impuls

Böckler
impuls
4/2016 3. März
2Mitbestimmung „Europa braucht die Stimme der Arbeit“
3Gender Soziale Berufe: Weiblich und schlecht bezahlt
4Einkommen Mindestlohn schützt noch nicht vor Armut
6Arbeitswelt Chinesen investieren mit Augenmaß
7 Öffentlicher Dienst Beim Personal ist die Untergrenze erreicht
Verteilung
Ungleichheit macht unglücklich
Wenn die Kluft zwischen den Reichen und dem Rest der Bevölkerung wächst,
leidet die Lebensqualität. Das zeigt eine internationale Studie.
Umverteilung findet seit geraumer Zeit von unten nach oben sichtigt werden. Die Stärke dieses Effekts sei erheblich, so
statt: In den meisten Industrieländern ist der Einkommensan- die Autoren. Wenn der Einkommensanteil des reichsten Hunteil des reichsten Hundertstels seit den 1980er-Jahren deutlich dertstels um einen Prozentpunkt zunimmt, wirkt sich das nach
gestiegen, schreiben Richard V. Burkhauser von der Cornell ihren Berechnungen genauso aus wie ein Anstieg der ArbeitsUniversity, Jan-Emmanuel De Neve von der Universität Oxford losenquote um 1,4 Prozentpunkte. Auf positive Emotionen wie
und Nattavudh Powdthavee von der London School of Econo- Vergnügen oder Genuss scheint soziale Ungleichheit keinen
mics. In Deutschland wuchs der Anteil allein zwischen 1998 Einfluss zu haben. Negative Emotionen wie Schmerz, Sorgen
und 2008 von 10,9 auf 13,9 Prozent. Die Forscher haben un- oder Ärger nehmen mit dem Anteil der Reichsten am Einkomtersucht, welche psychologischen Konsequenzen diese Ent- men zu. Die Wissenschaftler haben zusätzlich zu den internawicklung hat. Ihre Frage: Kümmert sich die Mehrheit der Bür- tionalen auch britische Daten aus einer anderen Quelle ausgeger überhaupt um das Einkommen einer kleinen Gruppe? Die wertet und sind dabei zu analogen Ergebnissen gekommen.
Antwort: durchaus. Das subjektive Wohlbefinden ist umso
Alles in allem zeige sich, dass der Einkommensanteil der
geringer, je üppiger das Kuchenstück der Reichsten ausfällt.
Spitzenverdiener einen der wichtigsten Erklärungsfaktoren für
Die Studie der Ökonomen beruht auf Daten des Gallup internationale Unterschiede in der empfundenen LebensquaWorld Poll, einer jährlich stattfindenden Befragung. Ausge- lität darstellt. Dass die finanziellen Verhältnisse des reichsten
wertet wurden Angaben von 69.000 Menschen aus 22 Län- Hundertstels sich spürbar auf das Wohlergehen der übrigen
dern. Die Teilnehmer sollten unter anderem ihre generelle Le- Bevölkerung auswirken, sollte eine angemessene Verteilungsbensqualität auf einer Skala von null bis zehn verorten. Zum politik berücksichtigen, empfehlen die Forscher.<
anderen wurden positive und negative Empfindungen am Tag
Quelle: Richard V. Burkhauser, Jan-Emmanuel De Neve, Nattavudh Powdthavee: Top Incomes
vor der Befragung protokolliert. Anteilswerte des reichsten and Human Well-being around the World, IZA Discussion Paper Nr. 9677, Januar 2016 Prozents am steuerpflichtigen Einkommen stammen aus der Download: bit.do/impuls0277
World Top Incomes Database.
Der Analyse zufolge gibt
es einen klaren ZusammenDeutschland den Reichen
hang zwischen Ungleichheit
und Zufriedenheit: Je mehr Der Anteil des reichsten Prozents am Gesamteinkommen betrug 2008 ...
die Spitzenverdiener in einem
Staat anteilmäßig kassieren,
desto schlechter fällt die Einschätzung der Lebensqualität ihrer Landsleute im Schnitt
aus – auch dann, wenn individuelle Merkmale wie Alter,
Haushaltseinkommen oder
Gesundheitszustand und
­gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen wie Arbeitslosigkeit, Inflation oder
Bildungsausgaben berück-
€
1 Prozent der Einwohner
17,9 %
13,9 %
11 %
9,7 %
9,7 %
8,7 %
USA
Deutschland
Schweiz
Japan
Italien
Spanien
8,5 %
8,5 %
7,7 %
7,1 %
6,8 %
6,1 %
Frankreich
Finnland
Norwegen
Schweden
Niederlande
Dänemark
Quelle: World Top Incomes Database Grafik zum Download: bit.do/impuls0278 Daten: bit.do/impuls0279