Zahngesundheit bei Kindern Prof. Dr. med. dent. Ralf Rössler, zahnmedizinisches Zentrum der Praxis-Hochschule Köln Fragen an Prof. Dr. Ralf Rössler Warum ist es wichtig, heranzuführen? schon Kleinkinder an die richtige Mundhygiene Prof. Dr. Ralf Rössler: Sehr wichtig, da es in Deutschland, auch wenn es sich verbessert hat, immer noch zu viel Milchzahnkaries gibt. Fast 50 % der Schulanfänger waren schon wegen Karies beim Zahnarzt – das sind eindeutig zu viele. Milchzähne sind dank ihres nicht vollständig ausgereiften Zahnschmelzes anfälliger für Karies und daher besonders sorgfältig zu putzen. Wie hat sich die Mundgesundheit von Kindern in Deutschland in der letzten Zeit entwickelt? Prof. Dr. Ralf Rössler: Alles in allem ist das Bewusstsein für eine gute Mundpflege in den letzten Jahren besser geworden. Auch kann man von einem Kariesrückgang sprechen. Vor allem hat sich die Zahngesundheit der Acht- bis Zwölfjährigen deutlich verbessert – mehr als die Hälfte der Grundschüler haben mittlerweile kariesfreie Zähne. Was sind die Gründe für diese Entwicklung? Prof. Dr. Ralf Rössler: Zum einen ist die Aufklärungsarbeit besser geworden: Eltern, Schulen und auch Zahnärzte haben erkannt, dass Kinderzähne besonders gepflegt werden müssen, da sie die Grundlage für die Gebissentwicklung darstellen. Zum anderen liegt es an der medizintechnischen Entwicklung der letzten Jahre, wie zum Beispiel spezielle Kinderzahncreme oder kindgerechte elektrische Zahnbürsten. Es ist wichtig, dass Kinder schon früh an den richtigen Umgang mit der Zahnbürste gewöhnt werden. Natürlich spielen Präventionsmaßnahmen wie Zahnversiegelungen und Fluorid-Mundspülungen auch eine Rolle. Mit welchem Alter sollte der erste Besuch beim Zahnarzt anstehen? Prof. Dr. Ralf Rössler: Die Zahnpflege beginnt mit dem Durchbruch des ersten Milchzahnes! Besser früh loslegen und Kinder an den Zahnarzt gewöhnen, ehe eine zu große Angst entstehen kann. Grundsätzlich sollten Kinder und Jugendliche zweimal im Jahr zur Kontrolle gehen. Viele Eltern denken, dass Schäden an Milchzähnen egal sind, weil sie durch die bleibenden Zähne ersetzt werden. Wie denken Sie darüber? Prof. Dr. Ralf Rössler: Das stimmt so nicht. Auch wenn Milchzähne ausfallen, es ist wichtig sie wie richtige, bleibende Zähne zu behandeln. Kranke Milchzähne wirken sich negativ auf den Allgemeinzustand des Kindes aus – Schmerzen sind nie angenehm – und sind zudem noch Grundlage für die weitere Gebiss-Entwicklung des Kindes. Wie wichtig ist die Rolle der Eltern? Wann können Kinder ihre Zähne selbstständig pflegen? Prof. Dr. Ralf Rössler: Eltern sind beim Thema Zähneputzen wichtige Vorbilder. Kontrolle ist hier ein wichtiges Stichwort: Falls nicht gründlich geputzt wurde, lieber nochmal nachkontrollieren und mit dem Kind nachputzen. Auch wenn es anstrengend ist – Kinder sollten an einen vorbildlichen Umgang mit der Zahnbürste herangeführt und gewöhnt werden. Das abendliche Weglassen des Zähneputzens ist ein No-Go – hier muss das Elternteil hart bleiben. Die wenigsten Kinder pflegen ihre Zähne gern. Welche Tipps geben Sie Eltern, um den Nachwuchs zur Zahnpflege zu motivieren? Prof. Dr. Ralf Rössler: Mittlerweile gibt es in puncto Motivation für das Zähneputzen schon eine ganze Menge: Von Zahnputzbücher bis über Zahnputzlieder, die gesungen werden können und unterhaltsamen Apps, die lustige Cartoons und Comics während des Zähneputzens zeigen. Auch könnte man familienintern das tägliche Zähneputzen als gemeinsames Ritual einführen. Das bringt allen Spaß und prägt das Wir-Gefühl umso mehr. Wie wichtig ist Einsicht und Kontrolle des Putzverhaltens? Prof. Dr. Ralf Rössler: Sehr wichtig. Bei uns in der Praxis verwenden wir beispielsweise Plaque-Färbe-Tabletten, um den Kindern zu visualisieren, wo sie noch besser putzen müssen. Den Mund voller violetter Farbe zu haben, finden Kinder lustig. Das Thema Spaß sollte beim Zähneputzen nicht fehlen. Es gibt einige Apps, die Spaß mit Kontrolle verbinden: Hier werden Kinder mit lustigen Spielen während des Zähneputzens unterhalten, während Eltern und Zahnärzte das Putzverhalten ihres Kindes auswerten und kontrollieren können. Wie sieht die ideale Mundhygiene eines Kindes aus? Prof. Dr. Ralf Rössler: Bei den Kleinen wird idealerweise nur einmal täglich geputzt und das mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta. Ab dem zweiten Lebensjahr darf die Putzroutine schon etwas erweitert werden: Morgens und abends mit einem weichen, kleinen Bürstenkopf und wenig Zahnpasta. Wie hilfreich sind Ihrer Meinung nach Hilfsmittel, die Kinder spielerisch und motivierend ans Putzen heranführen? Prof. Dr. Ralf Rössler: Durch die stetige Digitalisierung unseres Alltags gibt es mittlerweile technische Helfer, die ich für sehr sinnvoll halte. Mit Zahnputz-Apps für das Smartphone oder Tablet wird das Kind auf spielerische Weise an das Zähneputzen gewöhnt. Alle Putzvorgänge werden zudem in der App gespeichert, sodass der behandelnde Zahnarzt die Daten abrufen und kontrollieren kann. Auch ist es eine tolle Möglichkeit, den Kindern zu zeigen, wo sie sich noch verbessern können.
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