~ Krieg Tod Schlepper ASYL Leid Hilfe Ärzte Mittelmeer Aufnahmeeinrichtung Einsamkeit Migration IS Syrien Angst Irak Missbrauch Terror Kosovo Zeltstadt Integration Afghanistan Rassismus Sprache Hilflosigkeit Frontex Wirtschaftsflüchtling Planlosigkeit Refugee Grenzen Europa Zäune Hunger Registrierung HASS besorgte Bürger Nazis Brandanschläge Notunterkunft Hilfsaktion Flüchtlinge Pegida Asyltourismus Bootsflüchtlinge Durst Ertrinken Das Straßen in-draussen.de | www.strassenmagaz Ersticken und das Münsterland magazin für Münster 10 | 15 ¤ 1,60 1 Editorial Ihr ~ - Verkäufer hat die Nummer: Liebe Leserinnen und Leser, zum großen Thema „Flüchtlinge“ können wir wohl als Monatsmagazin leider nie ganz aktuell sein. Täglich gibt es neue Nachrichten. Grenzen auf, Grenzen zu, Proteste, Anschläge auf Unterkünfte, Hilfsaktionen von Zivilbürgern… Als wir Anfang September begonnen haben, diese besondere Füchtlingsausgabe zu machen, fanden wir die Zahlen schon immens. Inzwischen erreichen fast jedes Wochenende mehrere 10.000 Hilfesuchende zumindest die österreichische Grenze. Die Europäischen Länder streiten weiterhin über Zuständigkeiten, Gelder und Aufnahme. Die ehrenamtlichen Helfer sind am Rande ihrer Kräfte. nicht berücksichtigt, da sie nicht als Leistungsempfänger erfasst sind. Und doch sind sie da. Suchen für sich und ihre Kinder einen Weg aus Diskriminierung und Armut. Beinahe alle haben eine Meinung zur Migration und meist eine dezidierte. Es ist schwierig, den Polarisierungen zu entgehen. Gerne verdächtigt man gerade finanziell Schwache, Fürsorgeabhängige oder Asylsuchende, auf dem Rücken der Steuerzahler ein Leben wie Gott in Frankreich zu führen. Das kennen auch unsere sozial benachteiligten ~-Verkäufer. Unsere rumänischen Verkäufer z.B. erhalten keinerlei Unterstützung, kein Hartz4 und keine Sozialhilfe. Sie sind in den offiziellen Statistiken überhaupt Sabrina Kipp 2 Klar ist, selbst wenn die Situation in einem Land schrecklich ist, sind der Aufnahme- und Integrationskapazität Grenzen gesetzt. Nichts desto trotz können Mollies und Steine auf Flüchtlingsunterkünfte keine Lösung bringen. Und egal, mit wem man über das Asylproblem ins Gespräch kommt, einen wirklichen Lösungsansatz hat niemand. Redakteurin ~ e.V. „meinKarneval“ zeigt jedem die besten Örtchen des Karnevals. Was ist eure Idee? Bewerbt euch bis zum 18.10.2015 mit eurer Idee für euren Verein bei der Google Impact Challenge. Die Gewinner erhalten 10.000 € bis 500.000 €. g.co/EureIdee 3 DANKE DANKE DANKE DANKE DANKE Wir brauchen ständig! DANKE # Es gibt Dinge, die kann man immer gebrauchen – unabhängig von Jahreszeit und besonderen Festen. So ist das bei uns auch. Unsere Verkäufer freuen sich zu jeder Zeit über einen guten Kaffee mit Milch, benötigen rund ums Jahr Hygieneartikel, ebenso Verpflegung für ihre Hunde. Wenn Sie etwas übrig haben oder uns unterstützen möchten, haben wir ein paar Vorschläge aufgelistet mit Artikeln, die immer gebraucht werden. Kaffee, Zucker, Kaffeeweißer haltbare Konserven oder Gläser: Wurst, Fisch, Marmelade, Honig, Nusscreme, Eintöpfe, Heißwürste, Nudeln, eingemachtes Obst und Gemüse, Tomatensaucen, Gewürze Seife, Duschgel, Schampoo, Zahnpasta, Zahnbürsten, Rasierschaum, Einwegrasierer, After Shave, Hand/Hautcreme Tempotaschentücher, Toilettenpapier, Küchentücher Schokoladentafeln, Plätzchen/Kekse, Bonbons, Weingummi Tabak, Blättchen, Zigaretten, Feuerzeuge Hundefutter, Hundedecken, Näpfe äsche spenden! te Unterw Bitte keine gebrauch So erreichen Sie uns Direkt und persönlich zur Abgabe von Spenden und zum Kennenlernen: Im Internet zur Information: www.strassenmagazin-draussen.de ~ e.V. Von-Kluck-Straße 15 48151 Münster Per Mail: [email protected] Telefonisch: 0251 / 49 09 11 8 4 Impressum Herausgeber ~ e. V. Von-Kluck-Straße 15 48151 Münster Tel.: 0251 / 49 09 11 8 [email protected] Redaktionsteam Horst Gärtner (V.i.S.d.P) Sabrina Kipp Jonas Lichtenstein Rolf Meyer Streetwork Sabrina Kipp [email protected] Internetseite www.strassenmagazin-draussen.de Administrator: Cyrus Tahbasian Texte Bianca Austin, Juliane Büker, Alex Frederickson, Horst Gärtner, Doris Goez, Hannes Hennemann, Michael Heß, Benedikt Kern u. Julia Lis, Garance Martin, Katrin Moser, Annette Poethke, Manuel Schumann, Urs-Adrian von Wulfen Fotos Caner Akkaya, Casa Providenti, Alex Frederickson ,Michael Heß, Saskia Konz, Markus Lewe, Presse Omid Nouripour, Pressestelle Bistum Münster, Marieke Reichert, spdfraktion.de (Susie Knoll/ Florian Jänicke), Urs-Adrian von Wulfen Inhalt 2Editorial Flüchtlinge 6 ES SIND MENSCHEN… Aber nicht alle sind menschlich. 8 Der Grünen-Politiker Omid Nouripour „Wir brauchen einen Schulterschluss der Demokraten“ 11Kirchenasyl Prophetische Praxis und politisches Mittel 12 Niemand verlässt gerne sein Zuhause Kinder auf der Flucht 14 Zwischen zwei Welten! Kinder mit Migrationshintergrund 15 Humanitärer Einsatz Interview mit Zahnarzt Dr. Hans-Wilhelm Rintelen 16 Titelfoto Rolf Meyer Die normative Kraft des Faktischen In der Flüchtlingsfrage holt die Realität die Illusionen ein Layout und Titelgestaltung Jonas Lichtenstein Rolf Meyer [email protected] 17 Gestaltungskonzept Lisa Schwarz/Christian Büning 18 Druck Gutverlag Druck & Medien Auflage 10 000 Unterstützt durch Siverdes-Stiftung Bankverbindung Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 34 205 427 BLZ 400 501 50 Spenden-Konto Sparkasse Münsterland Ost Konto-Nr. 33 878 BLZ 400 501 50 IBAN DE 4540 0501 5000 0003 3878 BIC WELADED1MST Auch Flüchtlinge haben Rechte Bitte beachten Sie unsere Anzeigenkunden. Rätsel und des Rätsels Lösung Auflösung und neues Rätsel 20 Flüchtlinge in Deutschland Regnet es in Münster, oder läuten die Glocken? 21 Endspurt bei den Baumscheiben! Gärtnern auf kleinstem Raum 22 Wir sollten Roma nicht zurückführen Interview mit Christoph Strässer 24 Hilfe ist nicht gleich Hilfe Die Hilfen für Flüchtlinge fallen EU-weit sehr unterschiedlich aus Wir danken allen Spendern! Artikel, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Genfer Flüchtlingskonvention 26 Anschläge auf Flüchtlinge in Deutschland Hass 27 Kontinuität und Verweigerung Die Wahl des Oberbürgermeisters liefert zwei deutliche Antworten 28 Columne: „~ auf Cuba“ Christliche Trolle # 29 Neues aus dem Familienrecht Verwendung von Sparguthaben minderjähriger Kinder 30Lesen Ulrich Burchert: Bunte DDR - Bilder aus einem lebendigen Land 31Rezepte Kulinarische Vielfalt 32Schlussakkord Können wir das schaffen? 5 Bericht | Text | Fotos: Alex Frederickson ES SIND MENSCHEN… Aber nicht alle sind menschlich. Als ich eingeladen wurde, einen Beitrag über Flüchtlinge zu schreiben, musste ich dreimal überlegen, welches Thema ich behandeln wollte. Es sind so viele, dachte ich. Zu viele. Die Situation ändert sich von Minute zu Minute. Mir war wirr im Kopf. Es war alles unnötig, diese Verwirrung. Es gibt hier eigentlich nur ein Thema. Menschen. Es sind Menschen, die vor der grausamen Verfolgung und dem Tod fliehen. Es sind Menschen, die ihnen Sicherheit versprechen und sie ertrinken lassen. Es sind Menschen, die mit jeder Art von Hilfe sie an den Bahnhöfen in Deutschland und Österreich empfangen,und es sind Menschen, die sie weiter versorgen. Es sind auch Menschen, die Hasspostings im Internet schreiben. Menschen, die Flüchtlingsheime niederbrennen. Menschen, die „Ja, aber“ bis zum Überdruss wiederholen. Es sind alle Menschen, aber nicht alle sind menschlich. Zwei Wörter, die sehr ähnlich klingen, aber die sich himmelweit unterscheiden. Der Unterschied? Empathie – die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen (Duden). Schon als Kind habe ich mich immer mit denen angefreundet, die keine Freunde hatten und streunende Tiere mit nach Hause gebracht. Später wurde ich Krankenschwester für Psychiatrie,und jetzt schreibe ich über Menschen,die sich am Rande unserer zunehmend ichbezogenen Gesellschaft befinden. Bin ich so geboren, oder habe ich das gelernt? Psychologen meinen, dass EmpathieFähigkeit angeboren ist, aber aufgrund unserer (Kindheits)erfahrungen können wir lernen, mehr oder weniger empathisch zu werden. Ich habe da Glück gehabt: In der Schule in England wurde ich mit zehn Jahren gemobbt, weil mein Vater Deutscher ist und manche meiner Mitschüler mich als Nazi bezeichnet haben. Eine wertvolle Erfahrung, die mir gezeigt hat, wie es ist, Außenseiter zu sein und mit Sicherheit an meinem Lebensweg bestimmend mitgewirkt hat. Dass ich vertriebenen Menschen jetzt helfen will, ist also klar. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass jeder, der stark engagiert ist, einen persönlichen Grund dafür hat, auch wenn der Grund unbewusst oder in der fernen Vergangenheit versteckt ist. Helfen tut uns gut. Geben tut uns gut. Wir sind alle ein Produkt unserer Umwelt, die Hasser auch. Sie haben wohl eher schlechte Erfahrungen gemacht, die ihre Beziehungen zu anderen beeinflusst haben. Konditionierung, Unwissenheit und Angst spielen auch eine Rolle. Wer sich über den Tod des kleinen Aylan Kurdi oder das tragische Schicksal der 71 Opfer eines unmenschlichen Schleppers freuen kann, hat ein tief verwurzeltes Problem, und einen großen Einstellungswandel sollten wir nicht erwarten. Ich interessiere mich für die Menschen, die irgendwo in der Mitte stecken. Im Niemandsland. Menschen, die unsicher, schlecht informiert oder altmodisch und etwas veränderungsresistent sind. Empathie fähig sind die meisten, und ihre Befürchtungen können mit der Zeit und positiven Erfahrungen zerstreut werden. Ich habe selber so eine gute Freundin. Sie ist alt, und obwohl sie sehr sozial und freundlich ist, wird sie sehr nervös, wenn sie ihre Komfortzone verlassen muss. Als ich angefangen habe, mit den Bettlern und Obdachlosen in Salzburg zu arbeiten, war sie echt erschrocken. Wir haben ein langes Gespräch darüber geführt, und ich habe sie eingeladen, irgendwann mit mir dahinzufahren. Sie war damals nicht soweit, und ich habe ihr einfach in den folgenden Wochen Fotos von meinen neuen Freunden gezeigt und immer wieder etwas über sie erzählt. Und dann kam er. Der große Moment. „Alex, wenn du das nächste Mal nach Salzburg fährst, fahre ich mit.“ Ich habe nicht viel gesagt – ich wollte keine große Sache daraus machen – und wir haben einfach einen Tag in der nächsten Woche vereinbart. Und da stand sie, die Frau, die wegen Unsicherheit und Angst jede Art von Außenseiter vermeidet. Da in der berühmtesten Straße Salzburgs, wo mein Freund Daniel, der schwerbehinderte 6 Mann aus dem (ehemaligen) Jugoslawien, immer bettelt. Als wir langsam zu ihm gelaufen sind, hielt sie sich fest an meinem Arm und ich spürte, wie nervös sie wirklich war. Ich legte meine Hand auf ihre, und als er uns sah, holte sie tief Luft. Sie erwiderte schüchtern sein breites warmes Lächeln, und als er uns mit seinem gewohnten Charme und den Wörtern, „Na Alex, wer ist denn diese schöne Frau?“ begrüßte, schmolz sie wie Butter in der Sonne. Der Rest war ein Kinderspiel. Sie legte sehr sorgfältig einen Zehner in den üblichen Milchkarton, der zwischen seinen atrophierten Füßen stand, und als sie ganz normal mit ihm plauderte, bemerkte sie die feindseligen Blicke der Passanten gar nicht. Als wir uns ein wenig später verabschiedeten, nahm sie ganz behutsam seine deformierte Hand und wünschte ihm alles Gute. Die Begegnung war kurz, aber voller Bedeutung, und ihr unsicherer Gang sprach Bände. Ich schlug vor, dass wir Kaffee trinken gehen sollten, und als ich ihr einige Minuten später über den Rand meiner Kaffeetasse einen Blick zuwarf, sah ich, dass ihre Augen voller Tränen waren. „Dieser arme Mann“ flüsterte sie. „Dieser arme Mann.“ Das ist sechs Monate her, und jetzt haben wir Flüchtlinge in unserem kleinen Ort in den Bergen. 17 Männer aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. 17 Männer, die unsere Hilfe brauchen. Der Ort ist wie jeder andere Skiort – hier kommen Skifahrer im Winter und Wanderer im Sommer. Die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung ist hier geboren, und der Nahe Osten und seine blutigen Konflikte sind weit weg. Es ist dann nicht überraschend, dass das plötzliche Erscheinen dieser 17 Männer, die kein Deutsch sprechen und auch anders aussehen, viele Leute im Ort etwas unsicher macht. Für mich und alle anderen, die helfen, ist es eine Herausforderung. Es sind Menschen, die hier sind. Menschen, die trotz des Traumas, trotz der Sprachbarriere, trotz der kulturellen Unterschiede und obwohl sie so gut wie nichts haben, sehr froh sind, hier bei uns zu sein. Aber auch die Einheimischen sind Menschen und unsicher. Irgendwie müssen wir Brücken schlagen. Einfach ist es nicht. Letzte Woche habe ich die Teamleiterin von der Gemeinde gefragt, was noch gebraucht wird. Hygieneartikel, sagte sie. Hygieneartikel und Winterkleidung. Winterkleidung wird erst im Winter gebraucht, dachte ich, Hygieneartikel brauchen sie aber sofort. Ich habe gleich ein Schild gemacht, bin zum nächsten Ort gefahren und stand drei Stunden vor einem bekannten und gut besuchten Geschäft. Die Reaktionen der Passanten haben mich an Daniel erinnert. Viele Leute haben mich entweder ignoriert oder mir einen bösen Blick zugeworfen. Einige haben großzügig gespendet und eine Frau hat mir, „Schäm dich, dass du diesen Leuten hilfst!“ zugerufen. „Nein“ habe ich ganz ruhig geantwortet, „Schäm du dich!“ Ich will ihnen sagen, dass ihre Wörter und die böse Blicke mich nicht getroffen haben. Es wäre aber nicht die Wahrheit. Als ich nach Hause fuhr, kamen mir die Tränen - für Daniel, für Ionela, für Doru und für Obdachlose überall in der Welt, die zum Betteln gezwungen sind um zu überleben. Mein Gott! Das sind auch Menschen! davon erzählte, hat sie mich für einen langen Moment nur angeschaut. „Warum machst du das? fragte sie empört. „Warum lässt du dich für Menschen, die du gar nicht kennst, so beschimpfen?“ Ich unterdrückte einen Seufzer und schaute sie ruhig an. „Erinnerst du dich an Daniel?