KOFF Newsletter Nr. 143, Dezember 2015 Ukraine-Konflikt: Ausweg aus der Sackgasse KOFF NEWSLETTER NR. 143 - DEZEMBER 2015. UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 2 Editorial Seit fast zwei Jahren sieht sich die Ukraine mit einer noch nie dagewesenen Krise konfrontiert. Die Ereignisse vom Maidan, die viele Jahre der Unzufriedenheit der ukrainischen Bevölkerung mit der schlechten Regierungsführung zum Ausdruck brachten, entwickelten sich schnell zu einem ideologischen und bewaffneten Konflikt, der nicht an den Grenzen des Landes Halt machte. Trotz des im Februar 2015 unterzeichneten Minsk II Abkommens bleibt die Situation im Osten des Landes weiterhin instabil. Angesichts der Schwierigkeiten auf der offiziellen diplomatischen Ebene könnte die Zivilgesellschaft in der Lösung des Konflikts eine zentrale Rolle spielen und die sozio-ökonomischen und institutionellen Reformen vorantreiben. Diese Ausgabe präsentiert einige Initiativen, die in diesem Kontext von Schweizer NGOs lanciert und unterstützt worden sind. Zudem beleuchtet sie Projekte und Aktivitäten staatlicher AkteurInnen aus der Schweiz und aus Deutschland, wo sich die Regierung zurzeit auf die Übernahme des OSZE-Vorsitzes vorbereitet. Marie Seidel Redakteurin Inhalt SCHWERPUNKT >> Zivile Friedensarbeit in der Ukraine: eine Gratwanderung 3 DOSSIER >> Dialog-Projekt von swisspeace 4 >> Unabhängige Medien im Dialog 5 >> Die Medien und der Krieg der Worte in der Ukraine 6 >> Als SCI-Freiwilliger in Kharkiv 6 AKTUELLES >> Aktivitäten von KOFF rund um die Botschaft Internationale Zusammenarbeit 2017-2020 9 >> Friedensförderung durch Berufsbildung in El Salvador 10 >> Kurs „Dealing with the Past”: von der Theorie zur Praxis 10 >> Internationale Partnerorganisationen 11 PUBLIKATIONEN >> Zwischen Stabilität und Labilität 11 >> Ukraine – Dezentralisierung unter erschwerten Bedingungen 7 >> Gender in der Mediation – Ein Handbuch 12 >> Engagements der Schweiz zur Beilegung des Ukraine-Konflikts 8 WEBTIPP >> Analyse und Informationsportal zur Ukraine 12 AGENDA >> Bevorstehende Veranstaltungen 13 >> Dialogveranstaltung zum OSZE-Vorsitz Deutschlands 2016 8 Herausgeber: Kompetenzzentrum Friedensförderung KOFF Sonnenbergstrasse 17 CH - 3000 Bern 7 Tel: +41 (0)31 330 12 12 www.koff.ch KOFF Kompetenzzentrum Friedensförderung Centre pour la promotion de la paix Centre for Peacebuilding SCHWERPUNKT 3 Zivile Friedensarbeit in der Ukraine: eine Gratwanderung Angesichts des brüchigen Waffenstillstands und der politischen Sackgasse, in der die Ukraine sich derzeit befindet, hätte die ukrainische Zivilgesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle zu spielen. Neben diversen Aufgaben in finanzpolitischen und institutionellen Reformprozessen könnte sie unter anderem auch zur Entschärfung des Konflikts mit Russland beitragen; jedoch stehen einer verstärkten Beteiligung verschiedene Hindernisse im Weg. Eine Analyse von Cécile Druey, Programmverantwortliche bei swisspeace. swisspeace Cécile Druey Programmverantwortliche für Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien Links Aktivitäten von swisspeace in Russland und der Ukraine Mediationsprogramm von swisspeace Zwischen gesellschaftlichem Aufbegehren und Stagnation Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe, wobei die ursprünglich in erster Linie sozioökonomisch bedingte Krise seit bald zwei Jahren auch eine militärische Dimension bekommen hat. Im März 2014, nach den „Maidan“-Unruhen und der Einsetzung einer neuen, pro-westlichen Regierung in Kiew, wurde die Krim-Halbinsel im Südosten der Ukraine quasi über Nacht von Soldaten der russischen Streitkräfte besetzt. In den darauffolgenden Wochen entfaltete sich nach ähnlichem Muster eine bewaffnete Konfrontation zwischen ukrainischen Streitkräften und separatistischen Gruppen im Donbass, in der Ostukraine. Mit den beiden Minsker Abkommen vom September 2014 und Februar 2015, an denen VertreterInnen der Ukraine, Russlands, der de-facto-Führung der beiden Donbass „Republiken“, der OSZE, Deutschlands und Frankreichs beteiligt waren, hat sich die Situation militärisch etwas beruhigt. Allerdings bleibt der Waffenstillstand bis heute brüchig und der Konflikt ist politisch ungelöst. Der Krieg im Donbass ist jedoch weniger der Ursprung, als vielmehr ein Wirkungsmesser weit tiefer liegender struktureller Probleme, mit denen das Land zu kämpfen hat. Seit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion Anfang der 90er Jahre schlittert das Land von einer wirtschaftlich misslichen Lage in die Nächste und mehrmals konnte nur massive Hilfe aus dem Ausland den drohenden Staatsbankrott verhindern. Ein grosses Problem hierbei ist die Konzentration der politischen und wirtschaftlichen Macht in den Händen einiger Weniger. Die Herrschaft dieser Oligarchen, im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt seit 2014 oft auch „Warlords“ genannt, basiert weitgehend auf den sozio-ökonomischen Strukturen des alten, sowjetischen Systems. In den vergangenen Jahren haben sie ihre Mobilisierungsarbeit aber zunehmend auch auf ethnisch-nationalistischer Grundlage geleistet. Internationalisierung der Krise Dass die Ukraine nicht auf die Beine kommt und die geforderten Reformen (Dezentralisierung, Bekämpfung der Korruption und der Vetternwirtschaft, Schaffung transparenter Mechanismen der Machtverteilung) sich bestenfalls im Zustand der Stagnation befinden, ist nicht zuletzt auch der zwiespältigen Rolle