FCRJ lässt sich von Cham noch erwischen

Sport
Zürichsee-Zeitung
Montag, 23. November 2015
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FCRJ lässt sich von Cham noch erwischen
Fussball 88 Minuten lang
hielt Rapperswil-Jona die
beste Offensive der Promotion
League in Schach. Doch dann
schoss Roman Herger Cham
ins Glück. Der FCRJ unterlag
dem Leader unnötig 0:1, denn
vor allem bis zur Pause wurden Topchancen verpasst.
«Bis am Schluss dranbleiben,
Jungs!», rief FCRJ-Trainer Stefan Flühmann in der 83. Minute
seinen Spielern zu. Cham drückte zu diesem Zeitpunkt, und die
Gastgeber schienen die Warnung
ihres Coaches nicht überhört zu
haben. Denn vier Minuten darauf bot sich dem zur Pause eingewechselten Dominik Schwizer
die Riesenmöglichkeit zum 1:0.
Der 19-Jährige drosch den Ball im
Fünfer aber knapp über die Latte.
Prompt wurde RapperswilJona für dieses – erneute – Auslassen einer grossen Torchance
bestraft. In der 89. Minute stach
der Joker von Chams Trainer
Jörg Portmann. Er hatte Roman
Herger erst in der 66. Minute gebracht, was sich auszahlte. Der
Stürmer profitierte nach einer
Passstafette über Pascal Bader
und Reto Scherer von einem Stellungsfehler der FCRJ-Defensive.
Der Ball wurde ihm in den Lauf
vorgelegt, sodass er nur noch an
Keeper Christian Leite vorbei
einschieben konnte. Vergeblich
STiMMen ZuM SPieL
Christian Leite, FCRJ-Goalie:
«Wir fanden gut ins Spiel und
erspielten uns Chancen. Nur
leider haben wir diese – wie
schon so oft in der aktuellen
Meisterschaft – nicht genutzt.
Nach der Pause bekundeten
wir Mühe mit dem Gegenwind,
standen defensiv aber gut und
spielten auf Konter. Cham holte
aus den wenigen Tormöglichkeiten das Maximum heraus.
Wer sie nicht macht, kriegt sie;
diese alte Fussballweisheit bewahrheitete sich leider wieder
einmal. Herger hat das Loch in
der Mitte gut genutzt und den
Ball in Gegenrichtung zu mir
versenkt. Schade, denn diese
Niederlage ist absolut unnötig.»
Roman Herger, Siegtorschütze
Cham: «Uns blieben nur 15 Minuten Zeit zum Einlaufen, und
wir hatten zu Beginn auch wegen des Windes einen schweren
Stand. Der FCRJ hatte zwar insgesamt mehr Spielanteile. In der
zweiten Halbzeit lief es uns dann
aber besser, und wir versuchten,
unseren Vorteil zu nutzen – mit
Erfolg. Die drei Punkte nehmen
wir gerne mit und bleiben somit
weiter Leader. Daher ist für uns
alles super verlaufen!» ddu
versuchte der FCRJ, das 0:1 noch
wettzumachen. Cham klärte in
der Nachspielzeit einen gefährlich in den Strafraum spedierten
Freistoss von Jonas Elmer.
Santillo vergibt kläglich
Die vierte Meisterschaftsniederlage der Rosenstädter war die unnötigste. Denn sie hatten besonders in der ersten Halbzeit ein klares Chancenplus, auch weil Cham
gegen Wind und Schneeregen ankämpfen musste. Leite wurde bis
zur Pause von der besten Offensive der Liga nur einmal ernsthaft
geprüft. Doch der FCRJ-Goalie
fischte Dalibor Stojanovs Kopfball
mirakulös aus der tiefen Ecke (14.).
Gästekeeper Alessandro Merlo
hingegen war wesentlich mehr
gefordert. Aber die Gastgeber haderten im Abschluss. Allen voran
Gianluca Santillo, der früh (5.) danebenschoss und in der 38. Minute
den Führungstreffer hätte erzielen
müssen. Merlo rutschte bei einem
Ausflug ausserhalb des Strafraums
aus. Der FCRJ-Stürmer zog jedoch
nicht direkt aufs leere Tor ab, sondern zögerte kurz – und traf dann
einen Verteidiger statt ins Netz.