“ sagte ich leise. Sie senkte den Blick und schwieg. Zwei Tage später saß ich mit den Männern zusammen. Sie haben für mich gekocht, und nach dem Essen haben wir geredet. Als Krankenschwester für Psychiatrie habe ich viel erlebt, gehört und gesehen, was im normalen Leben selten erlebt, gehört oder gesehen wird. An diesem Abend aber habe ich Geschichten gehört, Bilder und Videos gesehen, die man nie sehen, geschweige denn erleben sollte. Abscheuliche Grausamkeit ist ein Teil der Konflikte in den Heimatländern dieser Männer. Ich habe versprochen, hier nicht darüber zu schreiben. Während ich schreibe, arbeitet im Haus meiner älteren Freundin schon zum dritten Mal in dieser Woche ein Mann aus dem Irak. Nervös ist sie immer noch, aber es zeigt, dass die Menschlichkeit doch stärker als die Angst sein kann! # Als ich später meiner älteren Freundin 7 Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: Presse Omid Nouripour Der Grünen-Politiker Omid Nouripour „Wir brauchen einen Schulterschluss der Demokraten“ Der Grünen-Politiker Omid Nouripour über Gewalt gegen Flüchtlinge, bundesweit vernetzte Extremisten sowie Angela Merkels Krisenpolitik. ~: Herr Nouripour, wie beschreiben Sie das derzeitige gesellschaftliche Klima in Deutschland? Nouripour: In einem Wort: gut. ~: Und in mehreren Wörtern? Nouripour: Die jetzige Hilfbereitschaft ist riesig und nicht vergleichbar mit jener Anfang der 90er Jahre. Das Engagement vieler Bürger ist beeindruckend. Dass es allerdings auch einige wenige Leute gibt, die dem Ansehen unseres Landes schweren Schaden zufügen, gehört ebenfalls zur Wahrheit. ~: Laut der Amadeu-AntonioStiftung sind in diesem Jahr bislang über 500 Angriffe auf Flüchtlinge verübt worden - hätten Sie so etwas vor zwei Jahren für möglich gehalten? Nouripour: Auch wenn es traurig klingt: All das kommt für mich nicht überraschend. Denken Sie an die vielen Anschläge auf Moscheen der vergangenen Jahre. Dass die rechten Brandstifter auf die steigende Zahl der Flüchtlinge ebenfalls mit Gewalt reagieren, passt da leider ins Bild. In der Rolle als außenpolitischer Sprecher meiner Fraktion habe ich häufig mit Menschen zu tun, die aus dem Ausland auf Deutschland schauen. Glauben Sie mir, vieler dieser Leute reiben sich verwundert die Augen. „Sommermärchen 2006“, dieser großartigen Weltmeisterschaft, hat Deutschland den Ruf eines gastfreundlichen, aufgeschlossenen und fröhlichen Landes. Dieselben Leute, die mich damals begeistert anriefen, um mir mitzuteilen, wie toll ihnen dieses Deutschland gefalle, dieselben Leute fragten mich zuletzt völlig überrascht: Was ist denn bloß los bei Euch? Die TV-Berichte, in denen zu sehen ist, wie Rechtsradikale vor Flüchtlingsheimen wüten, führen auch im Ausland zu großer Verunsicherung. Die berührenden Bilder der Hilfsbereitschaft der letzten Tage haben aber zum Glück einiges wieder gerade rücken können. ~: Inwieweit stecken organisierte Rechte hinter den Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte? Nouripour: Es ist sehr deutlich, dass all das im Hintergrund organisiert und gesteuert wird. Das gehört offenbar zu einer neuen Strategie der NPD und deren Ableger. ~: Dem Bundeskriminalamt liegen nach eigenen Angaben keine Informationen vor, dass es sich bei den Attacken um „vernetzte oder bundesweit gesteuerte Aktivitäten handeln könnte“. Nouripour: Es ist frustrierend zu sehen, dass diejenigen Informationen, die die Antifa über rechte Strukturen darlegt, deutlich aussagekräftiger sind als jene, die unsere Sicherheitsdienste vorlegen. Das sollte uns zu denken geben. ~: Und wie sieht sie aus, die neue Strategie der rechten Szene? Omid Nouripour ist ist außenpolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Menschenrechtsausschuss des Bundestages vor Fremden eine besondere Angst vor islamistischen Extremisten gibt. Auf diesen Zug wollen sie aufspringen, um ihre alte menschenfeindliche Ideologie zu verkaufen. Deswegen müssen wir zusätzlich zu den bewährten Instrumenten den Kampf gegen Rechtsradikalismus kontextualisieren. Nazis und Islamisten brauchen einander, deswegen müssen wir sie beide bekämpfen. ~: Das heißt? Nouripour: Spätestens nach dem Nouripour: Die Nazis haben erkannt, dass es neben der allgemeinen Furcht ~: Was wollen Sie damit sagen? Diese Seite wird gesponsert von Siegfried Kurz | www.wigbold-wolbeck.de 8 Dass die derzeitige Situation der NPD die Chance gibt, bestimmte Bürger auf ihre Seite zu ziehen. Ähnliches sehen wir bei ISIS und den Salafisten. Daher mein Appell: Wir brauchen einen Schulterschluss der Demokraten. Es ist wichtig, dass wir uns gegen die Feinde der Demokratie stellen. Dabei sollten wir weder den Osten gegen den Westen ausspielen noch Ausländer gegen Deutsche. Nein, im Fokus sollte stets nur eines stehen: Demokraten stehen auf gegen Extremisten. ~: Die Polizei ist oftmals überfordert, Festnahmen gibt es während und nach derlei Ausschreitungen nur selten – ein Armutszeugnis für die Demokratie? Nouripour: Ich bin vorsichtig mit schnellen Urteilen über die Arbeit der Polizei. Richtig ist, dass zum Beispiel in Heidenau spätestens nach der dritten Nacht klar war, was da passiert und was zu tun ist. Jeder sah: Die Vorbereitungen waren nicht ausreichend. Das ist aber keine Frage von einzelnen Polizeibeamten, sondern hier geht es vorrangig um die Rolle des Innenministers. Fakt ist: Herr Ulbig ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden. ~: Es ist noch nicht lange her, da waren sich fast alle Politiker einig, die NPD würde bald zerfallen - Geldnot, interne Streitereien, rückläufige Mitgliederzahlen. Sehen Sie nun eine gegenläufige Entwicklung? Nouripour: Die NPD befindet sich weiter auf dem absteigenden Ast. Das liegt allerdings nicht daran, dass weniger Leute für deren Propaganda empfänglich sind. Sondern zu einem großen Teil an der Präsenz der AfD. Die Partei besetzt Themen, die sonst nur für NPD und Konsorten infrage kommen. Wir benötigen daher eine klare Sprache und zugleich eine deutliche Verurteilung all der fremdenfeindlichen Aktionen. ~: Das wird vermutlich nicht reichen, oder? Nouripour: Die Kommunen brauchen unsere Hilfe. Zudem muss für die Menschen vor Ort spürbar sein, dass diese Riesenaufgabe zu leisten ist. Schließlich sind wir angewiesen auf die Zivilgesellschaft. Wir sollten die vielen engagierten Bürger ermutigen – und sie auf keinen Fall im Regen stehen lassen. Hier ist vor allem die politische Führung gefragt. Leider hat die sich in den vergangenen Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. ~: Im September rief Angela Merkel zu Mitgefühl mit den Flüchtlingen auf, warnte vor Rechtsradikalen und kündigte zugleich ein hartes Vorgehen des Rechtsstaates gegen Gewalttäter an... Nouripour: ...Ich habe in der Tat den Eindruck, dass vieles sich zum Besseren gewendet hat. Das hat auch damit zu tun, dass die Frau Bundeskanzlerin endlich die richtigen Worte findet. Es ist mir allerdings ein Rätsel, weshalb die Kanzlerin wochenlang geschwiegen hat. Sie hat – mal wieder – erst reagiert, als entsprechende Umfrageergebnisse veröffentlicht wurden. Dieses Zögern ist fahrlässig. Denn es gehört zur politischen Verantwortung, bei solch wichtigen Themen rechtzeitig die richtigen Worte zu finden. Frau Merkel hat einiges laufen lassen. Nouripour: Die Frage ist doch: Kann eine Person, die rechtes Gedankengut hegt, sich durch Äußerungen von Politikern bestätigt fühlen? Da zündet jemand ein Flüchtlingsheim an und sieht anschließend im Fernsehen, dass ein Politiker von guten und schlechten Flüchtlingen spricht - na super! Kurzum: So etwas verändert den Ton in der Debatte und ist daher auch ein Anreizprogramm für Verwirrte. ~: Würden Sie also sagen, Ihre Kollegen von der CSU trügen eine indirekte Verantwortung für die Attacken auf Flüchtlinge? MS_Anz_draußen_42,7x126_sw_RZ.pd Anzeige ~: Inwiefern? Nouripour: Wenn ich mir die Aussagen des bayerischen Innenministers Herrmann anhöre, wird mir schlecht. Und ich meine jetzt nicht die unsägliche C „Neger“-Äußerung, sondern seine kruden Thesen zur Flüchtlingspolitik. M ~: Zum Beispiel? Y CM Nouripour: Wer in einer Talkshow behauptet, es sei eine Beleidung der deutschen Vertriebenen, würde manMYdie jetzigen Flüchtlinge ebenso bezeichnen, CY der ist nicht tragbar. Da fallen mir spontan derart viele Adjektive ein, dass CMY ich mir auf die Zunge beißen muss, eben K jene nicht auszusprechen. ~: Sie gehören also nicht zu denjenigen, die sagen, die Wirkung etwaiger Aussagen in Talkshows wird überschätzt? Nouripour: Nein. Bei solchen Sätzen wird die Wirkung definitiv nicht überschätzt. ~: Was antworten Sie denen, die sagen: Das rechte Gedankengut, all der Hass, ist doch schon vorher in den Köpfen dieser Menschen gewesen, die nun pöbelnd mit Bierflaschen in der Hand Richtung Flüchtlingsheim ziehen? 9 Nouripour: Nein, derlei würde ich noch nicht einmal meinen „Freund“ Joachim Herrmann vorwerfen. Jede Gewalttat steht für sich allein – und ist nicht durch vorherige Aussagen von Politikern zu begründen oder zu relativieren. CSUler sind keine Nazis. Dennoch: Teile der Union konterkarieren mit solch blödsinnigen Sätzen den Schulterschluss, von dem ich eben sprach. Die CSU-Führung trägt mit ihren teils unverantwortlichen Aussagen zu einer Verschärfung der Stimmung im Land bei. Und das ist, mit Verlaub, nicht nur unnötig, sondern auch dumm und gefährlich. Aber offenbar hat die CSU Angst, rechte Wähler zu verlieren. ~: Ziehen Sie denn nicht in Betracht, dass Herr Herrmann von all dem überzeugt ist, was er in den Talkshows sagt? Nouripour: Dann wollte ich keinen Schulterschluss mit dem Mann; dann wäre er nämlich kein Demokrat. Wer allen Ernstes Vertriebene nach ihrer Herkunft klassifiziert, der hat offensichtlich ein Problem. Denn das greift die Gleichheit aller Menschen an, die Grundpfeiler unserer Demokratie ist. ~: Herr Herrmann sagt, er habe sich nicht auf Flüchtlinge aus Syrien bezogen, ihm gehe es um „Wirtschaftsflüchtlinge“. Nouripour: Es geht darum, dass er in seinen Aussagen absichtlich Dinge unklar lässt, und sich dann hinterher mit Erklärungen rauswindet. Wenn er ernsthaft eine Lösung für Flüchtlinge aus dem Balkan finden möchte, dann sollte er klar sagen, dass es dort zum einen Minderheiten wie die Roma gibt, die ernsthaft verfolgt sind und die wir im Sinne unseres Grundgesetzes aufnehmen müssen. Und zum anderen, dass wir dringend Zuwanderung brauchen. Und deshalb brauchen wir ein Einwanderungsgesetz, damit Menschen, die hier arbeiten wollen, Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt bekommen. ~: In den vergangenen Wochen wurde viel über die Wortwahl der Politiker und Medien diskutiert – es ging unter anderem um die Wörter „Asylkritiker", „Pack", „besorgte Bürger“ oder „Dunkeldeutschland“. Herr Nouripour, wie bezeichnen Sie Bürger, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen demonstrieren? Nouripour: (überlegt) Das kann man gut mit Pegida vergleichen. Auch das sind ja zum Glück nicht alles Leute, die Brandanschläge verüben oder eben jene gutheißen. Trotzdem steht für mich fest: Pegida ist Rassismus. Da sind zwar auch Bürger dabei, die für berechtige Anliegen auf die Straße gehen, Stichworte Altersarmut oder Rentenkürzungen. Aber die Überschrift der ganzen Geschichte lautet nun mal: Gegen die Islamisierung des Abendlandes. Kurz: Ein Sündenbock für alle Probleme. Das ist der Klassiker dessen, was man Rassismus nennt. ~: Noch mal: Wie nennen Sie diese Leute? Nouripour: Rassisten. Es heißt ja immer, wir müssten die Ängste der Menschen ernst nehmen. Das klingt erst mal ganz nett. Die entscheidende Frage lautet allerdings: Wie berechtigt sind deren Ängste? Und noch entscheidender: Auf wessen Kosten werden sie ausgelebt? Viele syrische Flüchtlinge sind gerade so mit dem Leben davongekommen. Was ist mit deren Ängsten, wenn deren Heime brennen? Diese Familien sind verzweifelt und haben Situationen erlebt, die sich die meisten von uns gar nicht vorstellen können. In einem Satz: Keine Angst rechtfertigt Rassismus. # Anita sucht Waschmaschine ~-Verkäuferin sucht dringend funktionierende Waschmaschine. Wer kann helfen? Tel.: 0251 / 49 09 11 8 Anzeige Wir bieten alle handwerklichen Buchbindetechniken in Papier, Leinen, Leder und Pergament. Unser Spezialgebiet: Antike Bilderrahmen des 17. – 19. Jhdts. Höltenweg 65 · 48155 Münster · Tel 02 51/61 49 19 · www.depping-macht.de 10 arme M ine w ah re lze ü f i o DEPPING Sie damit 2,5 0 Eu r EINRAHMUNG RESTAURIERUNG L“ an 81190 u FFE nd LÖ s t„ BUCHBINDEREI en Sie eine SM Sm end S i t.- en nd pe Seit 50 Jahren Bericht | Text: Benedikt Kern, Julia Lis Kirchenasyl Prophetische Praxis und politisches Mittel Das Thema Flucht und Migration bewegt im Moment viele Menschen: Einerseits erleben wir brennende Flüchtlingsunterkünfte und die immer wieder im öffentlichen Diskurs auftauchenden Unterscheidungen zwischen guten und schlechten, nützlichen und unnützen, gewollten und nicht gewollten Flüchtlingen, und andererseits beobachten wir auch eine zunehmende Sensibilisierung für die Situation geflüchteter Menschen in Teilen der Zivilgesellschaft, auch etwa in den Kirchen. So fordert das Thema Flucht und Migration Engagierte in kirchlichen wie in sozialen und politischen Gruppen und Bündnissen in vielerlei Hinsicht neu heraus. Kirchenasyl zwischen Hilfe im Einzelfall und politischer Praxis Das Institut für Theologie und Politik in Münster setzt sich schon seit Längerem theologisch wie praktisch-politisch mit der Frage nach Bleiberecht, Bewegungsfreiheit und der Überwindung des derzeitigen Asylsystems auseinander. Seit einem Jahr geschieht das auch im Rahmen des Bündnisses gegen Abschiebungen in Münster, das die herrschende Praxis der Abschiebungen in der Öffentlichkeit anklagt. Aus diesem Bündnis heraus ist das Netzwerk Kirchenasyl Münster entstanden. Unsere Idee dabei ist es, offensiv in Kirche und Stadtgesellschaft das Thema Kirchenasyl als politische Praxis in den Blick zu nehmen, um die strukturellen Konsequenzen der gegenwärtigen Asylpolitik zu thematisieren. Diesem Verständnis nach soll Kirchenasyl nicht nur als humanitäre Hilfe dort dienen, wo alle anderen Mittel ausgeschöpft sind, sondern auch über den Einzelfall heraus auf das generelle Problem einer Flüchtlingspolitik verweisen, die strukturell Leid produziert und ein Leben in Würde verhindert. Ein solches Anliegen stellt einen schwierigen Spagat dar: Es gilt den Einzelfall, die Situation der konkreten betroffenen Menschen im Blick zu behalten und abzuwägen, was ihnen jeweils am besten nützt, ohne dabei den Blick für das große Ganze zu verlieren, dafür, dass auch die beste Hilfe im Einzelfall nichts daran ändern kann, dass eine Politik weitergeht, die sich nicht nach den Bedürfnissen und Rechten der Menschen, die auf der Flucht sind, ausrichtet. Gerade deshalb erscheint es dringend notwendig, dass diejenigen, die an der Praxis des Kirchenasyls weiterarbeiten und sich in diesem Bereich engagieren wollen, sich organisieren und vernetzen, vor allem auch lokal; einerseits um sich über Schwierigkeiten zu beraten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, andererseits um in Fragen von Flucht und Migration die Stimme zu erheben. Umkämpfte Praxis: Staatliche Angriffe auf das Kirchenasyl Die Diskussion um das Kirchenasyl hat vor einigen Monaten wieder verschärfte Brisanz erreicht und Aufmerksamkeit geweckt. So gab es einen massiven verbalen Angriff von Bundesinnenminister de Maizière auf das Kirchenasyl, der mit dem Versuch einherging, dieses zu delegitimieren: Er hatte gesagt, er lehne als Minister das Kirchenasyl fundamental und prinzipiell ab und verkündet, es gehe nicht an, dass sich damit Kirchen eigenmächtig über bestehende Gesetze hinwegsetzen. Im Anschluss an diese Äußerungen kam es zu Gesprächen zwischen Bundesinnenministerium und Kirchenvertretern, woraufhin eine Einigung in Sachen Kirchenasyl verkündet wurde. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich jedoch deren Haken: Die neue Regelung, die nun erst einmal in einem sechsmonatigen Pilotprojekt, das im Herbst dieses Jahres ausläuft, erprobt werden soll, besagt nämlich, dass potentielle Kirchenasyslfälle zuerst vom BAMF überprüft werden müssen. Eine solche Überprüfung aber bedeutet de facto auch eine Aushöhlung der kritischen Potentiale, die das Kirchenasyl mit sich bringt: Dann wäre das Kirchenasyl nur noch eine Unterbringung auf Kosten der Kirchen, die dann erfolgt, wenn die zuständige Behörde selber einsieht, einen Fehler gemacht und bestimmte Umstände nicht ausreichend berücksichtigt zu haben, so dass sich die Notwendigkeit einer neuen Prüfung des Falles ergibt. Parteiliche Solidarität als Auftrag der Kirchen Dem entgegen steht eine kritische Funktion der Kirchen, die ihnen von ihrem eigenen Selbstverständnis her geboten ist: parteilich für die Unterdrückten und Schwachen einzutreten, sich für die Würde aller Menschen einzusetzen. Aus dieser Tradition heraus sind Protest und Einspruch dringend geboten. Denn um die Situation aller derer, die unter der jetzigen Asylpolitik leiden, dauerhaft zu verbessern, bedarf es des politischen Stachels, auch seitens der Kirchen. So hoffen wir auf viele Gemeinden und Ordensgemeinschaften, die sich den staatlichen Versuchen, Kirchenasyle zu behindern und sich gegen Kritik an der menschenverachtenden europäischen Flüchtlingspolitik zu immunisieren, mutig entgegenstellen und sagen: Jetzt erst recht! # Diese Seite wird gesponsert von Diana und Mark Lütke Schürmann. www.provinzial-online.de/luetke-schuermann-kluemper 11 Bericht | Text: Katrin Moser | Fotos: Marieke Reichert Niemand verlässt gerne sein Zuhause Kinder auf der Flucht Tagtäglich kommen hunderte Menschen aus den Krisengebieten der Welt in Deutschland an. Ihr Leben musste in eine kleine Tasche passen, häufig sind Eltern, Großeltern oder Geschwister der einzige Halt, der in der Fremde bleibt. Doch häufig landen auch Kinder in Deutschland, ohne Eltern, ohne nähere Verwandte, allein auf der Flucht. ~-Autorin Katrin Moser war in Norddeich, um zu sehen, wie diese Kinder betreut werden. Aamihna (Name geändert) ist jung. Anfang 20. Wenn man mit ihr in dem Zimmer mit Blick auf den Deich sitzt, dann glaubt man zu wissen, welche Geschichte sie gleich erzählen wird. Vielleicht die von dem jungen Mann, den sie kürzlich getroffen hat und der natürlich die Liebe ihres Lebens ist. Oder von den Träumen über ihre Zukunft, mit Arbeit, Familie und Freunden. Aber Aamihna erzählt eine andere Geschichte. Eine ganz andere. Eine von Leid, Flucht, Krieg und Tod. Eine Geschichte, in der es um Angst geht. Nicht die Angst, die manche vor Krabbeltieren haben. Sondern die Angst um das eigene Leben. Aamihna kommt aus Syrien. 17 Jahre ist es bereits her, dass Aamihna als Kind mit ihren Eltern das Land und ihren Heimatrot nahe Aleppo verließ. Eines Tages waren einfach die Koffer gepackt. „Es war wie Verreisen. Nur, dass die Reise länger dauerte“, erzählt Aamihna. Von heute auf morgen war alles weg: Schule, Freunde, Familie, die Heimat. Tagtäglich werden neue Rekordzahlen eintreffender Flüchtlinge gemeldet. Viele sind schon Wochen unterwegs, sitzen in festgehaltenen Zügen, wissen nicht wohin. Die Auffanglager sind heillos überlastet, und doch ist der vergangene Schrecken in der Heimat so groß, dass die Menschen dankbar für die chaotische 12 Hilfe in Deutschland sind. Immer wieder sind unter den Flüchtenden Kinder, die alleine unterwegs sind, die irgendwo auf der Flucht ihre Familie verloren haben. Diese kommen in spezielle Clearingstellen, in denen versucht wird, mehr über ihre Hintergründe zu erfahren. In Norddeich an der ostfriesischen Küste ist eine solche Clearingstelle. Klaus Rinschede arbeitet seit 25 Jahren im Sozialwerk Nazareth in Norddeich und hat über tausend Jugendliche betreut. „In den meisten Fällen sind die Kinder unter widrigsten Umständen ins Land gekommen und werden irgendwo von der Bundespolizei aufgegriffen“, erzählt er. Zehn Plätze hat die Clearingstelle für die jungen Menschen, die aus Syrien, dem Iran, Afghanistan oder Kenia kommen. „Wir sind oft mit extrem misstrauischen Kindern und Jugendlichen konfrontiert, denen wir erst mal klar machen müssen, dass wir nichts Böses von ihnen wollen.“ Aamihna hat sich im Norden Deutschlands ein Leben aufgebaut. Sie spricht perfekt Deutsch, hat das Abitur gemacht und eine Ausbildung abgeschlossen, arbeitet in Vollbeschäftigung in einem sozialen Beruf. Sie ist eine selbstbewusste, hübsche junge Frau. Und doch: Der syrische Schatten weicht nicht. Als vor gut fünf Jahren der Arabische Frühling von Ägypten nach Syrien überschwappte, lebten dort noch viele ihrer Verwandten. Ein Cousin war zusammen mit anderen Studenten aus der Uni geholt worden, obwohl dort gar nicht demonstriert wurde. Vorsorglich verhaftet – und verschwunden. Kein Lebenszeichen. Keine Informationen. Nichts. Von Deutschland aus und in Syrien sucht die Familie verzweifelt über drei Monate, investiert gemeinsam viel Geld, um den Cousin zu finden. Dann endlich der Erfolg: Er sitzt in einem Gefängnis. „Wobei man sich das nicht wie ein Gefängnis hier vorstellen darf“, sagt Aamihna. „Im Grunde sind das nur dreckige Erdlöcher, Wir hatten unglaubliches Glück. Die meisten Menschen verschwinden einfach und tauchen nie wieder auf.“ Der Cousin lebt, ist heute frei, hat Syrien zwischenzeitlich verlassen. Wie auch andere Familienmitglieder. Sie verließen die Heimat teils nur mit einer Plastiktüte – je weniger Gepäck man hat, desto unauffälliger kann man reisen. Eine schwere Entscheidung für die Menschen. „Niemand verlässt gerne sein Zuhause“, sagt Aamihna. „Wir gehen im Moment davon aus, dass ein Großteil der Häuser meiner Verwandten gar nicht mehr steht.“ Ein Teil ihrer Familie kam in der Türkei unter, um die Großmutter bangte Aamihna lange. Der Großvater starb an den Folgen von Assads Wüten in dem Land zwischen der Türkei, Jordanien und dem Irak. Die gesundheitliche Versorgung war zusammengebrochen, der alte Mann fand schlicht keine ärztliche Hilfe mehr. Als sich die Lage in Syrien immer mehr zuspitzte, ertrug Aamihna es nicht mehr, die Nachrichten einzuschalten. Zu nah war das Grauen und die Angst, die anonym verpackt und scheinbar so fern über die Sender flimmerte. Viele der Flüchtlinge geben ihr letztes Erspartes, teils auch das Geld von im Ausland lebenden Verwandten, um Schlepper zu bezahlen, die sie in Sicherheit bringen sollen. Wobei „Sicherheit“ hier ein fataler Trugschluss ist, wie man an den zahllosen ertrunkenen Menschen im Mittelmeer oder den erstickten Flüchtlingen im LKW in Österreich sehen kann. Auch Klaus Rinschede vom Sozialwerk Nazareth weiß das. „Einem Schlepper zu vertrauen, das heißt, sein Leben aufs Spiel zu setzen.“ Eingepfercht zwischen Paletten auf LKW, mit Booten und Schiffen oder als blinde Passagiere kommen sie nach Deutschland. „Wenn sie Glück haben und der Fahrer nett ist, dann dürfen sie nachts mal raus und sich erleichtern“, erzählt er. Meist aber geht es bei den Menschenhändlern nicht um die Menschen, sondern um den Handel, um das Geld. Wie ein Geschwisterpaar in Norddeich, das ursprünglich mit den Eltern und zwei weiteren Geschwistern unterwegs war. Der Schlepper hatte das Geld eingesteckt, dann aber die Familie getrennt und nur einen Teil der Kinder nach Deutschland gebracht. Die Eltern sitzen in der Türkei fest. Die jungen Menschen, die in der Clearingstelle eintreffen, sind meist krank und verwahrlost, einige waren jahrelang unterwegs. Viele sind erstaunt, dass sie, wenn die Polizei sie aufgreift, freundlich und höflich behandelt werden, Essen, Trinken und einen sauberen Schlafplatz bekommen. Neben den körperlichen Entbehrungen sind auch viele Flüchtlinge psychisch angeschlagen. Der Krieg, die Flucht, Misshandlungen, die oft monatelange Ungewissheit und die Angst hinterlassen Spuren. „Unsere Mitarbeiter hier sind deswegen speziell geschult, um Traumatisierungen zu erkennen“, betont Rinschede. In der Clearingstelle erfahren die jungen Menschen erstmals wieder so etwas wie Sicherheit und Geborgenheit. Die Mitarbeiter begleiten sie zu den Behördengängen, die für das Asylverfahren nötig sind, schicken sie in die Schule, finanzieren Deutschkurse und versuchen, Aamihna. Grundnahrungsmittel sind kaum vorhanden und falls doch, dann überteuert. Es gibt keine Schulen, keine Infrastruktur, keine Währung mit Wert. Es würde Jahre bis Jahrzehnte dauern, bis sich das Land von den Folgen des Kriegs erholte. Bis dahin wächst eine ganze vom Krieg traumatisierte Generation ohne Zukunftsperspektive heran. „Das Land geht kaputt. Und das nur, weil es eine Demokratie wollte.“ 800.000 Flüchtlinge sollen bis Ende des Jahres nach Deutschland kommen, so waren erste Schätzungen. Zwischenzeitlich ist sicher, dass es wohl viel mehr werden. Wie viele davon in den Landkreis Aurich, in dem auch die Clearingstelle liegt, kommen werden, ist noch unklar. Erst vor kurzem wurde die festgesetzte Zahl von 1.200 um noch einmal die doppelte Menge erhöht – wie überall in Deutschland. Der Status all dieser Menschen ist dabei unklar. „In Deutschland ist Integration erst mal nicht erwünscht“, bemerkt Rinschede provokant. Immer wieder steht die Hoffnung im Raum, dass diese Menschen schnell wieder abgeschoben werden können. Aber die Verfahren dauern teils Jahre, bis überhaupt klar ist, was mit dem Einzelnen geschieht. sie so schnell wie möglich zu integrieren. „Nach einigen Wochen blühen viele von ihnen auf und statt verängstigter, verhärmter Menschen hat man dann auf einmal ganz normale Teenager hier.“ Normal ist in Ländern wie Syrien schon lange nichts mehr. Der Bürgerkrieg hat das Land zermürbt. Verwaiste Kinder, Entführungen, Raub, Plünderungen und Missbrauch stehen auf der Tagesordnung. Aamihna erzählt von den kleinen Tricksereien des Regimes, um das Volk unter Kontrolle zu halten. Nachdem in Ägypten die Revolution durch soziale Medien wie Facebook und Twitter vorangetragen wurde, reduzierte man in Syrien die Stromversorgung. Die Logik dahinter: Mobiltelefone lassen sich so nicht mehr aufladen. Kein Handy, kein Video, kein Posting, kein Zeuge. So einfach war das. Schließlich ging man dazu über, den Strom fast ganz abzudrehen. Eine Stunde am Tag, das muss reichen – Sommer wie Winter. Auch die gesundheitliche Versorgung ist katastrophal. „Die Menschen, die heute noch in Syrien leben, haben keine Chance“, resümiert Aamihna hat erst seit wenigen Jahren eine befristete Aufenthaltsgenehmigung – trotz Vorzeige-Integration. Sie glaubt, dass die Menschen kaum eine Wahl haben, als illegal nach Deutschland zu kommen. Sie hat es auf legalem Weg versucht, bei ihrer Großmutter, die in der Türkei festsaß. Die alte Frau bekam weder in Syrien noch außerhalb einen Pass. Syrische Botschaften gibt es nicht mehr. Ohne Pass bekommt sie jedoch auch kein Visum. Wer wiederum ein Visum für Deutschland hat, muss sich verpflichten, alle entstehenden Kosten – Miete, Lebensunterhalt, Versicherung, medizinische Versorgung – zu tragen. Das können die wenigsten. Und selbst dann ist es fraglich, ob ein Visum genehmigt wird. Die hohen bürokratischen Hürden, aber auch die teils offene Feindseligkeit, denen Flüchtlinge in vielen Fällen ausgesetzt sind, macht Aamihna traurig. „Da wird einfach vergessen, dass diese Menschen unglaubliches Leid erlebt haben. Ein Leid, das wir uns hier in Deutschland kaum vorstellen können.