FACHTEIL Lohn und Gehalt Abrechnen über die Cloud Die monatliche Lohn- und Gehaltsabrechnung ist nicht mal eben nebenbei erledigt. Im Gegenteil wird es immer komplexer, im Spannungsfeld des Fachkräftemangels und der Globalisierung die richtigen Entgeltabrechnungslösungen zu finden, um Personaler zu entlasten. Die Unternehmen Mitsubishi Electric Europe und Avaya haben den Schritt in die Cloud gewagt. rieben lange Jahre die Themen Prozessautomatisierung und Workflowunterstützung die Investitionen von HR-Abteilungen, stehen diese heute vor neuen Herausforderungen. Der Fachkräftemangel in den Kernthemen Zeitwirtschaft und Personalabrechnung konfrontiert viele Unternehmen mit der Fragestellung, welche Lösung zur Entgeltabrechnung gewählt werden soll. Der Anspruch an das Fachwissen, vor allem das Know-how rund um die gesetzlichen Anforderungen, machen das Thema wenig attraktiv für zukünftige Mitarbeiter in der Personalabteilung. Wer möchte schon eine Backoffice-Funktion ausüben, die wenig Lob, aber im Fehlerfalle negative Kritik einbringt? T Outsourcing nicht immer die richtige Wahl Um dennoch ihre Mitarbeiter pünktlich und korrekt bezahlen zu können, hatte die Mitsubishi Electric Europe B.V. zunächst auf das Modell Business Process Outsourcing (BPO) gesetzt, lebte aber mit erheb- „ lichen Ineffizienzen bei der Herausforderung, die 600 Mitarbeiter in der Niederlassung Deutschland jeden Monat abrechnen zu lassen. Zwei Mitarbeiter in der HRAbteilung mussten zu jedem Abrechnungslauf umständlich Mitarbeiterstammdaten im HR-System aufbereiten und an den damaligen Abrechnungsprovider per manueller Schnittstelle übertragen. Das bedeutete einen immensen transaktionalen Aufwand, der vermieden werden sollte. „Die Mitarbeiter waren für mehrere Tage im Monat mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt, dadurch ging uns wertvolle Zeit für strategische Aufgaben verloren. Eigentlich hatten wir auf eine erhebliche Entlastung durch das BPO-Service-Modell gehofft“, so Nicole Kleiner, HR Project Manager bei der Mitsubishi Electric Europe B.V. In der damaligen Konstellation sollte das BPO-Modell nicht mehr weiter verfolgt werden. Das Unternehmen schaute sich nach effektiveren Lösungen um. Die Wahl fiel auf den HR-Starter ASP, eine Hosting- Die Mitarbeiter waren für mehrere Tage im Monat mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt, dadurch ging uns wertvolle Zeit für strategische Aufgaben verloren. Eigentlich hatten wir auf eine erhebliche Entlastung durch das BPO-Service-Modell gehofft. Nicole Kleiner, HR Project Manager, Mitsubishi Electric Europe B.V. 58 08 | 2015 www.personalwirtschaft.de Lösung für die komplette Personalwirtschaft auf Basis SAP ERM HCM, das die inside Unternehmensberatung GmbH seit 2004 anbietet. Die Lösung ermöglicht es gerade mittelständischen Unternehmen, alle personalwirtschaftlichen Prozesse, auch die Personalzeitwirtschaft und -abrechnung, selbst ohne große eigene Personalabteilung auszuführen. Nutzerfreundlichkeit muss sein Die Einführungszeit fiel kurz aus, da Mitsubishi Electric sich den templatebasierten Ansatz zunutze machte. Nach nur einem halben Jahr Einführungszeit entpuppte sich die Lösung Anfang 2011 mit der Cloud als produktiv. Nach vier Jahren Produktivbetrieb ist Mitsubishi Electric heute immer noch von der richtigen Wahl der Lösung überzeugt. Alle Funktionen greifen ineinander. Zum Funktionsumfang ergänzt wurden – neben der Einführung von Employee Self Service- und Manager Self Service-Szenarien – der Online-Gehaltsnachweis sowie die OnlineLohnsteuerbescheinigung und die OnlineMeldebescheinigung zur Sozialversicherung (DEÜV), so dass es für die Mitarbeiter heute selbstverständlich ist, sich diese Daten einfach online abrufen zu können. Das Bescheinigungswesen ist ebenfalls Teil der Lösung, so dass die Personalabteilung heute die personalbezogenen Beschei- nigungen bequem erstellen kann. Auch das Reporting ist durch die SAP Standardreports und die Nutzung des Ad hoc-Auswertungsgenerators sehr flexibel. „Für uns hat sich der erste Eindruck bestätigt, und tatsächlich haben wir seit dem Umstieg auf die inside Lösung einen maximal optimierten Abrechnungsprozess, und das, obwohl wir die Abrechnung selbst durchführen“, erklärt Nicole Kleiner. Alle HR-Prozesse, einschließlich der Entgeltabrechnung wurden über die inside HCM Cloud in einem integrierten System zusammengefasst, die Schnittstelle zum Abrechnungssystem wurde damit überflüssig. Mit dem Wegfall der Datenaufbereitung und dem Bedienen der Schnittstelle konnte so eine Effizienzsteigerung um 150 Prozent erreicht werden, 60 Prozent der transaktionalen Tätigkeiten rund um die Entgeltabrechnung ließen sich seitdem vermeiden. Und das gibt der HR-Abteilung mehr Möglichkeiten für die strategische Personalarbeit. Das integrierte