Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 1 Die Geschichte der Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule, ehemals Stefan-Rahl-Schule Die Geschichte der Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule ist in ihren Anfängen die Geschichte der Stefan-Rahl-Schule. Die Stefan-Rahl-Schule ist in der Ravensburger Ortschaft Obereschach gelegen. Von der ursprünglichen Volksschule zur Grund- und Hauptschule, zur Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, zur Grund- und Werkrealschule und schließlich zur Grundschule und Gemeinschaftsschule entwickelt, erfolgte 2013/14 auf Beschluss des Schulträgers der Verbleib der Stefan-Rahl-Grundschule in Obereschach. Die Gemeinschaftsschule ab Jahrgang 5 wurde an den innerstädtischen Schulstandort des Schulzentrums Neuwiesen umgesiedelt und zeitgleich die Namensgebung geändert in Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass zu Beginn die Geschichte der Ursprungsschule Stefan-Rahl-Schule ausführlich dargestellt wird: I. Die Geschichte der Stefan-Rahl-Schule in Ravensburg-Obereschach 1 Ursprünglich ging der Schulunterricht vom Kloster Weißenau aus. Mit Aufhebung des Klosters wurde der Unterricht in Gornhofen und Obereschach in einem Privathaus erteilt. Die älteste Schule in Gornhofen war in Hintersolbach. 1825 Die Gemeinde kauft das Gebäude. 1826 – 1846 Schule im Haus des Lehrers und Messners J.G.Renz in Gornhofen 1846 Auf den Grundmauern der abgebrochenen Zehntscheuer in Gornhofen wird die Schule errichtet. o.J. In Obereschach befindet sich die Schule im Haus des Messmers Johann Rothenhäuslers, der auch Schulunterricht abhält. um 1900 Ferdinand Waggershauser kauft dieses hölzerne Gebäude, das 1964 abgebrochen wird. Eine Bäckerei wird gebaut. 1843 Die Gemeinde Eschach erwirbt die Zehntscheuer in Obereschach und ein halber Morgen vom Kirchhofacker. 1844 Die Zehntscheuer wird abgebrochen und ein zweistöckiges Schulhaus mit Lehrerwohnung errichtet. 1 Hauptsächliche Quellen: Josef Arnegger: Dorfchronik ca. 1991 Ortverwaltung Eschach: Schule Obereschach und Eschachhalle. Sanierungsvorhaben. Nov. 2005) Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 2 Die Entstehung des heutigen Schulgeländes in Obereschach 1963 Fertigstellung der neuen Volksschule (heutiges altes Schulhaus) mit Turnhalle und Schwimmbad. 1971 Neubau des derzeitigen Hauptgebäudes mit überdachter Pausenhalle und dreigeschossigem Foyer. 1987 Neubau der Eschachhalle als Mehrzweckhalle. 1994/95 Auszug des KBZO (Körperbehindertenzentrums aus dem alten Schulgebäude. Umbau der freigewordenen Räume zu Fachräumen für die Grund- und Hauptschule. 2009 - 2013 Umbau Schulsportplatz Die Sekundarschule im Wandel 1992/93 Die Hauptschule Obereschach erhält freiwilliges 10. Schuljahr 1996 – 2001 Die erste Außenklasse der Martinusschule (Sonderschule G) wird an der Hauptschule eingerichtet. 1997/98 Das 10. Schuljahr muss wegen Schülermangel aufgegeben werden. 2000/2001 Zusammenlegung der Hauptschulen Weißenau und Obereschach am Standort Obereschach. Die Schule erhält das 10. Schuljahr und wird zur „Hauptschule mit Werkrealschule“ 2003/04 Das 10. Schuljahr muss wieder aufgegeben werden. Es wird für die Ravensburger Hauptschüler an der Hauptschule Neuwiesen angeboten. 2005/06 Die Eingangsklassen werden im Rahmen des Modellprojekts „Schulanfang auf neuen Wegen“ jahrgangsgemischt geführt. 2006 – 2011 Start der zweiten Außenklasse der Martinusschule (Sonderschule G) an der Hauptschule. 