(Machiavelli [Kompatibilitätsmodus])

Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Da es aber meine Absicht ist, etwas Nützliches für den zu schreiben, der es versteht,
schien es mir angemessener, der Wirklichkeit der Dinge nachzugehen als den bloßen
Vorstellungen über sie. Viele haben sich Republiken und Fürstentümer vorgestellt, die
nie jemand gesehen oder tatsächlich gekannt hat; denn es liegt eine große Entfernung
zwischen dem Leben, wie es ist, und dem Leben, wie es sein sollte, dass derjenige,
welcher das, was geschieht, unbeachtet lässt zugunsten dessen, was geschehen sollte,
dadurch eher seinen Untergang als seine Erhaltung betreibt; denn ein Mensch, der sich
in jeder Hinsicht zum Guten bekennen will, muss zugrunde gehen inmitten von so viel
anderen, die nicht gut sind. Daher muss ein Fürst, wenn er sich behaupten will
(volendosi mantenere), die Fähigkeit lernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden
oder nicht anwenden, je nach dem Gebot der Notwendigkeit (necessità).“
(Il Principe, Kap. XV; Hervorh. von mir)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Denn man kann von den Menschen im allgemeinen sagen, dass
sie undankbar (ingrati), wankelmütig (volubili), unaufrichtig
(simulatori), heuchlerisch (dissimulatori), furchtsam (fuggitori)
und habgierig (cupidi di guadagno) sind“. (Il principe, Kap. XVII)
„vor allem aber muss er (der Fürst, A.T.) das Eigentum anderer
achten; denn die Menschen vergessen schneller den Tod ihres
Vaters als den Verlust ihres Erbes.“ (Il principe, Kap. XVII)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Prüft man weiter ihre Taten und ihr Leben (gemeint sind hervorragende Männer, A.T.),
so sieht man, dass sie vom Glück nichts anderes erhalten haben als die Gelegenheit;
diese bot ihnen den Stoff, in den sie die Form prägen konnten, die ihnen vorschwebte;
ohne diese Gelegenheit wäre die Tüchtigkeit erlahmt, und ohne ihre Tüchtigkeit wäre
die Gelegenheit vergebens eingetreten.“
(Il Principe, Kap. VI; Hervorh. von mir)
Das italienische Original dieser Stelle:
„Ed esaminando le azioni e vita loro, non si vede che quelli avessino altro dalla fortuna
che la occasione; la quale dette loro materia a potere introdurvi dentro quella forma
parse loro; e sanza quella occasione la virtú dello animo loro si sarebbe spenta, e sanza
quella virtú la occasione sarebbe venuta invano.”
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Dennoch halte ich es – um unseren freien Willen nicht
auszuschließen – für wahrscheinlich, dass Fortuna zwar zur Hälfte
Herrin über unsere Taten ist, dass sie aber die andere Hälfte oder
beinahe so viel unserer Entscheidung (azioni nostri) überlässt. Ich
vergleiche sie mit einem jener reißenden Ströme, die, wenn sie
im Zorn anschwellen, die Ebenen überfluten (…) Obwohl die
Ströme eine so wilde Natur haben, bleibt doch den Menschen in
ruhigen Zeiten die Möglichkeit, mit Deichen und Dämmen
Vorkehrungen zu treffen, so dass die Ströme, wenn sie wieder
anschwellen, entweder in ihrem Flussbett bleiben oder ihre
Gewalt nicht so unbändig und verheerend ist.“ (Il principe, Kap.
