Das Magazin für Geldanlage Jean-Claude Biver

Fr. 8.–
Das Magazin für Geldanlage
Jean-Claude Biver
Der Leiter des Uhrengeschäfts
von LVMH im Interview
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Diese
3. Februar 2016 – www.cash.ch
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DER UMSICHTIGE
EINER VON UNS
Erfahrung und Wissen sind die beiden Säulen, auf denen der Umsichtige fundierte
Anlagestrategien aufbaut. Professionelles Risikomanagement bedeutet für ihn,
intelligente Entscheidungen zu treffen, die auch morgen noch richtig sind. Er weiß,
dass es immer auch anders kommen kann und sichert sich entsprechend ab. Darum
hat er sowohl Chancen als auch Risiken an den sich rasant verändernden Finanzmärkten
immer im Blick. Mit Souveränität meistert er die Herausforderung, attraktive Renditen in einem Niedrigzinsumfeld zu erwirtschaften.
Bei MainFirst hat der Umsichtige viele Namen. Und alle arbeiten für Ihren Erfolg.
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© 2016 MainFirst Bank AG. Die Performance der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Diese Anzeige stellt keine Anlageberatung dar. Diese Anzeige richtet sich nicht an Privatpersonen oder Endanleger, sondern an professionelle und institutionelle Investoren.
EDITORIAL – IMPRESSUM
EDITORIAL
Das Geschehen an den
Finanzmärkten muss auch Sie
interessieren. Denn alle
Schweizer sind Aktionäre.
«Wir alle in der Schweiz sind Aktionäre»: Wenn ich diesen Satz
jeweils im Kreis von Bekannten äussere, herrscht oft Schweigen
im Rund. Dann kommen schnell Einwände, dass man ja gar keine
Aktien besitze und mit solchem Zeug auch nichts am Hut haben
wolle.
Bivers Verhalten ist vorbildlich. Um an den Märkten aktiv zu sein,
muss man sich eingehend mit der Materie befassen. Und die Über­
zeugung muss da sein. Der Aufwand kann sich lohnen. «Auf lang­
fristige Sicht bildet die Börse die Realität ab. Und bei Börsen­
engagements sollte man einen langen Atem haben», sagt Biver.
Doch, wir in der Schweiz sind alle Aktienbesitzer – zumindest in­
direkt. Denn die Pensionskassen legen einen Teil unserer Gelder
aus der Berufsvorsorge in Aktien an. Alle sollten sich deshalb für
Aktien und andere Anlagewege interessieren. Denn die Möglich­
keiten zur Vermögensvermehrung auch im Hinblick auf die Al­
tersvorsorge sind in Zeiten von Negativzinsen massiv geschrumpft.
Das merken Sie spätestens, liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie
die Verzinsung Ihres Vermögens auf dem Bankkonto betrachten.
Diese Ausgabe von cash VALUE, dem jährlich zweimal erschei­
nenden Magazin von cash, soll Ihnen anhand von zahlreichen
Artikeln und Interviews wie immer eine Hilfe sein bei der An­
lage Ihres Geldes. Tagesaktuelle News, weitere Anlage-Ideen und
Börsenkurse bietet Ihnen zudem seit Jahren die Wirtschafts- und
­Finanzplattform cash.ch.
Jean-Claude Biver, der umtriebige Tausendsassa der Schweizer
Uhrenbranche, ist einer, der die Finanzmärkte durchaus kritisch
betrachtet. «Ich lege das Geld kaum an. Ich halte fast alles in
Cash», sagt er im Interview in diesem cash VALUE. Er fügt aber
gleich an, dass er Aktien besitzt von bestimmten Schweizer Gross­
firmen. Weil er überzeugt ist von deren Geschäftsmodell. Dieselbe
Überzeugung hatte Biver nach einem Besuch bei Google in Kali­
fornien – er kaufte sich nach seiner Rückkehr Google-Aktien.
Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen mit dem cash VALUE.
Daniel Hügli, Chefredaktor cash
Impressum
cash VALUE vom 3. Februar 2016: Gedruckt als Spezialversand an Finanzindustrie und Anleger (Auflage: 25 000), als PDF auf
www.cash.ch Herausgeber: cash zweiplus ag, Bändliweg 20, 8048 Zürich, Telefon: 044 436 77 77, Mail: [email protected]
Geschäftsführer: Urban Scherrer (CEO) Chefredaktor: Daniel Hügli Redaktion: Marc Forster, Ivo Ruch, Pascal Züger Layout: Haus der Kommunikation, Hinterdorfstr. 9, 8702 Zollikon Produktion/Bildredaktion: Thomas Demuth, Dominik Hertach
Titelbild: Heinz Dahinden, Luzern Anzeigen: Marco Spadacini, Head of Sales, [email protected]; Pascal Weder, Senior Account
Manager, ­[email protected]; Urs Wolperth, Key Account Manager, [email protected] Marketing: Silvan Franchetto Werbung:
www.cash.ch/werbung Druck: Passen & Partner Copyright: cash zweiplus ag
3
Das Leben ist zu kurz,
um nicht langfristig
zu denken.
Ein gutes Fondsmanagement besitzt die Eigenschaften eines
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(Schweiz) AG, Münsterhof 12, Postfach, CH-8022 Zürich.
SCHWERPUNKTE – INHALT
INHALT
36
18
32
08 INTERVIEW JEAN-CLAUDE BIVER
26 DIE WICHTIGSTEN ZINSEN DER MÄRKTE
Der Uhrenmanager über seinen Managementstil, seine
­Lebensphilosophie – und seine Einstellung zu Geld.
Leitzins, Negativzins, Hypotheken: Das müssen Sie wissen.
28 INTERVIEW AMANDA KAYNE
12 BELIEBTE SCHWEIZER AKTIEN
Die Schweiz und ihre meistgehandelten Aktien: Drei
­Handelsplattformen im Überblick.
Die Zukunftsforscherin blickt auf kommende InvestmentTrends.
30 FEHLENTSCHEIDE MIT FOLGEN
14 DIE TRENDS AM FONDSMARKT
Fonds in Zeiten volatiler Börsen.
In Wirtschaft und Politik wird viel entschieden – nicht
immer richtig.
17 KLEINE UNTERNEHMEN, GROSSE RENDITE
32 DIE ETWAS ANDERE GEWINNBETEILIGUNG
An der Schweizer Börse sorgen die Kleinen für Furore.
Naturaldividenden als Zückerchen für Anleger.
18 ZINSEN TROTZ MINUSZINS
34 ANLAGESTRATEGIEN IM ÜBERBLICK
Es gibt sie noch: Nischen, wo man Mini-Zinsen erhält.
Sechs Strategien zur Geldvermehrung mit Aktien.
23 ETF – EINFACH UND GÜNSTIG
36 CHECKLISTE PENSIONIERUNG
Finanzprofis geben Tipps zu Exchange Traded Funds.
Klug ist, wer sich früh mit der Pensionierung beschäftigt.
25 BEKANNTE MARKEN UND IHRE AKTIEN
38 INTERVIEW CLAUDIA GRAF
Lohnende Langfristanlagen in Konsumgüteraktien.
Die junge Bierbrauerin über Trends im Biermarkt.
5
Wieviel
Risiko kann
ich tragen?
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IN KÜRZE NEWS
FAST ALLES WIRD
NEU BEI CASH.CH
Die Website www.cash.ch erscheint in
wenigen Wochen in komplett neuem Design.
VON DANIEL HÜGLI
M
itte der 1990er-Jahre – das Inter­
net war damals nur wenigen be­
kannt – hatte cash bereits seine
erste Website. In der Zeit seit 1995 hat die
grösste Schweizer Wirtschafts- und Finanz­
plattform ihr Erscheinungsbild ein paar
Mal geändert. So auch jetzt. Denn in we­
nigen Wochen wird sich der Aussenauftritt
von cash.ch markant ändern. Die Website
erscheint in komplett neuem Design.
Die wichtigste Änderung ist die Optimie­
rung der cash-Website für alle Endgeräte.
Das heisst: Ob Desktop, Smartphone oder
Tabletcomputer – Inhalte und Architektur
von cash.ch passen sich automatisch den
jeweiligen Bildschirmgrössen an. Die Bil­
der und Schriften sind so immer optimal
sicht- und lesbar. Damit reagiert cash auf
den Trend der zunehmenden Nutzung von
Web-Inhalten auf mobilen Endgeräten.
Auffallend ist primär das grosszügigere Er­
scheinungsbild der neuen Website: Grös­
sere Bilder, deutlichere Schriften und mehr
«Luft» zwischen den einzelnen Bausteinen
Bald am Start: die überarbeitete Seite
von cash.ch.
istockphoto
und Inhalten ermöglichen ein entspanntes
Lesen und angenehmes Navigieren. Orien­
tierungshilfen sind die drei grossen Menü­
punkte «Informieren», «Investieren» und
«Diskutieren».
Der Startschuss für das «neue» cash erfolgt
im Laufe des Monats März. Doch machen
Sie sich schon jetzt selber ein Bild von der
neuen Website und schauen Sie sich vorab
mal die Testversion an. Die Adresse lautet:
beta.cash.ch.
Ist den Schweizern
die Vorsorge egal?
D
er steigenden Lebenserwartung zum
Trotz: Die Schweizer Bevölkerung in­
teressiert sich nur lauwarm für das Thema
Altersvorsorge. Das ergab eine Umfrage
von Axa Investments Managers.
Demnach interessieren sich 27 Prozent der
Schweizer Bevölkerung grundsätzlich nicht
für die Vorsorge. Unter den 18- bis 24-Jäh­
rigen beträgt dieser Anteil gar 46 Prozent.
Das Interesse nimmt bei steigendem Alter
immerhin zu. Doch nicht nur wegen der
steigenden Lebenserwartung sollten sich
Herr und Frau Schweizer mehr für die Vor­
sorge interessieren. Das anhaltend tiefe
Zinsniveau und das Auf und Ab an den Fi­
nanzmärkten stellen die Pensionskassen
vor grosse Herausforderungen. Auch die
AHV hat zunehmend Finanzierungsschwie­
rigkeiten.
Der cash Pensionscoach
Umso wichtiger wird das persönliche En­
gagement mit Blick auf die Altersvorsorge.
cash hat in Zusammenarbeit mit der un­
abhängigen und 1998 gegründeten Pen­
sionsplanungsfirma Allfinanz & Treuhand
Group AG (ATG) sowie dem Schweizer ITUnternehmen Braingroup den cash Pensi­
onscoach ins Leben gerufen. Er erarbeitet
Lösungen und Pläne für die Zeit nach dem
aktiven Erwerbsleben. Machen Sie sich
selber ein Bild, besuchen Sie die Website
des cash Pensionscoachs unter pensions­
coach.cash.ch (siehe auch Seite 37).
Die Hypo-Zinsen haben einen Deckel
U
nter Immobilienexperten sind die
Meinungen gemacht: Solange die
Schweizerische Nationalbank an ihren Ne­
gativzinsen festhält, bleiben die Hypothe­
karkredite in der Schweiz günstig. Da wird
auch die im letzten Dezember in den USA
eingeläutete Wende bei den Leitzinsen
kaum etwas ändern.
Entscheidender ist die Entwicklung der
Schweizer Staatsanleihen, die stark von
den Geschehnissen im Euroraum und der
Politik der Europäischen Zentralbank
(EZB) abhängt. Zieht die Wirtschaft im
Euroraum stark an und gibt die EZB ihre
lockere Geldpolitik auf, dann könnte es
in der Schweiz zu einem Hypo-Zinsschub
kommen. Doch nach einer deutlichen Ver­
besserung im Euroraum sieht es nicht aus.
Experten rechnen daher mit Zinsen für
zehnjährige Hypotheken in der Spannweite
von 1,4 bis 2 Prozent bis 2017.
Im letzten Jahr war auf dem Hypo-Markt
Schweiz ein leichter Trend zu kürzeren
Laufzeiten auszumachen, die etwas günsti­
gere Konditionen aufweisen als eine Zehn­
jahreshypothek. Die Kreditnehmer hoffen,
dass bei der Ablösung der Hypotheken die
Zinsen noch immer tief sein werden.
Wer schon in jungen Jahren spart, kann
das Pensionsalter ruhig angehen. pixabay
7
INTERVIEW JEAN-CLAUDE BIVER
«LANGFRISTIG BILDET DIE
BÖRSE DIE REALITÄT AB»
Uhrenmanager Jean-Claude Biver über seinen Managementstil,
seine Lebensphilosophie – und seine Einstellung zu Geld.
INTERVIEW: DANIEL HÜGLI UND IVO RUCH
BILDER: HEINZ DAHINDEN
Herr Biver, keine 24 Stunden nach
unserer Interview-Anfrage sitzen wir
hier in La Chaux-de-Fonds in der Uhrenfabrik Tag Heuer zum Gespräch.
Bei Ihnen gehts immer schnell …
Die Geschwindigkeit ist eine wichtige
Komponente des Erfolges, auch bei Fir­
men. Früher waren das Geld oder Macht,
heute ist es die Geschwindigkeit. Das wird
noch immer unterschätzt. Ob Kunden, Mit­
arbeiter, Journalisten oder Lieferanten: Ich
reagiere bei allen gleich schnell.
Sie sind immer erreichbar und auf
Zack. Waren Sie schon immer so?
Ja. Ich habe eine gute Gesundheit. Und ich
bin immer mit Leidenschaft dabei. Das ist
ein grosser Unterschied zu alltäglicher Ar­
beit. Daher stehe ich manchmal um 3 Uhr
morgens auf. Ich muss nachschauen, was
in der Nacht passiert ist. Ich bin neugierig.
Damit Ihnen die Zeit nicht davonläuft, nehmen Sie bisweilen den Helikopter. Ist er auch ein Statussymbol?
Nein. Dann wäre ich arrogant und müsste
in den Ruhestand. Wissen Sie: Das Prob­
lem des Erfolges ist, dass er Bequemlich­
keit mit sich bringt. Gewöhnt man sich an
die Bequemlichkeit, wird man arrogant.
Dann können Sie eine Firma verkaufen
und ein neues Management einstellen.
Irgendwie üben Sie eine Faszination
auf die Leute aus. Warum?
Ich bin 40 Kilo zu schwer … (lacht) Im
Ernst: Ich bin 1,84 Meter gross, spreche
laut, ich bin authentisch und drücke mich
ohne viel Hemmungen aus. Ich versuche,
die Wahrheit zu sagen. Dann wollen Ihnen
die Menschen zuhören.
8
Jean-Claude Biver leitet den Uhrenbereich des französischen Luxusgüterherstellers LVMH,
dem die Schweizer Marken Hublot, Tag Heuer und Zenith gehören.
JEAN-CLAUDE BIVER INTERVIEW
Sie sind nicht nur ein guter Marketing-Mann für Ihre Produkte, Sie
sind selber schon ein Produkt.
Dessen bin ich mir bewusst, und ich setze
das auch ein. Als wir bei der Uhrenmarke
Hublot kein Geld hat­
ten, sagten wir uns:
«Jetzt nehmen wir den
Biver als Botschafter.
Der ist ja gratis.»
1982 kauften Sie zusammen mit einem Kollegen die Markenrechte an
Blancpain für 22 000 Franken. Zehn
Jahre später verkauften Sie die Uhrenmarke für 60 Millionen Franken
an den Swatch-Vorläufer SMH.
Das habe ich eine Zeit­
lang bereut. Ich hatte
den Eindruck, dass ich
meine Mitarbeiter ver­
kauft hatte. Der Erfolg
war ja nicht bloss mei­
ner allein, sondern der
eines ganzen Teams.