der internationalen Gemeinschaft zuzuschreiben: Die Europäische Union hat erheblich zur Internationalisierung des Konfliktes beigetragen, hat sie ihn doch für die Ukraine zum Prüfstein einer Eingliederung in die westliche Wertegemeinschaft gemacht. Putins Russland seinerseits will das „abtrünnige“ Kiew zurück in den russischen Orbit holen. Kurz, die Ukraine ist zum Spielball der geopolitischen Interessen geworden, was von den strukturellen Gegensätzen im Innern des Landes ablenkt. Zu Beginn des jüngsten Aufstandes im Herbst 2013 durchgeführte Umfragen ergaben, dass die sich rasch ausbreitenden Proteste sich in erster Linie gegen sozio-politische und wirtschaftliche Probleme richteten: 88% der Befragten gaben als wichtigsten Grund für ihre Wut die schlechte Gesundheitsversorgung an, 86% demonstrierten gegen die desolate Wirtschaftslage, 78% gegen die grassierende Korruption, und nur rund ein Drittel der Personen zeigten überhaupt Interesse an den Beziehungen zu Europa oder Russland (Müller 2015). KOFF NEWSLETTER NR. 143 UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 4 Dies führt deutlich vor Augen, dass die ukrainische Krise in ihrer ursprünglichen Form auf einen innenpolitischen Konflikt zurückgeht und auch als solcher angegangen werden sollte. Eine wichtige Funktion kommt hierbei als eigentlicher Erbin des „Maidan“ der Zivilgesellschaft zu. Neben diversen Aufgaben in finanzpolitischen und institutionellen Reformprozessen spielt sie auch bei der Transformation des bewaffneten Konflikts eine zunehmend wichtige Rolle. Zivile Friedensarbeit vor dem schwierigen Hintergrund eines laufenden Konflikts In den autoritären Staaten der ehemaligen Sowjetunion oft als ineffizient belächelt, ist die Zivilgesellschaft in der Ukraine zu einem vielversprechenden „Track“ für eine Normalisierung der Beziehungen geworden. Das inoffizielle Format zivilgesellschaftlicher Kontakte erlaubt nämlich, die Beziehungen zwischen VertreterInnen der Ukraine und ihren (pro-)russischen Gegenspielern zu entpolitisieren und das bröckelnde Netzwerk neu auszubauen. Sowohl die inner-ukrainischen Probleme, die zum „Maidan“ geführt haben, als auch der bewaffnete Konflikt um die Krim und den Donbass haben aufgrund starker sozio-kultureller, politischer und wirtschaftlicher Verflechtungen auch eine russische Dimension. Wer an ihrer Lösung arbeiten will, tut gut daran, dies auch wahrzunehmen. Der offizielle Kurs der Kiewer Führung hingegen steht noch immer ganz im Zeichen einer Auseinandersetzung „ohne Zurück”, wobei sogar eine Eskalation zu einem vollumfänglichen Krieg in Kauf genommen wird: Man brauche den Konflikt mit Russland, damit die Ukraine endlich lerne, auf eigenen Füssen zu stehen. Diese schleichende Radikalisierung entlang ethnischer Linien ist eine sehr gefährliche Entwicklung. Das von der Kiewer Propaganda hochstilisierte „Feindbild Russland“ und das von (pro-)russischer Seite propagierte Bild des „Kiewer Faschisten“ öffnet in der Ukraine nicht nur geographische Gräben, sondern birgt auch erhebliches gesellschaftliches Konfliktpotential, ist doch rund jede/r fünfte Ukrainer/in russischer Herkunft. Hingegen beinhaltet die demographische Verflechtung zwischen Russland und der Ukraine nicht zuletzt auch grosses Potential zur Beilegung des Konflikts. In Umfragen vom Frühling 2014 gaben BürgerInnen in verschiedenen Regionen der Ukraine und Russlands an, persönliche Verbindungen zur anderen Seite zu haben und diese trotz Schwierigkeiten aufrechterhalten zu wollen. Noch zaghaft und unorganisiert entstehen denn auch Initiativen der „Bürgerdiplomatie“, die den Konflikt in der Ukraine mit anderen, friedlichen Mitteln lösen wollen. Solche zivilgesellschaftliche Dialog-Projekte, wie zum Beispiel der in dieser Ausgabe erwähnte Austausch zwischen russischen und ukrainischen JournalistInnen, gilt es noch viel stärker zu nutzen und weiterzuentwickeln. Nicht als Alternative, sondern parallel zu staatlichen Friedensbemühungen, die jedoch aufgrund ihrer stark politisierten Umgebung oft ins Stocken geraten. DOSSIER Dialog-Projekt von swisspeace swisspeace Eliane Fitzé Projektassistentin Mediation KOFF NEWSLETTER NR. 143 Im Herbst 2014 hat swisspeace gemeinsam mit lokalen Partnern das Projekt „Zivile Friedensförderung zwischen der Ukraine und Russland“ ins Leben gerufen. Anhand dieses Projekts soll durch gezielte Dialog-Aktivitäten die Zivilbevölkerung, eines der Hauptopfer des Konflikts, unterstützt und die Zivilgesellschaft beider Länder gefördert werden. Des Weiteren werden mit dem Dialog Brücken geschlagen, wo der Konflikt diese zerstört hat, und Brücken gefestigt, die auseinanderzubrechen drohen – im Gegensatz zur diplomatischen Ebene, wo die Verhandlungen UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 5 Link Aktivitäten von swisspeace in Russland und der Ukraine stagnieren, ist die Zivilgesellschaft der beiden Länder bereit zu diesem Schritt, auch während der Konflikt noch andauert. Das Projektdesign setzt auf eine enge Verknüpfung zwischen Analyse und Praxis und auf einen Ansatz, der sich stark an lokalen Bedürfnissen orientiert. So wurden zunächst anhand von Fokusgruppen in verschiedenen Regionen beider Länder die Auswirkungen des Konflikts auf die Zivilbevölkerung analysiert. Danach fanden zwei erste transnationale Dialog-Treffen statt, zwischen RepräsentantInnen von Berufsfeldern, die in ihrer Arbeit täglich mit den Folgen des Konflikts in Berührung kommen (PsychologInnen und