Erfahrungsbericht Studiengang: BWL Austauschjahr/Semester: HW

Erfahrungsbericht
Studiengang: BWL
Austauschjahr/Semester:
HW Semester 2014
Gastuniversität:
Foreign Trade University
Stadt: Hanoi
Land: Vietnam
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung
der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die
Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor.
Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht
im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische
Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser
gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen.
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Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule)und
Ankunft
Die Bewerbung an der Foreign Trade University (FTU) verlief reibungslos. Der Prozess wird
sehr gut von dem AAA gemanaged. Es hat jedoch relativ lange gedauert, bis dass die FTU
konkrete Informationen über Semesteranfang, Kurse und Dokumente für die
Visabeantragung bereitgestellt hat. Damit der Flug nicht zu teuer wurde habe ich schon
bevor die Informationen eintrafen einen Flug (es gibt einen Direktflug von Frankfurt nach
Hanoi mit Vietnam Airlines) gebucht. Das hatte zur Folge, dass mein Visum erst einen Tag
nach der Ankunft meines Fluges gültig war. Bei der Ankunft in Hanoi hat sich dafür jedoch
niemand interessiert und ich konnte problemlos einreisen.
Vietnam klang für mich sehr exotisch weshalb ich mich vorher etwas über die Kultur
informiert habe. Im Rückblick hat das jedoch nicht viel gebracht und einige Dinge, die ich
gelesen habe trafen in der Realität gar nicht zu. Ich empfehle deshalb, sich vor der Anreise
nur Gedanken über wesentliche Dinge, wie Visum, Impfungen etc. zu machen und den Rest
einfach auf sich zukommen zu lassen. Probleme gibt es in Vietnam nicht. Die Menschen
sind sehr freundlich und hilfsbereit.
 Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)
Vor meiner Abreise habe ich ein billiges Hotelzimmer in Hanoi in der Nähe vom Old Quarter
gebucht. Ein Auto vom Hotel hat mich am Flughafen abgeholt. Am Flughafen stehen
ausreichend Taxis, die für die Fahrt in die Stadt fix 250,000 VND (ca. 10 Euro) verlangen.
Die seriösesten Taxiunternehmen sind Taxi Group und Mai Linh Taxi.
Ich würde ein paar Tage vor Unterrichtsbegin anreisen und dann gemütlich eine Wohnung
suchen. Alle von uns haben mit anderen Austauschstudenten ein paar Häuser geteilt. Ich
habe im Ba Dinh District gewohnt. Die Wohnlage kann ich sehr empfehlen, weil es nah an
der Uni (10 Min mit dem Mopped) und am Old Quarter (10 - 15 Min mit dem Mopped) ist.
Kosten belaufen sich auf ca. 200 – 250 Dollar im Monat. Am besten sucht man in der
Facebookgrupppe Hanoi Massive oder der Seite The New Hanoian nach
Wohnungsangeboten. In beiden Quellen findet man auch Informationen zu allen möglichen
anderen Fragen. Viele Unterkünfte haben einen angemessenen Standard obwohl Kakerlaken
und Ratten auf der Strasse oft nicht zu vermeiden sind. An all das gewöhnt man sich aber
sehr schnell.
 Studium an der Gasthochschule
Das Herbstsemester an der FTU ist in zwei Teile geteilt, sodass man alle Kurse schon im
ersten Teil abhaken kann und dann viel Zeit zum Reisen hat. Offiziell ist es jedoch nicht
vorgesehen, dass Exchange Students nur die erste Hälfte belegen. In der
Einführungsveranstaltung wurde gefordert, dass wir mindestens einen Kurs in der zweiten
Hälfe belegen. Am Ende hat das jedoch niemand gemacht und damit gab es auch keine
Schwierigkeiten. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es in den nächsten Jahren anders
aussehen könnte. Für die Mannheimer Studenten ist die Faculty of Finance & Banking und
nicht das Internatinal Office verantwortlich. Die Kurswahl war etwas chaotisch, da sich die
Kursliste zweimal änderte und unsere Fakultät wollte, dass wir mindestens einen Finance
Kurs belegen. Die Finance Kurse haben uns beiden Mannheimern aber nicht gefallen, sodass
wir einfach keinen belegt haben. Wegen der Kurswahl und der Administration an der FTU
sollte man sich aber keine Sorgen machen. Die FTU lernt jedes Jahr dazu und Probleme
können relativ schnell und einfach gelöst werden. Das Kursangebot in englischer Sprache ist
sehr weit gefächert, sodass man viel Freiheit in der Stundenplangestaltung hat und sich
mindestens einen Tag in der Woche frei halten kann. Leider gab es keinen
Vietnamesischkurs an der Uni.
