Skript zur Vorlesung „Allgemeine Evolutionsbiologie“ | WS 2015/2016 | A. Franzke & M. Koch ♦ Vorwort zur Vorlesung „Allgemeine Evolutionsbiologie“ Gebruiksaanwijzing. Ein Durchlesen dieses Kurzskripts kann weder den engagierten Besuch der Vorlesung, noch ein Studium der weiterhin empfohlenen Literatur und schon gar nicht eine eigene kritische und sicherlich auch zeitintensive Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themenbereichen ersetzen. Ersetzen soll dieses Skript aber die sonst (inzwischen) übliche Herausgabe der während der Vorlesung gezeigten Präsentationen, deren Aufgabe es ist, die vorgetragenen Ausführungen (stichwortartig) zu unterstützen. Diese sind daher sicherlich nicht umfassend selbsterklärend. (Sonst würden Lehrbücher ja auch als Pixi-Bücher erscheinen). Fast alle in der „Allgemeine Evolutionsbiologie“ behandelten Themen, Beispiele und Abbildungen finden Sie in diesen Lehrbüchern: 1.) Campbell, Reece: Biologie, Pearson. 2.) Futuyma: Evolution, Sinauer (aktuelle Auflage von 2013!). 3.) Zrzavy, Storch, Mihulka: Evolution – Ein Lese-Lehrbuch. Spektrum. Bücher sind immer auch Geschmackssache. Es gibt viele weitere Lehrbücher zum Thema. Die oben genannte Auswahl soll Sie keinesfalls davon abhalten auch in anderen Lehrbüchern, wie z.B. in der „Evolutionsbiologie“ von Storch, Welsch und Wink (Springer), zu lesen. Jedes Lehrbuch hat seine eigenen Schwerpunkte, Herangehensweisen, Stärken und natürlich auch Unglücklichkeiten. Dieses Skript umfasst – entsprechend der Anzahl der Vorlesungstermine – 14 Kapitel, in denen die Inhalte (Folien) der jeweiligen Vorlesungseinheiten sehr knapp, aber – im Gegensatz zu den Präsentationen – in vollständigen Sätzen zusammengefasst sind. Auf aus Lehrbüchern stammende Abbildungen, die in der Vorlesung erläutert werden, wird aus Copyright-Gründen lediglich verwiesen. Der vielleicht nicht nur glückliche Titel der Vorlesung „Allgemeine Evolutionsbiologie“ soll bedeuten, dass wir uns mit eher allgemeinen Konzepten aus den verschiedenen Bereichen der Evolutionsbiologie beschäftigen. Soweit möglich, geschieht das natürlich anhand von konkreten Beispielen, die aber eben nur als ein mögliches Beispiel dienen und deren Details, wie etwa die genaue Geweihgröße von ausgestorbenen Riesenhirschen, dann natürlich auch nicht weiter „klausurrelevant“ sind. (Man weiß allerdings nie, ob man mit einem solchen Detailwissen nicht mal in einem Gespräch einen unerwarteten Akzent setzen kann). Spezielle Themen, wie z.B. die „Stammesgeschichtliche Entwicklung des Lebens auf der Erde“ oder die „Evolution des Menschen“, kommen in der „Allgemeinen Evolutionsbiologie“ nicht vor. (Das hören Sie anderswo). Noch mal zum Thema „Details“: Da wir uns hier also eher mit einführenden, übergeordneten Konzepten der Evolutionsbiologie beschäftigen, ist es in unserem Zusammenhang oft gar nicht nötig, Details zu kennen: Es wird z.B. entscheidend wichtig sein, zu wissen, was während einer Meiose grundsätzlich passiert, unwichtig sind (in unserem Zusammenhang) dann aber die Namen der einzelnen Meiosephasen oder der exakte molekulare Ablauf eines Crossing-overs. „Prüfungsrelevant“ sind aber sicherlich (!) inhaltlich verstandene „Definitionen“ einer ganzen Reihe von Begriffen wie z.B. „Epigenetik“. Diese verstehend zu lernenden Schlüsselbegriffe sind im Skript blau hervorgehoben. Definitionen sind in der