SCHLAFAPNOE-SPRECHSTUNDE Vollautomatischer CPAP-Reiniger Frage: Ich habe in einer Werbeanzeige gelesen, dass es ein Reinigungsgerät gibt, mit dem man die CPAP-Maske vollautomatisch ohne Verwendung von Wasser oder Chemikalien reinigen lassen kann, sodass eine Handwäsche nicht mehr erforderlich sei. Klingt super – funktioniert das tatsächlich? Das Gerät wurde auch in einem Artikel im Schlafmagazin sehr gelobt. Antwort: Inzwischen habe ich schon etliche solcher Anfragen zu dem beworbenen Gerät erhalten. Nicht zuletzt, weil das Gerät tatsächlich in einem großen redaktionellen Beitrag im Schlafmagazin Heft 1/2015 als „Wundergerät“ und „geniale Erfindung, die das CPAPLeben bequemer macht“ unkritisch gepriesen wurde. Braucht man die Maske wirklich nicht mehr von Hand zu reinigen, wenn man dieses Reinigungsgerät benutzt? So ein Reinigungsgerät wäre in der Tat der Wunschtraum vieler CPAP-Maskenträger. Was ist also wirklich dran an dem Werbeversprechen des Herstellers „Nie wieder waschen per Hand“? Diese Fragen lassen sich im Grunde ganz einfach beantworten, wenn man das Benutzerhandbuch des Herstellers zur Hand nimmt. Hier wird das Gerät als Desinfizierungsgerät bezeichnet und nicht mehr als CPAP-Reiniger wie in der Werbung. Wörtlich heißt es: „Ein Patient, der PAP-Beatmung zur Behandlung einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) einsetzt, kann den SoClean zur Desinfizierung seines PAP-Geräts verwenden, falls die täglichen Reinigungsverfahren nicht eingehalten werden oder der Patient die zusätzlichen Vorteile einer gründlichen Desinfizierung seines PAP-Geräts nutzen möchte.“ (Als PAP-Gerät ist laut Beschreibung die Maske, der Schlauch und der Befeuchterbehälter gemeint.) Die weiteren Angaben im Benutzerhandbuch widersprechen dann sogar ausdrücklich den Werbeaussagen, die eine Handwäsche als überflüssig darstellen. Als erster Schritt, vor einer Nutzung des Desinfizierungsgerätes, wird im Benutzerhandbuch eine Vorreinigung des PAP-Gerätes (also Maske, Schlauch und Befeuchterbehälter) vorgegeben! Zitat: „Verwenden Sie ein wohlriechendes Spülmittel mit 4 Litern Wasser, um Ihr PAP-Gerät zu waschen (Maske, Schlauch und Behälter). Spülen Sie es dann gründlich mit sauberem Wasser aus.“ Anschließend wird in der Benutzeranleitung beschrieben, wie das PAP-Gerät mit dem Desinfizierungsgerät verbunden wird und wie es zu verwenden ist. Die Benutzeranleitung ist auf der Homepage des Herstellers für jeden einsehbar. 48 das schlafmagazin 3/2015 Fazit: Der Widerspruch zwischen Werbung und Benutzeranleitung ist offensichtlich. Das als automatischer CPAP-Reiniger beworbene Gerät entpuppt sich in der Benutzeranleitung lediglich als Desinfektionsgerät. Es ersetzt nicht die übliche Reinigung von Maske, Schlauch und Befeuchterbehälter, sondern stellt eine mögliche Ergänzung zur Desinfektion dieser Teile dar. Richtig ist die Werbeaussage, dass das Desinfizierungsgerät ohne Wasser und Chemikalien arbeitet. Das Gerät erzeugt aktivierten Sauerstoff (Ozon), durch den die Desinfektionswirkung erzielt wird. Dieses Desinfektionsverfahren ist nicht neu, sondern erprobt und zuverlässig, sodass eine Desinfektion durch Begasung von Maske, Schlauch und Befeuchterbehälter zweifelsfrei möglich ist. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob eine solche Desinfektion sinnvoll oder notwendig ist? Bei einer CPAP-Nutzung im häuslichen Bereich steht die regelmäßige Reinigung von Maske, Schlauch und Befeuchterbehälter für eine hygienisch einwandfreie Anwendung eindeutig im Vordergrund vor jeglichen Desinfektionsmaßnahmen. Der CPAP-Nutzer ist zu Hause normalerweise nur mit seinen eigenen Keimen konfrontiert, mit denen er quasi in friedlicher, häuslicher Gemeinschaft bzw. in Symbiose lebt. Anders als wenn man in einer Klinik oder in einem Heim untergebracht ist, spielen fremde krank machende Keime im häuslichen Bereich also kaum eine Rolle, weil sie im eigenen Schlafzimmer eigentlich nicht vorkommen. Selbst Wohnungsbesucher, die Fremdkeime einschleppen könnten, führt man üblicherweise nicht ins Schlafzimmer. Die Maske und das gesamte Therapiesystem nutzt man sowieso nur selber und nicht mit anderen Patienten zusammen. Eine Desinfektion ist deshalb zwar nicht grundsätzlich falsch, aber eher eine unnötige Übertreibung – abgesehen von Ausnahmen, wie z. B. bei Infektanfälligkeit des Betroffenen. Die Einhaltung der üblichen Hygieneregeln bzw. eine normale Reinigung von Maske, Schlauch und Befeuchter entsprechend den verbreiteten Herstellerempfehlungen sind für eine sichere CPAP-Therapie- anwendung nach übereinstimmender Expertenansicht völlig ausreichend. Wer dennoch „des guten Gefühls wegen“ oder bei bestimmten Indikationen eine Desinfektion durchführen möchte, sollte auf die Vorreinigung keinesfalls verzichten und zumindest das Maskenkissen mit einem geeigneten Reinigungstuch säubern. Denn Hautfette, Schweiß und andere Ablagerungen an der Maske werden durch das Desinfektionsverfahren bzw. durch die Begasung nicht beseitigt. Veränderungen des elastischen Maskenmaterials und allergische Hautreaktionen könnten die negativen Folgen sein. Die Entwicklung von Hautausschlag oder Akne wird im Benutzerhandbuch des Desinfektionsgerätes nicht ausgeschlossen. Hygiene ist ein absolut wichtiges Thema bei der CPAP-Therapie. Man kann zu wenig dafür tun, man kann es aber auch falsch machen oder übertreiben. Ein vollautomatischer CPAP-Reiniger könnte wesentlich dazu beitragen einen Hygienestandard einzuhalten. Doch so ein Gerät, das alle Anforderungen erfüllt und einem jegliche lästige Reinigungsarbeit abnimmt, ist jedenfalls bislang noch nicht erfunden. Es wäre auch zu schön, um wahr zu sein. Fragen, Anregungen, Erfahrungsberichte und Kritik zur Rubrik „Schlafapnoe-Sprechstunde“ nehme ich gerne entgegen, z. B. per E-Mail unter „[email protected]“. Besuchen Sie auch unsere Homepage „www.lvbwss.de“. Dort steht z. B. dieser Artikel zum Download bereit. Ulrich Obergfell, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg Schnarchen-Schlafapnoe e. V.
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