Dank des neuen Jobs
bei Omega kam ich
dann darüber hinweg.
«Wir müssen alles
zurückgeben, bevor
wir sterben. Je mehr
Privilegien man hat,
desto mehr muss man
zurückgeben.»
Sie waren in den
1960er-Jahren Teil
der Hippie-Bewegung. Wir haben etwas Mühe, uns das
vorzustellen.
Ich habe zwar die
Haare verloren, nicht aber das Herz. Wir
assen Bio-Food und glaubten an die Liebe.
Das Lied «All you need is love» von den
Beatles hat uns bewegt. Was ist Liebe, frag­
ten wir uns. Liebe heisst meiner Ansicht
nach teilen: den Erfolg, den Misserfolg,
das Wissen, die Visionen. Teilen ist ein Akt
der Liebe. Zweitens: Liebe heisst verzei­
hen. Man soll Fehler verzeihen. Man sollte
aber nicht zweimal denselben Fehler ma­
chen, sonst lernt man ja nichts. Drittens:
Liebe heisst Respekt, gegenüber den Kon­
kurrenten oder den Lieferanten.
Würden Sie den Managern ein wenig
Hippietum empfehlen?
Natürlich. Moralisches Benehmen ist ein
Plus. Kurzfristig kann man Erfolg haben
ohne Ethik, langfristig nicht. Sie sehen das
bei Volkswagen oder der Fifa: Eines Tages
landet man an der Mauer. Ich würde in den
Schulen Ethik auch als Unterrichtsfach
einführen.
Sie kamen ja als zehnjähriger Bub
mit Ihrem Bruder aus Luxemburg in
ein Schweizer Internat. Welche Erinnerung haben Sie daran?
In Erinnerung habe ich das Knirschen der
Steine, als das Auto wegfuhr. Ich erinnere
mich, dass mein zwei Jahre jüngerer Bru­
der weinte. Um ihn zu trösten, habe ich mit
ihm Tischtennis gespielt. Ich musste mich
also plötzlich um meinen Bruder kümmern.
Das war wohl einer meiner ersten Schritte
als Manager. In Erinnerung habe ich auch
den Genfersee. Da habe ich gewusst: Das
ist meine Heimat.
2003 verliessen Sie Omega und
kauften 20 Prozent der defizitären Hublot, die 2008 nach rasantem Wachstum an den französischen
­Luxusgüterkonzern LVMH für
496 Millionen Franken verkauft
wurde.
Ich selber hätte 200 Millionen Franken für
Hublot geboten, aber 500 Millionen wie
LVMH konnte ich nicht auf den Tisch le­
gen. Da habe ich den Hauptaktionär be­
griffen, dass er sich für LVMH entschieden
hat. Bei Blancpain war ich mit dem Ver­
kauf einverstanden. Bei Hublot hätte ich
lieber nicht verkauft.
Wie legen Sie Ihr Geld an?
Ich lege das Geld kaum an. Ich halte fast
alles in Cash. Klar, ich habe auch Aktien
von Nestlé, Roche oder Novartis. Ich liebe
Schweizer Firmen und glaube an gute Ge­
schäftsmodelle. Vorletztes Jahr war ich zum
Beispiel bei Google in Kalifornien. Als ich
zurückkam, habe ich meine Bank ange­
rufen und ihr den Auftrag erteilt, GoogleAktien zu kaufen. Denn ich bin überzeugt,
diese Aktien werden in den nächsten zehn
Jahren steigen.
Verfolgen Sie die Märkte?
Natürlich. Der Börsenverlauf spielt eine
grosse Rolle für die Luxusgüterindustrie
wie auch der Schweizer Franken und Edel­
metalle. Ich schaue jeden Tag auf die Leit­
indizes der Aktienmärkte, auf den Gold­
preis und auf die Währungen.
Obwohl die Aktie von Swatch k
­ otiert
ist, bezeichnet Swatch-CEO Nicolas
Hayek die Börse als Casino. Sind Sie
gleicher Meinung?
Kurzfristig kann die Börse durchaus ein
Casino sein. Aber auf langfristige Sicht,
FORTSETZUNG AUF SEITE 10
Sie bewiesen aber in beiden Fällen
eine Spürnase: billig gekauft, teuer
verkauft. Sie wären der perfekte
Börsenhändler …
Nein, dann hätte ich nicht die Kontrolle.
Wenn ich zum Beispiel eine Actelion-Aktie
kaufe, dann kann ich bloss hoffen, dass es
die Firma richtig macht. Aber beim Kauf
einer Uhrenmarke sitze ich im Boot.
Ihr Vermögen wird auf mindestens
150 Millionen Franken geschätzt.
Was bedeutet Ihnen Geld?
Geld bedeutet mir Freiheit. Das braucht der
Mensch, zusammen mit Gesundheit und
Liebe. Die Gesundheit haben mir meine El­
tern geschenkt, die Liebe meine Frau und
meine Familie. Ich bin aber der Meinung,
dass wir alles zurückgeben müssen, bevor
wir sterben. Je mehr Privilegien man erhält,
desto mehr muss man zurückgeben.
JEAN-CLAUDE BIVER
LEITER UHRENGESCHÄFT VON LVMH
Zehn Jahre nach seiner Geburt 1949 in
Luxemburg kam Jean-Claude Biver in die
Schweiz. Nach dem Wirtschaftsstudium
stieg er in die Uhrenindustrie ein. Biver hat
drei Kinder aus erster und zwei Kinder aus
zweiter Ehe und wohnt in La Tour-de-Peilz
neben Vevey. Auf seiner Alp produziert er
jährlich fünf Tonnen Käse, den er verschenkt
und für das Uhren-Marketing braucht.
9
INTERVIEW JEAN-CLAUDE BIVER
FORTSETZUNG VON SEITE 9
glaube ich, bildet die Börse die Realität
ab. Die Wahrheit kommt eines Tages immer
heraus. Bei Börsenengagements sollte man
einen langen Atem haben.
Im Herbst hat Hublot in Nyon eine
neue Fabrik eröffnet. Warum setzen
Sie so stark auf die Schweiz?
Sie könnten heute nirgendwo auf der Welt
eine teure Uhr verkaufen, die nicht «Swiss
made» wäre. Das ist ein Begriff. Wir ha­
ben in der Jurakette auch ein ganzes Netz
der Uhrenindustrie: Zifferblatthersteller,
Zeigerproduzenten und so weiter. Schliess­
lich haben wir in der Schweiz auch Kompe­
tenzen. Gute Uhrmacher finde ich in Paris
nicht.
Wie sehen Sie die Wirtschafts­
entwicklung der Schweiz?
Die ist hervorragend. Wir hatten ja selbst
dann noch Wachstum, als es Europa
schlecht ging. Der Vorsprung der Schweiz
bleibt, weil wir andere Strukturen haben,
weil die Schweizer fleissig sind, treu, ge­
bildet, innovativ, kreativ. Schauen Sie sich
Schindler an. Die Firma gehört zu den welt­
weit grössten Liftherstellern. Dabei hat die
Schweiz nur ein Gebäude, das knapp mehr
als 40 Stockwerke hat. Die Schweiz ist eine
klassische Exportnation. Wir sind es auch
gewohnt, Ausländer zu integieren. Wir ma­
chen die Ausländer reich und sie uns. Die
Schweiz ist politisch nie links oder rechts.
Wir bauen auf den Konsens.
Dennoch: Sollte die Schweiz auf
lang­fristige Sicht nicht der EU beitreten?
Ich denke nicht. Daran könnte man allen­
falls denken, falls die EU nach dem Prin­
zip des Föderalismus gebaut wäre. Aber
das ist nicht der Fall. Es gibt keine Einheit
bei Steuern und Finanzen. Der Euro ist gut
für die Deutschen, nicht aber unbedingt für
die Portugiesen oder
Griechen.
gen Leuten: Du brauchst ein Telefon, aber
du brauchst auch etwas am Handgelenk.
Apple ist mit seiner Smartwatch drauf und
dran, der grösste Uhrenhersteller der Welt
zu werden. Wenn man die Wichtigkeit der
Smartwatch nicht erkennt, dann hat man
ein echtes Problem. Über dem Preisseg­
ment einer Smartwatch kauft man dagegen
Prestige, Träume, Exklusivität. Mit 20 Jah­
ren kauft man sich eine
Smartwatch, mit 35
Jahren dann eine Tra­
ditionsuhr.
«Wir Schweizer sind
es gewohnt, Aus­
länder zu inte­grieren.
Wie machen die
Ausländer reich und
sie uns.»
Die Schweizer Uhrenindustrie ist mit
der Digitalisierung
konfrontiert. Tag
Heuer hat selber
eine Smartwatch auf
den Markt gebracht.
Steht die ­Industrie
an einem ähnlichen Scheide­weg wie in den 1970erJahr­en?
Nein. Smartwatchs können nur einen Teil
der Schweizer Uhrenindustrie angreifen,
nämlich das Preissegment zwischen 200
und 1500 Franken. Uhren, die 5000 Fran­
ken und darüber kosten, werden ja nicht
primär deshalb gekauft, um darauf die Zeit
ablesen zu können. Dafür braucht man
eine billige Uhr oder das Telefon …
Eben. Die klassische Uhr braucht es
doch in vielleicht 30 Jahren nicht
mehr.
Apple ist die grösste Hilfe, dass dies
nicht eintreffen wird. Apple sagt den jun­
Wie wird sich der
Umsatzanteil an
Smartwatchs und
traditionellen ­Uhren
in der Schweiz entwickeln?
Wir exportieren heute
Uhren im Wert von 22 Milliarden Fran­
ken. 80 Prozent davon sind im Preisseg­
ment über 2000 Franken. Dieser Anteil
wird bleiben. Was darunter ist, kann zer­
stört werden. Aber genau das ist die Basis,
auf die wir bauen sollten. Wenn wir diese
Basis verlieren, geht die ganze Pyramide
verloren. Deshalb hatte Nick Hayek auch
die Swatch eingeführt. Wir haben bislang
keine nationale Antwort auf die Smart­
watch.
Ihr ältester Sohn lebt seit langem in
China und ist verantwortlich für die
Uhrensparte von LVMH für China,
Hongkong und Taiwan. Wird er den
Biver-Geist weitertragen?
Definitiv. Er ist auf verschiedenen Gebie­
ten besser als ich. Er ist schneller.
Das geht ja gar nicht …
(lacht) Doch! Ich schickte ihn für zwei
Jahre nach China, weil er ein Faulenzer
war. Es war brutal, die ganze Familie war
damals dagegen. Aber er ging und lernte
sechs Stunden pro Tag Chinesisch. Das war
der Wendepunkt.
Jean-Claude Biver (rechts) im Gespräch mit cash-Chefredaktor Daniel Hügli (links) und
cash-Redaktor Ivo Ruch.
10
Was machen Sie in zehn Jahren?
Dann werde ich 77 Jahre alt sein und
möchte noch drei Jahre arbeiten. Klar, der
Körper wird alt, «so what»? Aber wenn ich
den Kopf und das Herz dazu habe, möchte
ich weitermachen. Leidenschaft und Liebe
gehen nicht in den Ruhestand.
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AKTIEN SCHWEIZ
AUF DIESE AKTIEN SETZEN
DIE SCHWEIZER
Welche Aktien landen am häufigsten in den Portfolios der Anleger?
Ein Vergleich diverser Handelsplattformen zeigt Erstaunliches.
VON IVO RUCH
N
estlé, Novartis und Roche: Die
Aktien dieser drei Firmen prägen
das Geschehen an der Schweizer
Börse. Denn im Schweizer Leitindex, dem
Swiss Market Index (SMI), haben die Ak­
tienkurse der drei Firmen rund 60 Prozent
Gewicht. Oder anders ausgedrückt: Das
Trio bestimmt über die Hälfte der Markt­
kapitalisierung des SMI. Die restlichen
40 Prozent versammeln den Marktwert der
übrigen 17 SMI-Aktien, darunter die Ban­
ken UBS und Credit Suisse, der Uhrenkon­
zern Swatch oder der Industrieriese ABB.
Diese unterschiedliche Gewichtung von
Aktien hat natürlich einen Einfluss darauf,
wie beliebt sie bei den Anlegern sind und
wie oft sie in den Portfolios landen. Denn
gerade Grossanleger wie Pensionskassen
oder Versicherer investieren gerne so, wie
andere es auch tun – und setzen eben auf
die Grossen, indem sie «indexnah» inves­
tieren. Damit reduziert man die Risiken.
Keine Überraschung also, dass es 2015
die Aktien von Nestlé, Novartis und Roche
waren, die in der Schweiz am häufigsten
gehandelt wurden, wie Daten der Börsen­
betreiberin SIX zeigen (siehe Tabelle auf
Seite 13). Entscheidend ist dabei der Han­
delsumsatz, das heisst die Anzahl gehan­
delter Aktien multipliziert mit ihrem Preis.
Wo auch die Aktie der UBS äusserst
beliebt ist
Spannender ist es deshalb, auf andere Han­
delsplätze als diejenigen der SIX zu schauen
und herauszufinden, ob die Indexschwerge­
wichte auch dort dominieren. Einen An­
haltspunkt liefern die Umsatzzahlen der
Trading-Plattform von «cash – banking by
bank zweiplus», Herausgeberin von cash
VALUE. Resultat: Am liebsten griffen bei
cash.ch die Anleger zur UBS-Aktie. Die Ti­
12
Wurden 2015 von den cash-Usern am meisten gehandelt: die Aktien der UBS. Bloomberg
SCHWEIZ AKTIEN
tel waren mit einem Plus von 14 Prozent
eine der erfolgreichsten Schweizer Bank­
aktien des Jahres 2015. Die Aktie des
Ölplattformbetreibers Transocean schaffte
es auf Platz zwei (siehe Tabelle rechts). Es
war die mit Abstand schlechteste SMI-Ak­
tie des Jahres 2015 mit einem Verlust von
32 Prozent. Trader von cash.ch haben zu­
dem eine Vorliebe für sogenannte Hochri­
siko-Aktien. So wurden die Titel des Solar­
zulieferers Meyer Burger oder der Liestaler
Biotech-Firma Santhera mehr gehandelt
als die Aktien von Credit Suisse.
Der volatile Biotech-Bereich ist seit eini­
ger Zeit bei Händlern generell beliebt. Un­
ter den Top-20-Aktien bei cash.ch waren
2015 nicht weniger als sechs Biotech-Titel
vertreten. Das lässt sich auch mit dem Bör­
senboom der Biotech-Firmen der letzten
Jahre erklären. Diese Aktien wurden so­
gar mehr gehandelt als die Traditionswerte
Nestlé, Swatch oder Swisscom.
BB Biotech: Eine Aktie, die steigt
und steigt
Ähnlich ist die Top-Präferenz von privaten
Anlegern auf der Social-Trading-Plattform
Wikifolio. Dort kann jeder Trader seine ei­
genen Portfolios, sogenannte Wikifolios,
zusammenstellen. In diese Produkte kön­
nen dann wiederum andere Anleger inves­
tieren. Dieses Vorgehen ist auch unter dem
Namen «Wisdom of the Crowd» bekannt.
Seit dem Schweizer Markteintritt im Früh­
ling 2015 hat sich bei Wikifolio eine Aktie
an die Spitze geschoben, die es bei cash.ch
nicht nach vorne schafft, aber auch mit
Biotechnologie zu tun hat: BB Biotech. Die
Beteiligungsgesellschaft investiert primär
in amerikanische Biotech-Firmen und hat
mittlerweile in mehr als 1200 Wikifolios
Aufnahme gefunden. Die Beliebtheit von
BB Biotech hat einen Grund: Die Aktie
stieg seit Herbst 2011 von 41 Franken in
der Spitze bis auf 358 Franken. Im letzten
Jahr legte sie 24 Prozent zu.
