Erfahrungsbericht Auslandssemester Bergen, Norwegen. Mir war vom ersten Semester an klar, dass ich definitiv ein Semester mit Erasmus ins Ausland gehen will. Der Ort war am Anfang noch nicht festgelegt und da es mich eher in wärmere Gegenden zieht war Norwegen eine Wahl, die damit nicht so übereinstimmt, jedoch hat mich dieses Land mit der Natur und Landschaft immer schon fasziniert. Ich war das letzte Mal vor ca. 20 Jahren in Norwegen und somit war es Zeit mal wieder zurück zukommen. Nach den Vorstellungspräsentationen an der Uni Bremen standen für mich Bergen und Trondheim zur Entscheidung. Ich hatte mich damals erst für Trondheim entschieden, aber leider den Platz nicht bekommen und bin so nach Bergen gegangen, nun kann ich mit Sicherheit sagen: Gott!! zum Glück habe ich den Platz nicht bekommen. Bergen ist eine wunderschöne Stadt mit einer sehr guten Universität im Bereich Marine Biology. Die Bewerbung lief zum größten Teil online ab über das Portal Mobilityonline. Anhand einer Checkliste, welche beim abschließen eines neuen Aspekts abgehackt wird, ist es leicht den Verlauf zu verfolgen und es ist gut übersichtlich. Wichtig ist die Dokumente, welche einem von der Uni zugesandt wurden ausgedruckt mitzunehmen, hier besonders der Letter of Acceptance. Diesen und seine Krankenversicherungskarte braucht man um sich bei der Polizei vorzustellen, hierzu wird ein Termin von der Uni aus organisiert. Ein Visum o.ä ist als deutscher Staatsbürger nicht notwendig. Allgemein gesehen hat man einigen Papierkram zu erledigen bevor der Auslandsaufenthalt beginnt und dies legt sich erst deutlich nach der Einführungswoche an der Uni-Bergen. Wichtig ist es hier, einen guten Überblick zu behalten und gut strukturiert zu sein oder sich gut strukturierte Kommilitonen zu suchen ;) Das Leben in Bergen ist im Vergleich zu deutschen Städten sehr teuer, da Norwegen mit das teuerste Land in Europa darstellt, dies merkt man sehr schnell und somit sollte jeder schauen ob es möglich ist Auslandsbafög zu beantragen, da der Mobilitätszuschuss zwar auch Geld ist, aber noch nicht mal die Miete pro Monat deckt. In der Einführungswoche wird einem vorgeschlagen ein Konto zu eröffnen, dies ist aber nur bedingt notwendig, da man in Norwegen zu über 90% mit Kreditkarte zahlen kann. Es reicht somit wenn zwischendurch Bargeld abgehoben wird. Um sein Geldstatus aufzubessern kann sich jeder für einen Nebenjob bewerben, hierzu kann ich leider nicht viel Auskunft geben, ich weiß allerdings das SIB ( Die Wohnheimvermietung) einem bei der Beschaffung der Lohnsteuerkarte und Beratung sehr gut unterstützt. Damit sind wir auch bei dem Punkt wohnen angekommen. Hierzu stehen verschiedene Wohnheime zur Verfügung. Ich habe mich aufgrund von älteren Studierenden für das Wohnheim Fantoft entschieden welches außerhalb der Stadt liegt, aber mit der Straßenbahn super angebunden ist. Innerhalb von 20min erreicht man auch die Endstation Stadtzentrum. Das positive ist, mit der Bewerbung über Erasmus kriegt jeder einen Code und einen festen Platz im Wohnheim, also regelmäßig Mails überprüfen und nicht mit der Zeit trödeln. Das Wohnheim hat mir sehr gut gefallen, es ist allerdings nicht mehr neu, vor Ort sind Wohnblöcke von A-H mit mindestens 9 Stockwerken. Der Vorteil hier ist, es ist immer was los, man hat Beschäftigung rund um die Uhr wenn man will, oder auch Ruhe in den eigenen vier Wänden. Ich wohnte in 17D und kann nur sagen mein Flur war klasse, es waren viele verschiedene Nationalitäten vorhanden; Brasilien, Spanien, Litauen, Deutschlandund noch mehr. Der Flur 17 war aufgeteilt in 8 Zimmer und eine Gemeinschaftsküche. Mir hat dies besonders gut gefallen und wenn ich wieder nach Bremen komme, werde ich auch sofort aus meiner Einzelwohnung ausziehen und in