien. Zudem können besser gebildete
Frauen ihr Recht auf Selbstbestimmung und freiwillige
Familienplanung besser wahrnehmen.
Freiwillige Familienplanung könnte die Entwicklungs­
chancen armer Länder deutlich verbessern. Wenn Frauen
den Abstand zwischen den Geburten selbst bestimmen
können und nur so viele Kinder bekommen, wie sie sich
wünschen, sind sie im Durchschnitt gesünder, haben
­bessere Ausbildungschancen und Möglichkeiten am
Erwerbsleben teilzunehmen und sind wirtschaftlich
­produktiver. Ihre Kinder kommen in der Schule besser
zurecht, haben später bessere Berufschancen und ein
höheres Einkommen.
Entwicklung und Projektionen
[ Weltbevölkerung [ 3 ]
Die Stiftung Weltbevölkerung ist eine international tätige Entwicklungs­
organisation. Sie hilft jungen Menschen, sich selbst aus ihrer Armut zu
­befreien. Ungewollte Schwangerschaften und Aids ­verschärfen die Armut
und bedeuten für viele Jugendliche den Tod. Deshalb unterstützt die Stiftung
Aufklärungs- und Familienplanungsprojekte sowie Gesundheitsinitiativen in
Entwicklungsländern.
www.weltbevoelkerung.de
Herausgeberin: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
Göttinger Chaussee 115, 30459 Hannover
Telefon: 0511 94373-0, Fax: 0511 94373-73
E-Mail: [email protected]
IBAN: DE56 2504 0066 0383 8380 00 BIC: COBADEFF 250
Spendenkonto: 38 38 38 0 Commerzbank Hannover BLZ 250 400 66
Redaktion: Christoph Behrends, Ute Stallmeister (V.i.S.d.P.)
Gestaltung: Simone Schmidt, Stand: Oktober 2015
Entwicklung der Weltbevölkerung bis 2100
Die aktuellen Projektionen der Vereinten Nationen ­zeigen,
dass bereits geringe Unterschiede der durchschnittlichen
Kinderzahl pro Frau einen erheblichen Einfluss auf die
Bevölkerungsentwicklung haben können.
Weltbevölkerungsprojektionen
für das Jahr 2100
Bevölkerung in Milliarden
30
26 (konstante Variante)
25
20
16,6 (hohe Variante)
15
In ihrer mittleren Variante gehen die UN davon aus, dass
die weltweite durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von
heute 2,5 bis zum Jahr 2100 auf zwei Kinder pro Frau
­sinken wird. Die Weltbevölkerung würde demnach bis
zum Jahr 2100 auf 11,2 Milliarden Menschen anwachsen.
Bei einem halben Kind weniger würden im Jahr 2100 nur
noch 7,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben (niedrige
Variante). Angenommen, die Kinderzahl pro Frau bliebe
bis 2100 konstant auf dem heutigen Niveau, würde die
Weltbevölkerung zur Jahrhundertwende auf 26 Milliarden
Menschen anwachsen.
11,2 (mittlere Variante)
10
9,7
(mittlere Variante)
5
7,3 (niedrige Variante)
0
1950
1975
»
2000
2025
2050
2075
2100
Grafik: Stiftung Weltbevölkerung
Quelle: Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2015 Revision
Strategien für die Zukunft
Ob die Weltbevölkerung bis 2100 auf sieben, elf oder
26 Milliarden Menschen anwächst, hängt entscheidend
von unserem heutigen entwicklungspolitischen Handeln
ab. Die im September 2015 verabschiedeten nachhaltigen
Entwicklungsziele bestätigen die Beschlüsse der Inter­
nationalen Bevölkerungskonferenz von Kairo aus dem
Jahr 1994: Alle Menschen müssen Zugang zu Aufklärung,
freiwilliger Familienplanung und begleitenden Gesund­
heits­diensten – wie zum Beispiel Schwangerschafts­
betreuung und Maßnahmen gegen HIV und Aids – erhalten.
Dieses Ziel soll spätestens bis zum Jahr 2030 erreicht
­werden.
[ 4 ] Weltbevölkerung ] Entwicklung und Projektionen
In vielen Entwicklungsländern haben vor allem Jugend­
liche bisher keinen Zugang zu Aufklärung und Verhütung.
Die Stiftung Weltbevölkerung hat deshalb in den vergan­
genen Jahren in Äthiopien, Kenia, Tansania und Uganda
ein Netzwerk von rund 400 Jugendklubs aufgebaut, in
denen junge Menschen von gleichaltrigen, ausgebildeten
Beratern erfahren, wie sie sich vor ungewollten Schwanger­
schaften und HIV schützen können. Unser Aufklärungs­
angebot ergänzen wir mit Aus- und Weiterbildungen. Mit
Erfolg: Seit 1999 haben wir über 20.000 Jugendberater
ausgebildet und mehr als 17 Millionen Jugendliche mit
unseren Aufklärungsprogrammen erreicht, um ihnen
­bessere Lebensperspektiven zu eröffnen.