PlautusKomment - copie - Université de Fribourg

Université de Fribourg
Frühlingssemester ‘14
Plautus, Mostellaria
Plautus, Mostellaria — Linguistisch-inhaltlicher Kommentar
Mostellaria: vom Diminutiv mostellum (zu monstrum) abgeleitetes Adjektiv (zu ergänzen: fabula) —> ‘die
Geister-, Gespenstergeschichte’. Das Diminutiv ist typisch für die Umgangssprache.
Argumentum (Akrostichos MOSTELLARIA)
M manu misit : müsste eigentlich emisit sein, vgl. v. 975 (immer so bei Plautus), was auch keinen Einfluss auf
die Skansion hätte… (korrigieren ?)
amores : Liebschaften, nicht Geliebte
T monstra : von leblosen Dingen —> Unglaubliches, Ungereimtes
E emigratum : scil. esse —> unpersönliches Passiv
L lucripeta : Nom. m., zus.gesetzt aus lucrum und peto —> Antithese zu Pseud. 1132 lucrifuga
L ludos fit : Passivkonstruktion von ludos facere aliquem ‘mit jmd. ein Spiel treiben’ ; dabei bleibt ludos ein
Akk.-Objekt, vgl. Pseud. 1168 ses ludos fieri senserit, usw. ; es liegt also kein alter Nominativ vor, und man
braucht auch nicht zum Nominativ ludus zu korrigieren, da das Wort nicht prädikativ gebraucht ist.
mutuom : nominalisiertes Adjektiv —> ‘Anleihe’, wie Stich. 255 mutuom dare, Amph. 819 sumere mutuom
R requirit – ait – inspectat : Subjektswechsel mit jedem Verb.
Personennamen in den Komödien sind meist redende Namen, häufig mit Bezug auf charakteristische
Eigenschaften der Betreffenden. Diese Tradition geht auf die griechische Komödie zurück, weshalb viele Namen
griechischer Herkunft sind oder zumindest griechischen Anklang haben :
Tranio : falls mit μία μὲν γάρ ἐστιν ἀπὸ κάλω καὶ θρανίου / κρεμάσαντι σαυτόν (Ar. Ran. 121-2 ‘Der eine
(Weg), über Strick und Leiter – wenn du dich erhängst’) und ἡ βύρσα σου θρανεύσεται (Ar. Eq. 369 ‘Dein
Leder wird über die Gerberbank gespannt werden’) in Verbindung zu bringen, handelt es sich um einen
typischen Sklavennamen (besser als der Bezug zu τρανής ‘genau, klar’ [Ritschl, alii])
Grumio : am ehesten mit γρυμαία ‘Beutel, Tasche’ zu verbinden, doch im Sinn von γρύτη ‘Trödelware,
Gerümpel’ (cf. Luc. Lexiphan. 3 γρυμαιοπώλῃ) ; kaum von lat. grumus ‘Erdhaufen, Hügel’ (schon wegen dem
Wortausgang –io wie bei Tranio)
Philolaches (φίλος ‘lieb, Freund’ ; λάχος ‘Schicksal’) : : junger Athener, Sohn des Theopropides ; zum Namen,
vgl. den Athener General Λάχης (Thuc. 3,90,2, usw.) und das bei den athenischen Komikern verbreitete
Kompositum φιλοπότης
Philematium (φιλημάτιον ‘Küsschen’) : Geliebte des Philolaches ; der Name ist auch bei Lukianos (Dial. Mer.