Abgesehen von diesem «Knaller» herrscht
jedoch auch bei Wikifolio Normalität. Auf
den weiteren vorderen Rängen folgen bei
den Wikifolio-Konstrukteuren die Aktien
von Nestlé, Novartis, Roche, Transocean
oder Swatch – alles Aktien, die im letzten
Jahr zum Teil äusserst dürftig abschnitten.
Die «Wisdom of the Crowd» hat sich min­
destens in diesen Fällen also nicht bezahlt
gemacht.
SCHWEIZER TOP-AKTIEN AUF VERSCHIEDENEN PLATTFORMEN
Rangierung
Nach Umsatz bei der
SIX 2015
Nach Umsatz bei
cash.ch 2015
Nach Anzahl
Wikifolios 2015
1
Novartis
UBS
BB Biotech
2
Nestlé
Transocean
Nestlé
3
Roche
Swiss Re
Novartis
4
UBS
Zurich
Roche
5
Zurich
Roche
Swiss Re
6
Credit Suisse
Novartis
Transocean
7
ABB
Santhera
Syngenta
8
Syngenta
Meyer Burger
Zurich
9
Richemont
Credit Suisse
Swatch
Swiss Re
Syngenta
UBS
10
Quellen: SIX, cash.ch, Wikifolio
GEWICHTUNG DER AKTIEN IM SWISS MARKET INDEX (SMI)
Ihre Firmen sind für fast 60 Prozent des SMI verantwortlich: Die CEO von Nestlé,
Novartis und Roche (Paul Bulcke, Joseph Jimenez und Severin Schwan).zvg
Rest
15%
Nestlé
21%
Syngenta
3%
Zurich
4%
Credit Suisse
4%
SMI
ABB
5%
Novartis
19%
Richemont
5%
UBS
6%
Roche
18%
13
ANLEGEN FONDSTRENDS 2016
ACHTERBAHN-BÖRSE: CHANCE
ODER FLUCH FÜR FONDS?
Das ständige Auf und Ab an den Märkten intensiviert den Kampf
zwischen günstigen ETF und teureren, aktiv gemanagten Fonds.
Faktoren wie etwa die Zinswende in den USA machen die Börsen zu einer Achterbahn für Anleger.
VON MARC FORSTER
W
egen der China-Krise, des Roh­
stoffpreis-Zerfalls und gestie­
gener weltpolitischer Risiken
war 2015 kein gutes Aktien­jahr. Der De­
zember-Beschluss der US-Notenbank Fed,
den Leitzins erstmals seit 2006 anzuhe­
ben, zeichnet über­
dies den Weg in eine
unterschiedliche Ent­
wicklung der Zentral­
bankenpolitik vor. Aus­
serdem wird die Luft
am Schweizer Aktien­
markt dünner, weil die
Bewertungen
relativ
hoch sind. Gut möglich daher, dass der
Swiss Market Index wegen all dieser Fakto­
ren wie 2015 nicht auf Touren kommt und
volatil bleibt. Aktiv gemanagte Fonds kön­
nen in diesem hektischen Auf und Ab in
die Märkte eingreifen – die Verantwortli­
chen rechtfertigen damit ja auch die Kos­
ten ihrer Fonds. «Typischerweise suchen
die aktiven Manager strukturelles Wachs­
tum; das hat allerdings meist einen ange­
messenen Preis», sagt Urs Beck, der für
den Vermögensverwalter EFG den Akti­
enfonds «New Capi­
tal Swiss Select Equity
Fund» leitet.
Bei guten Resultaten
können die aktiv ge­
managten Fonds die re­
lativ hohen Gebühren
rechtfertigen. Die Leis­
tungen der Fondsmana­
ger werden in der Regel danach bewertet,
wie der Fonds einen Benchmark schlägt –
oder nicht. Mit einer Minus-Performance,
die immer noch über dem Minus einer de­
«Die Fondsmanager
suchen strukturelles
Wachstum. Das hat
aber seinen Preis.»
14
pixabay
finierten Vergleichsgrösse liegt, kann ein
Fonds somit auch als erfolgreich gelten.
Kommt der Preisverfall bei SmartBeta-ETF?
Stock Picking – also das gezielte Kaufen
von Aktien – ist bei den ETF (Exchange
Traded Funds) nicht möglich: Ein einfacher
ETF, der den SMI abbildet, ist somit stark
von der Performance der Index-Schwerge­
wichte Roche, Nestlé und Novartis abhän­
gig. Bei aktivem Management kann man
solche Titel reduzieren, wenn sie mager
abschneiden wie etwa 2015.
Die ETF-Finanzinstitute lassen sich des­
wegen auch neue Formen einfallen: Unter
dem Begriff «Smart Beta» sind indexba­
sierte Fonds auf den Markt gekommen, die
unkonventionell zusammengesetzt sind.
Die ETF-Häuser preisen diese Produkte
als «intelligente» oder flexible ETF, wobei
FONDSTRENDS 2016 ANLEGEN
diese einen Hauch von aktivem Manage­
ment benötigen. Damit werden sie aber
auch teurer als «normale» passive Fonds.
Vermögensverwalter Alex Hinder aus Zü­
rich geht davon aus, dass weiterhin SmartBeta-ETF auf den Markt kommen, diese
aber ebenfalls billiger werden. Aus Preis­
gründen werden ETF aber generell wei­
ter an Boden gewinnen. Laut Hinder wird
diese Fondskategorie in der Schweiz zwei­
stellig wachsen. Bei Privatanlegern sind
ETF noch relativ wenig verbreitet (siehe
auch Artikel auf Seite 23). Sparpläne von
Banken und Vorsorgeinstituten, die ETF
enthalten, werden indes auch bei Privat­
kunden weiter für die Verbreitung passiver
Fonds sorgen.
EFG-Fondsmanager Beck erwartet nicht
nur einen Verdrängungskampf zwischen
aktiven und passiven Fonds, sondern auch
eine Polarisierung zwischen «hochak­
tiv» gemanagten Fonds und ETF. Dazwi­
SCHWEIZER AKTIENFONDS – DIE BESTEN 2015
Name
Valor
Rendite
Rendite
Rendite
1 Jahr, in % 3 Jahre, in % 5 Jahre, in %
Credit Suisse Equity Fund (CH)
Swiss Small Cap Equity A
564766
16,44
65,99
52,38
UBS (CH) Equity Fund – European
Opportunity (EUR) P
279170
13,63
43,56
54,49
1959753
13,59
68,67
69,30
277965
12,27
45,62
47,11
2651796
11,97
57,06
27,22
329958
11,85
69,07
56,61
22475680
11,77
34,14
-
Vontobel Swiss Small Companies A
279572
11,26
60,29
39,34
SaraSelect P CHF dist
123406
10,61
47,15
28,74
12779992
7,90
43,83
61,63
AMG Substanzwerte Schweiz
Swisscanto (CH) Equity Fund Europe
(I) A
Synchrony Market Funds – Synchrony Small & Mid Caps CH A
PCH-Swiss Mid-Small Cap – P dy CHF
zCapital Swiss & Mid Cap Fund ZA
SGKB (CH) Fund Finreon Swiss
Equity IsoPro (CHF) A
Quelle: cash.ch, Stand: 05.01.2016
WELTWEITE AKTIENFONDS – DIE BESTEN 2015
Name
BlackRock – European Opportunities
Extension Fund X2 EUR
Rendite
Rendite
Rendite
1 Jahr, in % 3 Jahre, in % 5 Jahre, in %
24798570
29,73
- -
The Jupiter Global Fund – Jupiter
22235295
European Growth Class D USD Acc HSC
28,10
-
-
Montanaro European Smaller
Companies Trust Plc
389291
26,60
36,01
24,57
ComStage TOPIX UCITS ETF
4878606
24,48
356,28
-
Invesco Pan European Small Cap
Equity Fund C (Acc.) USD Hedged
25710758
23,39
-
-
BlackRock – European Special
Situations Funds D2 USD Hedged
24703660
23,21
-
-
618680
22,86
120,56
95,00
23726714
22,27
-
-
3838999
20,87
231,47
416,71
14142705
20,86
-
-
Danske Invest Denmark Focus A
JPMorgan Funds – Europe Technology Fund A (acc) – USD Hedged
BB Biotech AG
BZ Fine Funds – BZ Fine
Pharma A CHF
Valor
Quelle: cash.ch, Stand: 05.01.2016
schen liegen die «semiaktiv» gemanagten
Fonds, die gerade bei schwachen Börsen
nicht die Performance erreichen, um Ge­
bühren wettzumachen. Semiaktive Fonds
müssten deutlich günstiger werden, sonst
fliessen die Gelder ab, schätzt Beck. «Die
‹hochaktiven› Fonds werden einen Teil der
‹­semiaktiv› gemanagten Gelder überneh­
men. Der vermutlich grössere Teil dieser
Vermögen steht aber im Risiko, in kosten­
günstige passive Fonds abzuwandern.»
«SNB-Negativzins
hat grossen Einfluss»
Herr Bosco,
was hat die
Schweizer
Fonds 2015
beschäftigt?
Die Senkung der
Zinsen durch die
Nationalbank im
Januar hatte den
grössten Einfluss.
Matteo Bosco,
Bundesobligatio­ Länderchef Aberdeen
nen bis weit über Asset Management
zvg
10 Jahre Laufzeit Schweiz.
rutschten in den
negativen Bereich. Die Anlagemöglich­
keiten wurden für viele Investoren einge­
schränkt.
Half die Volatilität den Fonds?
Bei erhöhter Volatilität ergeben sich inte­
ressante Kaufgelegenheiten von hochwer­
tigen Firmen zu günstigeren Bewertungen.
Teilweise ist die Volatilität auf die Aktivi­
täten und die Kommunikation der Zentral­
banken zurückzuführen. Dies kann einige
am Markt auf dem falschen Fuss erwischen.
Wie haben Sie dies genutzt?
Wir haben die Schwäche in den Schwellen­
ländern genutzt, um Positionen in Indone­
sien und Brasilien aufzustocken. Gleich­
zeitig entstanden durch den Rückgang der
Rohstoffpreise Chancen bei den Industrie­
werten im Portfolio. Mit Blick auf die re­
lative Performance war die Volatilität von
Nachteil, da die Benchmark keine Schwel­
lenländer enthält und viele Aktien unter
den schwachen Rohstoffmärkten leiden.
15
GASTBEITRAG UBS
IN DIE GEWINNER VON MORGEN
INVESTIEREN
Interview mit Bruno Bertocci, Portfolio-Manager UBS Long Term
Themes Equity Fund.
R
ückblickend hätten wir uns gerne
an Apple beteiligt, als dieses noch
eine kleine, aufstrebende Firma
war. Gute Gelegenheiten gibt es weiterhin,
denn schon heute können wir abschätzen,
in welchen Bereichen die künftigen Gewin­
ner zu finden sind. Im Vordergrund stehen
langfristige Anlagethemen, in die es sich
lohnen kann, zu investieren. Der neue UBS
Long Term Themes Equity Fund macht ge­
nau das und kombiniert Zukunftsthemen
wie etwa Roboter-Technologien oder neuste
Erkenntnisse in der Krebsbekämpfung.
Was unterscheidet den Fonds von
anderen thematischen oder Best-inClass-Nachhaltigkeitsfonds?
Der Fonds unterscheidet sich darin, dass
wir Bewertungs- und Risikoanalysen mit
unseren Nachhaltigkeitsrankings verbin­
den, um eine gute Kundenerfahrung zu ge­
währleisten. Darüber hinaus konzentrieren
wir uns auf mehrere Themen, um die Di­
versifikation sicherzustellen, während ver­
gleichbare thematische Fonds häufig einen
engen Fokus auf wenige Themen haben.
Ein weiterer einzigartiger Ansatz ist die
ausdrückliche Auswahl von Themen mit
langfristigem Fokus. Wir arbeiten eng mit
dem UBS CIO WM zusammen, das diese
langfristigen globalen Themen zusammen
mit seiner Research-Abteilung definiert
hat. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen
Fonds, der eine solche Strategie mit ähn­
licher Research-Kooperation bieten kann.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist
unser einzigartiger Ansatz zur Einbezie­
hung von Nachhaltigkeit in das Portfolio,
der uns in Verbindung mit dem leistungsfä­
higen Finanzanalyse- und Portfolioaufbau­
prozess einen klaren Wettbewerbsvorteil
gegenüber anderen Fonds verschafft.
Sind die Themen im Fonds fix, oder
nehmen Sie im Laufe der Zeit Themen heraus und fügen andere hinzu?
Die Themen sind nicht festgeschrieben.
Wir gehen davon aus, dass wir neue The­
men in den Fonds aufnehmen und an­
dere streichen, da das Global Sustainable
Equity Team direkt mit UBS CIO WM zu­
sammenarbeitet.
treffe ich die endgültigen Entscheide über
die Transaktionen für das Portfolio und die
letztliche thematische Allokation.
Was macht diesen Fonds zu einer einzigartigen Anlage?
Er ist eine Kombination aus mehreren er­
folgversprechenden Faktoren: Das beginnt
mit einem Siegerteam aus UBS CIO WM,
das die langfristigen Anlagethemen identi­
fiziert, und Asset Management, das sich um
den Portfolioaufbau kümmert. Wir stellen
einen diversifizierten Fonds zusammen, der
mehrere Themen abdeckt und den Kunden
einen einfachen und bequemen Zugang zu
den langfristigen Themen verschafft. Da­
mit können die Kunden in nachhaltige Un­
ternehmen investieren, die Lösungen für
die Herausforderungen von morgen bieten.
Mehr Informationen unter: ubs.com/ltt
Was geschieht, wenn das UBS CIO
WM ein Thema vorschlägt, in das Sie
nicht investieren möchten?
Das erscheint unwahrscheinlich, da das
Global Sustainable Equity Team direkt mit
dem UBS CIO WM zusammenarbeitet, um
gemeinsam festzustellen, welche Themen
sich für Anlagen eignen. Mein Team über­
prüft jedes Thema und jede Aktie inner­
halb des Themas aus der Bewertungsper­
spektive. Als leitender Portfoliomanager
BRUNO BERTOCCI
SENIOR PORTFOLIO MANAGER UBS
35 Jahre Erfahrung
in der Investmentbranche, 17 Jahre
Erfahrung bei UBS,
Leiter des Sustainable Investors
Teams.
Für Marketing- und Informationszwecke von UBS. UBS Fonds nach luxemburgischem Recht. Investitionen in ein Produkt sollten nur nach gründlichem Studium des aktuellen Prospekts
erfolgen. Anteile der erwähnten UBS Fonds können in verschiedenen Gerichtsbarkeiten oder für gewisse Anlegergruppen für den Verkauf ungeeignet oder unzulässig sein und dürfen innerhalb
der USA weder angeboten noch verkauft oder ausgeliefert werden. Die genannten Informationen sind weder als Angebot noch als Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf irgendwelcher Wertpapiere oder verwandter Finanzinstrumente zu verstehen. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. Die dargestellte Performance lässt allfällige bei
Zeichnung und Rücknahme von Anteilen erhobene Kommissionen und Kosten unberücksichtigt. Kommissionen und Kosten wirken sich nachteilig auf die Performance aus. Sollte die Währung
eines Finanzprodukts oder einer Finanzdienstleistung nicht mit Ihrer Referenzwährung übereinstimmen, kann sich die Rendite aufgrund der Währungsschwankungen erhöhen oder verringern.
Diese Informationen berücksichtigen weder die spezifischen oder künftigen Anlageziele noch die steuerliche oder finanzielle Lage oder die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Empfängers.
