Fachtag mit Maria Aarts in München am 24.2.2016 www.marte

Symposium Pi 2015: Spuren hinterlassen, Workshop Videographie
Fachtag mit Maria Aarts in München am 24.2.2016
www.marte-meo-fachtag.de
M arte M eo: Aus eigener K raft (1/1)
Marte Meo
Aus eigener Kraft
Marte Meo ist eine videobasierte Beratungsform, die von Maria Aarts, einer niederländischen
Pädagogin entwickelt wurde. Maria Aarts, selbst aus einer großen Familie mit 13 Geschwistern
stammend, hat sich schon in den 70er Jahren damit befasst, Eltern anhand von Videosequenzen zu
erklären, welche spezielle Form von Unterstützung sie ihrem Kind geben können. Es geht darum, in
sehr kurzen Videosequenzen zu zeigen, was das Kind schon entwickelt hat, und in welcher Weise die
Eltern mit dem Kind umgehen können, um die Entwicklung weiter zu unterstützen.
Ausgangspunkt der Beratung ist das Sammelbecken all der Fähigkeiten, die Eltern und Kinder mitbringen. Zum
Beispiel wird den Eltern anhand einer Videoaufnahme einer Essenssituation rückgemeldet, in welch
gewinnbringender Weise sie Atmosphäre schaffen durch ein anregendes Tischgespräch. Ein autistisches Kind
oder ein wahrnehmungsgestörtes Kind, oder auch ein Kind mit Aufmerksamkeitsstörung kann davon nicht
profitieren. Viele schöne kommunikative Momente kann das Kind nicht genießen, da es keinen Blickkontakt hat,
den freundlichen Tonfall nicht hört, sich nicht angesprochen fühlt usw. Es geht nun darum, diese schönen
Momente für das Kind zu „vergrößern“, so dass es genauso teilhaben kann, wie die anderen Familienmitglieder,
und auf diese Weise weitere entwicklungsunterstützende Erfahrungen machen kann, auf denen dann die
nächsten Schritte aufgebaut werden.
Wie können entwicklungsförderliche Momente im Eltern-Kind-Kontakt „vergrößert“ werden?
Auf der Videoaufnahme lassen sich kurze Momente festhalten, in denen das Kind Ansätze des Verhaltens zeigt,
die ausgebaut werden können. Diese Szenen fließen im Alltag unbemerkt vorüber, werden aber für die Beraterin
bei der Videoanalyse sichtbar. Die Videotechnik ist also der erste Schritt dieses „Vergrößerungsprozesses“.
Anhand der ausgewählten Videoszenen können die Eltern deutlich sehen, wo es in ihrem Alltag mit dem Kind
konkrete Gelegenheiten gibt, positiv einzugreifen. Aus einer unübersichtlichen Fülle von Alltagskontakten werden
also besonders geeignete Momente herausgefiltert und unter die Lupe genommen.
Was genau können die Eltern tun?
Eltern achten besonders auf das Auftauchen der Verhaltenssequenz, die sie in der Videoanalyse gesehen haben.
Sie geben diesen Momenten in der Wahrnehmung des Kindes mehr Gewicht durch:
- ansprechen
- Blickkontakt suchen
- freundliches Gesicht, freundliche Stimme
- eventuell Wiederholung des Gesagten
- abwarten, bis das Kind reagiert
- anschließen an die Reaktion des Kindes,
um einige zentrale Aspekte zu nennen.
Allein dadurch, dass ich mich als Elternteil darauf konzentriere, den Moment im Kontakt mit meinem Kind zu
„erwischen“, in dem meine Unterstützung am besten wirkt, verändert sich schon etwas: Ich konzentriere mich auf
eine Stärke meines Kindes, und mache diese für das Kind, für mich und für alle übrigen Anwesenden sicht- und
hörbar größer.
In einer folgenden Videoaufnahme werden dann die neu erreichten Entwicklungsschritte deutlich. Neue,
kleinschrittige Ziele können festgelegt und in oben beschriebener Weise von den Eltern innerhalb eines zweivierwöchigen Zeitraumes mit dem Kind erarbeitet werden.
M arte M eo: Aus eigener K raft (1/2)
Eltern erleben sich zunehmend als kompetent und wirksam, Kinder spüren die Sicherheit der
Eltern und fühlen sich aufgehoben, die Eltern-Kind-Beziehung vertieft sich.