“ # 13 Bericht | Text: Garance Martin, Hannes Hennemann | Foto: Caner Akkaya Zwischen zwei Welten! Kinder mit Migrationshintergrund Wenn ich nachfolgend über meine Erfahrungen mit Kindern mit Migrationshintergrund schreibe, habe ich nicht den Anspruch auf vollkommene Richtigkeit. Vielmehr möchte ich meine subjektiven Eindrücke schildern, in der Hoffnung, einen Eindruck des Alltags eines jungen Migranten in Deutschland vorzustellen. Vorstellungskraft eines Kindes wird ein Spielzeug zu einem lebendigen Wesen. Dass der Spielpartner nicht so viele Wörter versteht, stellt hier keine Barriere dar, es wird im Zweifel sich durch Gesten verständigt. Der Umgang der Grundschüler untereinander zeigt, wie einfach soziale Integration im Grunde ist. Seit anderthalb Jahren gebe ich an einer Münsteraner Grundschule Kindern mit Migrationshintergrund und aus einkommensschwachen Haushalten im Rahmen des BuT-Programmes („Bildung und Teilhabe“) der Stadt Münster Förderunterricht. Die meisten meiner Schüler sind mit ihren Familien aus den Balkanstaaten geflohen. Erst einmal angekommen, unterscheidet sich das Leben der Flüchtlingskinder in den Grundzügen kaum von dem der deutschen Kinder; es findet hauptsächlich zuhause und in der Schule statt. In der Schule unter gleichaltrigen, gleichberechtigten. Kinder sind keine ausgereiften Individuen, die die von Ihnen gewonnenen Eindrücke ihrer Umwelt großartig abstrahieren und differenzieren. Dabei unterscheiden sich die Migrationskinder offensichtlich optisch von ihren Mitschülern. Sie sind ärmer gekleidet und können zu Beginn meist nicht, anders als ihre Spielgefährten, zwischen einer größeren Auswahl verschiedenster Outfits wechseln. Auch Schulsachen wie verschiedene Stifte oder organisierte Hefte und Unterlagen sind oft nur sporadisch vorhanden. Auf meine Frage nach seinen Hobbies antwortete einer meiner Schüler aus Mazedonien: „Sperrmüllsammeln“. Und doch werden die Migrationskinder von ihren Mitschülern nicht großartig anders behandelt. Grundschulkinder erkennen Armut nicht als ein distinktives Merkmal. Optische und sprachliche Unterschiede spielen im Sandkasten oder auf dem Fußballfeld keine große Rolle. In der 14 Dennoch, wo interkulturelle Unterschiede auf dem Pausenhof nichts auszumachen scheinen, nehmen sie doch, betrachtet man das Gesamtbild, einen großen Einfluss auf die Kinder. Denn der Alltag der Migrationskinder zuhause unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem ihrer deutschen Mitschüler. Die Migrationsfamilien leben u.a. mit drei Generationen auf engstem Raum. Hier gibt es keinen Platz für Privatsphäre, geschweige denn für eine Lernatmosphäre. Hinzu kommt auch zum Teil eine Erziehung, die kleinen jungen Frauen gegenüber ein anderes, abfälliges Verhalten erlaubt. In einem Umfeld wie einer Grundschule, in dem die Respektspersonen zum Großteil Frauen sind, ist dies für die soziale, sowie sprachliche Integration der Kinder enorm hinderlich. Grade auf dem Balkan ist es zudem üblich, an einem ausgeprägten Nachtleben teilzunehmen. Mehrere Familien treffen sich, es wird gegessen, gelacht, sich ausgetauscht. Was dem Grunde nach harmonisch ist, kollidiert allerdings mit dem Umstand, dass Schulunterricht um 8:00 Uhr Morgens beginnt. Nicht selten erscheinen die Kinder daher völlig übermüdet in der Schule. Allgemein scheint auch der komplette Förderapparat die Kinder zu überfordern. Nicht nur, dass sie den ganzen Tag von einer Fremdsprache umgeben sind, sie müssen in dieser auch für sie komplexe Sachverhalte verstehen und anwenden lernen. Hinzu kommen DaZ („Deutsch als Zweitsprache“) und BuT, sowie Hausaufgabenhilfe in Schule und Wohnheim. So endet der Schulalltag eines Kindes teilweise nicht vor 17:00 Uhr. Gleichzeitig verarbeiten diese Kinder, wie alle anderen auch, alltägliche Eindrücke aus Ihrer Umwelt. Die Familie ist bezüglich der Hausaufgabenhilfe zudem meist hilflos, denn oft sind die Kinder die einzigen Familienmitglieder, die Deutsch sprechen. Vor allem ältere Geschwister tragen aufgrund dessen meist mehr Verantwortung als andere Gleichaltrige. Verursacht ist die Problematik aus dem Umstand, dass die Eltern viel weniger, und vor allem schwieriger gesellschaftlich zu integrieren sind als ihre Kinder. Was unter Kindern ganz natürlich geschieht, wird unter Erwachsenen nur zäh erreicht. Ein möglicher Lösungsansatz wäre, dass Eltern mit ihren Kindern gemeinsam Förderunterricht erhalten. So würde den Kindern eine Last von den Schultern genommen und eine, im Vergleich zu ihren deutschen Spielgefährten, vergleichbar normale Entwicklung ermöglicht. # Bericht | Text: Horst Gärtner | Foto: Casa Providentei Humanitärer Einsatz Interview mit Zahnarzt Dr. Hans-Wilhelm Rintelen Mein Zahnarzt Dr. Hans-Wilhelm Rintelen in Burgsteinfurt war eine Woche nicht in der Praxis. Ich erfuhr, dass er in der Republik Moldau ist und dass er dort Menschen geholfen hat. Nach seiner Rückkehr habe ich mich mit ihm über seinen humanitären Einsatz unterhalten . ~: Ich kann mir unter der Republik Moldau nichts vorstellen; wo liegt sie? Rintelen: Die Republik Moldau liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Die Einwohnerzahl entspricht mit etwa 3,153 Millionen etwa der von Berlin und die Größe mit 33.843 qkm etwa der des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Entfernung beträgt knapp 2.000 km, die ich in 3 Stunden (von Köln über München zur Hauptstadt Chisinau) mit dem Flugzeug geschafft habe. Strecke bleibt. Seit zwei Jahren wird das Sozialzentrum in der Hauptstadt von mir finanziell gefördert. In diesem Jahr habe ich mich mit einem kleinen Mitarbeiter/ innen-Team (u.a. Pfarrer Dördelmann) auf den Weg gemacht, um praktische Hilfe zu leisten. ~: Was haben Sie dort erlebt? ~: Wie kamen Sie dazu, Ihre gutgehende Praxis in Burgsteinfurt für eine Woche zu verlassen und zur Republik Moldau zu fliegen? Rintelen: Ich habe seit Längerem Gespräche mit dem Pfarrer unserer Nikomedeskirche, Markus Dördelmann, der schon seit über 17 Jahre eine Partnerschaft mit dem Bistum Chisinau und darüber zum Sozialzentrum Casa Providentei in der Hauptstadt Chisinau hat. Die Einrichtung wird von der katholischen Kirche unterhalten, ist aber zugänglich für alle. ~: Wie haben sich Ihre Kontakte zu Ihrem Praxiseinsatz entwickelt? Rintelen: Ich wusste aus Gesprächen mit Pfarrer Dördelmann, dass die Menschen dort Hilfe bitter nötig haben; die Republik Moldau ist das ärmste Land Europas. Hier müssen alle zahnärztlichen Leistungen bar bezahlt werden. Klar, dass bei der bitteren Armut der Menschen, die dort leben, die Gesundheit auf der Rintelen: Wir landeten auf dem Hauptstadtflughafen in einer Stadt mit über 700.000 Einwohnern – fast 25% der Einwohnerzahl des Landes! Im Sozialzentrum Casa Providentei konnten wir uns im Souterrain zwei Behandlungsräume auf die Schnelle provisorisch einrichten. Behandlungsinstrumente und die erforderlichen Arzneien hatten wir aus unserer Praxis mitgebracht. Das Sozialzentrum hatte unsere Hilfsaktion mit einem Aushang bekannt gemacht und die Anmeldungen in einzelnen Stufen organisiert; besonders dringliche Fälle wurden vorrangig behandelt; die Patienten waren auf die einzelnen Tage eingeteilt. Die Menschen standen schon in großer Zahl vor der Tür; es hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass ein Zahnarzt aus Deutschland kostenlos helfen wollte. Wir wurden also erwartet. Kaum hatten wir die Instrumente und Arzneien aus der Praxis ausgepackt, saß der erste Patient im Stuhl. Wir haben jeden Tag 10 Stunden gearbeitet; Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Frauen und Männer behandelt, immer wieder auch Waisenkinder; die Kinder waren sehr zutraulich, hatten keine Angst vor uns. Es waren zusammen fast 200 Patienten. Zwei Dolmetscher haben die Verständigung möglich gemacht; ohne sie hätten die Patienten ihre Beschwerden gar nicht vortragen können. Wir wurden herzlich willkommen geheißen, und nach den Behandlungen und bei unserer Abreise erlebten wir ein von Herzen kommendes „Dankeschön“. Ich war tief gerührt von dem Charme der Menschen in Moldau, die sich mit vielen Umarmungen, Blumen (auch eine Rose), Weintrauben aus dem Garten und Plätzchen herzlich bedankten. Eine hatte sogar eine Flasche Sekt mitgebracht. ~: War Ihr Einsatz in diesem Jahr eine einmalige Aktion? Rintelen: Nein, ich bin von der Not der Menschen und von ihrer Dankbarkeit tief beeindruckt. Auf dem Rückflug haben wir aufgrund unserer Erfahrungen uns Gedanken darüber gemacht, wie man das Projekt weiter ausbauen kann, welche Initiativen ergriffen werden müssen. Wir möchten auf jeden Fall ab 2017 in Kooperation mit drei oder vier anderen Kollegen im Wechsel in die Republik Moldau reisen, um wieder vor Ort zu helfen. # 15 Bericht | Text: Michael Heß | Fotos: Saskia Konz/Caner Akkaya Die normative Kraft des Faktischen In der Flüchtlingsfrage holt die Realität die Illusionen ein Es war am bösen Ende doch zu viel an Willkommenskultur und Flüchtlingen. Länder und Kommunen können in der Flüchtlingsfrage einfach nicht mehr. Warum die Bundesregierung zur Bankrotterklärung ihrer eigenen Politik gezwungen war, erläutert ~-Redakteur Michael Heß. Es war das letzte Mittel. Am Abend des 13. September ordnet die Bundesregierung die zeitweilige Einführung von Kontrollen an der österreichischen Grenze an, um der unkontrollierbaren Einwanderung von Flüchtlingen Herr zu werden. Die normative Kraft des Faktischen bremst die Willkommenskultur aus. Auch Flüchtlinge könnten sich nicht einfach ihr Zielland aussuchen sagt Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) in dem Zusammenhang. Wochen zuvor bezeichnet der tschechische Präsident Milos Zeman das Verhalten der Flüchtlinge als Selbsteinladung, die man nicht hinzunehmen gewillt sei. Hierzulande haben Länder und Kommunen nun hoffentlich mehr Ruhe, sich um die bereits Angekommenen zu kümmern. Am 12. September strahlt der Deutschlandfunk in seinem Morgenprogramm eine Reportage vom Wiener Westbahnhof aus. Zu Wort kommt auch der arabischstämmige Wiener Merwan Massawi, der im Bahnhof als Dolmetscher Hilfe leistet. Er sagt, die meisten syrischen Flüchtlinge seien keine. Es seien ihrem Dialekt nach Algerier, Ägypter, Marrokaner oder Pakistani. Höchstens ein Viertel der Flüchtlinge stamme der Aussprache nach aus der Levante. Papiere habe so gut wie niemand, und wenn doch einmal ein syrischer Pass auftauche, sei dieser wahrscheinlich gefälscht. Tatsächlich floriert der Handel mit gefälschten syrischen Papieren, und die Preise für einen gekrückten Pass dürften nochmals nach oben geschnellt sein. „Jetzt oder nie” habe ihm ein Algerier auf die Frage nach seinen Asylwunsch in Deutschland 16 geantwortet. Jetzt oder nie - die fehlenden Kontrollen machten es möglich. Allein in den ersten beiden Septemberwochen kommen auf dem Münchener Hauptbahnhof 63.000 Flüchtlinge an. Erfreut begrüßt mit Bratwurst, Tänzen und Willkommen. Es sind Bilder, die per Handy eine Stunde später im Nahen Osten und woanders ankommen und dort sug- gerieren, in Allemanija würden für und mit den Flüchtlingen Parties gefeiert. Die Nächsten machen sich auf den Weg und garantieren der Schleppermafia weitere Milliardengewinne. Weil auch die Schlepper integraler Teil des Problems sind. Seeuntaugliche Seelenverkäufer, Schrottkähne und Schlauchboote sind das Verkehrsmittel der Wahl. Kein Wunder, wenn der Publizist Berthold Kohler die Verhältnisse wie bekannt in der FAZ als Konjunkturprogramm für die Schleppermafia bezeichnet. Auf den Landwegen geht es nicht minder kriminell zu. Wie es zum Beispiel jene jungen albanischen Männer erfahren müssen, die in Tirana Arbeitsverträge mit Firmen in Deutschland unterschreiben und dafür sowie für den Transport teuer bezahlen. Nur um hier zu erfahren, dass es die Firmen überhaupt nicht gibt und das Flugzeug zum Rückflug nach Tirana schon wartet. Oder die Roma aus Bosnien und dem Kosovo, die einen Großteil ihrer empfangenen Leistungen an das Clanoberhaupt irgendwo auf dem Balkan abliefern. Jeder Euro zählt im Geschäftsmodell Flüchtlingsverwertung. Denn es stimmt nicht, dass Roma auf dem Westbalkan pauschal diskriminiert werden. Die dortigen Staaten legen seit zehn Jahren ein von der EU massiv unterstütztes Programm zur Integration der Roma auf. Die Frage steht im Raum, welche Perspektiven die bisher Angekommenen erwartet. Dass sie hier sind, ist das Eine. Dass sie eine Perspektive brauchen, das Andere. Laut Angaben der Nürnberger Agentur für Arbeit ist nur jeder zehnte jugendliche Flüchtling vermittlungsfähig in eine Ausbildung. Der große Rest nicht und die Alten, bar von Sprach- und Landeskenntnissen, schon gar nicht. Absehbar wird ein Großteil der Flüchtlinge bis ans Lebensende von Sozialleistungen leben müssen. Von einer Million zusätzlicher Hartz IV-Bezieher unter den Flüchtlingen geht Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) inzwischen aus. Der benötigte billige Wohnraum ist ebenso eine Illusion wie die Vorstellung, qualifizierte Flüchtlinge könnten kurzfristig Facharbeiterplätze belegen. Weitere Parallelgesellschaften dürften statt dessen entstehen, und sie werden das Land verändern wie nichts seit dem Zweiten Weltkrieg. Wer es konkreter mag mit der Zukunftsvision, der lese die beiden Bücher des ehemaligen Berliner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky „Neukölln ist überall" (2012; in der ~ Nr. 12/2012 rezensiert) und „Die andere Gesellschaft” (2014). Diese sowie „Die fremde Braut” der türkischen Soziologin Necla Kelek (2005) werden vom Autor ausdrücklich zur Lektüre empfohlen. # www.bamf.de Bericht | Text: Michael Heß | Foto: Saskia Konz Die Genfer Flüchtlingskonvention Auch Flüchtlinge haben Rechte Heuer über Flüchtlinge nicht nur in Münster zu schreiben hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Über die rechtlichen Grundlagen des Problems ist dagegen wenig bekannt. Immerhin haben Flüchtlinge seit 1954 bestimmte Rechte. Welche Rechte und weitere Aspekte erläutert ~-Redakteur Michael Heß. Mehr oder wenige Flüchtlinge gebar bisher wohl jeder Krieg. Die (neuartigen) Massenkriege des 20. Jahrhunderts schufen jedoch eine bis dahin unglaubliche Zahl an Flüchtlingen. Weniger vor den unmittelbaren Kriegshandlungen, sondern mehr in Begleitung des Krieges oder in dessen Folge: die Armenier 1915 im Osmanischen Reich, die Griechen 1922 aus der Türkei sowie deutsche und polnische Flüchtlinge in Folge des Zweiten Weltkrieges. Oder die indischen und pakistanischen Flüchtlinge in Folge der Trennung beider Staaten 1947. Deshalb verrechtlichte die Völkergemeinschaft den Status der Flüchtlinge, um ihnen gewissen Schutz zu geben. Auf einer Konferenz der Vereinten Nationen wurde am 28. Juli 1954 das „Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge” verabschiedet, allgemein als „Genfer Flüchtlingskonvention” (GFK) bekannt. Die Konvention trat im April 1954 in Kraft, und der Bundesrepublik Deutschland gereicht es zur Ehre, zu den ersten sechs Unterzeichnern zu gehören. Die Millionen Flüchtlinge aus den verlorenen Ostgebieten waren Lehre und Mahnung in Einem. Im Kern schuf die Konvention für Flüchtlinge einen Status, der in etwa dem von Ausländern allgemein entsprach. Vor allem der freie Zugang zu den Gerichten (Artikel 16) und das Verbot der Abschiebung ohne Prüfung der Flüchtlingseigenschaft (Artikel 33) waren hilfreich. Als Flüchtlinge anerkannt werden sollten Personen, die aufgrund ihrer Rasse, ihrer Religion, ihrer Nationalität, der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und/oder einer politischen Überzeugung nachprüfbar verfolgt wurden. Die GFK war rechtlich ein gewaltiger Erfolg, für den allerdings die Dramen des Zweiten Weltkrieges Pate standen. Zudem fehlten einige Fluchtgründe, die sechzig Jahre später, also heute, eine Rolle spielen: Geschlecht, Sexualität und wirtschaftliche Lage. Ferner bezog sich die ursprüngliche GFK lediglich auf Flüchtlinge, die „infolge von Ereignissen, die vor dem 1. Januar 1951 eingetreten sind” flüchteten (Artikel 1). Unverkennbar schwang hierbei die Überzeugung mit, dass die Welt alsbald eine bessere sein würde. Wurde sie aber nicht. Die (Bürger) kriege der 50er und 60er Jahre wie in Irian und dem ehemaligen Belgischen Kongo (später in Zaire umbenannt) schufen noch mehr Flüchtlinge. Die Vereinten Nationen reagierten 1967 mit dem „Protokoll über die Rechtsstellung der Flüchtlinge”, das diesen noch mehr Rechte zubilligte. Was dringend nötig war, wie der kurze Zeit später ausbrechende entsetzliche BiafraKrieg zeigte (bis heute gilt dieser Konflikt um die ölreiche ostnigerianische Provinz Biafra als