Die Angaben in diesem Dokument werden ohne jegliche Garantie oder Zusicherung zur Verfügung gestellt, dienen ausschliesslich zu Informationszwecken und sind lediglich zum persönlichen
Gebrauch des Empfängers bestimmt. Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Erlaubnis von UBS AG weder reproduziert noch weiterverteilt noch neu aufgelegt werden. Quelle für
sämtliche Daten und Grafiken (sofern nicht anders vermerkt): UBS Asset Management. Dieses Dokument enthält «zukunftsgerichtete Aussagen», die unter anderem, aber nicht nur, auch
Aussagen über unsere künftige Geschäftsentwicklung beinhalten. Während diese zukunftsgerichteten Aussagen unsere Einschätzung und unsere Geschäftserwartungen ausdrücken, können
verschiedene Risiken, Unsicherheiten und andere wichtige Faktoren dazu führen, dass die tatsächlichen Entwicklungen und Resultate sich von unseren Erwartungen deutlich unterscheiden.
Vertreter in der Schweiz für UBS Fonds ausländischen Rechts: UBS Fund Management (Switzerland) AG, Postfach, CH-4002 Basel. Zahlstelle: UBS Switzerland AG, Bahnhofstrasse 45, CH8001 Zürich. Prospekt, vereinfachter Prospekt bzw. Wesentliche Informationen für den Anleger, Statuten bzw. Vertragsbedingungen sowie Jahres- und Halbjahresberichte der UBS Fonds
können kostenlos bei UBS AG, Postfach, CH-4002 Basel bzw. bei UBS Fund Management (Switzerland) AG, Postfach, CH-4002 Basel angefordert werden. © UBS 2016 Das Schlüsselsymbol und
UBS gehören zu den geschützten Marken von UBS. Alle Rechte vorbehalten.
16
SMALL UND MID CAPS AKTIEN
DIE KLEINEN KOMMEN
GROSS HERAUS
Bergbahnbetreiber, Wundversorger, Kassenband-Hersteller: An der
Schweizer Börse sorgen kleine und mittelgrosse Firmen für Furore.
VON DANIEL HÜGLI
S
chweizer Aktien aus dem Bereich der
klein- und mittelkapitalisierten Un­
ternehmen hatten in den letzten Jah­
ren einen sehr guten Lauf, vor allem 2015.
Da grosse Firmen ausgereizt scheinen, ge­
hen in- und ausländische Grossinvestoren
immer häufiger auf die Suche nach kleine­
ren Firmen, die sich zum Teil sehr spezia­
lisiert haben. Hier eine Auswahl an Small
und Mid Caps, die auch in Zukunft mit
Kursgewinnen brillieren könnten.
BVZ Holding
Die Firma beherbergt die Bahnen Mat­
terhorn-Gotthard, Glacier Express oder
Gornergrat. Im Jahr 2015 war BVZ mit ei­
nem Zuwachs von 82 Prozent die zweitbeste
Aktie an der Schweizer Börse. Immer wich­
tiger werden bei BVZ die Immobilienpro­
jekte. Künstler Dieter Meier (Yello) hält 15
Prozent am BVZ-Kapital.
Die Cervelat ist Bell-Aktionären nicht wurst: Sie sorgt für eine schöne Rendite.
IVF Hartmann
Das in Neuhausen SH beheimatete Unter­
nehmen ist der grösste Schweizer Anbieter
von Materialien zur Wundversorgung. Seit
Anfang 2014 ist der Kurs um über 80 Pro­
zent gestiegen. Dass IVF zu zwei Dritteln
der deutschen Hartmann-Gruppe gehört,
bietet Anlegern eine gewisse Sicherheit.
Doch Vorsicht: Da die Aktien nur wenig ge­
handelt werden, können einzelne Kauf- oder
Verkaufaufträge bereits den Kurs bewegen.
Interroll
Wenn wir im Supermarkt Waren aufs Kas­
senband legen, dann werden sie wahr­
scheinlich durch Motoren von Interroll
nach vorne geschoben. Interroll ist die
einzige Tessiner Aktie an der Schweizer
Börse. Die Firma ist sehr solide finanziert
und international gut aufgestellt. Der steile
Kursanstieg von 333 Franken auf über
800 Franken seit Anfang 2013 hat die Ak­
tie allerdings ziemlich verteuert.
Bell
Der Basler Fleischverarbeiter, der mehr­
heitlich Coop gehört, steht stellvertretend
für den letztjährigen massiven Kursanstieg
von kleineren Schweizer Aktien aus dem
Lebensmittelbereich wie Orior oder Hoch­
dorf. Anleger achten bei diesen Aktien auf
Langfristigkeit und Sicherheit. Das zeigt
sich bei der Aktie von Bell: Sie notierte
im Jahr 2002 noch bei 500 Franken, heute
liegt sie bei 3500 Franken.
Kardex
Aktienkurssteigerung von 150 Prozent seit
Anfang 2011 und eine flotte Dividende –
Anlegerherz, was willst du mehr? Der La­
gerlogistiker aus Zürich durchlebte zuvor
aber eine existenzbedrohende Krise. Heute
steht das Unternehmen sehr stabil da und
gilt als attraktives Übernahmeziel.
Tecan
Wie Kardex hatte es auch der Laboraus­
rüster aus Männedorf am Zürichsee in der
Vergangenheit nicht leicht. Doch seit An­
fang 2013 hat sich der Aktienkurs verdop­
pelt, alleine 2015 stieg der Titel 43 Pro­
zent. Die hohen Barmittel wird Tecan wohl
für weitere Übernahmen verwenden.
Also
Die Aktien des IT-Distributors aus Emmen
LU wurden 2015 aus dem Dornröschen­
schlaf geholt. Die Titel legten um 34 Prozent
zu. Ein Grund: Lifthersteller Schindler will
bis 2017 seine Also-Beteiligung von 28 Pro­
zent abstossen. Das erhöht den Anteil frei
handelbarer Also-Aktien am Markt.
zvg
17
ANLEGEN ZINS
WO DAS ZINS-PFLÄNZCHEN
NOCH ETWAS SPRIESST
Die Negativzinsen der Nationalbank machen den Sparern das
Leben schwer. Doch es gibt noch Wege, etwas Zins zu ergattern.
VON PASCAL ZÜGER
E
rinnern Sie sich noch, als es in der
Schweiz Sparkonten gab, die mit
über 5 Prozent verzinst wurden? Zu­
letzt war dies im Jahr 1992 der Fall. Seither
ging es zinsmässig konstant bergab. Ban­
ken bieten heute mehr oder weniger kei­
nen Zins an. Hinzu kommt die Seitwärts­
bewegung an der Schweizer Börse: Für
den Schweizer Leitindex SMI war das Jahr
2015 ein Nullsummenspiel. Dieses Umfeld
macht es schwierig, Geld gewinnbringend
anzulegen. Doch es gibt sie noch, die we­
nigen verbliebenen Zinsmöglichkeiten und
verwandte Anlagen.
❒ S
teuern
früh einzahlen
Wer im «richtigen» Kanton wohnt, kann
von etwas Zins profitieren, wenn die Steu­
ern kurz nach dem Erhalt der provisori­
schen Steuerrechnung im Frühling über­
wiesen werden. Allerdings ist auch dieser
Vergütungszins kollabiert. In Zürich betrug
dieser 2015 1,5 Prozent, heuer sind es nur
noch 0,5 Prozent. Zug ist gar von 1 Prozent
auf null gegangen.
❒ A
uf
Dividendenkönige setzen
Wenn es sonst nichts zu holen gibt, stür­
zen sich Anleger auf Aktien mit hohen Di­
videnden. Eine zu hohe Ausschüttung des
Gewinns an die Aktionäre kann aber die
Substanz einer Firma aushöhlen. Nur Un­
ternehmen, die auf einem gesunden Funda­
ment stehen, können die Dividende über ei­
nen langen Zeitraum garantieren. Typische
Dividendenaktien sind: Zurich, Swiss Re,
Swisscom, Banque Cantonale Vaudoise.
❒ S
parkonto
bewusst wählen
Die fetten Zinsjahre sind definitiv vorbei.
Trotzdem gibt es bei ausgewählten Banken
noch einen kleinen Batzen zu holen. Den
18
Das Sparguthaben wächst auch heute noch – wenn man es sorgsam pflegt.
Spitzenplatz nimmt eine eher unbekannte
Regionalbank ein: Die Spar- und Leih­
kasse Frutigen zahlt auf ihrem «Sparkonto
plus 12» 0,61 Prozent Zins. Dieses spezi­
elle Sparkonto besitzt jedoch eine zwölf­
monatige Kündigungsfrist. Etwas weniger
zahlt die Banque CIC (Suisse).
Kassenobligationen investieren
Wer sein Geld für eine bestimmte Dauer
nicht braucht, kann den Kauf einer Kassen­
obligation ins Auge fassen. Solche werden
von Banken zu einem fixen Zinssatz und
einer festen Laufzeit ausgegeben. Die Pa­
piere unterliegen dem Einlegerschutz. Bei
achtjährigen Kassenobligationen sind noch
Zinssätze von bis zu 1,5 Prozent möglich.
fotolia
❒ I
n
Säule 3a einzahlen
Die attraktivsten Zinssätze liegen der­
zeit bei knapp unter 1 Prozent. 3a-Konten
bieten aber nicht nur einen Zins, sondern
auch steuerliche Vorteile: Die jährliche
Einzahlung kann vom steuerbaren Einkom­
men abgezogen werden und die Kapitalzu­
wächse sind steuerfrei.
❒ I
n
❒ Bei
Baugenossenschaften anlegen
In der Schweiz gibt es über 1500 Baugenos­
senschaften. Einige bieten nicht nur preis­
werte Mietwohnungen, sondern auch Depo­
sitenkonten an. Bei langfristigen Anlagen
liegen Zinsen bis zu 1,75 Prozent drin. Üb­
rigens: Baugenossenschaften sind nicht zur
Annahme von Darlehen verpflichtet.
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zudem einen ‹Behaviour Gap›: Sie ver­
suchen, durch aktive ETF-Selektion und
Market Timing den Markt zu schlagen. Tat­
sächlich tritt das Gegenteil ein. Im Schnitt
performen ETF-Anleger schlechter als die
ETF. Die menschliche Eigenschaft, immer
mehr herausholen zu wollen, ist bei ETF
kontraproduktiv. Deshalb kann es Sinn ma­
chen, einen unabhängigen Experten beizu­
ziehen, der die Emotionen aus den
Investments nimmt.
MEIN ETF-TIPP
SPDR MSCI World Small Cap ETF
«
«
Exchange Trade Funds (ETF) treffen
den Nerv der Zeit. Kostengünstige Fi­
nanzprodukte sind wichtig für den Anlage­
erfolg, nicht nur in Zeiten tiefer Zinsen.
Dank ihrer einfachen, transparenten und
passiven Funktionsweise eignen sich ETF für
langfristig orientierte Investoren. In privaten
Portfolios sind sie hierzulande aber immer
noch untervertreten. Dies, obwohl sich eine
gut diversifizierte Anlagelösung bereits mit
wenigen Bausteinen umsetzen lässt. Dabei
empfiehlt sich das ‹kleine ABC› der Geldan­
lage: Aktien, Bonds und Cash. Diese Anla­
geklassen lassen sich mit ETF effizient ab­
bilden. Da Währungsschwankungen kaum
prognostizierbar sind, sollten Anleger vom
steigenden Angebot an Indexprodukten mit
Währungsabsicherung profitieren. SmartBeta-Produkte hingegen sind aktive Wetten
und oft nur Firlefanz.­Ein Portfolio von Quali­
tätsaktien hat die höchste Chance
zur ­Wertsteigerung.
Andri Peer,
Geschäftsführer
peersuna AG
«
Die ETF-Volumen in der Schweiz
wuchsen seit Ende 2014 bis Herbst
2015 um 12 Prozent. Der Trend bei den
Produktlancierungen ging klar in zwei
Richtungen: währungsgesicherte Tranchen
sowie Smart-Beta-Produkte. Diese Ent­
wicklung wird auch 2016 anhalten. Zudem
werden automatisierte Investment-Dienste,
sogenannte Robo-Advisors, welche auch
Vermögensverwaltern einen Zugang ge­
währen, inskünftig zum weiteren Wachs­
tum von ETF beitragen – sofern die ETFAuswahl für den Anleger ausreichend ist.
Welche Märkte 2016 zu beachten sind?
Brasilien, wo es zu einem politischen
Wechsel kommen könnte. Zudem steht der
Aktienleitindex Bovespa an einem Punkt,
wo er mehrmals nach oben gedreht hat. Ge­
nerell sollte man Schwellenländer beach­
ten, die in vielen Portfolios untergewichtet
sind. Der Anlagehorizont sollte drei
bis fünf Jahre betragen.
MEIN ETF-TIPP
«
Anita Rüegsegger,
Inhaberin Rüegsegger
Vermögensarchitektur
UBS MSCI All Country World Index ETF
23
Zu hohe Bank-Gebühren
bezahlt?
Bei cash
in
kostet e
rade
Online-T
9.2
F
H
C
r
nu
www.cash.ch/bank
Banking-Line 00800 0800 55 55
banking by bank zweiplus
AUSLAND AKTIEN
DIESE AKTIEN STECKEN
HINTER DEN GROSSEN MARKEN
Booking.com, Zara und andere mehr. Hinter Top-Marken stecken
oft unbekannte Konzerne, die an den Börsen gut abschneiden.
VON DANIEL HÜGLI
N
icht selten ist man als Investor vom
Geschäftsmodell eines Unterneh­
mens überzeugt. Doch die Aktie
gibt es dann gar nicht unter dem Namen.
Entweder wird die Firma privat gehalten,
oder sie ist Teil eines grösseren Konzerns,
dessen Aktien landläufig nicht bekannt
sind. Solche Konstrukte trifft man vor al­
lem in konsumnahen Bereichen. Und sie
haben oft Erfolg, wie vier Beispiele zeigen.
Stark vor allem 2012 und 2013: Aktie von
Priceline in den letzten fünf Jahren. cash
Konstanter Wertzuwachs: Aktie von AB
InBev in den letzten fünf Jahren. cash
Inditex
Wer war nicht schon mal bei Zara einkau­
fen? Hinter der Kleidermarke verbirgt sich
der erfolgreiche nordspanische Konzern In­
ditex. Die Aktie ist in den letzten fünf Jah­
ren von 10 Euro auf über 30 Euro empor­
geschossen. Das hat Unternehmensgründer
Amancio Ortega, der die Mehrheit an Indi­
tex hält, mit einem Vermögen von 70 Milli­
arden Dollar zum zweitreichsten Menschen
der Welt gemacht – hinter Bill Gates. Zum
Konzern gehören auch Marken wie Massimo
Dutti, Pull&Bear und Bershka. Inditex er­
öffnete sein erstes Geschäft 1975 im gali­
zischen La Coruna. In den letzten fünf Jah­
ren wurden durchschnittlich 400 Filialen
pro Jahr eröffnet, insgesamt sind es weltweit
6800. Weiteres Wachstum soll dem H&MKonkurrenten in Asien und Amerika gelin­
gen, wo die Firma noch untervertreten ist.