2008/09 Zusammenlegung der Hauptschulen Oberzell und Obereschach am Standort Obereschach. Umbenennung der Schule in „Stefan-Rahl-Schule“. Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 3 Stefan-Rahl-Schule – Wie die Schule zu ihrem Namen kam: Der Hintersasse Stefan Rahl (Raul) vom Rahlenhof war einer der vermögendsten Untertanen des Klosters Weißenau. Er war der Anführer und Sprecher der Bauern im Bauernkrieg 1525. Nach der Vertreibung des Abtes Murers aus dem Kloster und gescheiterten Verhandlungsversuchen der Bauern um bessere Bedingungen, wurde durch den vom Bauernjörg ausgehandelten Weingartner Vertrag Druck ausgeübt, sodass die Bauern kurze Zeit darauf dem Abt ihre Treue schwören mussten. Stefan Rahl überlebte den Bauernkrieg, aber am Ostersonntag 1925 wurde sein Hof niedergebrannt, wobei eines seiner Kinder ums Leben kam. Die Ortschaftsräte von Taldorf und Obereschach schlugen nach langen und schwierigen Verhandlungen um den Schulort für ihre zusammengelegten Hauptschulen diesen Namensgeber vor, um einerseits die Verbindung der Ortschaften auszudrücken und andererseits die Kampfbereitschaft zu zeigen, weiter für den Erhalt ihrer weiterführenden Ortschaftsschule zu kämpfen. Werkrealschule –> Mittelschule? –> Modellschule? -> Gemeinschaftsschule 2009/10 Ein Antrag auf zwei Schulstandorte für die Neue Werkrealschule wird vom Gemeinderat in Ravensburg abgelehnt. Die Stefan-Rahl-Schule bleibt zunächst eigenständige Hauptschule. Für die Klasse 5 werden 25 Schülerinnen und Schüler angemeldet. 02.11.2009 Der Gemeinderat Ravensburg beauftragt die Schulverwaltung in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt, dem Gesamtelternbeirat und den umliegenden Gemeinden ein Modellprojekt für einen Schulversuch „Länger gemeinsam lernen“ auszuarbeiten. 24.04.2010 Eine pädagogische Arbeitgruppe wird beauftragt, ein Konzept für eine zu errichtende Modellschule zu erstellen. 2010/11 Die Stefan-Rahl-Schule erhält in einem zweiten Anlauf und durch das Engagement der Schulgemeinschaft sowie der Ortschaft Eschach die Genehmigung des Schulträgers zur Einrichtung einer Werkrealschule. Das in der Gesamtlehrerkonferenz geplante Vorhaben, einen Antrag zur Einrichtung einer „integrierten Mittelschule“ zu stellen, wird vom Staatlichen Schulamt als aussichtslos bewertet, da aus Sicht der Kultusverwaltung die „Neue Werkrealschule“ deren wesentlichen Konzeptmerkmale abbildet. Das Staatliche Schulamt unterstützt daher trotz deren Einzügigkeit die Einrichtung der Neuen Werkrealschule am Standort Obereschach. Die Anmeldezahlen in Klasse 5 zum Schuljahr 2011/12 entsprechen mit 17 Schülerinnen und Schülern jedoch nicht den Erwartungen. Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 4 27.03.2011 Erstmals in der Geschichte Baden-Württembergs wird eine rot-grüne Landesregierung gewählt. Im Koalitionsvertrag wird die Einrichtung der integrierten Sekundarschulart Gemeinschaftsschule festgeschrieben. 18.07.2011 Die Stadt Ravensburg stellt beim Kultusministerium einen Antrag auf Genehmigung der „Ravensburger Modellschule“. Als priorisierter Standort wird die Neuwiesenschule genannt. Der Antrag wird abgelehnt, da die neue integrierte Schulart der Gemeinschaftsschule den Anspruch des längeren gemeinsamen Lernens erfüllt. 26.09.2011 Der Gemeinderat bietet allen Ravensburger Schulen seine Unterstützung bei der Entwicklung zur Gemeinschaftsschule an. Als Maßgabe wird festgelegt: „Das durch die pädagogische Arbeitsgruppe (für die Modellschule, d.Verf.) erarbeitete pädagogische Konzept soll allen Schulen, die sich in die Richtung der Gemeinschaftsschule entwickeln möchten, als Leitfaden dienen.