Ich bin bestens gerüstet - Markus Bänziger in den Nationalrat

Nationalratswahlen 33
Mittwoch, 26. August 2015
UMFRAGE
Ein Glücksfall
für unseren
Kanton
Bild: pd
Guido Wettstein, Gais
Alt Präsident Appenzellische
Offiziersgesellschaft
Bild: Stephanie Sonderegger
Markus Bänziger im Garten seines Bauernhauses hoch über Teufen. Angestellt ist er als Finanzchef und Geschäftsleitungsmitglied bei der weltweit tätigen Forster-Rohner AG in St. Gallen.
«Ich bin bestens gerüstet»
Ich kenne Markus Bänziger persönlich aus unserer gemeinsamen Vorstandszeit in der Appenzellischen
Offiziersgesellschaft und der Winkelriedstiftung. Er bekleidete dabei das
Amt des Kassiers der Winkelriedstiftung, ich meinerseits war
Präsident der Offiziersgesellschaft und der Winkelriedstiftung. Zu Markus Bänziger kommen mir spontan folgende Stichworte in den Sinn: Er ist offen,
ehrlich und gradlinig. Er spricht
Unangenehmes direkt an und
zieht Konsequenzen, er ist ein
Lösungsfinder und kein Problem-Schaffer. Es geht ihm immer um die Sache, er ist persönlich engagiert und ein Teamplayer. Markus Bänziger ist «geerdet»: Tradition, Brauchtum
und Identität sind ihm sehr
wichtig.
Markus Bänziger will Ausserrhoder Nationalrat werden. Der FDP-Gemeinderat aus Teufen gilt gegenüber
den Mitbewerbern als leicht favorisiert. Was Markus Bänziger tut, wie er lebt und denkt: Ein Porträt.
MONIKA EGLI
TEUFEN. Der Grossvater webte
noch in einem Keller in Reute,
der Vater war Briefträger in Teufen: Markus Bänziger ist nicht
mit dem silbernen Löffel im
Mund geboren worden. Das
prägt und zeigt sich heute zum
Beispiel daran, dass er als Fi-
Die Zeit in Wien war
toll und lehrreich,
aber zu Hause
sind wir hier.
nanzchef der Gemeinde Teufen
die Schulden innert drei Jahren
von 27 auf 17 Millionen Franken
reduziert hat. «Investieren ist gut
und richtig, aber dann kommt
eine Zeit, in der man die Schulden auch wieder abbauen
muss», sagt er dazu. Was er heute
ist, musste er sich selbst erarbeiten. Das fing bereits im jungen
Alter an, als er nach der KV-Lehre
ein Studium absolvieren, seinen
Eltern aber nicht auf der Tasche
liegen wollte. «Um Geld zu verdienen, habe ich deshalb noch
einige Jahre im erlernten Beruf
gearbeitet.» 23jährig hat er dann
das Betriebsökonomie-Studium
an der Fachhochschule aufgenommen.
Die praktische Seite
Wer Markus Bänziger schon
bei offiziellen Anlässen gesehen
hat, weiss, dass er sich auf dem
gesellschaftlichen Parkett gewandt zu bewegen weiss. Ihn
zeichne eine gewisse Noblesse
aus, hiess es kürzlich in dieser
Zeitung. Um das Bild abzurunden, muss dem allerdings eine
weitere Seite beigefügt werden,
die auch zu ihm gehört: Das Holz
für den Kachelofen seines Bauernhauses hackt er selber und
die mehrere hundert Meter lange
Kieszufahrt unterhalten er, sein
Onkel, der Pächter und ein
Nachbar eigenhändig – sommers
wie winters. Er mit seiner Familie, sein Bruder und der Onkel
wohnen in drei benachbarten
Häusern im Feld und in der
Spiessenrüti. Diese drei Häuser
gehörten der Familie mütterlicherseits; sie wurden alle landwirtschaftlich genutzt. «Mein
Onkel war Bauer. Mein Bruder
und ich mussten ihm oft helfen.»