Priceline
Wenn Sie einen Flug oder ein Hotel über
booking.com buchen, dann fliessen die
Erträge in die Kasse von Priceline. Das
US-Unternehmen kam schon 1999 an die
Börse und hat seine Stellung im OnlineReisebusiness in den letzten Jahren durch
zahlreiche Portal-Übernahmen in den Be­
reichen Autovermietung, Kreuzfahrten,
und Restaurants kräftig ausgebaut. Die
globale Aufstellung ist ein grosses Plus für
Priceline, deren Aktie in den letzten fünf
Jahren von 40 Dollar auf zeitweise über
140 Dollar geklettert ist. Wie andere Ak­
tien aus dem Reisegeschäft ist Priceline
besonders dann negativ betroffen, wenn es
zu Terroranschlägen oder kriegerischen Er­
eignissen kommt. Doch Priceline hat sich
in solchen Fällen unter den Reiseaktien je­
weils am besten erholt.
Anheuer-Busch Inbev
Corona, Beck’s, Budweiser, Stella Artois,
Franziskaner oder Quilmes. AnheuserBusch InBev besitzt weltweit über 200
Biermarken in rund 140 Ländern. Durch
zahlreiche Übernahmen ist die Firma in
den letzten 20 Jahren zum weltgrössten
Bierkonzern aufgestiegen. Seit 2011 hat
sich der Aktienkurs im relativ resisten­
ten Biergeschäft verdreifacht. Damit nicht
genug. AB InBev hat im letzten Jahr den
grössten Konkurrenten, SAB Miller, für
117 Milliarden Dollar übernommen und
wird ihn sich in diesem Jahr einverlei­
ben. Dann wird fast jedes dritte Bier auf
der Welt aus dem Hause Anheuser-Busch
InBev kommen. Der grösste Einzelaktionär
von AB InBev ist der Brasilien-Schweizer
Jorge Paulo Lemann. Sein Vermögen wird
auf 30 Milliarden Franken geschätzt.
Zuletzt stark aufwärts: Aktie von Supergroup seit dem Börsengang 2010. cash
Supergroup
David Beckham trug sie, und auch hierzu­
lande sind Jacken von Superdry häufiger zu
sehen. Die Marke gehört zur Londoner Mo­
defirma Supergroup (77Breed, SurfCo Ca­
lifornia). Die Firma gibt es erst seit 2004,
2010 erfolgte der Börsengang. Nach Tau­
chern Mitte 2012 und Ende 2014 befindet
sich die Aktie wieder in Form. Allein 2015
hat sie sich im Wert mehr als verdoppelt.
Kein Durchhänger: Aktie von Inditex
in den letzten fünf Jahren. cash
25
ZINSEN ÜBERSICHT
DIE WICHTIGSTEN ZINSEN
DER FINANZMÄRKTE
Leitzins, Negativzins, Hypothekarzins: Bezüge und Abgaben auf
Guthaben oder Schulden regeln unsere Wirtschaft. Ein Überblick.
VON MARC FORSTER
D
as Wort Zinsen kommt vom la­
teinischen «Census», was ei­
gentlich «Schätzung» heisst.
Gemeint ist heute aber eine Gebühr,
die für geliehenes Geld bezahlt wird.
Zinsen betreffen alle: Der Sparer bekommt
von seiner Bank einen Zins, weil er dem
Institut sein Geld zur Verfügung stellt.
Umgekehrt muss man als Kreditnehmer ei­
ner Bank Zinsen zahlen. Die wichtigsten
Zinsen werden an den Finanzmärkten fest­
gelegt und bezahlt. Hier die Zinsen und ihre
Folgeerscheinungen, die für den Wirtschafts­
kreislauf von grosser Bedeutung sind.
❒ Leitzinsen
Jede Zentralbank legt einen Leitzins fest.
Dieser definiert, wie teuer es für kommer­
zielle Banken ist, Geld bei der Zentralbank
aufzunehmen oder einzulagern. Diese so­
genannten Refinanzierungsgeschäfte der
Banken wiederum haben einen Einfluss
darauf, wie teuer Kredite für die gesamte
Wirtschaft sind. Typischerweise hebt eine
Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik
die Zinsen an, wenn die Wirtschaft wächst.
Umgekehrt senkt sie die Zinsen in einer
Rezession, um die Kre­
ditvergabe anzukurbeln
und so den Abschwung
abzubremsen.
❒ S
taatsanleihen
und politischer Risiken bewertet. Anlei­
hen werden nach dem System von Angebot
und Nachfrage gehandelt. Aus all diesen
Faktoren errechnet sich die Rendite einer
Anleihe. Eine Schwei­
zer Anleihe mit einer
Laufzeit von zehn Jah­
ren und einem Zins von
1,5 Prozent kann über
die Jahre durchaus
eine negative Rendite
aufweisen. Je tiefer die
Rendite, desto billi­
ger wird es für Staaten,
neues Geld am Markt aufzunehmen.
Mit einer tiefen
Rendite bei ihren
Obligationen können
sich Staaten billig
refinanzieren.
Regierungen nehmen
über Anleihen (oder
Obligationen) Geld an
den Kapitalmärkten auf.
Generell gelten Regierungen als sehr ver­
trauenswürdige Schuldner. Dafür zahlen
sie den Anleihenkäufern einen fix definier­
ten Zins. Allerdings werden Staaten auch
punkto Inflation, volkswirtschaftlicher
26
Wohin die Zinsreise geht, ist derzeit offener denn je.
❒ Zinsen
und Bonität
Volkswirtschaftlich starke, demokratische
Länder verfügen häufig über ein AAA-
Keystone
Kreditrating: Diese Note erhalten etwa
die Schweiz oder Deutschland von Rating­
agenturen. Je nach Staatshaushalt und po­
litischen Risiken liegt das Rating (oder die
Bonität) tiefer.
Staaten mit Ratings innerhalb der feinen
Abstufungen von AAA bis BBB– (wie etwa
bei der Agentur Standard & Poor’s) sind
investitionswürd («Investment Grade»). Je
tiefer das Rating und oft auch je höher die
Rendite einer Staatsanleihe, desto speku­
lativer und risikoreicher sind die Anleihen.
Umgangssprachlich redet man dann von
«Ramsch». Ein Rating «D» heisst wiede­
rum, der Anleihenschuldner ist bankrott.
Griechenland beispielsweise befände sich
auf dem Niveau D, wenn das internatio­
nale Rettungsprogramm die Anleihen nicht
grundsätzlich handelbar machen würde.
ÜBERSICHT ZINSEN
❒ Z
insen
von Corporate Bonds
Unternehmen kennen zur Finanzierung Ei­
gen- und Fremdkapitalinstrumente. Eigen­
kapitalinstrumente sind Aktien: Aktionäre
besitzen einen Teil des Unternehmens.
Fremdkapitalinstru­
mente sind Anleihen.
Sie funktionieren wie
Staatsanleihen. Das Un­
ternehmen macht wie ein
Staat Schulden. Diese
werden am Markt gehan­
delt und verfügen über
einen Zins. Die Anleihe
einer Firma hängt auch
von der Vertrauenswürdigkeit des Unter­
nehmens ab. Der Kurs einer Unterneh­
mensobligation (auf Englisch: Corporate
Bond) ist nicht identisch mit dem Akti­
enkurs. Unter Umständen kann der Kurs
einer Unternehmensobligation mehr über
den finanziellen und geschäftlichen Zu­
stand eines Unternehmens aussagen als
der Aktienkurs.
❒ C
arry
Trades
Unterschiedliche Zinsniveaus in ver­
schiedenen Ländern und Währungsräu­
men machen Anleger erfinderisch. Ein
Investor nimmt einen Kredit in einer
Währung eines Lan­
des mit niedrigen Zin­
sen auf und kauft dann
Zinspapiere in einem
Land, das einen hö­
heren Zinssatz kennt.
Bei der Rückzahlung
des Kredits heimst der
Investor einen Gewinn
ein, falls die Zinsdif­
ferenz noch besteht. Solche sogenannten
Carry Trades sind spekulativ, denn für den
Erfolg eines solchen Geschäfts müssen
verschiedene Faktoren stimmen, die zum
Teil schwanken können. Entscheidend
ist, dass sich der Wechselkurs der beiden
Währungen, in denen der Investor – oder
eben Spekulant – seine Geschäfte abge­
schlossen hat, günstig entwickelt.
Spekulanten nutzen
die Zinsdifferenz
zwischen zwei
Währungsräumen aus.
NULL- UND NEGATIVZINSEN
HYPOTHEKARZINSEN
Die Finanzkrise nach 2007 führte zu einer
Hausbauer und Wohnungskäufer entscheiden
Absenkung der Leitzinsen gegen Null. Inzwi-
sich je nach Wirtschaftslage für feste oder
schen sind einige Zentralbanken gar zu Ne-
variable Hypotheken. Weil der Hypothekar-
gativzinsen übergegangen, so die Schwei-
zins stark vom Leitzins abhängt, entscheiden
zerische Nationalbank (SNB). Sie griff zu
sich derzeit viele Schweizer Hypothekarkun-
diesem Mittel, um die Wechselkurse zu be-
den für eine Festhypothek, denn die Zinsen
einflussen. Mit einem negativen Einlagenzins
sind tief.
müssen Banken und Anleger, die bei der SNB
Wer sich derzeit mit einer Festhypothek ver-
ausländische Devisen gegen Franken tau-
schuldet, kann von einer stabilen Zinszahlung
schen, einen Strafzins von 0,75 Prozent be-
ausgehen. Diese Kunden sind zumindest bis
zahlen. Dieser soll ausländische Investoren
zur Ablösung der Hypothek geschützt vor
davon abhalten, in den Franken zu flüchten.
bösen Überraschungen, falls die Leitzinsen
Der Negativzins wurde ein zentrales Element
der Zentralbank steigen sollten.
der SNB-Geldpolitik, nachdem die Notenbank
Anders präsentiert sich die Lage für Kunden,
am 15. Januar 2015 aufgehört hatte, den
die eine variable Hypothek haben: Ihr Zins-
Mindestkurs von 1.20 Franken für einen
satz richtet sich nach einem Richtwert wie
Euro zu verteidigen. Inwieweit der Negativ-
dem Libor. Das ist ein täglich in London defi-
zins eine Aufwertung des Frankens heute ver-
nierter Satz, zu dem sich Banken gegenseitig
hindert, ist Gegenstand von Spekulationen.
Geld ausleihen und der etwas günstiger ist
Das Problem landet letztlich bei den Sparern.
als eine Festhypothek. Der aktuell tiefe Libor
Für Banken, Lebensversicherer und Pen-
kann schneller als die Leitzinsen steigen.
sionskassen sind die Tief- und Negativzin-
In der Schweiz sind die Hypothekenbestän-
sen ebenfalls unerfreulich. Die Banken haben
de der Banken in den letzten Jahren deutlich
die Zinsen zum Teil auf null gesenkt, um ihre
gestiegen. Dies birgt Risiken: In einer Krise
Margen zu schützen. Die Vorsorgeeinrichtun-
oder bei stark steigenden Zinsen könnten Hy-
gen sind in einer verzwickteren Lage, denn
pothekarkunden ihren Verpflichtungen nicht
sie haben ihren Kunden Renditen verspro-
mehr nachkommen und so die Bilanzen der
chen, die derzeit höher sind als die Zinsen. Es
kreditgebenden Banken in den Abgrund reis-
kostet sie einige Anstrengungen, die Lücke zu
sen. Dies kann zu einer Immobilienkrise
füllen, denn zu den Zahlungen sind sie ver-
führen, einer der hartnäckigsten Formen ei-
pflichtet, Minuszinsen hin oder her.
ner Wirtschaftskrise.
Erst im Verhältnis zur Inflation ergibt
sich er reale Wert des Sparzinses. fotolia
Auch hohe Zinsen
können real tief sein
D
er Rückversicherer Swiss Re hat er­
rechnet, dass den US-Sparern seit dem
Ausbruch der Finanzkrise vor fast zehn
Jahren wegen der tiefen Zinsen auf Bank­
konten Erträge von 470 Milliarden Dollar
entgangen sind. Das Resultat täuscht aber
etwas. Denn auch in Zeiten mit hohen Zin­
sen kann ein Sparer real nicht mit einem
Zins von beispielsweise 4 Prozent rechnen.
Denn Hochzinszeiten sind meist auch ge­
prägt von hohen Inflationsraten. Der Real­
zins (Nominalzins abzüglich der Inflations­
rate) ist dann meist deutlich tiefer als der
Nominalzins und wird teils gar negativ. Da
die letzten Jahre geprägt waren von tiefer
Inflation, relativieren sich die Effekte des
derzeitigen Tiefzinsniveaus etwas.
27
INTERVIEW AMANDA KAYNE
«WIR WOLLEN DAS NÄCHSTE
GOOGLE FINDEN»
Zukunftsforscherin Amanda Kayne blickt auf kommende InvestmentTrends. Und sie erklärt, weshalb sich die Schweiz anstrengen muss.
INTERVIEW: IVO RUCH
BILDER: NIK HUNGER
Amanda Kayne, worum geht es bei
der Investment-Philosophie «Next
Generation» von Julius Bär?
Wir wollen durch unsere Research Anleger
auf neue Investment-Ideen bringen. Oder
einfacher ausgedrückt: Wir wollen das
nächste Google finden, bevor es jemand
anderes tut oder bevor die entsprechende
Aktie zu teuer wird. Das ist nicht einfach.
Die meisten dieser Firmen sind noch un­
bekannt oder noch nicht an einer Börse
kotiert. Wir unterscheiden nicht nach Sek­
toren oder geografischen Regionen, da die
meisten Unternehmen global operieren.
Auf welche Themen fokussieren Sie
sich dabei?
Sieben Themen stehen im Mittelpunkt: di­
gitale Veränderungen, urbanes Wachstum,
aufstrebendes Asien, neue Lebensstile,
Schwellenländer-Kandidaten, Welternäh­
rung und Energiewende. Innerhalb dieser
Trends verfolgen wir das Konsumenten­
verhalten und identifizieren neue Märkte.
Dann untersuchen wir Unternehmen aus
solchen Märkten und fragen uns, ob sie
langfristig überleben werden, unabhängig
von der wirtschaftlichen Grosswetterlage.
Können Sie näher auf solche Trends
eingehen?
Drei Bereiche beobachten wir sehr ge­
nau: Erstens verändert sich die Ausbil­
dungsdauer und auch die Art der Wissens­
vermittlung. Zweitens wird unsere Welt
dank Internet laufend vernetzter, während
das Bedürfnis nach Schutz vor Hackern
zunimmt. Der dritte Aspekt betrifft den
Transport: Mit zunehmender Automatisie­
rung könnten Autobesitz und Verkehrsauf­
kommen der Vergangenheit angehören.
28
Amanda Kayne: «Unsere Welt wird dank Internet laufend vernetzter, während das
Bedürfnis nach Schutz vor Hackern zunimmt.»
AMANDA KAYNE INTERVIEW
Was wird unseren Alltag im nächsten
Jahrzehnt am meisten verändern?
Smartphones haben unser Leben schon
stark beeinflusst. Smartwatchs und trag­
bare Computersysteme, die sogenannten
Wearables, werden diesen Trend wohl noch
verstärken. Da immer mehr Geldüberwei­
sungen stattfinden, haben auch Bezahlsys­
teme eine grosse Zukunft vor sich. Bei der
Wind- und Solarstromindustrie schliess­
lich ist das Timing nun
besser. Viele Produkte
dieser Branche sind
etabliert und die Preise
sind gefallen.
Welche Industrien sind hingegen auf
dem absteigenden Ast?
Viele traditionelle Industrien werden von
Technologie- oder Software-Firmen über­
rollt. Das geschah mit der Musikindu­
strie, und dasselbe Schicksal ereilt nun die
Auto­industrie. Auch im Bankensektor be­
obachten wir ähnliche Trends. Fragen wie
«Wird Google die nächste Bank?» sind da­
bei zentral.