“ (Sitzungsvorlage GR-Sitzung 26.9.11) 24.10.2011 Die Stefan-Rahl-Schule bewirbt sich mit einer ausführlichen Konzeption für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule ab Klasse 5 beim Schulträger. Da vor allem die Grundschule Oberzell, die bereits drei Jahre zuvor ihre Sekundarstufe an Obereschach abgeben musste, Abwanderungen im Grundschulbereich befürchtet, verzichtet die Stefan-Rahl-Schule darauf, bereits im Erstantrag die Primarstufe mit einzubeziehen. 30.01.2012 Genehmigung des Antrags durch den Gemeinderat RV: „1.Dem vorliegenden Antrag der Stefan-Rahl-Schule, Obereschach auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule – zunächst ab Klassenstufe 5 – beginnend mit dem Schuljahr 2012/13, wird zugestimmt. 2…. 3.Über den endgültigen Standort im Süden von Ravensburg wird zu einem Späteren Zeitpunkt, nach Anklärung des Raumprogramms, entschieden.“ (Quelle: Präsentation „Schulentwicklungsplan 2012“ in der Sitzung des Gemeinderats am 7. Mai 2012 von ASJ) März 2012 50 Anmeldungen für die Klassen 5 der Stefan-Rahl-GemeinschaftsSchule (gegenüber nur noch 11 Anmeldungen an WRS Kuppelnau, 12 Anmeldungen an WRS Neuwiesen). Quelle: Präsentation „Schulentwicklungsplan 2012“ in der Sitzung des Gemeinderats am 7. Mai 2012 von ASJ) Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 5 16.04.2012 Vorliegen der anhand von kultusministeriellen Leitfragen überarbeiteten Konzeption für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule ab Klasse 5 am Standort der Stefan-Rahl-Schule. 07.05.2012 Beschluss Gemeinderat zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule: „1.Die Stadt Ravensburg möchte, ohne den Neubau einer zusätzlichen Kubatur, eine Gemeinschaftsschule in den bestehenden Schulräumen Einrichten. 2.Die Vewaltung wird beauftragt, einen Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule ab dem Schuljahr 2012/13, beginnend für die Klassenstufen 5 und 6 an der Stefan-Rahl-Schule sowie für die Weiterführung dieser Schule ab dem Schuljahr 2014/15 an einem noch zu bestimmenden Standort (bzw. Standorten) zu beantragen….“ (Quelle: Ergebnisprotokolle Gemeinderat 07.05.2012, Nr. GR 2012/05) 08.05.2012 Informationsabend an Eltern der angemeldeten Gemeinschaftsschüler durch Herrn Beck (Leiter ASJ), Herrn Bastin (AGM) und M. Glosser (Schulleiterin). Schriftliche Abfrage an die Eltern, ob die Anmeldung trotz des voraussichtlichen Standortwechsels der Gemeinschaftsschule aufrecht erhalten wird. Sept. 2012 Die Stefan-Rahl-Schule beginnt ihm Jahrgang 5 mit 48 Schülerinnen Schülern am Standort Obereschach. 01.10.2012 Der Gemeinderat beschließt die Umstrukturierung der Standorte: „1.In den Räumen der Neuwiesenschule soll die Gemeinschaftsschule im Süden eingerichtet werden. Dies hat zur Folge, dass die zur Zeit in der Stefan-Rahl-Schule/Obereschach untergebrachte Gemeinschaftsschule Spätestens zum Schuljahr 2014/15 an die Neuwiesenschule umzieht. Ob der Umzug erst zum Schuljahr 2014/15 oder bereits zum Schuljahr 2013/14 stattfindet, bestimmen die Schulgemeinschaften. 2.Ab dem Schuljahr 2013/14 werden an der Werkrealschule Neuwiesen in der Eingangsklasse keine Schüler mehr aufgenommen. 3.Ob die Werkrealschüler der Stefan-Rahl-Schule am Standort Obereschach Verbleiben oder auch an die Neuwiesenschule umziehen, entscheiden die Schulleitungen in Abstimmung mit Eltern und Staatlichem Schulamt.