weibliche Führungspersonen). Diese Treffen bieten nun weiteres Material für die Konfliktanalyse und bilden gleichzeitig ein Netzwerk für künftige Zusammenarbeit. Diese ersten Schritte haben Bedürfnisse in verschiedenen Bereichen aufgezeigt: Erstens soll die Zivilbevölkerung in den Konfliktgebieten der Ostukraine vermehrt in die Aktivitäten miteinbezogen und unterstützt werden, da sie am stärksten leidet und am besten weiss, wo Hilfe benötigt wird. Zweitens sollen gezielte Berufsfelder und Bevölkerungsgruppen gefördert werden, wie zum Beispiel JournalistInnen, LehrerInnen oder Jugendliche. Durch das Ausweiten der Aktivitäten soll die Kultur des Dialogs in andere Sphären der Gesellschaft getragen werden. Unabhängige Medien im Dialog Europäische BürgerInnen Forum Michael Rössler Links Europäische BürgerInnen Forum Eliane Fitzé, swisspeace. Ukraine/Russland, Journalismus im Konflikt. Archipel Ausgabe 242 (EBF). November 2015. Das Europäische BürgerInnen Forum (EBF) und das ukrainische „Komitee für medizinische Hilfe in Transkarpatien“ (CAMZ) veranstalteten vom 10. bis 13. September 2015 ein Treffen zwischen ukrainischen, russischen und ex-jugoslawischen JournalistInnen in Budapest. Das Treffen hatte zum Ziel, unabhängigen JournalistInnen aus der Ukraine und Russland einen persönlichen Dialog zu ermöglichen. Sieben JournalistInnen aus Russland konnten nach Budapest reisen und ebenso viele aus der Ukraine. Dabei handelte es sich um Frauen und Männer, die für meist renommierte unabhängige Medien (Zeitungen, Radio, Fernsehen) tätig sind oder sich als BloggerInnen ein Publikum schaffen konnten. Zusätzlich eingeladen waren VertreterInnen des Alternativen Mediennetzwerkes für das ehemalige Jugoslawien (AIM), mit dem das EBF zu Zeiten des Balkankrieges JournalistInnen aus allen Republiken zusammengebracht hatte. Ihre Erfahrungen gaben einen wichtigen Input für die Diskussionen. Insgesamt kamen rund dreissig Personen zusammen, darunter auch VertreterInnen von swisspeace und des Community Media Forum Europe. Auf der Tagung stand in erster Linie die Vertrauensbildung im Vordergrund: Viele TeilnehmerInnen kannten sich zwar bereits virtuell, waren sich aber noch nie persönlich begegnet. Zudem ging es bei den dreitägigen Diskussionen um Parallelen und Unterschiede zwischen den Konflikten in der Ostukraine und im ehemaligen Jugoslawien sowie um die Berufsethik für einen unabhängigen Journalismus. Die Gefahr der Selbstzensur kam ebenso zur Sprache wie das Bestreben nach Wahrheitsfindung. Mit ihrer Arbeit wollen die JournalistInnen Partei für die wehrlosen Opfer der Konflikte ergreifen. Alle TeilnehmerInnen machten klar, dass sie die Dämonisierung der jeweils anderen Seite ablehnen. Am Schluss überlegten die Anwesenden, wie weit sie sich in Zukunft vernetzen wollen. Da mehrere TeilnehmerInnen immer wieder grossen Risiken ausgesetzt sind, wurde der Aufbau eines Netzwerkes der gegenseitigen Hilfe vorgeschlagen. Die meisten wünschen sich nun eine Fortführung des Dialogs. KOFF NEWSLETTER NR. 143 UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 6 Die Medien und der Krieg der Worte in der Ukraine Fondation Hirondelle Nicolas Boissez Link Fondation Hirondelle Die Kämpfe im Osten der Ukraine werden von einem Krieg der Worte begleitet. Immer weniger Medien in der Ukraine können der Propagandafalle entkommen. Die meisten kippen entweder auf die nationalistische, „patriotische“ oder auf die pro-russische Seite. Dieser parteiische Journalismus hat den Konflikt angeheizt, die „anderen“ entmenschlicht und Spaltungen innerhalb der ukrainischen Gesellschaft geschaffen oder vertieft. Zudem fehlt der Bevölkerung das Vertrauen in die Medien und es gibt grosse Lücken in der Berichterstattung zu den Anliegen der meisten UkrainerInnen sowie kaum Raum für Dialog. Wie auch bei anderen schwelenden Konflikten in der Region, bei denen der Dialog und das Verständnis zwischen gegnerischen Bevölkerungen gering oder gar nicht vorhanden sind, deutlich wird, fahren sich Konflikte fest und die Chancen auf eine erfolgreiche Lösung schrumpfen. Erhalten jedoch alle Bevölkerungsgruppen der Ukraine die Möglichkeit, Dialoge zu führen und zu kommunizieren, sowie Zugang zu Nachrichten und Informationen, die ihnen helfen, einander und ihre jeweiligen Probleme besser zu verstehen, können nationale Einheit, Toleranz und Respekt unter allen UkrainerInnen gefördert werden. Eine gewisse Anzahl JournalistInnen und unabhängige Medien sind sich der Risiken einer Beteiligung an diesem Propagandakrieg und der Notwendigkeit, Raum für Dialog und Verständnis zwischen allen UkrainerInnen zu schaffen, bewusst. Um diese Bemühungen zu unterstützen, plant die Fondation Hirondelle ein Projekt, dessen Ziel es ist, ein Mediennetzwerk zu schaffen und vertrauenswürdige, interaktive und auf die Bedürfnisse der ukrainischen Bevölkerung abgestimmte Programme für Fernsehen, Radio und Printmedien zu produzieren. Bald wird ein mediales Pilotprojekt lanciert, das zu Diskussionen und Dialogen ermutigen und allen UkrainerInnen eine Stimme geben soll, indem über ihre Realitäten, Probleme, Bedürfnisse und Hoffnungen berichtet wird. Der Ukrainekonflikt spielt sich nicht nur auf dem Schlachtfeld ab. Für einen dauerhaften Frieden muss die gesamte Bevölkerung auf den Frieden vorbereitet werden. Das kann nur durch professionelle Medien erreicht werden, die allen UkrainerInnen eine Stimme geben. Als SCI-Freiwilliger in Kharkiv SCI Schweiz Loretta