Weggang unseres Pfarrers ist ein herber Verlust - Christlich

DNN vom 12.01,2016
„Weggang unseres Pfarrers ist ein herber Verlust"
Gemeinde hadert mit konservativer Landeskirche
von Sebastian Burkhardt
Ciprian Matefy ist seit Dezember 2014 Pfarrer in der Johanneskirchengemeinde Johannstadt-Striesen
und eigentlich unersetzlich. Dennoch wird der 33-Jährige Anfang April seine Gemeinde verlassen, um
gemeinsam mit seinem Ehepartner Stephan Rost (33, Pfarrer in Börln) ein Pfarramt in SchleswigHolstein zu übernehmen. (DNN berichteten).
„Wir bedauern den Verlust von Pfarrer Matefy zutiefst", so Ralf Reinsperger, Kirchenvorstand der
Johanneskirchengemeinschaft. Und dabei war es gerade der dynamische und engagierte Rumäne,
der die Kirchgemeinde wieder in ruhiges Fahrwasser geleiten sollte. Seit mehr als fünf Jahren plagen
die 5500 Mitglieder starke Gemeinschaft Personalsorgen. „Aufgrund von längerfristigen Krankheiten
und dem Ruhestand einiger Kollegen sind wir im Pfarramt chronisch unterbesetzt", so Reinsperger.
Jungpfarrer Ciprian Matefy erwies sich nach seiner Anstellung im Dezember 2014 als „echter
Glücksgriff", erzählt der Kirchenvorstand. „Er ist jung, charismatisch und hat eine außerordentliche
Gabe zu predigen. Er begeisterte sofort alle Mitglieder und füllte die Gottesdienste. Auch viele junge
und homosexuelle Menschen kamen wegen ihm in die Kirche", so Reinsperger. Die sexuelle
Orientierung des Pfarrers habe zudem zu keinem Zeitpunkt eine Rolle gespielt, ergänzt der
Kirchenvorstand. Obwohl Matefys Stelle für mehr als drei Jahre vorgesehen war, ist aber nun im April
Schluss.
Über die genauen Gründe des Gemeindenwechsels äußerten sich die beiden Pastoren aber nur
zaghaft. Die liberale Nordkirche gilt im Vergleich zur Sächsischen Landeskirche gegenüber
homosexuellen Pastorenpaaren als aufgeschlossener. Auch der Wunsch, gemeinsam in einer
Gemeinde zu arbeiten, war ausschlaggebend. Als homosexuelles Paar ein Pastorenamt in Sachsen zu
bekleiden, sei zwar möglich, aber „nicht so leicht", erklärt Matefy.
Angebote gab es trotzdem: „Es gab von Seiten der Landeskirche für beide Pfarrer nicht nur die
Bereitschaft, sondern auch die Möglichkeit, gemeinsam ein Pfarramt in Dresden zu übernehmen", so
Oberlandeskirchenrätin Margrit Klatte.
Laut der 47-Jährigen waren zwei Kirchgemeinden bereit, das Pastorenpaar aufzunehmen. Dennoch
wird es die beiden Pfarrer nun in den Norden ziehen. „Ich bin kein Freund von Einzelfalllösungen",
sagt Stephan Rost und spielt damit auf die konservative Haltung der Landeskirche Sachsen im Bezug
auf die generelle Akzeptanz von homosexuellen Pastoren an. Diesen Vorwurf kann
Oberlandeskirchenrätin Klatte zwar nachvollziehen, verweist aber auch auf die schwierige Thematik.
„Wir führen zu diesem Thema eine gewissenhafte Diskussion und beachten dabei verschiedene
Standpunkte", begründet sie.
Für die Johanneskirchengemeinde ist der Abgang von Ciprian Matefy jedenfalls ein herber Verlust,
der nur schwer auszugleichen sein wird. „Einen Nachfolger haben wir leider noch nicht. Herr Matefy
wird uns auch menschlich sehr fehlen", erklärt Ralf Reinsperger.
Auch der Pfarrer selbst blickt ein wenig wehmütig auf die
Zukunft. „Ich habe mich in der Gemeinde sehr wohl und
geborgen gefühlt. Alle waren nett und herzlich zu mir, ich
wurde regelmäßig zu Gemeindemitgliedern eingeladen und
habe dabei viele tolle Menschen kennengelernt", erinnert er
sich. Mit der Kirchgemeinde, beteuert Matefy, habe seine
Entscheidung auch nichts zu tun: „Ich bedanke mich für die
kurze, aber intensive Zeit und habe alle ganz fest in mein Herz
geschlossen."