Auch wenn das International Office nicht für uns zuständig war konnten wir uns mit Fragen
immer and die Leute dort wenden, die sehr gerne halfen. Den Austauschstudenten wurden
Buddies von der FTU zugeteilt, die uns sehr hilfreich zur Seite standen und unsere guten
Freunde geworden sind.
Das Niveau der Kurse war natürlich unterhalb des Mannheimer Levels aber dennoch nicht zu
unterschätzen. Gute Noten erforderten in den meisten Kursen auch gute Leistungen, sodass
nicht unbedingt mit Highscores zu rechnen ist. In den meisten Kursen gab es ein
Midtermexam und ein Groupassignment. Trotzdem gab es natürlich genug Zeit für
ausgedehnte Wochenendtrips und viel Spass, zumal die zweite Hälfte des Semesters
komplett frei war. Die Kurse fanden zweimal die Woche statt. Jeden Tag gibt es vier Blöcke,
ca. 2,5 Stunden lang, wobei der erste schon um 6:45 begann und meistens
Anwesenheitspflicht bestand.
Auf dem Campus gibt es zwei sehr billige und akzeptable Kantinen und eine Bäckerei.
Ausserhalb findet man viele Cafes und Fressbuden an der Strasse, gleich um die Ecke.
 Alltag und Freizeit
Die Lebenshaltungskosten in Vietnam sind sehr gering im Vergleich zur Heimat. Auf dem
Markt und in den meisten Läden im touristischen Old Quarter musss man ordentlich
verhandeln, sonst bezahlt man deutlich mehr. Meistens kann man auf 2/3 oder sogar 50%
des Preises herunterhandeln. In Verhandlungen hilft vor allem der Satz: ÊOi gioi oi, dat qua“
(gesprochen: oi soi oi dat qua, Bedeutung: Oh Gott das ist zu teuer) zusammen mit einem
Grinsen oder Lachen. Auserhalb des touristischen Bezirks ist das Verhandeln meistens nicht
nötig und auch als Ausländer wird man auch nicht übers Ohr gehauen. Das ist sehr
angenehm. Große und kleine Supermärkte mit fixen Preisen gibt es auch ausreichend.
Hier eine Liste mit ein paar Beispielpreisen:
- Vietnamesisches Mittagessen/Abendessen: 1-2 Euro
- 1,5 Liter Wasser: 35 Cent
- Kino: 3-4 Euro
- Flasche Hanoi Bier: 60 Cent
- 0,3 Liter Glas Bia Hoi vom Fass: 25 Cent
Alles ist also sehr billig und man kann mit wenig Geld wie ein König leben. Das Essen ist
sehr lecker und sehr gesund. Ich habe fast nie gekocht sondern bin immer auf der Strasse
oder in Restaurants gewesen, was oft sogar billiger war.
Bei der Ankunft in Hanoi hat mich die unerträgliche Hitze und Luftfeuchtigkeit, sowie der
verrückte Verkehr ziemlich mitgenommen aber nach 2 Wochen hat man sich zumindest an
den Verkehr gut gewöhnt. Der Sommer erfordert mindestens zwei Duschen am Tag während
es im Winter kühler wird. Auch wenn die Temperaturen dann noch 15-20 Grad betragen
kann es in den nicht isolierten Hausern schonmal kalt werden.
Hanoi ist einfach eine klasse Stadt in der es so viel zu erleben gibt. Die Stadt ist noch nicht
voll entwickelt, sodass man ein sehr originales kulturelles Erlebnis bekommt, welches in den
meisten asiatischen Metropolen durch die Globalisierung nicht mehr möglich ist. Das Old
Qarter um den Hoan Kiem Lake ist fast schon romantisch mit kleinen Gassen und alten,
dicht gedrängten Häusern. Es gibt sehr viele Seen in der Stadt, viele Cafes und die
verschiedensten Restaurants, die der Vietnamesischen Küche alle Ehre machen. Am liebsten
bin ich abends mit dem Motorrad um den West Lake gefahren und hab mal hier und dort
gehalten und ein Bier getrunken. Das war das Beste!
Unbedingt sollte man sich ein Motorrad mieten oder sogar kaufen. Ohne ein Bike ist man
ständig auf Taxis oder Busse angewiesen was sehr lästig ist und das Moppedfahren hat mir
sehr viel Spass gemacht. Der Verkehr erscheint sehr gefährlich und verrückt aber wenn man
im Strom mitfährt ist es wirklich alles halb so wild. Sehr empfehlen kann ich Quang Minh
Motor (einfach mal googlen oder bei Facebook suchen), ein Motorbikeverleih und Händler.