Scherler Verantwortliche Öffentlichkeitsarbeit Link SCI Schweiz Als SCI-Freiwilliger (Service Civil International) hat sich Raphael Aberer im April 2015 für knapp drei Wochen in Kharkiv, einer Stadt im Nord-Osten der Ukraine, engagiert. Ziel des Freiwilligeneinsatzes „Making Peace in Kharkiv“ war es, sich aktiv um Flüchtlinge zu kümmern, die zum Teil traumatisiert aus den Krisenregionen geflohen waren. Zudem zeigte es den BewohnerInnen der Ukraine auf, dass es weltweit Menschen gibt, die sich freiwillig für den Friedensprozess in der Ukraine einsetzen – und dies ohne Gedanken an Profit und Eigennutzen. Die Betreuung von Kindern, das Begleiten lokaler Freiwilligen, die täglich Kleider an Bedürftige verteilten, oder die Unterstützung von PsychologInnen bei ihrer Arbeit mit Kindern zählten zu den Einsatzmöglichkeiten. Kharkiv befindet sich rund 150 km von der Grenze zur Krisenregion Donetsk entfernt. Die Gruppe bestand aus sieben internationalen SCI-Freiwilligen, die sich ein Zimmer in einem Wohnhaus teilten, wo sie mit mehreren Flüchtlingsfamilien zusammenlebten. Jede Familie kam aus einem anderen Teil der Ukraine. Einige KOFF NEWSLETTER NR. 143 UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 7 waren mit ihren Grosseltern geflohen, andere wiederum liessen ihre Ehemänner zurück oder kamen mit knapp 19 Jahren Hochschwanger im Flüchtlingshaus an. Viele der Binnenflüchtlinge waren erschöpft und wussten nicht, an wen sie sich wenden konnten. „Es ging alles so schnell“, erzählten sie: „Ein Bus stand da, der Chauffeur sagte, entweder kommst du mit oder bleibst du hier. Ich musste weg aber ich hatte keine Zeit, irgendetwas mitzunehmen“. Die meisten verliessen ihr Zuhause in der Hoffnung, ein paar Wochen später zurück zu kehren. Hunderte Familien wurden getrennt, allein schon wegen tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten. Viele haben Familienangehörige in Russland, die den Kontakt nun zu ihnen abgebrochen haben. Obwohl Kharkiv eine wunderschöne Stadt ist und der Einsatz dort mit viel Dankbarkeit, Liebe und Erstaunen wahrgenommen wurde, war Leid, Angst und Ungewissheit allgegenwertig. Die Erfahrungen und Erlebnisse wird Raphael noch einige Zeit in Erinnerung behalten. Ukraine – Dezentralisierung unter erschwerten Bedingungen Schweizer Kooperationsbüro der DEZA in der Ukraine Christian Disler Programmbeauftragter Links Schweizer Kooperationsbüro in der Ukraine Schweizer Kooperationsstrategie für die Ukraine 2015–2018 Schweizerisch-Ukrainisches Projekt „Unterstützung der Dezentralisierung in der Ukraine“ DESPRO Dezentralisierung der Macht in der Ukraine Die vom bewaffneten Konflikt im Osten des Landes und einer tiefen Wirtschaftskrise arg gebeutelte Ukraine steht inmitten einer umfassenden Dezentralisierungsreform. Dadurch erhalten vor allem die neu formierten Gemeinden mehr Verantwortung für lokale Angelegenheiten und werden mit grösseren Mitteln ausgestattet. Dies soll schliesslich zu effizienten kommunalen Dienstleistungen und einer bürgernahen Verwaltung führen. Mit dem Sturz des Janukowytsch-Regimes und der neu gewählten politischen Führung in Kiew öffnete sich im Verlaufe des Jahres 2014 endlich jenes Reformfenster, auf welches die verschiedenen Geberstaaten, vor allem aber die ukrainische Bevölkerung so lange gewartet hatten. Diverse neue Gesetze wurden auf den Weg gebracht, und als Zeichen ihres guten Willens erhöhte die Zentralregierung die lokalen Budgets um bis zu 40%. Trotz der ersten positiven Schritte steht die Dezentralisierungsreform nach wie vor auf wackligen Beinen, harren doch die entsprechenden Verfassungsänderungen ihrer endgültigen Annahme durch das ukrainische Parlament. Umstritten ist vor allem der im Verfassungsentwurf enthaltene Verweis auf den zukünftigen Status der abtrünnigen Gebiete in der Ostukraine gemäss Minsker Vereinbarungen. Der Einfluss von Oligarchen und deren Partikularinteressen, die fehlenden politischen Transmissionsriemen vom Zentrum in die Regionen sowie die schwachen Kapazitäten der Behörden auf allen Ebenen stellen weitere Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung der Dezentralisierung in der Ukraine dar. Die Schweiz engagiert sich bei diesem Reformvorhaben aktiv auf nationaler Ebene und unterstützt beispielsweise ein Gremium innerhalb des Ministeriums für Regionalentwicklung, welches die stufenweise Umsetzung der Dezentralisierung koordinieren soll. Ausserdem leistet sie einen Beitrag zur besseren Kommunikation über die Dezentralisierung und deren Konsequenzen. Schliesslich unterstützt die Schweiz die laufende landesweite Territorialreform, mit welcher die bisher zersplitterten Gebietseinheiten zu leistungsfähigeren Gemeinden zusammengelegt werden. Die DEZA finanziert bereits seit gut zehn Jahren verschiedene Initiativen zur Stärkung lokaler Selbstverwaltung in der Ukraine. Vor allem im Rahmen des Projekts DESPRO wurden konkrete Massnahmen für eine bessere Wasserversorgung in ländlichen Gebieten getestet und erfolgreich umgesetzt. Dadurch konnten seit 2010 bis zu 100‘000 BürgerInnen in sechs Regionen der Ukraine von sauberem Trinkwasser profitieren. KOFF NEWSLETTER NR. 143 UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 8 Engagements der Schweiz zur Beilegung des Ukraine-Konflikts Task Force OSZE des EDA Raphael Nägeli Minister, Chef Task Force Jonas Grätz Abteilung Menschliche Sicherheit des EDA Layla Clément Links Task Force OSZE Abteilung Menschliche Sicherheit Während ihres