trauriger Höhepunkt menschlichen Leidens im Krieg). Von den knapp 200 Staaten auf der Welt haben rund 150 die Konvention von 1951 und das Protokoll von 1967 anerkannt. Umstritten ist jedoch, ob beide Werke auch außerhalb der Signatarstaaten gelten. Es sind aber vor allem die Lücken in den Texten selbst, die heute Probleme schaffen. Gilt Verfolgung aus Geschlechtsgründen seit der Jahrtausendwende (stillschweigend) als anerkannt, ist das bei der Sexualität und besonders bei der wirtschaftlichen Situation anders. Der Wortlaut der GFK schließt Personen, die ihre wirtschaftliche Situation verbessern wollen, als Flüchtlinge aus. In der Aufzählung der Fluchtgründe ist dies nicht dabei. Was ist also zu tun mit den zehntausenden Flüchtlingen vom Westbalkan? Die aus Ländern wie Bosnien, Mazedonien oder Serbien stammen, welche heute ohne Ausnahme als gefestigte Demokratien im westlichen Sinne gelten? Ferner besagen die die GFK ergänzenden Verträge wie das Dubliner Abkommen von 19xx, dass Flüchtlinge nur im ersten Signatarstaat, dessen Boden sie betreten, einen Asylantrag stellen können. Dort und nur dort. Das mag man für gut oder schlecht befinden, aber so ist sie nun mal, die auf dem Papier gültige Rechtslage. Was mag man folglich davon halten, wenn auf dem Kamm des Erzgebirges täglich dutzende Menschen ankommen und in der Bundesrepublik um Asyl bitten? Nachdem sie mehrere EULänder wie Italien, Österreich, Ungarn und Tschechien querten? Zurück zur GFK. Die Welt ist größer als die Europäische Union und schnell wird vergessen, dass es Länder der Dritten Welt sind, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Immerhin mildert die GFK für diese rund 60 Millionen Flüchtlinge (nie zuvor waren es weltweit so viele) ihr Leiden, so gering es auch erscheinen mag. # 17 Rätsel: www.raetselschmiede.de Rätsel und des Rätsels Lösung Nebenstehend das neue Rätsel. Dieses Mal gibt es alles für die Schönheit zu gewinnen! Schickt Euren Lösungsvorschlag bis zum 25.10.2015 an die ~ Viel Glück! Aus allen richtigen Einsendungen, auch Mails, wird ein Gewinner gezogen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! S P B A S T T A G B A S S WE R E J I C H B E I A N F J A L E L L E Q N A U I T Z E E T R T S T U N B G A C H O O E O G S P E R L R A N U T K U E N G E B L A E B E L K F N N B I E R Z A T I O N A L H E R N U L G L F I L ME W T U A O E L R S T E L L U B I T U O V T I P P E S A E N K E R S C N E E D D A A T E R N E A N D E N EINSAMKEIT 18 Z E B E I N S C T C H K O I N G D MO S E R S R E I M A Y R L A N T R A G S O K I E N G H K E Z I M L A B H A E I R E A R Z U E A R S C I T A R I N C E T A E M I X E L P T A G O L I N T L K O I O N R I S A R A T R R R E A U E S L S T B E F E R B MA T N D E H I H K R E D I T O R G E R A R A G A N S S T E R E S S O L R M R I I S T G E U R N P I F B E I L L O S S P R A O L K T O K P O L A N N E T A U G L E R I N K T E O I S L T O T R I A D E P E E R E X O T O R F E U N S E R Die Punk-CD hat gewonnen: Marcel Lux Münster Herzlichen Glückwunsch! Hier die Auflösung des Rätsels der Septemberausgabe. Der/Die Gewinner/n wird im November bekanntgegeben. Hand- Kohlen- ‚Irland‘ der arbeits- wasser- in Landesutensil stoffrest sprache Kraut in der Pharmazie amerikanischer Bauernhof Informationsaussage 5 Ferne Bewohner der Arktis Teichpflanze arabischer Fürstentitel eifrig, zielgerichtet Oratorium von Händel röm. Göttin d. Morgenröte Diskussionsgegenstand Insektenpuppe griech. Vorsilbe: gleich Zeichen in Psalmen genues. Herrschertitel Trick in guter Kondition schottisches Adelsgeschlecht 1 Juristentrachten bei Gericht Waschwasserzusatz getrocknete Weinbeere ein Bindewort großkernige Frucht 2 3 4 5 6 7 Befehl islam. Herrscher kurz für: lecker Rang beim Karate Zeitalter dafür, für Vertiefung auf einer CD 4 südafrik. Partei (Mandela) Vorname der Derek Wandbildteppich Comicfigur (‚... und Struppi‘) locker deutsche Vorsilbe für falsch kleiner Himmelskörper kleines Beiboot rumänische Währung Vermittler bei Streit in, modern beim ersten Versuch (auf ...) Wagenschuppen 1 franz. Departementhptst. faulende Pflanzenreste frech, flott Orgie ein Planet brennbares Gas Denkschrift (Kw.) 1. geauswählter Körperreichend Reichs- stellung präsident Tonerde Fußballspielerposition alte Bühne v. Innsbruck Berliner Boulevard (Kw.) verwesender Tierkörper franz. Departementhptst. glänzend reiben Traubenernte eine Jahreszeit mittels, durch Seiltänzer Gemisch griechisches Gebirge dt. Tennisprofi (Tommy) Tasteninstrumente Teil der Gitarre Lösungsmittel 7 parlament. Beratung Vergnügen Schutzdamm am Meer undeutliches Vorgefühl haben im Geschmack wie Zucker eigensinnig ein dt. Bundespräsident Kosename e. span. Königin Präsentation (Kw.) Heil- und Gewürzpflanze westl. Weltmacht (Abk.) Zyanwasserstoff, Gift Spielklasse beim Sport Haft persische Teppichart Keimträger Früchte fürchten nicht schwer latein.: in der Eigenschaft als Messestadt in Sachsen baumlose Landschaft enge Schlafstellen Stadt in Benin wasserdichte Schutzdecke zerstreut, ungeordnet geflügeltes Wort überglücklich jedoch, während Kork, Stöpsel Weltfußballbund (Abk.) musikalischer Halbton persönlich abschätzig: Mann Kreuzesinschrift Behörde Vergeltung, Sanktion Vorname des Autors Follet Bodensatz zu dem Zeitpunkt auf dem Totenneuesten schrein Stand 2 griech. Göttin (Gerechtigkeit) Salzgewinnungsanlage 3 Oberhaupt d. Tibeter (... Lama) Tanzlokale (Kw.) hochbetagter Mann unbedickstimmter flüssig Artikel (2. Fall) Rabenvogel Erinnerung Stammvater Kicherlaut Postsendung 6 scheues Waldtier Wickelkleid der Inderin www.raetselschmiede.de 19 Bericht | Text: Doris Goez | Fotos: Pressestelle Bistum Münster Flüchtlinge in Deutschland Regnet es in Münster, oder läuten die Glocken? Es geht um unser aktuellstes, unsere Gesellschaft einschneidendes und reichhaltigstes Thema, „Flüchtlinge in Deutschland“. Es scheint ein Tsunami an menschlichem Leid, an mitmenschlicher Hilfsbereitschaft, und aber auch an vielen Problemen, die unser Land in den letzten Wochen überflutet hat, zu geben. Die Medien sind voll davon. Läuten den die Glocken in Münster, sprich – was machen denn die Kirchen in unserer Stadt? Dieser Frage wollten wir einmal nachgehen. Wir als Straßenmagazin ~ suchten nach den einzelnen Tropfen der Barmherzigkeit. „Es ist der so oft zitierte Tropfen auf den heißen Stein“ sagt Pfarrer Dr. Oliver Kösters, dessen evangelische Gemeinden Havixbeck-Nienberge jetzt für einige Zeit zwei Flüchtlingsfamilien Unterschlupf bietet. Dieser „Tropfen auf den heißen Stein“ ist im übertragenen Sinn schon zum zögerlichen Nieselregen geworden, wenn man sich die Aktivitäten der christlichen Kirchenverbände und Gemeinden unserer Stadt betrachtet. Seit einigen Jahren arbeiten Caritas und Diakonie mit den verschiedenen Ortsgemeinden beider Konfessionen in der Flüchtlingshilfe eng zusammen. Es gibt tatsächlich viele Aktivitäten der Kirchen. Darauf kann und muss jetzt aufgebaut werden. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer vor Ort wäre diese Hilfe aber auch kaum denkbar. Wenn man genauer hinschaut - „Ja es regnet in Münster und die Glocken läuten trotzdem!“ Aber man bekommt den Eindruck, dass nicht nur Politik, Gesetzgebung und Kommunen, sondern auch der kirchliche Bereich von der Flüchtlingsschwemme hoffnungslos überrollt wurden. Das mag wohl sein, aber die Kirchen gehören tatsächlich zu den Wenigen, die da schon lange 20 helfen und die jetzt ein gutes, vernetztes Fundament besitzen. Bei dieser Masse an Flüchtlingen bedarf es natürlich noch verstärkter Feinabstimmung, was jetzt auch schnell geschehen wird. Wohltuend aber sind die schon bestehenden Projekte, die auch die berechtigte Hoffnung wecken, dass, wer als Flüchtling in die „lebenswerteste Stadt Deutschlands“ Münster kommt, Glück hatte. Zugegeben, wir hier in Münster können auf leer stehenden englischen Wohnraum zurückgreifen, aber wie viel Bürokratie (Denkmalschutz, Bauvorschriften etc) die Menschen, die nur schnell und menschlich helfen wollen, erleben müssen, ist manches mal haarsträubend. Da können sicherlich auch die Hilfsorganisationen ein Lied von singen. Die im Hintergrund schwebenden kommerziellen Interessen sind sicherlich langfristig auch nicht zu verachten. Um nur ein Beispiel der Problematik im kirchlichen Bereich heraus zugreifen. Das alte Pfarrhaus in Amelsbüren soll, wenn der Denkmalschutz sein o.k. gegeben hat, drei bis vier Flüchtlingsfamilien beherbergen. Wie lange müssen diese Menschen in Notunterkünften zubringen, fragt man sich? Jetzt brauchen wir schlanke Lösungen der Bürokratie? Jetzt muss ein frischer zeitgemäßer Wind durch unsere preußische, mit manch` unnötigen Verordnungen und Bestimmungen bestücke Gesetzgebung wehen, um den Weg frei zu machen für angemessene humanitäre Hilfe. Gesellschaftspolitisch wird nicht nur dieses Problem eine Herausforderung, aber es wird vielleicht auch eine Chance für uns alle. Aber diese Frage muss erlaubt sein. Wie viel können all die zahllosen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen noch aushalten, wo ist ihre Belastungsgrenze, und wer fängt sie dann auf? Auch diese unfiltrierte, schnelle Zuwanderung von Menschen hat auch diese Seite; gut gemeinte Hilfe kann ins Leere laufen. Was nützt es einem albanischen Kind z.B., wenn es deutsche Verkehrsregeln puncto Fahrradfahren in Münster kennt, wenn es wieder nach Hause geschickt werden wird. Da läuft einiges Engagement schon jetzt ins Leere, hat man den Eindruck. Die Kirchen können da nicht helfen, das ist Sache der Politik, und es wäre jammerschade, wenn das großartige ehrenamtliche Engagement, vor allem aus den Kirchengemeinden heraus, verheizt würde. Verkürzte Asylverfahren werden ja schon lautstark mit Recht gefordert. Viel ist trotzdem schon passiert. In der ev. Friedensgemeinde und der kath. Nikolausgemeinde in Wollbeck ist schon einiges Großartiges gewachsen. Da leben schon seit einiger Zeit Flüchtlinge in der Gremmendorfer Kaserne, in Wollbeck und in Angelmoode in ehemaligen englischen Wohnhäusern. Da leben in Nienberge ca. 50 Flüchtlinge in einer Reihenhauszeile. Hier hat sich ein wunderbar aktiver Helferkreis etabliert. Mit Familien- und Patenschaftsmodellen, Dolmetscherpool, Fahrradkursen, Nachbarschaftskontakten, Gesprächskreis, und nicht zuletzt wurde von der Caritas ein Auszugsmanagement entwickelt. D.h., es gibt inzwischen ca. 400 Flüchtlingspersonen, deren Asylantrag bewilligt wurden, und die jetzt aktiv auf den überfüllten, kostbaren Wohnungsmarkt drängen. Wohin mit diesen Menschen, wenn wir sowieso schon über unzählige Obdachlose verfügen? Da gibt es aber auch die Zusammenarbeit der kath. Überwasser- und der ev. Lukasgemeinde, die nicht nur über eine gemeinsame Webseite der Hilfe und zu Spenden aufrufen. In fast allen christlichen Gemeinden gibt es Flüchtlingsbeauftragte, Spendenaufrufe und konkrete gemeinsame Flüchtlingsbetreuung, Sprach- oder Nähkurse, die Liste ist beeindruckend lang. Da wurde in Hiltrup z.B. ein Runder Tisch, der die über-konfessionellen Aktivitäten in den umliegenden Gemeinden koordiniert, etabliert. Manches steckt da aber noch in den Kinderschuhen. Das Bistum Münster hat z.B. insgesamt, nach eigenen Aussagen, über 1.5 Millionen ¤ zur Verfügung gestellt, um notwendige Umbauten in kirchlichen Einrichtungen vorzunehmen und ehrenamtliche Mitarbeiter zu fördern und zu schulen. Das hört sich nicht viel an, aber angesichts des dramatischen Anstiegs des Asylbedarfs wird da bestimmt noch nachgebessert werden. Die Superintendantin Frau Friedrich von der ev. Kirche und der kath. Bischof von Münster Felix Genn haben an ihre Gemeinden appelliert, angemessenen Wohnraum großzügig bereitzustellen. Frau Friedrich schreibt in ihrem Rundbrief an ihren Kirchenkreis: „Raum für Flüchtlinge“, diese Menschen brauchen nichts dringender als Raum. Vier Wände, ein Dach, fließend Wasser.“ Aber diese Flutwelle der Menschlichkeit, die wir jeder Tag begeistert uns in den Nachrichten, auch schulterklopfend wie gut wir doch sind, ansehen können, hat bei näherem Betrachten auch andere, langfristige Seiten. Aber auch dies ist nicht Aufgabe der Kirchen. Dieser Tsunami an hilfsbedürftigen Flüchtlingen, egal ob aus Kriegsgebieten oder als Wirtschaftsflüchtlinge, wird unsere Stadt, ja unser ganzes Land verändern. Wir haben eine große Aufgabe zu bewältigen, und „Gott sei Dank“ helfen uns auch die Kirchen als gesellschaftliche Größe kräftig dabei. „Es regnet in Münster, und ja, es läuten auch die Glocken!“ # Endspurt bei den Baumscheiben! Liebe Leserinnen und Leser, unser im Mai gestarteter Wettbewerb zur schönsten Baumscheibe in unserer Domstadt biegt auf der Zielgeraden ein. Im Oktober wollen wir die Einsendungen abschließen und auswerten. Spätestens im Dezemberheft küren wir dann die drei ersten Plätze. Falls Ihnen also noch ein besonders schönes Arrangement ins Auge sticht, brauchen wir Infos wie folgt: - Wo genau befindet sich die Baumscheibe? - Wer hat sie gestaltet (sofern bekannt)? - Wie sieht die Baumscheibe aus (Bilder). Die Infos senden Sie bitte an [email protected] mit dem Vermerk „Baumscheibe”. Danke im Voraus schon einmal! Und wir sind selbst ebenso gespannt. # 21 Bericht | Text: Manuel Schumann | Foto: spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke) Wir sollten Roma nicht zurückführen Interview mit Christoph Strässer Seit 2014 ist Christoph Strässer Beauftragter für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe der Bundesregierung. Im Gespräch mit Manuel Schumann erklärt der Münsteraner SPD-Politiker, warum es nicht weitere Flüchtlingsgipfel braucht, was ihn an der Debatte um sichere Herkunftsländer stört und wie der Bund die Kommunen zusätzlich unterstützen kann. ~: Seit Wochen fällt immer wieder das Wort „Überforderung“, wenn über die Situationen in den Kommunen berichtet wird. Welche Rückmeldungen über die Zustände vor Ort haben Sie zuletzt besonders beschäftigt? Strässer: Insbesondere natürlich das Vorhaben, in vielen Städten und Landkreisen weitere Zeltlager zu errichten. Auf die Schnelle, bevor der Winter kommt. Davon halte ich wenig, um es vorsichtig zu formulieren. ~: Herr Strässer, wann war Ihnen klar, dass 2015 hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kommen würden? ~: Ein Beispiel: In Hamburg leben derzeit etwa 3000 Flüchtlinge in Zeltlagern, nur 400 dieser Menschen sind in winterfesten Zelten untergebracht. Wie kommentieren Sie derartige „Zwischenlösungen“? Strässer: (überlegt) Das kann ich nicht genau sagen. Dieser Moment liegt nun schon länger zurück. Fest steht: Die Entwicklung kommt nicht überraschend. Ich wäre verwundert, wenn gesagt würde, man habe die Situation nicht schon vor mindestens eineinhalb Jahren kommen sehen. Lediglich die immense Dimension war nicht absehbar. ~: Die Krisen und Konflikte in der Welt sind seit Jahren bekannt. Hat die Politik versagt? Strässer: Auf fast allen politischen Ebenen sind die bevorstehenden weltweiten Migrationsbewegungen schlicht unterschätzt worden. Angefangen bei den Kommunen, über Bund und Länder bis hin zu den EU-Institutionen in Brüssel. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen. Ich selbst war in Syrien und im Irak unterwegs und habe dort viele Menschen gesehen, denen es sehr schlecht geht. Diese Leute wollen nur eins: das Land verlassen, unbedingt. ~: Wie hätte sich Deutschland besser vorbereiten können auf diese dramatische Entwicklung? Strässer: Die Fehleranalyse ist zwar 22 Christoph Strässer, Beauftragter für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe der Bundesregierung interessant, aber wir sollten unsere Kräfte jetzt bündeln und in die Zukunft schauen. Schließlich stehen wir vor enormen Herausforderungen. Es fehlen Unterkünfte, es fehlen Betreuer, es fehlen sanitäre Einrichtungen. Wir müssen all die Probleme schnellstens lösen. So wie zuletzt kann es nicht weitergehen. In den vergangenen Monaten wurden viele Absprachen getroffen, es gab einen Flüchtlingsgipfel nach dem anderen, doch: Umgesetzt wurde bislang nur relativ wenig. Strässer: Das vermittelt den fatalen Eindruck, als wäre das wirtschaftlich starke Deutschland überfordert und könnte hilfsbedürftige Menschen nicht angemessen unterbringen. Die hygienischen Mängel in einigen Erstaufnahmeeinrichtungen haben mich zuletzt sehr betroffen gemacht. Oder denken Sie an die Erstaufnahmestelle in Dortmund, die wegen Überbelegung vorübergehend geschlossen wurde. Es ist beschämend, wenn Flüchtlinge ankommen und als erstes hören, sie seien hier falsch und müssten sich woanders melden. Ein traumatisierter Mensch, der solch chaotische und teils menschenunwürdige Zustände vorfindet, der hat womöglich eine zweite Traumatisierung vor sich. ~: Die Kommunen sollen vom Bund für die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen zusätzlich drei Milliarden Euro bekommen. Was antworten Sie denen, die sagen: Das reicht nicht? Strässer: Drei Milliarden sind schon eine gewaltige Zahl. Dennoch gehe ich nicht davon aus, dass diese Summe reicht, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Die Gelder müssen ja auch erst einmal zur Verfügung gestellt werden. Klar ist: Es handelt sich hierbei um eine Gemeinschaftsaufgabe. Der Bund muss daher auch ganz massiv eingreifen, die Summen müssen schnell fließen. Wir dürfen die Kommunen auf keinen Fall hängenlassen. ~: Insgesamt soll die Versorgung von Flüchtlingen dieses Jahr rund acht Milliarden Euro kosten. Der Deutsche Städtetag hat kürzlich drei Vorschläge vorgelegt, welche Kosten der Bund übernehmen könnte: eine Pro-Kopf-Pauschale, die Übernahme aller Kosten für einen Asylbewerber oder die Übernahme der Gesundheitskosten. Was halten Sie für sinnvoll? Strässer: Die Pauschale ist aus meiner Sicht das sicherste Modell. Für jeden Flüchtling würde ein Betrag X bereitgestellt – zuletzt wurden, glaube ich, etwa 7000 Euro errechnet. Das wäre die sauberste und fairste Lösung, weil damit letztlich auch die Verteilungsprobleme über die Länder ein Stück weit relativiert würden. ~: In den Erstaufnahmeeinrichtungen sollen Asylbewerber künftig statt Bargeld Sachleistungen erhalten – was halten Sie davon? Strässer: Nichts. Eine solche Maßnahme wird niemanden davon abhalten, sich auf den Weg zu machen, wenn die Lebensbedingungen vor Ort aus seiner Sicht keine Perspektive für ein Leben in Würde bieten. ~: Die Koalition hat sich zudem darauf verständigt, dass Asylsuchende aus den Ländern des westlichen Balkans schneller abgewiesen werden können. Kosovo, Albanien und Montenegro sollen durch Gesetzesänderung zu sicheren Herkunftsstaaten bestimmt werden. Ist das auch Ihrer Sicht fahrlässig oder doch angemessen? Strässer: Ich tue mich schwer mit dem Begriff „schneller“. Wir haben für alle Menschen, die in unser Land kommen, ein rechtsstaatliches Verfahren vorgesehen und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Ich persönlich bin der Meinung, diese Verfahren sollten auch weiterhin auf die bewährte Weise abgewickelt werden. Wenn der Sachbearbeiter am Ende eines rechtsstaatlichen Verfahrens zu dem Ergebnis kommt, dass es weder einen Asylanspruch noch ein Bleiberecht aus humanitären oder sonstigen Gründen gibt, und dieses Ergebnis von Gerichten bestätigt wird, dann muss die Rückführung in die Wege geleitet werden. Auch das gehört zum Rechtsstaat. ~: Ein Drittel der Balkan-Flüchtlinge sind Roma. In Deutschland haben sie praktisch keine Chance auf Asyl, da Roma als Minderheit in ihrer Heimat nicht politisch verfolgt werden. Sie sprachen sich Anfang des Jahres dafür aus, diesen Menschen einen anderen Zugang nach Deutschland zu ermöglichen - bleiben Sie dabei? Strässer: Damit bewege ich mich nicht im Mainstream der Debatte, das ist mir klar. Ich habe aber meine Meinung dazu nicht geändert. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Roma nicht zurückführen sollten, solange sich die Situation vor Ort nicht entscheidend verbessert. ~: Damit sind Sie in Ihrer Partei eher ein Außenseiter, richtig? Strässer: Mehr oder weniger. Die Mehrheitsmeinung ist bei diesem Thema eine andere, damit muss ich leben. So etwas kommt vor in der Politik (lächelt). ~: Und wie begründen Sie Ihre Meinung? Strässer: Im vergangenen Jahr, im Spätsommer, habe ich mir die Lage in einer Roma-Siedlung in Bosnien-Herzegowina angeschaut. Es ist in der Tat so, dass die Volksgruppe dort nicht verfolgt wird. Fakt ist aber auch: Roma werden diskriminiert, und zwar auf eine Weise, die äußerst bedrohlich sein kann. Derlei zeigt sich zum Beispiel bei Sozialleistungen und der Unterbringung. Oder denken Sie an das Konzept „Zwei Schulen unter einem Dach“. Danach werden RomaKinder getrennt von bosniakischen Kindern unterrichtet. Für sie gibt es spezielle Eingänge, auch die Lehrpläne unterscheiden sich. Insgesamt also in vielen Fällen eine klare Diskriminierung. ~: Herr Strässer, wie lange kann sich Europa leisten, in der Flüchtlingspolitik keine einheitliche Linie zu verfolgen? Strässer: Das, was Europa ausmacht, jenseits dessen, was zurzeit funktioniert, sind aus meiner Sicht die gemeinsamen Werte. Dazu gehört eben auch, dass Flüchtlinge ihre Menschenwürde behalten. Diese Menschen haben meist alles verloren, sie sollten in allen EU-Staaten respektvoll behandelt werden. Wenn wir das Thema nicht in den Griff kriegen, wird das Projekt Europa scheitern. Kurzum: Es braucht nicht weitere Gipfel, sondern endlich Lösungen, Entscheidungen und Taten. ~: Sind Sie trotz der dramatischen Lage in Ungarn zuversichtlich? Anzeige „Was mich interessiert sind nicht bewegliche Körper, sondern bewegliche Gehirne. Was mich interessiert ist die Wiederherstellung der menschlichen Würde in jeder einzelnen Form.“ Dr. Moshe Feldenkrais Strässer: Ja. Andernfalls könnte ich die politische Arbeit nicht machen, ich müsste aufhören. In diesem Zusammenhang zitiere ich gern die Bundeskanzlerin: „Wir schaffen das!" # Feldenkrais-Praxis Vera Lämmerzahl Maximilianstraße 15 A Tel.: 0251-796707 23 Bericht | Text: Michael Heß | Foto: Saskia Konz Hilfe ist nicht gleich Hilfe Die Hilfen für Flüchtlinge fallen EU-weit sehr unterschiedlich aus Leistungen zwischen Flensburg und Garmisch am nächsten kommen die in Frankreich. Dort gibt es monatlich knappe 344 Euro pro Erwachsenen, doch ist die Miete bereits inbegriffen. Danach fallen die Geldleistungen stark ab über 320 Euro in Österreich (ebenfalls mit Miete) und die Niederlande (8.700 Bewerber) mit rund 235 Euro im Monat bis auf umgerechnet 2,50 Euro täglich in Schweden. Über die Flüchtlingsproblematik an sich brauchen keine Worte mehr verloren werden. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail und erhalten die Flüchtlinge je nach Zielstaat unterschiedliche Hilfeleistungen. ~-Redakteur Michael Heß machte sich über die in der EU gewährten Hilfen für Flüchtlinge kundig. Bei Einarbeitung in das Zahlenwerk werden zwei Aspekte schnell klar. Dass die Bundesrepublik die mit sehr großem Abstand höchste Anzahl an Asylanträgen aufweist und dass die Leistungen für Asylbewerber hierzulande ebenfalls die mit Abstand am höchsten innerhalb der EU sind. Geregelt werden die Leistungen durch das komplexe Asylbewerberleistungsgesetz von 1993, dessen letzte Novelle ab März 2015 gültig ist. Seitdem gibt es für einen Single zunächst 143 Euro monatlich und nach 15 Monaten 359 Euro. Plus der Unterkunftskosten plus weiterer Leistungen für weitere Familienangehörige. Hier sei noch der Hinweis gestattet, dass im vorliegenden Beitrag die Begriffe „Asylbewerber” und „Flüchtlinge” synonym gebraucht werden, obwohl das streng genommen nicht der Fall ist. Nicht jeder Flüchtling stellt einen Asylantrag. Von Januar bis Juli 2015 wurden in Deutschland knapp 196.000 Asylanträge gestellt bei zuletzt geschätzten 800.000 Einwanderern übers gesamte Jahr. Eine Zahl, von der andere Staaten meilenweit entfernt sind. Ohnehin nehmen nur neun der 28 EU-Mitgliedsstaaten Flüchtlinge in nennenswerter Größenordnung auf. Am ehesten sind hier noch Ungarn (65.500 Anträge von Januar bis Juni), Schweden (25.800), Italien (24.900) und Frankreich (24.300) zu nennen. Das reiche Österreich kommt auf 19.600 Anträge, was in der Relation aber in etwa den deutschen Verhältnissen entspricht. Kaum nennenswert ist dagegen die Zahl in Großbritannien mit bisher knapp 9.300 24 Anträgen. Immerhin teilte der britische Premierminister David Cameron Anfang September mit, weitere 15.000 syrische Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Andere EU-Länder wie die baltischen Staaten, Dänemark, Finnland, Irland, Polen oder Tschechien bleiben praktisch außen vor. Teil des Problems ist ebenfalls die Tatsache, dass die geografisch meistbetroffenen Länder wie Griechenland, Italien und Spanien die Flüchtlinge stillschweigend durchwinken in Richtung Norden, speziell nach Deutschland und nach Schweden. Ein Verfahren, dem sich seit September auch Ungarn und de facto auch Österreich anschlossen. Letzteres stellte klar, bis auf die Flüchtlingszüge aus Budapest keine weiteren Asylanträge mehr anzunehmen. Ein stetiger Diskussionspunkt ist die Art der gewährten Hilfen: Geldleistungen versus Sachleistungen. Die vom Flüchtlingsstrom am meisten betroffenen Staaten Griechenland, Italien und Spanien gewähren ohnehin nur Sachleistungen. In diese Richtung geht auch der Beschluss des Bundeskabinetts vom 7. September, demzufolge in Erstaufnahmelagern primär Sachleistungen zu gewähren sind zuzüglich eines Taschengeldes. Den finanziellen Viele Flüchtlinge suchen Arbeit im reichen Norden. In Schweden dürfen Flüchtlinge nach der Antragstellung sofort arbeiten, sofern sie natürlich Arbeit finden. Am anderen Ende der Skala steht Frankreich, wo frühestens mit dem Abschluss des Antragsverfahrens nach neun Monaten gearbeitet werden darf. An der Aa und andernorts dürfen Flüchtlinge nach drei Monaten ran, aber auch hier stellt sich natürlich die Frage nach den Sprachkenntnissen und der beruflichen Qualifikation. Auch die durchschnittliche Verfahrensdauer fällt sehr unterschiedlich aus. Sie reicht von 15 Tagen in Ungarn bis zu 13 Monaten in der Schweiz, die dafür mit 71 Prozent die höchste Anerkennungsquote nach Schweden (77 Prozent) aufweist. In der Bundesrepublik lag sie für 2014 bei 42 Prozent, doch bleiben viele abgelehnte Asylbewerber als sog. „ausreisepflichtige Personen” trotzdem im Land (in Münster sind das aktuell rund 960 Personen laut Anfrage der AfD bei der Stadtverwaltung). Dazu kommen in allen EU-Staaten noch Personen, die niemals einen Asylantrag stellten bzw. sich registrieren ließen. Fachleute gehen grob geschätzt von derselben Zahl wie der für Asylanträge aus; vielleicht auch etwas weniger. Insgesamt ergibt sich eine unübersichtliche Situation, was EU-weite Lösungsansätze sehr erschwert. # www.bamf.de Einen großen Spendenscheck und viele Hygieneartikel gab es vom Rotarier Club in Gronau. 400 ¤ konnte Sabine Sitte für uns entgegennehmen. Vielen Dank dafür! Anzeigen Mit einem Lädchen für Kinder - Naturtextilien Es ist nicht egal, wie wir geboren werden. (M. Odent) Vorsorge in der Schwangerschaft, Geburten im Geburtshaus mit 1:1 Hebammenbetreuung, Wochenbettbetreuung, Stillberatung und ein vielfältiges Kursprogramm bietet Ihnen das Team des Geburtshaus in Münster Ostmarkstr. 9 48145 Münster Große Löffelausstellung im Stadtmuseum Münster 06.08.2016-03.10.2016 Tel: 0251 – 760 262 85 [email protected] · www.geburtshaus-in-muenster.de Wir freuen uns auf Sie! Solar Konzept • photovoltaik • thermische Solaranlagen • pelletheizungen • prüfung von Solaranlagen • Ve r ka u f • B e ra t u n g • P l a n u n g • M o n t a g e • W. Schneider-reif Kleikamp 2 48351 everswinkel Tel.: (02582) 902216 Fax: (02582) 902165 [email protected] www.solar-konzept.net 25 Bericht | Text: Bianca Austin | Foto: Marieke Reichert Anschläge auf Flüchtlinge in Deutschland Hass Es verkehrt kaum ein Tag, an dem in den Nachrichten nicht über das Thema Flüchtlinge berichtet wird. Jeder Mensch nimmt diese Nachrichten anders auf. Einige mit Mitleid, anderen ist es egal, oder andere, die Hass empfinden. Aber warum? ~-Autorin Bianca Austin hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt. an die Kinder denken. An die Rentner. Und die ganzen Obdachlosen.“ Und genau das ist der Punkt. Auf einmal sind alle gute Mitbürger, die sich nur um das Wohl von anderen sorgen. Einige Parteien nehmen genau diese Ängste auf von den Bürgern und machen sich diese zunutze. Schließlich, so sind sie und die Bürger der Meinung, geht es uns ja schon schlecht genug und nun ist ja genug! Jetzt gehen wir demonstrieren, das ist ja schließlich unser Recht! Und ehe man sich versieht, ist man mitten drin, umgeben von Glatzköpfen. Was das vielleicht für Ausmaße hat, darüber denken in den Moment wenige nach. Aktuell wird von einem Anschlag in Heidenau berichtet. Eine Gruppe von Menschen hat sich versammelt, randaliert, sie sind stinksauer. Viele Außenstehende verstehen nicht warum. Warum, das ist eine gute Frage. Die Menschen sind frustriert, sauer. Auf wen oder was genau, ich glaube, das kann man nicht pauschal beantworten. dem Mauerfall. Es wurde nicht besser.