14/2015

kompakt
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Bundesanstalt für Straßenwesen
Erfasst ein Lkw beim Abbiegen einen Radfahrenden, sind die Unfallfolgen
oft gravierend. Auf die Abbiegesituation zugeschnittene Fahrerassistenzsysteme könnten zur Erhöhung der Sicherheit beitragen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) konzipierte deshalb ein Testverfahren für
Lkw-Abbiegesysteme, die im unteren Geschwindigkeitsbereich des innerstädtischen Verkehrs zum Einsatz kommen sollen. Es ist zu erwarten, dass
sich ein den aufgestellten Anforderungen entsprechendes Fahrerassistenzsystem positiv auf das Unfallgeschehen zwischen rechtsabbiegenden
Lkw und Fahrrädern auswirken wird.
Forschung
Abbiege-Assistenzsystem für Lkw
- Grundlagen eines Testverfahrens
2015 zuletzt erschienen:
05/15 Rauch bei Busbränden:
Entstehung, Ausbreitung
und Toxizität
Verwendete Unfalltypen zur Beschreibung der Situation Toter Winkel (Bild: BASt)
Aufgabenstellung
Abbiegeunfälle mit Kollisionen zwischen rechtsabbiegenden Güterkraftfahrzeugen und Fahrrädern haben in der Regel schwerwiegende Folgen für den ungeschützten Verkehrsteilnehmer. Obwohl in der Vergangenheit das individuelle
Sichtfeld des Lkw-Fahrenden durch eine steigende Anzahl von Spiegeln vergrößert wurde und der obligatorische Seitenunterfahrschutz die Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer erhöhte, stellen Abbiegeunfälle noch heute ein
gravierendes Problem dar. Es liegt nahe, die bereits in vielen Fahrzeugklassen
verwendeten Fahrerassistenzsysteme zur Verhinderung von Abbiegeunfällen zu
nutzen. Zur Förderung entsprechender Systementwicklungen konzipierte die
BASt Anforderungen und passende Testmethoden für Abbiegeassistenzsysteme bei Lkw.
Untersuchungsmethode
Zur Entwicklung eines Testverfahrens für ein Abbiege-Assistenzsystem für Lkw
bedurfte es einer Analyse der Begleitumstände von Unfällen zwischen rechtsabbiegenden Lkw und Fahrrädern. Zu diesem Zweck wurden Daten der amtlichen
Straßenverkehrsunfallstatistik, aus GIDAS (German In-Depth Accident Study)
sowie der Unfalldatenbank der Unfallforschung der Versicherer ausgewertet.
Für weitere Details wurden auch Luftbilder analysiert. Die Definition von Testfällen erforderte die Identifikation relevanter, die jeweilige Situation beschreibender
Parameter. Für ein Abbiegeassistenzsystem ist die Detektion des Fahrrads und
06/15 Fahrzeug-Rückhaltesysteme
auf Brücken
07/15 Querkrafttragfähigkeit
bestehender
Spannbetonbrücken
08/15 Matrix von Lösungsvarianten Intelligenter
Verkehrssysteme (IVS) im
Straßenverkehr
09/15 Gurte, Kindersitze, Helme
und Schutzkleidung - 2014
10/15 Altersabhängige
Anpassung von Menschmodellen für die passive
Fahrzeugsicherheit
11/15 Demenz und
Verkehrssicherheit
12/15 Standortkataster für
Lärmschutzanlagen mit
Ertragsprognose für
potenzielle PhotovoltaikAnwendungen
13/15 Alkoholkonsum und
Verkehrsunfallgefahren bei
Jugendlichen
14/15 Abbiege-Assistenzsystem
für Lkw - Grundlagen eines
Testverfahrens
Fahrzeugtechnik
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damit die Position des Fahrrads relativ zum Lkw relevant. Die Sichtbereiche,
die für eine rechtzeitige Detektion erforderlich sind, wurden anhand eines kinematischen Modells der Unfallsituationen bestimmt. Im Rahmen des Testverfahrens abzuprüfende Testfälle ergaben sich aus der Forderung, die erforderlichen
Sichtbereiche möglichst gut abzudecken. Für die Umsetzung des zu definierenden Testverfahrens wurden existierende Standard-Dummies und Bewegungssysteme aus dem Bereich der Notbremssysteme für Pkw berücksichtigt.