OSZE-Vorsitzes 2014 hat die Schweiz massgeblich dazu beigetragen, die Rolle der OSZE bei der Beilegung des Konflikts in und um die Ukraine zu stärken und sie als Dialogplattform zu positionieren. Auch nach dem Schweizer OSZEVorsitz setzt die Schweiz ihr Engagement für eine Beilegung des Ukraine-Konflikts fort. Bis Juni 2015 spielte Botschafterin Heidi Tagliavini eine Schlüsselrolle als Sondergesandte der OSZE in der Trilateralen Kontaktgruppe, die zwischen Russland und der Ukraine vermittelt und auch die Vertreter der bewaffneten Gruppierungen einbezieht. Ihrem Nachfolger, der österreichische Botschafter Martin Sajdik, stellt die Schweiz einen politischen Berater zur Seite. Die Arbeitsgruppe zu humanitären Fragen der Trilateralen Kontaktgruppe koordiniert der Schweizer Botschafter Toni Frisch. Die Schweiz unterstützt aber auch die OSZE-Sonderbeobachtungsmission (SMM) durch die Entsendung von derzeit 14 der über 600 Beobachter, darunter der erste stellvertretende Missionsleiter. Unter Schweizer Vorsitz war es im April 2014 gelungen, die SMM einzusetzen – die erste neue Feldpräsenz der OSZE seit 10 Jahren. Gemäss Mandat beobachtet die SMM das Geschehen in der gesamten Ukraine und berichtet darüber täglich. Die OSZE-Beobachtungsmission an zwei russischen Grenzposten unterstützt die Schweiz durch die Entsendung des Missionschefs. Er leitet ein Team von 20 OSZE-Beobachtern, die über den Grenzverkehr zwischen Ukraine und Russland berichten. Komplementär zu den Aktivitäten im Rahmen der OSZE setzt sich die Schweiz auch bilateral für die Lösung des Ukraine-Konflikts ein. Sie versucht, mittels Dialog die Beziehungen zwischen allen Lagern zu verbessern. Sie ist dabei mit Schlüsselakteuren auf allen Seiten im Kontakt. Darüber hinaus fördert sie aktiv Initiativen der UNO und aus der lokalen Zivilgesellschaft, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts einsetzen. Dialogveranstaltung zum OSZE-Vorsitz Deutschlands 2016 FriEnt Andreas Wittkowsky Links Cécile Druey und Sidonia Gabriel, swisspeace. Die Ukraine als Herausforderung für die Friedensförderung – Erfahrungen aus dem Schweizer OSZE-Vorsitz und dem Engagement mit der Zivilgesellschaft. FriEnt ImpulsArtikel. Mai 2015 KOFF NEWSLETTER NR. 143 Die Zivilgesellschaft soll im Rahmen des deutschen Vorsitzes 2016 der OSZE eingebunden werden und sich an deren Diskussionen und Aktivitäten beteiligen. Mit Interesse nahmen rund 60 VertreterInnen der Zivilgesellschaft an einer Dialogveranstaltung teil, zu der das deutsche Auswärtige Amt und das Berliner Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) am 2. November 2015 in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung (FriEnt) und dem Forum Menschenrechte eingeladen hatten. Auch der Koordinator der schweizerischen NGO-Arbeitsgruppe OSZE trug mit seinen Erfahrungen der zivilgesellschaftlichen Begleitung des Schweizer Vorsitzes 2014 zum Gelingen der Veranstaltung bei. Eingangs stellte der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für den deutschen OSZE-Vorsitz 2016, Gernot Erler, die Prioritäten für das kommende Jahr vor. Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Ukraine stehe der Vorsitz im Zeichen der „schwersten Krise der europäischen Sicherheitsordnung seit dem zweiten Weltkrieg“ – und diese wird den Vorsitz 2016 wesentlich prägen. Unter dem Leitmotiv „Renewing dialogue, rebuilding trust, restoring security“ übernehme UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 9 FriEnt Zentrum für Internationale Friedenseinsätze Deutsches OSZE-Engagement Forum Menschenrechte – Netzwerk Deutscher Menschenrechtsorganisationen Schweizerische NGO-Arbeitsgruppe OSZE Deutschland Verantwortung in einer Situation, in der der Ausgang dieser Krise äusserst unsicher sei. Erler liess keinen Zweifel daran, dass es unter dem deutschen Vorsitz keine Abstriche an dem in der Helsinki-Schlussakte und der Charta von Paris begründeten Acquis geben werde: Ohne die Achtung der Menschenrechte könne es keine Sicherheit in Europa geben. Deutschland werde sich während des Vorsitzes für eine verbesserte Umsetzung der menschenrechtlichen Verpflichtungen in allen OSZE-Staaten einsetzen und Defizite klar benennen. In den anschliessenden Gruppendiskussionen vertieften die VertreterInnen der Zivilgesellschaft einzelne Aspekte zu Frieden, Sicherheit, Menschenrechten, Minderheitenschutz, Toleranz sowie den zivilgesellschaftlichen Mitwirkungsmöglichkeiten. Besonderes Interesse wurde auch an zivilgesellschaftlichen Beiträgen zu einem umfassenden Sicherheitsdialog angemeldet. In einem Abschlussplenum wurden die Anliegen und Perspektiven der teilnehmenden zivilgesellschaftlichen Organisationen mit Botschafterin Antje Leendertse, der Leiterin des Arbeitsstabs OSZE-Vorsitz 2016 im Auswärtigen Amt, diskutiert. Alle Seiten betonten, den Austausch insbesondere zu konkreten Aktivitäten fortsetzen zu wollen. AKTUELLES Aktivitäten von KOFF rund um die Botschaft Internationale Zusammenarbeit 2017-2020 KOFF Sidonia Gabriel Projektleiterin Link KOFF Die Botschaft über Internationale Zusammenarbeit (IZA) 2017-2020 wird zum ersten Mal die Rahmenkredite der Regionalen Zusammenarbeit, der Humanitären Hilfe, der Globalen Programme der DEZA, sowie des SECO und der Abteilung Menschliche Sicherheit enthalten. Der Bundesrat wird diese dem Parlament in der nächsten Frühjahrsession zur Beratung vorlegen. Deshalb fand bereits dieses Jahr ein Konsultationsprozess mit der Zivilgesellschaft, VertreterInnen