“ Aber es gibt einiges, was den Bürgern dort auf den Magen schlägt. Denken wir alle mal ein paar Jahre zurück. Es ist die Zeit, als es noch die DDR und die BRD gibt. Die Menschen in DDR, alle hatten Jobs, die Infrastruktur war ausreichend. Es gab Menschen, die so voll zufrieden waren. Doch das Blatt wendete sich, alles änderte sich mit dem Mauerfall. Es gab Menschen, die arbeitslos waren. Ihr Chef war nicht mehr vertrauter Freund, sondern vielleicht ein „Fremder Wessi“, der vielleicht noch arrogant daher kam. Die Infrastruktur änderte sich gewaltig, viele DDR Bürger kehrten ihrer Heimat den Rücken und zogen in den Westen. Die ehemalige DDR stirbt aus, und die Bürger können es nur mit ansehen. Die Menschen werden zunehmender frustrierter. Viele sind seit dem Mauerfall arbeitslos, leben von Hartz 4. Oder der Ort, in dem sie wohnen, stirbt aus, vorbei sind die Zeiten, an denen man sich abends traf in der Dorfkneipe. „Scheiß Wessis, die kommen her und nehmen uns die Jobs weg!“ „Viel geändert hat sich ja doch nicht seit 26 So sehen es viele Bürger. Viele Jahre ging der Frust gegen die Bürger aus Westdeutschland. Doch nach der heutigen Zeit, in der über alles und jeden im Internet berichtet wird, schlägt die schlechte Stimmung gegen die Ausländer. „Ausländer nehmen uns die Jobs weg!“ „Flüchtlinge kommen her und kriegen alles!“ Doch woher stammen nun die Vorurteile? Viele Gerüchte entstehen heutzutage im Social Media wie Facebook. Ständig sieht man dort fragwürdige Schlagzeilen von fragwürdigen Seiten. Aber die Schlagzeile zählt. Dort liest man so was wie „Flüchtlinge bekommen 2.000 ¤ Begrüßungsgeld!“ oder „Deutsche müssen in ihrem Zuhause Asylanten aufnehmen!“. Dies ist nur eine kleine Auswahl von dem, was man ständig liest. Viele denken jetzt: „Sowas kann man doch gar nicht glauben?“, aber doch, es gibt Menschen, die so,was glauben und teilen. Mit dem Satz „ich bin ja kein Nazi, aber … Man muss Und dann müssen Flüchtlinge, die fertig sind von der Reise, miterleben, dass sie nicht willkommen sind. Sie werden lauthals beschimpft, es brennt und sie haben Angst. Was in solchen Menschen vorgeht, das weiß niemand. Aber es muss schrecklich sein. Der Krieg zwingt viele Menschen zu flüchten. Oder einfach die Umstände, die in deren Land herrschen. Sie nehmen die letzten Geldreserven, kaufen das Ticket für das Schiff, besorgen sich Smartphones. Das ist später überlebenswichtig. Sie verlassen Freunde, Familie, ihr altes Leben. Nach einer langen Reise, mit Schiff, Bahn, zu Fuß, sind sie z.B. in Deutschland. Ihre letzte Hoffnung. Ich will und möchte nichts pauschalisieren. Man kann nicht sagen, dass alle Menschen aus Deutschland frustriert und fremdenfeindlich sind. Es gibt Anschläge überall in Deutschland. Aber es gibt auch genug Menschen, die das Gegenteil beweisen. Doch leider gehen genau diese Menschen unter. Die Menschen, die es verdient hätten, im Fernseher aufzutauchen und gefeiert zu werden, weil die die brutale Arbeit auf sich nehmen und auch den Hass aushalten müssen. # Bericht | Text: Michael Heß | Foto: Markus Lewe Kontinuität und Verweigerung Die Wahl des Oberbürgermeisters liefert zwei deutliche Antworten Anderthalb Jahre nach der Kommunalwahl rief die Politik die Wähler in Nordrhein-Westfalen erneut an die Urnen, um Bürgermeister und Landräte zu wählen. An der Aa bestätigten die Wähler nicht nur den Amtsinhaber, sondern gaben zugleich zwei deutliche Voten an. Ein Kommentar von ~-Redakteur Michael Heß. Der Amtsinhaber hat es bereits im ersten Anlauf geschafft. Mit 50,59 Prozent der abgegebenen Stimmen sicherte sich Markus Lewe (CDU) am Abend des 13. Septembers das Amt des Oberbürgermeisters an der Aa für die kommenden fünf Jahre. Herzlichen Glückwunsch auch von der ~, denn der Sieg war deutlich. Lewe vereinte faktisch genau so viele Stimmen auf sich wie die anderen vier Bewerber zusammen. Zugleich holte er die absolute Mehrheit, wenn auch nur knapp. Aber dicht drüber ist halt auch drüber. Man darf das Ergebnis getrost als Wunsch aus der Bürgerschaft nach Kontinuität werten. Beziehungsweise danach, die zerfaserten politischen Verhältnisse in der Kommunalpolitik nicht noch weiter zerfasern zu lassen. Noch weiter gedacht ist es ein Warnschuss für die Hahnenkämpfer im Stadtrat. Die in den anderthalb Jahren nach der Kommunalwahl im Mai 2014 vor allem eines zeigten: mit den Problemen an der Aa überfordert zu sein. Zwei große Probleme prägen die Stadt seit Jahren. Ein großes Problem kam in den letzten Monaten hinzu. Ein viertes großes Problem soll von interessierter Seite geschaffen werden. Gemeint sind die städtischen Finanzen, die Wohnungssituation speziell im unteren und mittleren Preissegment, die Flüchtlingsunterbringung und die Verkehrspolitik, Tempo 30 in Sonderheit. Die aktuellen Zahlen aus der Kämmerei sind so trüb wie nur denkbar. Ein ausgeglichener Haushalt ist Makulatur; mittelfristig könnte das Defizit mehr als 100 Mio Euro betragen. Ob die Maßnahmen zur Bereitstellung von bezahlbaren Wohnungen grundsätzlich greifen, wird sich erst noch zeigen. Etwa 3.500 Flüchtlinge leben heute an der Aa und benötigen nicht nur ein Dach überm Kopf, sondern eine lebenslange Perspektive statt lebenslangem Versorgungsfall. Mit sturer Penetranz, die am Verstand zweifeln lässt, versuchen sich die Grünen ohne Not in Tempo 30 in der Stadt. Für keines der vier Probleme sind überzeugende Lösungen ersichtlich, und genau das nehmen die Bürger auch so wahr. Dafür Hahnenkämpfe im Stadtrat über Sitzordnungen, Protokollnotizen und dergleichen mehr. Dazu der teure Postenschacher um Dezernate und Sitze in Gremien. Ob ein Theologe als neuer Baudezernent überzeugt, muss vor allem er selbst beweisen. Ob ein Abiturient ohne Berufs- oder Studienabschluss als Aufsichtsratsvorsitzender eines städtischen Unternehmens geeignet ist, darf getrost bezweifelt werden. Beiden Fällen ist Eines gemeinsam: Das Parteibuch hat die richtige Farbe. Der Bürger nimmt es wahr und noch viel mehr, und er gab am 13. September eine zweite klare Antwort. Deutlich mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten gingen erst gar nicht zur Wahl, nahmen ihr höchstes Recht zur demokratischen Teilhabe erst gar nicht wahr. Die an der Aa historisch einmalig niedrige Wahlbeteiligung von 45 Prozent sollte aber nicht über die Maßen überraschen. Seit der Jahrtausendwende nehmen nur rund 60 Prozent der Münsteraner an den Kommunalwahlen teil. In der Zeit wurde die Stadt größer und bunter, aber konstante 40 Prozent verweigern sich. Nun sind nochmals 15 Prozentpunkte dazu gekommen. Ein überdeutliches Zeichen dafür, dass die Lokalpolitik in einer Legitimationskrise steckt. Erst in zweiter Linie die Stadtverwaltung, denn es ist die erste Aufgabe der Lokalpolitiker, den Rahmen vorzugeben und die Verwaltung zu kontrollieren. Nicht umgekehrt! Zur Kontrolle ist die Politik vor allem deshalb nicht willens und in der Lage, weil die oben genannten zerfaserten Verhältnisse weniger politischen Differenzen geschuldet sind denn persönlichen Animositäten und fehlender fachlicher Kompetenz. In seiner ersten Amtszeit seit 2009 wirkte der alte und neue Oberbürgermeister Markus Lewe immer wieder ausgleichend. Dafür setzte er sich gelegentlich sogar von seiner eigenen Partei ab, was diese nicht immer goutierte. Doch es ist der richtige Weg. Genauso wie Lewes Slogan im Wahlkampf, er stehe für ein Münster für Alle. Das überzeugte trotz mancher Zweifel so viele Wähler, dass es für den Sieg reichte. Wer künftig diesen Weg nicht mitgehen mag, sollte sich nach den Beweggründen dafür fragen lassen. Die großen Probleme der Stadt lassen sich nur mittels sachlich geprägter Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg lösen, was auch keine Konsenssoße meint. Ohne Fachkompetenz und persönliche Integrität der Akteure wird das übrigens auch nichts. # www.muenster.de 27 Bericht | Text | Foto: Columne: „~ auf Cuba“ Christliche Trolle Sehr geehrte linke und atheistische Leserschaft unserer geliebten ~ dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan." Zu ihrer Warnung und Sicherheit sei folgendes erwähnt. Ich bin aktiver Katholik und bin sehr viel auf und bei Facebook unterwegs. Beides tue ich auch noch gerne. Ich denke, dieses Bekenntnis meinerseits zu diesen beiden Dämonen dürfte ausreichen, dass sie diese Seite aus der aktuellen ~ rausreißen oder gleich die ganze Ausgabe dem Feuer übergeben. Das bedeutet, dass wir mit jedem Flüchtling, den wir nicht aufnehmen, auch Christus immer wieder vor der Tür stehen lassen. Daraufhin bekam ich vom „Supertroll“* diese Antwort: „Die Individualethik kann nicht einfach auf staatlich-gesellschaftliche Ordnung übertragen werden.“ Bei Fragen wie Abtreibung, Ehe für alle und Gleichberechtigung der Frau sehen diese Trolle das allerdings ganz anders und möchten da sehr wohl ihre „Individualethik“ auf die „staatlich-gesellschaftliche Ordnung“ übertragen. Allen, die jetzt noch hier bei mir sind, sei gesagt, dass einem auf Facebook eine Seite von Katholizismus bzw. vom Christentum begegnen kann, von der ich persönlich geglaubt habe, dass sie eine Erfindung der Bildzeitung bzw. irgendwann im 14 Jahrhundert ausgestorben ist. Es ist eine heimtückische, kleinliche, unversöhnliche, chauvinistische Seite meines Glaubens. Ihre Anhänger gehen letztlich davon aus, dass sie das Bekenntnis zu Jesus Christus anderen Menschen gegenüber überlegen macht und das die Pflege von Traditionen wichtiger ist als z.B. solch störende Werte wie Nächstenliebe und die Suche nach Frieden. Mit solchen Leute im wahren Leben zu diskutieren macht wenig Spaß, aber auf Facebook kommt man sich vor, als wäre man in die Fänge der spanischen Inquisition geraten. Bei dieser Art der individuelle Doppelmoral fällt es mir immer besonders schwer, mich daran zu erinnern, dass auch diese Trolle geliebte Kinder Gottes sind. Egal wie tollwütig sie sind. # nicht immer das erste Mittel der Wahl!“ Aha. Beeindruckend. Ich habe wirklich sehr oft den Eindruck, dass besonders rechst-katholische Menschen, vor allem von Jesus Christus, in der Ausübung ihres Glaubens gestört werden. Wahrscheinlich sitzen diese Leute auch mit Kardinalshut oder ganz in Purpur gekleidet vor ihrer Tastatur und schreien die ganze Zeit: „Bekenne oder Brenne!“. Oder:„Wahrlich Ketzer! Die Tore der Hölle stehen bereit, um dich zu verschlingen!“ Wenn Nächstenliebe nicht immer das erste Mittel der Wahl ist, dann dürfte sich Jesus ja gehörig mit seinen Aussage vertan haben oder man muss ihn einfach nicht so ernst nehmen. Er ist ja auch nur der Juniorchef. Who cares!? Das wurde mir auch bei einer ausgiebigen Diskussion rund um das Flüchtlingsthema klar, wo ein „Mr. Fakeprofil Supertroll“* es richtig fand, dass Polen keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen will, weil es sonst seine christliche Identität verlieren könnte. Als ich einmal bei einer Facebookdiskussion im Sinne der christlichen Nächstenliebe um einen freundlichen Umgangston bat, bekam ich von einer älteren Dame die Antwort: „Nächstenliebe ist Ich hingegen sagte, dass man doch viel eher seine christliche Identität verliert, wenn man Flüchtlingen nicht hilft, da Jesus im Matthäusevangelium sagte: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen 28 (*Name von Autor geändert) „~ auf cuba“ ist die die Columne der offenen Kabarettbühne „Cubarett“ in der ~ Die Columne ist der Ort für die Künstler des Cubarett, ihr gesprochenes Wort auch lesenden Augen zu Gehör zu bringen. Das nächste Cubarett steigt am 5.10.2015 um 20 Uhr im Cuba Nova. Bericht | Text: Annette Poethke § Neues aus dem Familienrecht Verwendung von Sparguthaben minderjähriger Kinder Das OLG (Oberlandesgericht) Frankfurt a.M. hatte folgenden Fall zu entscheiden: Die nicht miteinander verheirateten Eltern Martha und Victor leben voneinander getrennt. Zunächst hatte die Mutter Martha das alleinige Sorgerecht bezüglich der minderjährigen Tochter Zazie, da gegenüber dem Jugendamt keine Sorgerechtserklärung zugunsten des Vaters abgegeben worden war. Im Jahre 2011 trennten sich die Eltern, und Martha nahm das auf den Namen des Kindes Zazie von den Großeltern väterlicherseits angelegte Sparbuch mit und kaufte von dem Geldbetrag diverse Gegenstände, die sie im Rahmen des Prozesses auch im Einzelnen bezeichnete, nämlich Kindermöbel und Haushaltsgegenstände. Inzwischen hatte der Vater Victor gerichtlich das alleinige Sorgerecht über Zazie zugesprochen erhalten, und er stellte den Antrag, die Kindesmutter Martha zur Rückzahlung des Ruffy ist ein junger Kater von 3 Jahren. Sobald man mit dem kleinen Fingern winkt, freut er sich über die Aufmerksamkeit der Menschen. Wahrscheinlich durch einen Kampf sind die Nerven an Ruffys linker Vorderpfote so stark geschädigt, so dass er über diese keine Kontrolle mehr hat. Aufgrund dieser Verletzung möchten wir ihn als Hauskatze mit einem eingenetzten Balkon bzw. einem eingezäunten Garten vermitteln. Da die Wunde allerdings gut verheilt ist, sieht man die Verletzung gar nicht mehr, und auch abgehobenen Betrages von rund 2400,00 ¤ zu verpflichten. Das zuständige Familiengericht hat die Mutter Martha verpflichtet, den abgehobenen Betrag zurückzuzahlen. Die Mutter sei nicht berechtigt gewesen, die angelegte Summe zu verbrauchen. Sie habe pflichtwidrig und schuldhaft das Vermögen des Kindes geschädigt. Der Rückzahlungsanspruch ergebe sich aus § 1664 BGB. Die beim OLG eingelegte Beschwerde von Martha blieb erfolglos. Auch das OLG ging davon aus, dass das für Zazie angelegte Sparbuch, auf das der Vater nach Erhalt desselben noch als Geburts-/ Taufgeld 1350,00 ¤ eingezahlt hatte, nicht von Martha hätte verwendet werden dürfen. Martha habe pflichtwidrig gehandelt, als sie das Zazie zustehende Geld einfach verbraucht habe, denn es handele sich um eine fremdnützige Verwaltung. OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 28.05.2015 AZ: 5 UF 53/15 = BeckRS 2015, 12186 # Ruffy geht mit ihr um, als gäbe es sie gar nicht. Er benutzt die Pfote einfach ab der Handwurzel und nutzt so auch den Vorderteil von ihr, um sich zu putzen, zu spielen oder durch die Wohnung zu flitzen. Er liebt jede Art von Kisten, Kartons oder Decken, in denen er sich verstecken kann, um sich auf die Lauer zu legen. Wenn dann auf einmal aus einer Ecke ein weißer Blitz herausschießt, dann ist Ruffy wieder auf Jagd nach einer Socke oder einem imaginären