Sieben Minuten zuvor war Egzon Kllokoqis vermeintliches 1:0
– nach einer mit dem Kopf verlängerten Freistossflanke Elmers –
wegen Offside aberkannt worden.
Dem Gegenwind getrotzt
Auch Denis Simani (20. Kopfball übers Tor), Captain Carlos
da Silva (21./25. Schüsse direkt
auf Merlo) und Roman Güntensperger (22. wartet zu lange ab)
war die Führung verwehrt geblieben. Und Fabio Schmid schoss in
der 37. Minute aus fünf Metern
in Merlos Hände. Nach der Pause – welche länger dauerte, damit
sich die Spieler genügend aufwärmen konnten – trotzte der FCRJ
dem Gegenwind. Immerhin wehte dieser ihnen keinen Schnee ins
Gesicht. Sogleich (46.) kam Da
Silva zu einer Direktabnahme,
die allerdings zu hoch geriet.
Die Gäste stellten mit Rückenwind die stärkste Verteidigung
zunehmend auf die Probe. Bis
auf drei vielversprechende Abschlussmöglichkeiten von Stojanov – er traf aus spitzem Winkel das Aussennetz (56.) und Leite war bei seinen Versuchen aus
der zweiten Reihe (61./75.) zur
Stelle – wurden sie aber nur bei
Standardsituationen gefährlich.
So musste der FCRJ-Torhüter in
der 80. Minute einen Freistoss
über die Latte lenken.
Ein stürmisches Spiel
Indes versuchte das Heimteam,
mit Kontern Nadelstiche zu setzen. Aber Santillo wurde bei
einem Sturmlauf gerade noch gestoppt (63.), und Da Silva häm-
FCRJ-Mittelfeldspieler Cristian Pecci (rechts) muss mit seinem Team im Heimspiel gegen Cham den Wetterkapriolen und Angriffversuchen des Leaders
Kurt Heuberger
trotzen – hier versucht er, Dalibor Stojanov am Vorbeiziehen zu hindern.
merte das Leder knapp am Pfosten vorbei (68.). Je länger die
Partie dauerte, umso mehr zeichnete sich eine nervenaufreibende
Schlussphase ab, in welcher sich
der FCRJ dann eben doch noch
geschlagen geben musste.
Das garstige Wetter hatte zwar
wesentlichen Einfluss auf den
Knüller zwischen dem Tabellenvierten und -ersten. Kurz vor
Spielbeginn war ein Graupelsturm übers Grünfeld gezogen
und bei hohen Bällen oder Ab-
schlägen der Goalies waren besonders Windböen tückisch. Von
den schwierigen Bedingungen
zeigten sich beide Teams aber
wenig beeindruckt, und so entwickelte sich ein packendes Duell.
Wie der FCRJ letzte Saison
Dem FCRJ wurde vielmehr die
fehlende Effizienz zum Verhängnis. Dabei hatte Verteidiger Elmer
im Vorfeld der Partie noch betont:
«Wir müssen unsere Torchancen eiskalt ausnutzen.» Cham ist
dies letztlich – wenn auch mit ein
wenig Glück – gelungen. Deshalb
können die Zentralschweizer nun
als Aufsteiger überraschend an
der Tabellenspitze überwintern.
Dies hatte Rapperswil-Jona letzten Herbst fertiggebracht gehabt.
Der FCRJ gab im Heimspiel drei
wichtige Punkte an den Leader ab.
Sieben Zähler hinter Cham sowie
Servette müssen die Rosenstädter als Fünfter in die Winterpause
– und in dieser dringend an ihrer
Offensive feilen. Dominic Duss
PROMOTiOn LeaGue
Rapperswil-Jona – Cham
0:1 (0:0)
Grünfeld. 350 Zuschauer. SR Ghisletta. – Tor:
89. Herger 0:1. – Rapperswil-Jona: Leite;
Elmer, Simani, Kllokoqi, Fischer; Güntensper­
ger (45. Schwizer), Pecci, Schmid, Rebron­
ja; Santillo (81. Le Bigonsan), Da Silva (88.