In den letzten Jahren wurden verstärkt Gesundheitskonzepte diskutiert, die sich auf die
Gesunderhaltung des Menschen konzentrieren. Ein wichtiger Aspekt der Gesundheit ist die Erfahrung
der Sinnhaftigkeit und der Selbstwirksamkeit (Antonovsky, Bandura). Das bedeutet, mein seelisches
und körperliches Wohlbefinden hängt in hohem Maße davon ab, wie kompetent und wirkungsvoll ich
mich in der Gestaltung meiner Welt erlebe.
Marte Meo vertieft Erfahrungen der Selbstwirksamkeit von Eltern und Kindern im gemeinsamen
Kontakt.
Nicht nur im Kontakt zwischen Eltern und Kindern, sondern auch in der allgemeinen
Erziehungsberatung und in vielen anderen Bereichen wird heute mit Marte Meo gearbeitet, z.B. In der
Familienhilfe, in der Altenpflege, in der Personalführung und in der Schule, letzteres besonders in
skandinavischen Ländern. Maria Aarts hat in vielen Ländern auf der ganzen Welt mit ihrer Methode
gearbeitet. Die zugrundeliegende Sprache der menschlichen Kommunikation ist universell und
multikulturell. Sie ist in beeindruckender und wissenschaftlich fundierter Weise untersucht und für die
Praxis zugänglich gemacht durch die Säuglingsforschung (Daniel Stern), eine wesentliche Grundlage
der Marte-Meo-Methode.
Charlotte Strobl, 2007
M arte M eo: Aus eigener K raft (2/1)
Marte Meo
„Aus eigener Kraft“
Da Kinder Informationen besonders auf der Beziehungsebene aufnehmen, stellt sich die Frage, wie muss ich
meine Informationen an mein Kleinkind weitergeben, um verständlich zu sein?
Maria Aarts, eine niederländische Therapeutin (und Begründerin der Marte-Meo-Methode), hat hierauf eine
Antwort gegeben:
Es „ist eine Grundannahme, dass Eltern und Kind natürliche „intuitive Kompetenzen“ haben, die sie befähigen,
auf eine entwicklungsfördernde Art und Weise miteinander zu kommunizieren… 7 Grundelemente
kommunikativer Entwicklungsförderung dienen dabei als Basis …“ (Hawellek, Meyer zu Gellenbeck, Kunst der kl.
Schritte, in: Unterstützung entwickeln, Entwicklung unterstützen):
1. der Erwachsene ERKENNT, wo das Kind mit seiner Aufmerksamkeit ist (wohin schaut es, wohin zeigt
es, womit beschäftigt es sich gerade)
2. die Erwachsene BESTÄTIGT den Aufmerksamkeitsfocus des Kindes:“ Ah, du siehst gerade…das gefällt
dir, beschäftigt dich…“
3. der Erwachsene WARTET darauf, wie das Kind auf ihn reagiert
4. die Erwachsene BENENNT was gerade passiert, wie es sich anfühlt, was kommen wird
5. der Erwachsene BESTÄTIGT ERWÜNSCHTES VERHALTEN: „Ja, genau,… das ist schön…“
6. die Erwachsene VERBINDET das Kind MIT DER WELT: „Siehst du, der A. will mit dir spielen….hör, die
Mama hat zum Essen gerufen…“
7. der Erwachsene sorgt für angemessene Anfangs- und Endsignale der Situation (Stimme, Tonfall,
benennen).
Schon Babies, die noch keine Sprache haben, lernen auf diese Weise. Wie sprechen die Eltern mit dem Baby
ohne Sprache? Durch welche Töne und Gesten teilen sie sich mit?
1. den Blicken und Bewegungen des Kindes folgen
2. in Tonfall und Mimik Bestätigung und Zustimmung ausdrücken
3. auf die Reaktion des Kindes warten
4. das eigene Tun mit Worten begleiten
5. Das Tun des Kindes mit Worten begleiten
6. durch Zeigen, Hinweisen und Aufmerksamkeitstöne und -wörter („da…guck mal…Hallo…“) die
Aufmerksamkeit des Kindes auf andere Menschen oder einen neuen Focus lenken
7. Worte und Tonfall für Anfang, Ende, Zukunft:“ Jetzt geht’s los… zum Schluss machen wir….so…gut…nun
machen wir…“
Gestik, Tonfall und Mimik sind ganz wichtig für Kinder, um zu begreifen, was von Ihnen erwartet wird. Kinder
hören und erkennen kein „nicht“, so wie Erwachsene der Aufforderung: „Denk nicht an einen Apfel“ nicht Folge
leisten können. Deshalb ist es wichtig, Kindern zu sagen, was o.k. ist und was sie tun können, also positiv zu
formulieren:
„Wir machen jetzt gleich…“ „Wenn du willst dass,….. kannst du….“
Die wichtigste Lernquelle für Kinder ist das Lernen am Modell. Sie schauen sich ab, was die Eltern tun, sagen
und mit welchen Gefühlen das verbunden ist.