Auf diese Zeit schaue er aber
gerne zurück. Hier oben, auf diesem idyllischen, aber abgelegenen Hügel mit der prächtigen
Aussicht ist Markus Bänziger
aufgewachsen. Heute lebt er mit
seiner Frau Erika und den drei
Kindern, einem Mädchen und
zwei Buben im Alter von 11 bis
16 Jahren, im Haus, wo einst die
Grossmutter seiner Grossmutter
gelebt hatte. Es ist stilvoll umgebaut, Details wie die alte Fensterform samt Vorfenstern wurden belassen, die Einrichtung ist
schnörkellos und die drei Kinder
sind allem Anschein nach sehr
ordentlich; nichts liegt herum.
Der Grossvater aus dem Vorderland, die Familie ansässig im
Mittelland – gibt es auch Banden
ins Hinterland? Tatsächlich: Die
Grossmutter war eine Stricker,
Bürgerin von Schwellbrunn.
Das zweitbeste Resultat
Seit 2012 ist Markus Bänziger
Teufner Gemeinderat mit dem
Ressort Finanzen. Genügt dieser
politische Hintergrund für ein
Nationalratsmandat? Ihm fehle
die Parlamentserfahrung, heisst
es aus den Kreisen seiner Mitbewerber. «Dafür muss ich mich
nicht rechtfertigen», sagt er. Im
Gemeinderat seien zwei währschafte Brocken auf dem Tisch
gelegen, als er das Amt aufnahm.
Schon in seiner ersten Sitzung
war die Schiesssportanlage traktandiert: Markus Bänziger wird
zugeschrieben, dass er es war,
der hier aufgeräumt hat. Aber
Auch bei einer Wahl
in den Nationalrat
bleibe ich Teufner
Gemeinderat.
auch die Dorfdurchfahrt fiel in
diese Zeit. Er hat sich im Vorfeld
der Abstimmung exponiert und
zusammen mit dem Gemeinderat die Tunnelvariante abgelehnt; das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme nicht. Mit 1565
zu 1058 Stimmen wurde der Tunnel im letzten Januar denn auch
verworfen. Und obwohl er sich
mit seiner Meinung gegen gut
1000 Einwohner gestellt hatte,
machte er bei den Gesamterneuerungswahlen im Frühling
das zweitbeste Resultat. Das
freut ihn: «Es zeigt, dass meine
Arbeit geschätzt wird.» Apropos
Bestätigungswahlen: Wird Teufen bei seiner Wahl einen Nationalrat im Gemeinderat sitzen
haben? «Ja», sagt Markus Bänziger. «Ich höre nicht ein Jahr nach
der Wiederwahl auf, das wäre
nicht anständig.» Ein Kantonsratsmandat, das auch schon thematisiert wurde, hat er nicht angestrebt. «Ich wollte explizit für
das Dorf arbeiten.» In der Familie Bänziger engagiert sich aber
auch die Ehefrau für die Teufner
Gemeinschaft: Sie ist in der
evangelischen
Kirchenvorsteherschaft und in der Dorfbibliothek tätig.
«Die Urform der Demokratie»
Um auf die fehlende Parlamentserfahrung zurückzukommen: Markus Bänziger verweist
auf die intensiven Gemeinderatsjahre, seine Auslanderfahrung, auf die langjährigen Vorstandstätigkeiten in der FDP, der
Offiziersgesellschaft, der Kunst
Halle St. Gallen, bei der WISG
(Wirtschaft Region St. Gallen)
und darauf, dass er ein Vereinsmensch sei («das ist die Ur-Form
der Demokratie»). «Ich bin für
das Amt bestens gerüstet, zudem
frisch und unverbraucht.» Auch
wie er im Falle seiner Wahl mit
Bänziger Ausbildung, Beruf, Engagements
Geboren: 1967
Aufgewachsen: Feld, Teufen
Zivilstand: Verheiratet mit der
Trognerin Erika, geb. Nagel
Kinder: Ein Mädchen, zwei
Buben, 11- bis 16jährig
Wohnort: Spiessenrüti, Teufen
Parteizugehörigkeit: FDP
Militärischer Grad: Hauptmann
a. D, letzter Kdt Stabsbttr Art
Rgt 11
Ausbildung: KV-Lehre, Studium
der Betriebsökonomie an der
Fachhochschule St. Gallen
Berufliche Stationen: 1993 bis
2010 Helvetia-Versicherungen,