«Nur weil man sich
einmal die Finger
verbrannt hat, muss
es nicht ein zweites
Mal geschehen.»
Die Zukunft vorherzusagen ist risikoreich. Wann fällten Sie eine falsche
Entscheidung?
Sämtliche Trends tre­
ten zu einem bestimm­
ten Zeitpunkt auf.
Entscheidend ist, dass
man rechtzeitig dabei ist. Ein Negativbei­
spiel ist die Solarindustrie. Doch nur weil
man sich einmal die Finger verbrannt hat,
muss es nicht ein zweites Mal geschehen.
Jetzt nicht auf die Energiewende zu setzen,
wäre ein Fehler.
Gibt es bestimmte
Länder mit viel
Zukunftspotenzial?
In grossen Teilen Chinas
ist das beispielsweise der Fall. Die dortige
Oberschicht soll bis 2022 um 40 Prozent
wachsen. Auch wenn das nur zur Hälfte
eintrifft, ist es eine grossartige Sache! Zu­
dem beobachten wir mögliche Schwellen­
länder-Kandidaten. Zu nennen ist an erster
Stelle Vietnam, aber auch einige afrikani­
sche Länder gehören dazu. Der Iran könnte
nach dem Atom-Deal faszinierend werden.
AMANDA KAYNE
BANKERIN UND ZUKUNFTSFORSCHERIN
Die Britin spürt bei der Julius Bär im Rahmen
des Projekts «Next Generation» zukünftige Investment-Trends auf. Amanda Kayne
stiess im Jahr 2011 zur Zürcher Privatbank.
Zuvor war sie bei der Credit Suisse tätig und
arbeitete als Journalistin für BBC, CNBC und
«Russia Today».
positioniert, um aus den bevorstehenden
technologischen Veränderungen Kapital zu
schlagen. Dies vor allem dank ihrer führen­
den Positionen in den Bereichen Banking,
finanzielle Dienstleistungen und Pharma.
Sind Schweizer Unternehmen bereit
für die Zukunft?
Ich bin überzeugt von der Schweiz und
fühle mich sehr wohl hier. Auch Statisti­
ken belegen die gute Lebensqualität des
Landes. Aber aus ökonomischer Sicht ist
die Schweiz an einem Punkt angelangt, an
dem sie sich anstrengen muss, um den ho­
hen Standard zu halten. Sie muss sich in
gewissen Bereichen wohl auch neu erfin­
den. Dies gerade im Hinblick auf den star­
ken Franken, der die Tourismus- und Ex­
portbranche belastet. Die Schweiz sollte
gleichzeitig offen bleiben für talentierte
ausländische Arbeitskräfte und sich auf
die qualitativ hochstehenden Produkte
konzentrieren, für die sie berühmt ist. Mei­
ner Meinung nach ist die Schweiz sehr gut
Und welche Sektoren haben Potenzial
für die Zukunft?
Auch hier kommt Asien wieder ins Spiel.
Das dortige Gesundheitswesen und der
Tourismus sind bereits recht bekannte The­
men. Obwohl das kommerzielle Gesund­
heitswesen vielversprechend ist, scheint
es uns jedoch für ein Investment noch zu
früh. Stattdessen bietet sich der asiatische
Kosmetiksektor an. Die aufstrebende Mit­
telklasse kann sich immer mehr Schön­
heitsprodukte leisten, die rasch unver­
zichtbar werden. Internationale Marken,
aber auch lokale Firmen, profitieren von
diesem Trend.
Wie blicken Sie in die Zukunft: optimistisch oder pessimistisch?
Die Welt wird immer ethischer. Das erlebe
ich auch in meiner Arbeit. Die Welt fühlt
sich auch ehrlicher an, sei es aufgrund
strengerer Regulierungen, grösserer Trans­
parenz oder eines besseren Konsumen­
tenbewusstseins. Vielleicht bin ich eine
Optimistin. Denn bei einer Untersuchung
stellte sich jüngst heraus, dass mehr Men­
schen die Zukunft negativ einschätzen als
positiv. Nichtsdestotrotz ist meine Arbeit
sehr aufregend. Es kommt selten vor, dass
mir jemand etwas erzählt, von dem ich zu­
vor noch nichts gehört habe.
SMA Solar Technology
Die amerikanische Tech-
Die Deutschen produ-
Versicherer profitiert vom
Firma entwickelt Software
zieren Stromumwandler
zunehmenden Wohlstand
und Sensoren, die in
für Solaranlagen. Gute
und dem Bedürfnis nach
fahrerlosen Autos zum
Perspektiven dank
wirtschaftlicher Absi-
Einsatz kommen. Die Aktie
neuem Klimaabkommen;
cherung in China. Ein
hat Potenzial, hob bisher
die Aktie hat ihren Wert
aber noch nicht ab.
2015 verdreifacht.
Börsengang steht bevor.
zvg
Mobileye
Chinas erster Online-
pixabay
ZhongAn
zvg
DIESEN FIRMEN GEHÖRT DIE ZUKUNFT – AUSWAHL VON CASH VALUE
29
PROGNOSEN FEHLENTSCHEIDE
Alleine oder im Team: Manager entscheiden – nicht immer richtig.
fotolia
SECHS FATALE ENTSCHEIDE
AUS WIRTSCHAFT UND POLITIK
In Wirtschaft und Politik wird viel entschieden. Doch manchmal
sind die Annahmen, Strategien und Beschlüsse kreuzfalsch.
VON MARC FORSTER
30
übergeben. Bei den europäischen Nach­
barn versucht die Schweiz, das eigene,
von den Banken ersonnene Modell
der «Abgeltungssteuer» ver­
kaufen zu können –
eine Art «Bank­
geheimnis-
Key
B
undesrat Hans-Rudolf Merz (Bild)
sagt im März 2008 an die Europä­
ische Union gerichtet: «Am Bank­
geheimnis werdet ihr euch noch die Zähne
ausbeissen.» Seit 1934 schützt die Schweiz
Informationen über Bankkunden offiziell
per Gesetz. Auch solche, die für Steueräm­
ter wichtig sind. Trotz gelegentlicher Kri­
tik aus dem Ausland scheint diese Praxis
lange akzeptiert.
Die Finanz- und Schuldenkrise, die 2007
ihren Anfang nimmt, ändert dies. Der
Geldbedarf vieler Finanzminister schwillt
enorm an. Bundesrat Merz selbst unter­
schreibt einige der Verträge, die das Bank­
geheimnis etwas weniger zu einem Ge­
heimnis machen: Der bedrängten UBS
erlaubt der Bundesrat im Februar 2009
per Notrecht, Kundendaten an die USA zu
Abschaffung light», das persönliche Daten
immer noch schützt und das mit der Sün­
dervergangenheit der ausländischen Bank­
kunden grosszügig umgeht. Doch nament­
lich Deutschland lehnt den
Plan ab. Als der EU-Staat
Luxemburg 2013 sein ei­
genes
Bankgeheiminis
auf­
gibt, muss auch die
Schweiz den automatischen
Informationsaustausch ak­
zeptieren. Das Schweizer
Bankgeheimnis, an dem
sich die EU und die aus­
ländischen Steuerbe­
hörden die Zähne hät­
ten ausbeissen sollen,
wurde plötzlich sel­
ber zahnlos.
FEHLENTSCHEIDE PROGNOSEN
Die fliegende Bank
Die Ausfallrisiken auf dem US-Häusermarkt
sind überschaubar
ie Swissair lässt
sich in den
1990er-Jahren auf die
ehrgeizige «Hunter»Strategie ein. Denn
nach dem Nein der
Schweiz zum Beitritt
in den Europäischen
Wirtschaftsraum fürch­
tet das Management der nationalen Air­
line, dass man gegenüber der europäischen
Konkurrenz ins Hintertreffen gerät. Zuvor
scheiterte auch eine Fusion der nationalen
Airlines aus Holland, Skandinavien, Öster­
reich mit der Swissair. Diese kauft nun un­
ter der Leitung von CEO Philippe Bruggis­
ser (Bild) wie wild kleinere ausländische
Airlines dazu, so die belgische Sabena, die
bald zum Milliardenloch wird. Die Swiss­
air ist nun ein Riesenkonzern mit einem
verschachtelten System von Untergesell­
schaften. Sie wird wegen ihrer komplizier­
ten Finanzierungssituation bald als «flie­
gende Bank» bezeichnet. Das Konstrukt
gerät um die Jahrtausendwende in Turbu­
lenzen. Nach den Terroranschlägen in den
USA vom 11. September 2001 kommt das
nicht für möglich gehaltene Aus. Das Wort
«Grounding» wird zum Inbegriff für das
schmachvolle Ende eines Nationalsym­
bols.
Die «Roosevelt Recession»
Eigenkapitalrendite
von 15 Prozent
U
S-Präsident Franklin Roosevelt (Bild) begegnet der schweren
Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren mit einem grossen Pro­
gramm von Staatsausgaben, dem «New Deal». Die Wirtschaft erholt
sich, und 1937 drosselt Washington die Staatsausgaben. Zur Bekämp­
fung der Inflation verkleinert die US-Notenbank die Geldmenge. In
der Folge fallen die USA erneut in eine schwere Rezession. Der Fed
sitzt dies in den Knochen: Bis heute fürchtet sie sich davor, mit einer
zu frühen Straffung der Geldpolitik die Wirtschaft abzuwürgen.
Wikimedia
Nik Hunger
D
ie UBS will es
nach der Finanz­
krise und der Staats­
rettung noch einmal
wissen. Im November
2009 verkündet CEO
Oswald Grübel (Bild)
noch einmal das Ziel einer Eigenkapital­
rendite von 15 Prozent. Selbst vor der Krise
wäre so etwas nur mit beträchtlichen Ri­
siken im Investmentbanking möglich ge­
wesen. Der Londoner Händlerskandal der
UBS vom September 2011 setzt dem Ziel
schlussendlich ein Ende. Grübels Nachfol­
ger Sergio Ermotti beginnt mit dem Rück­
bau der Investmentbank, was der UBS zu
grösserer Kapitalstärke verhilft.
Bloomberg
D
ie Verbriefung von Hy­
pothekenschulden von
US-Bürgern boomt nach
der Jahrtausendwende. Und je
weiter die in Wertpapieren ge­
bündelten «Mortgages» ver­
kauft werden, desto mehr ver­
lagert sich das Risiko von den
oft klammen US-Hausbesitzern
und ihren ursprünglichen Kre­
ditgebern weg. Die Hypotheken
für wenig kreditwürdige Kun­
den nennt man «Subprime».
Banker und Ökonomen gehen
in ihren Modellen davon aus,
dass die Immobilienpreise wei­
ter steigen. Die Investmentbank
Lehman Brothers schätzt 2005
die Chancen auf vier zu eins
ein, dass die Preise weiter um fünf Prozent im Jahr zulegen. Dazu kommt, dass verbriefte
Papiere den Banken zunächst enorme Erträge und den Bankern satte Boni bringen. Es
wird fröhlich weiter in Hypothekenpapiere investiert. Die Ausfallrisiken am Häusermarkt
werden als überschaubar beurteilt. Als die Preise fallen und die US-Hausbesitzer ihre
Hypotheken nicht mehr bedienen können, gerät Anfang 2007 alles ins Rutschen. Die
massiv ins Subprime-Geschäft investierte Lehman kollabiert im September 2008 als
erste Grossbank und reisst beinahe das ganze Weltfinanzsystem in den Abgrund. Ret­
tungsmassnahmen von Staaten und Zentralbanken verhindern das Schlimmste. Der da­
malige Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke (Bild), muss später zugeben, die Auswir­
kungen der Hypothekenkrise auf die Finanzmärkte unterschätzt zu haben.
Griechenland im Euro
D
er Euro wird 1999 wird als Buchgeld eingeführt, 2002 als Bar­
geld. In der Währungsunion dabei ist Griechenland, obwohl sich
das Land mit falschen Zahlen in den Euro getrickst hat. Nicht genug
hingeschaut haben, je nach Ansicht, die damalige deutsche Regierung
unter Gerhard Schröder (Bild), die Europäische Zentralbank oder die
EU-Kommission. Die prekäre Lage zeigt sich erst mit der Finanzkrise
ab 2007. Im Frühling 2010 ist Griechenland faktisch pleite. Als Teil
des Euro-Raums kann das Land aber nicht ausgeschlossen werden.
Wikimedia
Key
D
31
AUSSCHÜTTUNG NATURALDIVIDENDEN
DIE ETWAS ANDERE
­GEWINNBETEILIGUNG
Bei einigen Firmen gibt es nicht nur Bares als Dividende, sondern
auch Naturaldividenden. Wo die schönsten «Bhaltis» winken.
Musik für die Aktionäre: Kongresshaus-Zürich-Aktionäre erhalten auch einen Konzertbesuch als Dividende.
VON PASCAL ZÜGER
D
ividenden müssen nicht zwangsläu­
fig in Form von Bargeld ausbezahlt
werden. Es geht auch kreativer:
Vor allem kleinere Schweizer Aktienge­
sellschaften beschenken ihre Eigentümer
schon fast traditionell mit Naturalien oder
Vergünstigungen auf Dienstleistungen der
Firma. Während für institutionelle Anleger
nur Bares zählt, kommen solche speziellen
Abgaben für Kleinaktionäre durchaus gut
an – entweder wegen des konkreten Nut­
zens oder wegen der nett gemeinten Geste
der Firma. Naturaldividenden sind für Fir­
men oft auch der kostengünstigere Weg als
Barauszahlungen. Nachfolgend eine Aus­
wahl von bekannten und wenig bekannten
Naturaldividenden der Schweiz.
32
Koffer voller Schokolade
Unter den Aktionären von Lindt & Sprüngli
sind sie längst Kult: die blauen Koffer
vollgefüllt mit verschiedensten Schokola­
desorten, welche der Schweizer Schokola­
deproduzent an der Generalversammlung
(GV) jedem Aktionär in die Hände drückt.
Auch wenn die Schokolade im Wert von ge­
schätzten 200 Franken bei einem Aktien­
preis von über 75 000 Franken kaum ins
Gewicht fällt: Die Naturaldividende zieht.
Ausflug in die Berge
Diverse Bergbahnen schenken ihren Ak­
tionären Freifahrten oder zumindest Ver­
günstigungen. So kommen Aktionäre der
Pilatus-Bahnen in den Genuss von zwei
Freikarten im Wert von je 72 Franken, was
die eigentliche Dividende von 25 Franken
©Priska Ketterer/Tonhalle
doch um einiges aufpeppt. An die Gratis­
fahrten kommt jedoch nur, wer an der GV
teilnimmt.
Gediegener Konzertabend
Wer Aktien des Kongresshauses Zürich
sein Eigen nennen darf, kann sich neben
einer Bardividende (50 Franken) auch
auf einen gemütlichen Abend mit Nacht­
essen, musikalischer Begleitung und Dar­
bietungen freuen. Als Zückerli gibts übli­
cherweise noch eine CD des auftretenden
Künstlers sowie einen Restaurantgutschein
im Wert von 100 Franken geschenkt. Die
Aktie kostet 1700 Franken.
Die kultige Flasche Edelkirsch
Für Aktionäre der Zuger Kantonalbank
wartet am Ende des offiziellen Teils der GV
NATURALDIVIDENDEN AUSSCHÜTTUNG
GEWUSST? DAS SIND FRESSAKTIEN
Partizipationsscheine (PS) werden umgangssprachlich auch «Fressaktien» genannt, weil
die PS-Inhaber an den Generalversammlungen zwar kein Stimmrecht haben, an den
Gratis-Essen aber teilnehmen können. Das
System von PS oder Genusscheinen kennen
viele Kantonalbanken oder Firmen wie Roche
oder Schindler. «Fressaktien» sind zunehmend vom Aussterben bedroht. Denn Wertpapiere ohne Stimmrechte passen nicht mehr
zu modern geführten Unternehmen.
ein besonderes Geschenk: eine Flasche
Zuger Kirsch. Nebst dem Schnapsfläsch­
chen lockt auch das reichhaltige Buffet
während der GV jedes Jahr zahlreiche Ak­
tionäre nach Zug.
