Die Rückkehr der Knutschkugel

Datum: 06.09.2015
SonntagsZeitung
8021 Zürich
044/ 248 40 40
www.sonntagszeitung.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 201'738
Erscheinungsweise: wöchentlich
Themen-Nr.: 650.011
Abo-Nr.: 1095637
Seite: 50
Fläche: 66'170 mm²
Die Rückkehr der Knutschkugel
Die Zürcher Trottinettfirma Micro erfindet die legendäre BMW Isetta neu als Stromvariante unter dem Namen Microlino
Microlino:
Wim Ouboter
mit dem Modell
des neuen
Stromers
Cornelia Krause (Text)
und Michele Limina (Foto)
ziert - bis 1962 die letzte Isetta Modellen auch auf Hybridtechnovom Band rollte.
logie, sprich die Fusion von E-
Küsnacht ZH Vier Räder, ein MoGut 50 Jahre später steht der Motor und Antriebskraft des Fahtor, Platz für zwei Passagiere und Kabinenroller - auch als «Knutsch- rers. «Für mich hört Mikromobiliein Dach - die Ansprüche an ein kugel» oder «Schlaglochsuchgerät» tät nicht bei den Trottinetts auf.
Automobil waren im Europa der - bezeichnet, vor der Wieder- Und auch heute braucht ein Auto
Nachkriegszeit bescheiden. Die geburt. Der Gründer der Zürcher in erster Linie ein Dach und minniedrige Erwartungshaltung, ge- Trottinettfirma Micro Mobility destens drei Räder», sagt Ouboter.
Zwar hätten die Schweizer vielpaart mit leeren Haushaltskassen, Systems, Wim Ouboter, will eine
brachte den einen oder anderen mit Elektromotor betriebene Va- fach das Geld für hochkomplexe
Klassiker unter den Kleinstwagen riante auf den Markt bringen. Mi- Fahrzeuge mit viel PS. Allerdings
hervor. Der Bekannteste: die BMW cro macht mit seinen Trottis rund verstopfe der Verkehr die InnenIsetta. Mehr als 160 000 Exempla- 60 Millionen Franken Umsatz im städte, litten Passanten unter den
re wurden in sieben Jahren produ- Jahr und setzt bei seinen neusten Abgasen der grossen Benzinschlu-
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cker. Das mit der Zürcher Hoch- Linde kooperieren, einem deutschule für angewandte Wissen- schen Hersteller von Gabelstaplern
schaften (ZHAW) entwickelte mit Elektroantrieb. Die Steuerung
Gefährt erfüllt darum vor allem soll von der Schweizer Firma Midas Prinzip der Reduktion aufs crobeam programmiert werden,
Wesentliche: Fronteinstieg, zwei mit der Micro bereits im Bereich
Sitze vorne, Schiebedach als Hybridroller zusammenarbeitet.
Notausstieg und Schiebefenster.
die Tasche greifen. Immerhin zeigt
sich ein positiver Trend in den Zah-
Die Reichweite der Batterie beträgt
gen Regierungen zusammen»,
etwa 80 Kilometer, die maximale
«Günstige Kleinparkplätze an
besten Lagen schaffen»
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len. 2014 wurden in der Schweiz
laut Bundesamt für Statistik knapp
2000 Elektrofahrzeuge zugelassen,
2011 waren es nur rund 450. «Der
Erfolg des Microlino hängt stark
mit dem Engagement der jeweiliräumt Ouboter ein. Er hofft auf Un-
Geschwindigkeit 90 km/h. Das Ouboter geht davon aus, dass der terstützung des Bundes. Etwa in der
Gefährt unter dem Namen Micro- Microlino für rund 90 Prozent der Preisfrage. Ouboter schwebt vor,
lino ist rund 10 Prozent grösser als Anwendungszeit seiner Fahrer aus- dass die Batterie durch eine Abgadas Original aus den 50ern und reicht. Bezüglich Nachfrage und be auf hochmotorisierte Benziner
nimmt etwa ein Drittel eines regu- Marktpotenzial verweist er auf quersubventioniert wird. Damit der
eine Zukunftsstudie der ZHAW Microlino für einen Grossteil der
lären Parkplatzes ein.
Am Freitag hat Ouboter den Ka- zum Thema Elektromobilität Bevölkerung erschwinglich wird,
binenroller an einer Messe in Pa- Schweiz 2030. Der Bericht aus dem soll er 7000 bis 10 000 Franken kosris vorgestellt. Weil der Prototyp Jahr 2013 räumt Leicht- und ten. Städte und Gemeinden hingenoch nicht gebaut ist, präsentierte Kleinstfahrzeugen durchaus Chan- gen müssten «günstige Kleinparker einen umgebauten BMW Isetta cen ein, sich innerhalb der nächs- plätze an besten Lagen» schaffen,
mit Elektromotor. Der erste Micro- ten 15 Jahre hierzulande zu eta- um den Konsumenten zum Kauf
lino soll frühestens im Februar auf blieren. Chinesische Massenanbie- von Kleinfahrzeugen zu animieren.
Offen ist auch, wie BMW auf
Schweizer Strassen rollen. Aller- ter dürften dann mit günstigen
dings nur zu Testzwecken, denn Modellen punkten, heisst es. Für das Projekt reagiert. Zwar ist der
lancieren will Micro das Gefährt die Verbreitung der Leichtmobili- Micro-Kabinenroller unter andeerst 2017, und zwar dort, wo es her- tät sei auch die öffentliche Hand rem Namen unterwegs als das
gestellt wird: in China. Das Land gefordert. Die Studie schlägt ver- 50er-Jahre-Fahrzeug, dessen Lisei bezüglich Elektromobilität kehrsplanerische Massnahmen vor, zenz zum Bau BMW einst in Italischon viel weiter; wegen Verkehrs- wie Spuren oder Zonen in Gross- en erwarb. Das Design des Microchaos und Luftverschmutzung för- städten, auf denen nur Leichtmo- lino ist jedoch an den Isetta angederten viele Städte Parkplätze für bile fahren dürfen. Offen sind zu- lehnt. Weil BMW seit Jahrzehnten
Elektromobile und Ladestationen, dem Infrastrukturfragen: Es fehlt keinen Isetta produziert hat, dürfsagt Ouboter. Für die Herstellung ein Netz mit Ladestationen. Auch te kein Anspruch auf die Markendes Microlino hat er die chinesi- was Sicherheitsvorschriften an- rechte bestehen. Ouboter kann sich
sche Firma Kandi Technologies als geht, besteht noch Bedarf. «Bislang gut vorstellen, BMW ins Boot zu
Partner gefunden, die umfangrei- scheint der mobile Konsument holen. «Aber die bauen ja eigentche Erfahrung mit Elektromobilen noch immer zögerlich zu agieren», lich lieber schwere, teure Autos.»
BMW Isetta: Der Kabinenroller
besitzt. «Wir erhalten das Know- heisst es in der Studie.
wurde bis 1962 produziert
Vielfach geht es auch um Preishow, sie dafür das Design und eine
Trendmarke», beschreibt Ouboter überlegungen, denn für Elektromoden Deal. Beim Motor will er mit bile müssen Konsumenten tief in
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