der Forschung und Wirtschaft statt. KOFF und 22 Trägerorganisationen haben sich nach der zivilgesellschaftlichen Konsultation zu einer Stellungnahme entschieden, die folgende Punkte betonte: a) die Synergien zwischen den verschiedenen Schweizer Instrumenten; b) die Wichtigkeit der Friedensförderung und Menschenrechtsarbeit als eigenständiges Ziel; c) die spezifische Rolle der Zivilgesellschaft in der Umsetzung der gemeinsamen Botschaft und d) die Zusammenarbeit mit dem Sicherheitssektor. In ihrer Antwort stellen die zuständigen Verwaltungsstellen einen weiteren Austausch mit der Zivilgesellschaft für Anfang 2016 in Aussicht. Für KOFF und die unterzeichnenden Organisationen ist es wichtig, eine inhaltliche Diskussion zu führen und eigene Erfahrungen einzubringen. Die erfolgreiche Umsetzung der Botschaft setzt angesichts der aktuellen Herausforderungen in fragilen und konfliktbetroffenen Kontexten das Zusammenspiel aller Partner voraus. Mit dem Dialog möchten wir die Umsetzung vorbereiten, um das Wirkungspotential dieses Beitrages der Schweiz an Entwicklung und Frieden zu erhöhen. KOFF NEWSLETTER NR. 143 UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 10 Friedensförderung durch Berufsbildung in El Salvador Brücke · Le pont Andreas Jahn Kommunikation und Entwicklungspolitik Links Brücke · Le pont Projekt Creando Futuro FUSALMO Die eskalierende Gewalt in El Salvador war in den letzten Wochen auch in vielen Schweizer Medien ein Thema: Auf den Pressebildern sind von schwerbewaffneten Spezialkräften eskortierte Jugendliche in Handschellen zu sehen, das T-Shirt über den Kopf gezogen. Die Mitglieder der Jugendbande Mara18 sehen in ihren Jeans und Adidas-Turnschuhen wie ganz normale Teenager aus. Auf den ersten Blick unterscheidet sie nichts von Henry Portillo. Auch Henry ist in El Salvador aufgewachsen – einem Land in dem rund 72‘000 meist junge Männer einer „Mara“ (kriminelle Jugendbande) angehören. Auch Henry hätte leicht in die Fänge der Bandenmitglieder geraten können. Als ihm seine Eltern das Psychologiestudium nicht weiterfinanzieren konnten, stand er plötzlich vor grosser Ungewissheit. Durch seine Tante erfuhr Henry zufällig vom Kurs „Englisch für Call Centers“ bei FUSALMO, einer Partnerorganisation von Brücke · Le pont. Der Englischkurs ist psychologisches Coaching und Berufsbildung in einem. So werden die meist miserablen allgemeinen Sprachkenntnisse verbessert und spezifisches Vokabular für die Arbeit in einem Call Center aufgebaut. Daneben wird das Vertrauen in die eigenen Mobilisierungskräfte und soziale Kompetenzen gestärkt. Zentrales Element aller Kurse von Brücke · Le pont im schwierigen Gewaltkontext von El Salvador ist auch die Förderung einer sogenannten „cultura de paz“ – einer Friedenskultur. 475 salvadorianische Jugendliche werden in den nächsten drei Jahren von den Berufskursen profitieren, die im Rahmen des Projekts Creando Futuro von Brücke · Le pont angeboten werden. Der zuvor schüchterne Henry hat, ermutigt durch das motivierende Coaching im Kurs, seine Berufung entdeckt. Er will Gleichaltrigen aus einem schwierigen Umfeld helfen: „Den Kurs habe ich nicht nur für mich gemacht. Ich will eine Arbeit finden, anderen Jugendlichen helfen und meine Familie unterstützen“. Kurs „Dealing with the Past“: von der Theorie zur Praxis swisspeace Ursina Bentele Links Weitere Informationen Anmeldung Nachdiplomstudiengänge KOFF NEWSLETTER NR. 143 Einen Weg zu finden, um mit einer konfliktreichen Vergangenheit – beispielsweise nach einem Bürgerkrieg, dem Ende eines autoritären Regimes oder einer Besatzung – umzugehen, wird oft als Schlüssel zu einem dauerhaften Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit angesehen. Internationale Interessensnetzwerke, Normen und Rechtsrahmen unterstützen nationale und lokale Akteure beim Entwerfen von Mechanismen und Prozessen, wie Wahrheitskommissionen, Tribunalen oder Gedenkfeiern. Nebst weiteren Faktoren bestimmt die Art, mit der sich diese verschiedenen Akteure gegenseitig beeinflussen, ob ein spezieller Prozess zur Vergangenheitsbewältigung vor Ort überhaupt relevant und wirksam ist. Dieser Kurs legt den Schwerpunkt auf Möglichkeiten und Herausforderungen beim Entwerfen und Umsetzen eines Prozesses zur Vergangenheitsbewältigung und auf die Art und Weise, wie Akteure zusammenarbeiten können, um einen effizienten, politischen Entscheidungsfindungsprozess sicherzustellen. Die Themenschwerpunkte sind dabei lokale Ansätze zur Vergangenheitsbewältigung, „internationale“ Normen und Rechtsrahmen, Staats- und Nationsaufbau, soziale Transformation sowie Folgenabschätzung. UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 11 Dieser fünftätige Kurs findet vom 9. bis 13. Mai 2016 in Basel statt. Er richtet sich an PraktikerInnen und AkademikerInnen, die ihre eigene Erfahrung mit aktuellen Forschungserkenntnissen und praktischem Wissen zum Thema Vergangenheitsbewältigung verbinden möchten. Der Kurs kann als Modul im Rahmen der Nachdiplomstudiengänge in ziviler Friedensförderung (CAS, DAS und MAS) von swisspeace und der Universität Basel belegt werden. Anmeldeschluss ist der 29. Februar 2016. Internationale Partnerorganisationen Neuigkeiten aus der internationalen Friedensförderung und den Partnerorganisationen von KOFF Friedensnobelpreis 2015 forumZFD Mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis wurde das tunesische Quartett für den nationalen Dialog für dessen massgeblichen Beitrag