Eine Innerschweizer Delikatesse
In den Kantonen Obwalden und Nidwal­
den gilt er als Spezialität, der restlichen
Schweiz ist er kaum ein Begriff: der Nid­
waldner Bratkäse – ein Halbhartkäse, der
wie Raclette geschmolzen konsumiert wird.
Wer das lokale Käseprodukt einmal kosten
möchte, kann entweder eine Innerschwei­
zer Molkerei aufsuchen – oder Aktien bei
der Nidwaldner Kantonalbank erwerben.
Denn dort bekommen Aktieninhaber jedes
Jahr einen Bratkäse geschenkt.
Nicht ohne mein Pyjama
Wer in Calida investiert, kann auf eine
hohe Textildividende zählen: Investoren
mit mindestens 20 Aktien können jährlich
ein Pyjama im Wert von ungefähr 100 Fran­
ken beziehen. Bei genau 20 Aktien ist das
eine Rendite von 15 Prozent – die Rendite
von über 2 Prozent aus der Bardividende
ist hier noch nicht einmal einberechnet.
«Das ABB-Essen ist heute noch nicht gut»
Hermann Struchen, wie viele Generalversammlungen besuchen Sie im
Jahr?
Etwa 30. Wenn es geht, besuche ich die
Generalversammlung aller Firmen, von
denen ich Aktien besitze. So komme auch
ich in der Schweiz herum: Genf, Lausanne,
Basel, Zürich, Winterthur, Schaffhausen,
Domat/Ems. Manchmal finden mehrere
GVs am gleichen Tag statt, dann muss ich
mich leider für eine entscheiden.
Seit wann sind Sie an General­
versammlungen dabei?
Schon seit 50 Jahren. Ich fing damals an
mit Von Roll. Aber natürlich konnte ich
früher nicht so häufig wie heute teilneh­
men, da ich damals noch berufstätig war.
Wie haben sich die GVs über die Zeit
entwickelt?
Eigentlich gab es vom Ablauf her keine
grossen Veränderungen. Auch Essen gab
es schon immer – nur bei Novartis nicht.
Und bei der ABB ist das Essen noch heute
nicht gut. Dort gibt es nur Kaffee mit Gip­
feli, Blööterli-Wasser und vielleicht noch
ein Schoggi-Stängeli. Damit hat sichs.
Werden mehr Geschenke an die
Aktio­näre verteilt als früher?
Nein, ganz im Gegenteil. Früher, vor etwa
30 Jahren, waren Geschenke hoch im Kurs.
Ich mag mich zum Beispiel noch erinnern,
dass es bei der UBS, damals noch Schwei­
zerische Bankgesellschaft, jedes Jahr tolle
Geschenke gab: Taschenrechner mit So­
larenergie oder Salz- und Pfeffermühlen.
Heute bekommen Aktionäre vielerorts nur
noch Knirpse, die kosten ja nicht viel.
Hermann Struchen, 86, Kleinaktionär und
fleissiger GV-Besucher.
Keystone
Spielen «Bhaltis» bei Ihrer Aktienwahl eine Rolle?
Nein, das schon nicht. In erster Linie in­
teressiert mich natürlich die Rendite der
Aktien, der Rest ist zweitrangig. Trotzdem
gibt es Titel, bei denen solche Extras bei
der Kaufentscheidung eine Rolle spiel­
ten. Nehmen wir das erwähnte Beispiel
Von Roll: Vor 50 Jahren war es die einzige
Firma, die an der Generalversammlung
Spargeln servierte. Damals eine Rarität!
Und da ich Spargeln liebe, ging ich jähr­
lich immer mit Freude an die GV.
Welchen Tipp geben Sie Anlegern mit
auf den Weg?
Gerade im aktuellen Tiefzinsumfeld brin­
gen eigentlich nur noch Aktien und Immo­
bilien eine akzeptable Rendite. Ich würde
aber nur maximal die Hälfte der verfüg­
baren Mittel in Aktien anlegen, ansonsten
wäre mir das Risiko zu hoch.
STRUCHENS TOP- UND FLOP-«BHALTIS» AN GENERALVERSAMMLUNGEN
Top
Das meint Hermann Struchen
Flop
Das meint Hermann Struchen
«Das gab es wirklich einmal an einer SyngentaGV als Geschenk. Ich kann den Dünger nicht gebrauchen, der liegt immer noch irgendwo bei mir
Zuhause herum.»
Uhr von Swatch
«Jedes Jahr bekommt man eine Uhr geschenkt.
Diese ist zwar nicht teuer, läuft aber sehr gut. Ein
tolles Geschenk für meine Enkel. Auch sonst eine
sehr glatte GV.»
Blumendünger
von ­Syngenta
Regionales von
Georg Fischer
«Jährlich werden regionale Produkte aus Schaffhausen verteilt: Konfitüren, Bienenhonig, Ölfrüchte. Zwar alles Kleinigkeiten, aber trotzdem
eine nette Geste.»
Schrankpapier
«Früher brauchte man Schrankpapier für die
von Alusuisse (inHolztablare in den Einbauschränken. Heutzutage
zwischen Teil von
wird das kaum mehr verwendet.»
Rio Tinto Alcan)
Kugelschreiber
von Credit Suisse
«Dort gibt es wirklich schöne Kugelschreiber,
manchmal noch etwas Schoggi dazu. Andererseits kann ich gar nicht alle Kugelschreiber gebrauchen, da ich so viele geschenkt bekomme.»
Container von
Kühne + Nagel
«Der Mini-Container ist etwa 20 Zentimeter lang
und 8 hoch. Zuerst dachte ich, es wäre etwas
drin, er lässt sich aber nicht öffnen. Was will ich
damit?»
33
INVESTIEREN ANLAGESTRATEGIEN
DIESE METHODEN ÜBERLASSEN
NICHTS DEM ZUFALL
Strategien zur Geldvermehrung bei Aktien kommen vor allem aus
den USA. Einige davon erfordern eiserne Disziplin. Ein Überblick.
VON DANIEL HÜGLI
fotolia
Hier werden zu Jahresbeginn die Aktien
ausgewählt, die im US-Leitindex Dow Jones
oder im Index eines anderen Landes die
zehn höchsten Dividendenrenditen (Ver­
hältnis der Dividende zum aktuellen Akti­
enkurs) aufweisen. Die zehn Aktien werden
ein Jahr gehalten, dann wiederholt sich das­
selbe Auswahlverfahren jährlich wieder. Ak­
tien, die punkto Rendite nicht mehr in die
Top-Ten passen, werden entfernt, neue dazu­
gekauft. Risiken dieser Strategie: Eine hohe
Dividendenrendite kann durch einen tie­
fen Aktienkurs entstehen, was auf Schwie­
rigkeiten der Firma hindeutet. Zudem kann
mit den zehn besten Aktien eine hohe Bran­
chenabhängigkeit entstehen. Analysen zei­
gen, dass die «Dogs-of-the-Dow»-Strategie
von 1973 bis 1999 eine bessere Kursent­
wicklung brachte als ein direktes Invest­
ment in den ganzen Dow-Jones-Index. Von
1995 bis 2014 war die «Dogs»-Strategie nur
dann besser, wenn man die ausbezahlten Di­
videnden gleich wieder reinvestierte.
Sie ist die Mutter aller Anlagestrategien für
Aktien – und für Anleger die bequemste.
«Buy and Hold» setzt auf die langfristige
Anlage von Wertpapieren. Investoren kau­
fen Aktien und behalten diese – in Erwar­
tung einer Wertsteigerung – über Jahre oder
Jahrzehnte unangetastet im Depot. Durch
den Wegfall von häufigem Kaufen und
Verkaufen der Aktien fallen auch die ent­
sprechenden Gebühren weg. Bis Ende der
1990er-Jahre funktionierte diese Strate­
gie in stetig steigenden Aktienmärkten fast
perfekt. Seither gabs zwei grosse BörsenCrashs, die Märkte wurden volatiler und un­
berechenbarer. So stieg der Swiss Market In­
dex von Mitte 2000 bis im letzten Jahr nur
wenige Prozente. Fazit: «Buy and Hold» ist
sicher gut für einen Teil des Depots. Den
anderen sollte man zwecks Renditeoptimie­
rung aktiv verwalten. So ist man als Anleger
auch gezwungen, sich aktiv mit den Märk­
ten zu befassen und das Portefeuille regel­
mässig einem Check zu unterziehen.
34
Bloomberg
«Buy and Hold»:
­Langfriststrategie
pixabay
«Dogs of the Dow»:
­Dividendenstrategie
«Halloween-Effekt»:
Saisonstrategie
Ab Anfang November (und somit gleich
nach Halloween) startet für Aktien ten­
denziell das bessere Halbjahr als in der
Phase von Mai bis Oktober. Das zeigen di­
verse Studien. Eine dieser Untersuchungen
zeigte, dass der breit gefasste US-Index S&P
500 von 1971 bis 2002 im Winterhalbjahr
ein durchschnittliches Plus von 7,1 Pro­
zent aufwies, im Sommerhalbjahr aber nur
ein Plus von etwa 1 Prozent. Diese Unter­
schiede galten auch für diverse Branchen
mit Ausnahme des Gesundheitssektors, wo
der Sommer im Schnitt besser war. Unter­
stützt wird der «Halloween-Effekt» durch
die oft stattfindende Jahresendrally und das
«Window Dressing»: Vermögensverwalter
kaufen Aktien, die im Verlauf des Jahres gut
gelaufen sind, und verkaufen Verlierertitel.
Das befeuert die Börsen zusätzlich. Anleger
sollten Aktien also eher im Herbst kaufen,
den «Halloween-Effekt» aber nicht als al­
leinige Entscheidungsgrundlage für Aktien­
anlagen herbeiziehen.
ANLAGESTRATEGIEN INVESTIEREN
Chart-Techniker haben einen ganzen Bau­
kasten von Börsenindikatoren. Sie tragen
teils eigenartige Namen, und meist deu­
ten sie Schlimmes an. So gilt das Hinden­
burg-Omen (benannt nach dem Absturz des
gleichnamigen Zeppelins 1937 in den USA)
als Warnsignal für eine Börsenbaisse oder
gar einen Crash. Das Omen setzt sich aus
fünf Teilen zusammen und ist fast eine ei­
gene Wissenschaft. So müssen von den rund
3200 an der US-Börse gehandelten Aktien
mindestens 2,2 Prozent ein neues 52-Wo­
chen-Hoch und mindestens 2,2 Prozent ein
neues 52-Wochen-Tief erreicht haben. Ein
Omen allein ist noch nicht aussagekräftig,
es muss sich in den nächsten 36 Tagen wie­
derholen. Das Hindenburg-Omen lag etwa
1987 und mit Abstrichen auch 1999 rich­
tig, als es die Börsencrashs voraussagte. In
den letzten Jahren sandte es mehrere Fehl­
signale aus. Am besten halten Sie in der ta­
gesaktuellen Berichterstattung auf cash.ch
Ausschau nach dem Hindenburg-Omen.
52-Wochen-HochTrick: Trendstrategie
Erreicht eine Aktie ein neues Hoch für die
letzten 52 Wochen, ist dies für viele Anle­
ger ein wichtiges Kaufsignal – allerdings
aus unterschiedlichen Beweggründen. Für
Chart-Techniker – also Leute, welche die
künftigen Börsenkurse ausschliesslich auf­
grund von Kursgrafiken der letzten Wochen,
Monate und Jahre zu prognostizieren ver­
suchen – sind 52-Wochen-Hochs eines der
positivsten Signale. Speziell dann, wenn
der Gesamtmarkt seitwärts oder abwärts
tendiert. Einer Aktie auf Jahreshoch attes­
tieren Anleger einen positiven Trend, der
sich noch verstärken kann. Denn die Auf­
merksamkeit der Anleger steigt, und sehr
oft überzeugen dann auch die operativen
Ergebnisse der betreffenden Firma. Auch
die Anhänger des langfristigen Haltens von
Wertschriften setzen auf den 52-WochenTrick. Noch lieber sind ihnen die Signale
von Aktien, die Mehrjahreshochs erreichen.
Langfristig lassen sich aus ihrer Sicht so die
höchsten Gewinne mit Aktien erzielen.
pixabay
Trittbrettfahren an der Börse – da orientier­
ten sich Hobby-Anleger früher vor allem an
den Anlagetätigkeiten von Starinvestoren
wie Warren Buffett in den USA oder Martin
Ebner in der Schweiz. Doch das Internet er­
möglicht den Anlegern neue Horizonte fürs
Nachahmen von Investitionen. «Wisdom
of the Crowd» (Klugheit der Masse) heisst
das Anlegen der Zukunft. Vorreiter dieses
Trends sind Investoren-Netzwerke wie –
Wikifolio.com (www.cash.ch/wikifolio) oder
ayondo.ch. Hier machen Hobby-Anleger
und Investment-Profis ihre Depots öffent­
lich, der Anlageerfolg (oder Anlagemiss­
erfolg) ist in Echtzeit einsehbar. Stars sind
nicht mehr Buffett oder Ebner, sondern Mül­
ler oder Meier. Man kann Depots und damit
die Anlagestrategien anderer Mitglieder der
Plattform nachhandeln (etwa mit Zertifika­
ten). Anleger können auch selber Depots er­
stellen und publizieren. Findet ein Portfolio
Anklang in der Community, kann es inves­
tierbar werden für andere Anleger.
pixabay
Hindenburg-Omen:
Chart-Strategie
pixabay
Social Trading:
­Community-Strategie
Die Börsensignale aus der US-Wirtschaftswelt
Nebst vielen Signalen und Indikatoren, die sich
dex ist der Russell 2000. Er umfasst die 2000
den Fear & Greed Index von CNN Money
aus einer bestimmten Konstellation von Bör-
kleinsten US-Unternehmen punkto Marktkapi-
heran. Er besteht aus sieben Messparametern
senkursen ergeben, achten Anleger auch auf
talisierung. Das «Barometer» zeigt in der Regel
und reicht von 0 (extreme Angst der Anleger)
«handfeste» Hinweise aus der Wirtschafts- und
eine Kurskorrektur an den Märkten sehr früh
bis 100 (extreme Gier). Hohe Werte deuten
Finanzwelt, um den Verlauf der Börsen abzu-
an. Der Dow Transportation Index gilt be-
auf eine Überbewertung der Märkte hin; dann
schätzen. Viele Investoren setzen dabei auf
sonders als Indikator der US-Konjunktur und
müssten Anleger eigentlich verkaufen. Bei tie-
den Purchasing Manager Index aus den
damit auch der Aktienmärkte. Ein Rutsch des
fen Indexständen sollten Anleger zukaufen –
USA. Der Index basiert auf einer monatlichen
Index deutet auf eine konjunkturelle Schwäche
was aber einigen Mut erfordert. Aber schon An-
Umfrage unter den Einkaufsmanagern von
hin und ist ein Warnsignal für Anleger. Zur Be-
leger-Guru Warren Buffett wusste: «Sei gierig,
mehr als 400 US-Firmen des verarbeitenden
urteilung, ob man nun eher Aktien kaufen oder
wenn andere ängstlich sind.» (http://money.
