Bericht - FSR Bau Uni Hannover

Erfahrungsbericht: ERASMUS-Semester an der
Aristoteles-Universität Thessaloniki im WS 2014/15
Vorbereitung & Anreise
Der Entschluss ein Semester in Griechenland zu verbringen, war für mich relativ schnell
gefasst, da ich halber Grieche bin und die Sprache vor meinem Aufenthalt nicht wirklich
beherrscht habe. Ich habe also die Online-Bewerbung erledigt, meine Bewerbung bei
meinem Fakultäts-Koordinator eingereicht und quasi direkt eine (inoffizielle) Zusage
bekommen, da ich ohnehin der einzige Bewerber auf diesen Platz war.
Erste Probleme hatte ich bei der Erstellung des Learning Agreements, da die
Kursbeschreibungen auf der Universitätshomepage größtenteils nur auf Griechisch waren
und auch die Kontaktaufnahme mit dem Koordinator in Thessaloniki nicht sehr hilfreich war.
Nichtsdestotrotz habe ich einige interessante Kurse ausgewählt und gehofft, dass es
funktionieren würde. Die offizielle Zusage aus Thessaloniki kam dann leider ziemlich spät
(Ende August), aber so war dann das Warten bis es endlich losging, umso kürzer. Ich bin am
18. September mit Ryanair ab Bremen geflogen (82€ inkl. Koffer), weil die
Orientierungswoche am 22. September beginnen sollte (was später jedoch spontan um eine
Woche verschoben wurde).
Am Flughafen angekommen
bieten
sich
zwei
Möglichkeiten,
um
ins
Zentrum zu gelangen. Die
erste Variante ist der Bus
78, der den Flughafen
(„Aerodromio“) mit dem
Busbahnhof
(„KTEL“)
verbindet und dabei im
Zentrum
(Haltestelle
„X.A.N.T.H“ oder „Platia
Aristotelous“) hält. Der Bus
fährt je nach Verkehrslage
30-40 Minuten und kostet 2€
(mit griechischem Studentenausweis nur 1€). Allerdings neigt er dazu, sehr voll zu sein, was
mit viel Gepäck stressig sein kann. Tickets gibt es an einem kleinen Häuschen an der
Haltestelle oder direkt im Bus. Die zweite, bequemere Variante ist das Taxi. Eine einfache
Fahrt ins Zentrum sollte circa 15 € kosten, wobei es normal ist, dass für Koffer ein Aufschlag
genommen wird. Ein Vorteil ist, dass euch der Taxifahrer natürlich direkt zu eurer Unterkunft
bringt.
Unterkunft
Ich hatte das Glück, dass meine Familie ein paar Freunde in der Stadt hat, die noch dazu
eine zu dem Zeitpunkt nicht genutzte Wohnung direkt im Zentrum besitzen, sodass ich mich
um das Finden einer Unterkunft kaum kümmern musste. Ich habe allerdings aus meinem
Umfeld dort viele Informationen bezüglich der Unterkünfte sammeln können.
Zunächst einmal mein grundlegender Rat, eine Wohnung im Stadtzentrum zu wählen. Hier
wird man sich die meiste Zeit aufhalten und hat dann (besonders nachts, wenn keine Busse
mehr fahren) kurze Wege und kann fast alles, inklusive der Uni, zu Fuß erreichen. Ideale
Wohngegenden sind meiner Meinung nach die Gebiete um die Rotonda bis rauf zur Agiou
Dimitriou Straße, alles rund um Kamara, weiter runter in Richtung Meer, entlang der
Fußgängerzone Dimitris Gounaris Straße und um die Platia Navarinou bis hin zum Weißen
Turm. Wer mehr Wert auf Meeresblick und etwas Fitnessprogramm legt, der sucht sich eine
Wohnung in den weiter bergauf gelegenen Vierteln „Ano Poli“ oder „40 Ekklisies“, von denen
man das Zentrum und die Uni auch noch zu Fuß erreichen kann.
Die Mieten liegen hier zwischen 150€ und 300€ für ein WG-Zimmer. Wohnungen und
Mitbewohner findet man am einfachsten über die Facebook-Gruppe „Erasmus in
Thessaloniki 20XX by ESN“, zu der man auch per E-Mail eingeladen wird. Weitere
Möglichkeiten sind das Internet (z.B. www.spitogatos.gr ), sowie die von der Uni
gesammelten Wohnungsanzeigen (Link erhält man per E-Mail) und auch Aushänge an
Wänden, Laternen, Ampeln, etc. im Stadtzentrum.
Wer vor seinem Aufenthalt noch nichts gefunden hat, braucht sich keine Sorgen zu machen,
denn die meisten Erasmus-Studenten haben die ersten Tage in einem Hostel gewohnt und
sich dann, oft mit Hilfe ihres griechischen „Buddy“, auf die Suche begeben.