Minh spricht sehr gutes Englisch, macht gute Preise und hat den besten Service den ich je
erlebt habe.
Ich habe mich mit meinen Reisen vor allem auf Vietnam konzentriert. Während des
Semesters haben wir Exchange Students ein paar Wochenendausflüge zur Ha Long Bay,
nach Ba Vi National Park, Ninh Binh, Hoi An und Sapa gemacht. Es gibt wirklich viel zu
entdecken und die Reisekosten sind allgemein ziemlich niedrig. Das billigste Transportmittel
ist der Bus, obwohl die Fahrt je nachdem wie groß man ist und wie die Straßenverhältnisse
sind zum Albtraum werden kann. Nach den Prüfungen habe ich mit zwei anderen
Internationals einen Motorradtrip durch ganz Vietnam und nach Kambodscha gemacht. Es
war ein unglaubliches Erlebnis mit so vielen Abenteuern und Herausforderungen. Mit dem
Motorrad ist man unabhängig von Fahrplänen und bekommt so viel mehr vom Land mit.
Die Landschaft ist atemberaubend schön und einsame, verschlungene Gebirgsstrassen
garantieren maximalen Fahrspass! Wer sich das Abenteuer zutraut sollte es auf jeden Fall in
Angriff nehmen.
Meine beste Erfahrung in Hanoi, die das Semster unvergesslich gemacht hat, war vor allem
so viele tolle Freunde zu treffen. Ich empfehle jedem, der an die FTU geht, sich auf die
Vietnamesen einzulassen und deren Gastfreundschaft zu genießen. Es ist total einfach
Freunde unter den Locals zu finden. Die Vietnamesen sind total herzliche und super gute
Freunde. Fast jeden Tag habe ich etwas mit meinen neuen Freunden unternommen und
dadurch sehr viel über das Land, die Kultur und die vietnamesische Lebensweise gelernt. Die
Vietnamesen kennen natürlich auch die besten Restaurants, die schönsten Ecken in der
Stadt und Besonderheiten, die man als Tourist niemals entdecken würde.
Meine Erfahrung ist, dass es in Vietnam keine Sorgen gibt. Egal ob das Moppet den Geist
aufgibt, man sich verlaufen hat oder sich der Stundenplan an der Uni zweimal ändert,
immer hilft ein freundlicher Vietnamese aus und eine Lösung steht um der Ecke bereit.
Das war das beste Semester in dem besten Land und ich hoffe, dass möglichst viele
Studenten auch diese Erfahrung machen können.
An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse:
Kursbezeichnung
Kurs
International Relations
SWS/
Credits
3
Anerkennung an der
Universität Mannheim
Bemerkungen
Super Professor mit gutem Englisch und sehr
freundlich. Es ging vor allem um geschichtliche
Themen, die internationale Beziehungen
beeinflussen und theoretische Ansätze wie
Liberalismus, Konstruktivismus und Realismus.
Die Prüfung war fair aber es kamen einige Fragen
zum Gemeinwissen (z.B. wie viele EU Staaten gibt
es), die nicht im Unterricht behandelt wurden. Neben
der Klausur musste man einen Essay schreiben und
eine Debatte vorbereiten.
Logistics and int. Transportation
3
Der Professor war ziemlich streng im Unterricht und
sprach Englisch mit starkem Akzent, der schwer zu
verstehen war. Der Kurs war sehr theoretisch und
die allermeisten waren mit ihren Noten unzufrieden.
Es gab eine Midtermklausur, sowie ein sehr kleines
Assignment in dem man allgemeine Informationen
über verschiedene Airlines heraussuchen musste.
Qualitymanagement
3
Sehr netter Professor, der das Thema mit gutem
Englisch und viel Enthusiasmus interessant machen
konnte. Es ging um Qualitätsstandards, wie ISO
9001. Die Prüfung war sehr einfach. Zudem wurde
ein open book Midtermexam geschrieben und eine
Gruppenarbeit präsentiert.
Intellectual Property
3
Die Prüfung am Ende war die einfachste, die ich je
geschrieben habe. Die Midtermklausur war multiple
choice und manchmal etwas tricky. Das Thema war
sehr interessant. Es ging um Patente, Copyright,
Tradesecrets und Geographical Indications. Die
Professorin sprach sehr gutes Englisch und hat
keine Anwesenheit überprüft.
SWS = Semesterwochenstunde