Al Obadie). – Cham: Merlo; Keller, Christen,
Jakovljevic, Thöni (82. Nussbaumer); Gasser
(77. Walker), Schilling, Bader, Scherer; Sto­
janov, Ugljesic (66. Herger). – Bemerkungen: Rapperswil­Jona ohne Youssoufa (Aus­
land); Cham ohne Balaj, Dätwyler, Nieder­
hauser und Sturzenegger (alle verletzt). Ver­
warnungen: 63. Bader, 65. Pecci, 74. Christen,
90. Walker, 90. Fischer (alle Foul).
Martens muss an WM mit Platz 6 vorlieb nehmen
Kunstrad Die Querelen
der letzten Wochen kosteten zu viel Kraft: Yannick Martens vom VMC Hombrechtikon
verpasste an den Weltmeisterschaften in Malaysia den Final
der besten vier und somit
die angestrebte Medaille.
Die Kunstradwettkämpfe in Johor waren geprägt von schwierigen Bodenverhältnissen. Bereits in der Vorbereitung gab es
auf dem welligen Boden ungewöhnlich viele Stürze. Viele Teilnehmer brachte dies an den Rand
der Verzweiflung. Nicht so den
Stäfner Yannick Martens. Dank
seiner soliden Technik und optimistischen Einstellung konnte er sich gut an die ungewöhn-
lichen Bedingungen anpassen.
«Die Trainings waren zwar hart,
meine Trikots sofort nass geschwitzt und auch das Kunstrad etwas rutschig, aber ich fühlte mich dennoch ziemlich rasch
wohl hier.»
Als es zählte, konnte der
24-Jährige sein in den letzten
Wettkämpfen gezeigtes Können
dann aber nicht ausspielen.
«Zum Schluss fehlte mir wohl
etwas die Kraft», erklärte Martens enttäuscht. Dies lag sicher
auch daran, dass er sich in den
Wochen zuvor nicht ausschliesslich auf den Sport konzentrieren
konnte, sondern sich vor Gericht
den WM-Start erkämpfen musste (die ZSZ berichtete). Barbara
Ganz, mehrfache WM-Medail-
lengewinnerin im Radrennsport
und Martens’ Betreuerin während des Wettkampfes, ergänzt:
«Es hätte fast Übermenschliches
gefordert, dass Yannick hier
seine optimale Leistung hätte
zeigen können. Die ganzen Querelen im Vorfeld forderten zu viel
Kraft. Im Spitzensport entscheidet der Mentalbereich über Sieg
und Niederlage. Der Schlussrang
widerspiegelt bei weitem nicht
sein Potenzial.»
Zeitnot kostete Finaleinzug
Mit der dritthöchsten eingereichten Punktzahl nahm Martens
den Wettkampf im Einer als drittletzter Athlet in Angriff. Die bis
dahin erreichten Punktwerte
waren nicht sehr hoch. Wie im
Yannick Martens konnte an den
Weltmeisterschaften sein Potenzial
Oliver Stoll
nicht ausschöpfen.
Frauenwettkampf am Vorabend
zeigte sich, dass die Fahrer mit
hohen Ausgangswerten mehr
Mühe bekundeten, ihre Programme sauber durchzufahren. Bodentouchierungen und sogar Absteiger kosteten zu viel Zeit, um alle
Programmelemente zu fahren.
Martens eröffnete sein Programmmiteinemperfektgedrückten Schweizer Sattellenker-Handstand. Beim dritten Element, dem
Sprung vom Sattel zum Lenker,
musste er aber vom Rad und verlor
erste Punkte. Bei den schwierigen
freihändigen Rückwärtsserien,
die von einigen Athleten auf
Sicherheit fahrend einhändig
gezeigt wurden, riskierte er viel
und fuhr freihändig. Zwar gelangen die Übungen, jedoch fuhr er
sie etwas zu kurz, was wertvolle
Punkte kostete. Den Drehsprung
zeigte der Stäfner dann mit taktischem Zuschlag in fünffacher Ausführung, was ihm wieder einige
Pluspunkte einbrachte. Letztlich
hatte er am Anfang seiner Darbietung aber zu viel Zeit verloren,
wodurch er einige Figuren nicht
mehr zeigen konnte. Dies führte
zu massiven Abzügen. Mit 152,95
Punkten verpasste Martens den
Einzug in den Final der besten
vier und belegte im Gesamtranking den 6. Rang.
WM-Gold holte sich Titelverteidiger Michael Niedermeier aus
Deutschland mit 192,63 Punkten
vor seinem Landsmann Simon
Puls (165,67) und dem Chinesen
Wong Chin To (164,49). mah/kob