Gastzugang: Leseumfang auf eine Seite begrenzt. Weitergabe sowie Online-Angebot dieses Dokuments verboten. copyright by hpsmedia GmbH 2015 Pflegewissenschaft. Einzelbeitrag | ISSN 1662-3029 | Verlag hpsmedia GmbH | D-63667 Nidda Pflegewissenschaft www.pflege-wissenschaft.info Gastzugang: Leseumfang auf eine Seite begrenzt. Weitergabe sowie Online-Angebot dieses Dokuments verboten. copyright by hpsmedia GmbH 2015 PFLEGEPÄDAGOGIK Die Menschen stärken und die Sachen klären Zur Förderung personaler Kompetenz Uta Oelke Prof. Dr. Uta Oelke Evangelische Fachhochschule Hannover Blumhardtstr. 2 D-30625 Hannover Tel.: 0511 5301-222 [email protected] Die Historie der Pflegeausbildung zeigt, dass die traditionelle Persönlichkeitsbildung in der Pflege als unbeugsame weibliche Charakterbildung unter dem Motto „An sich selbst zu denken, ist schlechte Gewohnheit“ verlief und dem Leitmotiv dieses Beitrags „Die Menschen stärken und die Sachen klären“ (von Hentig) diametral gegenüber steht. Eine der Folgen dieser historischen Wurzeln haben zu einem kollektiven Muster geführt, das sich mit „Pflege ist stumm“ (Steppe) überschreiben lässt. Zu den zentralen Herausforderungen einer Förderung personaler Kompetenz – die unter anderem diesem Muster entgegenwirkt – gehören die Stabilisierung der Pflegenden im Umgang mit emotionalen Belastungen und die Förderung von Reflexionsfähigkeit. Einleitung Mit dem neuen Krankenpflegegesetz von 2003 ist in Deutschland erstmals ein Ausbildungsziel formuliert, das nicht nur auf die Vermittlung pflegefachlicher Fertigkeiten und Kenntnisse abzielt, sondern auf die Förderung sowohl fachlicher als auch personaler, sozialer und methodischer Kompetenzen (vgl. § 3, KrPflG 2003). Diese Zielsetzung erinnert an den „Bildungsauftrag der Berufsschule“ des regulären deutschen Berufsbildungssystems (vgl. KMK 2000, S. 8 ff.). Auch hier zählt die Förderung von Fach-, Personal- und Sozialkompetenz einschließlich Methoden- und Lernkompetenz zur zentralen Zielsetzung. Anders als beim Krankenpflegegesetz, bei dem die vier Kompetenzen lediglich als Begriffe benannt sind, hat die Kultusministerkonferenz (KMK) den „Bildungsauftrag der Berufsschule“ jedoch relativ genau erläutert und die hier interessierende „Personalkompetenz“ wie folgt definiert: „Personalkompetenz bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, als individuelle Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln. Sie umfasst personale Eigenschaften wie Selbständigkeit, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein. Zu ihr gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte“ (KMK 2000, S. 9). Bemerkenswert an dieser Definition ist zweierlei: • Erstens ist „personale Kompetenz“ nicht nur auf berufliche, sondern auch auf private und gesellschaftliche Belange bezogen. • Zweitens werden mit den „personalen Eigenschaften“ sowohl solche benannt, die einem emanzipatorisch-pädagogischen Selbstverständnis entsprechen, wie beispielsweise Selbstständigkeit, Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen, als auch solche, die ein bestimmtes, staatlich gewünschtes Menschenbild verkörpern, wie die Tugenden Zuverlässigkeit und Pflichtbewusstsein. Letzteres verwundert nicht, war es doch ursprüngliche Funktion und Aufgabe der Berufsschule, die Ende des 19. Jahrhunderts entstandene „Erziehungslücke zwischen Volksschulentlassung und Militärdienst“ (Greinert 1993, S. 46) zu schließen und junge Männer mit den Tugenden eines getreuen Staatsbürgers auszustatten. Schlüsselwörter Personale Kompetenz Tradition Herausforderungen Reflexion Für die Pflegeausbildung, die außerhalb des deutschen Berufsbildungssystems angesiedelt ist, gilt diese Definition nicht – sofern nichts anderes auf Landesebene geregelt ist. Dieses Definitionsvakuum soll mit dem nun folgenden Beitrag ein Stück weit gefüllt werden. Zunächst geht es dabei – ganz im Sinne Wolfgang Klafkis, der Bildungsfragen immer als historischgesellschaftlich determiniert sieht (vgl. ebd. 1985, S. 12 ff.) – um geschichtliche Aspekte: Es wird aufgezeigt, dass die traditionelle Persönlichkeitsbildung in der Pflege als unbeugsame weibliche Charakterbildung unter dem Motto „An sich selbst zu denken, ist schlechte Gewohnheit“ verlief und dem Leitmotiv dieses Beitrags „Die Menschen stärken und die Sachen klären“ (von Hentig 1996, S. 57) diametral gegenüber steht. Auf eine der Folgen dieser historischen Wurzeln wird im zweiten Abschnitt eingegangen: Skizziert wird ein kollektives Muster, das sich in Rückgriff auf die verstorbene Pflegewissenschaftlerin Hilde Steppe mit „Pflege 649 PRINTERNET 12/05
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