Digital ist Besser – Jugend in der Mediengesellschaft

Digital ist Besser – Jugend in der Mediengesellschaft
Visuelle Episoden, MoFs und das Prinzip Broadcast Yourself“
Matthias Rohrer – [email protected]
jugendkulturforschung.de e.V., Wandsbeker Marktstraße 43, 22041 Hamburg
Aufwachsen in der Mediengesellschaft
Der dynamische Medien- und Technologiewandel verändert jugendliche
Lebenswelten und hinterlässt unübersehbare Spuren in jugendkulturellen
Möglichkeitsräumen
Digitalisierung
Konvergenz: „Zusammenwachsen“ unterschiedlicher Medien, z.B. TV und
Internet
Pluralisierung: Vervielfachung der Angebote und Funktionen
Diversifizierung – Segmentierung der Zielgruppen: spezielle Radio- und
TV-Kanäle und Webangebote entstehen
Mediatisierung/mediale Durchdringung sämtlicher Lebensbereiche:
Offline- und Online-Realitäten laufen (scheinbar gleichwertig) parallel
Verdichtung und Beschleunigung der Information
Let me entertain you : die Überforderungsgesellschaft
begünstigt kompensatorischen Medienkonsum
Fernsehen = Lean-Back: entspannen,
nichts (Sinnvolles) tun, abschalten,
sich aus den bedrückenden Themen
des Alltags ausklinken
genutzt wird vorzugsweise Unterhaltung:
US-amerikanische TV-Serien on top
Radio = Ambientmedium: sorgt beim
Autofahren/bei monotonen Tätigkeiten
für eine angenehme Geräuschkulisse –
Medizin gegen den „Horror Vacui“
Internet = Allround-Medium, das (in
Lean-foward-Nutzung) immer mehr
zum Tagesbegleiter wird
Gewinner und Verlierer des Medienwandels
Jugendkulturelle Leitmedien: Computer, Internet, Fernsehen,
Handy und Mp3-Player
Fernsehen verliert an Bedeutung, oder wird anders
genutzt (- Simultane Mediennutzung)
Fernsehen steht für Unterhaltung, Information und
vor allem für das „Nicht-agieren-müssen“
Attraktivität der Printmedien sinkt; insbesondere
die Tagszeitungen sind die Opfer des Medienwandels (Abos der Eltern, Gratiszeitungen,
oberflächliche Nutzung von Boulevard
Zeitschriften)
Wichtigste Entwicklung: Integration von Computer
und Internet ins Medienrepertoire der Jugend
Jugendkulturelle Internetnutzung
Kommunikationsuniversum Internet
Erwachsene nutzen Internet kommunikationsund informationsorientiert; Jugendliche nutzen
mediale und interaktive Angebote zusätzlich
„unterhaltungsorientiert“ (Audio- und
Videoangebote zum Gefühlsmanagement)
Große Bedeutung von „sozialen“ Motiven bei
der Internetnutzung (Community-Angebote)
Identitätsorientierte Nutzung des Internets;
Positionierung als Mitglieder einer Szene, Clique
etc.
Manifestierung von Zugehörigkeit und suche
nach Anerkennung durch andere (Ego-Clips;
Musikkritiken, literarische Experimente etc.)
Digitaler Lifestyle
Frage: Bitte sag uns, was besser zu dir passt: Bücher ODER Internet.
16 bis 19 Jahre
21,9
weiblich
61,8
33,5
16,2
56,0
10,5
Bücher
männlich
in Ausbildung ohne
Matura
10,0
68,0
6,8
in Ausbildung mit
Matura
22,0
64,4
28,8
28,5
0%
10%
60,6
20%
30%
40%
Internet
weder noch
50%
60%
10,8
70%
80%
90%
100%
Institut für Jugendkulturforschung (2011): Jugend und Zeitgeist: Wie denken und leben 16- bis 19-jährige?, rep. für 16- bis 19-jährige in Wien,
n=400, Ang. in Prozent
Das Internet ist vor allem ein Kommunikationsmedium
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM-Studie 2012, rep. Für 12- bis 19jährige, n=1.182, Angaben in %
Wichtigstes Kommunikationstool sind die Social Communitys
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM-Studie 2012, rep. Für 12- bis 19jährige, n=1.182, Angaben in %
„Broadcast Yourself“: Web 2.0 als Bühne
Web 2.0 schafft eine Kommunikationskultur der Selbstthematisierung: die
„Generation Facebook“ bewegt sich zwischen Bekenntniskultur und
Selbstvermarktung
„Friending“ als Selbstdarstellungstool – die Grundregel lautet: „Du darfst kein
MoF sein und musst das auch zeigen“; ein großes Geselligkeitsnetzwerk
bedeutet Sozialprestige in der „Gesellschaft der Gleichaltrigen“
In der Generation Facebook herrscht hoher sozialer Druck zu Selbstthematisierung:
Jugendliche sind zugleich Regisseure und Darsteller ihrer Lebensgeschichte
•
•
•
•
Visibilitätszwänge: Man muss in wörtlichem Sinne zeigen, wer man ist bzw. als wer
man gesehen werden will
Bedeutungswandel von „Individualität“: einst emanzipatorisch, heute primär an
Unverwechselbarkeit/Distinktion orientiert
Bedeutungsgewinn von unthematischer Information – Informationslärm, der für
Digital Immigrants wertlos ist: ein eigenwilliges Contra zum Information Overflow?
Verlernt die Generation Facebook das Zuhören/Zuschauen?
Zwischen Bildzentriertheit und „verlinktem Lesen“:
Informations- und Kommunikationskulturen im Wandel
Mixed-Media-Erzählstil bringt die klassische Schreib-Lese-Kultur unter Druck:
„Text“, der sich aus schriftlichen, auditiven, grafischen, fotographischen und
Bewegtbild-Elementen zusammensetzt
Hypertextualität und verlinktes Lesen: Prinzip der wählbaren Einheiten und
Verknüpfungen; assoziatives Informationsverhalten – freies Navigieren
„Auf YouTube schaue ich mir immer meine Bands an. Und dann stehen unten
andere Bands: neue Bands. So krieg ich immer Infos über Musik, die mir gefällt
und die ich noch nicht kenne.“ (Rebecca, 17)
Traffic, Postings, Verlinkung verdrängen klassische Qualitätskriterien als
Bewertungsmerkmal
Jede/r und alles wird ständig evaluiert – kaum eine/r hat ein Problem damit:
Like-Button und Kommentarfunktion = nach Marktkriterien definierten
Evaluationstools
„Man altert in der Gegenwart mit dem technischen Standard, den man
kennt, dem man unbewusst folgt oder glaubt zu beherrschen.“ (A. Engelbert)
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!