“ (Quelle: Ergebnisprotokoll Gemeinderat 01.10.2012, Nr. GR 2012/09) . 2012/13 Die Schulleitungen der Gemeinschaftsschule und Werkrealschule Neuwiesen werden vom Staatlichen Schulamt beauftragt, den Umstrukturierungsprozess kooperativ und konstruktiv zu gestalten. Am Schulzentrum Neuwiesen wird im Haus A das Erdgeschoss für die Bedarfe der Gemeinschaftsschule umgebaut und renoviert. Es zeigt sich sehr schnell, dass die Stefan-Rahl-Schule mit einer Zweizügigkeit im Sekundarbereich räumlich und logistisch an ihre Grenzen stößt. Deshalb muss der Standortwechsel bereits für das Schuljahr 2013/14 geplant werden. Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 6 13.05.2013 Der Gemeinderat beschließt den Schulnamen „Barbara-BöhmGemeinschaftsschule“. Die Kulturwissenschaftlerin Dorothee Büker hatte gemäß dem Wunsch der Gemeinderätinnen mehrere Frauenbiographien für eine mögliche Namensgeberin vorgestellt. Die erfolgreiche Schuhmacherwitwe Maria Barbara Böhmin erhielt am 25.4.13 von der Schulkonferenz der Gemeinschaftsschule dafür den einstimmigen Zuschlag. 13.07.2013 Abschiedsmusical der Gemeinschaftsschüler im Rahmen des Kinderfests mit dem Titel „Alles wird gut“. Hänschen und Gretchen klein 1. Hänschen klein geht allein in die große Stadt hinein, nimmt mit nur Tisch und Stuhl, in die neue Schul‘. Und die Mutter weinet sehr, weil der Weg ist gar so schwer, „Wünsch dir Glück!“, sagt ihr Blick, „kehr nur bald zurück!“ Mein Ravensburg – deine Ortschaften 1. 2. 3. 4. 5. 6. Mein Ravensburg im Schwabenland, wie liegst du schön am Schussenstrand! Des Obstbaums Blüt‘, der Rebe Blatt umrahmen dich, du schöne Stadt. Es lacht vor dir ein freundlich‘ Tal. Sei mir gegrüßt viel tausendmal, viel tausendmal. Drei Ortschaften, die nennst du dein, so schön, so lieblich, grün und fein. Ohne sie wärst du nur halb so groß, wohin zögen deine Bürger bloß? Auch sie gehör‘n zum Schussental. Sei mir gegrüßt viel tausendmal, viel tausendmal. Die Sonne scheint mit großer Kraft auf Ravensburgs kleinste Ortschaft, als Schmalegg ist sie weit bekannt, für Natur und Golf im ganzen Land. Stolz ragt sie überm Schussental. Sei mir gegrüßt viel tausendmal, viel tausendmal. In Taldorf gibt’s den guten Wein, da lässt es sich gemütlich sein. So manchen zieht es dort hinaus, denn der Platz geht hier noch lang nicht aus. Herr Höss regiert seit vielen Jahr‘n, er sei gegrüßt viel tausendmal, viel tausendmal. Die größte aber von den drei‘n ist Eschach mit viel Länderei‘n. Weit ist zu sehn der Kirche Turm, Stefan Rahl blies dereinst hier zum Sturm. Stolz liegt sie da im Schussental. Sei mir gegrüßt viel tausendmal, viel tausendmal. Mein Ravensburg im Schwabenland, wie liegst du schön am Schussenstrand! Des Obstbaums Blüt‘, der Rebe Blatt umrahmen dich, du schöne Stadt. Es lacht vor dir ein freundlich‘ Tal. Sei mir gegrüßt viel tausendmal, viel tausendmal. 2. Gretchen klein, lieb und fein muss auch in die Stadt hinein, schnell zum Schluss einen Kuss, denn schon kommt der Bus. Und der Vater klaget sehr, weil der Abschied fällt ihm schwer, „Wünsch dir Glück!“, sagt sein Blick, „kehr gesund zurück!“ 3. Zeit verrinnt, gespannt wir sind, wie es geht dem lieben Kind. Gleich geht’s heim, wie wird es sein, mit den Kinderlein? Hans und Greta voller Glück, kehren wohlgemut zurück, „Kein Problem, es ist schön, in die Stadt zu gehn!“ Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 7 Maria Barbara Böhmin – die Namensgeberin der Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule geb. 1763, gest. 1810 in Ravensburg Barbara Böhm hieß eigentlich mit ganzem Namen Maria Barbara Böhmin. In der Zeit, als sie lebte, wurde der Name der Mutter Jesu, Maria, oftmals den Rufnamen hinzugefügt. Wenn eine Frau heiratete, wurde an ihren Familienname die Endung –in angehängt. Diese Praxis verlor sich jedoch immer mehr, sodass die heutige Form des Namens einfach nur Barbara Böhm ist. Barbara Böhm wurde 1763 als Bäckerstochter Maria Barbara Haselin geboren. Mit 19 Jahren heiratete sie den Ravensburger Schuhmacher Johann Georg Böhm und hieß von da an Maria Barbara Böhmin. Die Böhms hatten vier Kinder, doch nur die Tochter Maria Ursula erreichte das Erwachsenenalter. Der Handwerksbetrieb des Ehepaars Böhm befand sich zunächst in Ravensburg in der Roßbachstraße 16. Dass der Betrieb erfolgreich war, zeigte sich darin, dass das Ehepaar zwei Gesellen in der Werkstatt und eine Magd im Haushalt beschäftigen konnte. Aber nach nur siebenjähriger Ehe starb Johann Georg Böhm und hinterließ eine 26jährige Witwe. Barbara Böhm wagte nun für ihre Zeit Außergewöhnliches: Sie führte den Betrieb ihres Mannes selbstständig fort. Als Witwe war ihr das nur unter der Voraussetzung erlaubt, dass ein Geselle in der Werkstatt beschäftigt war. Dieses sogenannte Witwenrecht war in vielen anderen Reichsstädten nur für ein Jahr als Übergangslösung möglich. In Ravensburg galt es jedoch zeitlich unbegrenzt. Heiratete eine Frau wieder, erlosch das Witwenrecht allerdings. Barbara Böhm heiratete kein zweites Mal, sondern baute den bereits florierenden Betrieb weiter aus. Die Anzahl der Gesellen stieg von zwei auf drei, und die Böhmin wagte zudem den Sprung in die nicht mehr rein zünftische Produktion. In Zurzach, einem damals bedeutenden Markt- und Messeort im Kanton Aargau in der Schweiz, errichtete sie eine sogenannte Fabrik. Produziert wurden hier lederne Frauen- und Kinderschuhe und Pantoffeln, die auf Jahrmärkten und in der Region verkauft wurden. „Fabrik“ bedeutete damals, dass mit mehreren Personen, zum Teil auch angelernten Arbeitskräften, arbeitsteilig Waren produziert wurden. Die Spezialisierung von Böhmin, eine für damalige Verhältnisse moderne Produktionsform und die Erschließung neuer Absatzmärkte in der benachbarten Schweiz waren von großem Erfolg. Barbara Böhm wurde zur reichsten Schuhmacherin innerhalb der 30köpfigen Schuhmacherzunft in Ravensburg. 1796 erwarb sie mit ihrer Tochter ein Haus in der Herrenstraße 17. Am Ende ihrer 21jährigen Betriebsführung hatte sie das Vermögen verdreifacht. Als Barbara Böhm 1810 mit 47 Jahren an Tuberkulose starb, hinterließ sie ihrer Tochter ein schuldenfreies Vermögen im Wert von 2636 Gulden. Durch das Nachlassinventar ihres Hauses wissen wir, dass Barbara Böhm sich gerne moderne Möbel kaufte und eine leidenschaftliche Kaffeetrinkerin war. Damals war Kaffee noch ein Luxusgetränk für Adelige und Patrizier. In ihrem Haus befanden sich beispielsweise bereits eine „Commode“ und ein „Canapee“ sowie zwei Kaffeemühlen, zwei Kaffeekannen, Kaffeeschalen aus Porzellan und Kaffeelöffel aus Silber. Die Eltern, Lehrer und Schüler der Gemeinschaftsschule wollten Barbara Böhm als Namensgeberin, weil sie eine Ravensburgerin war – wie auch unsere Gemeinschaftsschule eine Ravensburger Schule ist, weil sie mutig war und neuen Wege ging – mit unserer Gemeinschaftsschule gehen wir ebenso neue Wege und weil sie damit erfolgreich war – auch wir wollen und werden mit unserer neuen integrierten Schule Erfolg haben. Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 8 (Quelle: Der Text basiert im Wesentlichen auf einer Kurzbiographie über Maria Barbara Böhmin von Dorothee Büker von 2013) Sept. 2013 Als neuer Rektor der Stefan-Rahl-Grundschule wird Herr Hohl-Pfeghar benannt. Der Jahrgang 6 der Gemeinschaftsschule beginnt das neue Schuljahr am Schulzentrum Neuwiesen. Im Jahrgang 5 sind es 39 Schülerinnen und Schüler. Die Jahrgänge 7 bis 9 werden auf Wunsch der Eltern und Schüler weiterhin an der Außenstelle Obereschach unterrichtet. Zum Schuljahr 2015/16 soll laut Beschluss des Schulträgers die Außenstelle geschlossen werden und die letzte Klasse an den Innenstadtstandort wechseln. Die denkmalgeschützte Neuwiesenschule der Architekten Hans und Maria Riempp Hans und Maria Riempp (beide verstorben 2012) sind als Architektenehepaar die Erbauer der Neuwiesenschule. Mit der 1952 eröffneten Schule und ihren drei Pavillonklassengebäuden ist den Riempps ein bedeutender Vorstoß in Richtung eines neuzeitlichen Schulhausbaus gelungen, der den aktuellesten pädagogischen und medizinischen Anforderungen auf richtungsweisende Art entsprach, wie es damals bereits in Amerika, der Schweiz und in Skandinavien realisiert worden ist. Die Riempps haben mit ihrer Architektur das Gegenteil einer Lehranstalt entworfen, eine Schule, die dem Maßstab des Kindes entspricht. Mit all den vielgestaltigen naturbelassenen Baustoffen, Farben und Pflanzen, die in abwechslungsreichem Spiel vorkommen, haben sie eine Atmosphäre, ein Gefühl der Freiheit geschaffen, dessen bezeichnende Komponenten ein heller, optimistischer Grundton und das Prinzip der Transparenz sind. In der historischen Beurteilung gilt die Neuwiesenschule als vieldiskutiertes Beispiel für die neue, transparente Schularchitektur der 1950er Jahre in Deutschland, als ein wichtiges Zeugnis des radikalen Wandels, den diese Bauaufgabe in den Jahren des Wiederaufbaus erfuhr. Gleichzeitig steht sie für eine künstlerisch-architektonisch gelungene Interpretation von pädagogischen und hygienischen Forderungen. 1992 ist die Neuwiesenschule aus diesem Grund als erstes Ravensburger Kulturdenkmal der Nachkriegszeit ausgewiesen worden, dessen Erhaltung, einschließlich der noch weitgehend vorhandenen Einrichtungs- und Ausstattungselemente der Bauzeit wegen seines exemplarischen Werts im öffentlichen Interesse liege. Die Riempps haben mir ihrer Architektur Generationen von Schülern und Lehrern ein fruchtbares Umfeld geschaffen. 2013/14 Die Schulgemeinschaften der Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule und der Werkrealschule Neuwiesen stellen das Schuljahr unter das Motto „Zusammenwachsen – zusammen wachsen“. Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 9 Es ist geprägt durch vielfältige Entwicklungs- und GestaltungsMaßnahmen, wie die Neugestaltung des Schulgartens oder die Weiterentwicklung des Lernkonzepts. Oftmals überwiegen jedoch die durch die veränderten Rahmenbedingungen entstandenen Irritationen: Die Schulgemeinschaft der auslaufenden Werkrealschule fühlt sich übergangen, die Schulgemeinschaft der aufbauenden Gemeinschaftsschule als Eindringling. Gemeinsame Feste, gemeinsame Sitzungen und die ersten gemeinsam durchgeführten Projekttage führen nach und nach zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis auf beiden Seiten. Ein sehr engagierter junger Förderverein unter der