Kaninchen. Aber Vorsicht: Der kleine Tiger ist unheimlich intelligent und kann in kürzester Zeit geschlossene Türen aufmachen. Tel. 02 51 8 46 97 57 - [email protected] – www.katzenhilfe-muenster.de 29 Bericht | Text | Foto: Michael Heß Lesen Ulrich Burchert: Bunte DDR - Bilder aus einem lebendigen Land So viel vorweg: Dieser Bildband über ein nicht mehr existierendes Land ist zum Tag der Deutschen Einheit im Osten ein Renner, und dafür gibt es einige gute Gründe. Beginnen wir mit dem Autoren, besser, dem Fotografen Ulrich Burchert. Die 230 Bilder zeigen einen der besten deutschen Fotografen, der seit den 60er Jahren bis heute den Auslöser betätigte. In der DDR war Burchert sowohl freischaffend tätig als auch im Auftrag renommierter Zeitschriften wie die „Für Dich” und die „Neue Berliner Illustrierte” unterwegs. Nach der Wende fotografierte er mit Unterbrechungen, promovierte zum Doktor der Philosophie und ist bis heute als freischaffender Fotograf unterwegs. Daneben veröffentlichte er einige Fachbücher zur Fotografie. Die Aufnahmen aus den Jahren 1970 bis 1990 sind ausnahmslos in Schwarz-Weiß gehalten, sie sind sehr feinkörnig bei vergleichsweise geringen Kontrasten. Es ist Burcherts fotografischer Stil. Und sie sind ausnahmslos dem prallen Leben entnommen. Nicht eines der Fotos ist arrangiert, gestellt oder nachträglich korrigiert. Dazu kommen immer wieder kurze Kommentare für den Betrachter zur besseren Einordnung des Abgelichteten. Für die, welche nicht in der DDR lebten, dürfte der Bildband eine spannende Entdeckungsreise werden. Mit Motiven, die bekannt sind. Staatstragend und staatsnah. Sie zeigen eine Facette des Lebens im anderen deutschen Staat. Viel mehr Bilder aber dürften überraschen. Sei es der Punk in der Produktion oder der Vertragsarbeiter aus Mosambik. Oder der Weihnachtsmann, der mit Sack und Rute in eine Dienststelle der Volkspolizei marschiert. Oder die Aufnahmen auf einer Hochzeit zweier Südafrikaner, die Afrikaner und 30 Deutsche beim überschwänglichen Feiern zeigen. Und manches überraschende Motiv mehr. Die meisten Szenen stammen aus dem beruflichen und häuslichen Alltag, und bei manchem Bild könnte die Szenerie im Osten oder im Westen spielen, wüsste man es nicht genauer. Verlag Neues Leben Berlin 2015, 256 Seiten, Preis 24,99 EURO ISBN 978-3-355-01829-6 Ulrich Burcherts Bilder dürften im Westen auch deshalb überraschen, weil sie andere, weil lebendige Bilder der DDR und ihrer 17 Millionen Bewohner zeigen als in den meisten Medien üblich. Sie sind unverfälscht, sie zeigen keine graue Tristesse, sondern die bunte Vielfalt des Alltags in einem Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg unter sehr viel schwierigeren Umständen eine Identität finden musste als westlich von Elbe und Werra. Da sind nicht Anklage und Voyerismus, sondern Teilnahme und Würdigung, und das immer mit Respekt vor den abgelichteten Personen. Es sind selbstbewusste Menschen, stolz und glücklich über das Erreichte, und doch schimmern immer wieder auch Sorgen durch und Skepsis, wie es der Alltag erzwingt. Burcherts Menschen arbeiten, feiern, faulenzen, sie lieben sich, sie haben Spaß und sie haben Sorgen. Genauso wie zur selben Zeit im deutschen Westen. Unterm Strich versteht sich Ulrich Burchert ein weites Stück weg von der effektheischenden Arbeit vieler Bildreporter. Burchert, der sich selbst bescheiden einen „Bildjournalisten” nennt, ist Dokumentarist, nicht Papparazzi. Vielleicht der am tiefsten schürfende Aspekt aber ist: Burcherts Bildband dokumentiert das sensible Innenbild eines Volkes, das die Kraft fand, seine Obrigkeit abzusetzen als diese es verdient hatte. Ohne einen einzigen Schuss, geschweige einen einzigen Toten. Besonders die Bilder aus den späten 80er Jahren dürften manchen Helden der Wende in spe zeigen, ohne den die heutige Bundesrepublik niemals das geworden wäre, was sie heute ist. „Bunte DDR” ist ein ebenso eigenständiger wie selbstbewusster Beitrag zum Tag der Deutschen Einheit. # Rezepte | Text: Juliane Büker Kulinarische Vielfalt Syrien, der Kosovo oder Nigeria sind nur einige der Regionen, aus denen Flüchtlinge stammen, die nach Deutschland kommen in der Hoffnung auf ein friedliches Leben. Was sie mitbringen ist materiell nicht viel, manchmal nur das, was sie am Leibe tragen. Aber Köpfe, Seelen und Herzen sind randvoll von Erfahrungen bewegter Leben. Und von kulturellem Reichtum. Dieser schmeckt übrigens köstlich. Wer Lust hat, kulinarische Vielfalt zu entdecken, ist herzlich zum Nachkochen eingeladen. Vielleicht ist noch Platz am Tisch? Waraq Ainab: Gefüllte Weinblätter aus dem Orient Fli: Herzhafter Schichtkuchen aus dem Balkan Zutaten Weinblätter 500g Langkorn-Reis Pinienkerne 3-4 große Tomaten 2 Zwiebeln 1 Bund glatte Petersilie ½ Bund frische Pfefferminze ½ TL Zimt ½ TL Piment Salz und Pfeffer Olivenöl Zutaten für den Teig 1 kg Mehl 1 L Wasser 1 EL Salz Zubereitung Gefüllte Weinblätter sind eine typisch arabische Vorspeise. Zum Einwickeln können selbstgeerntete Weinblätter verwendet werden. Diese sollte man vorher für fünf Minuten in kochendes Wasser legen. Tomaten, Petersilie, Minze und Zwiebeln pürieren. Den Reis für etwa 5 Minuten kochen. Danach das Wasser abgießen und die Tomaten-Zwiebel-Kräutermasse mit dem Reis vermischen. Der Menge mit Gewürzen, Salz, Pfeffer und Pinienkernen einen kräftigen Geschmack verleihen. Weiche Weinblätter mit der glänzenden Seite nach unten legen. Mit dem gewürzten Reis befüllen und einrollen. Der Trick: Bis zur Hälfte einrollen, Enden einklappen, zu Ende rollen. Einen Topf mit einigen losen Weinblättern auslegen, die gefüllten Weinblätter darauf stapeln. Den Topf mit etwas Wasser und ca. 5 EL Olivenöl füllen, so dass die Rollen bedeckt sind. Einen Teller auf die Weinblätter legen um zu vermeiden, dass sie aufgehen. Bei mittlerer Hitze für 60 Minuten köcheln lassen bis das Wasser verdunstet. Problemlos lässt sich in die Reismischung auch gewürztes und angebratenes Rinderhackfleisch einarbeiten. Als Dip passt Auberginenpüre. # Zutaten für die Form 400 g Sahne 400 g Schmand 100 g flüssige Butter 200 g Naturjoghurt 2 EL Salz Zubereitung Fli ist eine kosovarische Delikatesse und wird als Hauptgericht serviert. Die Zutaten für den Teig verrühren. Die Konsistenz sollte so fest sein, dass der Teig auf einem Untergrund nicht ganz zerfließt. Für die Füllung ebenfalls alle Zutaten vermischen und abschmecken. Nun eine runde Backofenform, zum Beispiel eine Tarte-Form oder eine Springform, mit Butter auspinseln. Den Teig löffelweise strahlenförmig vom Rand zur Mitte streichen, sodass eine „Sonne“ entsteht. Auf die freien Flächen zwischen den „TeigStrahlen“ wird gleichermaßen mit einem Löffel vorsichtig die Füllung gestrichen. Der ganze Boden der Form ist bedeckt. Den Schichtkuchen bei 250°C (Oberhitze) auf die oberste Schiene in den Backofen schieben. Nur einige Minuten backen, bis der Teig bräunlich wird. Der Vorgang wird wiederholt. Nun vertauscht man jedoch die Teig-Füllung-Kombination. Das heißt jetzt wird an der Stelle Teig aufgetragen, wo im vorherigen Vorgang Füllung war und die ausgesparten Felder erneut mit Füllung bedeckt. Die strahlenförmige Form wird beibehalten. Wieder kurz backen, wie oben beschrieben. Dies kann so häufig wiederholt werden, bis der Fli so hoch ist wie gewünscht. Abschließend eine dicke Schicht der Füllung auf den Schichtkuchen streichen, mit einem Küchentuch abdecken und 15 Min. stehen lassen. Warm servieren. Leichtes Gemüse passt gut zu dieser deftigen Speise. # Nigerianischer Bananen-KokosPudding Zutaten für den Teig 2 kleine Kokosnüsse mit Kokosmilch 4 Eier 2 EL Zucker 4 reife Bananen Zubereitung Diese süße Nachspeise stammt von der Elfenbeinküste und zaubert Sonne auf die Zunge. In abgewandelter Form ist sie übrigens auch in Asien bekannt. Kokosnüsse öffnen und den Saft daraus auffangen. Das Fruchtfleisch mit einer Raspel raffeln. Eier mit Zucker vermengen und schaumig schlagen, dann die Kokosmilch dazu gießen. Die Bananen mit einer Gabel fein zerdrücken und mit Kokosraspeln sowie der Eiermischung vermengen. In einer feuerfesten Form bei mittlerer Hitze (etwa 170°C) backen, bis der Pudding fest ist. Der Pudding kann heiß oder kalt serviert werden. Besonders gut passt frisches Obst dazu. # 31 Bericht | Text: Horst Gärtner Schlussakkord Liebe Leserinnen und Leser, sind Sie schon einmal die Autobahn von Nürnberg nach München gefahren? Ist Ihnen bei einem Blick nach rechts und links aufgefallen, dass die Häuser einzeln, in Gruppen, in Dörfchen und in kleinen Städtchen – fast alle – weiß verputzt sind; einige wenige etwas gelblich bis zu hellorange. Ich habe keinen roten Klinker gesehen, die bei uns die Bilder beherrschen. In Österreich und Italien/Südtirol an der Autobahn das gleiche Bild. Nun weiß man, dass am Anfang von Neubau- oder Fassadenrenovierung immer die Frage steht: „Wie soll eine Hausfassade aussehen“? Wenn ganze Landstriche sich derart einheitlich entscheiden, dann stellt sich für mich die Frage: „Was steckt dahinter?“. Wollen die Menschen mit dieser fast einheitlichen Gestaltung etwas ausdrücken, etwa: „Wir gehören zusammen“, „Wir sind eine Gemeinschaft Gleichgesinnter“. Flüchtlingsproblems wieder. Und Deutschland, das stark wegen der Vorkommnisse im Osten und teilweise auch im Westen in „die falsche Ecke geraten war“ holt plötzlich tief Luft, man spricht von einer neuen „Willkommenskultur“, ja, sogar von einem „neuen Deutschland“. Nachdem die Bundeskanzlerin vorübergehend den Weg für syrische Flüchtlinge aus Ungarn, die dort unter menschenunwürdigen Umständen wochenlang festgehalten wurden, freigemacht hatte, kamen Tausende in Deutschland an. Die Bilder zeigen, dass sie glücklich sind. Sie heben die Arme und rufen „Thank you Germany“ und werden von Hunderten von Einwohnern der Städte willkommen geheißen. Es gibt reichlich Spenden, vor allem für die Kinder; was muss das für ein Gefühl für die Flüchtlinge sein, nach einer solchen Odysee so empfangen zu werden! Für mich wird seit Wochen immer deutlicher, dass wir hinter die Fassaden schauen müssen und dass es in dieser Zeit unsere wichtigste Aufgabe ist, unsere humanitären Wurzeln und Inhalte freizulegen. Und was muss das für ein Gefühl für die Bundeskanzlerin sein, die wochenlang in Griechenland am Pranger gestanden hat. Wenn sie dann sieht, wie dankbar tausende Menschen sind, dass sie endlich hier gastfreundlich aufgenommen werden. Und wenn sie hört, dass sie fast wie eine Schutzpatronin verehrt wird. Wenn wir unsere Realität sehen, dann wissen wir, dass diese von der oft staatlich egozentrischen Wirklichkeit überrollt wird. Flüchtlinge verlassen in Scharen afrikanische Mittelmeerstaaten, Syrien und den Irak und die Balkanstaaten, wo Krieg und Elend oder einfach fehlende Lebensperspektive zur Flucht zwingen, Schleuserbanden bereichern an den Fliehenden. Wenn man das sieht, dann drängen sich Fragen auf. Was ist das für eine EU, in der 510 Millionen Menschen leben, in der eine Reihe von Staaten immer da ist, wenn Geld verteilt wird, aber vor humanitären Problemen die Augen verschließen. Und immer wieder wird Deutschland vorgeschickt; das war bei Griechenland so und ist es jetzt bei der Bewältigung des Latua ist ein fröhliches und gut gelauntes Hundemädchen. Mit ihren Hundefreunden spielt sie ausgelassen und genießt ihre Zeit im Tierheim. Neugierig hüpft sie bekannte Menschen an und freut sich über Leckerchen und Streicheleinheiten. Ein bisschen üben muss die knapp Wenn man die Flüchtlingsströme täglich sieht, dann weiß man auch, dass die Öffnung der Grenzen nur eine Momentaufnahme sein kann. Wir werden das nicht durchhalten können. Liebe Leserinnen und Leser, wir wünschen uns für die Flüchtlinge eine gesamteuropäische Lösung. Freundliche Grüße Horst Gärtner zweijährige Hündin allerdings noch. Fremde Menschen und neue Situationen überfordern sie manchmal. Ihre neuen Menschen sollten ihr daher nicht nur die erforderliche Sicherheit vermitteln, sondern auch viel Zeit haben ihr alles beizubringen, was sie für ein erfülltes Hundeleben braucht. Tel: 02 51 32 50 58 – [email protected] – www.tierfreunde-ms.de 32 tion 1981 fgartendemonstra Ho er nn Bo r zu ee Friedensmatin wegungsArbeit 40 Jahre FriedensBe hundert Friedens im 21 Jahr Zur Aktualität des .2015 So 11-14 Uhr Sonntag, den 11.10 dorfer Friedenspark en m em Gr im lle Friedenskape er e 37B, 48155 Münst sten Willy Brandt-Straß en en, Film und Gä ch rä sp Ge , ik us M , mit Imbiss Alle Veranstaltungen im Online-Kalender „Friedensstadt Münster“ unter: www.muenster.de/termine sowie WWW.FRIEDEN-MUENSTER.DE Förderverein Friedensinistiativen in Münster e.V. 33 Anzeigen Ihre Reste für’s Beste Kompost aus Grünabfall: Eine von 101 sauberen Lösungen für Münster. Wussten Sie, dass Ihr Grünabfall für blühende Gärten sorgt? Denn die AWM gewinnen daraus gütegesicherten Kompost. Und das geht so: Etwa 23.000 t Grünabfälle und 6.000 t Gärreste aus der Bioabfallvergärung wandern in die Kompostierungsanlage. In der Vergärung entsteht Biogas, in der Kompostierung Blumenerde. Sehr innovativ, und das bereits seit 1995. Mehr unter: www.awm.muenster.de www.chance-muenster.de Gemeinsam für das große Ziel Möbel und Trödel 2. Hand-Möbel · Porzellan · Bücher Glas-Accessoires · Trödel · u.v.m. Möbel-Trödel Friedrich-Ebert-Str. 7/15, Tel.: 62088 -10 Mo. - Fr.: 9.30 - 19.00 Uhr, Sa.: 9.30 - 16.00 Uhr 34 Anzeigen § § §Rechtsanwalt § § § § §§ Paul Demel § § §Auch§Fachanwalt § §für § § § § Miet§ und§ Wohnungseigentumsrecht § § §§ § § weitere Schwerpunkte: § § §• Baurecht § §§ § § § • Sozialrech § § §• Nachbarschaftsrecht § § § § §§ § § § § § § §§ § § § § § § §§ § § § § § § §§ § § § Die nächste ~ erscheint am 2. November 2015 t Bahnhofsstr. 7 48143 Münster Tel.: (02 51) 414 05 05 Fax: (02 51) 414 05 06 Mail: [email protected] § Rechtsanwältin Redaktionsschluss ist der 10. Oktober 2015 Alles, was sauber macht Annette Poethke Fachanwältin für Familienrecht Tätigkeitsschwerpunkte: Eherecht Miet - und Pachtrecht Verkehrsrecht Interessenschwerpunkte: Arbeitsrecht Erbrecht Hüfferstraße 8 | 48149 Münster Tel.: 0251-511023 und 511024 | Fax: 0251-57606 l Gebäudereinigungsbedarf l Hygienepapiere l Reinigungsmittel l Herstellung und Vertrieb Unser großer Hygienefachmarkt ist für Gewerbe und Privat Mo.-Fr. von 8 - 16:45 Uhr geöffnet. Gustav-Stresemann-Weg 48 · 48155 Münster Tel. 0251 / 686 13-0 · Fax 0251 / 686 13-29 www.nettesheim.de · email: [email protected] 35 36
© Copyright 2025 ExpyDoc