Ergebnisse
Anhand der Analysen des Unfallgeschehens erfolgte eine Bestimmung charakteristischer Parameter und Begleitumstände von Unfällen zwischen Fahrrädern
und rechtsabbiegenden Lkw. Maßgeblich ist bei Lkw der Geschwindigkeitsbereich bis 30 km/h, bei Fahrrädern bis 20 km/h. Die Bewegung von Lkw und Fahrrad verläuft zunächst in einem Bereich zwischen 1,5 und 4,5 Meter parallel. Die
Unfälle geschehen überwiegend im innerörtlichen Raum. Auf die Lkw-Innenseite
bezogen betragen die Kurvenradien daher zwischen fünf und zehn Meter, im Fall
von Dreiecksinseln auch bis zu 25 Meter. Die Sichtbeeinträchtigung der Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen durch Hindernisse auf das Fahrrad können aufgrund der
Unfalldaten ebenso vernachlässigt werden wie schwierige Wetterbedingungen.
Aus fahrdynamischen Überlegungen heraus ergibt sich bei den gegebenen Parametern eine frühe, aber niederschwellige Information als wirkungsvolle Assistenzfunktion zur Verhinderung der Unfälle. Für automatische Bremsungen gibt
es bisher noch zu wenig Erfahrungen im Feld. Klassische, hochschwellige, aber
sehr spät erfolgende Warnsignale würden durch die dann noch erforderliche
Reaktionszeit nicht mehr zu einer rechtzeitigen Bremsung führen.
Bibliographische Angaben
Bericht:
Abbiege-Assistenzsystem für Lkw Grundlagen eines Testverfahrens,
Bergisch Gladbach,
Bundesanstalt für Straßenwesen,
2015 (Berichte der Bundesanstalt für
Straßenwesen, Unterreihe „Fahrzeugsicherheit“, Heft F 104)
Autoren des Berichts:
Benjamin Schreck
Patrick Seiniger
Bundesanstalt für Straßenwesen,
Bergisch Gladbach
Preis: 14,50 Euro
Zu beziehen über:
Carl Schünemann Verlag GmbH
Zweite Schlachtpforte 7
28195 Bremen
Impressum:
Bundesanstalt für Straßenwesen
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Nachdruck honorarfrei.
Belegexemplar erbeten.
Fahrzeugtechnik
Basierend auf dem identifizierten Parameterraum, der zum komfortablen Anhalten erforderlichen Zeit und einem geeigneten Kinematikmodell lassen sich
die räumlichen Bereiche um den Lkw definieren, in dem eine Umfelderkennung
den Fahrradfahrenden detektieren können muss, damit das Informationssignal
durch das Assistenzsystem an den Lkw-Fahrenden rechtzeitig ausgegeben
wird. Innerhalb des Parameterraums können solche Parameterkombinationen
als Testfälle herausgegriffen werden, die den notwendigen Sichtbereich der Umfelderkennung mit möglichst wenigen Fällen nahezu vollständig abdecken.
Folgerungen
Durch die Entwicklung von Anforderungen an ein Abbiegeassistenzsystem für
Lkw ergibt sich die Möglichkeit der Umsetzung in die Praxis. Es darf davon ausgegangen werden, dass sich ein Sicherheitssystem, das die beschriebenen
Prüfungen besteht, positiv auf das Unfallgeschehen zwischen rechtsabbiegenden Lkw und Fahrrädern auswirkt.
Abstract
Driver assistance system for right-turning trucks
Turning accidents involving collisions between right-turning trucks and bicycles
generally have serious consequences for unprotected road users. Although the
individual fields of vision of truck drivers were increased with a growing number
of mirrors in the past, and the mandatory side underride protection guard
increased the safety of unprotected road users, turning accidents still represent
a severe problem. It stands to reason to make use of driver assistance systems,
which are already installed in many vehicle classes, for the prevention of turning
accidents. For the promotion of relevant system developments, BASt developed
requirements and appropriate test methods for turning assistance systems for
trucks.
The development of requirements for a turning assistance system for trucks
makes practical implementation possible. It can be assumed that a safety
system which passes the described tests, has a positive effect in the event of an
accident involving right-turning trucks and bicycles.