Leitung von Ingrid Sachs und kooperative Elternvertreter unter der Leitung von Sabine Buchmann-Mayer sind dabei wichtige Partner der Schule. Für Unruhe sorgt nach der Anmeldung im Frühjahr 2014 die Ankündigung der Schulverwaltung, dass die beiden Ravensburger Gemeinschaftsschulen ein Schülerlenkungsverfahren durchführen müssen. Die Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule soll mehrere Schüler der Gemeinschaftsschule Kuppelnau aufnehmen, damit an dieser der zweite Zug nicht eingerichtet werden müsste. Nach Protesten beider Schulleitungen, des Schulträgers und durch die Unterstützung des Staatlichen Schulamts wird dieser Plan nicht umgesetzt. Aufgrund eines sich abzeichnenden Platzmangels und wegen eines Personalwechsels in der Schulleitung muss den Schülern und Eltern der Außenklasse 7 kurz vor den Sommerferien mitgeteilt werden, dass der Standortwechsel von Obereschach nach Neuwiesen bereits ein Jahr früher als ursprünglich geplant zum Schuljahr 2014/15 erfolgen muss. Sept. 2014 Die in den Sommerferien erfolgte Erweiterung und Neugestaltung des Verwaltungs- und Lehrerbereichs führt zu einer deutlichen Entspannung. Für die 51 neuen Fünftklässler stehen drei neu gestaltete und renovierte Räume zur Verfügung. 2014/15 Weitere notwendige Baumaßnahmen, besonders im Ausbau der Fachräume und des Ganztagesbereichs, werden konzipiert und in die Wege geleitet. Die Renovierung der Klassenräume für den Jahrgang 8 wird noch verschoben. Konzeptionsbausteine wie die Erstellung der Schul- und Hausordnung, Stefan-Rahl-Schule Ravensburg-Obereschach 10 einer Handreichung für den Umgang mit Regelverstößen, eines Curriculums für außerunterrichtliche Veranstaltungen, der Handhabung von Hausaufgaben in der Ganztagesschule, u.a. mehr werden verabschiedet. Die Schule entscheidet sich aus pädagogischen Gründen dafür, ab Klasse 8 neben dem verpflichtenden naturwissenschaftlichen Profil ein Sportprofil einzuführen. Der Vorbereitung der Mittelstufe ab Klasse 8 kommt während des Schuljahres bereits große Bedeutung zu, unter anderem durch die Vorbereitung des Abschlusses von mehreren Bildungspartnerschaften. Eine Konrektorenstelle kann noch nicht neu eingerichtet werden, da die Gemeinschaftsschule knapp unter der dafür benötigen Schülerzahl von 181 liegt. Das Frühjahr 2015 ist geprägt durch die Auseinandersetzungen bezüglich der Frage, bei welchen Schießwettbewerben beim Rutenfest die Gemeinschaftsschüler teilnehmen. Die Realschulen lehnen eine Teilnahme der Gemeinschaftsschulen beim Bogenschießen ab. Nachdem die Gemeinschaftsschüler der Barbara-Böhm-Schule bereits zwei Jahre auf eine Teilnahme bei den Schießwettbewerben verzichten mussten, nehmen sie 2015 erstmals das Angebot der Rutenfestkommission an, beim Wappenschießen mitzumachen. Im Juli 2015 werden bei den Projekttagen unter dem Motto „BUNT BEWEGT SCHÖN“ vielfältige Gestaltungsaktionen umgesetzt. Im Anschluss findet das erste Schulfest am Standort Neuwiesen statt. Zum Ende des Schuljahres schließt mit der Verabschiedung der Neuntklässler in Obereschach die Außenstelle. Schüler und Lehrer helfen mit beim Umzug der Möbel und Materialien ans Schulzentrum Neuwiesen. Sept. 2015 Zum Schuljahr 2015 stehen der Barbara-Böhm-Gemeinschaftsschule zwei naturwissenschaftliche Räume zur Verfügung. Der Technikbereich ist übergangsweise etwas erweitert und umgestaltet worden. Ravensburg, den 24. August 2015 Monika Glosser Rektorin
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