Gewerbes. Ein weiterer viel beachteter US-In-
verkaufen soll, ziehen viele Investoren auch
cnn.com/data/fear-and-greed)
35
PENSIONIERUNG CHECKLISTE
KLUG IST, WER SICH FRÜH MIT
DER PENSIONIERUNG BEFASST
Eine gute Rentenplanung beginnt schon ab dem 18. Lebensjahr.
Eine Checkliste, die Ihren Lebensabend verschönern wird.
VON PASCAL ZÜGER
M
it Erreichen der Volljährigkeit ist
vieles neu. Man fährt Auto, er­
hält politisches Mitspracherecht,
geht auf Reisen. Doch kaum jemand denkt
da bereits an die Planung der Pensionie­
rung. Dabei wird im Alter vieles leichter,
wenn man sich bereits früh mit der Zeit
nach dem Erwerbsleben befasst. Folgende
Checkliste kann unangenehme Momente
im Pensionsalter ersparen.
Ab dem 18. Lebensjahr
prüfen, ob
AHV-Lücken ­bestehen
Nur wer lückenlos seine AHV-Beiträge be­
zahlt hat, erhält die volle Rente. Dafür sind
bei Männern mindestens 44 und bei Frauen
43 Beitragsjahre notwendig. Pro fehlendes
Beitragsjahr vermindert sich die Rente um
etwa 2,3 Prozent. Entdeckt man eine Lücke,
kann dieser Fehlbetrag innerhalb von fünf
Jahren ab dem Kalenderjahr, für welches
er geschuldet ist, nachbezahlt werden. Bei
der kantonalen Ausgleichskasse kann man
kostenlos einen Kontoauszug bestellen, man
allfällige Lücken entdecken kann.
❒ R
egelmässig
❒ E
inkäufe
in die Pensionskasse
­tätigen
Falls Deckungslücken bestehen, sind Ein­
käufe in die Pensionskasse (PK) möglich.
Damit erhöht man die künftige Rente und
spart Steuern. Lücken entstehen, wenn
man im Ausland gearbeitet hat oder wenn
sich der Lohn stark erhöht hat (mehr zum
PK-Einkauf auf S. 37 unten).
mit hoher Unter­
deckung meiden
Kommt es zu einem Arbeitgeberwech­
sel, lohnt sich ein Blick auf den Zustand
der «neuen» Pensionskasse. Liegt der De­
Aktive Senioren geniessen das Leben: Damit das möglich ist, sollte die Vorsorge früh
geplant werden.
fotolia
ckungsgrad deutlich unter 100 Prozent,
riskiert man eine Minderverzinsung des
Altersguthabens oder gar Leistungskür­
zungen, was sich negativ auf die künftige
Rente auswirkt. Einbezahltes Geld in die
zweite Säule ginge dann zum Teil verloren.
❒ Pensionskassen
36
❒ 3
a-Konto
eröffnen und jährlich
einzahlen
Als gute Alternative zum Einkauf in die
Pensionskasse bietet sich die Säule 3a an.
Hier gibt es keine Verlustrisiken durch Un­
terdeckung der Pensionskasse. Der maxi­
mal einzahlbare Betrag für Erwerbstätige
betrug 2015 6768 Franken. Diesen Betrag
kann man in der Steuererklärung vom Ein­
kommen abziehen. Auch die Zinserträge
auf dem Säule-3a-Vermögen sind steuer­
frei. Es gibt 3a-Konten mit oder ohne Akti­
enanteil. Der Marktanteil an 3a-Konten mit
Aktienanteil nimmt wegen der abnehmen­
den Kontozinsen eher zu.
CHECKLISTE PENSIONIERUNG
Ab dem 50. Lebensjahr bis zur Pensionierung
❒ E
innahmen und Ausgaben vor und
nach der Pensionierung
Mit Näherkommen der Pensionierung lohnt
es sich, einen genaueren Überblick über
die eigene Vermögenssituation zu schaf­
fen. Die Einnahmen- und Ausgabenstruk­
tur wird sich durch die Pensionierung
verändern. Ein Budgetplan hilft, die Ver­
mögensplanung zu optimieren. Es kann
sich lohnen, für einen Überblick einen un­
abhängigen Finanzplaner beizuziehen.
❒ B
ezugszeitpunkt
❒ L
etzte
Einkäufe in die zweite Säule
Die Pensionierung ist nicht mehr weit. Es
geht noch um das Feintuning. Gibt es noch
Lücken in der Pensionskasse? Vor allem
Pensionskassenbezüge durch den Erwerb
von Wohneigentum reissen oftmals eine
Lücke in das Altersguthaben. Aber auf­
gepasst vor Last-Minute-Einkäufen: Wer
die Pensionskassengelder bei der Pensio­
nierung als Kapital beziehen möchte, darf
keine Einkäufe während der letzten drei
Jahre vor der Pensionierung tätigen. Das
Guthaben gilt nämlich drei Jahre als «ge­
sperrt». Also frühzeitig einzahlen.
❒ K
apitalbezug
❒ W
ohnsituation
❒ A
HV-Rente
klären
Die Ausgaben für die Wohnung machen
einen grossen Teil des Budgets aus. Häu­
fig ist man mit der Frage konfrontiert, ob
das eigene Haus nach der Pensionierung
behalten werden oder ob man für die Zeit
nach dem Erwerbsleben in eine kleinere
Wohnung umziehen soll. Mit dem Verkauf
des Wohneigentums erhöhen sich die liqui­
den Mittel, langgehegte Wünsche wie Rei­
sen können erfüllt werden.
der Säule 3a
­festlegen
Vorsorgekapitalien aus der zweiten und
der dritten Säule, die im gleichen Jahr zur
Auszahlung kommen, werden zusammen­
gezählt. Über mehrere Jahre gestaffelte
Auszahlungen bringen deutliche Steuerein­
sparungen mit sich. Man kann ein Säule3a-Konto jeweils nur als Ganzes auszahlen
lassen. Empfohlen wird, im Laufe der Zeit
zwei oder mehr verschiedene Säule-3aKonten aufzubauen und die Kontostände
möglichst ähnlich hoch zu halten.
oder Rentenzahlung
aus der zweiten Säule
Die zweite Säule stellt bei den meisten
Schweizern den grössten Vermögensposten
dar. Hier gibt es beim Bezug ab Pensionie­
rungszeitpunkt drei Optionen: eine Aus­
zahlung als lebenslange Rente, einen ein­
maligen Kapitalbezug oder eine Mischung
aus Kapitalbezug und Rente. Welche Va­
riante am geeignetsten ist, hängt von der
individuellen Situation ab. Generell gilt
der Rentenbezug jedoch als sicherste Va­
riante, da man bis zum Lebensende eine
regelmäs­sige Einkommensquelle hat.
beantragen
Die Rente der ersten Säule wird beim Pen­
sionierungszeitpunkt (im Gegensatz zur
zweiten Säule) nicht automatisch auf das
Konto gutgeschrieben. Man muss sie drei
bis vier Monate vor dem gewünschten
Pensionierungsdatum bei der AHV-Aus­
gleichsstelle anfordern. Laut AHV-Gesetz
kann jeder seinen Pensionierungszeitpunkt
zwischen dem 63. und dem 70. Altersjahr
frei wählen (Frauen zwischen 62 und 69).
Was Sie beim Einkauf in die Pensionskassen beachten sollten
Durch freiwillige Einzahlungen in die zweite
ter 90 Prozent sind Sanierungsmassnahmen
Säule lassen sich die Altersrente aufbessern
notwendig, die auch die Versicherten in Form
und Steuern sparen. Wie viel Geld man ma-
von Minderverzinsungen oder gar Leistungs-
ximal in die zweite Säule einzahlen kann,
kürzungen zu spüren bekommen könnten.
sieht man auf dem Vorsorgeausweis, der bei
Wichtig ist auch, ob das eingezahlte Geld in
der Pensionskasse angefordert werden kann.
den obligatorischen oder überobligato-
Zur Steueroptimierung lohnt es sich, die
rischen Teil des Altersguthabens einfliesst.
Einkäufe auf mehrere Jahre zu verteilen, an-
Bei Ersterem sind die Leistungen üblicherwei-
statt einen einmaligen Grossbetrag zu über-
se besser. Das heisst, man bekommt später
weisen. Vor der freiwilligen Einzahlung sollte
mehr Rente für das eingezahlte Geld als im
man sich jedoch unbedingt über den Zustand
überobligatorischen Teil.
der Pensionskasse informieren. Denn bei ma-
Nützliche Websites: www.ahv.ch,
roden Kassen mit einem Deckungsgrad un-
www.bsv.admin.ch, pensionscoach.cash.ch
«Pensionszeitpunkt
ist unterschiedlich»
Gabor Gaspar, cash Pensionscoach.
zvg
Gabor Gaspar, Sie sind diplomierter Finanzplaner und cash Pensionscoach. Welches sind häufige Fehler
bei der Pensionierungsplanung?
Es gibt vor allem vier häufige Fehler: sich
zu spät mit der Pensionierungsplanung
auseinanderzusetzen, dabei nur einzelne
Punkte statt die ganze Situation zu prüfen,
das Ehe- und Erbrecht zu vergessen sowie
das Verögenskonzept nicht der Situation
anzupassen.
Gibt es einen Trend bezüglich Pensionierungszeitpunkt?
Nein. Das Thema ist sehr individuell und
hat drei Hauptfaktoren. Man sollte sich fol­
gende Fragen stellen: Wie ist die finanzi­
elle Lage? Macht die Arbeit noch Spass?
Und wie präsentiert sich die individuelle
Gesundheit?
Einkauf in die zweite Säule oder Einzahlungen auf das 3a-Konto: Was
lohnt sich mehr?
Beides zusammen lohnt sich. Bei der Säule
3a ist man limitierter vom Betrag her als
bei der Pensionskasse. Nur muss auch die
Pensionskasse finanziell gesund dastehen
und das Einkaufspotenzial muss vorhan­
den sein.
Empfehlen Sie 3a-Anlagen mit
hohem Aktienanteil?
Dies kommt wie bei allen Anlagen auf die
Risikofähigkeit und Risikoneigung an, also
wie viel Kapital gesamthaft vorhanden ist
und was für ein Anlegertyp man ist. Wenn
dies zusammenpasst und der Anlagehori­
zont stimmt, kann es Sinn machen.
37
INTERVIEW CLAUDIA GRAF
«DIE BIER-GROSSFUSIONEN
SPIELEN UNS IN DIE HÄNDE»
Braumeisterin Claudia Graf über die Konkurrenz von mächtigen
Bierkonzernen, neue Biertrends und das Schweizer KMU-Klima.
INTERVIEW: IVO RUCH
Wo sind die Herausforderungen grös­
ser: bei den Privatkunden oder in
der Gastronomie?
Die Gastronomie ist immer auch ein Aus­
hängeschild. Die Gäste gewöhnen sich an
ein Bier. Doch die Situation der Wirte ist
nicht einfach, weil sich die Gesellschaft
verändert. Die Leute besuchen nicht mehr
so oft ein Restaurant. Im Detailhandel spü­
ren wir den starken Franken wegen unse­
rer Nähe zu Österreich. Dies führt zu einer
aggressiven Aktionspolitik unserer Mitbe­
werber in der Schweiz.
Wie bestehen Sie gegen die globalen
Bierkonzerne?
Wir gewinnen laufend neue Kundschaft.
Die Leute wollen ein Schweizer Bier, mit
dem sie sich identifizieren können. Wir
kennen unsere Kunden und setzen viel auf
den persönlichen Kontakt. Das ist unser
Vorteil. Grossfusionen im Biermarkt spie­
len uns somit in die Hände. Zudem können
wir Innovationen schnell umsetzen.
Welche Trends gibt es in der
­Bierszene?
Der amerikanische Trend von Craft-Bie­
ren schwappt zu uns herüber. Wir mach­
ten auch schon Versuche mit hopfenbeton­
ten Bieren, aber wir verkaufen immer noch
am meisten Lagerbier. Unsere zahlreichen
Spezialbiere machen nicht mehr als zwi­
schen 1 und 8 Prozent des Umsatzes aus.
38
Man sollte den Zustrom von Flüchtlin­
gen realistischer betrachten und nicht aus
Angst überstürzte Aktionen starten. Ich är­
gere mich auch über politische Aktionen,
die nur dem Stimmenfang dienen.
Ich bin selbst Braumeisterin und würde
mich freuen, wenn die Kundschaft experi­
mentierfreudiger wäre.
Sie haben Sonnenbräu 2012 von
­Ihrem Vater übernommen. Was hat
sich unter Ihrer Führung verändert?
Es entspricht nicht meinem Charakter, al­
les auf den Kopf zu stellen. Aber jeder hat
seine Stärken und Schwächen: Während
mein Vater ein Patron war, führe ich die
Mitarbeitenden etwas anders. Zudem lege
ich das Augenmerk mehr aufs Marketing.
Wie ist Sonnenbräu von der Zuwanderung betroffen?
Bei uns arbeitet ein Grenzgänger. Einige
Deutsche sind hierher gezogen, um bei uns
zu arbeiten. Die Begrenzung der Zuwan­
derung würde uns stark betreffen, weil wir
im Brausektor auf ausländische Fachkräfte
angewiesen sind. Ich wünschte mir, die
Schweiz würde stärker auf dem bilateralen
Weg einen Schritt auf die EU zu machen,
anstatt europäische Gesetze und Regeln
übernehmen zu müssen.
Sie engagieren sich auch politisch.
Welche Themen liegen Ihnen am
Herzen?
Wie ist das Umfeld für kleinere
­ nternehmen in der Schweiz?
U
Wir haben immer noch zu viel Bürokratie,
die den Firmen Kosten verursacht. Lang­
sam setzt sich die Erkenntnis durch, dass
das ein Problem für unsere KUM-geprägte
Wirtschaft ist.
zvg
Frau Graf, wie lief 2015 für
­Sonnenbräu?
Grundsätzlich sind wir zufrieden. Auch
wenn der kalte Frühling und der sehr
heis­se Sommer nicht ganz ideal waren. Ist
es nämlich heisser als 28 Grad, trinken die
Leute lieber Wasser als Bier.
CLAUDIA GRAF
BRAUMEISTERIN
Claudia Graf (30) übernahm vor drei Jahren
die Sonnenbräu AG von ihrem Vater. Die
Brauerei in Rebstein SG ist seit der Gründung im Jahr 1891 in Familienbesitz. Claudia
Graf absolvierte das KV mit Berufsmatura;
sie ist die einzige Schweizerin mit Braumeister-Diplom. S
­ onnenbräu beschäftigt rund 50
Personen und hat 19 Biere im Angebot.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Meinen Erfolg hänge ich nicht an die gros­se
Glocke. Viel zentraler ist das Wohl des Un­
ternehmens. Denn ohne Erfolg steht die
Existenz der Brauerei auf dem Spiel. Wenn
es dem Betrieb gut geht, geht es mir gut.
Hatten Sie nie Lust auf etwas Neues?
Ich könnte mir nicht vorstellen, etwas an­
deres zu machen. Ich bin mit dem Betrieb
aufgewachsen und fühle mich hier sehr
verwurzelt. Die lange Familientradition
ist ein Erfolgsfaktor von Sonnenbräu. Das
oberste Unternehmensziel ist die Unab­
hängigkeit der Brauerei.
Hypotheken von über 70 Banken - Beste Zinsen
Persönliche & unabhängige Beratung
Unsere Werte:
Familienbesitz & Tradition
Die nachhaltige Entwicklung Ihres
Familienbesitzes geniesst bei uns oberste
Priorität. Eigentum und Vermögen zu
erhalten und sie über Generationen
hinweg zu vermehren, gehört seit 1841 zu
unseren Grundwerten.