zur Bildung einer pluralistischen Demokratie in Tunesien geehrt. Inmitten der hohen Spannungen und der wachsenden politischen Gewalt nach der Jasminrevolution 2011 vermittelte das Quartett erfolgreich zwischen gegnerischen politischen Kräften und stellte sicher, dass der Übergangsprozess in Tunesien fortgesetzt werden konnte. Dies führte 2014 zur Verabschiedung einer neuen, fortschrittlichen Verfassung sowie zu Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Die Erfahrungen der letzten vier Jahre in Tunesien haben erneut die entscheidende Bedeutung einer gut organisierten Zivilgesellschaft gezeigt, die grosse Teile der Gesellschaft wirksam vertreten und politische sowie ideologische Kluften überwinden kann. Im Hinblick auf die erheblichen Herausforderungen, die dem Land noch bevorstehen, darf diese Erfahrung daher mit vorsichtigem Optimismus bedacht werden. FriEnt Positive Peace Report 2015 GPP Dieser neue Bericht des Institute for Economics and Peace (IEP) misst den Status des positiven Friedens – einen Wert, der sich durch die Haltungen, Institutionen und Strukturen definiert, die auf der ganzen Welt friedliche Gesellschaften entstehen und weiterbestehen lassen. Der Bericht deckt 162 Länder und 99 Prozent der Weltbevölkerung ab und bildet so eine Basis für Forschende, um die empirischen Zusammenhänge zwischen Frieden, kulturellen Faktoren, Gouvernanz und wirtschaftlicher Entwicklung besser zu verstehen. Die Resultate zeigen eine Verbesserung des positiven Friedens über die letzten zehn Jahre, insbesondere in den Entwicklungsländern. Dies sind gute Nachrichten, denn Länder mit einem höheren Grad an positivem Frieden können überraschende Schocks eher überwinden und mit lokalen Widerstandsbewegungen besser umgehen. Berghof Foundation CDA Conciliation Resources EIP EPLO GIZ GPPAC International Alert Plattform Zivile Konfliktbearbeitung PUBLIKATIONEN Zwischen Stabilität und Labilität Link Nikolay Mitrokhin, Friedrich Ebert Stiftung. Zwischen Stabilität und Labilität – Die gesellschaftspolitische Situation im Süden und Osten der Ukraine. September 2015 KOFF NEWSLETTER NR. 143 Diese Studie untersucht die gesellschaftspolitische Lage in den drei ukrainischen Regionen Charkiw, Dnipropetrowsk und Odessa. Gemäss dem Autor scheint in diesen drei Regionen ein Übergreifen separatistischer Bewegungen nach dem Muster der benachbarten „Volksrepubliken“ in Donezk und Luhansk vorerst abgewendet. Allerdings ist angesichts der komplexen Gemengelage aus Politik und Wirtschaftsoligarchie, der Konfrontation von „pro-russischen“ und „pro-ukrainischen“ AktivistInnen und der wirtschaftlichen und sozialen Krise die Situation im Kern labil. Um dem entgegenzuwirken empfiehlt er unter anderem Folgendes: Die Durchführung UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 12 wirksamer und vor Ort spürbarer schneller Reformen, die Zusammenarbeit der Kiewer Zentralregierung mit lokalen AnhängerInnen des pro-europäischen Wegs sowie eine eche Korruptionsbekämpfung auf der lokalen und regionalen Ebene. Gender in der Mediation – Ein Handbuch Link Simon Mason, Anna Hess, Rachel Gasser, Julia Palmiano Federer. Gender in Mediation: An exercise Handbook for Trainer. November 2015 Dieses Handbuch beinhaltet 47 praktische Übungen, die dabei helfen, Verhandlungsund Mediationstrainings gender-sensitiver zu machen. Durch den Fokus auf die Überschneidung von Mediation, Geschlechtergleichstellung und interaktive Didaktik unterstützt das Handbuch partizipative und konsensorientierte Entscheidungsfindungsmethoden in Konfliktsituationen. Dabei bietet es einen praxisorientierten und pragmatischen Zugang zum Thema Gender-Inklusivität und liefert Werkzeuge und Übungen, welche effektiv auf die Realitäten, mit denen MediatorInnen konfrontiert sind, angewendet werden können. Entwickelt wurde das Handbuch von MediationsexpertInnen des Center for Security Studies (CSS) und swisspeace. Die gedruckte Ausgabe kann bei [email protected] bestellt werden. WEBTIPP Analyse und Informationsportal zur Ukraine Link International Center for Policy Studies KOFF NEWSLETTER NR. 143 Das International Center for Policy Studies (ICPS) ist eine Denkfabrik mit Sitz in Kiew, die sich auf Gouvernanz, Aussenpolitik, Wirtschaftsanalysen sowie Energiepolitik fokussiert. Die Internetseite des ICPS, die sowohl auf Ukrainisch als auch auf Englisch verfügbar ist, bietet BesucherInnen Informationen zu vergangenen und laufenden Studien und Projekten des Centers. Letztere reichen von einem Dialogprojekt mit Interpeace hin zu einem Projekt mit der Britischen Botschaft in Kiew für ein besseres Monitoring der öffentlichen Finanzen auf lokaler Ebene. Das ICPS entwickelt unter anderem auch periodische Publikationen wie beispielsweise „Inside Ukraine“ und „Foreign Policy Insight“, die aktuelle politische Entwicklungen und aussenpolitische Themen, welche die Ukraine betreffen, analysieren. Gegründet wurde das ICPS 1994 auf Initiative des Open Society Institute (OSI). Seither hat es Partnerschaften mit einer Vielzahl anderer Organisationen in der Region und darüber hinaus, abgeschlossen. UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE AGENDA 13 Bevorstehende Veranstaltungen 3. - 6. Dezember 2015 Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte werden zum sechsten Mal die „FilmTage Luzern: Menschenrechte“ im stattkino Luzern durchgeführt. Ziel dieser Veranstaltungsserie ist es, Menschenrechtsfragen in der Öffentlichkeit präsent zu halten. Jeder gezeigte Film wird dabei von einer Diskussion begleitet, bei der MenschenrechtsexpertInnen, die sich weltweit für den Schutz der Menschenrechte einsetzen, zu Wort kommen. Weitere Informationen. Bis am 6. Dezember 2015 Seit einem Monat bereits präsentiert das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNWRA) eine Fotoaustellung in Zürich, die das Leben der palästinensischen Flüchtlinge dokumentiert. Die Ausstellung mit dem Titel „The Long Journey of Palestine Refugees“ zielt darauf ab, die Öffentlichkeit für die Notsituation dieser Menschen zu sensibilisieren. Weitere Informationen. 