Tuberkulose-Fälle in der Schweiz nehmen zu

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Die unabhängige Schweizer Tageszeitung
Donnerstag
10. März 2016
124. Jahrgang Nr. 58
Fr. 3.80, Ausland: € 3.50 / AZ 8021 Zürich
ZSC vs. SCB
Showdown
in Bern. 30
Liveticker ab 20 Uhr
Universalgenie
Auf den Spuren des
Zürcher Gelehrten
Conrad Gessner.
David Mitchell
Der britische Autor
hat sechs Romane
in einem vereint.
tagesanzeiger.ch
20, 21
31
Tuberkulose-Fälle
in der Schweiz
nehmen zu
Türkische Läden passen nicht mehr ins Konzept
Fälle von exotischen Krankheiten häufen sich.
Jetzt fordern Ärzte Impfschutz für Migranten.
Salome Müller
In einzelnen Schweizer Spitälern haben
die Tuberkulose-Fälle zugenommen.
Gerhard Eich, Infektiologe im Triemlispital in Zürich, schätzt die Zahl der
neuen Fälle auf 20 bis 25 pro Jahr. Sie
werden dem Triemli vom Asylzentrum
Juch zugewiesen: Bei den Patienten handelt es sich vor allem um junge Migranten aus Eritrea, Pakistan, Russland oder
Tibet. In diesen Ländern ist die Tuberkulose, im Unterschied zur Schweiz,
noch immer verbreitet.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Universitätsspital B
­ asel: 2015 wurden 41
Fälle behandelt, während sich die Zahl
in den Jahren davor bei rund 30 eingependelt hatte. Der dortige Infektiologe
Manuel Battegay sagt, die Zahl sei aus einem bestimmten Grund angestiegen:
Das Spital befinde sich in der Nähe eines
Bundesempfangs- und Verfahrenszentrums. Auch hier sind die Patienten vornehmlich Asyl­
suchende aus afrikanischen Ländern, Nepal und den ehemaligen Sowjetrepubliken. Im Inselspital in
Bern schwankte die Anzahl der Fälle in
den letzten acht Jahren zwischen 37 und
92 pro Jahr. Mehrheitlich seien die Infektionen bei Zuwanderern festgestellt wor-
den – auch bei solchen, die schon länger
in der Schweiz lebten, sagt InselOberärztin Cornelia Staehelin.
Systematische Befragung
Zudem verzeichnet das Bundesamt für
Gesundheit (BAG) schweizweit mehr
Fälle von Malaria. Laut Daniel Koch vom
BAG ist diese Zunahme ebenfalls vor allem auf Flüchtlinge zurückzuführen.
Nun fordern Politiker und Ärzte, dass
die gesundheitlichen Kontrollen für die
Flüchtlinge in den Empfangszentren
ausgeweitet werden. Trotz neuem Epidemiengesetz ist das Tuberkulose-Screening die einzige obligatorische Untersuchung: Diese beinhaltet eine systematische Befragung der Flüchtlinge und soll
dabei helfen, eine allfällige Erkrankung
möglichst früh festzustellen.
Derzeit geht eine Arbeitsgruppe aus
Vertretern des BAG, des Staatssekretariats für Migration und der Kantonsärzte
der Frage nach, inwiefern die medizinischen Vorkehrungen angepasst werden
müssten. Vorstellbar wäre etwa die Einführung eines Impfschutzes für Flüchtlinge, sagt Chung-Yol Lee, ehemaliger
Präsident der Schweizer KantonsärzteVereinigung.
Kommentar Seite 2, Bericht Seite 3
Ein Fall für die Gerichtsgutachter
Im Prozess gegen Claude D., den Mörder
der 19-jährigen Marie S., entscheidet sich
morgen, ob Generalstaatsanwalt Eric
Cottier eine lebenslange Verwahrung beantragt. Dafür müssen sich zwei Psychiater in Gutachten einig sein. Im Fall von
Claude D. haben Philippe Vuille und
Lutz-Peter Hiersemenzel ihre Expertisen
präsentiert. Vuille hält D. für bis ans Lebensende untherapierbar. Auch Hiersemenzel kann sich nicht vorstellen, dass
D. jemals eine gute Prognose bekommt,
will aber nicht ausschliessen, dass D.
doch einmal therapierbar ist.