Studium an der Gasthochschule & Organisation vor Ort
Das Studium an der Aristoteles-Universität ist fachlich sehr gut und für deutsche Verhältnisse
wohl etwas einfacher. Doch bevor es losgehen kann, ist noch etwas Organisation
erforderlich. Zunächst muss man sich im Erasmus-Office, möglichst noch am ersten Tag,
das Certificate of Arrival unterschreiben lassen. Das Erasmus-Office befindet sich im
Administration Building auf dem Universitätscampus, der sich entlang der Egnatia-Straße
erstreckt. Es ist immer Montag – Donnerstag von 11:30 – 13:00 geöffnet, was in dringenden
Fällen aber durchaus auch verhandelbar ist. Danach sollte man sich im Sekretariat seiner
Fakultät und auch in der zentralen Bibliothek für die Online-Services anmelden. Für all diese
Anmeldungen ist es ratsam ein paar Passfotos dabei zu haben. Als nächstes sollte man sich
im Sekretariat der Fakultät erklären lassen, wie man am besten mit den Professoren in
Kontakt tritt, um zu klären ob, und wenn ja, wie man an den gewünschten Kursen teilnehmen
kann (falls dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar ist).
Die Vorlesungen finden in der Regel ein Mal pro Woche statt, wobei die angegebenen Zeiten
in den meisten Fällen variabel sind, d.h. wenn im Plan 8 Uhr steht, beginnt die Vorlesung
nicht selten erst um 9 Uhr. Auch hier ist es ratsam den Professor vorher direkt zu fragen.
Die Prüfungsanmeldung erfolgte bei mir durch das Sekretariat und die Teilnahme war auch
problemlos möglich. Die Ergebnisse werden in einem Transcript of Records erfasst und nach
Fertigstellung direkt an die Uni Hannover geschickt. Vor seiner Abreise lässt man sich
schließlich noch das Certificate of Stay unterschreiben, welches sehr wichtig für die
Erasmus-Förderung ist.
Alltag und Freizeit
Thessaloniki bietet aufgrund seiner Lage je nach Wetter und Jahreszeit unendlich viele
Möglichkeiten seine Freizeit
zu gestalten. Die Stadt hat
an die 100.000 Studenten,
wodurch sie sehr jung und
dynamisch ist. Innerhalb der
Stadt gibt es zahlreiche
Sehenswürdigkeiten
aus
einer langen Geschichte,
Spaziergänge entlang der
Promenade und rauf zum
Kastro sind besonders zum
Sonnenuntergang
beliebt.
Doch danach wacht die Stadt
erst richtig auf. Unzählige Cafés, Bars, Restaurants und Clubs locken die Erasmus
Studenten Tag um Tag. Ein zentraler Treffpunkt war dabei oftmals die kleine Bar „DrinkGo“
nahe Rotonda. Clubs befinden sich in der Valaoritou-Straße und im Ladadika-Viertel.
Außerdem besitzt die Uni ein großes Sportzentrum, in dem man diverse Sportarten betreiben
und auch an Kursen teilnehmen kann.
Bei gutem Wetter sind Trips an die Strände zu empfehlen. Der nächste, allerdings nicht
sonderlich schöne Strand ist Peraia, den man innerhalb einer Stunde sogar noch mit dem
Stadtbus erreicht. Etwas weiter liegen Epanomi und Nea Kalikrateia und noch etwas weiter
Chalkidiki, die drei „Finger“ südöstlich der Stadt, welche mit dem Auto in 1-1,5 Stunden zu
erreichen sind. Auf den ersten beiden Fingern („Kassandra“ und „Sithonia“) befinden sich
traumhafte Strände, für deren Erkundung allein ein Semster kaum ausreicht. Auf dem dritten
Finger befindet sich die Mönchsrepublik „Athos“.
Auch im Herbst und Winter bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Wenn auf den Bergen
Schnee liegt, und das ist spätestens ab Januar/Februar der Fall, sind innerhalb von 1-2
Stunden zahlreiche Skigebiete zu erreichen. Es gibt sogar Skibusse, die, hauptsächlich an
den Wochenenden, Fahrten in die Skigebiete anbieten. Informationen dazu gibt es im
Geschäft „Zero Gravity“ an der Tsimiski-Straße.
Weiterhin kann man viele Ausflüge quer durch das Land (Athen, Peloponnes, Delphi,
Olympia, Kavala etc.) und
auch in die benachbarten
Länder (nach Istanbul,
Sofia,
Skopje)
unternehmen.
Es
gibt
zudem,
besonders
während der OrientationWeek, viele Ausflüge und
Parties, die durch das ESN
speziell für die ErasmusStudenten
organisiert
werden.
Wenn gerade einmal nichts
los sein sollte, ist es immer
eine gute Idee sich mit anderen Studenten zu treffen und bei einem Frappe oder einem
griechischen Kaffee das griechische Lebensgefühl zu genießen und neue Pläne zu
schmieden.
Fazit
Insgesamt lässt sich sagen, dass Thessaloniki wohl eine der besten Städte ist, um ein
Auslandssemester zu verbringen. Angefangen bei einem angenehmen Flair, über zahlreiche
Mitstudenten, jeder Menge Veranstaltungen und erstklassigen Ausflugszielen in der
Umgebung, bis hin zu einer guten Universität, wird bei einer überschaubaren Größe einfach
alles geboten. Gerade die Deutschen können sich in Punkto Gelassenheit und
Lebensqualität noch eine Scheibe bei den Griechen abschneiden, obwohl man sich auch
darüber im Klaren sein muss, dass von der Organisation natürlich alles etwas chaotischer
abläuft, als man es vielleicht gewöhnt ist. Fazit: nicht lange überlegen, sondern machen. Es
lohnt sich!