XXV)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
“Für einen Fürsten ist es also nicht erforderlich, alle oben genannten Eigenschaften
wirklich zu besitzen, wohl aber den Anschein zu erwecken, sie zu besitzen. Ich wage gar
zu behaupten, dass sie schädlich sind, wenn man sie besitzt und ihnen stets treu bleibt;
dass sie aber nützlich sind, wenn man sie nur zu besitzen scheint; so musst du milde,
treu, menschlich, aufrichtig sowie fromm scheinen und es auch sein; aber die musst
geistig darauf vorbereitet sein, dies alles, sobald man es nicht mehr sein darf, in sein
Gegenteil verkehren zu können.“
(Il Principe, Kap. XVIII)
„denn die Menschen werden sich dir (Fürst, A.T.) gegenüber immer als böse erweisen,
wenn sie nicht gezwungen werden, gut zu sein (non sono fatti buoni).“
(Il Principe, Kap. XXIII)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch
machen zu können, muss er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen wählen; denn
der Löwe ist wehrlos gegen Schlingen und der Fuchs gegen Wölfe. Man muss also ein
Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu schrecken
(…) Wären alle Menschen gut, dann wäre diese Regel schlecht; da sie aber schlecht sind
(sono tristi) und ihr Wort dir gegenüber nicht halten würden, brauchst du dein Wort
ihnen gegenüber nicht zu halten.“
(Il Principe, Kap. XVIII)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Aber man muss eine solche Fuchsnatur zu verschleiern wissen und ein großer Lügner und
Heuchler sein; die Menschen sind so einfältig und gehorchen so sehr den Bedürfnissen des
Augenblicks, dass derjenige, welcher betrügt, stets jemanden findet, der sich betrügen
lässt.“ (Il principe, Kap. XVIII)
„somit ist – wie bereits gesagt – ein Fürst, der seine Herrschaft behaupten will (mantenere lo
stato), häufig gezwungen, nicht gut zu handeln“ (Il principe, Kap. XIX)
„Auch sollte kein Staat glauben, immer nur sicher Entschlüsse fassen zu können, vielmehr
musst du bedenken, dass diese alle als zweifelhaft zu betrachten sind; denn es liegt in der
Natur der Dinge, dass man keinem Übel entgehen kann, ohne in ein anderes zu geraten; die
Klugheit (la prudenza) aber besteht darin, die Art der Übel ermitteln zu können und das
kleinere Übel als etwas Gutes zu wählen.“ (Il principe, Kap. XXI)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Und wovor sich ein Fürst am meisten zu hüten hat, ist,
verächtlich und verhasst zu sein; die Freigiebigkeit (liberalitá)
aber führt zu beidem. Daher liegt mehr Klugheit darin, sich mit
dem Ruf der Knausrigkeit (nome del misero) abzufinden, der zwar
Unehre, aber keinen Hass (odio) erzeugt, als den Ruf der
Freigiebigkeit anzustreben, und danach genötigt zu sein, sich den
der Raubgier (nome del rapace) einzuhandeln, der Unehre und
Hass zugleich erzeugt.“ (Il Principe, Kap. XVII)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Daraus ergibt sich die Streitfrage, ob es besser ist, geliebt
(amato) als gefürchtet (temuto) zu werden oder umgekehrt. Die
Antwort ist, dass man das eine wie das andere sein sollte; da es
aber schwerfällt, beides zu vereinigen, ist es viel sicherer (sicuro),
gefürchtet als geliebt zu werden (temuto che amato).“
„Auch scheuen sich die Menschen weniger, einen zu verletzen,
der sich beliebt macht, als einen, den sie fürchten; denn Liebe
wird durch das Band der Dankbarkeit aufrechterhalten, das, weil
die Menschen schlecht (tristi) sind, von ihnen bei jeder
Gelegenheit (occasione) des eigenen Vorteils willen zerrissen
wird; die Furcht aber wird durch die Angst vor Strafe
aufrechterhalten, die dich niemals verläßt.“ (Il principe, Kap. XVII)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Die hauptsächlichen Grundlagen, die alle Staaten brauchen – sowohl die
neugegründeten als die altererbten oder die aus diesen gemischten – sind gute
Gesetze (buone legge) und ein gutes Heer (buone arme).“ (Il principe, Kap. XII)
„Ein eigenes Heer aber ist ein solches, das aus Untertanen (sudditi) oder Bürgern
(cittadini) oder deinen eigenen Gefolgsleuten besteht“. (Il principe, Kap. XIII)
„Als sich David vor Saul erbot, mit Goliath (…) zu kämpfen, legte ihm Saul seine
eigenen Waffen an (…). Sobald aber David damit gerüstet war, lehnte er sie ab mit
den Worten, dass er mit ihnen seine Kräfte nicht voll entfalten könne, und daher
wolle er dem Feind mit seiner Schleuder und seinem Messer entgegentreten.“ (Il
principe, Kap. XIII)
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„
Niccolò Machiavelli
Il Principe / Der Fürst (1513/14)
„Kurz gesagt, fremde Rüstungen und Waffen fallen dir entweder
vom Leib, oder aber sie erdrücken oder erdrosseln dich.“ (Il
principe, Kap. XIII)