Anders sieht es im Fall von Adrian
Schmid aus. Der 44-Jährige ist weder
Mörder noch Vergewaltiger – trotzdem
wurde er 2007 verwahrt. Das jurassische
Kantonsgericht sah es als erwiesen an,
dass er für eine Therapie nicht zugänglich sei. Es stützte sich dabei auf ein Gutachten, das Schmid eine Persönlichkeitsstörung attestierte. Die Rückfallgefahr
sei hoch. Knapp zehn Jahre und drei weitere Gutachten später wird Schmid heute
entlassen. Die aktuelle Diagnose: Aufmerksamkeitsdefizit mit Hyperaktivitätsstörung. (phr/sir) – Seite 5, 16
Das Gebäude der CS–Pensionskasse am
Limmatplatz wirkt seit der Modernisierung vor einem Jahr sauber und modern. Zwischen der neu gestylten JungBäckerei und der Limmatplatz-Apotheke
verströmt nur noch der türkische Dirok
Service
Kommentare & Analysen
Heute
«Die Leidenschaft
kam – als
Volksaufstand
gegen die
Volkspartei.»
Nationalrat sagt Ja zur Volksinitiative
«Für Ernährungssicherheit»
Der Nationalrat hat sich für die Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit» des
Bauernverbandes ausgesprochen. Das
Begehren verlangt, dass der Bund die
Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln «aus vielfältiger und nachhaltiger einheimischer Produktion» stärkt.
Kommentar und Bericht Seite 4
Drogenrazzia in Wohnung endet
mit der Selbsttötung einer Rentnerin
Eine 65-jährige Frau hat sich während
17 Stunden in einer Wohnung in Malters
LU verschanzt und mit Waffengewalt gegen die Aushebung einer Hanfanlage gewehrt. Das Drama endete am Mittwochmittag bei der Erstürmung der Wohnung
durch die Polizei. Dabei erschoss sich
die Frau. – Seite 16
Kreditkartenfirmen erheben
Zuschläge für Zahlungen im Ausland
Wenn Schweizer Kunden im Ausland Artikel bestellen und diese per Kreditkarte
in Schweizer Franken bezahlen, werden
sie in Zukunft stärker zur Kasse gebeten.
Als erster Anbieter beginnt Cornèrcard
ab April damit, eine Gebühr von 1,2 Prozent zu erheben. Hintergrund dieser Aktion sind sinkende Umsätze. – Seite 9
Markanter Anstieg der Zahl
von Lungenkrebstoten
Jedes Jahr sterben in der Schweiz mehr
als 16 000 Menschen an Krebs. Die aktuellen Daten des Bundesamts für Statistik
zeigen, dass vor allem Frauen deutlich
häufiger an Lungenkrebs sterben als
noch vor fünf Jahren. Stark rückläufig
entwickelten sich hingegen Fälle von
Magenkrebstoten. – Seite 40
Börse10
Leserbriefe15
Todesanzeigen25
Stellenanzeiger32
Fernsehprogramme36
Rätsel38
Wetter39
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Online www.tagesanzeiger.ch, [email protected]
Constantin Seibt über Wunder
in der Politik. – Seite 12
Winfried Kretschmann politisiert
sich mit warmherziger Strenge in
die Herzen der Bürger. – Seite 7
Wird die Dopingsünderin
Scharapowa je auf den Tennisplatz
zurückkehren? – Seite 29
Market echtes Kreis-5-Flair. Für die Immobilienverwalterin Wincasa genügt indes die Denner-Filiale im gleichen Gebäude. Sie verlangt von Hasan Yapici,
dass er den Handel mit Obst und Gemüse aufgibt. Entweder lege er ein Non-
Food-Konzept vor, oder sein Vertrag
werde nicht verlängert, beschied Wincasa dem Kurden. Ein anderer türkischer Händler, der den Süpermarket an
der Josefstrasse betreibt, kämpft ebenfalls um sein Verbleiben. (ame) – Seite 17
Beilage
Regisseur Tom Luz sorgt
für Staunen und Verwirrung.