2005 bis 2010 Finanzchef Helvetia, Österreich, Wien (Auslandaufenthalt); Seit 2010 Textilunternehmung Forster-Rohner
AG, St. Gallen, Finanzchef,
Geschäftsleitungsmitglied
Politische Ämter: Seit 2012 Gemeinderat Teufen, Präsident der
Finanzkommission
Vereine: Turnverein Teufen seit
der Kindheit bis heute; Jugi als
Mitglied und Leiter; Chlausen-
gruppe «Turnerschuppel», Mitgründer, aktiv bis vor drei Jahren
Vorstände: Appenzellische Offiziersgesellschaft, Kassier der
Appenzellischen WinkelriedStiftung, 1997 bis 2006; FDP
Teufen, 1997 bis 2005; WISG
(Wirtschaft Region St. Gallen) ab
2012 bis heute; IG Starkes Ausserrhoden, Beisitzer, ab Gründung 2014 bis heute; Kunst Halle
St. Gallen, Kassier, 2013 bis heute
VR-Mandate: Forster Rohner
Ltd. Suzhou, CN (eg)
der Anstellung bei der weltweit
tätigen Forster-Rohner AG umgehen wird, ist klar. Seit fünf Jahren arbeitet er dort als Finanzchef und Geschäftsleitungsmitglied. «Ich werde meine Finanzcheffunktion zurücklegen, mindestens um 50 Prozent reduzieren und andere Aufgaben wahrnehmen. Alles andere wäre ge-
Ein EU-Beitritt
ist für mich
überhaupt
kein Thema.
genüber den Wählern und meinem Arbeitgeber nicht richtig.»
Bild: pd
Bea Weiler, Teufen
SP-Präsidentin
Sektion Rotbach
Als Vertreter der Wirtschaft und
als Liberaler scheint Markus
Bänziger sich im Teufner Gemeinderat mit seinem Ressort,
den Finanzen, wohl zu fühlen. Er
ist sehr sattelfest in seinen Dossiers, kann sein Wissen und insbesondere komplizierte Finanzpläne gut vermitteln. Dass ich als
SP-Präsidentin inhaltlich mit
seiner Finanzpolitik nicht immer
einig gehe, liegt in der Natur der
Sache.
Die Jahre im EU-Land
Von 2005 bis 2010 lebten Bänzigers in Wien, wohin sie vom
damaligen Arbeitgeber entsandt
worden waren. «Wir mussten
uns innert 14 Tagen zum Wegzug
entscheiden und sagten zu, obwohl wir hier eben den Umbau
abgeschlossen hatten.» Für Bänzigers war aber klar, dass dies
ein befristeter Auslandaufenthalt werden würde, denn «unsere Kinder sollten einen Grossteil ihrer Schulzeit in der Schweiz
absolvieren.» Die Zeit in der
österreichischen Hauptstadt war
«toll und lehrreich, aber zu Hause sind wir hier». Er habe, sagt
Markus Bänziger, lange genug in
einem EU-Staat gelebt, um die
Schweiz und ihre Demokratie
jetzt umso mehr zu schätzen. Es
sei doch eine wunderbare Sache,
dass beispielsweise jede Gemeinde ihre Finanzen selber verwalten und auch selber bestimme könne, wie viel Steuern sie
erhebe. «Nein, ein EU-Beitritt ist
für mich überhaupt kein Thema», beantwortet er eine entsprechende Frage.
Die Porträts zu den Nationalratskandidaten Jens Weber und David
Zuberbühler erscheinen morgen
und am Freitag.
Bild: pd
Charles Lehmann, Stein
Vorstand der WISG
Wirtschaft Region St. Gallen
Markus Bänziger und ich arbeiten im Vorstand der WISG (Wirtschaft Region St. Gallen) zusammen. Er ist ein Mann, der Sachen
anpackt, auch wenn sie unangenehm sind. Er ist kritisch, analysiert gut, denkt sehr lösungsorientiert und handelt pragmatisch: eine offene und kommunikative Persönlichkeit. Er kann
den Kanton gut vertreten, weil er
sehr vielseitig und offen ist für
die Ideen der Bevölkerung und
auch unserer KMU, die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Er
ist eine Person mit beruflichem
Leistungsausweis und grosser
Initiative. Es ist ein Glücksfall für
unseren Kanton, dass er sich für
die Wahl in den Nationalrat zur
Verfügung stellt.
Notiert: eg