eine WG gehen. Es hat unglaublich Spaß gemacht zusammen zu kochen oder am Wochenende kleine Preparty´s zu machen bevor man zusammen in die Stadt feiern geht. Ebenso war es klasse während der Klausurphase, da jeder viel Zeit mit lernen verbracht hat, aber für kleine Pausen hatte man immer jemanden da für einen Kaffee oder einen kleine Plausch. Neben diesen Einzelzimmern gibt es auch Doppelapartments, wo sich 2 Personen Küche und Bad teilen. Hierzu habe ich positive als auch negative Berichte gehört, es ist eben sehr davon abhängig ob die andere Person einem zusagt oder nicht. Ein weiterer Vorteil der 8er Wg´s ist die Ausstattung der Küche, diese ist meistens sehr gut und es ist von allem etwas vorhanden, zweier Wg´s hingegen sind komplett leer und die Küche muss selbst ausgestattet werden. Allgemein sind die Zimmer eher kahl anstatt ausgestattet. Es gibt ein Bett ohne Bettwäsche, einen Stuhl, eine Schreibtischplatte und einen Schrank. That´s it. Ganz wichtig ist sich einen eigenen LAN-Kabel mitzubringen um Internetzugang zu haben. Zum Einrichten gibt es für die ersten zwei Monate einen Gratis Bus der nach IKEA fährt, dieser hält direkt bei Fantoft und kann genutzt werden, bei den übertriebenen Essenspreisen ist es manchmal auch eine nette Idee mit ein paar Leuten den Gratisbus zu nehmen um bei Ikea“all you can eat“ zu frühstücken, der Preis ist sehr günstig und die Auswahl reichlich Das Leben in Bergen ist generell sehr gut. Wenn man die ersten Schocks mit der Miete und dem Bybanenticket überwunden hat geht es aufwärts :P. Bybanen ist die Straßenbahn die sehr regelmäßig fährt. Ich habe direkt zu Beginn ein Ticket für den ganzen Aufenthalt gekauft und war den Stress dann los. Die Straßenbahn fährt vom Stadtzentrum bis zu Lagunen, dass bedeutet einmal quer durch die Stadt bis außerhalb zum Einkaufszentrum. Geregelt ist alles über das Unternehmen Skyss, auf der Seite Skyss.no findet Ihr die ganzen Fahrpläne etc. In dem Ticket sind auch die Buslinien in der Umgebung mit drin, pro Monat kostet das Ticket ca. 400NOK also 50€. Die Bybanen fährt in der Woche bis um 1 Uhr nachts und am Wochenende noch später, allerdings kommt dann ein Nachtzuschlag von 60Nok hinzu, was übertrieben teuer ist, dieser wird auch in der Regel nicht bezahlt, da die Kontrollen nach 1 Uhr nur noch im Stadtzentrum durchgeführt werden. Allgemein wird hin und wieder kontrolliert, mal mehrmals die Woche oder auch einen Monat gar nicht. Weitere Fortbewegungsmittel sind Taxen oder sich ein Fahrrad zu kaufen, Fahrräder sind allerdings schon gebraucht relativ teuer, wenn man allerdings beabsichtig bei Wind und Wetter Rad zu fahren und um das Bybanenticket zu verzichten, hat man das Rad schnell raus. Taxen sind ebenfalls teuer, allerdings manchmal die einzige Möglichkeit nachts nach Fantoft zurückzukommen. Wenn ihr eine Gruppe von 4 Leuten seit und einen Festpreis ausmacht kann es allerdings sogar billiger werden als die 60NOK Nachtzuschlag, dies muss mit dem Fahrer abgesprochen werden. Eine andere Möglichkeit ist der Heimweg zu Fuß, nach dem Feiern in kleiner Runde kann dieser auch ganz angenehm sein (außer es regnet mal wieder wie aus Eimern), die Zeitdauer ist bei normalem Schritt ungefähr eine Stunde. Bergen ist eine Studenten Stadt, neben den einzelnen Fakultäten der Uni, welche über die Stadt verteilt sind, gibt es auch verschiedene Hochschulen. Die Stadt ist voll mit Studenten, tags sowie auch nachts. Die Anbindung ist sehr gut und wenn man einmal im Stadtzentrum angekommen ist, sind alle Ziele auch ohne Probleme zu Fuß zu erreichen. Allgemein ist viel los in Bergen, während meines Aufenthalts gab es dort viele Konzerte und Festivals in der Stadt, für die Kulturliebhaber gibt es einige Museen, die besichtigt werden können. Ich persönlich