9. - 13. Dezember 2015 Vom 9. bis am 13. Dezember findet in Zürich das „Human Rights Film Festival“ statt. Teil des Programms sind insbesondere Filme, die von der schwierigen Menschrechtslage in zahlreichen Regionen der Welt berichten. Weitere Informationen. 9. Dezember 2015 - 9. Januar 2016 Die Bevölkerungen des Südkaukasus leiden seit 25 Jahren unter den Folgen des Krieges in der Region. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben, entwurzelt und gezwungen, ihr Land zu verlassen. Professor Jan Zychlinski hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben und Schicksal dieser Menschen zu dokumentieren. Seine Fotoausstellung „Jenseits der Grenzen – Erkundungen bei den Flüchtlingen der Süd-Kaukasus“ findet gegenwärtig in Bern statt und wird dort bis am 9. Januar 2016 zu sehen sein. Weitere Informationen. 16. Dezember 2015 Die Flüchtlingsdebatte hat die Tagesthemen dieses Jahres weitgehend dominiert. Eine am 16. Dezember in Zürich stattfindende Konferenz wird die Rolle der Schweiz und der UNO in diesem Kontext genauer beleuchten. Organisiert wird die Konferenz vom Schweizerischen Friedensrat zusammen mit KOFF. Weitere Informationen. 25. - 29. Januar 2016 Der Kurs „Gender Equality and Peacebuilding“ von swisspeace untersucht Konzepte und Methoden für das Verständnis der geschlechterspezifischen Dimensionen von Konflikten und deren Bedeutung für die Friedensförderung, sowie der Einfluss der Friedensförderung auf Geschlechterverhältnisse; die Bedeutung des Rahmenwerks für Frauen, Frieden und Sicherheit für gendergeprägte Politik und den Diskurs zur Friedensförderung; und die Rolle der Frauenstelle, der Frauenrechte, der Männlichkeiten und die Auswirkung von Geschlechter-Stereotypen auf Konflikte und Friedensförderung. Weitere Informationen und Anmeldung (bis am 15. Dezember 2015). Bis am 30. Januar 2016 Friedensförderung, Entwicklung und humanitäres Eingreifen sollen zu positiven Auswirkungen auf die Kontexte, in denen sie erfolgen, beitragen. Im Rahmen dieses vom 27. bis am 29. April 2016 stattfindenden Trainings soll das Konzept der Konfliktsensitivität besser verstanden und praktische Tools für dessen Anwendung in strategischen und operativen Aspekten des Programmmanagements zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen und Anmeldung. Bis am 31. Januar 2016 Fragile Staaten sind zu einem wichtigen Anliegen für die internationale Gemeinschaft geworden. Aber was genau ist staatliche Fragilität? Der Kurs „Fragility & Statebuilding“ von swisspeace nimmt sich dessen an und untersucht die konzeptuellen, politischen und umsetzungsbezogenen Herausforderungen des Staatsaufbaus in fragilen und konfliktbetroffenen Kontexten. Weitere Informationen und Anmeldung. 17. - 19. Februar 2016 Im Zentrum des Trainings „Theories of Change in Fragile Contexts“, das von swisspeace vom 17. bis am 19. Februar 2016 organisiert wird, steht das Aufstellen von „guten“ Theorien des Wandels, die den PraktikerInnen dabei helfen, ein vertieftes Verständnis ihrer eigenen Programme und deren Auswirkungen zu erhalten. Weitere Informationen und Anmeldung (bis am 31. Dezember 2015). KOFF NEWSLETTER NR. 143 UKRAINE-KONFLIKT: AUSWEG AUS DER SACKGASSE 14 29. Februar - 4. März 2016 Zusammen mit der Berghof Foundation bietet swisspeace den Kurs „National Dialogue & Peace Mediation“ an. Dieser gewährt Einblicke darin, wie Prozesse für einen Nationalen Dialog verstanden, entwickelt und unterstützt werden können, bietet ein Training zur Verbesserung der Dialog- und Mediationsfähigkeiten und liefert kritische Betrachtungen der Lehren, die aus vergangenen Fällen gezogen werden können. Weitere Informationen und Anmeldung (so bald wie möglich). KOFF-Veranstaltungen Auf der KOFF-Webseite finden Sie weitere Informationen zu den aktuellen Rundtischen und Veranstaltungen des KOFF. KOFF Kompetenzzentrum Friedensförderung Centre pour la promotion de la paix Centre for Peacebuilding Herausgeber KOFF von swisspeace Kontakt Sonnenbergstrasse 17 Postfach, CH-3000 Bern 7 Tel.: +41 (0)31 330 12 12 Redaktion Marie Seidel, Andreas Kaufmann Layout Liliana Rossier Übersetzung Furrer Übersetzungen Übersetzergruppe Zürich Bildmaterial Kinder in der Strassen von Kiew. Copyright: Creative Commons/ Ivan Bandura KOFF ist ein Projekt der Schweizerischen Friedensstiftung swisspeace. Es wird gemeinsam getragen vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und den folgenden Schweizer Nichtregierungsorganisationen: Alliance Sud APRED artasfoundation BAHA’I Brücke · Le pont Caritas Schweiz Caux - Initiativen der Veränderung cfd DCAF Eirene Schweiz Fastenopfer Fondation Hirondelle FriedensFrauen Weltweit Frauen für den Frieden Schweiz Gesellschaft für bedrohte Völker Geneva Call Graines de Paix Green Cross Schweiz GSoA HEKS HELVETAS Swiss Int. 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