Biologie, gleichsam naturgemäß, oft nicht eindeutig. Falls Sie hier Definitionen finden – die natürlich auch nur von anderswo übernommen wurden – die mit anderen Definitionen in der Literatur oder anderen Lehrveranstaltungen nicht ganz im Einklang sind, dann bitte nicht verzweifeln: Begriffe haben teilweise einfach in unterschiedlichen Zusammenhängen (Fachdisziplinen) und auch zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Bedeutungen. Was verstehen Sie denn z.B. eigentlich unter einem Gen? Wie schon angedeutet, kann und soll die „Allgemeine Evolutionsbiologie“ allererste Einblicke in zum Teil sehr diverse Teildisziplinen der Evolutionsbiologie geben: Evolutionsbiologen können Leute sein, die mit fossilen Knochen Dinosaurierskelette rekonstruieren, die ein Forscherleben lang mit verschiedenen Methoden die Eigenschaften von vielen tausend Populationen des Hirtentäschelkrauts analysieren, die den Anpassungswert bestimmter Verhaltensweisen bei Grauganspaaren verstehen wollen, die mit immer aufwändigeren Computerprogrammen versuchen Stammbäume zu rekonstruieren oder die mit modernsten molekularbiologischen Techniken die evolutionäre Entwicklungsbiologie des Wirbeltierauges untersuchen und, und, und. Die Blickwinkel auf das Thema „Evolution“ können also sehr verschieden ausfallen. Einfach milde lächeln, wenn Ihnen jemand möglicherweise suggeriert, dass ausgerechnet sein Teilgebiet die „einzig wahre“ Evolutionsbiologie sei. Ein „roter Faden“ durch die diversen Themenkomplexe der „Allgemeine Evolutionsbiologie“ ergibt sich durch eine gewisse chronologische Reihenfolge der behandelten Themen: Angefangen mit den Ideen Darwins über die „Synthetische Evolutionstheorie“, zu eher genozentrischen Sichtweisen bis hin zu einer heutigen „Erweiterten Synthese“, die insbesondere auch die neueren Erkenntnisse der evolutionären Entwicklungsbiologie (Evo-Devo) integriert. Am Ende der Vorlesung werden Sie erkennen, dass trotz der Unterschiedlichkeit der einzelnen Themengebiete doch irgendwie „Alles mit Allem zusammenhängt“ – … manchmal mein Lieblingssatz – und, dass viele sehr unterschiedlich 1 Skript zur Vorlesung „Allgemeine Evolutionsbiologie“ | WS 2015/2016 | A. Franzke & M. Koch ausgerichtete Biologen zum Entstehen des heutigen sehr komplexen Evolutionstheoriegebäudes beigetragen haben und permanent weiter beitragen. Sie werden möglicherweise auch erfahren, dass es für Sie ungleich schwieriger ist Konzepte der Evolutionsbiologie zu verstehen und vor allem korrekt wiederzugeben als etwa Stoffwechselwege mit ihren Regulationsmechanismen. Das ist normal: In der Evolutionsbiologie geht es eben eher um grundlegende als um unmittelbare Zusammenhänge. Eine entsprechend ausgerichtete etwas abstraktere Denkweise muss man eventuell erst trainieren und nicht wenige Inhalte versteht man – falls überhaupt – möglicherweise auch erst nach einigen Jahren und dann auch nur halbwegs. Die „Allgemeine Evolutionsbiologie“ kann ein Anfang sein. ♦ Erläuterung zum folgenden Text. Der erste fettgedruckte Satz eines Absatzes ist jeweils die Überschrift der in der Vorlesung gezeigten Folie. Alle auf den Folien gezeigten Begriffe/Inhalte sind dann etwas ausführlicher als auf den gezeigten Präsentationen in knappen, zum Teil auch stichwortartigen Sätzen wiedergegeben. Und nochmal: Neben dem Skript müssen Sie auch Bücher studieren! ♦ 2
© Copyright 2024 ExpyDoc