System ist ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg. Die Mitarbeiter der Mitsubishi Electric bedienen die Abrechnungsfunktionen zwar selbst, aber die mittelstandsgerechten Benutzeroberflächen vereinfachen das Ausüben der Funktionen. Die Mitarbeiter in der Personalabteilung haben mithilfe des Personal-Abrechnungs-Managers ein übersichtliches Einstiegsbild in alle Abrechnungsfunktionen und werden von der Vorbereitung bis hin zu allen Folgeaktivitäten durch die Funktionen geleitet. Die Mitsubishi Electric Personaler müssen sich nicht kontinuierlich mit systemtechnischen Änderungen auseinandersetzen. Die zusätzlichen Services der inside wie das Einspielen von Systemupgrades und von gesetzlichen Änderungen erübrigen dies. Jahresendaktivitäten und Schulungen werden durch inside durchgeführt und vereinfachen die Arbeit für Mitsubishi Electric. Mit der Cloud der Globalisierung begegnen Wenn von Globalisierung die Rede ist, streben Unternehmen in der Regel eine Kon- solidierung ihrer Prozesse - und damit verbunden - der gesamten Systemlandschaft an. Dies gilt auch für Personalprozesse und die HR-Systeme. Entgeltabrechnungslösungen, die in einzelnen Ländern eingesetzt werden, werden oft ebenfalls in die Gesamtanalyse und zukünftige Strategie eingebunden. So auch bei dem Kommunikationsunternehmen Avaya. Der Konzern insgesamt plant, seine Personalprozesse über die SuccessFactors HCM Suite zu konsolidieren. Das Implementierungsprojekt ist gerade in den Startlöchern. Der konzernweiten Cloud-Strategie folgend möchte der deutsche Unternehmensteil, die Avaya GmbH & Co. KG, ihre Entgeltabrechnung, die derzeit noch im Eigenbetriebsmodell auf der Basis SAP ERP HCM läuft, ebenfalls in der Cloud nutzen. Genutzt werden soll in Zukunft die inside Cloud Payroll. Technisch handelt es sich hierbei um eine Lösung, die auf SAP ERP HCM aufsetzt: Das Unternehmen strebt den Wechsel von der Eigenbetriebslösung auf eine Cloud-Lösung an, um zukünftig die Hardwarebetreuung und den internen IT-Support deutlich reduzieren zu können. Die Tatsache, dass die Lösungen inhaltlich ähnlich sind, belastet das HR-Personal, das in Zukunft die Abrechnungsaktivitäten weiter betreuen wird, nicht. Im Gegenteil, die sich bewährten betriebswirtschaftlichen Abläufe und Konfigurationseinstellungen sollen in die neue Lösung übernommen werden. Anbindung an das HR-Stammdatensystem Für Prozesse wie die Entgeltabrechnung, die als lokale Prozesse gelten, ergibt sich immer die Fragestellung, wie diese an ein zentrales HR-Stammdatensystem anzubinden sind. In der Regel sind sie nicht Bestandteil einer einzigen Cloud-Lösung. Auch die Employee Central Cloud Payroll, die gehostete Payroll-Lösung der SAP SE, muss mit Success Factors Employee Central integriert werden. Es existieren Standardschnittstellen mit Wartung durch die SAP SE. Im gemeinsamen Projekt der Avaya und inside geht es darum, den Pro- zess der Entgeltabrechnung von rund 1750 aktiven Mitarbeitern zukünftig effizienter zu gestalten und einen kontinuierlichen und automatisierten Datentransfer zwischen Success Factors Employee Central, der inside Cloud Payroll und dem angeschlossenen Finanzsystem zu realisieren. Die Standardschnittstellen sollen möglichst genutzt werden, damit Avaya von dem Support durch die SAP SE profitiert. Des Weiteren stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Integrationsimplementierung im Gesamtprojektverlauf angegangen wird. Oftmals werden die Prozessund Integrationsaufgaben an verschiedene Implementierer vergeben. Die Erfahrung der inside hatte gezeigt, dass der Prozessimplementierung nachgelagerte Integrationsprojekte oftmals zeit- und kostenaufwendige Nachbesserungen an der Prozessimplementierung nach sich zogen. Prozesse müssen definiert werden Bei Avaya soll Integration daher nicht als nachgelagerte Aufgabe betrachtet werden, sondern inside soll als Integrationspartner von Anfang an mit in die Funktions- und Prozessdefinitionen der eigentlichen HRAnwendungen miteingebunden werden. Wenn die Themen Prozesskonfiguration und das Wissen um die Möglichkeiten der Standardintegration in einer frühen Projektphase zwischen allen beteiligten Teams ausgetauscht werden, liefert das die schnellsten und besten Ergebnisse. „Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit. Vor allem mit Hinblick auf die Prozessdefinition haben wir mit inside einen verlässlichen Partner mit Expertise in diesem Bereich.“, unterstreicht Herr Dr.-Ing. Klaus Sauer, Head of IT Germany, und weiter: „Leider wird das Thema Integration unterschätzt. Wir möchten effizientes Prozessdesign erreichen.“ Autorin Heike Kolar, Business Development Manager, inside Unternehmensberatung GmbH, Oldenburg, [email protected] 08 | 2015 www.personalwirtschaft.de 59
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