M arte M eo: Aus eigener K raft (2/2)
Nicht immer sind Kinder in der Lage, diesem natürlichen Prozess zu folgen, wahrzunehmen, was sie
wahrnehmen müssen, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Nicht immer sind Eltern in der Lage, sich
so auszudrücken, dass ihr Kind die seinem Entwicklungsstand entsprechenden Informationen aufnehmen kann.
Maria Aarts hat mit der Marte Meo-Methode eine Möglichkeit geschaffen, Eltern anhand kurzer Videoclips zu
zeigen, was Sie tun können, um die Entwicklung ihres Kindes gut zu unterstützen. In der Analyse der Eltern-KindInteraktion zeigt sie, welche Fähigkeiten das Kind schon entwickelt hat, wo die Eltern auf welche Weise schon gut
unterstützen, wo es noch Gelegenheiten gibt, dieses Verhalten ebenfalls zu unterstützen, und was der nächste
Schritt ist. Oft geht es darum, das, was die Eltern schon tun in spezieller Weise zu „vergrößern“ (wiederholen, mit
Gesten und Ton unterstreichen), damit das Kind die Botschaft aufnehmen kann.
„Ausgehend von einem tiefen Gefühl der Verbundenheit und Verantwortung für den kleinen Menschen, realisiert
sich Feinfühligkeit über die Fähigkeit, seine Signale angemessen wahrzunehmen und zu kommunizieren. Die im
Zentrum der Marte Meo Methode stehenden basalen Kommunikationselemente bieten im Alltag eine Anleitung
und Unterstützung, diese Feinfühligkeit zu entwickeln. Mit den Kommunikationselementen Initiativen
wahrnehmen und bestätigen, sowie dem Benennen gibt die Marte Meo-Methode den Eltern wirkungsvolle
Instrumente an die Hand, mit denen sie die für die gute Entwicklung des Kindes wichtige Feinfühligkeit
weiterentwickeln können.“
Bünder, Sirringhaus-Bünder, Helfer: Lehrbuch der Marte-Meo-Methode, Entwicklungsförderung mit
Videounterstützung, Vandenhoeck & Ruprecht, 2010
Dipl.-Psych. Charlotte Strobl, Psychologische Psychotherapeutin, Marte Meo Supervisorin
Fon: 08141 3573608 Mobil: 0174 2838359 Mail: [email protected]
Homepage: www.martemeobayern.de Web: www.nmmi.de
M arte M eo: Aus eigener K raft (3)
Literatur
Aarts, M. (2011). Marte Meo, Ein Handbuch. Eindhoven, Niederlande: Aarts Productions
Aarts, M. (2012). Marte Meo Programm für Autismus (Buch und DVD). Eindhoven, Niederlande: Aarts
Productions
Aarts, J. (2007). Marte Meo Methode für Schulen (Buch und DVD), Eindhoven, Niederlande: Aarts Productions
Bünder, P./Sirringhaus-Bünder, A./Helfer,A. (2010, 2009). Lehrbuch der Marte-Meo-Methode (Buch mit DVD).
Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht
Hawellek, Ch./Meyer zu Gellenbeck, K. (2005). Die Kunst der kleinen Schritte, in: Hawellek/Arist von Schlippe.
Entwicklung unterstützen – Unterstützung entwickeln. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht
Hawellek, Ch. (2012). Entwicklungsperspektiven öffnen. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht
Isager, M. (2009). Marte Meo konkret. Münster: Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat
Aarts, M./Hawellek, Ch./Rausch, H./Schneider, M./Thelen, Ch. (2014). Eine Einladung zur Entwicklung (Buch und
DVD), Eindhoven, Niederlande: Aarts Productions
Weitere Hinweise für Literatur und DVDs finden sich auf der Homepage von Marte Meo International
Links
http://www.martemeo.com/de/home/
http://www.norddeutsches-marte-meo-institut.de/
http://www.norddeutsches-marte-meo-institut.de/weiterbildung-kurse
aktuell bis 24.2.2016
http:// www.marte-meo-fachtag.de/
Dipl.-Psych. Charlotte Strobl, Psychologische Psychotherapeutin,
Marte Meo Supervisorin
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Web: www.martemeobayern.de
Ursula Lävemann, Marte Meo Therapeutin/Fachberaterin
Fon: 015165145443 Mail: [email protected]
Web: www.ursula-laevemann.com