fand die Hakonhallen sehr interessant, wo früher die Wikinger nach den Plünderungen gefeiert haben . Für sportliche Aktivitäten ist auch gesorgt, hier besteht einmal die Möglichkeit für ein Semester dem SIB Gym beizutreten und die Fitnessstudios sowie Schwimmbäder mit zu nutzen, oder Sport im Freien zu betreiben. Hier kann ich wandern empfehlen, direkt neben Fantoft gibt es 2 Berge welche sich unheimlich lohnen bestiegen zu werden (auch mehrmals die Woche), dies ist einmal der Ulriken und Lovstakken. Nicht nur der Aufstieg macht unglaublich Spaß auch die Aussicht die sich einem von der Spitze aus bietet ist unglaublich schön. Weiterhin war es mir möglich aufgrund des langen und warmen Sommers dieses Jahr im Fjord schwimmen zu gehen, welcher 15 min Fußweg von Fantoft entfernt ist. Die Lage ist super, da am Fjord eine große Rasenfläche ist, welche genutzt werden kann für Barbecues, Volleyball, Fußball oder was man grade so möchte. Dies ist der Treffpunkt von Fantoft bei gutem Wetter und wer Angst hat ein Auslandssemester zu machen, da er ja niemanden kennt und nicht gut darin ist andere anzusprechen, dem kann ich nur sagen, es ist gar nicht möglich niemanden kennen zu lernen. Alle sind in derselben Situation und wollen neue Leute kennen lernen, das größere Problem wird sein sich die ganzen Namen zu merken. Es ist unglaublich welche neuen Freundschaften sich in der Zeit entwickeln können und wie sehr man mit den Leuten zusammenwächst, so gesehen entwickelt sich in den paar Monaten, wenn man Glück, hat eine zweite Familie. Weitere Aktivtäten werden von der Universität und den verschiedenen Gruppen angeboten, hier zum Beispiel Segeln, Klettern oder Tauchen. Ich bin dem Segelklub beigetreten für 400NOK für ein Semester, darin enthalten waren am Anfang 2 Theorie Stunden, sowie 2 Praxisstunden und danach soviel segeln wie man will. Hierzu einfach auf der Seite(BSI-Sailing) den Skipper anschreiben an einem Tag nach Wahl und fragen ob noch ein Platz frei ist. Sehr cool fand ich auch, dass mein Besuch aus Deutschland ohne Mitgliedschaft mitfahren durfte und am besten wahr, wenn man den Skipper gut kennt und er auch gerne angeln geht, kann man sich mit 4-5 Anglern treffen und einen Tag nur zum Angeln rausfahren. Das war der Hammer :D Das Vorteilhafte am Angeln ist, es bringt unheimlich viel Spaß und spart dabei noch Geld ein. Die Lebenshaltungskosten in Bergen sind schon sehr hoch. Direkt bei Fantoft ist ein Supermarkt names Meny, dieser ist allerdings auch mit am teuersten. Es lohnt sich deutlich mit der Straßenbahn nach Wergeland zu fahren und dort im REMA1000 einzukaufen. Dieser hat deutlich bessere Preise und nach einiger Zeit wird jeder zum absoluten Schnäppchen Jäger. Dazu kann ich euch nur empfehlen die APP Mattilbud runterzuladen, diese zeigt euch die aktuellen Angebote der verschiedenen Supermärkte. Zur genauen Installation fragt am besten einen Studenten vor Ort der schon etwas länger da ist. Zusammengefasst kann ich sagen, dass sich mein Auslandssemester richtig gelohnt hat in allen Aspekten, die Kurse an der Uni haben mir mal einen ganz anderen Eindruck in die Meeresbiologie verschafft, indem die Uni Bergen sich deutlich mit Nachzuchten und Aufwuchs von Fischen (hier besonders am Beispiel Lachs) befasst. Auf der anderen Seite habe ich unglaublich nette Menschen und neue Freunde gefunden, welche von komplett verschiedenen Punkten der Welt kommen und ich hoffe sehr, ein paar Kontakte aufrecht zu erhalten. Die Landschaft war atemberaubend schön, besonders die Wanderung zur Trolltunga war einfach Wahnsinn, ebenso die neuen kulturellen Eindrücke. Ich bin sehr froh dieses Auslandssemester gemacht zu haben und würde es bereuen darauf verzichtet zu haben.
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