11,2–4) bezeugt. Diminutive von Frauennamen mit dem Ausgang –ium (-ιον) sind bei Plautus immer feminin
Scapha (σκαφίον ‘kleine Trinkschale’) : alte Dienerin von Philematium ; wahrscheinlich ein (ironischer)
Hinweis auf die Trinksucht der Frau
Callidamates (Καλλιδαμάτης ‘durch Schönheit Bezwingender’) : junger Athener, Freund des Philolaches ; ein
richtiger ‘Lady-killer’ (cf. Sonnenschein, 61)
Delphium (Δέλφιον) : Geliebte des Callidamates ; mit der typischen Diminutivendung -ιον versehen
Theoropides (Θεωρώπης ‘Zuschauer-Blick’, zu θεωρία, vgl. Hes. Op. 196 στυγερώπης) / Theopropides :
athenischer Kaufmann, Vater des Philolaches. Der Name wird seit Bergk allgemein als Theopropides
geschrieben, von griech. Eigennamen (Paus. 10,9,2 Θεοπρόπης, zu θεοπροπία ‘Prophezeiung’ ; vgl. D.L. vit.
philosoph. 2,125 Θεοπροπιδῶν). In den Hss. ist aber meist Theoropides (manchmal Theuropides) überliefert.
Nun ist der Vers 784 im bakchischen Rhythmus geschrieben (4. Canticum) : heus Theoropides. – hem, quis hic
nominat me, was nur mit Theoropides aufgeht (uu–u–), da Theopropides vier kurze Silben hat (uu u u –).
Sonnenschein (Oxford) erachtet dies als ausreichenden Beweis für die Richtigkeit von Theoropides, das
zweifelsohne die lectio difficilior darstellt und auch inhaltlich besser zu passen scheint. Problem : Metrische
Sequenzen bei Plautus sind oft sehr »unregelmässig«. V. 783 hat nämich folgenden Ausgang : u– – uu–, cf.
Questa, Introduzione 220. Es bleibt jedoch bestehen : mit Theopropides gibt es keine überzeugende Lösung.
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Plautus, Mostellaria
Misargyrides (D.S. 15,88,3 μισαργυρίᾳ ; ‘Sohn des Geldhassers’) : der Name ist natürlich ironisch gemeint, da
es sich ja um einen danista, also den δανειστής ‘Leihgeber’ (= Wucherer) handelt
Simo (Σίμων ‘stumpfnasig’) : schon bei Ar. Eq. 242 als Eigenname verwendet (und dann verbreitet in
Griechenland, cf. Xen., Lys., usw.) ; oft für Greise gebraucht, wahrscheinlich in Anspielung auf ihr äffisches
Wesen
Phaniscus (φανός ‘Fakel’) : passt zu einem Diener, der den Herrn in der Nacht nach Hause führen muss (vgl.
Lampadio in Cist.)
Pinacium (πινάκιον ‘Schreibtäfelchen’) : passt zu einem Diener, der den Herrn an seine Termine erinnert
Sphaerio (σφαῖρα ‘Ball’) : junger Sklave des Theoropides, ein Gespiele
Lorarii (lorum, i n. ‘Geisel, Peitsche’) : treten erst im 5. Akt, also gegen Schluss auf ; ihre Funktion wird für
einmal auf Latein formuliert
Bibliographische »Schwergewichte«
Editionen von :
W.M. Lindsay, T. Macci Plauti Comoediae II, Oxford, 1905.
E.A. Sonnenscheint, T. Macci Plauti Mostellaria, Oxford, 21907.
J. Collart, T. Maccius Plautus. Mostellaria, Paris, 1970.
Metrik
S. Boldrini, Prosodie und Metrik der Römer, Teubner, 1999.
C. Questa, Introduzione alla metrica di Plauto, Bologna, 1967.
H. Drexler, Die Iambenkürzung, Hildesheim, 1969.
L. Braun, Die Cantica des Plautus, Göttingen, 1970.
G. Maurach, Untersuchungen zum Aufbau plautinischer Lieder, Göttingen, 1964.
Sprache
J.B. Hofmann, Lateinische Umgangssprache, Heidelberg, 1926.
G. Meiser, Historische Laut- und Formenlehre der lateinischen Sprache, Darmstadt, 1998.
M. Niedermann, Phonétique historique du latin, Paris, 1931.
L.R. Palmer, The Latin Language, London, 31961
R. Pfister, Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre, Heidelberg, 1977.
W.S. Allen, Vox latina, Cambridge, 1965.
Syntax
Ernout, A. / Thomas, F., Syntaxe Latine, Paris, 1953. (E.-T.)